Oedenburger Zeitung, 1920. August (Jahrgang 52, nr. 174-198)
1920-08-04 / nr. 176
.unentbehrlich «werbe Kleingetwerbe. "Dedenburg, 3. Aug. Die Erhaltung eines lebensfähigen Kleingewerbestandes, worunter auch der Kleinhandel verstanden wird, it ein Stüf der sozialen Mittelstandsfrage.ei der mächtigen Zunahme des Großekapitals auf der einen und der Ausbreitung der industriellen Arbeiterschaft auf der anderen Seite erweist si die Existenz des Mittelstandes: als staatserhaltender Yatter unumgänglich notwendig. Hier taucht nun die Frage auf: Sie ist es möglich, in der Zeit der gewaltigen Entwicklung der technischen Industrie das mit einfachen Mitteln arbeitende Handwerk lebensfähig zu halten? Es "wird seinem modern Denkenden Menschen einfallen, eine Lösung dieser Frage „' darin zu Juden, daß man die technische Entwicklung gewaltsam zu Gunten des Kleingewerbes zurückschraubt. Aber die Maschinen sollen den Menschen entlasten, nicht ihn zum Sklaven derselben machen, sondern ihm ein selbständiges, freies Leben verbürgen. Das Kleingewerbe it troß allen Aufschwunges, den die industrielle Technik genommen hat und noch immer nimmt, Durchaus nicht überflüssig, sondern auf vielen Gebieten lebensfähig, ja vielfach überhaupt nicht von der Technik verdrängt werden, wie z. B. die Gewerbe der Dachdecher, Pflasterer, Anistreicher, Hufschmiede un. Im vielen anderen Gewerbezweigen wieder,wo es sich um persönliche Forderungen oder Geschmachsrichtungen handelt, ebenfalls ein unentbehrlicher Faktor unseres Wirtschaftslebens. Wir nennen hier nur die Gewerbe der Schneider, Schuhmacher, Schlosser, Tiler usw. Allerdings vermögen in dieser Gruppe die Handwerker nur dann mit der Großindustrie erfolgreich zu konfurrieren, wenn ihnen die sustrellen und wirtschaftlichen Mittel der modernen Gewerbeförderung beigegeben werden. Es müüssen dem Handwerker zeitgerechte Arbeitsbehelfe gezeigt werden, er muß die Möglichkeit erhalten, Sachfurje zu bejuhen, für die Lehrlinge müssen moderne, allen Anforderungen der Neuzeit entsprechende Fortbildungs Schulen errichtet bezw. ausgebaut werden. Auch die Erritung von Meiterfurten wäre ins Auge zu fallen. Von nicht zu unterschäßender M Wichtigkeit ist die Errichtung von gewerblichen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften, ferner von Produktivgenofsenschaften. Bew. allergrößter Notwendigkeit wäre die Gründung bezw. der Ausbau von gewerblichen Kreditgenofsenschaften, welche die Aufgabe haben, die Kreditfähigkeit der Gewerbetreibenden zu erhöhen und sie mit Darlehen zu billigem Zinsfuß zu versorgen. So sehen wir, daß es unendlich viele Wege gibt, auf denen man das Kleingewerbe unterstügen und ihm unter die Arme greifen könnte. Hoffentlich bringen jene Faktoren, die hierzu berufen sind, in Zukunft der durchaus nicht zofigen Lage des Kleingewerbes etwas mehr Verständnis und auch ein klein wenig mehr Tatkraft entgegen. Der Staat würde dabei, davon sind wir fest überzeugt, nicht schlecht fahren. Nicht wenige können ist das Kleingerk Schriftleitung , Oedenburg, Denkpl. 56, Semipr. 28 Sprechstunden der Schriftleitung täglich von H—12 Uhr, * Zuscriften [und stets an die Schriftleitung und nicht an einzelne Personen derselben zu richten. Dringliche Meldungen sind uns telephonisch zu übermitteln. Einzelnummer 1K | Unabhängiges von Tagblatt Deutschiwertung Jens Mittmwoch, den 4. August 1990. Verwaltung: Oedenburg, Deäkpl. 36, Vernsprecher 19. Anzeigen und Abonnements werden In unserer Verweltung, Denkplatz 56, und In unserem Stadtlokal, Grabenrunde 72, angenommen. Schluß der Anzeigenennahme 12 Uhr mittags, an Samstagen 1l Uhr vorm, Gelangt mit Ausnahme von Sonntag an jedem Tag pünktlich um 5 Uhr nachmittags zur Ausgabe. Bezugspreise: Monatlich 20 R, "s jährlich 60 R, "jährlich 120 R, ganzjährig 240 R frei ins Haus zugestellt. Die Baflenstilstandsverhandlungen. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Wien, 3. Ang. Die „Neue Freie Presse” meldet: Nach hier aus Marschau eingetroffenen Meldungen haben die Berhandlungen über den Abschluß des Waffenstillstandes zwischen Nußland und Posen bereit begonnen. Die erste Zusammenkunft der besserseitigen Vertreter hat gestern stattgefunden. Der militärische Leiter der Maffenstilltandskommission auf Seite Polens ist General Romer, der Vertreter der polnischen Regierung u. der Unterstaatssekretär Jın [Brobleistr. * Ministepräsidium in Warschau, 3. Aug. Halbamtlic wird bestätigt, daß die polnische Mafffenstillstandsdelegation mit der bolichewitiichen Delegation auf der Straße bei Baranomwitshe zusammengetroffen sei. Die Ankunft der polnischen Delegierten wurde auf einen unerwarteten Vorfall verzögert. Als nämlich die Delegierten in einem Auto eine Brüde pa: teren wollten, zeigte es si, daß Die Brüde in Brand gesteeft worden sei; so konnten die Polen nur unter Lebensgefahr die brennende Brüde passieren. Einige Minuten nachher stürzte Die Brüde in den Flur. Gin Werhiel im polnischen Kommando. « Warschau,3.August.General Hallerbat ansielle der erkrankten ,Generalg Szeptycki da S Kimnmando der polnischen Nordostfront übernommen In einem TageSbefehl hiebt er die bravouröse Haltung des polnischen Freiwilligendetachements hervor, Denen es zu verdanken sei, daß an einigen Frontabsänkten der Ansturm der Bolschewiten nir nur aufgehalten, sondern tuch Gegenangriffe einiger Regimenter der roten Armee aufgerieben worden sind. Am tapfersten schlugen si die polnischen Freiwilligentruppen Nähe von Brody. N. 176. die Rufen schen in Lemberg eine unbestätigte Meldung. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Budapest, 3. August, halb 4 Uhr nachmittags. Wie ihr Korrespondent sreben erfährt, wurde Lemberg heute von den Neffen eingenommen. Da eine amtliche Bestätigung dieser Nachricht noch ansteht, it sie BRSRUEANE mit Borsicht BERRUUEDINEN. Brzempil soll verteidigt werden. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“) Berlin, 3. Aug. Basel: Die „Deutsche Tageszeitung“ meldet aus Das polnische Prefbüro berichtet, daß aus Lemberg und Warschau die städtischen Depots und Bauten entfernt wurden. polnischen Abteilungen haben Lemberg verlassen und sich auf Praemyst zurücgezogen. Die polnische Armeeleitung ist entschlossen, die Festung Praemyst bis aufs Aeuferste zu verteidigen. Der „Morgen“ berichtet aus Königsberg : Die polnische Regierung ist aus Warschau nach Kralus übersiedelt. Wien, 3. Aug. * sion aus Galizien abzuziehen. Nachzug der Nuflen aus Galizien? Wien, 3. Aug. Die „Neue Freie Presse“ meldet: Eine heute aus Warschau eingetroffene Depesche berichtet: Das Oberkommando der roten Armee wurde durch den Aufstand der Uscainer hinter der bolschewistischen Front diedreite des Dijestr gezwungen, die 14. und 16 Di. Die aufständischen Ukrainer beiegten Sefateninoslam und vereinigten si mit den Truppen Wrangels. der böliische. Frontbericht. Lrontbericht Warimau, 3. Aug. vom 1. August: Längs der Flüsse Pilja und Narew, bei Tyfozin ist die Lage unverändert. Südöstlich von Iyfoyin betreten unsere Abteilungen die Flußlinie der Signa bi Breit:Xitowasf, in deren Vorfeld Kämpfe stattfinden. Im Abschnitte von Brody entwicelt sich unsere Aktion für und günstig. Bei Toporoiw fielen der Stabschef des feindlichen Neiterheeres, bei welchem Operationsbefehle gefanden wurden und Kriegsmaterial, darunter die Fahne der 2. bolschewistischen Kavalleriedidition, in unsere Hände, wurden alle RB abgewiesen. Deutschland bleibt ehrlich betern. Berlin, 3. Aug. In der gestrigen Sagung der Nationalversammlung murde seitens der Unabhängigen Die Ansfrage gestellt, ob es richtig sei, daß erneute Versuche gemacht werden, um Munitionstransporte durch Deutschland nach Pozen zu senden. Der Minister des Aeußern Simons erwrderte, Das Staatsamt des Meutern weile eden Veruch, Die ehrliche Neutralität Deutschlands zu verlegen, energisch zu: tod, . Der Minister sei Der Transport arbeitern dankbar für ihre Mitwirkung bei diesem Bestreben. Unbesonnene Schritte könnten einen Krieg nach fi ziehen. Bei allen Dingen würde si Deutschland nicht als Landstnecht für in der die friegerischen Absichten der Entente benützen lassen. Die Am Sereth < Einzelnummer im 92. Jahrgang. Oesterreichs Südgrenzen. Wien, 3. Aug. In Ausführung Des Frredensvertrages von St. Germain haben die Flugoslawen, nachdem sie vorher schon Radkersburg geräumt hatten (von uns bereits berichtet. Schriftl.), nunmehr auch die ebenfalls in Steiermark gelegenen deutschen Gemeinden Spielfeld, Soboth, Glanz und Schlohberg, die nördlich der im Friedensvertrag vorgesehenen Grenze zwischen Deutschösterreich und Jugoslawien liegen, geräumt. In den vier Gemeinden kam es zu lebhaften Freudenfundgebungen über die Wiedervereinigung mit dem Mutterlande. . die Vorgänge in der Türkei. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) London, 3. Aug. „Daily Erpreß“ meldet aus Konstantinopel: Der jenige Thronfolger hat auf den Thron verzichtet und die Insignien seines Amtes abgegeben. Als Thronfolger in Prinz Selimar der Reihe. Ein Milionenbetrug. Budapest, 3. Aug. Der 3 jährige Beamte der Landes-Gewerbebanft Ivan Stefanitsch hat aus dem Schedbuch der Bank ein Blatt herausgerissen, den Chef auf eine Million Kronen ausgestellt, die Unterschrift gefälscht, das Gem bei der Oesterreichisch-ungarischen Bank behoben und it sodann mit seiner Familie geflüchtet. Die polnische Umgruppierung. Marihau, 3. Aug. Die Neuorganisierung geht erfolgreich vor id. Südlich von Brest-Litowji kämpft die 4. Armee, die sich nach ihrem Rückzuge vollständig neu organisiert hat. Die polnischen Truppen bereiten sich zur Offensive gegen die roten Truppen des Generals Budieny vor. Alle Anzeichen haffen darauf schließen, daßs die Bolschewiten ihre Truppen am Narew konzentrieren und gegen den Bug D Offensive verjagen, um sich den Weg nach Warschau zu öffnen, eine Mus der Nationalversammlung. Budapest, 3. Aug. Die heutige Situng der Nationalversammlung wurde um 10 Uhr vormittags im Beisein von 10 Abgeordneten eröffnet. bg. Alexander Szabo, der in einem Rumpfbezirk gewählt wurde, hat sein Mandat entsprechend der interparteilicher Vereinbarung niedergelegt. Auf der Tagesordnung steht die Spezialdebatte über die Hemmung der landwirtschaftlichen Interessenvertretung. Gelegentlich einer Abstimmung wird verlangt, die Beihlukfähigkeit des Hauses zu konstatieren. Es sind 28 Abgeordnete anwesend,das Haus it Daher nicht beihluß, nicht, einmal beratungsfähig, weshalb die Sikung suspendiert wird. Um 11 Uhr wird die Sigung wieder eröffnet und da niemand die Auszahlung des Hauses verlangt, wird die Beratung fortgesett. un ) - = Wer: an ni ä rt A HE ERTSTREN. ia) eh ai m DER Ei RETTET r( ii a Kae Hase BR ER PATE, i Si ar BERN ENTERREN EN ED Nr ae)