Oedenburger Zeitung, 1920. August (Jahrgang 52, nr. 174-198)

1920-08-08 / nr. 180

I · Unser Schultwesen. Dedensburg, 7. August. Wir erhalten folgende Zuschrift: Viele Lehrer mit Deutscher Mutter­­sprace, die sich aus dem belegten Gebieten geflüchtet hatten oder flüchten mußten, sind nun ohne Pfosten, ohne Verdienst. Wären unsere Sculangelegenheiten etwas besser geordnet, künnten viele dieser Flüchtlinge eine Anstellung finden. Bekanntlich gibt 08 heutzutage in der Bienzerei eine Menge Schulen, wo 150 bi 200 Tchnlpflichtige Rinder in­ einer Klasse zusammengepfercht figen und von einer Lehrkraft unterrichtet werden. Nun wird man jagen, wer wird " Ach in der gegenwärtig bewegten Zeit mit Schulfragen befassen? Ganz richtig! E83 hat aber Zeiten gegeben, die weniger, be­­wegt waren, wo Baumaterial für billiges Geld in Hilfe und Fülle vorhanden war und doch hat man sich an damals um die Schulverhältnisse nicht gekümmert. Der Bauer ist zufrieden, wenn er seine Feldfrüchte glücklich unter Dach bringt, wenn man ihm von seiner Frucht und seinem V­iehstand nichts­ wegrequiriert, er ist viel besorgt um sein Brot und seine Kinder, wenig aber um die kulturelle Zu­­kunft seiner Kinder. Unser arme Baterland befindet sich in einem Höchst bedauerlichen Zustande, aus welchem es einzig und allein durch be­trächtliche Mehrproduktion wieder lebend­ fähig gemacht werden kann. Solange aber unser Bolt in der Schule nu­­gehörig ausgebildet, dos not­­wendige Willen und Können aus derselben nicht weit fi) in das­ Leben bringt, solange wird es fi für,eine Mehrproduktion, für die Anwendung von Bunstdüngemitteln, für die Anschaffung und Einführung der er­­forderlichen Maschinen, für eine fachgemäße Drainage u. dgl. nicht begeistern und herbeilasfen und so lange wird unser Land nicht auf die Beine kommen. &3 ist eine allgemein bekannte Z Tatsache, daß die Ernten bei und in Imgarın gegenüber anderen wirtschaftlich vorangeschrittenen ändern, wie z. B. Deutschland, Däne­­mark, Holland um gut 30 bis 35 Prozent zurück sind, obwohl unser Grund und Boden nicht schlecter ist als in jenen Ländern. Die Ursache daran fahn einzig und allein in dem Umstande liegen, daß Felder und­­­iesen hier nicht so verständnisvoll und rationell ausgenugt werden, als dort. Unsere Landwirte arbeiten zwar fleißig, sind auch bestrebt auf ihren Feldern, mögl­ichst hohen Ertrag zu erzielen, allein sie huldigen zu­ viel dem Althergebrachten, dem bisherigen Wirtschaftssysteme, das­ie von ihren Eltern­­ gesehen und gelernt­­ haben und es wird auch so lange dabei­ bleibe, als das Bolf in der Schule nicht eines Besseien ‚belehrt­­ und für den ren­­tablen Wirtschaftsbetrieb ausgebildet‘ sein wird. Insolange aber in einer Schule oft 200 Kinder sind und dieselbe großenteils als Analphabeten verrafen, wird er mit der Mehrproduktion schlecht aussehen. Sonntag, den 8. August 1920. --Wsw,-xsssssikski»szkzsszwiIYIMJIJDITFJWstH»s-« .,«»s-»k-.. «.« .. -. s- ». ».·uaavhängigespotniichis Wes-stundensuiedklltleltusgitglldvosHIst-. Inschrift-n llassmisusiaschnsleltuusqsslchi Mr xrzkpkäagseksns Lartäeilkmuxizlellioth Tagblatt Deufschweflungarns­ee Uns-listi-dessUIUT VVICIIIIJQ Jesuskindes-) » « ( Gelangt mit A­usnahme von Sonntag an seaem Tag pünktlich um'AS Uhrnachmittags zur A­usgabe.­­Bezugspreise: Monatlich 20 R, "­jährlich 60 R, "jährlich 120 K, ganzjährig 240 R frei.ins Baus zugestellt. Be en allen Einzelnummer­n » · Einzelan Nr. 180. 52. Jahrgang: die Getreidepreise. (Drahtbericht der „Oedenburger Zettung“.) Budapest, 7. Aug. Ministerpräsident Telefi erklärte heute im Klub der Re­­gierungspartei, daß die Entscheidung über die neuen Getreidepreise noch nicht getroffen wi­rde und daß diese Frage deshalb so schwierig zu lösen sei, weil der Staat die Differenz zwischen dem Anschaffungspreis und Vek­aufspreis nicht tragen könne. Zurzeit betrage die gesamte direkte Ein­­nahme des Staates 760 Millionen Jo­­nen. Die Deckung der Differenz des Ge­­treidepreises allein würde sich auf 600 Millionen Kronen stellen .­ die Grundreform. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Budapest, 7. Aug.­­ Die Gejeßed­­vorlage über die Bodenreform wird in der nächsten Woche der Nationalversammlung zugeben: Zu gleicher Zeit. hiemit erfolgt die Rekonstruktion de Kabinetts, im dem Stefan Szabo (Nagyatad) das Aderbau­­ministerium übernimmt. Das Ernährungs­­ministerium sol al3e solches aufgelassen, beziehungsweise in ein Ernährungsamt umgestaltet werden, an dessen Seite eine Fachautorität gestellt werden sol. Schon wieder ein Waffenraub. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Graz, 7. Aug. In der Nacht vom 4. auf den 5. d. M. wurden von bisher unbemannten Zivilisten 400 bis 500­­ Ge­­wehre aus dem Depot in Hartberg ent­­wendet und auf einem Kraftwagen wegge­­führt. Der Kraftwagen wurde von einem Unternehmer unter der V­orspiegelung heraus­­gelobt, daß er für die Landesregierung angefordert werde. 1 K 1 RK | Huch der Gegenkonzert hört auf! Eine Erklärung Zelel­s. (Drahtbericht der Budapest, 7. Aug. „Oedenburger Zeitung.) Ministerpräsident Telefi teilte Sour­­nalisten mit, die Regierung habe vom Wr.­Neustädter Boykott­­komitee im Wege der ungarischen Grenzbehörden die Verständigung erhalten, daß der Boykott eingestellt würde. Der Ministerpräsident betonte, die ungarische Regierung künne mit dem Boykottkomitee als solchem nicht verhandeln; er kürne nur als Privatmann sagen, daß Ungarn sofort den Verkehr denn, der Gegenbohnfott Ungarns mit Oesterreich aufnehmen­­ werde, werde mit der Aufhebung des Bopforts automatisch aufhören.­­ Inzwischen müssen aber einige schiwebende Fragen mit der österreichischen Regierung geregelt werden und zwar muß Die ungarische Regierung die Zusicherung erhalten, daß die in Oesterreich zurücgehaltene Kohle sofort weiter­­geschieft werde und Ungarn feine Pot bekomme. * Wiederaufnahme Des Telegraphen­­veriehtes. Budapest, 7. Aug Nach einer M Wiener Nachricht wird dort von heute an­ der Telegrammverkehr nach Buda­­pest wieder aufgenommen. * Budapest, 7. Aug­ust. Der Tele­­grammverkehr zwischen Budapest und Wien wurde wieder aufgenommen. (Wir fragten unter Bezugnahme auf diese Meldungen beim Oedenburger Rost- und Telegraphenamt an, ob­­ man bereits nach­ Oesterreich telegraphieren könne, was mit der Gegenfrage beant­­wortet wurde, woher diese Meldungen gekommen seien, da in hieramtlichen Kreisen noch nichts davon bekannt sei. Mir werden traten, noch im Laufe des heutigen Tages genaue Auskunft vom Dedenburger Telegraphenamt zu erhal­­ten und werden das Resultat im unserer Geschäftsstelle (Grabenrunde Nr. 72, Telephon Nr. 6), die auch morgen vor­­mittag geöffnet ist, aushängen. Die Schriftleitung.­ Die Grhhweizer Arbeiter gegen den Bopfort. (Drahtbericht der „Dedenburger Zeitung“.) Zürich, 7. Aug. Die schweizerische „Telegraphen: Information” meldet: Drei­­mal hat in den legten Wochen die schweize­­rische Arbeiterorganisation die Einstellung des Boykotts gegen Ungarn urgiert, nach­­dem sie selbst niemand an dem Boykott teilgenommen hat. Nunmehr erhielten die Schweizerischen Genossen die Zusicherung, daß der Bonfott am Sonntag sein Ende erreicht. I * Die Gründe der Aufhebung des Bonfotts. _ (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Wien, 7. August. Im der gestrigen Situng des Kreißarbeiterrates unterbreitete Abgeordneter Forsimer einen Bericht wegen des Abbruches des Boykotts und erklärte, der Boykott­ müsse, wegen der Nichtbeteiligung der Arbeiterschaft der Na­­tionalstaaten abgebrochen werden. us­ ter­­eichsbertreter und die Arbeiter. Dedenburg, 7. Aag. Wir brachten­­ laute folgen und möchten nur noch dem bereits gestern die hochbedeutsame Nede, die der Neidhöperweser an die bei ihn erschiene­­nen Führer der ungarischen christlichnatio­­nalen Arbeiterschaft richtete. Infolge unseres Einspruches hat die Staatsanwaltschaft wo gestern den vom ihr, wie und heute mitgeteilt wird, irrtümlich beschlagnahmten Teil der Rede des Neichdverwesers freigegeben, doch war die­ Auflage, als diese Verständigung eintraf, leider schon ausgedruckt. Wir Lasfen daher diesen ungemein wichtigen Teil der Rede des Neichdverwesers, die davon zeugt,­­ daß er sich der Wichtigkeit einer gerechten Lösung der sozialen Frage vollkommen bewußt ist, nachstehend im vollen Wort: MWnnsche Ausdruck verleisen, daß auch alle anderen Faktoren unseres Vaterlandes ehestens ich diese von hohen sozialen Ges­rechtigkeitafinn getragenen Anschauungen de Neicheverweierd voll und ganz zu eigen machen. Der Neichdverweier sagte: „Die Zeit wird kommen, denn sie muß kommen, wo das­­Bermögen, das Kapital im Dienste jener stehen wird, die es mit schweißtriefender Arbeit geschaffen haben.“ So die Worte unsered3 Reichsverwesers. Ihnen etwas hinzuzufügen, ließe ihre Wirkung abschwäcen. EIE ! Die Polen reisen nach Minsk, (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“) London, 7. Aug. Die­ polnische Friedensdelegation it am 4. August nachmittags nach Minsk abgereist. T vH a England blodiert Nubland. London, 7. Aug. Die englische Admiralität hat dem Flottenkommando den Befehl gegeben, die Blocade gegen Rukland sofort durchzuführen. BE RE N Nahpebadn le sie Bl­ae x; I Ri ae Fr­ea De am Friedrich wird ausgeliefert. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Budapest,7. Aug. Gestern nachmittag hielt der Immunitätsausschuß der National­­versammlung eine Situng ab, in welcher das Auslieferungsbewehren der Staats­­an­waltschaft bezüglich Stefan Friedrichs beraten wurde. Friedrich wird wegen dringenden Verdac­htes der Anstiftung zur Ermordung des Grafen Tipa von der Staatsanwaltschaft verlangt. Nach langer Debatte beschloß der Immunitätsausschuß, dem Blenum der Nationalversammlung den Antrag zu­­ stellen, daß dem Aus­­lieferungsbegehren der Staatsanwaltschaft stattgegeben werde. Abgeordneter Somogyi wird dem Hause ein Minderheitsvotum unterbreiten, worin erklärt wird, daß das Auslieferungsbegehren der Staatsanwalt­­schaft formell nicht den Anforderungen entspricht, weshalb man darüber zur Tagesordnung übergeben solle. . Abbruc­her Verhandlungen ? Berlin, 7. Aug. Aus Stocholm wird gemeldet, daß die ruffiische Negie­­rung der Funkspruch mitteilte, daß die Verhandlungen mit Polen abgebrochen wurden. ran 3 re sss —.·«« «si-««»(x.«-:«-s.....«..-.«.-­­sv «­­--«S .«..­­ ’.«"­­- - . «­. - .·-’—-—« ..—--—’«-«­­. - - - .-..".-«-.­­-"«..·s . .-«...­­- -·.,s..-.­­-»­­- «.-O-... a 4 sk­­A e 4 4 . .-»i-...«-.-..-—-...-­­...·z».«.-.-.-.4-» -..-s--i - . «»«­­.«..«."­­

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