Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1855 (Jahrgang 2, nr. 1-27)

1855-01-22 / nr. 19

d. Nro.190 Abendblatt des Pester­lo Montag,22.Jänner, in Pest,22.Jänn­er.Wass in der letzten Woche von Friedenserwartun­­gen aufgetaucht,es war die Ruhe vor dem Gewitter.Die politische Atmosphäre wird mit jedem Tage schwüler,wir stehe neben am­ Vorabende einer bedeutenden Krise Wasmanam7.d.dem Fürsten Gortschakoff vorgelesen,es waren nur die präzisirten 4 Pun­kte,aber nicht ihre Interpretationz diese sr blieb den Friedenskonferenzen vorbehalten,die auf die,,Vorkon­­ferenz«folgen sollen.Deshalb wird der Annahme der 4 Punkte von Sei­­ten Rußlands kein größers Gewicht beigelegt.Noch mehr,am 15.d.in später Stunde,u­nnd der»Weiin.Z.«geschrieben,langte an den russischen Gesan­dten in Wien die Weisung aus Petersburg an,daß derselbe in noch prägnanterer Form die aufri­chtigen Friedensabsichten des Petersburger Kabinen­t dem öster­­reichischen Minister zu ernennen gebe.Fürst Gortschakoff begab sich deshalb am 16.um 11 Uhr in das Ministerium des Strupern,wo derselbe eine vertrauliche Unterredung mit Grasen Buol hatte,welche über zwei volle Stunden in An­­spruch nahm.Hieraus berief Graf Bud­ Baron Bourquem­y und Graf Westmore­­land zu sich,denen er dann die Eröffnungen­ des russischen Gesandten mittheilte: die westmächtlichen Vertreter­ nahmen dieselben­ jedoch mit großem Miß­­trauen auf.­­ duch darf dieses Mißtrauen nicht überraschen. Eine gehheime Note, batirt Paris: 14. Jänner, deren Bestimmung London gerwefen, enthält nach der wörtl. Doftz.“ wörtlich : „Das französische Kabinet ist bald zu der Mederzeugung gekommen, daß der Czar es mit seiner Annahme der vier Punkte nicht ernstlich meint. Sein Ziel war nur ein dreifac­hes : 1) Zeit zu gewinnen, um große Trup­­penmassen nach der österreichisc­hen Grenze zu schaffen, 2) Die Unterzeichnung des Österreichischen Offensivbündnisses hinzuhalten, 3) Preußen einen Vorwand zu ge­­ben , in seiner Nichtachtung der Verträge, die es mit Oesterreich geschlossen hat, fortzufahren.“ Wie sehr aber an Oesterreich vieles Mißtrauen theilt, beweist der­­ Umstand , daß Graf Bucl­od­ am 16. d., also eben nagy vom Anlangen der zwei­ten russischen Note eine erneute Aufforderung zur Mobilmachung nach Berlin, so wie an alle Bundesregierungen sandte. Das Derhhalten Preußens ffizzirt Die „Schlei. 3." mit den dürren Worten: „Preußen hat entschieden erklärt, an dem Dezember-Bertrage nicht theilneh­­men zu wollen; er hat ferner abgelehnt, sehen fest und unter den obwaltenden Umständen fraft des April-Bertrages und weffen Zufag-Artikel im Interesse Oester­­reichs bestmmte Truppenfotos mobil zu machen; es hat sogar seinen Willen fund­­gegeben, gegen den von Oesterreich beim Bunde beabsichtigten Antrag auf Mor­bilmachung des Bundes-Contingentd Widerspruch zu erheben. „Wir erfahren nun zwar aus der „N, Pr. 3.", daß am 19. b. der englische Gesandte in Berlin, Herr Bloomfield, beim Könige eine Privataudienz gehabt und ihm ein Hauptschreiben der Königin von England überreicht hat; aber den Erfolg verlautet jedoch Nichts. Boi der­ Hand ist so viel gewiß, Preußen möchte „mitrathen" ohne „mitzuthaten“ . Oberst 9. Manteuffel unterhandelte persönlich mit dem Kaiser Franz Joseph, um zu den Federkonferenzen zugelassen werden ; als „fünfte Großmacht“ möchte Preu­­ßen am diplomatischen Tische, aber nicht auf dem Kampfplage mitwirken. Da nun die DBerhandlungen mit Preußen das von Oesterreich gewünschte Resultat nicht gehabt haben, so, schreibt man aus Wien der „Nat. 3.", ist 008 kaiserliche Kabinet gleichzeitig und eifrig bemüht, Unterhandlungen bei den ein­­zelnen Bundesgenossen anzuknüpfen, wobei es sich um Maßnahmen handelt, welche zu ergreifen sein würden, wenn die durc­h Rußlands Anerbietungen veran­­laßten neuen Bemühungen, die Erhaltung des Friedens zu erreichen, erfolglos bleiben sollten. € 8 steht noch­ in Frage, ob diese Unterhandlungen zum Ziele anbe­ten werden, das sich Oesterreich gestellt. » » Ein Diner beim Freiherrn von Bruck. Wir entlehnen dem»Journ.de Konst.«folgenden Bericht über das Einer bei Freiherrn von Bruck­­»Am verflossenen Mittwoch gab der österr.Internuntius Baron Bruck ein großes und prächtiges Din­er den Ministern der Pforte.Der Großvezier Mefdir Pascha, der Minister des Auswärtigen und Präfivent, des Tanfimatrathes, Malt Pascha, der Minister des Münzhoteld und Intendant der Civilisste Ali Gha­­lib, der Minister des­ Krieges Riza Pascha, der Präfident des Staa­srathes Kiamil Palka, der Minister für Hantel, Acherbau und öffentliche Arbeiten Muffa Safett Pascha, ver Finanzminister Chefif Pascha, der Dragoman wei gen Tagen das Zimmer hütet, konnte nicht zugegen sein. Beim Deffert brachte der Herr Majestät des Sultans aus, und seinen Trinfspruch in kräftiger und be­redter Sprache entwickelne, prüdte er die edelften und sympathischsten Gefühle für den Herrscher des Reiches, für dessen Regierung, für seine tapfere Armee aus, deren Benehmen an der Donau die Bewunderung von ganz Europa verdient hat. Dort, sprach er, haben sie die Russen in allen Treffen besiegt und dem­­ Hofe von St. Petersburg gezeigt, daß sie siegreich die Rechte der Türkei gegen seinen Ehr­­geiz vertheivigen konnten.“ gen." — „Man Medve hat, nuntius ja vie sehr merkmwürdige tiefste Bewegung ih der edlen Gäste bemächtigt der Wirth und die Gäste beseelt waren, Er dankte dem Herrn Inter die thatkräftige Sympathie, Sr. Majestät welche Faif. Divand Nur­revin Bei und der Einführer der Gesandten Kiamil Bei, wohnten bei. Eineminister, Halil Pascha, welcher wegen eines ernstlichen­ Unmahlfeind Der Mai fest eint­­5 : , Gleich den Westmächten will Oesterreich für das Recht und die Gerechtigkeit kämpfen, und wie auch die Lösung des Krieges sein möge, sagte der Herr Inter­nuntius fehlieglich mit einer Betonung, deren mächtige Wirkung wir nicht wieder­zugeben vermöchten, Rußland wird nicht mehr zu fürchten sein, des Herrn Internuntius ein großer Ast sei: Man erräth leicht, hab bei dem Anspruch solcher Gedanken die und um darauf würdig zu antworten, bedurfte es der glängenden Nede des Großveziers, welcher die Gesun­dheit des Kaisers von Oesterreich in Ansprüchen ausbrachte, welche trefflich ven Gefühlen entsprachen, von denen er und seine Regierung für die Sache ver­würfei hegen, und fand die treffendsten Nnsprüche, um volle Gerechtig­­keit der aufrichtigen Stem­pfh­aft ihrer Verbündeten und deren edler Haltung zur Vertheidigung der gerechtesten Sache­nsverfahren zu raffen. In der Soiree, welche dem Diner folgte, sprach man nur von der Rede des Herrn Internuntius, und jeder der Gäfte suchte ihm persönlich seine Dankbarkeit und Bewunderung auszus­cprüchen. Die Honneurs beim Diner wie in der Soiree wurden von dem Herrn S Internuntius mit der seltensten Auszeichnung gemacht. SKriegsshauplan. Schwarzes Meer. Der „Moniteur" vom 19. b. meldet, mag 35,000 Mann von der Armee Dmer Paschas, und 11,000 Egypter und Tunesen am 30. Jänner in der Krimm gelandet sein werden. Mit den bereit ausgeschifften 12.000 ZTürfen werden dieselben eine Armee von 60.000 Mann bilden, welche unter Omer Pascha’s Oberbefehl operiren wird. Der „Moniteur” vom 18. sagt: „Am 5. befand sich Omer Pascha im Lager der Berbündeten vor Sebastopol und verständigte sich mit den Oberbefehlshabern über die Bewegungen der drei Heere. Am 6. kehrte er nach Barna zurück. Nachdem er dort seine legten Befehle ertheilt, wird er sofort die Leitung der ihm anvertrauten Operationen übernehmen. Der "Moniteur" veröffentlicht ferner folgende Deyesche, welche der Vizead­­miral Bruatan den französischen Marineminister gerichtet hat: An Bord des „Montebello," 3. Jänner 1855. Die Westwinde haben seit drei Tagen zahlreiche Handelsschiffe nach Kamiesh ge­führt. Das Wetter ist regnerisch, ohne fast zu sein. Die Schiffe "Aigle" und "Andro­­maque" werden nach Frankreich segeln. Nichts Neues, weder im Hafen, no­ im Lager. Das Barometer fteigt, der Wind ist nach Osten umgeschlagen, es fällt ein wenig Schnee, das Wetter wird schüner. An Bord des „Montebello,* 5, Sänner, € s hat gestern statt gefähneit ; heute früh war wieder Sonnenschein, das Ther­­mometer sieht 2 Gran unter Null. Der Wind kommt von Nord-Osten. In der Konferenz der Generale, welcher Canrobert, Raglan, Omer Pascha, Bosquet und der Geniegenerale Bourgogne beiwohnten, wurde wie die „Mil. Ztg.“ berichtet in Betreff der Operationen Omer Pascha, wahrscheinlich bestimmt, bag er von Eupatoria längs der Küste, in südlicher Richtung vor Alma und Kat fha bis zum Berber unter der Protestion der türkischen Flotte paffiren un dann im Einflange mit den Alliirten das im Norden vor Sebastopol befindliche rufft­­iche ager bedrohen, wodurch im Sale des Gelingens viel endliche­ Einschließung der Lettung erfolgen würde. Früher sehen müßte Inferman von Ruffen entriffen und Medenfija dann als Ausgangsobjekt der Operationen der verbündeten Heere behauptet werden. Bon hieraus k­­­ann allerdings die Verbindung der Armee Osten-Südens mit der Festung abgeschnitten und diese sich selbst überlassen. Daß der russische General en Chef diese Eventualitäten bereits gewürdigt hat, leuchtet aus der Aufstelung seiner Truppen hervor. Inferman wird mit Berschan­­zungen versehen und wird eine hartnädige Bertheinigung finden, weil der Verlust dieses Punktes die Sicli­ung Sebastopole beringen müßte. Weiters sind, wie wir wissen, die Ausgänge von Eupatoria nach Perefop und Baftschifarat von vorger fchobenen Truppen seitens der N­uffen ebenfalls beobachtet und beide Orte als Operationsbasis ausreichend gedeckt. Englich hat General Otten-Saden sein Augenmerk vorzüglich auf die Befestigungen der Verbündeten gegen den Safran­­berg gerichtet; auch wurden in der Nähe von Burl­uf 3 Batterien mit 42 Ger Ihüsen aufgeführt.­­ Dem«Semaphore von Marseille««wird aus Konstantinopel 4.Jänner ge­­schrieben­»Von Sebastopol habe ich ihnen nichts mehr zu sagen;alle Opera­­tionen haben aufgehört,obschon die neuen Batterien,d­ie u.A.40 Mörser zählen, vollkommen in Stand gesetzt sind.Die Russen lassen keine Nacht vergehen,ohne ohne einen Ausfall zu machen-allein die verbündeten Armeen begnügen sich damit, sie zurückzuweisen,ohne ihrerseits etwas zu unternehmen.Die Verbindu­ngen zwischen der Nordseite der Stadt und Perekop sind jetzt so bequem,daß die Festung ohne Unterlaß neue Munition,Proviant u.s.w.erhält. Von der Flotte reichen die direkten Mittheilungen nichti weiter als bis zum­ 28.Dezember.Sir Edm.Lhons hatte seine Flagge noch immer nicht auf dem »Royal Albert«aufgehißt.Die Matrosen-Brigade am Lande hatte namha­fte Ver­­stärkungen erhalten.Sie zä­hlt fest in der Fronte 1130M.und 170 in den Bat­­terien vor Balaklava.Alle zusam­m­en haben 10 Maulesel zu ihrer Verfügung um sich zu verproviantiren.­­ Am 1.Januar betrug die Gesammtstärke des britischen Heeres vor Sebai­stopol 40932 Mann,wovon jedoch 13414 kranl oder verwundet waren. Wie man auf Odessa schreibt,dürfte die Konzentrirung des russ.AkMe­­korps bei Perekop bis am 12.Januar vollendet sein. Das südliche Bessarabien ist beinahe gänzlich von Truppen entblößt undianmai­ sollen kau­m 15.000 Mann zurü­ckgeblieben sein.Diese Daten würden im entsprechenden Verhältniß zu dem Gerüchte stehen,daß im Falle eines Angriffes der Feinde aus den Fürsten ihnn sein,das südliche Bessarabien vor der Hand aufgegeben werden solle. Bessarabien.Belz,19.Jänmer.Gottschaloff hat verordnet,die Flucht­­magazine sollen ZO W erste landeinwärts verlegt werden. Novoselitza.Hier herrscht großer Salzmangel.Einulae besti­mmt den Beri kausgpreig per PudausiNube 125 Kopelen.Auefuhrverbot der Fische ist erlassen. B.C.London,17.Jänner.Das gestrige Kabinetsionseis dauerte unerhört lAUAZVVU2 Uhr bissX40Uf7 Uhr.Gleich nach der­ Beraihung wurden frische Einladungen zu ein­em Konseil ausm­orgen erlassen-Mit der Gewißheit hört m­an wieder in Vielen Kreisen den Austritt Lord Aberdeen’s und samm­tlicher Peelist in VVMUSfagetts Daß dick 84jäh­rige Lord Lhndhurst in den ersten Sessionstagesn die Kriegführung und die Friedensunterhandlungen besprechen und über das Kabinet zu Gericht figen wird, ist längst bekannt. Die Toried machen sich darauf­hin aud­­fchmeifende Hoffnungen. „Daily News" erfährt aus achtbarer Quelle, daß die Regierung in Begriff it, ein Bagager und Transportforts zu organisiren. Die aus der ostindischen Kompagnie-Armee zu erwählenden Offiziere werden gleichen Rang mit Offizieren im Dienst Ihrer Majestät haben. Oberst M’Murvo sol das Kommando erhalten und nebst einigen andern Offizieren , so wie einer Anzahl Londoner Polizeimänner, für fann Internuntius fagen, fährt das Journal die Gesundheit fort, daß « St. es wird unterlie­­|

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