Pester Lloyd - Abendblatt, Juli 1859 (Jahrgang 6, nr. 141-164)

1859-07-15 / nr. 151

Die einzelne Nummer Eoftet 3 Ev. Österr. Währung, Freitag, 15. Iult. Pest, 1859. c«»,«)"- J Abendblatt u. Pester Lloyd. Nr. 151. Politische Rundschau, 15. Zul. Die Berichte aus Derona dürften in den nächsten Tagen schon ihr Ende erreichen ; gestern traf FEMEL. Benedet in Wien ein, heute werden Fürst Richard Metternich und Graf Ned­­berg in Wien erwartet, gleichzeitig wird uns unter gestri­­gem Datum aus Wien geschrieben : Der Hoffourier, wel­­cher während der Abwesenheit Sr. Maj. des Kaisers täglich von hier nach Devona abging, wurde heute nicht mehr abgesendet, die N Rückehr Gr, Maj. des Kaisers dürfte demnach in Kürze zu erwarten sein. Ueber den Griechensabschlusß und das, was ihm vorausgegangen, liegen uns einige Affenftüche und Mittheilungen vor. Zunächst der Wortlaut der o­ffi­­ziellen Depesche, die am 12. an der Pariser Börse angeschlagen wurde : Baleggio 12. Sult, „Der Kaifer an die Kaiserin. Der Trieben ist unter­­zeichnet zivischen Dem Kaiser von Desterreich und mir, Die Grundlagen desselben sind + Eine italienische Konföderation unter Chren-Präsidentffaft (presidence honoraire) des Hopftes, der Kaiser von Desterreich tritt seine Rechte auf die Lombardei an den Katier der Franzosen ab, welcher sie dem Könige von Sardinien überweist ; der K­aiser von Dester­­reich behält Venetien , dasselbe bildet aber einen integri­­senden Theil der Italienischen Konföderation. Allgemeine Amnestie." Der bereits telegraphisch erwähnte Tagesbe­­fehl, durch welchen der Kaiser Napoleon der italieni­­schen Armee den Waffenstillstand angekündigt hat, lautet wörtlich, wie folgt : „Baleggio, 10, Sul, Soldaten! Ein Waffenstill­­stand ist am 8. Sul zwischen den krieg führenden Mächten bis zum 15. August abgeschlossen worden. Diese Waffenrufe ge­­stattet euch, von euren ruhmreichen Anstrengungen auszuruhen und, wenn es sein muß, neue Kräfte zu schöpfen, um das Werk zu vollenden, welches ihr so tapfer dur­ euren Muth und eure Hingebung begonnen habt. Sch Fehre nach Paris zurück und überlasse den vorläufigen Oberbefehl über meine Armee dem Generalquartiermeister Marshall Vaillant. Aber sobald die Stunde des Kampfes geschlagen haben wird, wer­­det ihr mich wieder in euerer Mitte sehen, um eure Gefahren zu theilen. Napoleon.” Der gestrige „Monitene” bringt einen zweiten Ar­­meebefehl, der den Frieden ankündigt. Nach einer telegraphischen Depesche heißt es in Demselben : Die Grundlagen des Friedens sind festgestellt, Der Haupt­­swed des Krieges ist erreicht. Die Italiener werden zum ersten Male eine Nation werden. Die Konföderation wird in einem Bunde (faisceau) die Glieder derselben Familie ver­­einigen. Benedig bleibt unter dem Szepter Oesterreichs, wird aber dem ungeachtet ein Bestandtheil Italiens sein­ . Die Berr­einigung der Lombardei mit Piemont hat uns einen mächtigen Alliirten geschaffen, welcher uns­ seine Unabhängigkeit verdankt. Die außerhalb der Bewegung gebliebenen Regierungen werden die Nothwendigkeit heilsamer Refiormen begreifen. Stalten ist in Zukunft der Meister seiner eigenen Gefolle, es hätte es nur sich selbst beizumessen, wenn es nicht regelmäßig in den Bahnen der Ordnung und Freih­eit fortschritte. Ihr werdet bald nach Frankreich zurückkehren. Das Baterland wird dank­­bar Soldaten begrüßen, welche nach zwei Monaten Piemont und die Lombardei befreiten, und nur deshalb Halt machten, weil der Kampf, bereits SProguortionen­ zu nehmen, anfing, welche nicht mehr im Einklange mit den Interessen Frankreichs in diesem furchtbaren Kriege fanden. Seid ftol, auf Eure Erfolge, auf die gewonnenen Resultate, sowie Kinder bieses Sranfreidig zu sein, welches immer die große Nation bleiben wird, so lange es ein Herz haben wird, um edle Angelegen­­heiten (causes) zu begreifen und Männer wie ihr, um sie zu vertheidigen. Baleggio, 14, Sult, Meber das, was dem Waffenstillstandsvertrage vor­­ausgegangen, wird der „Patriet aus Baleggio, vom 8. geschrieben : Borgestern, Mittwoch 6., reisten General Sleury und sein Adjutant Hauptmann v. Verbiere mit Postpferden aus dem Hauptquartier nach Verona ab. Bei dem Anblickk der Parlamentärfahne, die sie mit sic führten, öffneten sich die Thore der Festung und man Tief­fie ein, ohne ihnen die Augen zu­ verbinden; nur die Seitenfeder des Wagens wurden herr­untergelassen. Wir hatten einige Tage gegen den Sohn des General Urban die gleiche Höflichkeit in Anwendung gebracht: er durfte als Parlamentär in Baleggio frei umhergehen, ohne daß er Gegenstand Einer der sonst in solchen Fällen üblichen Mißtrauensmaßregeln gewesen wäre. . General Fleury erhielt sogleich eine Audienz beim Kaiser Franz Joseph und ward von St, Majestät nebst dem Hauptmann DVerdiste zur Tafel gezogen. Gestern, Donnerstag zwischen 10 und 11 Uhr More­gens, traf General Fleury wieder in Baleggio ein, wo gleich darauf ein österreichischer Parlamentär, Adjutant des Generals Zobel und Hauptmann, einfand. Nachdem er dem Kaiser seine Botschaft eingehändigt, ward er vom Marschall Vaillant zur Tafel geladen ; gegen 8 Uhr Abends war er wieder auf dem Wege nach Villafranca. Es war ein junger Mann mit edlem Gesräte und sehr eleganter Haltung ; er trug einen Hut mit grünem Wederbussche und quer über die Brust eine goldene Schärpe, die gegen seinen kurzen grauen Waffenrod scharf ab­­fach. Vor ihm ritten zwei französische Husaren mit gespann­­tem Karabiner ; hinter ihm ein französischer Husar, ein öster­­reichischer Hußar und ein österreichischer Wlahne ; drei franzö­­sishhe Hußaren bildeten den Rest seiner Begleitung. Er ritt im Schritt durch die Truppen und ermwrderte schweigend die Grüße unserer Offiziere und Soldaten. Unterdessen war in der Casa Maffei ein Kriegsrath zu­­sammengetreten, der aus dem Kaiser, dem Könige von Sar­­dinien, dem Prinzen Napoleon und den Marschällen bestand. Heute Freitag um 5 Uhr Früh begaben ih Marshall Batl­­lant, der Generalstabschef der Armee, und sein Generaladju­­tant Herr 9. Martimprey. Beide in großer Uniform mit all ihren Dekorationen und Insignien geschmückt, in Begleitung einer prächtigen Schwadron der Gardechaffeurs in einem der Kaiserlichen Wagen nach Billiafranca, wo sie um 1194 Uhr von Sr. Apost. Majestät empfangen wurden — das Ergebniß ihrer Mission ist im Lager noch nicht bekannt. Die „Moniteur“-Note über den Waffenstilstand wurde vom "Sonenal des Debats" mit folgenden Ber merfungen begleitet: „Auf jeden Fall schliefen die Ausbrüche der Note des „Montteur”, so wie die Aegierungen der ausländischen Presse vollständig die Meinung aus, die den beiden Herrschern die Absicht zutraut, als wollten sie unmittelbar und ohne Euro­pas Mitwirkung Frieden fchließen. Ihnen diese Absicht zu trauen, hieße die wiederholten festen Zusagen der französischen Regierung übersehen, die unlängst noch fur den Grafen Walemstt Deutschlend die Zusichherung ertheilte, daß das» selbe seinen gebührenden Antheil an der definitiven Ordnung der italienischen Frage erhalten solle; es hieße vergessen, Daß Preußen und England wiederholt Akt­ion diesen Erklärungen genommen haben, und das bieselben als Ornpmächte stets ihr |

Next