Pester Lloyd, Januar 1855 (Jahrgang 2, nr. 1-25)

1855-01-13 / nr. 10

s­­­er al­s West,42. Jänner. Als die „Times“ sich neulich darüber befragte, wag man, während in der Krimm Alles so schlecht m wie,nur möglich“ um vw­itischen Truppen Hände, den englischen Journalen zumuthe, ihrer Referntagtägl dg vorzu­­­­­­hauptung, die Altairten mürden das Weihnachtefrft Mud­e­nen Sturm auf die Festung gefeiert haben. Und wenn heute gar ver, nicht He Duverne­­mentale, sondern im eigentlichen Wortsinne streng ministert ÚNe Observer“ pas, nachgerade bedeutend altbaden gewordene Märchen aufs Nehe­ in ter Form aufmärmt, das Parlament werde bald nach seinem Viererzusammen­­tritte — d. b. bald nach dem 23. Jänner — durch die Preußenbotschaft von dem Falle des Plabes überrascht werden; so kann man­ auf solche Prophe­­­zei­ungen wirklich nur die Göthersschen Worte attwenten : „man mernt vie­l Absicht und man wird verstimmt !" Die Absicht,­ein Kabinet über Wasser zu halten, reffen fernere Existenz absolut nur Durch gemichtige Nachrichten aus dem Schwarzen, Mesregw Ficheen if : ein ministerieles Journal sollte sie wenigstens eimas feiner zu verfolgen wissen, als intern cS tás­sische Paz fern regreiben rave Fımmerttig umfristen sucht, daß er den Au­f­bruch der Ungenald im Publikum durch marftschreierische Trompetenstöße ‚von einem Tage zum anderen hinzuschleppen beflicht ist. Daß ein Ministerium ‚o welches neben Koty Aberdeen.nody die Karte Palmsıfton und Ruffel umfaßt, Das auf Lord Clarendon für das Aus­wärtige nur deshalb verfiel, meis­t jene heterogenen Elemente, sich über eine irgend bedeutende oder energische Natur für jenen wichtigen Po»­sien nie hätten verständigen können , was­ die Mitglieder eines solchen Koa­­llitionskabinetes, das jeden prinz­ipiellen Streit vermeiden und Die »Hauptfragen der Politik, so zu sagen, für offene Fragen erklären muß, bei ‚Gefahr der sofortigen Auflösung, nur dann und nur so lange gleichen ‚Schritt miteinander halten können, als sie überhaupt so wenig wie möglich geben und namentlich jeder heftigen Bewegung, jedem thatkräftigen Ents Fchluffe ausweichen — das liegt zu sehr auf der Hand, um weiter noch Ein Wort varüüber zu verlieren. Aber­ gerate ver Umstand, daß der gegenwärtige Moment mie fein anderer Feftigkeit und Schnelligkeit ver Maßregeln ver­­langt — gerate. er ist es, wer die englische Ministerfrisis mit Bezug auf die orientalische Frage aus einer spezifisch britischen zu einer allgemein europäischen Angelegenheit macht, deren schließliche Drohung sicherlich auch auf den ferneren Verlauf der in Wien fehrebenden Konferen­­en von dem nachhaltigsten Einfluß sein muß, gaffen wir also das Märlein Der „Times" und des „Observer“ bei Seite — wir Tönen­dé immerhin, ohne und deshalb dis Rechtes zu bege­­ben, die etwaige Einnahme Sehaslopols mit unter den Ersten zu begrüßen, wenn sie wirklich wider Vermuthen noch im Jänner dem geängsteten Ka­­­biner als ein wahrer Deus ex machina beispringen sollte — so­ liegen die Scaden jegt folgende­rmaßen in England. Der Unwillen des Bolfes über Die Art wie der Krieg bisher geführt ward, hat sich so laut Luft gemacht, def selbst die „Limes“ — sie die nie irgend einen Machthaber im Stiche läßt, wie sie feinen gall niet vor der Thüre ficht, die bei jedem Mini­sterium ausharrt, bis si die Füße Derer hören lasen , die es hinaustra­­gen sollen — es für gerathen gefunden hat, in Leitartikeln und Korrespon­­denzen die ärgsten Schreier mo möglich noch zu überschreien und Anfragen auf Anfragen zu häufen. Im Unterhause hat diese Stimmung der Nation ein sehr merkliches Echo bei Gelegenheit der Debatten über die Fremden- Regionsbili gefunden. Und wenn die Gemeinen damals vor der Alter­­native zurückschredten,, wurch eine Verwerfung vor Bill entweder eine Auflösung und Neuwahlen nothiwendig zu machen oder die Bildung eines völlig neuen Kabinetes, was bei dem notorischen Mangel an Staats­­männern, die er noch nicht verbrangt, tát und Sir James Graham, erster Lord nicht leicht zusammenzubringen so hat see vne Lage des Ministeriums als eines Ganzen, dem Parlamente gegenü­ber doch wahrlich bat urd nicht gebessert, daß dieses fühlt, wie man ihm das Messer an die Kehle gefegt, Indem a­lle Minister foliraz Das Ministerium weiß demnach, da die Gemeinweit hin­ter REVE angethanen Gewalt einen tiefen Haß bewahrt haben und die erste Gelegen­­heit benußen werden, demselben Luft zu machen — die erste Gelegenheit, wo es möglich, wird, dem Kabinet einen partiellen Schlag zu verfegen, wer seine zu große Erschütterung hervorruft und nur so weit trifft, als Erfaß­­männer zur Hand sind. Was natürlicher als wag jede Partei der Koali­­tion dem zuvorzukommen, diese Stimmung auszubeuten und sie vieleicht noch vor dem 23. Jänner, über Bord zu werfen sucht ? und was wahrscheinlicher, al daß in dieser Krisis diejenige Fraktion vor all> gemeinen Erbitterung als Süntenbad wird zum Opfer fallen müssen, welcher ausschließlich die Leitung des Krieges abgelegen hat? Das heißt die Peeli­­tilden forteő Aberdeen, ersterXord ter Schapfammer; Gladstone, Schag- Fanzler ; Herzog Newcastle, Kriegsminister ; Sir Sivney Herbert, Kriegerefrei der Admiralität. Nuffel und Halmerston träten dann gewissermaßen mit weiß gewaschenen Häuten vor das i­ietereröffnete Parlament: scheut Jeder den Underen zu sehr , um ihm das auswärtige Amt anzuvertrauen, nun so kann man ja den Strohmann Clarendon mit in’d neue Kabinet hinübernehmen­­ jedenfalls haben sie für den Augenblick freies Spiel gewonnen, da Niemand mehr auf den ministes­tiellen Bänfen figt, der für die septe Kampagne irgendwie speziell verant­­wortlich gemacht werden könnte. Woher sie ihre Kolegen refratiren werden? Das ist eine Frage an die Zukunft, an der auch — wie überhaupt an dieser ganzen Parteiintri­­gue — Europa nur die Eine Seite interessirt: daß im Momente, wo man in Wien von Frieden verhandelt, ein energisches und fliegerisches Ka­­­­binet in London mit obenan unter den drohenden Coerestivmitteln fleht, melde allein N Rufland zu einer ehrk­idhen Unterwerfung zu bewegen vermögen. Und was man diese europäische Seite der Frage in England nicht aus dem Auge verliert, scheint die Reise Lord Ruffels nagh Paris und seine sofortige Autienz bei dem Kaiser Napoleon, wie der Telegraf so eben mel­ 8 8­det, zur Genüge zu beweisen, ,­­R.Wien,11.Jänner.Wie wan weknimmt,wird der kön.preu­­­ß·is·che Ge·fannte,Graf v.Arnim,­der nächsten Konferenz ebenf­alls beiwohnen und es sollen bereits die nöchigen Instruktionen aus Berlin für ihn eingelaufen sein.Oberst v.Manteuffel hatte gestern eine Konferenz mit dem Grafen Buol und wird Morgen von Sr.Majestät in besonderer Auvieriz empfangen werden.Seine Mission in Wien dü­rfte in diesem Augenblicke als beendet zu betrachten se­in,da die Frage des Beitritts Preußenø zu dem Allianzvertrage vom 2.Deezember bereits gelöst ist und zwar in einem den allgemeinennterissen entsprechenden Sinne.In den hiesigen diplomatischen Kreisen zweifelte man von dem Augenblicke ab,als Fürst Goktschakoff die Eröffnung von der Annahme der vier Punkte durch Rußland machte­ nicht mehr an der Bereitwilligkeit Preußens,dem Allianzvertrage vom 2.Dezem­­ber beizutreten,da man sich von der jedenf­ills sehr­ tichtigen Ansicht leiten «ließ,daß Preußen schon in Hinblick auf die ihm zukom­mende Stellung als europäische Großmacht keine andere Wahl hatte,wie denn es hätte geradezu auf seine Rech­te als Garant des Vertrages vom Jah­re 1841 verzichten müssen,würde es sich noch länger der Einladung,dem Allianzvertrage vom 2.Dezember beizutreten,entzogen h­aben.—Fü­r den Grafen v.West­­morelan­d und den Freiherrnn-Bourqueney sind die aus Anlaß ver neuerten russischen Erklärung nothwendig gewordene Instruktionen noch nicht angekommen,wetten jedoch im Laufe der künftige noche erwar­­tet.nnevorzugten Kreisen macht sich die zweifelsohne nicht unbegründete Ansicht geltend,daß der Inhalt diese Konstruktionen hauptsächlich von dem« Erfolge abhängen wird,welchen die Nesse des Lord Russell nach Paris haben wird.Hekt Atif Effendi hat sich bereits,und zwar in Folge einer an ih­n ergangenen Einladung,für ermächtiger erklärt,dm wiederaufzunehmenden Konferenzen beizuwohnen. Der»Konstitutionnel.«Ost Der»Konstitutionnel«wurde unter der Restauration von den Herren Jay-Etienne und Jouy untet dem besonderen Schutze Lassitte’s und Kasimir Perrier’s gegründet und hat nicht wenig dazu beigetragen,die Bourbonen mißliebig zu machen und die Julirevolution herbei­zuführen.Dem Prinzip nach voltairianisch,den Bestrebungen nach parlamentarisch und bonapartistischen Erinnerungen huldigend,war dieses Blatt der lebhafteste Ausdruck des französischen Volkes während der drei Luftren von 1815 bis zu den Iulitagen. Das „Yournal beg Debats" , was unter der Restauration bei der Regierung sowohl wie bei den Kammern einen großen Einfluß ausübte, hat erst später auf das größere Publikum unmittelbar eingewirft; niemals aber hat er sie einer solchen Popularität erfreut, wie der „Konstitutionnel“ in den rofigen Tagen seiner Blüthe. Der „Konstitutionnel“ war damals in Frankreich vas erste Blatt, das durch sich selbst, durch die bloße Vertretung seiner Ansichten, eine Macht geworden war. Die­ Blätter nämlich, die während der ersten Revolution erschienen waren, hatten ihren Einfluß fast ausschließlich dem Namen ihrer Revakteure zu verdanken, die zugleich Eigenthümer ihres Journals waren, Mirabeau’s „Gourrier de Provence”, Camille Dremoulin’s „Corvelier“, Marat’s „Ami ve Peuble" und Hebert’S . Pere Duchene“ waren Journale, deren Popularität von der Popularität ihrer Redakteure abhing. Sie waren der bloße Augeruch eines politischen Parteihäuptlings, mit dessen Sturz au­f ein Organ zu Grunde gehen mußte. Unter dem ersten Kaiserreiche gab es keine positive Preise. Der „Konstitutionnel“ war nun in der politis­cchen Tagespresse das erste Blatt, das nicht einer bloßen Partei diente, fordern der Anspruch der öffentlichen Meinung war. In diesem Blatte stand also der Regierung eine Macht gegenüber, die um so mehr zu berüc­­teht­ man. Go ni rfaufe nato Der 5” i ” a­dad Eigenthum Hier Ar­tiengeseilschaft. Ss P d­er Einfluß dieses Blattes unter der­­ Restauration, waß Kasimir Perrier, um die Verleumdungen seiner parlamentarischen Gegner zu widerlegen, sein besseres Mittel wußte, als das Budget viefes Journald von der Tribune herab­ter Deputirtenkammer vorzulesen: Biele, Männer der Politif haben dem „Konstitutionnel“ ihr Vermögen zu verdanken und man­ behauptet, was der große­­ Reichthum des Herrn Thiers mit zwei Aktien des Konstitutionnel begonnen, die ihm ein theil­­nehmender Freund verschafft. Gegen das Ende der Restauration war jede Ak­ie fünfundzwanzigtausend Stanfen werth. Wir haben oben gesagt, daß der „Konstitutionner“ die Zulirevolution vorbereitet; aber bei dieser Vorbereitung blieb es aus. Um diese Revolu­­tion auszuführen, bedurfte es einer größeren Kühnheit, einer größeren Energie, als dem Konstitutionnel zu Gebote stand, und wir wissen alle, das der „National“ es war, der diese Rolle übernahm. Aber der Konstitutionnel hat sich nicht nur der Juliregierung sogleich angeschlossen, sondern ist auch­ zugleich deren entschiedenster und eifrigster Sachwalter geworben. Der „Konz­­titutionnel” und das „Journal des Debats" waren unter Louis Philippe die zwei Organe, die in Ergebenheit für die Regierung wetteiferten; nur war viefer Wetteifer verschieden, wie die Männer, deren Namen bei den Blättern als Fahne dienten, Guizot und Thiers nämlich. ever dieser bei­­den Männer,die zu gleicher Zeit oder wechsehweise an der Spite des Mi­­nisteriums fanden und achtzehn Jahre hindurch­ die politische Erziehung der französischen Bourgeoise lent... 1, jeder diesen beiden Männer vertrat eine Hauptfraktion dieser Bourg­ie. Der erste, gediegene, aber steife und fal­vinistische Guizot vertrat im „Journal des Debats" die reiche, gebildete, kon­­servative und jedem Negierungsmechtel abholde Bourgeotte, während der geschmeidige, aalglatte, leichtbewegliche Thiers im „Konstitutionnel“ die Tibes rale Klaffe vor Bourgevisie vertrat, jene Klaffe, die der großen Menge viel näher steht und sich ihr auch in gewissen Momenten leicht anscließt und die bei allen konservativen Gründfüßen noch ihre revolutionären Instinkte hat. Was aber unter Louis Philippe beide große Fraktionen­ und ihre Organe am meisten von­einander unterschied, war das das „Journal beg Debats“ mez der bonapartistischen Erinnerungen nach bonapartistischen Tendenzen huldigte, während ihnen der „Konstitutionnel ® und Thiers durchaus nicht, abgeneigt waren. Dieser Umstand erklärt aufs Genügen ofte die Rolle, welche ver „Konstitutionnel seit den neuesten Ereignissen in Frankreich übernommen, eine Role, die uns zeigt, daß Béron die Verhältnisse richtiger gewürdigt, als Thiers. Herr Beron, oder D. Béron, hatte in ven­legten Jahren der Nez­vierung Louis Philipps von „Konstitutionnel“ zum großen Theil käuflich an sich gebracht. Der gute Doktor wiegte sich, in dem Gewanfen , durch die er­­faufte Stellung am „Konstitutionnel“ bald so einflußreich zu werden, wie Berz tin, der Aeltere , der Eigenthümer bes S Journal weg Debats, es war. Aber. Deron ist eben nicht von dem Holze, aus dem man die Bertins schnigt. Denn Bertin hatte, seinen großen Einfluß gerade dem Umstande­ zu ver­­danken, daß er seinen persönlichen Ehrgeiz besaß und daß er nicht anstand, seiner festen , unwandelbaren, aufrichtigen, politischen Ueberzeugung seine persönliche Zuneigung für die­ legitim Dynastie zu opfern. Herr Beron hingegen, wer sich von Thiers entfernte, weil er tiefer mit dem Er-Apothe­­ker, mit dem Er Operdirektor und mit dem Er-Eigenthümer der Revue de Paris nicht ernstlich meinen wollte, oder konnte: Herr Béron begnügte sie durchaus nicht mit dem pefuniären Erfolg, der seine industriellen Be­­strebungen in Bezug auf den „Konstitutionnel“ frönte­; er schnappte auch noch beständig nach reichlicher Nahrung für seine hungrige Ehrbegierde, und zwar im Gebiete der Inpurisie, der Politik und der Literatur zugleich. Er hatte in jüngster Zeit so­mandyen Homo novus in der Presse und wurch die Presse zu glänzenden Stellungen gelangen sehen, daß er, wer so viel Welterfahrung besigt und als Haupteigenthümer des „Konstitutionnel“ so zahl­­­reiche Verbindungen hatte, sich v­eist zutraute, bald einen hohen Rang in der Politik einzunehmen. D Bescheidenheit war eben wie die Sache des edlen Dofford gewesen. Wie zum Schriftsteller, glaubte er si­audy zum Diplomaten berufen und sah si schon im Geiste diplomatische Drafel, wie Talleyrand verfünden. Aber so viel Glück er auch in der Industrie hatte, seine diplomatische Ambition bekam gar viele Ohrfeigen und gewaltige Rip­­penstöße, Herr Granier de Caffagnac lachte ihn aus; Herr de Morny machte sich über ihn lustig , und entlich kam das­ große Finanz Genie Mires und taufte dem Doktor den „K­onstitutionnel” ab, wie ein Fürst eine elen­de Hütte Faust, die seinem Palaste im Were steht. Beron zog sich nun in stille Einsamkeit zurüc und lebt jept in otto, aber nicht ganz in dignitate. Wennen wir ung fest Herrn Arthur de la Gueronniere zul Dieser Publigist war noch­ von Kurzem, als„Konstitutionnel“ und „Pays“ eine gemeinschaftliche Verwaltung bekamen, mit der politischen Leitung botz der Journale betraut. Obgleich er sich fest von der Presse zurückgezogen, weil er zum Staatsrath ernannt worden, müssen wir­ ihm doc einige Jet len der Besprechung widmen. «­­Herr delki Gueronnièrei­annte sich frü­h­er,als er noch an Girardin’s »Presse«arbeitete,ganz schlicht und bürgerlich:Lagueronnidret später­,als der Titel Citoyen aus der Move gebracht wurde, nannte man ihn Bicomte und Comte, welche Titel er sich ohne Murren gefallen Tief. Er hat seine publizistische Laufbahn als Mitarbeiter an dem von Lamertine in Macon herausgegebenen Journal "Le Bien Public" begonnen. Als nach der­seher­revolution Lamartine sein „De­sentliches Wohl" nach Paris übersievelte, folgte ihm sogleich Herr Kagueronniere dahin: In Mâcon war der Land junier Lagueronniere noch Legitimist ; in Paris m wurde er sogleich Republikaner, Inveffen war sein Republikanismus Anfangs sanft und süß wie Binges machten. Die Republik, die Herr Lagueronniere damals verfocht, war blond und blauäugig, und der sentimentale Lamartine’sche Schleier, der ihr blon­­des Antlig verhüllte , flatterte melancholisch im Monorheinlichte. Später ging Herr de la Gueronniere zu Girarding „Pfeffe" über, und zwar zur Zeit, als dieses Blatt die hochrothe republikanische Farbe angenommen hatte. Herr de la Gueronniere, der damals Gueronniere unterzeichnete, wurde roth, 0. 4. Rothrepublikaner. Im Jahre des Heild 1851 wandte er sich von ,,­­ der gerade die Leitung des „Pays“ übernommen hatte. Er wetteiferte mit diesem in re­­publitanischer Mäßigung oder vielmehr in mäßigem Republitanimus und schrieb nach einiger Zeit die bekannte Biographie vog damaligen Präsidenten der Republik, die als Einleitung zu dem später erfolgten Kaiserreiche be­trachtet werden kann. Freilich protestirte Herr de la Gueronniere gegen den zehnten Dezember und zog sich greifend vom , Days" zurüc. Die Sache war aber nicht so schlimm, wie sie aussah. Der Zorn des Herrn de la Gueronniere legte sie sehr bald, und er übernahm die Revastion des „Pays“ und meldete sie als Kandidat der Regierung für den gefegebenden Körper und war vergnügt und­ guter Dinge. Seit jener Zeit wurde die zierliche und poetische der „Presse" Girardin’“ ab und ging wieder zu Lamartine über, jeder des Herrn de la Gueronniere die offizielle Dienerin bei Ertragele­­genheiten. Man sagt, daß er in den höchsten Regionen sehr geliebt und ge Is­ei; seine Ernennung zum Staatsrat he­sscheint Dies, allerdings zu eweisen. Der jenige Hauptredakteur des „Konstitutionnel “s“ Herr Umedede de Cefena. Dieser ruhige, strebsame Publizist hat vor der Federrevolution mitre: rechtzeitig, andere ! 1) Wir führen unseren Lesern fast täglich Auflage aus dem ‚‚Konstitutionnel‘ vor, namentlich spielen eben fegt die Artikel aus der Feder Oranier de Gaffagnac’s in der Presse eine bedeutende Rolle. Aus diesem Grunde dürfte eine Schilderung dieses Pariser Blattes, wie sie vor Kurzem eine vertraute Feder der „Köln. 3." geliefert, auch vielen unserer Leser interessant sein, 0% . . Ytativitaltheater, Theater Nachdem bereits mehrere Editiersche Tragödien unter Anderen „Die Räuber“ und „Kasale und Liebe“ mit Erfolg auf der Na­­tonalbü­hne gegeben wurden, kam nun aug, zum Benefiz der Stau Bulyonpky, „Die Jungfrau von Orleans" in einer Mederfegung von Bulyonpky und Gyulay zur Aufführung, und errang vor einem sehr zahlreichen Publikum den entschiedensten Beifal, Aufrin­g gestanden, ir waren einigermaßen über den der Erfolg Berlauf des Abends hat aber neuerdings Talent hier in jeder Beziehung anerkennt, namentlich wo die Hebertragung in’s ungarische Spiom so volständig gelungen erscheint, wie im vorliegenden ab­. Grau Bulyonfty gab die Titelrolle und wurde, beliebt im ganzen pure­blikum, als Benifiziantin mit nicht endendem Essen, Blumen und Kränzen em­­pfangen. Die Aufgabe, welche fi die­ Künstlerin gestelt hatte, ging, das­ ist nicht zu leugnen, eigentlic über die Mittel, welche derselben von der Natur zu Gebote gestellt sind, nichtsdestoweniger wurde der Charakter vollkommen durchgeführt. Iren Bulyvokty gab nicht die Heldin, die im Bewußtsein ihrer Mission sich muthig und voll Kraft in den Kampf stürzt. Kunstfertigkeit die Rose sie zeigte eine begeisterte Schwär­­merin, welche durch den Sanatismus ihrer Schwäche, ihr Geflecht vergißt, sich mit Schwert und Panzer umgürtet — der Panzer, sonst allenthalben gebräuchlich, war vergessen, warum 2 — und in’s Getümmel der Salagt enteilt, von innerem Geist getrieben, nur durch Die Aufregung befähigt, das ge­wichtige Schwert zu führen. Sau Bulyoopsy askomodirte ihren Mitteln, sie blieb stets Die zarte, s­chwärmerische Jungfrau und ging, selbst in den Momenten des höchsten Affektes, niemals über die ihr durch die Natur gezogene Grenze hinaus. Mit dem höchsten Verständnis faßte sie die einzelnen Situationen auf, mußte ihre Kraft von Szene zu Szene mit dem entschiedensten Glack zu steigern bis zu dem Moment, wo sie im Kerker die Ketten zerreißend, in den höchsten Affekt geräth, nach welchem dann jede äußere Regung abstirbt. Der Beifall, welchen Frau Bulyoopsy in dieser Partie ersang, war­ ganz der Beliebtheit angemessen, welche sie allgemein im Publikum genieht und wenn wir an der­ Totalität ja etwas ausfegen sollen, so dürfte es nur Das sein, daß sie manchesmal zu sehr in Pathos gerieth. Sehr schön sprach Die Benefiziantin die von Gyulay vollendet überlegten Monologe, ebenso die Er­­zählung „Ehrwürdiger Herr, Johanna nennt man mich," Partie waren aber der Gang beim Krönungszuge und Die Kerferszene; in diesen Momenten entwickelte Frau Bulyoopky ihr bedeutendes Talent vollständig und zeigte dem erstaunten Publikum Momente, wie sie nur selten gefunden­­ wer­­den. Außer Blumen, Klängen und einem entsprechenden Gepicht, erhielt Die Be­­nefiziantin von ihren Kollegen und Kolleginen einen goldenen Ring auf silbernem Zeller mit einem eben­solchen gefüllten Blumenkorb, was ihr in der Garderobe überreicht wurde. Nicht so lobend können wir uns über die Herren aussprechen, denn außer Herrn Toth und Bolnay, welch’ leßterer diesmal in vieler Bes­­iehung ruhiger war, entsprachen die übrigen Mitwirkenden nur wenig den Er­­wartungen, welche man in sie zufeßen bereitigt­ war. Wunderlieblich sah Fräulein Muntäcst als Soiel aus; sie war auf’s prachtvollte Kostümirt und spielte auch recht eine würdige. Das Haus war in allen Räumen übervoll , es ist somit alle Aussicht vorhanden, daß diese Tragödie noch manche Wiederholung erlebe. In Ermangelung von weiteren Novitäten haben wir nun noch über das Konzert der Familie Brouftl zu berichten. Es tritt uug hier eine Versamm­­lung von Kindern entgegen, welche theilweise noch 12 Jahre zählen wrrd, wenn man bedenkt. Freilich macht es anfänglich wohl einen peinlichen Ein­­wie viel Mühe und Strenge wo angewendet werden mußte, um d­iese einen Geschöpfe, denen ein höheres Verständnis doch voll­­kommen fremd ist, auf den Punkt zu bringen, sie augenblicklic­htrahi­t man aber von dieser philantropischen Regung, dann haben die Leistun­­gen viel befriedigendes und zugleich etwas hochromisches und erringen einen um so größern Beifal, wenn man bedenkt, daß oft ausgebildet Künstler nicht mehr reisten, wie Diese Kleinen. Daß in der Totalität von einer eigentlichen Kunstleistung, namentlich­ bei den Kleinen , nicht die Rede sein kann, das verteht ich von selbst, eg fehlt ihnen dazu die Kraft und das Berständnis der Auffassung, bei­ nen ist nur die Präzision und die Fertigkeit zu­­ bewundern, mit welcher sie Die ihnen einftudirten Pieren vortragen. Bedeutender is unstrei­­tig die älteste, Bertha Brouftl, welche für ihre Jahre sehr viel leistet. Der’ Ton, wenngleich noch Hein, ist rein und edel, der Vortrag gewählt und voll Ge­fügl und die Technik so ausgebildet, mag man, wenn sie auf viesem Wege fort» führt, das Beste von ihr erwarten Tann, die fest eine so hohe Stufe in der So begann Therefe Milanolio, Birtuofenwelt einmimmt, Das Publikum nahm die Kinder mit Freundlichkeit auf, eine Regung, die aber in Folge der oft überraschenden Leistungen bald in den lebhaftesten Beifall überging. Der würde noch einschneidender gewesen sein, wen ich mehr Piano gehalten und bedacht hätte, bag die Kinder mit ihrer geringen Kraft und im Stande waren, ein so starkes Ensemble zu dominiren. Vorher wurde das bekannte Lustspiel "tiszahóti libácska" gegeben, in Bulyovszty fi wie gewöhnlich auszeichnete, Deutsches Theater, Wir haben noch über den „Waise von Lowood“, Waise zu referiren. So ersten Theil zu benügen verstand, zu ihrem so effektvol sie die Lichtseiten dieses Romanes für die Bühne zu bearbeiten verstand, eben­so wenig gelang­­ es dem Berfaffer dieses zweiten Theiles , das zu bringen , was eigentlich gebracht werden soll. Die Charaktere sind matt gehalten, der Dialog langweilig und favenscheinig und die Situationen gesucht, ohne nur irgend Effekt zu machen, läßt von Anfang bis zu Ende fast, ja nach dene Ende hervor eg den Dar­­stellern um so mehr zur Ehre, daß sie ihre Partien mit so viel Verständniß und Erfolg zur Geltung brachen. Fräulein Hoffmann, Jane Eyre, us Herr Dee, Rocester, theilten sich in den Beifall des Abends. Schon, gelegentlich des ersten Theiles nahmen wir Jane Eyre mit Anerkennung ,Veranlassung, als zu erwähnen, so weit es die Dichtung zulieh, ent­­wickelte sie in diesem Schauspiel dasselbe Kunstverständniß. Herr Dee scien­st in den Kavaster des Nochester mehr hineingelebt zu haben wie früher, er war voll Kraft aber ruhiger, als gewöhnlich, Witte Neben vielen Beinen, leistete auch Herr für sich sehr unbefriedigend ausgestattet worden. Der Erfolg des Stiges blieb weit hinter dem der Waise von Lomwood zuvor. Zum Barthelle des Chorpersonales wurde Zell­ wieder aufs Repertoir gebracht, mit Herrn des bekannten Sciügen, sondern der Pfeil verfehlte die herrliche Oper „Wilhelm als Tell. Der Sän­ger gab so wohl alle nur erdenkliche Mühe, durch Plastit und Bilder etwas zu schaffen, was den Tell hätte vorstellen sollen, es war aber nicht der Meisterschuß müssen übrigens gestehen, daß diese Leistung noch die beste war, den Herrn Nolden Ar­­nold, das Duett im ersten Akt und die Arie im lechten wurden durch ihn wahr­­haft gelungen vorgetragen, a dieser Dichtung auf der ungarischen Nationalbühne in Besorgniß, zur Genüge bewiesen, daß man das mit weiser Ueberlegung und großer Die Olanzpunkte der brav. Die Ausstattung war sie — zeigen, wohin Kinder gebracht werden kön­en, im auch zartesten Alter — 5 bis fein wollende auf dem Felde der Kunst stehen. Ab­­das neue Schauspiel „Jane Eyre, g lungen Frau Birch-Pfeiffer befriedigendes, wenngleich fahen. Ausgezeichnet Erfolg bisher das accompagıtrende Orchester sein Ziel volltändig. Wir welchem Frau reiten den Roman Bei ein­e so traurigen Machwerk gereicht Theil oder die Mission Fräulein Hoffmann wir d er der Es fehlt überall und ruft unwillkürlich den lebhaften Wunsch sein Part vom Dichter an und als war Nolvpen Herr Ellinger Di -

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