Oedenburger Zeitung, 1920. September (Jahrgang 52, nr. 199-223)

1920-09-16 / nr. 211

· > Sprechstunden der Schriftsetzung Hiziih Ban 2 Car, Sujärn­en Pad Pen an Sie Sh­iäriiwug sad may an einzelne Personen Gerjelden zu Fichten. Irtsgii­s Wedungee­n ae uns mirzseniih am überwince pr. al. Berwallane, Uchsudurg, Deidst, 96, Vernfzrader 9, Buzeigen und Abonnsmerg werden in unserer­­ are Wwatung, Deikr­asz AU, ums in enserem Sıadılakai, 2 adrerunds 72, angenommen. Schiub der Anzeigen sazsches 1] Ur­­ misaga au’ bumsiagee Il Übr vorm, Gelangt mit Ausnahme von Sonntag an jedem Tag plinktlich wm ",5 Uhr nachmittags zur Ausgabe. Bezugspreise: Monatlich 20 R, Ys jährlich 60 R, "jährlich 120 R, ganzjährig 240 R frei ins Haus"zugestellt. donnerstag, Den 16. September 1920. 92. Jahrgang. das Urteil im Zihanrozek, Sztanyfonsti und Dobs zum Tode verurteilt. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“) In Prozesse gegen die Mörder des Grafen Tipa wurde heute das U­rteil des Divisionsgerichtes bei­ Albert Hüttner wurde zu 15 Jahren Zuchthaus, Tibor Sztanyfopstfi und Stephan DobH d. 3. zum Tode durch den Strang und Eugen Bago- Wilhelm zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, Budapeift, 15. Sept. findet. . Aus der Nationalverfammliung. das Expose des Finanzministers. — 10 Milliarden Defizit. (Draptbericht der „Oedenburger Zeitung“) Budapest, 15. Sept. Finanzminister Baron Koräampi hielt in der gestrigen Nationalversammlung eine große Rede, in der er sich eingehend mit der wirtschaft­­lichen Lage de Landes befaßt und die Richtlinien seiner Finanzpolitik klarlegt. Das von ihm­ unterbreitete Budget weit ein Defizit von beinahe 10 Milliarden Kronen auf, eine Ziffer, die den Ernst der Situation in vollem Maße zeigt. Der Minister führte aus, daß es wichtig sei, die Ausgaben des Staates zu reduzie­ren und die Einnahmen zu erhöhen. Der Grund lag, wie ihn Gaston Gadl vertreten habe, daß nämlich die über­­flüssigen Beamten kurzerhand entfernt wer­­den sollen. Sei nicht richtig, weil der ungarische Staat allen seinen­­ Verpflig­­tungen ehrlich nachkommen müsse. Der Minister sprach den weiteren über Die Kriegsgewinne, über die Finanzlage und den inneren Frieden und sagt unter an­­derem, eine gute Finanzpolitik könne nur auf der Grundlage einer guten inneren Politik betrieben werden. Die verschiedenen Gesellschaftsflaffen dürfen sie nicht weiter bekämpfen, Handel und Industrie müssen wieder auf die Füße gestellt werden. Gaston Gaal ruft da­­zwischen: „Der Freihandel!” Finanz­­minister Koranpt: „Der Freihandel ist allerdings der Endzweck, aber vorerst müsse eine Lage geschaffen werden, die den Ueber­­gang zum Freihandel ermöglicht.” Der Finanzminister führt Hierauf aus, daß er sich bereits mit der Absicht getragen habe, seine Demission zu geben, bloß auf Ueber­­redung sei,er auf seinem Plage geblieben. Die Gründe hiefür habe er im einer ges­­chlossenen Sigung dargelegt. „Zatsache it.“ fuhr er fort, „daß mein damaliges Finanzprogramm nicht zur Durchführung gekommen ist.” Er habe die Ausgaben mit 14 Milliarden, die Einnahmen mit 10 Miliarden Kronen präliminiert. Das Defizit wäre durch dem geplanten Getreide­­export gedecht worden. Er iied darauf hin, daß der Aufs­tand unserer Baluta nicht nur von wirtschaftlichen, sondern auch von politischen Umständen beeinflußt werde. Unter den vielen politischen Fehlern figuriere der finanzielle Defaitismus. Der Minister erwähnt Hiebel die Warnung: de Reiche eines Abgeordneten vor der Geld­­abstempelung. Er will­­ aber den Namen des betreffenden Abgeordneten troß Auf­­forderung des Präsidenten und der übrigen Abgeordneten nicht nennen. Hierauf wird die Sigung geschlossen. WE­BR­­ Abbruch der englisch-russischen Verhandlungen. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung.) London, 15. Sept. In einem an verschiedene Parlamentäre gerichteten Schrei­­ben sagt Kamene­w, daß die von Lloyd George gelegentlich seiner Abreise abges­­ebene Erklärung dem Abbruch der russisch­­britischen Verhandlungen gleichkomme. Sha= menem wendet fi gegen die Beschuldi­­gung Lloyd Georges, der ihm bormwirft, das er beständig daran gearbeitet habe, die Verhandlungen zum Scheitern zu bringen. as Bollsgemeinschaft — Arbeitsgemeinschaft. Aus: Richtlinien deutscher Politik. l­. Die Bollagemeinschaft ist zunächst und vor allem eine Arbeitsgemeinschaft. Aus der Zusam­menarbeit aller entsteht der­­ Ertrag der Volkswirtschaft, aus dem wie­­der alle ihre Bedarföderung erhalten. Dies gilt für jede Art näglicher und not­­wendiger Arbeit, fü­r die Arbeit des Bauern, des Handwerfers, des Fabrika: oder Trans­­­­portarbeiterß ebenso, wie für die Arbeit des U­nternehmmers, des Ingenieurs, des Lehrers und Beamten, des Arztes und Rechtsanwalt­es, des Soldaten, des Prie­­sters, Gelehrten und Künstlers. Sie alle tragen dazu bei, den Ertrag der B­olfd­­wirtschaft hervorzubringen oder für seine Hervorbringung und Sicherung die not­­wendigen Vorauslegungen durch Schuß der Rechtsordnung, der Volfsgesundheit, durch Erziehung usw. zu Schaffen. Unsere auf der Arbeits- und Berufsteilung aufgebaute Wirtschaft stellt den engsten Zusam­menhang zwischen allen Angehörigen der Volkswirt­schaft her. Weil jeder für die Bedürfnisse der anderen tätig ist, sind alle aufeinander angewiesen. So entwicklt er die Arbeits­teilung, desto enger die Arbeitsgemeinschaft. Der Individualismus aber macht, statt die Menschen zu gemeinsamer Arbeit zusammen­­zuführen, an der Wirtschaft einen Kampf der Menschen untereinander. Deshalb wird er dem Wesen der Wirtschaft nicht gerecht. Die Wirtschaft ist eine Arbeitsgemeinschaft der dur­ die Volkswirtschaft miteinander verbundenen Menschen. Sie wird darum ihre Aufgabe nur dann erfüllen können, wenn das Bewußtsein der Arbeitsgemein­­schaft wieder lebendig wird. Der gefährlichste Feind der Arbeits­­gemeinschaft ist eine ungerechte Ein­­kommendverteilung. Für die Ge­­samtheit werden Opfer nur gebracht, wenn sie von allen getragen werden. Die geistige und körperliche Arbeit ist nun das Opfer, und zwar das einzige Opfer, daß der Mensch im­ Dienst der Gemeinschaft zu leisten hat, um den Ertrag der Volkeswirts­­chaft hervorzubringen und zu sichern. Da­­dur­ wird die Arbeit zur sittlichen Pflicht. Diese Pflicht wird aber nur dann willig erfüllt werden, wenn die Last und der Borteil des Opfers sich auf die Arbeits- Ippen gerecht verteilt, wernn jeder Arbeits­­fähige Arbeit leistet und der Anteil des einzelnen am Ertrag der BollSwirtschaft seiner Leistung entspricht. (Prinzip vom Reistung und Gegenleistung.) Mit dieser Forderung ist die bestehende Einkommens­­verteilung in Widerstreit. Sie ist ungerecht, denn unsere Rechts- und Wirtschaftsordnung iringt auch das arbeitslose Einkommen und mühelose Gewinne, die ihrem Empfänger einen Anteil am Ertrage der Bollswirtschaft ohne eigene Leistung verschaffen. Damit wird das Gerechtigkeitsprinzip von Leistung und Gegenleistung doppelt verlegt. Denn der Empfänger arbeitslosen Chrfonmmend ist der Nötigung, selbst Arbeit zu leiten, enthoben, während­­ er andererseits dur­ den Anteil, den einen Ertrag der V­olfdwirt­­schaft erhält, den Anteil der Arbeitenden schmälert. Wir anerkennen, daßs die geistige und körperliche Arbeit das einzige dem Menschen­­ im Dienste der Vollawirtschaft auferlegte Opfer und daher auch die einzige Leitung ist, die nach dem Prinzip von Leistung und Gegenleistung Anspruch hat, an dem Ertrag der Bollswirtschaft beteilt zu wer­­den. Wir anerkennen, daß die verschiedenen Formen des arbeitslosen Einfom­mens und der mühelosen Gewinne (Spekulations- und Konjunkturgewinne) umverdient sind und den Anspruch der Arbeit auf den vollen, ungeschmälerten Anteil am Ertrag der Bolkewirtschaft verkürzen. Wir betrachten aber die Deutung, die die Sozialdemokratie diesen Tatsachen gibt, und die praktischen Folgerungen, die sie daraus zieht, als völlig verfehlt. Die Mehrwerttheorie der sozialisttischen Lehre sucht den Ursprung des arbeitslosen Einkommens ausschließlich nur in der Gütererzeugung, und zwar in der Beziehung zwischen Arbeiter und Unternehmer... Der Kapitalzind ist nach dieser Lehre dem Arbeiter vom Unternehmer abgepreßt. Das Vek­ommen zahlreicher Fälle von Aus­­beutung des Arbeiter in der Industrie al Iteinegwegs in Abrede gestellt werden. ‚Allein die allgemeine volfswirtschaftliche | Gm­einung­­ des Zinses läßt­ sich auf die | Ausbeutung des Arbeiters nicht zurücführen. Auch in Betrieben, die ihre Arbeiter gut bezahlen, verzinst sich das Kapital, und auf zahllose Geschäftszweige, wie den Handel, die Güter, insbesondere die Wohnungsvermietung, das Verfehrtwesen, das Bank-, Börsen- und Versicherungs­­geschäft usw., ist Die marristische Mehrwert­­theorie überhaupt nicht anwendbar, obwohl diese Geschäftszweige zusammengenommen bei weitem mehr Kapital als die S­ndustrie ver­wenden und das Kapital doch auch­ Hier sind trägt! Nicht aus der Beziehung am­tischen Unternehmer und Arbeiter, sondern aus der Beziehung zwischen Kapitalisten und Verbrauchern ventspringt der Zins­­gewinn. Demzufolge ist der Zins sein Lohnabzug, sondern ein Preisaufschlag. Beim Verkauf seiner Arbeitskraft wird das werktätige Volt nicht notwendig benach­teiligt, wohl aber beim Einlauf der be­nötigten Ware. Es bezahlt im Preis der Ware mehr, als dem Wert der in der Ware stehenden Arbeit entsprich. Darum kommt es nicht so sehr auf die gerechte Aufteilung des Ertrages der einzelnen Unternehmung,­ondern vielmehr auf die gerechte Verteilung des Ertrages der Bolfswirtschaft an. Nicht mit dem „Recht auf den vollen Arbeitsertrag”, sondern mit dem „Recht auf den vollen Anteil am Ertrag der Bon­dwirtschaft” wird die gerechte Güterverteilung verwirk­­licht. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es nicht der Zerstörung unserer Wirtschafts­­ordnung, wodurch nur unabsehbares Unheil über unser Volt heraufbeichtuoren würde. Das Ziel kann auf dem Boden der gelten­­den Wirtschaftsordnung dur eine ziel­­bewußte und unbeu­gsame Cintonmends­politik erreicht werden. (Davon in einem späteren Auffag. Die Schriftleitung.) Damit ist unsere Stellung zur sozialen Frage gekennzeichnet. Wir betrachten die von der Sozialdemokratie an der bestehen­­den Einkommensverteilung geübte Kritik als­­ begründet; nr lehnen jedoch ihr positives Programm, den sozialistischen Staat, als undurchführbar und aussichtslos ab. Wir befennen und grundläglich zur privatwirtschaftlichen Produktionsorgani­­sation; wir fordern aber einschneidende Maßnahmen‘ zur Behebung des unseder Wirtschaftsordnung anhaftenden Unrechtes. Wir sind gegen jede Klasssenpolitis,­­­ sowohl im bü­rgerlichen wie im sozialisti­s­chen Sinne. ·­­ Bulgarien und die „Kleine Entente”. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Bart, 15. Sept. Nach Meldungen der hiesigen Blätter soll sich der bul­­garische Ministerpräsident Stambulissi nach Wien begeben und sodann nach Prag­­weiterreisen. Diese Neffe gilt den Ver­­handlungen wegen des Eintrittes der Bulgaren in die „Kleine Entente”. as Der hungernde Bürgermeister, Sein Tod bevorstehend, (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Bari, 15. Sept. Aus London wird gemeldet: Der Bürgermeister von Cork wurde gestern von einem seiner Freunde besucht,­ der bei seiner A­üdkehr aus dem Gefängnisse erklärte, daß Mac Swiney sich, von zwei Schwestern umgeben, in Agonie befinde. Die Regierung hat in Er­­wartung des Todes des Bürgermeisters Maßregeln ergriffen, um den Ausbruch von Unruhen zu verhindern. us Ins Neid D’Annunzions. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Rom, 15. Sept. Die „Tribunia” ver­­öffentlicht eine aus Fiume datierte Meldung de Blattes „Orfine”, wonach die Truppen d’Anningstod die Inseln Arbe, Cherio und Veglia belegt hätten und von der Bevöl­­­kerung mit großer Begeisterung aufges­nommen worden seien.

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