Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1855 (Jahrgang 2, nr. 1-27)

1855-01-13 / nr. 12

-­­»s:-«s.r«s·.«s) SS X > BEE “ Pet, 1855. Abendblatt Des Pester Lloyd­ s Freitag,12.Jänner. Nro.12» * Met, 12. Jänner. Einiges Licht wirft der unten folgende Partifer Brief der „Augeb. Allg. 3." auf Rußland’s plögliche Nachgiebigkeit : vie positive Gewißheit, bei längerer Fortdauer des Krieges „Marimal"­ an die Stelle der „Minimal'Forderungen treten zu sehen, mag allerdings das Eingehen auf vie­lesteren wesentlich beschleunigt haben. Als ein Gerücht, das ernste Beachtung ver­­dient“, wird der „Ind. beige” im Betreff veg dritten der vier Punkte aus Paris geschrieben, eine offiziöse Mittheilung des Kaisers von Rußland zeige dem fran­­zösischen und englischen Kabinett an, daß die Petersburger Regierung gegen die Einrichtung eines, noch so furchtbaren Militärhafens im schwarzen Meere von Seiten der Alliirten nicht das Minderte einzuwenden habe; nur dürfe von der Schleifung Sebastopols seine Neue sein. Ueber viefe zuvorkommende Bereitwill­ligkeit äußert freilich die „Nach. Ztg. sehr treffend : „Der Ausweg, daß Rußland den anderen Mächten gestatten solle , ebenfalls im schwarzen Meere Testungen anzulegen und dort ihre Flotten stationiren zu lassen, kann weder England noch­ Brankreich genügen. Rußland würde ihm gern zustimmen, denn er würde ihm wenig sehnden. Der Meften kann nicht fortwährend eine der russischen ebenbürtige Flotte im Schwarzen Meere unterhal­­ten, denn die beiden Mächte würden dadurch anderweitig gelähmt werden, und es müßte eine ewige Freundschaft zwischen ihnen gesichert sein. Sie können seine Festung anlegen die Sebastopol auf­­wege;denn Sebastopol hat viele Wahrziehende und Hunderte von Millionen gefostet, ehe es das jenige Bollwerk wurde. Bleiben Sebastopol und die russische Flotte, wie sie sind, die Türkei wäre fort­während betroht, und zu der Schußflotte müßte auch noch ein Schußheer gehören, die permanent im Orient blieben — etwas das unmöglich ist.“ Der „Köln. 3." wird in etwas Fünfufer Weise aus Paris geschrieben, ver Ezar und Nesselrode wollten aufrichtig den Frieden und müßten nur, der Kriegs­­partei des Großfürsten Konstantin gegenüber, im eigenen Lande zu temporisiren suchen: viel eher ers­heint es glaubli, dag Rußland á tout prix Oesterreich von der definitiven Vereinigung mit den Westmächten, Preußen von dem Anschlusse an den Dezembervertrag, den Bund von einer, gegen den Osten gerichteten Mobi­­lisirung abhalten wolle — denn ein solcher Umschwung des ganzen politischen Systems wilde offenbar­ten russischen Einfluß bis in seine tiefsten Grundfesten erschüttern. Mebrigens gibt in Betreff der Frievenshoffnungen fest selbst die Wiener „Eith. Kor." zu, daß der Berfuch zu einem Waffenstill­stand gescheitert sei und, nach Veußerungen der westmächtlichen Gesandten, vor dem alle Sebastopol ® ter Friedensschluß unmöglich sei. Freilich prophes zeiht der „Observer” wieder einmal einen entscheidenden Schlag für die ersten Tage nach dem Wiederzusammentritte des Parlamentes (23. Jänner) , doch sind diese Hausmittelchen, die Ministerfrisis in England hinzuschlenpen warharrane mehr als zuresichtig geworden. Ob die Herren Westmoreland und v. Bourqueney den Instruktionen für die Friedenskonferenzen erhalten haben, ist nicht sicher, ja, der „Schlei. 3." wird sogar aus Wien geschrieben : „Die Weberflimmung der Ansichten bezüglich der Auffassung Nußlande über die präzi­­sirten Garantiepunkte war von Seiten der Bevollmächtigten Englands und Srankreiche eine persönliche; dieselben erklärten ansprüchlich, ihre Vollmachten und Instruktionen seien unzureichend, um in Verhandlung einzugehen, weshalb sie neue Instruktionen aus London und Paris einholen müßten. Herr. v. Bourqueney hat sogar wichtige Zweifel geäußert, ob das F. französische Kabinet die formulirte Auffassung der Garantiepunkte genehmigen werde.‘ Die Nachricht, daß der Beitritt Preußens zu dem Dezembervertrage eine ausgemachte Sache ist, meldet uns heute auch unter Wiener R-Korre­­spondent: auch war ja dies, nachdem Rußland das Protokoll vom 28. De­­zember angenommen, kaum anders zu erwarten. In Betreff der Mobilisirungs­­frage dagegen lauten die Nachrichten weit weniger günstig ; die offizielle „Respz. 3." gibt über den Sachverhalt folgende Aufschlüsse : „Das österreichische Kabinet Hat zwi Zirkulardepeschen, die eine vom Datum des 24. Dezember, die andere vom Datum des 26. Dezember, an Preußen und die übrigen deutschen Bundesstaaten erlassen, worin die Aufforderung enthalten ist, im Hinblickk auf die bedrohliche Lage der Verhältnisse, die in der Militärkonvention vom 20. April bestimmten Truppenaufstellungen nunmehr vornehmen zu wollen. Diese Eröffnung hat zu weiteren Erörterungen, zwischen den Negierungen der beiden deutschen Großmächte und der übrigen Bundesstaaten Anlaß gegeben, um eine Verständigung bezüglich der passenden Zeit einer solchen Maßnahme herbeizuführen. Von dem Ergebnisse dieser Verhandlungen, die voraussichtlich noch­ einen Zeitraum­ von einigen Wochen erfordern dürften, wird es abhängen, ob in Bezug auf­­­iese Angelegenheit ein gemeinschaftlicher Antrag Desterreichs und Preußens, oder ein gesonderter Antrag Oesterreichs allein, oder aber überhaupt kein diesfälliger Antrag vor die Bundesversammlung gebracht werden wird. Der legte Fall würde eintreten, wenn Oesterreich bei den DBorverhandlungen nicht die Gewissheit erlangen sollte, dag sein Antrag auf Mobilmachung die erforderliche Mehrheit der Stimmen für sie haben würde.‘ ‘ Und über das bisherige Resultat der vielfältigen Verhandlungen sagt die „Ind. bi" auch Frankfurt, daß Preußen unter dem 5. Jänner die Forde­­rung abgelehnt habe; daß von Baiern, Sachsen und Würtemberg eine ähnliche Antwort zu erwarten stehe; daß aber die Dispositionen der Staaten dritten Ranges besser seien, und Oesterreich daher immer noch eine Majorität be­­kommen könne, wenn — was noch nicht sicher — Hannover sich für vie­ Mo­­bilisirung ausspräche. Paris, 5. Zan. Obgleich der Inhalt des Protokolls, in welchem die Inter­­pretation der vier Garantien seitens der Westmächte und Oesterreiche enthalten , bis zum Eintreffen der definitiven Antwort Rußlands geheim zu bleiben hat, kann ich Ihnen die Mitteilung verbürgen, daß diesem Protofoll die beiden Prinzipen zum Grunde lie­­gen, daß erstens alle früher zwischen der Pforte und Rußland bestehenden Verträge aufgehoben werden, und zweitens daß bei Abfältigung neuer Verträge Rusland seine Vergü­nstigung eingeräumt werden darf, melche nicht eo ipso sämmtlichen christlichen Mächten zu Theil würde. Das frühere politische Uebergewicht Nuß­­lands im Orient soll für immer gebrochen werden. Daß der Czar eher das Aeuferste wagen wird als folgen­friedensbedingungen sich zu unterwerfen, ist bei seinem Charakter zu erwarten. Der einzige schwache Baden, an­melden sich noch eine Friedenshoffnung knüpfen ließe, ist der Umstand, das das Protofoll vom 28. Dez­zember das Minimum der Forderung enthält, welche die alliirten Großmächte, so lange das Schwert nicht entschieden hat, an Rußland stellen. Sollte Rußland den Kampf fortlegen wollen, so ist Sürft Gortschatoff gehörig verständigt worden, daß die geheimen Stipulationen des Alliangvertrages vom 2. Dezember an ein Maximum der Fortles­tungen bedingen, und darunter ist der Berlust der Donaumündungen, der Krimm und der Provinz Bessarabien begriffen. Sie dürfen diese meine Angaben als authentisc­hes trachten. E. C. London, 8. Sänner. Der Telegraph brachte uns gestern die unbe­­spränzte Annahme der vier n­antiepunkte von Seite Rußlands. Noch hatten die Blätter nicht Zeit zur Kommentirung, die „Post“ allein macht in einem kurzen gesperrt gedruckten Leitartikel auf diese­ wichtige Mittheilung aufmerksam, und sagt: „Wir wollen hoffen, der Czar hegt set die ehrliche Absicht, seine unverant­­wortlichen Prätentionen fallen zu lassen, und in einem gerechten und billigen rieden seit vielen Monaten seinen so zahmen Kriegsleaver auf den Frühstücktisch des Publikums gelegt; wie heute, und obgleich er von den telegraphischen Depefchen aus Wien nichts zu wissen affertirt, ist er doch offenbar nach dem Eintreffen versehben und geschrieben. Der " times" Artikel beginnt mit einem Blick auf das Manifest des Czaren und findet, daß der Autofrat „sicherlich eine gemäß’gtere Sprache führt als bei früheren Gelegenheiten." Das Manifest sei übrigens weniger merkwürdig wegen dessen, was es sagt, ale wegen bessen wieder, daß der Krieg nichtd weniger , was es ungesagt läßt. Es behauptet zwar naufschifffahrt frei zu geben. Das sind ale vie halten, was die wirflichen Zmede unserer Politik, unter ihrem mächtigen Einpruch Ehrfucht Rußlands zur Ursache hatte, schweigt jevocy über die Forderungen Menzikoffs 8, über die Usurpation der Sürstenthümer , über Sinope und über die weitgreifenden diplomatischen und mil­litärischen Boranstalten Rußlands, welche nur die nachfolgenden Ereignisse an’s Licht kamen — die alle andeuten, daß Kaiser Nikolaus ein ungeheures Material zur Zerstörung des ottomanischen Reiches aufgehäuft hatte, obwohl es unwahrm­ein­­lich ist,, daß Fürst Menzikoff’s heißer Ungestüm die Mine früher zum Auffliegen brachte, als man in Petersburg ursprünglich beabsichtigte. Wir sind jedoch — fährt die , Times" fort — auch unsererseits nicht abgeneigt, die seit der Kriegs­­erklärung vorgefallenen Begebenheiten zu überschauen, um Far im Auge zu wie weit dieselben schon erreicht sind und was es ist, wofür wir jegt noch kämpfen. Im Augenblick als England und Frankreich die Schug- und Trugallianz mit der Pforte schloffen — wie stand eé mit der Türfei? Zwei türkische Provinzen vom Feinde befegt, die türkische Flotte theilweise zerstört, die Donau und Balkanlinie beproht, Konstantinopel selbst unvertheidigt u. |. w. Binnen drei Monaten nach dem Beginn der westlichen Darmwischenfunft und nach dem Abschluß des Vertrages zwischen Oesterreich und der Pforte war jene dieser Gefahren beseitigt und vor dem Ende des Jahres hatte der Czar sich bereit erklärt, um Frieden zu unterhandeln und zu diesem Zwecke seine Ansprüche auf eine Separatschirmherrschaft in der Türkei aufs und tie Dos fast sich erlangte Resultate, die fast jeden der ursprünglichen Streitpunkte umfassen. Man ist gewöhnt, sie zu unter­hüten, weil er größteinheito Bars als edel und ara eine u une e Des­monstration ® erzielt wurden, noch bevor die englische und französische Hilfsarmee einen Schuß abgefeuert hatten und weil sich seitdem das Steresse Europa’s auf­­ die Krimm konzentrirte. Aber es sind darum nicht minder solive, wirkliche und wichtige Bartheile. In den Westend­lubs versicherte von gestern mit Bestimmtheit, daß der Herzog von Newfasile seine Entlassung gegeben habe, und daß seitdem mit einer Reihe von „Staatsmännern“ Unterhandlungen angeknüpft worden seien : mit Earl Grey (der den Krieg verabscheut), mit Lord Carlisle (per ein elegantes Reisebuch über den Orient erst vor ein paar Monaten herausgab und darin über die Pforte von Stab gebrochen hat), mit Sir 3. Baring (wer die Lords Palmer­s fton und Neuffel öffentlich einer unfehielichen persönlichen Animosität gegen den Kaiser von Rußland beschufdigte) und andere. An Lord Palmerston und Sir ©. Graham habe man ebenfalls „geoacht". Die Idee­rer Times, Ostindien mit dem Herzog von Newcastle zu beglücken und dafür Lord Dalhousie und Kriegs­­ministerium zu seßen, findet nirgendwo Anklang. Mit Recht fragt der verdienst­­volle Perronet Thompson in Daily News, wozu man so viele Brillen auf­rege, um einen Kriegsminister zu „entwerfen"? Man müsse blind sein, um das eben vom Kriegsschauplage heimgeführte Mitglied für Westminster (Sir de Lacy Evans) zu übersehen. Oberst Thompson hat Recht. Niemand dürfe läugnen, daß Evans für den Posten wie geschaffen ist. Aber­­ wer ist Sir the Lacy Evang? Welche ver­herrschen­den Avelofamilien rechnet ihn zu den ihrigen ? Seine ent­­schieden liberalen Grund­­e würden der Ernennung weniger im Wege stehen als seine ganz plebejische Abstammung. " Nachdem so die unmittelbaren und Hauptzwecke der Allianz zwischen dem Westen und der Türkei erreicht sind,bleibt noch der sekundäre,aber nicht minder wesentliche Theil unserer Aufgabe zu erfüllen:die Erlangung solider Bürgschaf­­ten für die Zukunft.Das ist es,wofür noch­ gekämpft wird,daher die Nothwen­­digkeit von kriegerischen Offensiv operationer­.Daher die Invasion der Krimm, und ist einmal das unternehmen gegen Sebastopol vom Erfolg gekrönt,so haben wir die wichtigste der Sicherheiten,die wir fordern,mit gewaffneter Hand er­­­ämpft.Die ganze Streitfrage läßt sich mit ein paar Worten ausdrücken:­— «Beschränkung der russischentiebermacht im schwarzen Meere.«Die Deutung die­­ses Wahlspruchs hängt bis zu einem gewissen Grade von den Kriegsereignissen ab,doch ist keianveisel,daß die Bezwingung Sebastopols,sowie eine Begrenzung der Seemacht,w­elche allen Nationen­ in den Gewässern des Pontus künftig zu hal­­ten­ erlaubt sein soll,mit in den Absichten der westlichen Mächte liegt.Den an­­dern­ Punkten­­,die das Protokoll der drei Mächte enthält,hat selbst Fürst Gori­tschakoff erklärt beipflichten zu wollen,so ist die Differenz zwischen den­ krigführen­­den Mächten nicht so sehr in dem Wesen der neuen Arrangements,die zum Schutz der Unabhängigkeit des Orients getroffen werden sollen,als in der Ausdehnung der Bürgschaften fü­r diese Arrangements liegt.In diesen Garantien liegt der Prüsstein für die Aufrichtigkeit der mannigfachen russischen Erklärungen,und aus diesem Grunde sieht man der Verwerfu­ng des Vorschlages von Seiten Rußlands entgegen.Die Alliirten denken nicht darami Ru­ßlands innere Macht wesentlich zu schwächen;sie wollen nicht mehr,aber auch nicht weniger als jene Bürgschaften­ und gelingt es diesilben zu erlangen,so ist der Krieg nicht umsonst geführt worden. Nach Deptford ist Befehl gekommen,Halfter-Polsterungenoc.­für 5000 Pferde bereitzuhalten­,dieso rasch als bhun­lich nach der Krimm transportart werden sollen.Der»Himalaya«ist aller Wahrscheinlichkeit nach bestimmt,einen Theil dieses Pferdetransporits an Bord zu nehmen.——Die Regierung arbeitet an der Ausführung ihres Planes,in Malta eine Reservezu station u­m Diese wird, wie es heißt aus 7 Kompagnien von jedem in der Krimm dienenden Regimente bestehen,und um diese Reservekompagnien zu formiren,werden alle Rekruten zu­erst zur Abrichtung von England nach Malta geschickt werden.­Der Leichnam von zu unterwerfen.“ „Times“ hat der

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