Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1858 (Jahrgang 5, nr. 1-24)

1858-01-29 / nr. 23

ef­re­itag,29.Jänner Nr.23.. Vert, 1858. Politische Nundsehau, 29. Jänner. Die Ein­­theilung Frankfreidh’s in fünf große Militärkom­­manden hat, wie der „Moniteur“ selbst sagt, den Zweck, da­­mit im Falle von Unruhen die 5 Marschälle die Truppen nach ihrem alleinigen Ermeffen kommandiren. —­ Weiter enthält der „Moniteur"­ vom 28. einen großen Artikel, welcher die Anschuldigung fremder Blätter, als würden die Protest­anten in Frankreich verfolgt, wider­­legt. Der „Moniteur“ sagt : „Die Regierung fordere von jeder Glaubensgenossenschaft Unterwerfung unter die bestehenden Gefege, und sie habe, nach reiflicher Untersuchung, stets die Errichtung von Kirchen und Schulen bewilligt. Die Regierung sei­ entfehloffen, nur das Auf­­sichtsrecht auszuüben;­­ebenso aber sei sie entschloffen, den heftigen Angriffen und Aufreizungen, mit welchen sich verschiedene Kulte in den Journalen­ anfeinden, ein Ende zu machen. Die Kon­­stitution wolle Achtung für jeden Kultus ; es sei von Wichtig­­fett, jeder leidenschaftlichen Polemik, welche den Glauben der Staatsbürger verlegt, ein­ Ziel zu fegen. Es sei auch nöthig, die ganze Gesellschaft gegen den Geist der Subversion und der Gottlosigkeit zu verteidigen, aus welchem nur die Revolution Dortheile ziehe. Diese verberge sich hinter den religiösen Strei­­tigkeiten, um das Prinzip jeder Autorität zu vernichten, indem sie der Verachtung der religiösen Grundlage Eingang verschaffe. Der Regierung stehen die nöthigen Mittel zu Gebote, um die Religion und den Staat zu faben, und sie wird von denselben entschiedenen Gebrauch machen.“ An der­ Seibe­ der „Triester, 3tg." seien wir­ fol­­gende Auszüge aus den soeben erschienenen Memoiren Orfints: » Mit Bezug auf das Attentat vom 6. Februar 1853 in ‚Mailand erzählt Orfint, unter den Instruktionen, die im Mazzini später gegeben, habe­­ sich auch der Auftrag be­­funden, ‚eine sogenannte „Compagnia della Morte“ zu bilden, welche aus 80..entschlossenen jungen Leuten zu bestehen hätte, die sich durch einen Schwur­m verpflichten sollten, zu einer gege­­benen Stunde den Dolch ge­­n,die „Unterbrüder” zu züchen. Ein Eingemweihter sollte mittlerweile die Wohnungen der vor­­züglichsten Generale und Stabsoffiziere, deren Gewohnheiten u.­­... genau erforschen, und zwei bis drei Versch­worene auf je­­den derselben — ungefähr zwanzig — gerechnet, würden­ hin­­reichen, die österreichische Armee ihrer Führer zu berauben. Mazzini­ nannte diesen höfiischen Plan die „Offiziersvesper.” Nach der Expedition von Sarzana, die ebenfalls mit Mazzint, so­wie mit mehreren­ Gleichgesinnten in Turin ver­abredet war , wurde der Generalisfismus 3. Orfini gefangen genommen, und die farbintische Polizei legte auf die bei ihm gefundenen Instruktionen und Briefe Mazzint’s Beschlag. Er wurde nach Genua gebracht und nach zweimonatlicher Einsper­­rung, außer­ Landes geschieht, um neue, nicht minder rühmliche Expeditionen vorzubereiten, die jedoch bekanntlich mißlangen. Später faßte Orfini den Gedanken, nach Rußland zu gehen, um in die Armee einzutreten. Mazzini mißbilligte dieses Pro­­est zwar nicht ganz, wußte jedoch Dorfini davon abzubringen, und vertraute ihm eine­ neue Mission an. Mit Instruktionen desselben­ und einem Paffe, unter dem Namen Georg S­e­r­­nag b versehen, begab er ei am 1. Oktober 1854 nach Turin. Dort verständigte er sich wieder mit einigen Freunden, und ob­ Thon man ihm, versicherte, daß Maszini seinen Kredit verloren, begab er sich doch, nach Mailand, um seinen Auftrag aus­­zurichten. Hierauf ging er über Triest und Wien nach Herr­mannstadt, wo er verhaftet und nach Mantua abgeführt wurde. Als er­st in Wien bei dem Sekretär der russischen Gesandt­­schaft erkundigte, ob er in Rußland Militärdienste nehmen könte, erhielt er zur Antwort : „In Friedenszeiten, ja; aber im Kriege wird keiner angenommen.” Er wollte hierauf in die öster­­reichische Armee eintreten, um Die­ Ausführung eines Planes zu versuchen, den er öfter mit Maszzini und St. besproc­hen — näm­­lich bei den italienischen Regimentern Propaganda zu machen. In dieser Absicht schrieb er an den Feldmarschalllieutenant von Salte. Einem, Privatschreiben aus Paris entnimmt, die nun. Pr. 3.", bag Orfini in einer Konfrontation mit Pieri zu diesem gesagt habe: „Wozu leugnen, es gibt ja 904 Tausende, die uns rächen werden.” Aus Konsantinopel wird unterm 23. 9. M. telegraphirt : « Die Pforte hat dem in Rumelien stehenden Imael Pascha Befehl gegeben­ gegen Montenegro vorzurücken.Ein heftiger Sturm mit Schneegestöber störte alle Kommunikatio­­nen zu­ Wasser und zu Lande.Omer Pascha ist nach Bagdad gereist.Der Schah von Persien hat"für die durch die indischen Ereignisse betroenenenlten.amtij 500 Pfd.St.bestimmt. ff gschF Ueber den feierlichen Zug nach­ei könig­lichen Kapelle und die Trauung daselbst ‚be­­richtet der ministerielle „Globe“ vom 25. ®.: .. Die königliche Kapelle im St. Jamespalaste ist unter gewöhnlichen Umständen eine etwas bittere­ und un­­freundliche Räumlichkeit. Sie­ hat aber eine gewaltige U­mwand­­lung erlitten und machte in dem hochzeitlichen Gemwande, in welches sie heute trug, einen recht heiteren Eindruck. Der glückliche Ge­­danke, sie mit Blumen auszuschmüden, ging, wie wir hören, von Lady Hall, der Gemahlin des Bautenministers, Sir Benjamin Hall, aus. Auch der zu der Kapelle führende Gang war mit reichen Laub-­und Blumengemeinden behängt, in denen blühender Laurus­tinus und Ginster eine bedeutende Rolle spielen. Der erlauchte Bräutigam­ ward bei seiner Ankunft im Päalafte nach der sogenannten Presence Chamber geführt, wo der zu­ seiner Begleitung bestimmte Zug angeordnet wurde. Die Hohe Braut geleitete der Prinzgemahl, ihr Vater, nach dem „retiring­­room“ der Königin, wo Der König der Belgier mit ihnen zu­­sammentraf. Nachdem alle Vorbereitungen vollendet waren, begab sic. der Zug Ihrer Majestät der Königin, geführt von dem Wappenfünige des Hosenbandordens , durch, die Staats­­gemäc­her,, die Staatstreppe hinunter nach der königlichen Kapelle unter dem Klange von Pausen und Trompeten. Die Hrinzeffin von Preußen trat zuerst ein; dann kamen der Mar­­­chal in seinem glänzenden Kostume, die Herolde, Unterherolde und alle zur königlichen Hofhaltung gehörenden Lords und Herren, in­ den reichsten Uniformen, mit den Abzeichen ihrer Würden; Ihre Königliche Hoheit Princess Mary von Cambridge , der Herzog von Cambridge und Ihre Königl. Hoheit die Herzogin­ von Cambridge; Ihre Königl. Hoheit die Herzogin von Kent, a von Col. Sir George Cowper Bar. Die Schlepper , sammtlicher Damen wurden von Lady’s getragen. Dann erschien. Lord Balmerston, in der Windsor-Uniform, das Staate­­n wert tragend, ihm zu Seiten der Ober- und Unterkammerherr. Se.königl.Hoheit der Prinz von Wales und Oe­koni»»gl. Hoheit Prinz Alfred folgten, und dann kamen Ihre Majestät die Kö­­­­nigin, Ihre Königlichen Hobeiten die Prinzen Leopold und Arthur an der Hand führend. Ihre Schleppe, trugen drei Ehrenpagen.. Der Königin folgten die Prinzessinen Louise, Alice und Helene, der Herzog von Wellington, Stallmeister, die höchsten Hofbeamten und Ehrendamen der Königin, an ka Spige die Herzögin von Sutherland als oberste Kam­merfrau. «­­Die­ Königin wurde zu ihrem an der linken Seits des Altars stehenden Staatssessel geleitet,dem zur Rechten,,und» Linken fü­nf in rothem Samm­t ausgeschlagene,reich mit Gold­­­stickereien verzierte Sessel standen,von denen drei links die Prinzessinen Alice,Helena und Louise einnahmen,und zwei zur Rechten die Prinzen Arthur und Leopold.«Der­ Prinz vonnales hatte einen eigenen Sitz mehr dem Altar gegenüber, Prinz Alfred befand sich unter den hohen Gästen zur Rechten. Ihre Majestät trug ein überreiches Markee—antique-Kleid,smalven­­farbig und mit­Silherdraht durchwebt.Die Schleppe war aus schwerem Lyoner Sammt von derselben Farbe. Die ersten Hofchargen,der Marquis von Breadalbane,der 1 ı — ·

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