Pester Lloyd, Februar 1855 (Jahrgang 2, nr. 26-48)

1855-02-23 / nr. 44

« Pest,22.seber. Die»Einheit Frankreichs«,in Betreff der Staatsgewalt und der Bevölkerung sowie der Beziehungen Beider zueinander,stellte jüngst der »Moniteur«als den Gr­und der bisherigen Triumphe der französischen Waf­­fen,als die Basis für die»­Woffnungen auf einen glücklichen Ausgan­g des abschwebenden Kampfes bin.Die»zwischen den verschiedenen Parlaments- Parteien und allen Schichten der Nation in Bezug auf den Krieg herrschende Einstimmigkeit" hob v’Israeli hervor als ein Hauptmotiv zur Ver­­dammung desjenigen Ministeriums­, das an der Sorge eines so trefflich dis­­ponirten Landes so gar Nichts auszurichten gewußt. Die „Staatsein­­heit" ist es, die auch in Oesterreich“ jüngster Geschichte den marsirennen Wendepunkt bildet. Die „Verkörperung des Reiches in seinem Eraren", die Identifizirung aller Kräfte und Mittel und Hilfequellen des Landes mit, ihre Personifizirung in dem Fürsten : das ist endlich ver Gevante, wer uns ebenfalls aus jevem Sape ves legten Petersburger Ma­­nifestes als rother Faren entgegen leuchtet! Das Bedürfniß einer völlig einheitlichen , nirgends gehemmten Dik­­tatur für eine energische Krienführung wird also auf allen Seiten gleich lebhaft empfunden. Und eben so wie wir weit davon entfernt sind, und Dar­über zu täuschen, daß in Diesem Punkte ver­ruffliche Autofrat, vem schon­­ von Haufe aus jene Konzentrirung aller, ihm zu Gebote stehenden Ressour­­cen gehört, eine Niederlegenheit über feine Toalisten Gegner besigt, bei denen Einheit der Ziele und Mittel erst im Wege der Unterhar­dlungen und Zraftate hergestellt werden muß : eben so wenig verrennen wir, daß auch bei unseren örtlichen Rac­hbarn das Gefühl für nationale Größe und Inter­grität des Staates hinlänglich wach ist, um den Ruf des Kaisers nicht un­­gehört an sich vorüber gehen zu lassen. Es wird also — darauf wird man gefaßt sein müssen — das Wort des Ezaren an sein Wolf, fich zu einem Kampfe­nagy Art des Feltzuges von 1812 zu rüsten : es wird dieser Befehl den vollen uneingeschränkten Erfolg haben, alle physischen und materiellen Kräfte des Landes einer Hand, Einem Willen und Einem Zmwede, der Reichsvertheidigung, dienstbar zu machen. Das Manifest bedeutet nicht mehr und nicht minder, als das alle Rusjen mit Gut und Blut sich bereit zu halten haben, um wie Eine rom­­pafte Maffe auf denjenigen Punkt geworfen werden zu künnen, wo es die Noth des Augenblickes erheirscht! Und dennoch glauben wir : die Zeit, wo Rußland noch aus dem Ums­­tande Bortheile erwuchsen, daß es sich seinem einzelnen Gegner gegen­­übersah, liegt bereits hinter ung, und ist mit dem vergangenen Jahre, ist insbesondere mit der Dezemberalltang vergessen — wird jedenfalls, wenn der Wiener Kongreß sich als sein­e rienens­ Kongreß erweisen sollte, auf diesem definitiv zu Grabe getragen und für immer eingefargt werden. Ge­wiß wäre der Erfindung der „Pfändungstheorie" ohne Kriegserklärung die Strafe schneller auf dem Fuße gefolgt, wenn figh nicht erst ganz Europa über die Art, die die Pforte gegen Nußlants geheime Sntriguen und offene Webergriffe zu fchügen sei, in­s Einvernehmen Hätte fegen müssen, aber diese Phase der orientalischen Frage ist ja eben überstanden, seitdem die Dezemberverbündeten dem Augustprogramme eine präzise Waffung gege­­ben , für die sie einzustehen entschlossen sind. Das Einheitsvand für die verschiedenen Elemente einer antirussischen Ko­­alition is gefunden , und ein Blid auf diese Elemente selber lehrt zur Ge­­nüge,daß jedes von ihnen für sich in dem Punkte der Konzentrie­rung aller Mittel und Kräfte auf Einen Punkt Rußland nichts nachgiebt. Daß Desterreicht, daß jened Frankreich, von dem sein jeniger Herrscher sicon als republifanischer Präsident "behauptete, er müsse „von einer eisernen, mit einem Glacehandschuhe überzogenen Hand“ regiert wer­­den, Rußland in vieser Beziehung gewachsen sind , daß sie, was ihnen an roher Naturwüchsigkeit in dem Verhältniß zwischen Staat und Bevölkerung viel­­leicht e­­bgeht, durch einen intelligenten patriotismus reichlich erregen : Das leuchtet von selber ein, Und wie in England im Momente der Noth die Tribune des Unterhauses ein Instrument militärischer Diktatur werten kann und werden muß: das hat der jüngere Pitt bewiesen, als er im Kam­­pfe gegen Stankreich den mciperspenstigen Gemeinen erklärte „die Steuern könnten sie verweigern, dad sei das gute Recht des Parlamentes; er aber werde jeden Privatmann, der­ sich dann der gewaltsamen Eintreibung der Abgaben zu widerfegen wage, als Dachverräther behandeln, das sei das megt ver Krone und ihrer Minister !" Also .. . Wort um Wort, und Schlag um Schlag! wenn Rußland mit solchen Aeußerungen feiner Reichseinheit dreht, wie das Jahr 1812 sie gesehen , so wollen wir die Gefahr nicht unterfhagen. Aber eine Koalition, wie die des folgenden Jahres, wird am Ende auch einer russischen Universalvespetie ge­wachsen sein, so gut wie sie mit der napoleoni­­feren fertig zu werben verstand ! Der Meerbau und der Eisenschußzoll.­ ­ Paris, im Feder. Nicht leicht wird während der legten Dezennien die Wichtigkeit irgend eines anderen Rohstoffes für ländliche und städtische Gewerbe in so ffaunenerregender Weise zugenommen haben wie Die bes Eisens. Ganz abgesehen von der maßlosen Steigerung des Eisenverbrau­­ches, welche durch die Eisenbahnen, durch die Dampfschiffe,, überhaupt durch den seit Beiugung des Dampfes als Lokomotionsmittel , und Unendliche vermehrten Fabrik­betrieb veranlaßt worden ist , fängt das Eisen­au an, selbst in solchen Industriezweigen eine Hauptrolle zu spielen, die früher mit ganz anderen Materialien arbeiteten. Over droht es nicht, das Holz aus dem Schiff» und Häuser­, den Stein und Mörtel aus dem Gewölbebau beinahe zu verdrängen ? im Ganzen ist es nicht bereit, stellenweise Trototrs bewußt werden, in Gegenden, wo an großen Dundern Mangel herrscht Wer sie ein wenig in unserer modernen Industrie umgeschaut, wer Handel und Wandel nur ein flein bisschen fennt : der wird heute in der That den Aus­­spruch jenes englischen Nationalökonomen kaum mehr parador finden , daß wer Kulturzustand eines Volkes sich nach den Proportionen bestimmen läßt, welche ver Ei­fenfonium bei ihm annimmt. Und was von dem Bike gilt, das gilt auch wiederum von jedem Gewerbezweige, der überhaupt des Eisens zu seiner weiteren Ausbildung bedarf, im Einzel­­nen: es gilt besonders in vorzüglichem Grade von der Landwirthschaft, so mal daß das Eisen, welches auf die Bebauung eines bestimmten Boden­fundes aufgewendet wird, für wessen ferneren Werth mit einen sehr erhebli­­chen Faktor bildet. Wohlfeile Herstellung des Eisens der für die Nationen­treidepreise, eine gesammten industriellen Lebens — meine zu sortrefflichen Grundbedingung des Gewerbefleifes ist Da der Zivilisation; für Handel und Gewerbe aber nichts geringeres, als was Billigkeit der ersten, nothunwendigsten Bedürfnisse für den gemeinen Mann ist. Da hilft sein Sträuben , das Eisen wird jährlich mehr und mehr das tägliche Brow ves eine bedeutende Steigerung im feinem Preise ist, in ihrer Art, eine wenn auch nicht so vnreft fühlbare, doch eine eben so allgemeine Kalamität, mit antern Worten — wie eine Steigerung leiben wir für heute bei der Agrifultur und dem, was sie sp­ez­ziell unter einer fünftlichen, burdy unter Schulzollsystem hervorgeru­­fenen Eisenvertheuerung zu leiten hat. Denn die früher allge­­mit ihren eigenen Erzeugnissen sie von der Manu­faktur entlehnte — Kleider, Möbel, Werkzeuge, Materialien u. s. w . mit gewüglich erhöhten Preisen bezahlen mußte : sie gilt in Betreff des Eisens wo heute — die Tarife überdauern die Revolutionen besser und leichter als­­ die Berfaffungen zu thun vermögen! Aber zu der Zeit, mo der Lan­dwirth bei den Produkten dazu weder mühsamer Nachforschungen,, noch park hinweg über­theuert wurde , hatte ihm der Staat dafür auch wieder das Recht eingeräumt, seinerseits, durch Verhinderung vor Einfuhr und fol­­gende Steigerung der Preise für die landdwirthschaftlichen Produkte, ebenfalls einen Tribut von den Industriellen zu erheben. Damals war das Opfer wenigstens ein wechselseitiger, um des Privilegiums willen, den inländischen Markt ausschließlich zu versorgen, hatte jet­e von beiden Parteien si dazu verstanden, das, was sie im Wege des Zausches erwerben mußte, höher zu bezahlen, als wenn eine Konkurrenz des Auslandes zugelassen worden wäre. Heute dagegen ist das Monopol der Agrifultur gen fast vollständig aufgehoben, während dasjenige der ia­­vielen wesentlichen Punkten ungestört fortbesteht. Um­so­­ nothwendiger ist es, daß die Lanpmwirthschaft für zu sehen, und zunäcst ein­­mal ihre Rechnungen mit der Eisenproduktion zu regeln sucht : cS braucht noch länger Beweise — Die einfa­­chen statistischen Daten sprechen berent genug für sich selber ! Mad genauen, zum Theil vom Staate selbst angestellten Untersuchun­­die Gesammtheit unserer Zanpwirthe für das von ihr verbrauchte in Folge des Schugzolles, von französischen Eisenfabrikanten jähr­­lb 75 Mill. Stanfs (30 Mill. fl. EM.) mehr , als ihr dieselbe Eisen­­masse auf auswärtigen Märkten fosten würde. Das macht auf jede steuer­­pflichtige, bebaute Duaphratrut­e eine jährliche Mehrausgabe von 1 ha die Grundsteuer durchschnittlich 21/4, Fr­. für die Duapratruthe beträgt — einen Zuschlag von 41 Prozent zur Grundsteuer Die Steuer erhält der Staat : sie kommt , indem sie auf allgemeine­­ Bedürfnisse verwandt wird, auch wie­­der vom Einzelnen, und somit der Landwirthschaft selber wieder zu Gute — Der Zuschlag wandert in die Tasche ver Eisenpropagenten : Die Agri­­fultur, so wie irgend­ein anderer Zweig des staatlichen oder sozialen Lebens zieht nicht den mindesten Vortheil daraus. Freigebung der Eiseneins völlig identisch mit einer Verringerung der Grund ist bad deutlich genug? Und wohlgemernt ! fuhr wäre feuer um 41 Prozent Bei anderen Steuerherablegungen muß — Staates sich denn die Einbuße hat nur Privatleute und nicht getroffen nungen gefunden haben, die im Auslan­de Bervolfomm­­spiele aus der Praxis und vom täglichen Leben, lange die Ausgaben des gleich bleiben — immer wieder auf einer andern Stelle wurde Erhöhung vor Abgaben das Verlorene wieder eingebracht werden : hier nicht! vag Gemeinwesen ! Und man glaube nicht, das die Rechnung hier zu Ende ist! Außer die­­ser sehr sehweren, und in Ziffern faßbaren Steuer erhebt bei und zu Lande die Eisenindustrie noch andere Abgaben von der Agrikultur, indem die leitere durch übertriebene Zölle und durch die entmuthigen often Formal-Schwierig­­keiten verhindert wird. Adergeräthschaften. Hier ein paar Rei­­beren tarifmäßige Wahrheit ich zu verbürgen im Stande bin. Eine aus Belgien importirte Walze, im Kaufpreise von 160 Fres., zahlte 190.108. Steuer­ für eine Butterschweide, die 90 Fred. gefoftet, mußten an der Grenze 200 greg. erlegt werden; eine Trillingsscheibe,, Die 60 Fred. wert­ war, zahlte 861­, Fred. Steuer; drei Schweinetröge, die man in England für 33 Fred. eingekauft, famen in Frank­­reich, nach Befriedigung der Domäne, auf 150 Fres. zu stehen. Und je eis in die Geldanggabe ist, kommt sie bo für einen Geschäftsmann, wessen Zeit ebenfalls Geld ist, faum in Betracht neben al­ ven Redereien, Schreibereien und Laufereien ohne Ende, die ihm bei einem solchen Importe durch die fig. falschen Trafafferien verursacht werden. Der Landwirth, der es Ein Mal probirt hat, ist in der Regel gleich für sein ganzes Leben grünlich von der Krankheit geheilt, fi sind eigene Erfahrung von denjenigen Bervollkomm­­nungen zu überzeugen, welche seinen Berufswerkzeugen im übrigen Europa oder in Amerika zu Theil geworden sind. „Ein Mal und nie wieder­­ sagt Jever, der eg probirt hat. Die Bertheuerung seiner Utenfikten trifft von Aderban allein, aber außerdem hat er mindestend noch in demselben Grade wie jeder andere Snodustriezweig über Die Erschmwerung der Menschen­­und Waaren-Zirkulation Klage zu erheben, welche durch die fünftliche Steigerung der Eisenpreise hervorgerufen worden is. Diesen Theil des Contos in Ziffern zu bringen, nachzuweisen, um wie viel unsere Eisenbahn- Tarife billiger sein künnten, wenn ihre Schienen mit wohlfeilem ausländis­­chen statt mit theuerem französischen Eisen gelegt worden wären , zu berech­­nen, welcher Bruchtheil dieser Mehrausgabe dem Adherbau zur Last fällt , das freilich in eine Unmöglichkeit. Allein so viel läßt sich immerhin durch Zahlen nachweisen, daß — seit dem Eisen eines der­wesentlichsten Elemente für die Kommunikation geworden ist — die Vertheuerung der Waarenbefür­­derung seinen unwesentlichen Posten in dem großen Prozesse bilden Fann, den die Landmirthlschaft gegen die gefhüste Eisenindustrie auszu­­fechten haben wird. Es ist nämlich nicht sc­wer zahlenmäßig zu fonstatiren, wie viel wir bei der Anlegung unseres Schienenweges dadurch eingebüßt haben , was wir und darauf versteiften, das nothwendige Material nicht auf dem billige­sten Markte zu suchen, sondern nur aus dem Inlande herzunehmen. Vor zwölf Jahren, als noch die Pläne zu unserem Bahnsysteme entworfen wurden, stellte eine offizielle Berechnung heraus, dag man — bei den damals in Großbritannen sehr wohlfeilen Preisen — mit englischen Fabrikanten für sämmtliches, zu den Schienen, Verbindungsfurven , Ausweichen nothwen­­dige Eisen auf 140 Mill. Franfa hätte abschließen können , man zog es vor, sich an Stanzofen zu halten, die 291 MIN. Franfs forderten! Unser Eisen­­bahnweg wird also schließlich, zu Gunsten der Eisenproduktion, 150 Mill. mehr gesoftet haben als nothwendig war, und die Abgabe, die, nurd, Die feg Plus, ver Menschen- und Waaren-Zirkulation zum Nußen der Eisenindustriellen auferlegt worden ist, kann man doch sicherlich nicht unter 10 Mil. jährlich veranschlagen. Daß auch hievon ein hübsches rundes Lümmchen auf Getreide-, Vier-, Früchte-Transporte u. s. w. fal­len mu, bedarf dann wohl weiter seines Beweises. Streifen, je größer­ und begründeter die Beschwerden der Agrifultur sind, um so näher liegt auch die Aussicht auf Abhilfe. Die Industriellen mögen sich nicht täuschen, sie sind nicht mehr im Stande die Tarifreformen aufzuhalten, deren Zeit gekommen ist und die zur absoluten Nothwendigkeit geworden sind. So lange Aderbau und Manufaktur Einen Weg und Ein Ziel verfolgten, so lange sie gemeinsame Sache machten und für diese Sache die Maffen, die ihnen zur Verfügung stehen, in Bewegung fegten ; so lange sie durch die furchtbarste Ligue, wie man je gesehen, die öffentliche Meinung und die Staatsgewalten beherrschten; so lange war allerdings seine Neuerung möglich; so lange schien das bestehende Tarifsystem von fühnften wie den geschichterten Händen Troß zu bieten. Es war seine Rechts sondern eine Majorität frage! Über die Macht der Ereignisse, die stärker sinn als der menschliche Wille, hat uns längst über jene Zeit hinausgeführt, von jener einst so foms­paften Schaar ist der bessere Theil abgefallen: Der Aderbau mit seinen 24 Millionen Berufsgenossen hat das elp geräumt, da er für seine Privis­legien mehr zu kämpfen hat, die ihm ohnedied unrettbar entschlüpfen — und das ohne Schaven für ihn selber und­ zum großen Bortheil des Gemein­­mwesend. Die Impustrie steht also allein un: freilich mit ergebenen Anhän­­gern und unter friegefundigen Führern ; aber, wie ihre Kräfte geschwungen sind, so hat sich auch ihre Lage geändert. Von jener drohend-stoigen Haltung, die sie einst annahm, ist nicht mehr die Medve: flatt N Rechenschaft zu fo­rs DE wie sie sonst gepflegt, muß sie sie bequemen, Rechenschaft a­bz­ul­egen. Schon sind ihre Privilegien, auf die sie vor Furzem noch so stolz war, an mehreren Stellen durchbrochen: man hat die Steuer auf Guße und Schmiedeeisen herabgefegt und ausländische Schienen zu bedeutend erniedrigs­tem Zolle importiren lassen. Und alle viefe Bevuzirungen sind nur das Borz fries tiefer greifender Reformen. Mit Tarifen geht es wie mit solchen Häu­­sern, an denen man Nichts zu rühren wagt, aus Furcht, jede Veränderung könnte den Einsturz des Ganzen nach sich ziehen: ist erst einmal der erste Schritt geschehen, so folgt der Rest von selber nach­­ 4. M. Arad, 13. Seber. Es ist ein gutes Zeichen wenn die Städte mittlerer Rangordnung fie die größeren zum Muster nehmen. Diesmal gilt es einem kaufmännischen Vereine, der sie hier nach dem Muster der Gesellschaft, deren Namen ihr Blatt trägt, bilden will. Selingt es dem zentralen Kunstvereine, in verschiedenen Städten des Landes Filialen zu finden , so sollte ein Gleiches mit um so größerem Rechte bezüglich ver han­­delö männlichen Bestrebungen zu erwarten sein, als gerade auf diesem mate­ zahlt Eisen, Regel, daß infaftur noch in 4 Et. : oder, die Lan­dwirthschaft Alles, was : in Srankreich so zu importiren. ter durch daraus Ges Fr. CNN SZEREN ENO SZSENSAS SZEREK OZOTT RMS SOKSOK I TRUE TEN IT SR Parifer Skizzen Parts ist nicht eine Stadt, es ist eine Stadt von Stäbten, ein mix­­tum compositum , aus mehreren Städten zusammengelebt , Die unter­einander in Bevölkerung, Sitten und Gebräuchen,, ja selbst in Meinungen und Grund­­lagen völlig verschieden sind. Hier haben wir das ehrwürdige Baubourg St. Ger­­main, das sich auf dem linken Ufer der Seine bildete, als das Königthum das jept das Philistertfum eingenistet, das Palais Royal im Marais Dann fommt das Duartier Latin, das Duartier der Schulfüüchse, aber es gibt keine Schulfüchse mehr, die Race if aus­­gestorben. In diesem Biertel nisten auch jene allerliebsten Thierchen, die für Tage, Wochen, Monate und Sabre, je nachdem, die treuen Oeferinnen der Studenten sind. Goethe hätte sie Lacerten genannt, hier nennt man sie Griset­­ten , weil die Kinder des Volks früher sich alten grau Heideten. St. Marceau, wo die Arbeit und das Elend fi in Bastille-Plair herum ausgesprochene Marime Duping zu verwirfligen und Viertel Straßen zusammendrängen. Die Brüden die von dort über die Seine führen, münden in die Vorstadt St. Antoine, wo um den der Aufruhr noch immer unter der Asche glimmt. Die Boulevards und die zahllosen Straßen, die bis an das Palais Royal und an das Faubourg St. Honoré erfireden, fie bilden den großen Tummelpfad des Gewerbfleißes, des Handels, der Speku­­lation im allgemeinen ; hier verdient man sich die Sporen, mit welchen man in späteren Jahren in den privilegirten Vierteln einherstolzirt, oder aber man ver­­liert was man hat, um dann die mancherlei Strafen des Elends einzuschlagen die in Paris gar breit offen stehen, und die im Epital enden oder in der Seine. Rechts von den Boulevard, wenn man von der Bastille heraufkommt , liegt das Viertel der Chauffee d’Antin, einst das Taubourg St. Germain des Handels, das aber fest mit dem Faubourg St. Honoré seinen Ruhm zu theilen hat. Die Chauffee d­’Antin ist die Residenz der auf ehrlichen oder unehrst­en Wegen reich gewordenen Bankiers und Handelsherren ; das Biertel trägt aber tiefe Trauer seit dem Tage wo Louis Napoleon die Herren 9. Rothfollo, Baron Mallet e tutti quanti übergangen hat, um seine Staatsanleihen zu „demofratifiren". Beiläufig bemerkt , Louis Napoleon ist nach Kräften bemüht die berühmte, etwas vrastisch : Il ne faut pas raccourcir les habits, mais allonger les vestes, Diejenigen Handelsherren , welche hier und da sich Durch Heirathen mit dem Faubourg St. Germain oder mit dem Napoleonischen Adel verbunden , hat­ben ald mezzo termine zwischen jenen beiden Polen das Saubourg St. Honoré gewählt — ein neutrales Gebiet , auf welchem sich auch mehrere Orlandtfähnften niedergelasfen. Zuerst die englische,, dann, nebenan , die russische Des war freilich zu einer Zeit wo niemand an die Möglichkeit dachte, bag die beiden Freunde dereinst so weit aus­einander fommen Fünften, Kleinere Gesandt­­fünften — regum ad exemplar — Tagerten fi fpäter fporadijdd um fie herum. Es hat sich übrigens neuerdings eine Heine Beränderung zugetragen. Die türkische Legation, welche lange Zeit in der Rue des Champs Elysees im Schat­ten der herrlichen Bäume tes auf Die Elysersschen Felder bildenden Gesandtschafts­­gartens gesessen,, hat dem Cercle Napoleon Plah gemacht, und it nach dem Haus bourg St. Germain ausgewandert, wo mit Zug die päpstliche Nuntiatur, und mit Recht die österreichische Gesandtschaft ihre Referenz aufgeschlagen haben. Preußen wohnt gleichfalls im Saubourg St. Germain, und wird hoffentlich als­ balt an der Donau eben so fehr en bon­voisin bet Oesterreich fein als hier an der Geine, Ae diese Viertel sind, ich wiederhole es, eben so viele eigenthümliche Ge­­biete, und die so viel gepriesene und so viel geschmähte Centralisation Frankreichs hat sie nicht zu verschmelzen vermocht. Eben in dieser Mannichfaltigkeit aber liegt ein wesentlicher Reiz der Hauptstadt und ihr Vorzug vor allen anderen Haupt­­städten Europas. Diese Skizzen sollen nicht politisch sein, aber ich kann bei Dieser Gelegenheit die Bemerkung nicht unterdrücken, daß es der französischen Centrali­­sation ungefähr eben so geht, wie der zuffischen Armee: sie nimmt si auf dem Papier viel gefährlicher aus als in der Wirklichkeit. Aber ohne die Centralisation, wie sie nun einmal ist, würde seine Regierung in Frankreich möglich sein; nur sie bietet ein Gegengewicht gegen Das bunte Gemisch der Parteien und der Ele­­mente, aus welchen das politische wie das soziale Frankreich zusammengefeht ist. Man nehme Frankreich, nur 10 Jahre lang, die Zentralisation­­ und der Bür­­gerkrieg is fertig. Doch genug der Politik! Inz­wischen möchte ich etwas aus der Chronique du jour beifügen. In der „Independance Belge finden Sie regelmäßige Modeberichte von einer Vicomteffe, Die pseudonym als de Nennesille schreibt: aus dem lebten dieser Berichte möchte ich Ihnen eine Abhandlung über die ungeheure Frage citi­­ren — geben Sie wohl acht, meine Damen — : Wie soll man sich Fleiven, wenn man auf den Ball geht? Die Antwort lautet: „Sehr einfach oder sehr reich. Ein Mittelding ist bei der Balltoilette nicht zulässig. Sie muß entweder einer ausge­­fuchten Einfachheit solcher Gemebe fröhnen, die si Durch zarte oder träumerische (reveuses) Barben auszeichnen, oder mo­ritten oder jammelnen Glanzstoffen huldigen, oder aber fi in Gluthen von Gaze und Tüll ergehen, die mit allen Unmögli­eiten der Laune und der Phantasie ausgestattet sind. Auf einem Ball wird alles beobachtet, alles im Gedächtniß aufbewahrt. Eine Inconsequenz in Toilettensachen bringt eine Frau um ihren Ruf." Nachdem er dies große Wort gelassen ausgesprogen, sagt der Bericht weiter: „Viele rauen meinen, es sei gleichgiltig, welchen Ballanzug sie wählen, sie meinen sich für dieses oder jenes Kleid entscheiden zu können, weil Frau *** darin ge­längt — das ist ein großer Serthum. Man muß seinen Anzug seiner Physiognomie, seiner Haltung, mit einem Wort seiner Person anzupassen verstehen. Eine Frau von ein wenig Embonpoint mag sich noch so sehr in ein Kleid füllen, das durch Volants von Daze und Tüull zum Luftballon geworben, sie wird niemals poetisch oder nebelhaft zart Darin aus­­sehen. Trägt sie dagegen ein Kleid, welches ihre volle Gestalt Hervorhebt, so wird sie wenigitens elegant fein.“ This is all very good sense, würde Uncle Toby fagen, wenn er diese „großen­ Worte gelesen hätte, die allerdings den ganzen Go­der der Mode, ihre ganze Constitution verumiren, Doc zu etwas Anderem und Ernsterem, Sie fennen das Drama, an welchem ganz Paris ven aufrichtigsten Antheil den Ton Gerard Dap de Nerval. Das Drama spielt auf einer kleinen Bühne aus, einer Bühne, noch Heiner sogar als Kenoreng Brautbett von „fünf Brettven und zwei Brettchen“, denn sie ist eine sehmale, Marmorplatte, Erschreden Sie nicht, wir sind in der Morgue. Dort auf jenem Marmor liegt die Leiche eines Mannes in den vierziger Jahren ; die Züge lächeln wohlmollend noch im Tode; gierige kommen und gehen, es ist Die Leiche Gerards de Nerval. Einzelne Neu­­Die meisten werfen nur einen kurzen gleichgültigen Eid herum, und Doch liegt da ein Tochter der ein Liebling des Volke im weite­sten Sinn des Worts war, denn nicht bloß Die Elite der Pariser Gesellschaft und Literatur, auch Die Damen der Halle haben um ihn getrauert. Man hat schon viel über das tragische Ereigniß geschrieben, Literatur haben sich 3: Duzenden eingefunden, Ich Tann gen des schönen Denkmals zu erwähnen das Alphonse Karl, dem Unglücklichen gestern im Steecle gefecht, wenn er schreibt: „Er war einer der Menschen die mir am theuersten gewesen. Jedermann rennt feinen feinen, zarten und ausgezeichneten Geist, aber nicht jedermann weiß daß er ein Mann von dem unabhängigsten Charakter war, daß er eine außerordentliche Herzensgüte besaß und weniger bekannte Thatfacken er sich gegen Einladung niemals aus. Einem Freund, seine Freunde unverbrüchlich treu­ere ehrenden Schilderung auch meinerseits einige aus dem Leben des Todten hinzuzufügen. Gérard de Nerval liebte es, sich unter den sogenannten niedrigen V­olksstaffen zu bewegen. Er war ein Liebling der Damen der Halle, in dem Grade bag gaben zu welchem er nicht eine Einladung erhielt, sie mit welchem er vor kurzem zusammen, er habe sr als Kandidat für den erledigten Sit in der Alapemie Srancatse gemeldet: „nicht als Schriftsteller", fügte er bei: „ich weiß daß ich als solcher diese Auszeichnung nicht verdiene, aber als grand seigneur", denn Gerard de Nerval hat nie mehr aló ein Hemd besossen. Aber unter die­sem einzigen Hemd schlug ein warmes und ennes Herz. Er war eine mehr deutsche als französische Natur. Sein Geist hatte inne eine sehr mystische Richtung ge­­nommen, und wohl sein Schriftsteller hat weniger über die Frauen gefehrteben macht übrigens dem Pariser Klerus Ehre daß er dem Opfer eines wo nicht aufgeklärten Selbstmordes Die erhebenden Zeremonien der Kirche nicht versagt hat. az­­ 72­­2 Dun verließ, wo sich Gelehrtenviertel; ich würde sagen Weiter das engen schmäßigen Gesandtschaft, genommen, allerdings, tete damit Herren wies." Gestatten Sie traf, sagte er, als nicht mir dieser bloß über die Akademie, den berühmten Männern vorgezogen er. Es zu hat, viel sogar: die Horniffe mir ein und er schlug nie ein Fest eine derartige M­. 3­­4 fehlichte, schwarze aber nicht verfa­­Deutsches der Herz Er spot­­cie allerdings nur zu oft Die großen sondern auch über sich felbft, MEILE ER BÜRBERE TETTES METEREN ETTENA iR, - '

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