Pester Lloyd - Abendblatt, August 1857 (Jahrgang 4, nr. 174-197)
1857-08-01 / nr. 174
notwenig ein politisches Verbrechen,da der Ausdruck komplett in der französischen Gesetzgebung ausschließlich blos auf politische Gegenstände angewandt wird.Der gelehrteste Rechtskundige des Kaiserreiches wird mir nicht einen Fall—auch nicht einen einzigen—anführen können,wo das Wort in einer anderen Bedeutung gebraucht wird..... Keine Regierung,welche Verbannten Gastlichkeit gewährt,darf ihnen unter irgendeiner Bedingung gestatten,auf ihrem Gebiete Verschwörungen anzuzetteln und sie auf diese Weise in einen Krieg mit einer befreundeten Macht hineinzuziehen. Es unterliegt das seinem Zweifel. Allein es ist kein Anlaf vorhanden, so zu Handeln. Das englische Cefeb hat das Verdienst, in seiner Weisheit eine solche Eventualität vorgesehen zu haben, und es hat die Regierung mit den nöthigen Bollmachten befleidet, um die Schuldigen vor den englischen Gerichtshöfen zu verfolgen. Man wird sich eines merkwürdigen alles aus den Zeiten des ersten Bonaparte erinnern. Zudem haben in der Oberhauleiitung vom 4. März 1853 die hervorragendsten Staatsmänner und Rechtefundigen, die Lords Lyndhurst, Brougham, Aberdeen und der Lordkanzler mit beredten Worten die verfassungsmäßigen Grundlage auseinandergefegt und bekräftigt, unter deren Schule es nicht nöthig ist, zur Auslieferung oder zur Altenbilf eine Zuflucht zu nehmen, da die Anwendung des englischen gemeinen Rechtes auf die Fremden genügt. Da das angebliche Komplott seinen Ursprung in London haben sol, so würde ich, wenn ich in den gerichtlichen Verfolgungen, die daraus entspringen werden, inbegriffen wäre, das gemeine Recht Englands anrufen. Dieses Recht ist es, an welches ich appelliren werde. Als Vergeltung für das Gastrecht, welches England mir seit acht Jahren geboten hat, halte ich es für meine Pflicht, öffentlich vor der Zustiz zu erscheinen und sie über mein Verhalten aufzuklären. Ich verlange also selbst, vor ein englisches Gericht und vor englische Geldworne gestellt zu werden. Dort wird man jedenfalls etwas mehr verlangen, als einen alten Haß; dort, davon bin ich überzeugt, werde ich alle Bürgschaften eines ehrlichen, freien und unabhängigen Prozesses finden; einen britischen Gerichtshof und eine aus Inländern bestehende Jury, die mit der Ruhe und derrechtlichkeit freier Männer über mich urtheilen werden. England ist sich selbst mehr schuldig als mir. Wenn England sich aber Dazu verstände, das, was man ihm zumuthet, eine Prüfung zu vollziehen (si l’Angleterre se soumettait 4 ex@cuter sans vérification), so würde es sich selbst [sagen und in der Geschichte mit Schmach bededen. Es ist also gar kein Zweifel möglich. Indem die französische Regierung sich des Wortes Komplott bedient, hat sie selbst anerkannt, da sie ihre Anklage an ein politisches Zaktum früst, da das Wort komplett in der juridiscen Sprache Frankreichs seine andere Bedeutung hat. Es handelt sich also um die Auslieferung politischer Verbrecher. Die Wichtigkeit dieser Frage ist nur nach der Größe individueller oder nationaler Interesen, so bedeutend dieselben auch immerhin sein mögen, abzumelsen, sondern es kommen dabei die heiligsten Peinezipien der Freiheit, der Gerechtigkeit, der Sittlichei und des menschlichen Gewissens in Betracht. London, 25. Sult. Ledru Rollin. Die Anklagekammer in Paris hat am 28. in der Komplottsache ihr Urtheil gefällt; die sieben Angeklagten werden bekanntlich vor die Affen des Seinedepartements gestellt werden. (Defter. 3tg.) Volkswirtsschaftliche Nundfhan. Aus Wien wird uns das Eintreffen des Herr Joseph v. Vermenyi, Präses der ungariscen Affentanzgesellschaft, gemeldet, und Hinzugefügt, die Anmeldung zur Substription und der Aktien dieser Affeturanz laufen so zahlreich ein, Daß selbst der dreifache Betrag der zu emittirenden Summe nicht hinreichen würde, um allen Anmeldungen zu entspreen. — Das hohe Ministerium hat die Erbauung einer Brüde nach dem amerikanischen Gyrteme über den Galizien der Schwebe, bei Nedez im Zipser Komitate bildenden Dunajezfluß genehmigt, und Segelschifffahrtsgesellschaft in Unternehmungen in der Richtung zwischen Prag besonders hart betroffen wurde, und ihren die Forderung, mit Rücksicht auf das von ihr spedirte große Waarenquantum den Übrigen begünstigten Parteien gleich gehalten zu werden, weil die Statuten der Staatsbahn die Begünstigung einer Trachtunternehmung vor der andern nicht gestatten. Sie wurde jedoch stets zurückewiesen und hat daher hohen Orts die nöthigen Schritte eingeleitet, damit die Staatseisenbahngesellschaft zur genauen Einhaltung sie schon anderen Speditionen eingeräumt hat. Man ist watrlich auf die Entscheidung dieser Angelegenheit um so Kurzem in ähnlicher Streitfrage genau eine Tarifermäßigung bewilliet ward. Die Arbeiten fen Grenze werden im kommenden Winter bestimmt beginnen. Lehrjunge, der in Wien angeblich abgehalten und förmliche Werse kurzer Zeit die Grenze zwischen Ungarn und Staatseisenbahnausländischen Brachtund Bodenbach mehrere nicht unbedeutende Begünstigungen im Brachtlage zu Theil werben läßt, während sie die Transporte der Schifffahrtsgesellschaft nach dem allgemeinen Tarif behandelt. Da nun die legtere durch den lange anhaltenden niedrigen Wasfrstand der daß endlich einleuchten mußten, * Sonfognitoreufen, gespannt, ab Elbe tít, daß Die Könige den Stern- und Moldau fast sämmtlichen Waarentransport in jener Richtung mittelst Staatsbahn befördern haffen muß, so sie fon einmal an Diese ihrer Statuten angewiesen werde und der Schifffahrtsgesellschaft dieselben Begünstigungen zusammen Yafe, mehr Kralupnerssohn die Staatseisenbahngesellschaft vor Kladnoer Grubenbesigern gegenüberstand, der in Schesien nächst den Gesind Zustande die die Telauf Kohlen gerichtet, vom 28. b. geschrieben: „Der MM. fen gelesen hat, steht nicht vereinzelt va. Der nach Chocen, Ehrudimer Kreises, zuändige welcher auf gleiche wie der abbrührte Lehrjunge im Schlafe geistliche Neven hielt und ganz" Predigten vortrug, wurde noch vor in Chocen und der Umgebung als ein Wunderkind angesehen und von frommen Zuhörern häufig mit milden Gaben bedacht. Die von den göttlichen und weltlichen Behörden eingeleiteten Erhebungen ergaben es doch das Resultat, das der unberufene Prediger, dessen gutes Gedächtnis im Behalten der eingelernten Vorträge Übrigens achtensmwerth fit, den Schlaf, in den er jedesmal vor dem Predigen, und zwar erst dann, nachdem die Zuhörer in Die Taschen des vermeintlichen Wunderfindes ihr Schärflein beigetragen hatten, verfiel, nur simulirte, und sonst aug vor und nach seinen Vorträgen häufig so eigennügige Absichten Hey per Majestät auf ihrer Stirne tragen, sagte Napoleon al so Fannst Du ganz unbesorgt inkognito reifen, erkennen, * Man schreibt aus Düsseldorf : „Seit langer Zeit hat hier Fein Bi Aufsehen erregt, als die „Musikantenfamilie” von Louis Gallat ER in Schulte’schen Ausstellung zur Ansicht geboten is. In dem Bilde ist Leben und Wahrheit, es fesfelt in überraschender Weise, erwedt unser innigstes Mitgefühl, bringt di Seelenwirrung hervor, die der Maler erzielen mollte, und macht uns flaunen übe diesen u) Eur in,ale Farbentechnis.”an weiß, da vr gron die Leichname zweier seiner Freun 1822 in Italien mit Tod abgegangen sind, hat Sehten ihn ifmen als Journal bemerkte bei diesem Anlasse, daß man dem edlen Korb in dieser Beziehun nicht einmal das Verdienst der Originalität zugestehen künne, denn der bekannte Marquis de Boyer d’Argenfon sei vormals no weiter gegangen. Dieser Marquis wa sehr reich und benannte sich zu einer wenigstens ebenso liberalen Philosophie, als die des Lord Byron is. Er hatte in seinem Schlosfe zu Ormes (in Poitou) ein Serail angelegt, in welchem eine gewisse Dem. Sehan, eine Scauspielerin, die Rehlings- Mastiife des Sultan-Philosophen war. Als sie starb und es ihrem Anbeter nicht gestattet ward, sie in geweihter Erde begraben zu hasfen, so übergab er die Leiche, in ein Zug von Amtant gehüllt, den Stammen. Als ein großer Liebhaber der Chemie geriet der trauernde Marquis später auf die Speer, die Afche verglasen zu lasfen. Den daraus entstandenen GlasFlumpen ließ er sich in einen Ring raffen. * Der Berliner ministeriellen „Zeit“ schreibt man aus Marburg vom 29, Sult: „Kürzlich it hier der Polizeikommissar Schnabel vom Dienst suspendirt worden. Es dient dieser Vorgang wie so viele andere dazu, um immer mehr die Leute in gehörigem Licht erscheinen zu haffen,, die das Haffenpflug’sche Regiment zu seinen Werkzeugen zu machen genöthigt war. Schnabel ist aus den Zeiten der Bundesexecution als „Marihlommissär” Ic. bekannt und hat sie namentlich bei den Kafselern in einem Andenken erhalten, das eben nicht zu den Schmeichelhaften gehört. Anklagen hat es nicht gefehlt , aber es mangelte ihm auch nicht an Schüßern. Seine nunmehrige Suspension scheint zunächst nur eine misbräuchliche Anwendung der Amtsgewalt in eigener Sache veranlagt worden zu sein. Hr. Schnabel schuldete nämlich, wie erzählt wird, seinem Hauswirth seit längerer Zeit die Miethe. Als er ohne vorherige Zahlung auszuziehen Miene machte und der Wirth eine heimliche Entfernung der Möbel befürchtete, ordnete dieser eine ständige Ueberwachung des Hrn Polizeikommissars und des Eigenthums desselben an, um sein geiegliches Zurückbehaltungsret an dem Mobiliar zu siltern. Einige Wochen Melt fich. Herr Schnabel das Ding gefallen ; er hoffte, wie es scheint, die Aufmerksamkeit des Hauswirths zu ermüden. Allein eines schönen Tages oder vielmehr Spätabends verlief ihn die Geduld. Er zog seine Uniform an, arretirte die bestellten Wächter und brachte einen nach dem andern in Haft. Zulegt wollte er an den Hausnwirth selbst abführen, allein dieser protestirte und widerlegte sich, und ein herbeigerufener Miethbewohner des Hauses machte den Polizeimann so ernftlich auf den offenbaren Missrauch der Amtsgewalt aufmerksam, daß nach einer Strebe Wegs und nach vielem Lärm und Umherzerren der Berfud aufgegeben wurde. Andern Tags machte der Hauswirth natürlich von der nächtlichen Ruhestörung etc. Anzeige und verlangte Schu und Reman ist auf den endlichen Ausgang D dieser Sache, einigermaßen einst zum Söntge 90 Niemand wird Di Dem „Wanderer” wird aus Prag geschrieben : Ein interessanter Prozeß ist gegenwärtig zwischen wer der Prager Dampf. Aus Chrudim (Böhmen) wird der „Bohemia” Es ist notorisch, daß die Herr S.M. fehurfzeichen bereits aufgestellt, den erstere einigen Freiherr von Notyfhild inund stellte an der Eisenbahn von Piacenza tat Joseph E., bis mein den Hohenboß, Seitendorf großartige Bergwerke eröffnet und Der Bau ist Hauptfachlie im fomnambulen zur piemontesi bethätigte, Hellseheng Wenn es wahr selbst seinen eifrigsten Bewunderern die unlauteren Motive des Prediten Veran nennen en 48 k: Börsen und Handelsnachrichten. * Wien, 31. Juli. Das gestrige Abendgeschäft war in S» Staatsbau sehr lebhaft, welche für auswärtige Rechnung in fairen Posten gekauft Bro und in steigender Midhlung bis 246". gehandelt wurden, Kreditaktien farfoffen 240—240/2 , Mordbann 18974. Die ungünstigen Londoner und Pariser Nutzungen drüdten heute die Kurse und bei vorwiegender Geschäftslosigkeit konnte fi heute seine günstigere Stimmung entwickeln. Nur Staatsfonds haben fi leidlich behauptet, fast alle übrigen Gffeften stellten sich billiger. In Theißbahn wurde zum Parilurfe Einiges gemacht. Silber abermals etwas höher, die ya IR fs) ungeachtet des Ultimo befriedigend. Hlußkurse: Kreditaktion 238, Nordbahn 188, Staatshiffebahn 100, Orientbahn 521/. N no Juli. Schlupfonfoss 903. Maris, 30. Juli, 3pEt. Rente 66.70; 4/.pEt. 92.75; 5 í a ALKN 676. Abends ZyCt. Rente 66.65. REIHE zantfurt, 30. Juli. 6pCt. Metal, 78%,544 pCt. Metall. 69; Bien 114; 1854er Rufe 1045/,; Bantaktien 1149; Nationala 0%; Stostsbapn 281Ys; $trebitattien 218. Tik PRSRESTEINE Dasmsterdam, 30. Juli. Dort versingliche 8715/,: Spt 1); ren ae Nationalanl. 773/,. § ae Berlin, 30. Juli. 5pCt. freiwillige Anleihe 100; 5pCt, Metall, 82: 1854er Lore 107%, ; Nationalanlehen 837/,;, Stäntebahnaktien 1611/,: Areditaftien 118. 43 a bagnattien 1617 res Hamburg, 30. Juli. Nationalanleihe 82; Kreditaktien 219, Hamburg, 29. Juli. 3pEtg. Spanier 35%,; IpEtg. Spanier 237),. en unverändert und flille. Del pro Herbst 30%/,, pro Frühjahr BI.ate. jn Eyffee file Zimt 1500 Zentner 19% , 500 Bentner Amsterdam , 29. Juli. 1pCtg. Spanier 2549, 3pCt , + ‚ sg. Spanier IT Ye: 5pEtg. Rufen Stieglig 997%, 5pCtg. Ruffen "Stieglis de "855 100%. Holländische Integrale 639/9etreidemarkt Weizen und Roggen unverändert. Naps pro Herbst und Srüpjahr 83,, Rubel pr. Herb 48, pr. Frühjahr 471. >agondon, 29. Zuli, 1yEtg. Spanier 25, Sardinier 89, 54Et 111, 4Y,pCtg. Ruffen 97, Fi, SAME Der füllige Dampfer , Columbia" ist von Newyork eingetroffen. Getreidemarst. Getreide fest. Rother englischer Weizen einen Schilling s höher als am vergangenen Montage; fremder Weizen vernachlässigt aber da drübjahregetreide unverändert. heft, 31. Juli. Wochenbericht. Aus Anlaß der Sestlichkeiten in dieser Woche fand nur geringer Geschäfteverfehr slatt. Kaffee eins gehalten. Zuder erhebliche Abschlüsse in Folge einiger Preiszugeständnisse. Baumwolle von Surat ansehnliche Verkäufe zu fteigenden Preisen. IWeizen vernachläfsigt. Mais beachtet. Berlin, 30. Juli. Weizen: ganz vernachläfig. Roggen: Ioco ‚bei wenig Lage und Angebot in kleinen Partien von 46—47 Thlr. pl. 2050 Ptl. bezahlt. Bon Zerminen bleiben die nahen durch Deckungen behauptet, die späteren bei matter Stimmung durchchnittlig niedriger verlauft. Ges fündigt 50 s. N beL: wenig im Werthe verändert. Ges. 2000 Ztr., die prompten Empfang fanden. Spiritus: Ioco behauptet, Terminehne matter, verantwortlicher Redakteur : Karl Weißkircher, Schnellpfeifenbruch von Emil Müller, Dorsthengaffe Nr. 12. — Berlag der Pester Heydgesellschaft, Be 1