Pester Lloyd - Abendblatt, März 1858 (Jahrgang 5, nr. 48-72)
1858-03-26 / nr. 69
Nr.69. Fen.1858. Abendblatt des Pester Blode Freitag, 26. März. I Eingegangenen Berichten zufolge war die Dosnau gestemn bereits bis Apathineisfrei,und wird sich morgen ein Dampfer der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft dahin begeben. Politische Rtmdich am 26.März. Bir harben die Sendung Peliffier’s, des Waffengefährten Raglan’s, nach London für ein Zeichen angesehen, daß Napoleon fortwährend das größte Gewicht auf Erhaltung der englischen Allianz rege. „Wand.", „Pfesfe”, „Tagesba. Böhm." sind entgegengefebter Ansicht. So screibt das lebtgenannte Blatt . Das Taiferliche Frankreich bekommt durchjtwegs eine militärische Verwaltung und Vertretung: fünf große Militärdiktaturen, einen jungen General als Minister des Innern, einen Kürastiermajor als Polizeipräfekten und einen Marshall als Gesandten in London. Der Militärrang ist bei diesen Männern nicht der nebensächliche, Striiiles Staatsamt ist nur ein zufälliges. Es sind das nicht , wie z. B. in Deutschland, Generale, die als junge Offiziere bereits die diplomatische Carriere eingeschlagen, und zugleich, wie sie in ihrer Laufbahn sprrücten, auch höhere militärische Grade erlangten. Es sind dies einfache Soldaten, vom Glük, einer klugen Treue, und ihrem Berdienst gehobene Generale oder Marschälle. Doch kann sicher Espinaffe unter den gegenwärtigen Umständen das Land administriren, wie Pelisster es repräsentiren, obwohl Tebterer diese Kunst außerhalb seines Landes nur vor den Kabylen oder in der Krim m zt üben Gelegenheit hatte; die Kabylen aber sollen mit seiner Repräsentation keinesfalls zufrieden geiesen sein, « Die Sendung Pelissier’z nach London hat eine tiefe Bedeutung.Wer hätte geglaubt,daß man nach der Veröffentlichung der Beschiffe»Napoleon III.und England«esfiimös trigfinden würde-einen knorrigen Kriegsmann statt eines feinen Diplomaten nach London zu senden!Dieser Umstand ist hier um so mehr hervorzuheben,als Pelissier nicht in dem Geruche steht,zu jeder Zeit pünktlichen Gehorsam üben zu können,und da sich wohl Momente ergeben dürften,wo er mit Graf Walewski Verschiedenen Sinneswire.Bisher hat jeder Personenwechsel subter dem neuen Regime nur dazu gedient,den kaiserlichen Willen»1rackter,prägnanter und sichtbarer auszusdrücken.Die Ernennungspelissiets ist wieder eine vollkommene Ueberrischung.Von Grammont,Moustier,Drouin de PHuys war die Rede,an Pelissiet dachte Niemand.Jedenfalls wird der Erstürmer des Malakoff in England sich einer großen Beachtung zu erfreuen haben,sich Sympathien zu erwerben,dürfte ihm schwerer werden. Analogrationnirt die Wiener»Presse«: Als vollkommenster Repräsentant des militärischen Uebergewichtes Frankreichs über das britische,Krämervolk«wird er in seiner Haltung in London einer stolzen,unbeugsamen Politik Ausdruck geben.Der Botschafter Pelissier wird in London vielleicht konferiren und unterhandeln,aber schwerlich anders als die Hand am Degen.Die Thatsache,daß gerade ihm eine so hervorragende,wichtige Sendung in diesem entscheidenden Augenblicke übertragen wird,ist ganz ungewöhnlich bedeutsam-denn es lebt in Frankreich kein Mann,welcher das militärische Frankreich--seine Stimmung ist aus den berühmsten vom,,Moniteur«veröffentlichten Adressen bekannt-dem parlamentarischen England gegenüber schärfer vertreten könnte. Seine Ernennung muß in England eine ganz außerordentliche Sensation, erregen, und, wenn man dieselbe in Zusammenhang bringt mit der neuerlich in Frankreich angeordneten allgemeinen Aushebung von Matrosen für Die katferliche Flotte und den unverhülften Andeutungen der inspirirten Pariser Blätter, so wird man fi fehinwerlich verhehlen künnen, Daß der Durch die Ernennung des Generals Espinaffe bezeichnete Umschmwune der inneren Politik nun auch nach außen Hin in der eclatantesten Weise vollzogen. Mit der Ankunft Peltfier's als Gesandten des Kaisers Napoleon in London tritt die anglofranzösische Allianz in ein neues Stadium, in dem es mindestens zweifelhaft ist, ob sie diesen Namen noch verdient. Die RLforderungen, welche dieser neue Botschafter stellen, und die Art, wie England darauf antworten wird, können wir die Welt nicht lange ein Geheiimniß bleiben, Unserer bescheidenen Ansicht nach dürften diese fastegorischen Forderungen“ der Welt‘ noch lange ein Ges heimniß bleiben! Wir sagen dies troß der in den Seeliftritten soeben angeordneten Aushebung der Männer von 20 bis 30 Jahren, die noch nicht vier Jahre auf der Kaiserlichen Marine gedient haben, zum Ziwede, das bis zum ersten Mal alle Rüstungen in den französischen Seehäfen beendet sein sollen , troß Des am 23. veröffentlicten Dekrets ferner, durch welches das Anmiralitäts- Konfeil reorganisirt wird. — Wie wichtig in der Thai die Repräsentation in London dem NKaiser erscheint, ist auch daraus ersichtlich, daß trob seiner Demission Bersigny, die aus Paris telegraphirt wird, in London die Ankunft seines Nachfolgers abwartet. Auch hat das Naiserreich es mährlich nothunwendig, Die menngleich nur mehr Tauwarme Freundschaft Englands nicht völlig erfalten zu lassen ; denn fast allenthalben verrathen Regierungen wie Besölkerungen nur geringe Sympathien für die in der seäten Zeit von dort ausgehenden Maßregeln : Im englischen Unterhause muß Siegerald das Vorgehen Prantreihs entschuldigen, und versprechen, daß im englischen Hafen Paphureau’s errichtet und außerdem noch andere Erleichterungen werden getroffen werden. In Belgien beleuchtet der bisher schweigsame „Observateur” die Innern Zustände Frankreichs nach dem Motto: The Empire the espionage ; aus Florbaden der französischen Grenze schreibt man : „Naht nur, daß jeder Reisende einen Paß vorzeigen muß, auf welchem Fein Siegel, Feine Unterschrift fehlen darf, daß er sich Üiber den 3wed und Ziel der Reife, ficher, feine Reifemittel hinreichend ausweifen muß, daß er einem Kreuzfeuer von Tragen mehrfach ausgefett wird, alle feine Gepäcke werden mehrfach durchstöbert, und feine Taschen, feine Kleider bis auf die Haut durchsucht. Darin erst, wenn sein Verdacht mehr auf that hastet, stehen ihm die Thore des demokratischen Kaiserreichs offen zum Eintritt. Was das Seltsamste bleibt, ist das, das auch vor dem Austritte ein so sehwieliges Eranten unvermeidnd — In Madrid hat Turgot der Regierung” erklärt, das er jeden Waffe das Bifa verweigern werde, auf welchen mehrere Personen vorkommen oder welcher nicht das Signalement der Personen enthalte, für welche er bestimmt von Turniff der Engländer Hodge angenommen und im Spitale des Cavalieri untergebracht worden. Mazzini hat in London eine Schrift herausgegeben: „Der neuliche Oenuettsche Aufstand vertheidigt. Die Parteien in Italien, Was sind sie? 20ag haben sie gethan?" die ihm einen strengen "Lines"-Artikel zugezogen. Das Cityblatt sagt im Wesentlichen: Treu seiner Sendung sich öffentlich zu verschwären und die ganze Welt in sein Vertrauen zu ziehen, veröffentlicht Mr. Mazzint unter obigem Titel ein Programm der Operationen, für die er alle wahren Freunde von Staltens Einheit und Unabhängigkeit um Beiträge anspricht. Wenn wir bedenken, wie unzählige Male Mazzint unangehalten durch Stalten gereift ist, und wie viele Hunderte tapferer und ergebener Männer er in einen ebenso getwissen wie fruchtlosen Tod gefehtet hat, können