Oedenburger Zeitung, 1886. Dezember (Jahrgang 19, nr. 275-299)
1886-12-03 / nr. 277
„. « - Be MIETMWMWMAMWHq—·«--»»-:«««1s«"-«W«7«I-«WI«»-sspMAWWHWWMMHM., ET Far: x Der Zir.277 r·I«n*eitag,3.Dezember 1886. Xlx.Jahrgang. Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortbritt zur Ehr? — Behrüchten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Sa Gedrulburgerzeikun» Germars,,Eedenburger Nachrichten«.) eunn . T — fDa3 Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Prämumterafions:Preise: kr Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig 1 So te, Monatlich If. Bar Undwärth: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 7 fl., Vierteljährig 350 fl. Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme dem Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind eine Redaktion portofrei einzusenden. 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Wir haben bereits in Kürze berichtet, daß sowohl in Budapest wie in Wien Konferenzen von politischen Kapazitäten und volfswirthschaftlien Sachverständigen abgehalten worden sind, die seine andere Frage zu lösen hatten, als wieartig der für alle Theile finanziell ruinöse Zollkrieg mit Rumänien beendet werden könne, ohne daß sich Oesterreich-Ungarn dabei etwas vergibt, denn das kleine Rumänien kann doch nit verlangen, daß eine Weltmacht wie Oesterreich-Unsgarn Die ersten Friedensanerbietungen stelle. Das „Body. Tyblt.“ berichtet und über diesen Gegenstand, daß Graf Paul Szechenpyi, der dem Departement für Acerbau, Gewerbe und Handel vorsteht, und sowohl mit dem vor Kurzem in Budapest zu Besuch gewesenen Mitgliede des rumänischen Ministeriums die Grundlagen einer jhlieglichen Verständigung besprochen, als auch mit seinem Wiener Kollegen Marquis Bacqquebe in den von Seiten beider Staaten der Monarchie einzunehmenden Standpunkt prinzipiell festgestellt hatte, für sich in der Lage gewesen sei, den Wählern von Kapospor in Aussicht zu stellen, daß in Bälde der Zollkrieg mit Rumäntien ein „überwundener Standpunkt” sein werde. Es ist zwar nicht zu leugnen,daß der Rechenschaftsberichter-Exzellenz mehr den Charakter einer familiären Konversation als den einer oratorischen Leistung gehabt habe,allein dies alter it durchaus nicht den Wert der betreffenden Aeußerungen. Ohne uns also länger bei den übrigen Parthiern seiner Nöte aufzuhalten, werde die volfswirthschaftligen, kommerziellen und gemwerblichen Fragen in der Zeitdauer fast einer Stunde ganz erschöpfend behandelte,beleuchtete und die Bedenken zerstreute,die also doch,wie es scheint,auch unter den Wählern des Herrn Ministers gekeimt hatten,und ohne unseine Bemerkung über den recht populären Ton zu gestatten,welchen Graf Széchenyi als den für seine Wächter geeignetsten gehalten haben muß, begnügen wir uns mit Konstatirung der Thatfahe, das verschiedene Syndustriezweige und Handelsbranchen unseren Vaterlandes, welche durch die plönliche und m wenigstens von unseren Negierenden nicht vorhergesehene Unterbrechung beziehungsweise Erschwerung eines sehr beiräglichen Verkehrs mit Rumänien schweren Schaden gelitten, nunmehr neuen Muth köpfen und sich auf die bevorstehende Wendung zum Bejsein vorbereiten künnen. Igendwelche nähere Kunde über die offensbar zu machenden Konzessionen und im Austausch dafür zu erhoffenden Vortheile ist freilich auch der Kappspäter Wählerschaft vorenthalten geblieben. Und nah den Mittheilungen, welche der Herr Minister seinen Getreuen über die Gestaltung unserer volkswirthschaftlichen Beziehungen mit den transfarpathischen Nachbarn seit dem Auslebentreten der vor 10 Jahren abgeschlossenen und in diesem Jahre abgelaufenen Handelskonvention mit politischem Hintergrunde gemacht hat, muß er vor»ausgeregt haben, daß in Kapos vor den Zeitungsberichten über die Entwicklung der Handelsvertrags-Affaire sehr geringes Interesse entgegengesbracht worden sei, da die Nejumirung der zwischen den beiden kontrahirenden, oder richtiger nnt kontrahirenden Theilen aufgetauchten und zum Bruche führenden Differenzen sich auf zwei Momente beschränkte, Ob nun in diesen beiden Hauptdifferenzpunkten Ungarn oder Rumänien nachgeben sol, ob die von Iegterem perhorreszirte Strenge in der veterinären Mederwachung des Viehimportes einer milderen Praxis neigen kann, ob die Monarchie sich zum Verzichte auf die bedingungslose Meistbegünstigung entschliefen oder sich zum Eingehen auf die früher als unannehmbar befundene partielle Meistbegünstigung verstehen wird, hatte, Exzellenz nur gut befunden und nur anzudeuten. Ebensowenig hat er Erwähnung gethan, daß gegen die Wiederholung der seit Jahren von den rumänischen Zollbehörden ausgeübten Birationen Garantien wenigstens zugesagt worden seien. Die ungarische Geschäftswelt muß sicheljo diesbezüglich in Geduld rassen und darf nicht neus gieriger sein wollen, als die Koppspärer Wähler. Die einzige, wenn auch allgemein gehaltene, doch positive Erklärung des Neffortministere, dag Der in Bälde zu erscheinende Abschlag des neuen Handeläpdertrages auf einer für beide Theile billigen Grundlage erfolgen werde, Ft immerhin geeignet, einige Beruhigung zu bieten. . Allein es wäre vielleicht gerade zur Stärkung der Position der österreichischrungütigen Unterhändler nur unerwünscht, wenn an weiteren reifen, als den geehrten Wählern des Grafen Pau SzEerenyi Anhaltepunkte geboten würden zur Beurttteilung der neuen Stellungnahme der beiden Regierungen Dies und jene jeits der Leitha gegenüber der nunmehrigen Gesteigtheit Rumäniens zum Abschluß eines neuen Handelsvertrages. So erwünscht ein solcher auf für unsere Industrie sein mag, so darf er noch nicht um jeden Preis geschoffen werden. Das Kabinet TZika hat den Sag, daß der Gescheidtere nachgibt. Schon so oft bethätigt, daß die Befürchtung nicht unberechtigt, erscheint, e8 Seuilleton. Eine „Sclaraffen“-Fahrt nach Baden bei Wien, Gergilvert von Ent Marbadı. (Kortfegung ) Al wir den über alle Beschreibung schönen, an Größe und Glanz nur Wenige feines Gleichen findenden Pruntsaal betraten, wirbelten die Paufen, und weithin schallende Dromettenklänge vervollständigten den dreifachen Tufch, mit dem man und empfing. Die ganze Kurkapelle fiel raushend mit einem imposanten Westmarsch ein und die Ritter der „Aquae thermae“ bildeten mit ihren gezüchten Schwertern, die sich über unseren Häuptern zu einem funfelnden Dach kreuzten, ein glanzvolles Spalier, zwischen welchem hinduch wir hin zum goldstrotzenden „Throne“ schritten, wo die beiden Oberfchlararaffen, Ritter „Protest“ und „Roth dart“ und stehenden Fußes, die Hand mit Szepter und N Reichsfhmwert bewehrt, erwarteten. Im fast übergroßen, stolzen, ja geradezu wundervolem Brunfsaale waren der ganzen Länge nach vier Tafeln gedeckt, die beiden innern waren für die Schlaraffen, die beiden äusern für die zirka zweihundert Gäste bestimmt, welche sich aus der crème der Badener haute societé eingefunden hatten, nämlich Generäle, Stabsund Oberoffiziere, sowie hohe Staatsbeamte, Finanz ‚größen ‚und die vornehmsten Bürger. Den überragendsten und anmuthndsten Anblick aber bot die rings um den ganzen Saal laufende, säulengetragene Gallerie. Dort erblühte in ununterbrochener Linie ein herrlicher Damenflor, um zeigte dem trunkenen Auge eine Kollektion der gewähltesten und reizpolksten Hildinen, der 06 der Lieblichkeit seiner Frauen und Mädchen berühmten Kurortes. Dies Alles war überstrahlt vom blendenden Lichtstrom aus Hunderten von vergoldeten Schmetterlingsbrennern auf folossalen Kronleugtern und Girandolen und spiegelte sich das Lichtmeer der Gasflammen farbenschillernd in den Eostbaren Kleinodien der Damen und den funfelnden Ordensdekorationen der männlichen Alttheilnehmer. Der Saal war ringsum mit allerlei Trophäen und Wappenschildern der Ritter, mit buntfarbigen ahnen und Standarten geschmückt und zogen sich, als weitere Ornament, grüne Seltons von Säule zu Säule. Das Arrangement des Saales war somit überaus prächtig, aber auch zugleich styl- und geschmadvoll. Es war ein überwältigend schöner Antblid und das Auge wußte nir, worauf es mit größerem, staunenden Behagen ruhen sollte, ob auf dem Reichtum in der Ausstattung des großartigen Festraumes, ob auf der pompösen „Ihron“-Bistrade, oder den etwa 150 in den verschiedenen Farben ihrer Reiche ebenso seltsam, als Fostbar gerüsteten Ritter. Am liebsten weilten die Delide entschieden auf der Gallerie der Schönheiten, wo die strahlenden Damenaugen allen Glanz der Umgebung in verschönter Braht niederspiegelten und schlanke Leiber sich anmuthevoll herniederneigten, Blüthenstengeln vergleichbar, welche träumerisch ihre thaufriigen Blumentränen im goldenen Abendsonnenglanze fvielen, liegen. Soviel holder Zauber und liebreizende Anmuih erschließt ich sonst nur in Dichterträumen und die Zaubergärten der Arınida s dienen über unfern Häuptern, ringsum aufgethan zu sein, damit die trunken Augen schwelgen und die Herzen höher pochen sollten. Die Oberihtaraffen der fremden Heide teilsten sich im Halbkreis vor die Stufen ides „Ihrvs ned“ und man redete sie die fungirende „Herrliche feit"*) der „Aquae_thermae“, „Ritter Protest, der Altenwurm“ mit wohlgejegten Worten an, ihnen den Willommegruß, den ritterlichen Handschlag und den vollen goldenen Pokal zum Ehrentrunfe bietend. Er würde uns wohl zu weit "führen, wollten wir die formpvollendete und sich oft zu wahrhaft dichteriscigem Schwunge erhebende Rede der Oberschlaraffen der „Aquae thermae“ auch nur im Auszuge mittheilen, denn dann würde 08 die Billigkeit verlangen, daß wir hier auch die ebenso gehaltvollen, gediegenen und mit oratorischen Blüthen fast überreich ausgestatteten Erwiderungsansprachen der zu Saite erschienenen, schon früher in diesem Auftrage genannten Oberschlaraffen anführen ; in vieser Beziehung ist und aber das Gedägtnis denn da leider nigt treu , genug und wäre geradezu eine unverantwortliche Beichtfertigkeit auch nur einen Sag unvollständig, — eine einzige der geistreichen und überragenden Redewendungen versümmert wieder zu geben, denn gerade wie sie gewesen sind, waren sie gleichsam aus einem Gute und wirkten ohne Ausnahme zündend. Das allein glauben wir im Synteresse der in jedem Sinne würdigt gewesenen Vertretung uns jenes theueren Oldenburger „Reiches“ nicht verschweiegen zu dürfen, daß der hiesige DOberfdlaraffe : „Graf Guttenberg der Bosnias* eine uit gerittenere Eloquenz als feine Mitreoner bewies, ja fu» gar den allerbegeistertsten Beifall für die finnige. *) So wird der von Vorsiß führende Schlaraffe genannt, DE en BE re