Pester Lloyd - Abendblatt, September 1856 (Jahrgang 3, nr. 201-225)

1856-09-27 / nr. 223

Nehmt­ones Die » Bureau, Do- Nummer £ N­N d £ La­ £ er rotheagnaise OstlYtm Ur.EM· . ersten Stock. ; Lee Fast . einzelne £ ojtet (RN “ In N fünyu Jen, 1856 ." »s- Samstag, 27. September, Aro % 223, - + Meft, 27. September, Während der Mlerhönsten An­wesenheit St. Majestät bey Kaisers in Oien haben Alerhöchstviefelben dem Tt. T. Kämmerer von Längi — melder in­ wenigen Tagen das 80. Lebensjahr erreicht, und seit seiner frühesten Jugend mit voller Hingebung sich dem Aller­­höchsten Staatsdienste widmet, — das Kleinkreuz des Stephansprdens zu verleihen, — ferners einer bedeutenden Zahl von Sträflingen in den Kerfern und Gefangenhäusern von Ofen,Pest, Wallen, Kempra und Preßburg — Allergnädigste Strafnachsicht zu ertheilen geruht. Während des Allerhöchsten Aufenthaltes in Ezegled, wohin Der Majestät ein adeliges, vom jungen Graf SzaApáry geleitete Bande­rt m geleitete, geruhten Se. Majestät vom Ezegl,der provil. Steuer­­einnehmer Philipp Albach den Franz-Josephsorden Allergnä­­digst zu verleihen, als Huldreiche Anerkennung bdessen nahezu 48jähriger treuer Dienstleistung, während welcher Derselbe am Schlachtfelde sich besonders auszeich­­nete und an als T. Tt. Offizier noch im Jahre 1814 verwundet wurde. + Weit, 27. September, (,P.­D. 3.) Aus Anlaß der Höchst begiü­­enden Anwesenheit Sr. Apostolisden Majestät des Kaisers im Lande, Haben­de, Fatserliche Hoheit der Durchlauchtigste Herr Erzherzog Alb­­recht als Kommandirender, General im Königreiche Ungarn,­­ mehreren Militärsträflingen in den Stadhäusern zu Komorn und Ofen-Pest die gmäbigste Strafnachricht zu einheilen geruht.­­ i­­­n Wien, 26. September, Die von mehreren Blättern gemachte An­gabe, daß der Kaiser sich von Mailand aus nach Ro­m begeben werde, sol ich,­­wie wir aus guter Quelle hören, nicht bestätigen, und gedenken Se. Majestät die Österreichischen Staaten nicht zu verlassen. Der Aufenthalt der Majestäten in der Hauptstadt der Lombardei wird übrigens ein längerer sein und spricht man, daß Allerhöchstbiefelben erst um Die Mitte des­­ Karnevals, also in der zweiten Hälfte des Monats Jänner wieder in Wien eintreffen wer­­den. Graf Rabepsy wird während des Aufenthaltes des Staifers und der Kaiserin in Italien ebenfalls in Mailand sein Hauptquartier nehmen. V. Wien, 26. September. Die Krisis Hat heute einen Höhepunkt erreicht, der vielleicht zur Genesung des , franten Mannes’ führen wird. Wie immer, wenn sich der Mensch von der Zurcht übermäctigen läßt, trägt die Börse selbst dur die sich überflürgende Haft der­­ Verläufer zur Entwer­­thung der Papiere bei. Eine ruhige Ueberlegung würde so Manchen über­­zeugen, daß solide Papiere in diesem Momente doch nicht allen und jeden Werth verloren haben; aber wer Tanı im Momente einer Panique ein besonnenes Raisonnement verlangen! Dazu kommt, daß das Mißtrauen in beunruhigender Weise überhand nimmt und sicherlich eine den Plab em­pfindlich berührende Gelbnoth herbeiführen wird, wenn nicht bald die Nach­­richten aus Neapel den gefundenen Muth der Spekulation aufrichten. Wenn man bedenkt, daß trog der harten Schläge dieser Woche der bei weitem größte Theil der Spekulanten seine Verpflichtungen bisher erfüllt, so­ muß man die Ehrlichkeit von Leuten bewundern, die ihr gegebenes Wort mit solchen Opfern einzuhalten bereit sind. Die Stelle eines Agenten if unter solchen Um­ ständen eine sehr schwierige, und muß er mehr als ein Mal Differenzen zahl­­en, die seine Kommittenten zu erlegen vefüftten, und doc suhren diese Leute ihren ehrlichen Namen, so­lange es nur angeht, zu behaupten. Bei der gro­­ßen Verbreitung des Börsenspieles in allen Schichten der Bevölkerung ist es auch ganz begreiflich, da­ diese Börsenfrisis eine Aufregung hervorruft,­ die durch die großen Opfer, welche das Publikum bereits gebracht, nur noch gesteigert wird. Die Kursberichte der Zeitungen werden verfchlungen, in gemeiften Stra­­ben wird jeder Vorübergehende angehalten, um Nede und Antwort über den Stand der Kreditaktien zu geben. von der Kreditanstalt selbst verlau­­tet gar nichts. Man hatte erwartet, daß sie einen Ausweis veröffentlichen wird, allein es ist dies im Momente, wo ein großer Theil der Papiere, die sie vieleicht befigt, so tart zurückgegangen, man durchführbar, und die Befiber der Aktien mögen si damit kröften, daß die Geschäfte, welche Die Anstalt im Herbst entliren wird, eine bedeutende Rentabilität in Aussicht stellen. Dies und die großen Gewinnste,wie sie bereits in Lombarden,Pi-du­­bitzern und Westbahn realisirt,reicht wohl hin, um eine anständige Dividende in Aussicht zu stellen. Die Panique ist also bei dem gegenwärtigen Kurs durchaus nicht mehr gerechtfertigt. Die Erhöhung des Banfdisfontos in Paris is eine direkt gegen den Wiener Plab, der viel Silber aus Paris gezogen, gerichtete Maßregel. Konsequenter Weise muß die Nationalbank mit einer weiteren Erhöhung des Bankzinsfußes antworten. Unsere Staatspapiere werden freilich durch eine weitere Erhöhung des Zinsfußes stark entwert­et, aber da dies guohl nur eine vorübergehende Maßregel sein wird, so ist sie vom Standpunkte der Selbsterhaltung unausweichlich und kann daher nur gebilligt werden. Wie ich höre, findet Heute eine Bersammlungs von Finanz­notabilitäten statt, um über die Mittel zur Beschwichtigung der Keifis zu beraten. Man fürchtet nämlich, das in Anbetracht des großen Mittrauens und der großen Berluste des Hiesigen Plates Zallimente aus­­brechen, wird der Herbst von 1856 einen friedlicheren Berlauf nehmen, als der Herbst 18477 k telegraphische Depercehen der „Des terr. Eorresp.“ Waris, Donnerstag. Nach dem ‚‚Bays” ist der spanische Gesandte Ser­­rano zu Paris angelangt und wird sich berselbe in 8 Tagen nach Petersburg in besonderer Mission begeben, von wo derfelbe in einem Monate zurückkeh­­ren wird. London, Donnerstag. Feldmarschall Harbinge ist gestern gestorben. Kopenhagen, Donnerstag. Das ganze Ministerium ist In der­ Auf­­lösung begriffen. Die Annahme der Entlassung des Finanzministers ist noch unentschieden. Heute fand eine sehr lebhafte Ministerkonferenz statt. Konstantinopel, 19. September. Der Abgang der Donaufor­­misfion hat ss bis jebr noch verzögert. Die Montenegriner verlas­­sen Konstantinopel­ in großer­ Zahl. Eine Explosion zerstörte die Pulver­­mühle von NKinshana, glücklicherweise ohne Menschenverlust. Man spricht von der Errichtung einer Eisenbahn zwischen Pera und Bujufvere. Dem Ber­­nehmen nach Hat Admiral Houson Stewart Wellung erhalten. Das Schwarze Meer noch nit zu verlassen Sn Trapezunt ist es zu Thätlichkeiten zwischen rufsischen und türkischen Matrosen gekommen. Der Hafenkapitän wurde auf Reflamation des rufsischen Konsuls abgefebt und nebst drei Matrosen verhaftet. Der Shan von Persien, heißt es, wolle wegen seiner Differenz, mit England, eine fremde Macht zum Schiedsrichter wählen. Atbhen, 20. Sept. Der Handelsvertrag mit­ Belgien wurde von der Kammer angenommen, Admiral Bonet Billaumez ist zum Kommandanten der Mittelmeer­­flotte ernannt worden. Eine aus der Türkei eingebrocene Zauberbande wurde gänzlich aufgerieben. X Meft, 27. September. Baron Hübner ist bereits auf dem Wege von Neapel nach Biariz; welche Nachricht er jedoch Dahn bringt, it bis jebt unbestimmt. Während die Einen mwissen wollen, am Mittwoch, aus Neapel in Wien angelangte Deperchen­waffen eine Wandlung in den Ansichten des Königs hoffen, entnimmt Die „Def. 3." aus neapolitanischen, freilich Alteren, Briefen folgendes : Der König Ferdinand hält sich noch immer in der Festung Gaeta auf. von höheren Offizieren befindet sich, in seiner Suite nur der Generaladjutant Herzog Nun­­ziante. Se. Majestät haben sich dort von den politischen Geschäften ganz zurückgezogen und die Minister haben die Weisung erhalten , sich in der Frage mit den Westmächten genau nach den ihnen ertheilten Instruktionen zu richten. Er weigert sich beharrlich irgend jemanden zu empfangen. Dieses Auftreten des Königs hat nicht verfehlt­, auf die Beschh­erung­ von Neapel einen geriissen Eindruck zu machen. Auch die orientalische Erage wirft fortwährend ihre Ch­at­­ten in die Gegenwart. Nach einem Schreiben des , Nord" aus Kon­stan­­tinopel vom 12. ist über die Saffung des Sirmans, der die Divans zusammenberufen sei, seine Einigkeit zu erzielen. Here Thouvenel will diese Versammlungen aus dem allgemeinen Stimmrecht hervorgehen lassen, Herr 9. Protefch die Wahl nur den großen Bojaren übergeben, Lord Redeliffe an den Heinen Adel und die Mittelklassen heranziehen. Wie ferner der "B. B.-Ltg." mitgetheilt wird, hätte Das österreichische Kabinet­to eben auf die an Dasselbe neuerdings gerichtete Aufforderung, seiner Erklärung im Pariser Konferenzprotokoll vom 4. April d. J. gemäß, seine Truppen aus den Donaufürstentü­men unverweilt zurückzuziehen, in Expose an die respektiven Kabinete als Unterzeichner des Pariser Friedenstraktats ges­langen lassen. In dem gedachten Expose soll jene Aufforderung als eine inopportune dargestellt, und Darauf hinge­wiesen sein, daß Die einstweilige Wortdauer jener Okkupation sich, so lange wo wichtige Friedenspunkte, wie Die Brage wegen Belgrad und der Schlangeninser schwebten, als gerechtfertigt und im Interesse des Friedens­werkes selbst geboten­ darstellen dürfte. Gleichzeitig wird der "Erf. P. 3." aus Wien berichtet : „Es verlautet das Gerücht, der Fall. rufsische General v. Bendendorf, welcher sich in außerordentlicher Mission in Madrid befindet, wo er am 13. eintraf, habe zugleich den geheimen Auftrag erhalten, mit der spanischen Negierung, wegen Aylasfung eines Hafens im atlantischen und mittelländischen Meere in Unterhandlung zu treten. Anderseits vernimmt man, daß die sardinische Negierung gefonnen se, der tussischen Dampffifffahrtsgesellchaft einen Hafen auf der Insel Sardinien zur Verfü­gung zu stellen; die rufsische Admiralität dagegen soi ihre Meinung abgegeben haben, welche Schiffswerfte der Dampfseifffahrtsgesellschaft im Ihmwarzgen Meere zu übergeben sei. ES verlautet, daß fs Hierzu nur ein Theil des noch nicht zu Kriegs­­zwecken verwendeten Hafens von Nikolajeff eigne. Als Stationspläge werden Der einen Gesellschaft Kamtesch und Balaflava, der andern Saffa und Kertsch überlasfen. Was Taganrog betrifft, so soll d­ieser Pak wie Odefa zu einem Treibafen erklärt werden.” Der „Nord“ führt die Drogensauszeichnungen an, die den Mitgliedern des diplomatischen Korps in Mostan verliehen worden. Wir heben die folgenden Hervor : Fürst Paul Esterházy die Diamanten des St. Andreas-Ordens (die bedeutendste Auszeichnung, melde bei dieser Gele­­genheit verliehen worden), Fürst Schwarzenberg den St. Stanislaus-Orden 2. Klaffe, Für Nikolaus Esterhazy den St. Annen-Orden 2. Klaffe in Diaman­­ten, Für Thurn und Taris und die Grafen Gallenberg, Apponyi und Cho­­tel den St. Etanislaus-Orden 2. Klafse. Graf Morny erhielt das Groß­­kreuz des St. Andreas-Ordens, Lord Granspille, dem die Gefethe seines Bat­terlandes die Annahme aus­wärtiger Erben nicht gestatten, wird eine werth­­volle Auszeichnung anderer Art erhalten. — Am 13. hat Stirít Esterházy wieder ein größeres Diner gegeben und es waren zu demselben Herr­n, Te­geoborsty, Fürst Oronfinsky, Romirel Montfesloff, Graf Bolérias Potofi, Graf Soudonitich, Graf Alexander Tolstoy, Generallieutenant Philosophoff, der Nea­­politanische Gesandte, Gavaliere Regina, mit Herrn 9. Nothichild, der seiner Gesandtschaft attack­t ist, die Gesandten von Brasilien und Portugal, Lord Ward und endlich der militärische Theil der französischen Botschaft, die Generale Le­boeuf, Gtaffard und Dumont geladen.

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