Pester Lloyd, Februar 1854 (Jahrgang 1, nr. 27-49)

1854-02-26 / nr. 48

die Türkei stände sie ein unabhängiges Land nachdem wir sie gerettet, Daß sich selbst überlassen. Aber die Pest,25.Feber­. Die politisch­e Au­fregung,die zwischen Paris,London,Konstantin­opel und Petersburg ihr Echo sucht und findet,klingt weit herüber bis in die tiefsten Sch­ichten unserer Gesellschaft.Die Frage,oeriege der Frieden, drän­gt sich in alle Kreise,selbst dorthin,wonach die geographischen Begriffe fehlen,um die Großmä­chte dah­in einzurahmen.Von der Börse bis auf den Dorfmarkt hinab führt man den Impuls der politischen Kraft,und ohne zu wissen-was die Westmächte wollen,wasNußlativ versagt,was Oesterreich vermittelt,drehen sich Handel un­d Gewerbe um die magnetische Natur des politischen Momentes.Woher dieser Eifer fü­r die Tagesfrage bei Leuten­, die davon kaum klare Begriffe haben,weil die wirthschaftlichen Interessen des ga­nzens Landes davon empfindlich berührt werden,weil ein instinktives Gefühl durch die Massen geht,daß alle Produktions-und Konsum­tionser­­zeugnisse damit im engsten Zusammenhange stehen.Dieseinen Beziehungs­­fäden der Kultu­r verbin­den­ so fest alle sozialen Elemente Europa’s,daß keine Störung in einem Theile ohne Einfluß auf den andern bleiben kann. Aus dem Getreidem­arkt,im Kolonialwaarenhandel,in der Schafwollerzeu­­gu­ng,ist allen Industriezweigen,von der Branntweinerzeugung bis zur Seidenfabrik,fühlt man un­ter den mannigfachen Formen­ des gesteigerten Bedarfes,des Agio«s,der Spekulation­ und des verminderten Absatzes,den Einfluß einer unbehaglichen Störung gewohnter Verhältnisse,und das Be­­dürfniß,übers Ursache und Verlauf derselben unterrichtet zu werden.Land­­karten,Börsen­-Kursberichte und politische Zeitungen sind interessante,fast unentbehrliche Dinge fü­r Leute,die sonst nur in den engsten Begriffen ihres Geschäftes eingeschlossen waren,sind theilweise selbst Barometer für rein ökonomische Unternehmungen.Das schwarze Meer bis nach Batoum hin­­auf,der Brief des Kaisers Napoleon,die Reden­­it englischen Parlamente, die Aeußerungen der»Oesterreichischen Korrespondenz«werden erst sorgfältig untersucht,ehe man einen Lieferungsvertrag für Spiritus,Schafwolle oder Getreide abschließt.Jede große Begebenheit,die von Osten oder Westen die Welt überrascht,macht sich wie eine elektrische Vibration fühlbar bis in die kleinsten Theile der ganzen Volkswirthschaft.In solchen Momenten­ stellt sich unverkennbar scharf heraus,was man im normalen Verlauf des Staats­­lebens so leicht übersieht,daß die Politik das großeNad des Staates ist,das alle anderen Räder und Mädchen schneller oder langsamer bewegt. Was wir jedoch jetzt als eine Störung empfinden,d­as sich­ wie ein Alp unserer Gewerbswelt süchbar mach­t,kan­­­ sich im Verfolge als unschätzbarer Vortheil herausstellen.Für Oesterreich steht ein Gewin­ min­ Aussicht,groß genug um fü­r die Schwankungen des Augenblickes zu entschädigen.Die Folgen des großen Kampfes,den die Welt seit lange fürchtet,und der,wie es sich einhfaum mehr aufgehalten werden kann,lassen sich n­­chterrathenz ab­er es ist nicht als wahrscheinlich­ daß die­ Freiheit des schwarzen Meeres und der unteren Donau daraus hervorgehen werde.Diese Frage hat fü­r Oesterreich vitales Interesse,es knüpft sich daran eine große Bedingung sei­­ner Zukunft und seiner weltgeschichtlichen Mission.Soweit die Situation eine übersichtliche Deutung gestattet,wird sich Oesterreich,das in der gegen­­wär­tigen europäischen Frage die größte Rolle spielt,das durch seine Neutralität die Westmächte bisher zur Unthätigkeit gezwwun­gen,und durch seine ver­­schiedene Stellung die raschere Entscheidung veranlaßt,den Einfluß auf die untere Donau nicht entziehen lassen,wenn­ sich Gelegenheit bietet,darüber zu entscheiden,ob die Mündung eines Flusses,der seiner ganzen Bedeutung nach ein österreichischer ist,noc­­ länger fremden Gesetzen­ ü­berlassen bleiben soll. Gelingt dieses, so wird der Handel und die Schifffahrt, befreit von Sesseln, die sie fest ungeduldig tragen, der natürlichen Entwickklung folgen, und in ihrer Rückwirkung auf die Wohlfahrt der ganzen Monarchie von Neuem beweisen, daß eine erfolgreiche äußere Politik die sicherste Stüße der inneren Entwickklung eines Reiches ist. Die orientalische Frage vor dem Parlament. Unterhausfibung am 20. Feber. Wir haben aus dieser Ge­­ltung bereits auf telegraphischem Wege berichtet, daß Lord Ruffell die Erklä­­rung abgegeben, die Regierung habe nur die Ueberwachung, nicht aber die Blo­­dade der russischen Häfen anbefohlen. Hierauf beginnt wieder die vertagte De­­batte über die Slotten-Voranschläge, Bobden: ich ergreife das Wort, weil ich selbst nach der Nede des evlen Lords (F. Ruffel), deren Laut mir wie Kriegsgetöte ins Ohr drang, noch immer nicht weiß, wie wir eigentlich siehen. Man hat uns so gegen Rußland aufgesta­­elt, daß wir diesen Kampf als die Folge eines ung­angethanen Schimpfes be­­trachten und den Ursprung dieses erbärmlichen Haders ganz vergessen. Man ver­­gißt, daß im Jahre 1851 ein gewisser Herr Lavalette in Konstantinopel erschien und uns durch den energischen Ton unangenehm berührte, in welchem er die Näch­­erstattung der Heiligen Orte beinahe eben­so barsch verlangte, wie Das später Der Fürst Menzifoff that. Dieser Herr Lavalette vertrat die französische Republik und er war es, Der zuerst den Status quo störte, Man hat nns gesagt, Branfreich habe evelmüthig von seinen Forderungen Abstand genommen. Darum ist es nichts­desto weniger wahr, daß Branfred­ die Ruhe Europa’s zuerst gestört hat. Es er­­füllt mich mit Schmerz und Widerwillen, wenn ich sehe, wie wir nach 7- bis 800jähriger Herrschaft des Ch­ristenthums in den Krieg rüden und die Welt in Strömen Blutes ertränken­, nicht für das Christenthum, sondern für den moha­medanischen Glauben.­­Oh!oh! Die Pforte Hat sich ge­weigert, allgemeine Bürgschaften hinsichtlich der Heiligen Stätten zu geben, und hat eine von den vier Meftmächten aufgelöste und von Rußland gebilligte Note verworfen. Das sind Thatradjen, und es fragt ih­n um, ob es Flug und weise war, der Türkei die Nicht­­unterzeichnung dieser Note anzurathen. Was will Rußland? In der Türkei ein­schreiten, wenn es ihm gefällt, wie wir das in Brasilien wollten. Man sagt, wir wollen die Unabhängigkeit der Türkei aufrecht­erhalten , allein sich nicht mit ist, von einem türfischen Fortschritt für sinnlos, indem sich selbst hätte sichern künnen, es fragt sich, z. B. so da, wie Preußen in einem ähnlichen Falle, so fünnten wir sie, der Türfer wird stets des Beistandes gegen ihre eigene Regierung bedürfen. Im vorigen Jahre wies Lord Glarendon zweimal Lord Stratford an, dem Sultan die lebhaftesten Vorstellungen wegen seines abscheulichen Regierungssystemes in Bezug auf die Christen zu machen. Was sol nun das Bündniß zwischen zwei Ländern bedeuten­, deren eines vom anderen die Abschaffung seines Geiegbuches, nämlich des Korang, verlangt? 34 würde mich nicht im Geringsten über einen Aufruhr ver Hriftlichen Unterthanen der Pforte wundern. 34 habe nicht weshalb etwas gegen Die Türfen,, weil sie Mohamedaner sind, aber ich behaupte, Daß die Majorität in der Türkei Hriftlich ist, und wenn Rußland in die Türfei einfällt, so wird er ung nichts helfen, daß wir 50000 Mann in den Orient fenden. Wir werden vielmehr unverrichteter Sache abziehen müssen. Die Masfe der Bevölkerung gegen ung haben. Zevenfalls hoffe ich, daß die Truppen, welche wir abfinden, Grundlage der Nichtintervention treu bleiben werden. Cobven verbreitet sich dar­­auf über die Mißregierung der Ottomanen, welche sowohl die griechischen als Die mohamedanischen Unterthanen der Pforte in den Staub trete; fchritt unmöglic mache , zeigt, daß Wäre der Handel mit Rußland dreimal so große Wichtigkeit für das Land habe, wie der Handel mit der Türkei. Endlich könne er nicht begreifen, wie man Rußland paden wolle, wenn der größte Theil Europa’s neutral bleibe. Stehe, wirklich nach Lord 3. Ruffell’s Behauptung das Wohl der ganzen Welt auf dem Spiele, so würden wohl die der Gefahr Nächsten den ersten Schlag führen. Kurz, der Redner kann sie mit dem Gedanken eines Krieges gegen Rußland nie und nimmer befreunden und glaubt, die Regierung würde am besten thun, ihre Zu­­flucht zur Wiener Note zu nehmen. (Höhnisches Gelächter.) Er sehe seinen Grund Dagegen. (Gelächter) Die Note wahre die Ehre des Sultans, weil sie nicht Menzikof’s Note, sondern die der vier Mächte sei, und England Füme sehr wohl sagen. Wenn die Türkei diese Note nicht annimmt, so nehmen wir unser Beisprechen zuzüg, ihr materiellen Beistand zu leisten. Man weil wir der Regelung innerer Fragen befasfen,, sondern dem die Pforte morsch und dem Sturz nahe sei, und mag England, indem er für die Herrschaft der Minorität über die große Masse der Bevöskerung streite, den Ruffen eine Popularität in die Hand spiele, die Davon auf die Interessenfrage abspringend , ber­hauptet er, möge dies eine Inkonsequenz sohel­en, aber eine Inkonsequenz mehr würde der Di­­plomatie nichts sehaden , wenn sie dafür die Welt vor Krieg rettete. Alle Unpopu­­larität eines solchen Verfahrens wolle er gern auf sich nehmen; der Popularität derjenigen aber, welche diesen Krieg predigen, gebe er keine sechs Monate Zeit. Lord 9. Manners mendet sich erst gegen Bobdens N­aisonnement, und dann gegen die langmüthige Blindheit der englischen Regierung, und fragt zum Schluß, welche Politik England fest verfolgen, welche Zwecke und Ziele es vom Kriege stellen wolle, damit die Feuer der Diplomatie nicht vereitle, was das Schwert gewonnen. Mr. Horsman hat das Mitglied für den West-Riving von Yorkshire, mit dem­ er in so vielen andern Fragen herzlich übereinstimmt, nur mit Erstau­­nen und tiefem Bedauern anhören können. Chört, hört!) Solche V­erfündigung an Logit und Geschichte von Seiten eines sonst so scharfsinnigen Mannes sei ihm nie vorgekommen, (hört, Hirt!) Mr. Cobven schlage den Thatsachen ins Gesicht und behandle die Trage als einen Diplomatischen Streit z­wischen zwei Nachbarn, dessen Ausgang seine dritte Macht etwas angehe, während es sich in Wirklichkeit darum handle, ob der Kaiser von Rußland auch Kaiser in Konstantinopel werden und die Unabhängigkeit Europas mit Füßen treten solle. Chört, hört, hört!) Nach einem heftigen Ausfall auf die Fugenhaftigkeit des russischen Auftretens, und einer warmen Lobrede auf die Mäßigung und Humanität des Sultans muß Mr. Horsman auch die engl. Regierung gegen das rücksichtslose Verdammungsurtheil früherer Spreer in Schuß nehmen, Lord Clarendon habe zwischen entgegenge­­festen Schwierigkeiten gleicher Größe zu wählen gehabt, und weder er (Horaman) noch ein anderes Mitglied sei im Stande zu sagen, welchen besseren Weg die Re­­gierung hätte einschlagen sollen. Dank der Klugheit der britischen oder den Fehl­­griffen seiner eigenen Minister stehe der Czar auf dem Holischemel, und England werde dafür sorgen, daß er Die Zeche bezahle (Beifall). Rußland müsse die Kriege­­r often tragen (Beifall). Es bange ihm nicht für den Ausgang dieses Kampfes,­­ die Minister mögen nur fortan mehr als Männer denn als Diplomaten handeln in allen Wechselfällen des Krieges werde das Land zu ihnen stehen, und sein Brite werde ein Opfer siheuen, um Europa vor Knechtschaft und Finsterniß zu retten (Beifall). Mr. Drummond is für Krieg gegen Rußland, aber aus keinem der für den Krieg angeführten Gründe. Alles was er gehört und gelesen überzeuge ihn, daß England einiger Aufklärung darüber bedürfe, weshalb es Krieg führen werde. Gerade so vague sei Das Gerede, „Das Land“ werde die Regierung unter­­flosen. „Das Land“ sei eine abstrafte Revensart. Wer ist das Land? Etwa die Sabrifanten, die so bitter böse sind, weil man ihnen verboten hat, Bomben und Kartäffehen für Rußland zu fabriziren, und die in dieser Unterbrechung eine Sünde gegen den Freihandel erbliden? (Gelächter.) Diese Tabrisanten, Frei­­händler und Friedensfreunde würden während des Krieges die Regierung mit Sonterpellationen quälen, anstatt sie zu unterjrügen, und am Ende würde Lord 3. Ruffell dasselbe thun, falls ihn Das Kriegsglac im Laufe der nächsten Monate auf die Oppositionsbank verschlagen sollte. (Heiterfeit.) Er mwünige ihm indes aufrichtig, daß sein Schatten nie Fürzer werde, wie man im Orient sagt. An und für sich sei der Krieg leider ein Religionskrieg. Aber er wolle ihnen sagen, was das Belt jecht erwarte — d. h. was Die volksthümlichen Zeitungen erwarten. Das Haus solle eine Resolution sehen, daß der Kaiser von Rußland gezwungen werden müsse, die Kriegsfoften zu zahlen. Er wolle ihnen einen Auszug aus ei­nem sehr talentvoll redigirten Blatte vorlesen, das mehr als andere in Bierhäu­­sern zu finden sei und folglich mehr gelesen werde als andere, weil eben die Lese­­lustigen, die sein Blatt zu Hause halten Fannen, das Bierhaus besuchen. Der Redner liest eine Menge unüberlegbarer Stellen aus dem "Weekly Dispatch" vor, und sicht zu zeigen, daß Bolt und Parlament über die Frage nichts weniger als einig seien; daß jeder Theil etwas Anderes erwarte und im Sinne habe, und daß die Regierung fi) weder auf die Zabrisanten no) auf Die ärmeren Demwerksleute, noch auf die oppositionellen Kriegsfreunde verlassen könne. Auf ihn selbst (Drum­­mond) könne fi das Kabinet allerdings verlassen, besser als er auf das Kabinet. Er frage, wer sei Kriegssekretär? Und fi­e nicht ein Mann mit­­ wachen zit­­ternden Händen am Ruder ? (Beifall der Opposition.) Reines Admirals und sei­­nes Generals guten Ruf halte er für sicher in den Händen dieses Ministeriums. Anders würde er urtheilen, wenn das Kabinet sich wirklich die Demüthigung und Lähmung Rußlands zum Ziel febte. Ein solcher Krieg hätte einen Sinn, hätte Hand und Zu. — Mr. 5. Butt widerspricht den mehr humouristischen als politischen Ansichten des vorigen Sprechers. Es sei lächerlich, den beabsich­­tigten Krieg einen Religionskrieg zu nennen, aber die Regierung habe noch in­mer nicht Geradheit gehabt, den Krieg zu erklären. Sie verlege ihre Admiräle in eine ganz z­weideutige Stellung; ihre Betheiligung an den Kriegsoperationen vor der Kriegserklärung wäre halb und halb Piraterie. Die Regierung er­­kläre Krieg, sonst begehe sie einen Verrat an der Türkei und an Europa. — Mr. S. Herbert (der Kriegssekretär) bemerkt, Die Regierung befinde sich z­wi­­schen zwei Feuern, zwischen einer kriegslustigen und einer friedliebenden Oppo­­sition , doch Habe seine der beiden Parteien gewagt, dem Hause ein direktes Ta­delsvotum gegen das Kabinet vorzuschlagen. In längerer Auseinanderfeing sucht er den Beweis zu führen, daß Die von Der Regierung bisher befolgte Po­­litis die bestmöglichen Resultate gehabt habe, und preist mit großem Feuer den Enthusiasmus, mit welchem alle Boltsflaffen dem Aufrufe der Regierung ent­­sprochen haben und fortwährend entsprechen. (Lauter Beifall.) Mr. Disraeli war stets vor Ansicht, daß der Hauptgrund, warum der lette große Krieg Englands (gegen Napoleon) unpopulär war, in der Unmissen­­heit des Wolfes über den Ursprung und Zwec­kesselben gelegen habe. Dieser mysteriöse Charakter früherer Kriege habe dieselben oft in Die Länge gezogen und erschwert; er halte daher vor dem Beginn eines Weltkampfes nichts für unerläß­­licher, als daß die Regierung bei ihrer Verant­wortlichkeit für ein­ so großes Be­ginnen dem Publikum offene Rechenschaft über ihre Dichten und Trachten gebe. Weit entfernt daher, Sir 5. Graham’s Theorie gut zu heißen, daß man die Blau­­bücher in Die Rumpelkammer werfen solle, halte er es für Pflicht, mit Hilfe der­­selben dem Ursprung des Streites nachzuforschen, und sich die Trage zu beantwor­­ten, ob erstens , der Gegenstand den Einfach­werth sei, und zweitens, ob Die Bort­bereitungen zum Kampfe der Größe desselben entsprechen ? Die erste Frage beant­­worte sich selbst. Was die zweite betrifft, so habe Die Regierung big jebt eine unglaubliche Unfähigkeit an den Tag gelegt. Obgleich die Minister aus Erfah­­rung wissen mußten, wie Rußland seine Verträge zu deuten und zu Drehen pfleg­te, hätten sie nie eine förmliche Definition russischer Forderungen verlangt, und nie gegen dieselben förmlichen Protest erhoben, als big eg zu spät war. Der Ned­­ner wirft darauf einen Seitenblick auf die Zwietracht, die so lange im Schoße des Kabinets geherrscht, und geht zu einer Besprechung der Mittel und Zwede des Krieges über. Als den Hauptzmed bezeichne man die Wahrung der türkischen Unabhängigkeit, aber welche Realität auch vieselbe befise, so könne man nicht vergefsen, daß die Minister jene Unabhängigkeit Durch ihre übermüthige Günner­­miene und ihre falsche Freundschaft arg gefranzt haben, so wie, daß sie nach siebenmonat langer Korrespondenz und nach dem Einlaufen zahlloser Warnungen zuwar wiederholten, wie sehr ihnen jene Unabhängigkeit am Herzen liege, aber zugleich in einer Depesche an Lord Comley ihre Ueberzeugung dahin aussprachen, es sei seine Gefahr vorhanden! Ihre Handlungs­weise lasse sich nur durch Die Annahme einer krankhaften Leichtgläubigkeit, oder Durch geheime Mitschuld er­­klären. Im erstern Sale ließe sich hoffen, was die eidlich enttäuschten Minister den Krieg ehrenvoll zu Ende führen würden; wenn sie aber Rußland unwissentlich durch die Finger sehen, müsse man ein unrühmliches Resultat befürchten. Und wie fünne man die Wiener Note anders erklären als dur die Annahme, daß unwenigstens einige Mitglieder eines vielleicht uneinigen Kabinets den Plänen Nußlands Held waren? Selbst während der Parlamentspause habe man noch Ministerreden gehört, welche die Sache der Türkei als eine unwürdige Darstell­­ten; erst der Erfolg der türkischen Waffen und das peinliche Aufsehen, welches die Mechelei von Sinope gemacht, habe der Regierung einen andern Geist einges­chlafen. Indem er darauf auf die jenige Stellung Englands und die Allianz mit Srankreich zu sprechen kommt, unterscheidet Mr. Disraeli zwischen der Pflicht, das Gleichgewicht Europas aufzurecht zu halten, und der Aufgabe, die gegen­wär­­tige Territorial-Eintheilung Europas mit Gewalt zu behaupten. Das eine Prin­­zip habe nichts mit dem andern zu schaffen, und das lebtere würde England in ewige Kriege verwideln. — Hier unterbricht Lord 3. Neuffell, mit der Be­­merkung, daß das Programm der französischen Allianz kein Wort über die Ter­­ritorial-Eintheilung Europas enthalte — und der Redner fehlte et mit der Ber­­eicherung , Daß Die Opposition, wie sie auch von der vergangenen Politik des Ka­binets denken möge, Ihm in dieser Krisis kein Hinderniß in den Weg legen werde. (Lauter Beifall,) Lord Palmerston, der vom Beifall der ministeriellen Bänfe begrüßt ward, muß mit Bedauern eingestehen, das England am Vorabend des Krieges stehe. (hört, Hört!) Auf die Frage, was die Regierung bis reht gethan, müßten die Blawhitcher Nede stehen. Er benenne jedoch, er habe solche Ansprüche, wie sie ein ehrenw. Mitglied (Disraeli) so eben gebraucht, nicht erwartet, denn hätte sich die Regierung in dieser wichtigen Frage wirklich der Leichtgläubigkeit oder Mit­­schuld schuldig gemacht. Dann bliebe Fein anderer Weg, als ihr das­­ Vertrauen des Hauses zu entziehen C hört, Hört!). Und doch wollen Die Herren von der Oppo­­sition dieser halben Regierung die Führung des Krieges anvertrauen C hört!). Man könne dem Ministerium Vorwürfe ganz entgegengefester Art machen. Der Schmerzte wäre allerdings, daß es zu voreilig ans Schwert geschlagen (hört). Einen solchen Vorwurf aber habe Niemand noch gemacht. Die zweite Anklage wäre, Die Regierung sei am Anfange nicht entschieden genug aufgetreten. Er jedoch Palmerston­ sei der Ansicht, daß gerade die bewiesene Mäßigung die Re­gierung in der Meinung des Landes gehoben habe (hört, Hört !), denn die man­­nigfaltigen und gescheiterten Bemühungen, den Frieden zu erhalten, hätten jeden Einzelnen im Lande zur Genüge überzeugt, Daß die Regierung si zum Krieg entschloß, weil er unvermeidlich ist, und daß deshalb das ganze Land sich zu ge­meinsamen Opfern für diesen Krieg bereit finden muß. Was die Ansc­huldigung der Beichsgläubigkeit betrifft, vermeise er auf die Blaubücher, auf Die wiederhol­­ten Betheuerungen und Zusicherungen Rußlands, und frage, ob diese auf’3 Ber stimmteste gemachten Zusicherungen einer so mächtigen Regierung wie die russische zum Mißtrauen Veranlassung geben durften. Wenn Graf Nesselrode später be­­hauptete, Das engl. Kabinet sei von Anfang an mit den ruf, Forderungen ver­traut ge­wesen, so fühle er sich verpflichtet zu sagen, Daß diese Behauptung im M Widerspruch mit den Thatsachen stehe­n hört­­. Er müsse ferner, so schmerzlich es auch sei, eine Regierung wie die rufsische zu tadeln, sagen, daß vieselbe, sie selbst sowohl wie ihre Agenten, im ganzen Laufe dieser Verhandlungen jede Art der Unwahrheit und Ausflucht erschöpft und mit geradezu Lügenhaften Behauptungen geschlossen hat (hört, Hört). Die verlorene Zeit sei eine für England gewonnene Zeit. Die Regierung habe nicht nur gerüstet, sondern auch ein besseres Einvernehmen mit Oesterreich und Preußen angebahnt. Diese beiden Staaten seien bei der orien­­talischen Trage noch lebhafter interessirt als England und Frankreich, denn jede geographische Ausbreitung Rußlands und jede Schwächung der Türkei, welche sie von Rußland abhängig machte, müßte für die Unabhängigkeit Oesterreichs und Preußens, verhängnißvoll sein Chört, hört!). Beide konnten nicht auf leichte Gründe hin mit Rußland brechen, Preußens beste Freunde (feine Alliirten) konnten unmöglich wünschen, es vereinzelt vorzuschieben C hört!). Oesterreich, andererseits, welches Rußland gegenüber große Verbindlichkeiten hat, mußte natürlich für eine friedliche Lötung bemüht sein, und hätte uns nicht berechte­tigt, eine thatkräftige T­heilnahme am Kriege von ihm zu erwarten, wenn England und Frankreich sich allzu rasch zum Kriege entschlossen hätten (Hört, hört!). Darum sei es von größter Wichtigkeit gewesen, sich des Einflusses, den Desterreich in Petersburg besaß, zu bedienen, um zu zeigen, daß wir zu jedem Ausgleich bef­reit waren. Und er (Palmerston) sei fest überzeugt, daß, wenn es zum Aeußersten font, wie zu fürchten sei, Oesterreich und Preußen ganz anders handeln wer­­den, als sie font gethan hätten. Alle Parteien, selbst Rußland, gestehen, daß die Unabhängigkeit der Türkei für die Wohlfahrt Europas wesentlich sei. Freilich sagen Manche, Rußland wolle seine Vergrößerung. Darauf bemerkte aber der türkische Gesandte ganz richtig, besser sei es für Die Pforte, das man ihr ein Glied abschneide, als sie langsam zu Rußlands Füßen an Gift sterben zu lassen. Mr. Bobven habe gefragt, ob er Palm,­ noch immer bei seiner Behauptung bes harre, daß die Türkei in den legten Jahren mehr als irgend ein anderer Staat vorgeschritten sei. Wohl behaupte er dasselbe heute noch. Allgemeiner Beifall.) Und daß die Türken Feine Christen wären, ändere an der politischen Wichtigkeit der Trage gar nichts. Gleichzeitig bemerke er, daß die Rechte der s chriftlichen Un­­terthanen der Türkei stets einen mächtigen Anwalt an England gehabt hätten und noch haben. Was Neußlands militärische Kraft betreffe, sei sie im Angriff Schwach, und nur stark in der Vertheidigung. Er glaube, daß Frankreich oder England allein den Streit siegreich beendigen könnte; durch ihre Vereinigung sei Die Lage der Czaren eine ganz verzweifelte. (Hört, Hört!) Um wie viel mehr, da Oesterz­reich und Preußen aus traditioneller Politik sich den westlichen Mächten anzu= fohliegen bewog'n fühlen dürften. — Die Rede des einen Lords wird mit allge­­meinem Beifall aufgenommen, DOberst Sibthorp traut weder Englands Regierung, noch Frankreich, noch Oesterreich, sondern blos den Hilfsmitteln der Nation, erklärt sich übrigens bereit alle möglichen Gelder zu bewilligen. Lord 3. Nuffell zeigt an, daß Die Debatte über das Armeebunger am Freitag fortgefegt werden soll, und die Boten für die Flotte werden theilweise vorgeschlagen. Die Sikung schließt um 2 Uhr nach Mitternacht. Bon Kriegsschauplane. Neuere Berichte über die Bewegung der Griechen fehlen und heute, dagegen erfahren wir allerdings, daß Seitens der Türfen energisch an ihre Besiegung gegangen wird. Wir lassen es dahin gestellt, wie viel Wahres an der telegraphischen Depesche des „Chronicle“ sei, wonach die Baht der Insurgenten bereits nahe­zn 40.000 Mann betrage; noch weniger sind wir geneigt, die Nachricht zu verbürgen, der gemäß ver­würfliche Ges­­andte zu London nach der Kenntnisnahme vom griechischen Aufstande, an Clarendon die Frage gestellt, ob er bereit sei, dem Sultan mit seinen Expe­­ditionstruppen beizustehen,­­ von diesem eine abschlägige Antwort erhal­­ten habe. England hat zwar seiner Zeit über die Schlacht von Navarin ger jubelt; gegenwärtig können wir jedoch von der Mederzeugung nicht lassen, daß England diese That schwer bereue und die Griechen nie verhalten müsse. Doch sehen wir, wie die Türfen, von Aufständischen begegnen. Nach einer Mittheilung des Drfowa vom 18. ist Halim Pardja , wel­­cher derzeit die türkischen Truppen in der Dobrudscha fommandirt, zum Bef­fehlshaber des Armeekorps in Albanien, welches gegen die Insurgenten be­­stimmt ist, ernannt. Halim Pascha ist einer der tüchtigsten türkischen Gene­­räle und hat sich schon im 3. 1831 in Albanien ausgezeichnet. Der Pascha von Sfutart, wird der "DO. D. 9." geschrieben, hat sofort, als er von dem Aufstand in Epirus in Kenntniß gefaßt worden, eine Proklamation an die Bewohner von Stutart und die benachbarten Miriviten erlassen, in welchen er dieselben auffordert, in der jenigen Zeit vor Noth und der Ge­­fahr zusammenzuhalten, und an Geld, Waffen und Mannschaft beizusteuern, um der Regierung die Bekämpfung ihrer Feinde soviel als möglich zu er­­leichtern. Ein Armeeforpg von 15000 Mann, heißt es weiter in der Pro­­klamation,, solle zusammengezogen und vom schwer bedrängten Pascha von Janina zur Verfügung gestellt werden; der nächte Sammelort für dieses Truppenforpg sei Tirana, von wo immer je 5000 Mann, sobald diese zu­sammen seien, weiter über Elbaffan, Berat und Kliffura nach Ianina gegen die aufständischen Griechen geschieft werden sollten. Diese Proklamation wurde nicht wie sonst durch Maueranschlag veröffentlicht, sondern von Katz­mafams und den Aga’s der betreffenden Ortschaften zugesendet, wo sie von den Derwisschen in den Moscheen den Bek­ennern des mohamedanischen Glaubens vorgelesen werden soll. Auch ist es dem Scharfbild des genanns­ten Pascha nicht entgangen, daß die nothleivenren Montenegriner, die ges­genwärtige Verlegenheit vor­würfen benügend, leicht veranlaßt werden konn­­ten, in die tüftischen Gebiete hinüberzustreifen und mit den Griechen, die etwa mit den in Epirus Aufständischen sympathieiren, sich zu vereinigen. Deshalb fand er es für nothwendig, um von Montenegrinern jede Möglich­­keit der Vereinigung mit den Empörern zu nehmen, Militärtransporte aus Sfutari über den See nach Flavunza, Zfabljaf, Goriciani, Gerlie und Phorz­goricza zu senden. Aus Salonicht wird gemeldet, daß der Mollah von Salonicht (oberste Gerichtsperson) in Folge eines von Konstantinopel genommenen Auftrages abgelegt wurde. Auch der Polizeivivestor von Athen wurde, in Folge einer Reklamation der Pforte, wegen unterhaltener Verbindung mit den Auf­­ständigen in Albanien abgelegt, hat sich aber nach Arta geflüchtet und ber forgt jegt die Kriegswaffegeschäfte der Insurgenten. »« Aus den Donauprovinzen reichen die letzten Briefe bis zum ob die Türkei ein zivilisirtes Land, wer Koran selbst jenen Fort christliche Vevöskerung hält das Gerede eg

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