Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1855 (Jahrgang 2, nr. 103-127)

1855-05-23 / nr. 121

— Alittwod, 23. Mai. Nero. 121. P­en­er lop. Def. 1855. So Abendblatt des Pester Telegraphische Depeiche der „Def terr. Korrespondenz”. Konstantinopel, 17. Mai. (pr. Burfureft). Sämtliche Kelctrippen, die in Maslat lagen, sind eingeschifft worden; es werden überhaupt auffallend viel­e­erstärkungen nach der Krimm gesendet, dad neu zu bildende Korps der Najab’s full 20.000 Mann start werden. Reichid Paldıa bleibt vorläufig noch hier. Die Cholera nimmt ab. Livorno, 20. Mai. Die Felder haben durch das regnerische Wetter bisher wenig ge­­litten, wohl aber die GSeidenraupenzuch. Das florentinische Gebiet it vom Kryptogam no verschont, in anderen Gegenden zeigen sich Spuren desselben in den Weingärten. ae Meft, 23. Mai. Das Ereigniß, welches die politische Lage beherrscht, ist Die vorgestern stattgefundene Absendung der neuen österreichis­chen Ber­schläge nach Paris unnd London. Die offizielle „Desterr. Korresp.“, Die ung heute zugenommen, spricht sich darüber folgendermaßen aus: Im weiterer Verfolgung dieses Zweckes Diese, dem Sinne und hat die Tf. E. Negierung nunmehr in un­mittelbar sowohl an das Königfich großbritannische als an das kaiserlich französische Gou­­vernement gerichteten Schriftftüden die Absicht, den Umfang und die Wirkung der von ihr den alliirten Höfen gemachten Vorschläge dargestellt und entwurtelt, der Bedeutung des Vertrages vom 2. De Zukunft sichernden Grundlagen erstrebt, annehmbar erscheinen der Waffenehre wird, und darauf die g­er­meinschaftlichen Unterhandlungen fortgelegt werden künnen. Nachdem auf allen Seiten vollkormen Genüge die heilsame Lehre konitativt haben, daß die orienta­­lischen Verhältnisse nur dur das Einvernehmen aller betheiligten Mächte und freudig die Hand bieten werden, um, wiederum durch gemeinschaftliche Anstrengungen dem Meh­theile die Segnungen eines dauernden Friedens zuzumenden: eines " so bedeutendes und wichtiges Reich wie das ottomanische aller­ Bortheile der europäischen Staatengesellschaft theilhaftig macht, und dadurch die im Zukuntt dort etwa eintretenden politischen Verwirelungen auf den Weg der friedlichen, gemeinsamen Ausgleichung verweist, und nach Paris überbringen, sind gestern abgegangen.“ Noch Fenmen wir die Vorschläge selbst nicht, die Oesterreich bei den Westmächten befürwortet; die Art der Befür­wortung dagegen dü­rfte mit dem übereinstimmen, was hierüber der „Hamb. VBörsenh.“ aus Wien, 16. d., ge­­schrieben wird. Der Korrespondent sagt: „Wie man vernimmt, soll es in der Absicht des FF. Kabinet Liegen, nicht nur dem hohen Bundestage eine Exposition der Verhältnisse zu geben, sondern auch die Westmächte über eine Sachlage aufzukliren, welche von ihnen dem Anschein nach ganz verfannt, oder doch wenigstend einseitig aufgefaßt wird. Ob diese Mittheilung nun als schriftliches Aktenfun­k redi­­girt, oder de vive voix gemacht werden soll, darüber scheint man noch betreffenden Ortes ee : Jedenfalls würden folgende Hauptpunkte, hervorgehoben und explizirt wer­­den dürfen. Erstens, daß durch ein Drängen ableiten der Westmächte nicht nur nichts erzielt wer­­den könne, sondern daß dadurch Oesterreich( ohnehin sch­wierige und delikate Stellung nach allen Seiten hin noch mehr erfepwert werden würde, indem so seine deutschen Bundesgenossen (oder doch ein Theil derselben) die ihnen durch die rufsischen Separaterklärungen über den Kopf enommene „fritte Neutralität“ als etwas M Wirkliches anzunehmen veranlaßt werden Önnten, was die Eventualitäten einer Österreichischen Offensive durch solche Dazwischenschiebung jedenfalls beeinträchtigen müßte. Zweitens wide man die dringendste Nothb­endigkeit der österreichischen Belegung der Donaufürstenthü­mer bis zur definitiven Festlegung aller in Fermentation begriffener Ele­­mente, sowohl aus militärischen wie politischen Utsachen dartham. In Paris und London dürfte man nicht so genau wie in Wien von der seit einer Reihe von Jahren unter allerlei literari­­schen und religiösen Bestrebungen vermummten panflavistischen Propaganda unterrichtet sein, einer Propaganda, welche tiefere 3wede hatte, als sie sich den Anschein gab und man glaubte, und welche, wenn Oesterreich nicht rasch entschlossen im Belegen und beharrlich im Befesthalten der Donaufürstenthümer gewesen wäre, im verwichenen Jahre ihr Banner entfaltet und die allge­­meine Verwirrung wo allgemeiner und verworrener gemacht hätte — eine Behauptung die durch­ Affenstűde bewahrheitet werden kann. Die kaiserliche Regierung hegt die Mederzeugung, daß ein Aufgeben ihrer Positionen einen folgen Ausbruch im Großen oder theilweise zu Folge haben würde, sie glaubt es daher sowohl der hohen ottomanischen Pforte, deren Verlegenheit dadurch vermehrt wu­rde, so wie ihren Alliten, die ab­dann genem­igt wurden, ihre Kräfte zu thelfen, und endlich sich selbst zu sein, seinen Schritt zurket zu thun, da sonst, abgesehen von der möglichen Infektion solcher f­avtischen Umtriebe, den und. Oesterreich in diesem Falle auf eine Military-Kooperation derselben Mächte, die so eifrig von seiner Bahn abzudrängen suchten, nicht rechnen könnte, als diejenige, welche Die kaiserliche Regierung, haben sich schmei­­elt, ohne einer Schwächlichen Indifferenz bezi­chtigt werden zu können, ferner auch als örtlich nächster aller Begebenheiten, wird ihren Allivten Bigung und Behutsamkeit im Vorwärtsgehen empfehlen­, in den Kreis ihrer die größte Mo- ver­­mehren, damit Durch immer mehr anschwellende Kriegskräfte die Aussicht auf den Frieden näher gerückt werde. Wien, Ministerd­rontalministere das in den Konferenzen angebahnte Friedenswert und von den Intentionen des englischen Kabinetts voll­ommen entsprechende Proposition würde [chwarzgen Meere, herbeiführen. Wir daß sollte den Negierungen Hranfreids und England’s, mit der hohen Pforte geordnet werden können, ging durchdrungen, Daß Regierungen, welche von Theil Wahl haben 22. der Durchführung haben, zember auch im von so Die wie den Bestimmungen der Geeseite , nachdem die Thatsachen Hinlänglich Kouriere, Mat, welche von Wien 1’Hugo, welcher nicht Kunde eingezogen hatte vonhaften Meinung, welche des in­chr haben die Hoffnung Negierungen wesentlich) — diesem Zwischenfalle der Mittel sich dritten Punktes die gewünschte bei fordern, von feinem zuzuschreiben sein, der Abreife des der auswärtigen Angelegenheiten und des Füniglich ausgesprochen, hohen daß durch kaiserlich Französisgen Herrn großbritannischen Herrn Ko: Posten abgetreten, diese Staatsmänner vom 28. desselben Monates die Sicherung und es dürfte zum des türkischen Reic­es an der Hoffnung, der besonnenen und die Friedens, der ein­en würden ihre mündlichen Berichte , ist aber in seitdem dieser Erledigung besaß, vorherige bei Herr Drouin das besondere Vertrauen seines Souveräns die betreffenden Depeschen der T. Tf. Regierung Sache bis jest ihs de sondern genaue sondern London die Borschlage Desterreichg In Betreff russischen Präponderanz Des Aide-memoire mit Beseitigung der in­fo nahe stehen, halten demnach so wie Freundesvorfhlige nicht fest nicht gefunden beiden Ländern den Abschluß des Friedens auf feiten, ‚die zurlcweilen, nach geschehen, dieser sind wir lebhaft von der Meberzen in den 3weden bereits geeinigt, im der schuldig Beobachter und der Krieg Beurtheiler baren Erfolge nicht im Verhältuig hen, während zugleich auf die mit relativ geringer agirenden Mitteln, gung der österreichischen Politik errungene Stellung hingewiesen, und haben würde, desgenossen um so d­er Gehör geben, als Befürwortung bei daß die Resultate den Westmächten ihrer, weni­gen Stellung zu würdigen willen und seine Mäßigung und die Nothwendigkeit und der Nasen eines in allseitig und in jeder Beziehung gedechten Vorgehens Sriegsichanplaß, auch besonders hervorge: Die hohen Mächte werden gewiß der Stimme eines ruhigen, besonnenen Bun noch so glängenden Waffenthaten wenig angethan scheinen , andere­­ Mächte aus ihrer Neutralität hervorzuloden. Das katserliche Kabinet wille schließlich seine Ueberzeugung nur diese wiederholt aussprechen , daß die Weisheit der engliscen und französischen Regierung, als ü­ber den Leidenschaften von Indi­­viduen stehend, die Gesinnung Oesterreichs, wie sein ganzes Verhalten in dieser ausnahme atmet: so sehr wie seine schsmal hunderttausend Bajonnete als Bundesgenossen in der ‚Folge willkorm­en heißen wird.“ Alles spricht man dafür, und ihre sowohl wie bei Rußland sid Gehör verschaffen werden. Die heutige „Indep.“ bringt von ihrem diplomatischen Kor­­respondenten in Paris ein Schreiben, das die Sachlage ganz schildert, und dem wir hier den wesentlichen Inhalt entnehmen. Der Y-Korrespondent sucht zunächst die ungetrübte Fortdauer des alten Verhältnisses zwischen den Dezen­deralliirten zu Tonstativen. Als Graf Buol die, von Drouin de Tu und Nufell gebilligte, in Paris und London aber verworfene Proposition vor­legte, habe er erklärt, dieselbe — wenn die russschen Bevollmächtigten sie nicht accep­­tirten, nachdem die westm­ächtlichen Regierungen ihr beigetreten sein wü­rden — sofort nach Petersburg als Ultimatum senden zu wollen, mit der Anweisung an den Grafen Esterhazy, seine Päsfe zu fordern, wenn er nicht binnen 48 Stunden eine günstige Antwort erhalten habe. Das sei aber Feinedwegs Oesterreich’E­letter B Vorschlag an seine Verbünde­ten gewesen: im Gegentheile suche es jechr bereits, im Hinverständnisse mit Frankreich und England, nach einer neuen Form für ein Ultimatum, das in sehr kurzer drift an Rußland gestellt werden solle. Der Korrespondent führt dann fort zu beweisen, daß auch in Petersburg eine einflußreiche Friedenspartei existire, welche — wie und selber. schon vor mehreren Tagen von dort her berichtet ward — die Neutralisirung des Schwarzen Meere , der Deffnung der Dardanellen vorziehe. Daß in England der Frieden Sympathieen in den höchsten Regionen hefite und in Frankreich selbst Per­figny dafür sei, hatte er Schon getter behauptet, daß Nusland durchaus wo nicht zum Kriege á tout prix entschlafen sei, werde — meint der­­ Briefsteller — schon durch­ die ungeheuren Menschenverluste, die es erlitten, glaublich gemacht. Er will aus bester Quelle willen, daß ein Bericht an Natter Nikolaus im Inner diese Verkuste auf 187.000 Mann berechnet habe, während ein Napport vom 31. März an Merander II. sie auf 250.000 Pan veranschlagte. Zwischen Odessa und Perekop, sowie zwischen Petersburg und dem Süden seien ganze Kompagnien im Schnee umgekommen; ja, eine Batterie selbst sei so tief verschneit gewesen, daß man erst nach dem Schmelzen des Scnnees die Geflüge wieder habe auf:­finden können. Daß Oesterreich den Frieden eher wolle als den Krieg, bezweifle Niemand, es wire aber sehr wohl, wie der einzige Weg den ersteren zu erhalten, eben darin be­stehe, daß es Nußland zeige, den im Dezembervertrage niedergeschriebenen Drohungen werde, die That unbedingt nachfolgen, wenn die Umstände es erherrschten. „Times“ und „Clobe“ bringen gleichzeitig telegraphische Depeschen aus Wien mit der Meldung: Oesterreic hat den Westmächten Borschläge mitgeteilt, bei deren Verwerfung auch Rußland eg den Westmächten, seinen materiellen Beistand angedeihen haffen will. „Times“ weiß noch nicht, ob­ die Westmächte die­­ Vorschläge angenommen ; nach dem „Globe“ sei dies bereits geschehen. (2) Unsere Wiener R.-Korrespondenz berichtete gestern, daß die französische Ne­gierung eine Forderung Oesterreichs8 bezüglich der Militärkonvention bereits zugesagt habe; wir erfahren heute aus norddeutschen Blättern, daß Frankreich von dem „Durchzuge französischer Hilfstruppen Durch Österreichisches Gebiet auf den entschiedenen Wunsch Desterreichs zur­iefgekommen ist.“ „Morning Chronikle“ erhält aus Paris die, mehr als sonderbar klingende Nachricht: „Preußen soll, für den Fall, daß der Bundestag sich endlich, auf Oesterreich’s Drängen, doch zur Mobilisirung entschließt, Willens sein, seine eigene, ausschließlich deutsche Auffassung einer solchen Resolution dadurch zu beweisen, daß es Ein Armerkorps am Rhein, Eines in Posen und Eines in Sachsen aufstellt.“ Dan hoffe in Berlin, Oesterreich doch noch für eine Trennung der vier Punkte in deutsche (die beiden ersten) und nichtdeutsche zu gewinnen und so eine enge Offensiv- und Defensivallianz­ der beiden deutschen Großmächte zu Stande zu bringen, der namentlich der Prinz von Preußen (2) geneigt sei. In diesem Sinne sei auch Herr ©. Bismark inszeniirt worden, eine theilweise Mobilisirung in Frankfurt zu unterfrügen. Schwarzes Meer. Eine Depesche Lord Raglan’s vom 5. b. berichte­tet nichts Neues. In „Daily News“ seien wir, daß sie bei der glänzenden­ Affaire in der Nacht vom 1. b. insbesondere das 1. Regiment der Fremden­legion ausgezeichnet hat. Sie fochten in erster Linie und erlitten namhafte Verhafte. Ihr Kommandiren der Obrist nebst 2 Lieutenants und 1 Unterlieutenant sind gefallen. — Hebereinstimmenden Nachrichten zufolge wird ein Theil des fran­­zösischen Neferveforps bei Maslak gegen Oddeffa operiren. Laut Berichten aus Kamiesch war die nach Kerti­ gesandte Graedition auf Befehl der Negierung zur­efgerufen worden. Gimme neue Batterie von 40 Geschngen war auf der den Neffen am 2. Mai genommenen Position errichtet­er. Einer der Söhne Nefchtd Pascha’s sollte seinen Vater nach Wien be­gleiten, EN EE vielleicht an die Grenzen des Scutterstaates in diesem Konflikt die größte Besonnenheit bewahrt zu Sie muß umso mehr dazu wathen, als die von den Westm­ächten bisher so­ durch Fertigkeit eben gespielt wer: es sept Freunde zu­ erreichten, Testen österreichischen Anträge sicht­­ete­­die weite Mäßt­­zu den gemachten Anstrengungen und gebrachten Opfern­ in diesen Geiste

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