Oedenburger Zeitung, 1889. Oktober (Jahrgang 22, nr. 225-251)

1889-10-09 / nr. 232

gi - --­­gelittivoets,9.Ok­tober 1889. ——r - s-­ s TH:-"»s’.ie»«ss«z WspnhsseerHknthi »NWW«VWWO«»«’WY--«-.’— W«V--iz·. -«-­­-s »s­­ .·«.s. -. . - »s«sank-«in';«-’««—.t,’c;’fei»’·i«ws;s « -«. Xlegsattrgang Yr.232. Gedinbuigerzeiknng Mormals,,g­edenburger Nachrichten«.) Organ für politik Haudeg Industrie und Landwirtsschaft dann für soziale Interessen überhaupt Rotte­:»Dein Fortschritt zu­­.Ehr’—Bedrü­ck­en zur Welt:’—Dei­ Wahrheit eine Gasse.« u Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen an die Redaktion portofrei einzusenden. Administrasion, Verlag und Inseratenaufnahe: Suchdrukerei ©. Nommwalter & Sohn, Srabrarande 11. WE Einzelne Nummern Rollen 5 Kreuzer. ER Bonn= oder Feiertag folgenden Tages. Wräm­merations: reife: Für Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig 2,02 fl. 50 fl., Monatlich 1 fl. 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Wir erwähnten schon gestern, freilich mit telegraphischer Kürze, in unserer Depeichen-Rubrif ‘der vom Grafen Albert Apponyi in Jäaßbe­­rend gehaltenen Nede, die an zirka tausend be­­geisterte Hörer aus seiner Wählerschaft gerichtet war. — &3 galt neben der Entwickklung des P­ro­­grammes der gemäßigten Opposition, auch zugleich den Hieb wuchtig zurück zu geben, den Herr von Tipa gegen den Grafen Apponyi und seine Bartei, in dem bekannten Trinfspruch an der Ban­­fett-Tafel zu Großwardein, geführt hat. — Wenn es Sich darum Handelt mit einem Grafen Albert Apponyi das Schwert der Rede zu kreuzen, wird jedesmal selbst ein so gewiegter Redner wie Tipa das Fürzere ziehen. Bornehnlic führt er Graf Apponyi mit zermalmender Kraft, aber auch mit unvergleichlich höherer Gewandtheit in der Arena der Gedanken, die sich für ihn viel weiter ausdehnt, als der Ideen­­kreis innerhalb welchem si Koloman von Tipa bewegt. Aus diesem Grunde eben kann auch der unenschrochene Krämpe Apponyi sich freier bewe­­gs stürmt er los, so fißt jeder Hieb und jeder sich. Tipa — so führte Graf Apponyi aus— hat si in der Wehrdebatte eine eklatante Niederlage geholt. Während die gemäßigte Oppo­­sition in derselben ruhmvoll bestand, holte sich die Regierung in den einschlägigen Verhandlungen einen­­ Schandfled. Sie sah sich von ihren Po­­sitionen hinausgeworfen, eine neue Aera begann und Herr von Tipa mußte Männer in das Sa­­binet nehmen, deren Programm in vollem Gegen­­lage zu der von ihm seit fünfzehn Jahren befolg­­ten Politik steht. Tipa irrt sich, wenn er sagt, daß die Opposition­sdiefe als Intriguanten hin­stellt, die ihren Kabinetschef stürzen wollen. Die Opposition behauptet nur, daß die neuen Mitglie­­der sich geirrt haben, wenn sie wähnten, Tipa zu sich Hinüberziehen zu künnen; eine befriedigende Lage sei nur von der Entfernung Tipa’3 zu erwarten, denn es wäre schlimm bestellt, wenn die gegentheiligen Strömungen im Kabinet durch ein Kompromiß ausgeglichen würden. „Ich bin der Meinung“ — erklärte, mit er­­hobener Stimme der illustre­n Redner — daß nur der vollständige Zusammenbruch des gegenwärtigen Systems, nur die Entfer­­nung Tipa’8 von der Theilnahme an der Mac­ht eine ganze gesunde befriedi­­gende Lüge herbeiführen künne. Der vor­­beregte Irrthum, welcher die Reformideen der die­­selben vertretenden neuen Minister befangen hält, beeinträchtigt zwar nicht meine Sympathie für sie, hindert mich aber, mit ihnen einen Weg zu wandeln Und weil ich es nicht für möglich halte, daß ein Staatsmann, der fi 15 Jahre hin­­durch in irgend ein System Hineingelebt hat, sich ändere, eben deshalb halte ich die gegenwärtige Lage für unrenf, unfertig für den Beginn der fünf­­tigen Entwicklungen, und unseren Beruf für wichtiger denn je. Auf Seiten der Regierung kämpft der Geist, der nichts mehr habt, al da Recht, der Geist der persönlichen Herrschaft, der Willkür, mit einem Worte des Korterfechrens; auf unserer Seite der Geist der Rechtsherrschaft, der Vertheidigung der Rechte der Nation. Von diesen zwei Geistern muß der eine siegen, der andere unterliegen. Herr von Tipa willig in durchgreifende Reformen, aber d­urch innere Reformen allein können die Gravamina der Na­­tion nut jank­t werden. Wir bedürfen grö­­ßerer Energie nach außen, der Geltendmachung der Rechte und begründeten Forderungen der Na­­tion auf dem Gebiete der gemeinsamen Angelegen­­heiten und besonders in der Heerespolitik. Der Ministerpräsident hat sein Glas auf jene geleert, welche die Eintracht zwischen Bürgern und Armee wollen. Damit meinte er, er habe das Glas auf sich selbst und seine Partei geleert. Darin irrt er. Nicht der Erhalter der Eintracht ist er, sondern der Urheber jedes Zwistes. Auch ich will die Eintracht zwischen Nation und Armee, aber nicht um den Preis, den hoffentlich die Nation niemal zahlen wird, daß nämlich in welchem Zweige des öffentlichen Lebens immer die nationale Indi­­vid­ualität nicht voller Achtung theilhaftig werde. Ich will die Eintracht zwischen Nation R Armee auf ständige Grundlagen ha­­b­en.“ Al Graf Apponyi endlich die mit dem Scharfen Schwerte wider Tipa erhobene Faust finden ließ, brach frenetischer Jubel auf den siegreichen Helden für seine Ueberzeugung, auf den ritterlichen Paladin seiner Partei aus. . Gewaltig schlug auch DanielJränki am vorigen Sonntag in Båkesd’rein,als er dort vor seinen Wählern den Rechenschaftsbericht ablegte. »Der Ministerpräsident verspricht Vieles und hält gar nichts,außer leider sich selber am Ruder.Er hat versprochen,daß im Staatshaus­­halte für das Jahr 1890 das Gleichgewicht her­­gestellt wird,wenn der Friede nicht gestört wird und der Reichstag Alles,was nöthig istvol ist. Der Friede wurde nun nicht gestört,trotzdem kämpfen wir noch immer mit einem Defizit.Die wichtigste Vorlage war der Wehrgesetzent­­wurf.Dies§14 und 25 desselben waren be­­sonders gravaminal Die Achtundvierziger-Partei hat die Ablehnung dieses Gesetzentwurfes beantragt und eine nationale Armee mit nationalem Kom­­mando,inter nationaler Fahne gefordert.Allein trotz aller Kämpfe gegen die Majorität un­d trotz der Unterstützung der gem­äßigten Opposition und der öffentlichen Meinung wurde die genannte Vor­­lage dennoch zum Gesetz Für die vorgekommenen Ausschreitungen ist die Regierung verantwortlich, ihre Hartnäckigkeit und die Brutalität der bewaff­­neten Macht tragen die Schuld«. | Feuilleton Graf und Bettler, oder: Die Tochter Der Deserteur2. Beit-Roman aus den jüngsten Tagen von Hans Bernauer. (Zortregung.) Barenski, wieder als Bettler gekleidet, trat­ in das Zimmer; ein höhnisches Lächeln um­spielte die häßlichen Züge des Schurken, als er lauernd nach Hofer blidte. Er sprach eben zur Thüre hinaus: „Monsieur Henri, wann soll ich die Kerzen in der Schloßkapelle anzünden? Ich denke, eine Stunde vor der Trauung ist Zeit genug?“ Hofer fuhr beim Tone der bekannten Stimme empor: „Wer spricht da von einer Trauung? Ba­­rensfi, Du hier? Wie kommst Du, der Bettler, in das Zimmer der freigen Dame ?“ „DO, die alte Gnädige wäre gestern bald toll geworden über ein vom Beftboten verlorenes Doku­­ment; ich habe es jedoch glücklicherweise wiederge­­funden und aus Dankbarkeit dafür ernannte mich die Gräfin zum wirfligen Schloßbettler! — Aber daß man sie zur Hochzeit geladen, Hofer, nimmt mich sehr wunder !“ · »Zu welcher Hochzeit?« »Sie werden doch wissen,daß ihre Frau 'nen Bräutigam hat!“ Hofer fuhr auf: „Meine Frau Bräutigam ?* , Barenzki nichte, während der tiefgetranste und gequälte Mann völlig vernichtet in die Worte aus­­brach: „Marie — mein Weib, wirklich untreu ? Oh! es ist mein Tod!“ „Unsinn!“ sprach Barenski. „Die Untreue eines Weibes ist nur ein eingebildetes Uebel, sein Mann stirbt daran — im Gegentheil viele leben davon!“ Hofer hatte sich wieder gefaßt und mit reter Stimme sprach er: „Diese Heirath kann und darf nicht stattfinden. Ich werde mein Necht geltend machen!“ „Geben Sie sich seine Mühe,“ entgegnete lachend der Bettler, „das Dokument, welches ich gestern gefunden habe, ist die gerichtliche Auflösung ihrer Ehe und die gnädige Frau wird Ihnen das­­selbe nicht zum Zerreißen geben, sondern sie hat es sorgfältig in ihrem Bortefeuille aufbewahrt, das in diesem Kasten liegt.“ Barenski wies bei­­ diesen Worten auf eine alterthü­mliche Kommode. Wie von einem Gedanken ergriffen sprach Hofer: „In diesem Kasten ?* „Sa, in­­­iesem wohl verschloffenen Kasten ! Also machen Sie gute Miene zum bösen Spiel.“ — Mit teuflischem Gelächter entfernte sich der Bettler und Hofer war sich wieder selbst über­­lassen. « »Es darf ni­cht sein!«rief er in höchster Raserei...Sie darf nicht das Weib eines­ Anderen werden! Dies Dokument muß mein werden und wenn ich es mit dem Leben büßen sollte!“ Er stürzte in wildem Zorne an den Kasten zu und rüttelte an­ der verschlossenen Thüre un­d mit verzweifelter Gewalt sprengte er dieselbe Mit einem­ Griffe hatte er das Portefeuille erfaßt und geöffnet;ein augenverblendender Anblick bot sich ihm dar.»Ha!Geld!Tausende und Tausende!«rief er, dem Wahnsinn nahe. »Die Du aber nicht behalten sollst,elender Dieb!«rief Brauser,der unbemerkt in das Zimm­er getreten war und das Gebahren Hofer’s beobachtet hatte.Er faßte diesen beim­ Arme und schrie:»Herbei, Kameraden, herbei! Ein Dieb!" Auf das Geschrei des Unteroffiziers eilten Diener herbei, auch die Gräfin, Emil und Marie kamen dazu. Mit einem Blide hatte die leitere ihrem Manne erkannt und sank ohnmächtig in die Arme der Gräfin. — Die Soldaten umringten Hofer. „Ort mit ihm, fort!“ rief die Gräfin. „Ich bin sein Dieb!“ betheuerte Hofer in höchster Aufregung. „Marie höre mich, ich wollte nur —" Aber Graf Emil fiel ihm rasch ins Wort: „Sort mit ihm nach dem Gericht." — Die Diener und herbeigeeilten Soldaten wollten Hofer paden, doch dieser stieß seine Verfolger von sich und war zur Thüre hinausgesprungen.­­« »Ihm nach!Er soll uns nicht entkommen! Wir müssen ihn haben!«rief Brauser un­d eilte, gefolgt von den Soldaten und Dienern,dem­­ Flücht­­ling nach. (Fortlegung folgt.) einen ‘ FR FE ro BB

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