Pester Lloyd, Februar 1857 (Jahrgang 4, nr. 26-48)

1857-02-26 / nr. 46

Die Münzreform in Oesterreich. Pest,25.Februar. Nachdem wir unseren Lesern,nach den offiziellen Mittheilungen der »Austria«,die principiellen Grundlagen und sämmtliche Detailbestimmungen des österreichisch-deutschen Münzvertrages vorge­­führt haben bleibt uns nur noch ü­brig,ihnen,nach Anleitung desselben Blatt­s einen Ueberblick der praktischen Gestaltung zu geben, die unser Gel­­wesen in Folge jenes Traktates annehmen wird.Bis­­her herrschten in den verschiedenen Kronlanden bekanntlich drei gesetz­­lich­ und neben ihnen vereinzelt mehrere thatsächliche Mü­nzfüße: der Konventions-,der Wieners Währungs-Münzfuß und derjenige deslomi batdischs venetianischen Königreiches,der die Lira oder den Zwanziger in hun­­dert Centesi mitheilte,diesen zur Seite gingen hie und da der süddeutsche Guldenfuß,die Mail­inder und Venetianische Lira,sowie die altgraubi­ms­terische Münzrechnung nach Bluzgern.Diese Buntscheckigkeit war nicht nur von sehr erheblichen Unbequemlichkeiten,sondern auch von effektiven Nach­­theilen begleitet.Im Verkehre mit den deutschen Nachbarländern,weder den norddeutschen Thaler-,noch den süddeutschen Guldenländern gegenüber, behaupteten unsere vollwichtigen Zwanziger nirgends ihren wirklichen Werth. Die Folge davon war,daß das Ausland sie im Klein-und Grenzverkehre an sich zu bringen suchte,um sie in den Schmelztiegel wandern zu lassen oder sie gegen Aufgeld zum umschmelzen zu verkaufen und aus­ diesem Pro­­cesse ergab sich wieder naturgemäß der Mißstand,daß unsere neuen Mün­­zen fortwährend eine Neigung hatten,über die Grenzen zu­ strömen­,während im Inland e nux die abgenutzten und abgeschliffenen sicher im umlaufe blieben. Sobald nun aber die Einheit an die Stelle dieser Breltőpfigkeit treten sollte, war im Interesse des Handels und Wandels­ zweierlei zu be­­rücsichtigen. Einmal mußte bei der neuen Ordnung der Dinge im Inter­­esse des Droßserfehres das Dezimalsystem­ gehörig zur Geltung ges­pracht werden, dem die Praxis eben­so sehr das Wort redet wie die Wissen­­schaft, und das die gesteigerten Anforderungen der Circulation, so wie die entscheidenden Potenzen des Güterlebens kategorisch verlangen. Jene ein­­fachen Zeiten, wo der Klein­ den Graf­, der mündliche den schriftlichen Ber­iehe so weit überragte, dag man weit mehr nach einem Theilipstieme fliebte, bei dem sich die Zahlen 2, 3, 4 als Divisoren und Multiplicatoren anmwen­­den Vießen ohne Brüche zu geben, sind eben dahin. Gleichzeitig jedoch Hatte man um des Kleinverzehres mitten auch darauf zu sehen, daß namentlich die Ziffern 2 und 4 im Werthverhältnisse der verschiedenen Stüde als Factoren oder Duotienten vorsamen. Allen diesen Anforderungen nun ist Dadurch genügt, daß Oesterreich in Zukunft, unter Wegfall des überflüssig gewordenen Zwanzigers und der ra, ale Kurantmünzen %, Im"­ fl, ad Silber fheidemünzen abe "or und­­ 1/zy-fl»Stüde ausprägt — denn sämmtliche Theilstade des Gulden fügen fd jebt als 957 9 oo Und 5% 90 dem Decimalsysteme, ohne daß der Detailhandel die Mittel zu der, feinen Bedürfnissen so entsprechenden , einfachen Halbirung und PViertelung, Ber­­doppelung und Bervierfachung verloren hätte. Und trob seiner prinzipiellen Einfachheit bietet Das neue Münzsystem eine um­so größere Mannigfaltig­­keit dar, als neben unseren Landesmünzen jedenfalls auch die Vereinsmünzen und­ die diesen gleichgestellten,, früher geprägten Ein- und Zweithalerftüde, insofern je vollwichtig sind; vieleicht auch wo einzelne Kurantítüde ber anderen Münzgruppen, namentlich die Sechstelthalerftüre, in Oesterreich Fur firen werden. An Silbermünzen mit vollem gefeslihen Umlaufe werden wir also hinfort befiben :­der geprägte Ein- und Zweithalerfiüde, im Werthe von resp. 1%, und 3 Österreichischer; oder von vefp. 13­, und 31, fl. sürdeutscher Währung — ferner Zwei-, Ein- und Biertelguttonftüde, im Werthe von vesp. 1142, 7/5 fl. und 1; Thle.; oder, son refy.. 295, 11 und 7%, fl. fündentfher MWäh­­rung — endlich Zehntel- und­­ Zwanzigstel-Guldenfläche, im Werthe von refy. 2 und Ein Silbergroschen norddeutsher ; oder von resp. 7 und 31­, fr. fündentfoher Währung. Unsere Eeinste Silbermünze oder 5 „Hunderte wird demnach der fünfte­ Theil Sowohl unserer eigenen Heinften Kurant­­münze, b. bh. Des DViertelguldeng, als au des Schriffelthalers, 9. H. Der Heinsten Kurantmünze in dem norddeutschen Münzgebiete, fein und im Werthe dem norddeutschen Silber» oder Neugroshhen durchjans glei­fichen, Man ficht, zwischen der Österreichischen uns der Thalerwährung ist von dem gröbsten Felde bis zur kleinsten Scheidemünze ein Werthver­­hältniß hergestell. Das nirgends zu unbrauchbaren Bructgeilen führt , denn unter 5 "Hunderte"­Stü­­ff glei 1, unter 10 „Hunderte"-Stüf gleich 2, unter 25 „Hunderte"-Stüdf oder Der Biertelgulden gleich 5 Gil Einfache und doppelte Bereinsthaler, so wie frü­­h so Gulden genau gleich 20 Silbergrothen oder gleich A Sechsteltän­­erftűden. Dagegen ist das Verhältniß zwischen der österreichischen und süd­­deutschen Währung für den Kleinverkehr kaum exakter geworden.11n­­fer Mü­nzfuß steht zudem Thalermü­nzfu­ß in der Proportion von Lenz zudem sü­ddeutschen dagegen in der Proportion von 7:6,was zwar be­­quemer ist als die frühere Proportion von 49:40,aber immer noch viel zu ungefü­gig für den täglichen Gebrauch.Oesterreichische Gulden und Doppelgulden werden allerwärts in Deutschland leicht Eingang finden,da sie sich in runden Kreu­zern der sü­ddeutschen Währung anschließen,in der sie 1fl.10kr.,stund 2fl.20kr.bedeuten.Allein die süddeutschen Gulden und Doppelgulden,die 6­ X7 oder 15X7 fl.österreichischer Währung entsprechen, lassen sich selbst in den Hunderttheilen unseres Geldes,also auch in unserer kleinsten Scheidemü­nze,durchaus nicht genau ausdru­ckemJudem Geld­­verkehre Oesterreichs und Sü­ddeutschlands dürften also vorläufig,neben den Ein-und Zweithalerstü­cken,nur noch unsere Gulden und Doppelgulden,da­­neben auch unsere Viertelgulden und­ die Sechstelthaler auftreten,diese letz­­tere,weil sie mit unseren neuen Viertelgulden durchaus übereinstim­­men und in Süddeutschland schon längere Zeit,j-zwei im Werthe von sehr.,ziemlich allgemein gangbar sind. Die deutschen Goldmünzen,die Kronen und halbenskronen, sollen bekanntlich hinfort ausschließlich ein Handelsgeld bilden,dessen­ Sil­­berwerth imgemeine Verkehre lediglich durch den Börsenkurs bestimmt wird. Wenn Oesterrei gestattet wird,bis Ende 1865 noch außerdem Duka­­ten in bisheriger Weise,und ohne Zeitbeschränkung aus Silber sogenannte »Levantiner Thaler«schlagen zu lassen,so sind Beide vo­r jetzt ab nur noch als reine Handelsmünzen zu betrachten,die den Verkehr mit dem Oriente fördern sollen.Welt-,Groß-und Kleinverkehr finden demnach in Oesterreich gleichermaßen ihre Rechnung bei einem Vertrag­,der uns mit dem Münzsysteme der Thalerländer,d.h.mit einer Bevölkerung von 23 Millionen,in fast vollständige Üeereinstimmung bringt,sodaß die beiden einander am­ meist angenäherten Münzgebiete nahe an 6 7 Millio­n Menschen umfassenzder aber unter Einer und derselben Münzordnung mehr als 70 Mill.vereinigt,und unserm Gelb-und Waarenumsatz auch noch überdies Territorium hinaus nach allen Richtungen hin erleichtert.Läßt er bezüglich der Silbermünzen­ was die süddeutsche Staate­it fast 972 Mill.Einwohnern betrifft,­noch immer einen Einheitswunsch unerfüllt,so wird dagegen in dem deutschen Goldgelde auch nach dieser Zeit­ hin schon jetzt eine vollkommene Assimilation bestehen-und gerade dirs Goldgeld ist so zweckmäßig eingerichtet,daß wir hoffen darfe,es nicht nur allenthalben bald in Umlauf treten,sondern es auch von anderen Län­­dern mit Vorliebe angenommen zu sehen! N­ipesi,25.Februar.Gest­rn und heute wurden die Sitzungen der in Angelegenheit der Theißregulirung zusammengetretenen Versammlung in der Wohnung d­em­­ Grafen Emanuel Andrassy fort­­gesetzt.In der gestrigen Zusammenkunft wurde die dringende Nothwendigkeit einer Anleihe noch einmal dargethen,und zwar ergab sich diese Nothwendigkeit aus einer von Seiten der Zentralleitung ergangenen Ansprache,sowie aus den Schulden-und Passivständen der einzelnen Vereine.Die Höhe des beabsichtigten Ansehens wurde mit Rücksicht auf die noch auszuführenden Arbeiten des Riesenwerkes auf 15 bis 20 Millionen veranschlagt,und zwar wurde diese Summe nach einer genauen Abschätzung und kubikklafterweisen Vertohnung aus den Plänen der rückständigen Arbeiten festgestellt.Nachdem die hierauf bezü­glichen Propositionen von der Versammlung einstimmig an­­genommen wurden,kam noch eine andere Frage zur Sprache,welche sich auf die Benutzung der bei den Regulirungsbauten in Verwendung kommenden öffentlichen­ Arbeitskräfte bezieht.Es ist diese Benützung zwar durch mehrere Erlasse geregelt,doch ermangeln dieselben des nöthigen Einklangescin den verschiedenen Arbeitsgebieten;in dereianlußsektion erhalten die verwendeten Arbeiter einen bestimmten Tag­lohn,in der an­­dem werden die Gibü­hren nach dem Umfange der quege gebrachten Arbeit bemessen.Es wurde daher der Beschluß gefaßt­ geeignete Ortes dahin zuwirken,daß in die erwähnten Erlässe Einklang gebracht,und die Frage im letztgenannten Sinne d.h.zu Gunsten eines nach der jeweiligen Leistung bemessenen Arbeitslohnes entschieden werde. In der heutigen Sitzung ward­ das Protokoll der Anleihe vor­­gelesen und ratifieirtz damt wurde eine Kommission ernannt,deren Auf­­gabe aus folgender Auseinandersetzung klar werden soll:Die mittelst Er­­lasses vom 10.März 1852 den Anwohnern des regulirten Gebietes ge­­währt e 16jährige Steuerfreiheit hat nämlich in­ den verschiedenen Sektionen eine verschiedene Auslegung erfahren,die erwähnte Kommission wurde daher mit einer näheren Sprü­fung der Angelegenheit und mit der Ausarbeitung eines Elaborates beauftragt,welches dann der Versammlung ergreifen könne. Hierauf wurde von dem Bevollmächtigten ver­gebener Sektion die Proposition gemacht, daß sich die Versammlung auf eine a­u­­s­chliefliche Diskussion der die Anleihe berührenden Tragen beschrűne­ten, und jede Abweichung von dem eigentlichen Zwere der Zusammenkunft vermeiden möge. Dieser Vorschlag wurde­ von dem Herrn Präsidenten der Versammlung, dem Grafen Emanuel Andraffy, auf das nachprüdtierte unterflüst, um so mehr da­für das bei der Negulirung zu beobachtende Verfahren in ber. betreffenden, mittelst a. bh. Entfältigung vom 11. Sept. 1856 genehmigten Borfodjrift des b. FE. Handelsministeri­ums die bestimm­­testen Andeutungen niedergelegt sind. Es wurde somit die Proposition des Hnefer Bevollmächtigten angenommen. In der für morgen angesagten Situng werden, wie wir Hören, die Arbeiten der Versammlung ihr Ende erreichen. Es wird an diesem Tage die Petition an Se. f. Hoheit den durchlauchtige­n Erzherzog Gouverneur von sämstlichen Bevollmächtigten unterzeichnet, und im Beisein der gerichtlichen Zeugen für die Herren Grafen Emanuel Andraffy, Emil Deffemwffy, Herrn Melchior v. Jónyat und den Marquis Alfons 9. Pallasyticint, welche bekanntlich mit der Realisirung der Anleihe beauftragt sind. Die nöthige Vollmacht ausgesielt werden. Die Bersammlung sämmtlicher Bevollmächtigten der Theißregulirung őr vereine in Pest, welche soeben ihrem Ende entgegengeht, hat insoferne im Sinteresse der großen vaterländischen Unternehmung ein fruchtbringendes Net­sultat geliefert, als für das bisher fehmautende Anleiheprojekt ein sicherer und fester Ausgangspunkt gewonnen worden is. Was das endliche Ne­sultat der beabsichtigten finanziellen Operation anbelangt, so wollen wir hiefür die besten Hoffnungen hegen, um so mehr als der Berein die Un­terflüßung der HB. Negierung der die Vermittelung Sr. f. Hoheit Des Herrn Erzherzog-Generalgouverneurs anfuchen will. s RWien-24.Februar.Es bestätiget sich,daß die Konferennveicht demnächst zur Erledigung der Neuenburger Angelegenheit in­ Paris stattfinden wird,nur vo Standpunkte des Londoner Protokolls aus über diese Frage verhandeln wird.Die Schweiz wird hierbei ni­cht vertretm sein,da die Konferenz nur als Fortsetzung der Londonr Konfe­­renz zu betrachten ist;dagegen hat das französische Kabinet die Erklärung abgegeben,daß es als Vermittler zwischen Preußen und der Schweiz die Vertretung des schweizerischennterksses in Anspruch nehme.Ueber den Gang der diesfälligen Verhandlungen vernehme ich von berufener Seite,daß der preußische Gesandte bei der Eröffnnng unter Hinweisung auf die bezeich­­nete Lage die Nothwendigkeit einer definitiven Regelung der Neubnburger Verhältnisse in Folge des seit 1848 veränderten Verfassungszustandes der Schweiz konstativen und damit die Anzeige verbinden wird,daß Preußen auf Grund einer entsprechenden Gegenleistung der Schweiz geneigt sei,auf das Souveränitätsrecht über Neuenburg zu verzichtet­.In Betreff der Ge­­genleistung werden die preußischen Bedingt­ngen speziell aufgeführt werden. Ihre definitive Feststellung wird sodann die eigentliche Aufgabe der Konfe­­renz bilden,welche die endgültig festgestellten Stipulationen durch eine Kollek­­tivnote der Schweiz zur Kennntnißnahme verlegen und zur Annahme empfeh­­len wird. In den hiesigen gutunterrichtetkreisen wird es sehr bezweifelt,daß Oesterreich für den Fall,als es zu einem Kampfe zwischen der Pforte und Montenegro kommen sollte,zu Gunsten Montenegro’s Partei nehmen werde,und es heißt,daß Fürst Danilo hievon auch bereits in Kenntniß gesetzt worden sei,woraus sich dann auch sein inniger Anschluß an Frankreich erklären mag. Für die im Monat Mai d.J.stattfindende fünfzigjährige Jubi­­läumsfeier der k.k.Landwirthschaftsgesellschaft werden bereits umfassende Vorbereitungen getroffen. Den Hauptmoment der Jubiläumsfeier bildet bekanntlich eine große Ausstellung von Vier-, Tand­­und forstwirthschaftlichen Maschinen, Geräthen und Produkten. Man ver­­speicht si von Dieser Ausfielung sehr ersprießliche Resultate, und betrachtet sie, nachdem ihr­ Höchsten Orts die kräftigste Unterfüßung zu Theil wird, als den Anfang einer Reihe von Maßregeln, welche die Regierung im In­­teresse der Landwirthschaft pur positives Eingreifen in nächster Zeit ver­­wirklichen dürfte, und wobei es sich vornehmlich darum handelt, viele bereits vorhandene günstige Momente zu vereinigen. Zunächst wird es sich um die definitive Lösung der von vor gerau­­mer Zeit aufgefü­llten Trage wegen Errichtung von Aderbaukam­­mern handeln. Wie ich höre, liegt der Regierung der Antrag vor, statt serbstständiger Aderbaukammern bei den bereits bestehenden Handels und Gewerbekammern eigene Sektionen für landwirthschaftlice Interessen zu bil­­den. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird man fr aher, und wahrlich nur zum Steommen der Landwirthschaft, für die Erritung selbstständiger Ader­­n enthält 57 neue Gegenstände, darunter 2­ Aquarellgemälde und 1 der Sarbendrin entstandenes Bild. Unter Den Delgemälden sind 23 Landschaf­­ten, 13 Genrebilder, 2 Stillleben, 4 Thierfläche, 4 Portraits, A Historische Darstellungen, 2 architektonische Bilder und 1 Blumenftnd. Wir Halten zuerst Revue Über die Landschaften: 5. 6. Steffen, aus Münden, sendete eine Herbstlandscaft, fün­­fh von Münden gelegen, ein. Der Bordergrund enthält eine schöne Graf­­fage von unweibenden Schafen, die von Rindern gehütet werden; rechte ist ein Buchenwald, beisen Standort, wie die nacten Reifen zeigen, ein Braz­­ithügel. Der Mittelgrund dehnt sich zur weiten Fläche aus, auf welcher Landleute arbeiten. Den Hintergrund bildet das nacte, schroffe Gebirge des bairischen Alpenlandes. Am Buße desselben zieht sich ein Dunkler Waldsaum hin, aus dessen Wipfeln sie und da Dorfigarten mit Kirchthürmen auf­­tauchen.— Von BHfher, in Wien, sehen wir eine große Landschaft aus dem Karf­e. Das Bild stelt einen gespaltenen Berg dar, dessen linke Hälfte den Bordergrund bildet; nach dem­­ Mittelgrunde zu flieht man eine meidende Schafherde auf tonnenbeleucteter Stelle. Die rechte Hälfte liegt erhaben und zeigt zerrissene, schroffe, sennrecht abstürzende, auch überhängende Seiten­­wände. Den Mittel- und Hintergrund bilden nacte grüne Höhen ohne Wälder, da sich bewaldete Höhen im Karst überhaupt nicht finden, wo jeder Regentropfen, der vom Himmel fällt, durch das zerflüftete Gestein in unbe»­rannte Tiefen dringt und niemals auf den Gebirgshöhen selbst als Duelle zum Borrhein kommt, sondern erst in weiter Entfernung am Fuße eines Berges als ein ge­waltiges Wildwasser aus einem gähnenden Schlunde sich stürzt. Der Künstler Hat die Natur dieser Bergöde überaus treu wiederge­­geben, und man kann Bötcher im Auffaffen und Darstellen der rauhen Al­­penwelt unstreitig zu den eminentesten Landschaftern der Gegenwart­ zählen. Anton Bayer, in Wien, sendete zwei Feine Gebirgslandschaften mit Bauernhäusern und zusammender Staffage ein, Khoor, aus Ofen, eine eine Waldlandschaft aus dem Oiener Gebirge, ohne Staffage. Von hohem Kunstwerth ist die große Landschaft, welce Lindlar, aus Düf­­feldorf, eingefhit hat; sie fielt den ganzen Gebirgsstod des Monte Rosa in abendlicher Beleugtung dar. Im Vordergrund, den man sich in der Mittelhöhe eines gegenüberstehenden Berges zu renten hat, liegen mächtige Seletrümmer, zwischen denen drei Mpenjäger ihr Bipolarfeuer angezündet haben. Von dieser Stelle sieht man in eine grausige Tiefe, die mit Dün­­sten erfült­ert, welche die Sonne mit gelbem Scheine durchdringt. Gegen­­über hat man den Anblick des Monte Rosa, der in seiner ganzen weiten Ausdehnung an Größe manchem Fürstentyume des weiland römisch-deutschten Reiches gleichkommt. Der untere Theil desselben ist feneelos und von den Sonnenstrahlen matt vergoldet. Wunderbarer sind Hier die Effekte son­e Schneeregion,welche,ähn­­lich dem Berge Ararat,sich in zwei schroff über die Volksregion hinaus­­ragenden Häuptern erhebt,die sich in die ewigblauen Lüfte verlieren.Alle Vegetation hat da ein Ende,ein gewisses Gras ausgenommen,das an Stellen wächst,wo niemals Schnee haftet.Es ist diese Region das einzige Revier,welches den Steinbock noch beherbergt­ und gleichsam dessen letzte Zufluchtsstätte geworden ist,indem­ Odenkasjägern fast unzugänglich ist. Brioschi,aus Wien,send­te eine Sommerlandschaft aus der Schweiz ein,die keinen Namen trägt.Die Waldpartie von Mazei in Nagys Banya,ist gleichfalls namenlos und die Staffage dü­rftig.Theodor Millian,aus Weißkirchen,sendete eine unbenannte Landschaft,wahr­­scheinlich eine Partie aus dem banater Gebirge. Wieder holten Kunstwerth haben zwei Landschaften von August Lukas, in Darmstadt.Die erste ist eine Waldlandschaft in abendlicher Beleuchtung, wobei die Heimkehr der Sabierhirten in Szene gesetzt ist.Der Künstler hat dazu sehr verständig einen etwas freien Platz gewählt,auf welchen das volle Licht der niedergehenden Sonne durch eine Engschlucht sich ergießt.In diesem Hellraumenun ziehen die Hirten mit ihren Heerden von Schafen und Zü­gen,Eseln und Ochsen,mit ihren Weibern,Mägden und Rindern hindurch.Das Ganze ist von einer feinen Staubwolke umhü­llt,die indeß durchsichtig und vom Sonnenschein mattgeröihstisk DM Festngbs gith ein Korps Musikanten.Was die jungen­ Weiber betrifft,sind diese allzumal schön.Von kräftigen Formen und blühender Gesundheit.Die zweite Land­­schaft von Lukas stellt eine Partie aus der Villa delle Gracie dar-eben­­falls bei Beleuchtung Der niedergehenden Sonne. Die Hauptpartie bildet Die Gruppe der Orazien auf dem Wasserbesen inmitten des Bildes. Aus bit­dem­ Resten erhebt sich ein Wasserstrahl, der beim Niederfallen die Orazien wie ein luftiger Schleier umhält, und indem er rund um den Rand der Schale in gleichmäßiger Dünne abfließt, sieht man wie Durch eine Glas­­gloce die dahinterliegenden Gegenstände aufs allerdeutlichste. Den Mittel­­grund bilden alte Inorrige Cypressen und Pinien, die, von den glühenden Strahlen der niedergehenden Sonne getroffen, den erhaltenen güldigen Schein auf die Statuen zurückwerfen. Durch den offenen Baum der abstehenden Stämme dieser Altväter der Pflanzenwelt sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, alles ist in Nachtwunkel gehült. Der Vordergrund liegt ganz im Schatten des herannahenden Abends und zeigt uns in den herum­­­liegenden Trümmern von Säulenschäften, Kapitälern, Treppenstufen, Posta­­menten und Basen Das Bild der längst geschehenen Vermaftung Roms durch die Bandalen. Auf diesen Heberbleibseln vergangener Herrligkeit Hat sich eine Gesellscaft schöner Damen im Halbfreife niedergelassen, um das Wun­­derwerk dieser Springfontaine anzustaunen. Es ist auf diesem Bilde die italienische Natur in ihrer vollen Wahrheit dargestellt, nicht idealisiet, wie je manche machen, sondern wirklich wie sie If­­erander Brodzky, in Oien, ein Zögling der Münchner Säule, hat Neutra mit seiner Umgebung ausgestelt. Heilmapyer, aus Münc­hen, fehisste eine Heine Mondrheinlandschaft zur Ausstellung. Von B­es­­­ter 3, in Stuttgart, sehen wir das Schloß Halwyl in der Schweiz, eine ­­­­eingesendet, Die nach ihrer Grasfage benannt sind. Das erstere fieh­ eine Mondscheinnacht vor, ein ungemein herrliches Gemälde,­ ausgezeichnet durch die Nichtigkeit der Perspektive und den angebrachten Kontrast der Beleuch­­tung. Der Borbergrund befindet sich, als ein für sich abgesperrter Raum, am Ausgange eines Kanals in das adriatische Meer, und ist im Nachtschat­­ten gehalten wegen eines über den Kanal gespannten Brüdensteges, dessen Gemäuer das Mondlicht nicht zuläßt. Hier gewahrt man eine Schifferfa­­milie, den Mann auf dem B Vordertheil einer Barke fibend, wie er die Laute spielt und dazu singt. Die Frau nebst ihrer seinen Tochter auf einer Stein­­treppe vor der Hausthür ruhend horchen dem Gesange zu, ebenso ein aufe­recht stehendes famud ge­wachsenes Mädchen. Diese Gruppe ist jeher schön tomponirt und erhält ihre Beleuchtung durch den gröthlichen Schein eines Küchenfeuers, welcher aus der Hausthüre kommt. Unter und über der Brüde hinweg sieht man in weite Entfernung das vom Mond beschienene Meer. Das andere Bild von Stange gibt eine Dorfansicht im Baiert­­sen Hochgebirge vor anbrechendem Tage in ganzer Naturwahrheit und rich­tiger Perspektive. Als Staffage sind Bauernmädcen angebracht, welde einer Marienstatue ihre Huldigung in Blumenfrängen darbringen, die aber, wenn sie gefallen sollten, sorgfältiger ausgeführt sein sollten. Stephan, aus Prag, nicht zu verwechseln mit Stephan in Mün­­chen, sendete eine Abendlandschaft, welche einen Laubwald verstellt. Im Borz dergeuide sieht man ein stilles Gemwässer mit obenauf schwimmenden Sumpf­­pflanzen, im Hintergrunde wird ein Klostergebäude durch eine offene Wald­stele sichtbar. Die Beleuchtung macht sich dur ihren warmen Ton bemerk­­bar. Von Ignaz Raffalt aus Wien, haben wir die Ansicht einer Tanga auf einer Pußta, mit weiter Aussicht in Die Ferne, erhalten; es sind auch einige Pferde darauf. Die Landschaft von Altmann, in Wien, zeigt die Hütte eines armen Kleinhäuslers, die in ihrer Berfallenheit mit morscher Bretterbewegung recht naturgetreu dargestell ist. Man flieht sei­­nen Menschen, nur einen Leiterwagen im Vordergrunde, außerdem Kraut füpfe, gelbe Rüben und eine Henne mit ihren Rüdlein, Teich, aus Win fendete eine Ansicht vom Attersee in Oberösterreich. Der Vordergrund zeigt si­ch­ eine rauhe abgeholzte Höhe mit Gestrüpp und losem Gestein, ein Mädchen Hüter einige Ziegen. Den Mittelgrund bildet der See, auf den die Strahlen der Mittagssonne einfallen und dem Wellengeflimmer einen Silberglanz mittheilen. Den Hintergrund bilden zwei Reihen Berge, auf deren hinterstem Die Kuppe des „hohen Brühl" sich erhebt. Die mittägliche Beleuchtung wirkt auf Dieses Naturbild ungünstig ein. N

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