Pester Lloyd, Oktober 1861 (Jahrgang 8, nr. 229-255)

1861-10-09 / nr. 236

, sieht Preußen und England. Hatten wir bisher son ven Bemühungen Oesterreichs und der deutschen­­ Mittelstaaten um die Freundschaft Preus­send zu erzählen, so scheint die Neffe des Königs nach Compiegne auch England daran erinnert zu haben, Daß es eigentlich der alte Freund und Alliirte Preußens sei. Unsere Leser fennen von NArtikel der „Times“ hierü­ber bereits aus einem telegraphirten Auszuge ; der Terz selbst , welcher jagt vorliegt, bietet Feine neue Ausführung dar. Die konservas­tive­­„Preß” äußert so folgender Maßen : Wir wollen gewiß nicht behaupten, daß der Kaiser der Frans zofen nicht Die großen politischen Ingesfragen in Kompiegie zur Sprace bringen werde. Höchst wahrscheinlich wird die Einigung Deutschlands sammt Deutsch - Oesterreich, ja­ und Holstein obendrein unter dem Szepter der Hohenzollern aufs Tapet kommen ; ferner der Zusammensturz des österreichischen Kaiserstaats und die Gründung eines neuen Reiches mit Ungarn als Mittelpunkt, umgürtet von­­ kroatien, Siebenbürgen, Wojwodina und dem Banat als Gegenge­­wicht Rußland, während Vranfreich dafür nichts, als eine bloße Berichtigung der­ Rheingrenze beanspruchen­­ w­rde. Aber über die Aufnahm­e, die solche Eröffnungen beim König finden würden, braucht man sich, nicht der geringsten Besorgung hinzugeben. Wilhelm I. ist sollfommen von der Mederzeugung durchdrungen, daß nur eine libe­­rale und freimüthige Politik gegen den Bund und das übrige Europa zur Macht, Größe und Wohlfahrt Preußens beitragen kann. Sein hohes, über jede Berfuchung erhabenes Ehrgefühl iut uns. Bürge dafür, daß er weder in Compiegne, noch anderwärts es je vergessen wird, wie der Kaiser von Oesterreich die ihm in Billafranca ges machte hinterlistige Anerbietung, ihm die Fombardie unter der Ber­­­bingung seiner Neutralität am Rheine zurückzugeben, mit Naprud von der Hand ge­wiesen hat. ‚ Die „Saturday Review“ bespricht die englisch-deutschen Beziehungen im ‚Gegensaß zu den englischef rangdfifchen . ...9 lange das gegenwärtige Verwaltungssystem in Norddeutsch­­land fortesteht, wird eine warme und herzliche Sympathie zwischen England und Preußen nicht leicht aufkommen ; aber wenn auch Lord Palmerston die Gewaltthaten rheinischer Polizeileute und Richter mit starren Worten tadelt, so wird er doch gewiß nicht eine Intrige anspin­­nen, um den Rhein in Frankreichs Hände zu spielen.: ‚Die sinnlose Geretztheit, die in vielen­ Gegenden Deutschlands gegen­ England herrieht, würde sich bei der Aussicht auf eine französische Invasion bald legen. In der dänisschen Frage ist die Welt in­ der französischen und­­ der englischen Regierung anscheinend dieselbe; beide wollen einem Zusammenstoß, der den europäischen Frieden gefährden könnte, vorbeugen. Prozeßführende oder Kämpfende Parteien sind selten erfreut über die Rathschläge eines freiwilligen Schiedsrichters, dem augenscheinlich mehr daran liegt, dem Streite ein Ende zu machen, als darüber zu entscheiden, wer Recht habe. England soll fest in Kopenhagen, wie in vielen anderen Weltgegenden unbeliebt sein, weil Earl Nuffell Dänemark wiederholt gedrängt habe, den Deuts­schen praktische Zugeständnisse zu machen. Von der anderen Seite kann man sich mit größerer Gerechtigkeit darüber beschweren, daß man von den Beweisgründen deutscher Diplomaten und Schriftsteller in Downing Street Farm recht Notiz genommen hat. Die hartnädige Weigerung, Schleswwigs Aufyruch auf Bereinigung mit Holstein anzuerkennen, ist eine größere Ungerechtigkeit, als der auf Dänemark geübte Drud, der den eingestandenen 3wed bat, einen gefährlichen Streit hinauszuschieben. Alle Parteien in England wir­­ken in dem Wunsche übereinstimmen, Preußen durch eine verbesserte Bundesverfassung zu vergrößern ; aber die Deutschen begreifen nicht, töte sich dieses Wohlwollen gegen ihre nationale Sache zusammen reime mit dem englischen Widerstand gegen das einzige Unternehmen, worüber die Nation jegt einsimme t­. Wenn der Gegenstand in Compiegne zur Sprache kommt, so werden die französischen Argu­­mente wahrscheinlich einfacher und folgerichtiger sein, da sie sich nicht gegen die vorgebliche Ungerechtigkeit der deutschen Forderungen wen­­den, sondern blos hervorheben werden, daß es zweckwidrig sei, da­­mit einen Staat zu behelligen, der den Schus Frankreichs genießt. Ohne seiner Würde Etwas zu vergeben, könnte der König von Preu­­ßen die Unklugheit einer Maßregel anerkennen, die zum Kampf mit seinem mächtigen Nachbar führen dürfte. Es ist Grund zu hoffen, daß Deutschland dereinst in der Lage sein wird, seine natürliche Ebenbürtigkeit Trankreich gegenüber zu behaupten und selbst durch­ die Entfaltung kriegerischer Ueberlegenheit zu beweisen. Borderhand ist Preußen dem Kampfe nicht gewachsen und auf die kleinen Regie­­rungen kann es sich nicht mit Sicherheit verlassen. Es ist daher bes­­ser zu warten und zu temporieiren. „Morning Post“ brachte zuerst einen Artikel, worin sie im Gegensuge zu den übrigen Blättern, ihre Zufriedenheit äußerte, und meinte, eine Annäherung zwischen Frankreich und Preußen würde, die westmächtliche Allianz nicht erschüt­­tern,­­ gebe vielmehr wichtige Fragen, wo ein Zusammen­­gehen aller drei Staaten wünschenswerth sei. Ein Artikel desselben Journals son gestern scheint eine weniger günstige Ansicht auszusprechen. Pan telegraphirt uns nämlich: ‚London, 7. Oktober. Die heutige „Morning Poll“ bes­teh­t : Der König von Preußen erwidere unwahrscheinlich nur den Besuch von Baden-Baden. Der König b­e­reh­t daran, die Bezie­­hungen zw­ischen Frankreich und Preußen auf einen besseren Fuß zu bringen,­­ bestehen allerdings Fragen bezüglich des Nordens und Westens von Europa, allein deren Lösung würde die Mitwirkung noch anderer Mächte als jene Frankreichs und Preußens wir zweifeln, daß der König und der Kaiser erherrschen, und die Absicht haben, diese Lösung durch den Besuch in Compiegne zu beschleunigen. Ueberall: Flingt also verfellte Ton des Mitmuthes durch, England seine­ Freunde noch andere e8 ungern, Freunde haben sollen. dab .. 7 . Ungarn und Die Deutsche Zentralge­walt, 1. | Die „Deutsche Zentralgewalt“ war das Losungs­­wort jener Bewegung , welche Deutschland im Jahre 1848 ergriff, und auch fest, wo die Pulte des politischen Lebens in dem sonst so trägen Körper mächtiger flopfen als gewöhn­­lich, tönt der Ruf nach einer Bereinigung der zerfplitterten Kräfte durch alle Gauen des Deutschen Reiches. Der Na­­tionalverein it das Organ dieses Munsches, welcher seit 12 Jahren zum zweiten Male an die Stufen der deutschen Fürs­­tenthrone pocht. Die Lage hat sich Indes seitdem geändert. Vor 12 oder­ vielmehr vor 18 Jahren mußten die Demokra­­tischen Führer in Baden eine von der harmlosen franzöit­­chen Nepublik heranziehende Gefahr erpichten, um das Bolt zu den Waffen zu rufen, während man heute ruhigen Ge­müthes nach Compiegne blickt , wo sich der an der Seite der deutschen Bewegung stehende sitz mit dem „Erbfeind“ zu einem freundlichen Stellvichein zusammenfindet. Diese Bez­­egnung in Compiegne , so wie die kürzlich erschienene Bros­chüre „Le Rhin et la Vistule" wer das rheinische Blatt „einen hohen­ Ursprung” zuschreibt , sind die beiden jüngsten Momente, welche Deutschland in der politischen Tagesge­­schichten einen voranstehen­­en Plas anweisen. Es dürfte dem­nac für unsere Leser von Interesse sein mit und einen Rad­­blick auf jene Furze Berührung zu werfen, in welcher Uns­garn mit der deutschen Zentralgewalt des Jahres 1848 gez­standen. Dieser Blik dürfte sich um so interessanter gestals­ten, als wir in den folgenden Zeilen­ die Darstellung unseres ausgezeichneten Geschichtsforschers Kapislaus Szalay benügen, der in dieser wichtigen Episode unserer internatio­­nalen Beziehungen eine so hervorragende Rolle gespielt, und soeben in einer Reihe von Auffäsen im „Pelti Naplo“ die Geschichte seiner Frankfurter Mission der Deffentlichkeit übergibt. Im Eingange seiner Darstellung wirft Szalay einen NRüdblid auf die erfreuliche Entwickklung, die unser Vater­­land in dem Zeitraume von 1830—1848 durchgemacht, und faßt Dann die Resultate des festen S­ahres zusammen, wel­­ches Die Privilegien aufgehoben, und „die unter ‚Curatel ges­­tellten Städte zu unabhängigen­ Munizipien umgestaltet.” Es wird sodann in kurzen Zügen erzählt, wie der lange und sehnlich genährte Wunsch Deutschlands , durch ein deutsches Parlament eine Zentralgewalt zu schaffen, in Folge der Pa­­riser Ereignisse in Erfüllung ging. Die Slawen blidten mit feindseliger Gesinnung nach dem im Mittelpunkte Deutsch­­lands tagenden Parlamente, und alle Bemühungen die Füh­­rer der Grechen mit demselben auszuführen blieben erfolglos. Eine vom 1. Mai 1848­ datirte, von Böhmen, Mähren, Or­len, Nußnyaren, ungarischen Serben­­ und Slowaken unter­schriebene Proklamation gab diesen Antipathien von uns verhülltesten Anspruch. „Die Berfaffer vieser Proklama­­tion — sagt Szalay — waren nicht die Freunde des unga­­rischen Staates. Sie deuteten mit Fingern nach dem Frank­­furter Parlamente als nach ihrem Feinde.­­ Natü­rlich, Das im Nam­e der ungarischen Regierung die Trage auftauchte, ob wir dieses Parlament nicht als Bundesgenossen für uns gewinnen k­onnten.” Huch mußte das Frankfurter Parla­­ment, welchem die deutschen Provinzen der Monarchie ein­­verleibt werden sollten, „schon zufolge jenes Verbandes, in welchem viele Provinzen im Sinne der pragmatischen Sank­tion zu Ungarn standen“ dem ungarischen Ministerium mit Recht als „hochbedeutend” gelten. Auf ven Rath des Mi­­nisteriums sandte demnach der Fünfgl. Statthalter Erzherzog Steghban am 14 Mai 1848 den Präsidenten des Uns­terhauses Dionyg Pazmäandy den jüngern, und den ausgezeichneten Historiker Ladislaus Szalay als „Regie­rungsbesollmächtigte von Ungarn an das Deutsche Parlament in Frankfurt.“ Die in deutscher Sprache abgefaßten Accres dítive der beiden Bevollmächtigten lautete folgendermaßen: 35 Stephan Franz Viktor, Falfert, Künigl, Prinz und Erzherzog von Oesterreich, Palatin und königlicher Statthalter von Ungern, und das gesammte ungarische Ministerium, haben die Herren Dionys Pezmandy den Jüngeren und S­adislaus Szalay beauftragt, sich in Betreff heffen, daß die Verhältnisse Deutschlands zu Oester­­reich, — mit welch’ Teyterem Ungarn im Sinne der pragmatischen Sanftion enge verbunden it — durch das im Laufe des Monats Mai 1848 zu Frankfurt am Main zu eröffnen­de Deutsche Parlament auf einer neuen und konstitutionellen Basis geregelt werden sollen, mit dem ungarischen Minister in Wien Fürsten Esterházy, und durch ihn auch mit dem österreichischen Ministerium über alle obigen Ver­­hältnisse, in­wiefern sie Ungarn berühren, zu­ besprechen 5. — hierauf, fi nach Frankfurt zu begeben, und dort über die Erhaltung und Kräftigung der zwischen den­ ungarischen und deutschen Staaten ob­­waltenden freundschaftlichen Verhältnisse — deren Bortbestand wir innig wünschen — sowohl in politischer als kommerzieller Beziehung im Interesse der gegenseitigen Selbstständigkeit,, Freiheit und des materiellen Wohlstandes beider Nationen zu wachen, und was zur Erreichung des obigen Imedes dienlich und förderlich it, einzuset­­zen und zu fördern. Ofen am 14. Mai 1848. Erzherzog Stephan Palatin, Königlicher Statthalter. Ludwig Graf Batthyányi. » Das Ernennungsdekret,welches sich über da Wirkungskreis der Bevollmächtigten verbreitete­ ist in mehr als einer Beziehung»von hohem Interesse.Es sagt: Ich fordere Sie zur Thatigkeit in dem gegenwärtigen vers­traulichen Wirkungskreise m­it dem Bedeuten auf,daß Sie,Von der Treue gegen den Monarchen und vom Pflichtgefühl für das Recht und das Heil unseres Baterlandesdzt Schvrung hin zum Erfolghrer Mission nach umständen alles Moglichscth unsollenzes ist in diß Ihrs Pflicht­ hin­sichtlich bindendet·Verträge dicheaningwoc«.«. Max es tat und unter meiner ministeriellen Gegenzeichnund unsere Beistimmung abzuwarten,und sich darum,wie an die Weisnungn des Ministerrathes zu halten. Die Instruktion des Ministerrathes lautet : Unter den gegenwärtigen Verhältnissen Europa’s kann im d­eutschen Parlament zu gransfurt das Gefhhd der österreichischen Monarchie entschieden werden, darum „Interefsiren“die Beschlüsse des deutschen Parlamentes Ungarn am nächsten. Demzufolge erachtet das Ministerium es als not­wendig, gs­ei Se mit folgender Instruktion nach Frankfurt zu senden : 1) Sollen sie die Sympathie Ungarns für das deutsche Ele­­ment, als das Element der Zivilisation ausdrüdten, und sich be­­ftreben, die Deutschen zu Überzeugen, daß sie bei Belegenheit der möglichen Eventualitäten in Ungarn und einer starren ungarischen Nationalität den besten und sichersten Allierten finden werden. — 2. Ungarn kann nur unter der entwiwk­elten Herrschaft der ungarischen Nationalität statt, für Europa bedeutend, und für Deutschland ein nüslicher brüderlicher Verbündeter fern; die Gesandtschaft sol deshalb dahin wirken, daß unter dem Einfluß dieser leitenden Ssdee alle jene Beschlüsse des Frankfurter Parlamentes zu Stande kommen sollen, welche bezüglich der österreichischen Monarchie reslektive Un­­­garns gebracht werden. — 3. Ungarn kann im deutschen Element nicht aufgehen, denn sonst würde es seine organische Kraft verlieren, welche die ungarische Nationalität ihm gibt; und eine, aller Kraft entbehrende, entartete Nation könnte nicht allein. Deutschland Feine Kraft verleihen, sondern würde auch sich felert und das Vaterland beträchtlich sch­wächen. — 4. Unangenehm wäre für Ungarn­ eine solche Umgestaltung der österreichischen Monarchie, in Folge deren "diejenigen Provinzen derselben, welche bisher zum deutschen Bund gezählt wurden, flavische Staaten würden ; denn eine solche Umge­­staltung könnte die politischen Sympathien dieser Provinzen leicht in eine von der deutschen Nation abweichende oder gar derselben feind­­liche Richtung bringen, und dadurch Fünfte. Die­ überwiegende Kraft einer schon fest­wiesigen Macht anwachsen, deren zunehmender Ein­­fluß auf die westlichen Provinzen Europa’s den Bestand Ungarns so sehr gefährden würde, daß für den Fall, als Deutschland eine solche Umgestaltung der österreichischen Monarchie gegen sein eigenes In­­teresse zuließ, Ungarn in seinen Allianzen eine Stüge außer dem Kreise der deutschen Nation zu suchen gezwungen wäre. — 5. Un­garn Fann zwar in kommerzieller Beziehung nicht in dem Zollverein Deutschlands aufgehen ; — doch sollen die Botschafter an der betref­­fenden Stelle erklären, daß Ungarn auch in kommerzieller Beziehung das politische Bündnis in Betracht ziehen wird, welches zwischen Ungarn und Deutschland bestehen wird. Graf Ludwig Batthyányi. Am 15. März brachen die beiden Bevollmächtigten nach Wien auf, wo sie sich dem Fürsten Paul Esterhass, als dem „um die Person des Königs befindlichen M­inister” vorstellten. Von ihrer Mission verständigte der Fürst „im Sinne des betreffenden G.A­som I. 1848 und gemäß der Instruktion der beiden Bevollmächtigten , von Sreiberen von Pillersdorf als den Chef des ‚österreichischen Ministeriums”, der die ihm gewordene, Mittheilung mit­ folgenden Zeilen ermiderte : Auf die gefhäste Zuschrift vom 19. I. M. habe ich die Ehre zu eriwiedern : hab ich mit der Vollmacht und Instruktion, welche den nach Frankfurt­­ am Main gesendeten ungarischen Abgeordneten ertheilt werden, vollkommen einverstanden bin, und ihnen meinerseits seine unweitern Sinstruktionen zu ertheilen wüßte. “ Der König befand sich zu jener Zeit in Innsbruck, da Wien­­er Anarchie preisgegeben war. AS der künigliche Statthalter in Erfahrung brachte, daß der Hof seinen Auf­­enthalt in der­ Hauptstadt Tirols genommen, entheilte er im Sinne des 3. Gefegartifels vom Jahre 1848 dem Fürsten Chterházy sogleich Die Weisung, sich zu Sr. Majestät zu begeben. Dieser­­ Weisung it der Fürst, nachdem er die bei­­den Bevollmächtigten empfangen­ hatte, auch nachgekommen. Den beiden Abgesandten der ungarischen Regierung war Paul Drhody, „gegenwärtig ein verdienstvolles M­it­­glied der Komorner Komitatskommission” , als Sekretär bei­­gegeben. Zur Aufklärung. *p. Welt, 8. Oktober. Wiener Blätter haben vor einigen Tagen mitgetheilt, daß dem Wiener Schuhfabrikanten Sh­eorich Schilling, welcher hierorts eine Niederlage­­ seines Fabrikats seit mehreren Jahren unterhielt, auf Befehl des Magistrats die Handlung gesperrt wurde, indem man dessen „Et. ausschließliches Privilegium” nicht giltig für Ungarn findet und, nach dem Klauzal’schen Zunftgefege vom Jahre 1848, besagter Wiener F­abrikant, der ín Peit Fein Meisterrecht erworben hat, auch, Nichts im offenen Laden verlaufen darf. Ohne Zweifel ist diese Mittheilung, wie sie eben gemacht wurde, ganz Dazu, geeignet, bei den Privilegien­­befigern in Oesterreich einiges Bedenken zu erwecken. Wir haben daher mit Nachsicht darauf an kompetenter Stelle Erk­­­undigungen eingezogen und in der Angelegenheit des erwähn­­ten Wiener Schuhfabrikanten unmittelbar aus dem Bro­­tofolle des Peter Magiistrats folgende Auf­ Härung geschöpft. Die hiesige sogenannte deutsche Schuhmacherzunft führte beim Magistrate Klage gegen den unbefugten Verkauf von Schuperzeugnis­­sen durch Herrn Schilling aus Wien, nachdem die Jurisdiktion der Stadt Pest das Zunftgefeg des Jahres 1848­ wieder In Kraft gefegt hatte und besugter Fabrikant den Anforderungen dieses Beleges in seiner Beziehung Genüge geleitet. Der Stadtmagistrat pflog hier­­auf eine eindringliche Untersuchung und es stellte figh heraus, das Herr Schilling im Jahre 1858 eine Niederlage von Schupmaaren hier errichtete und der sädtische Magistrat befsen hierüber gemachte Anzeige unterm 24. November 1858 einfach zur Kenntnig genom­men habe. Dieser Fall gab Anlaß zu vielfältigen Beschwerden bei der früheren Stabehörde und es ergab sich, dass Herr Schilling das Yri­­vilegium eines gemissen Mesger Fäufich an sich brachte und auf Grund dessen eine Niederlage hier halte. Das­ Privilegium bezieht sich auf eine angebliche eigenthümliche Konstruktion des Tetsten­e, doch baden Sachverständige Konstatirt, daß diese Leisten, nach welchen Herr Schilling seine Schubwaaren erzeugt, nicht im mindesten von den gewöhnlichen Leisten anderer Schuhmager verschieden sind und der­­ hierartige Stadtmagistrat hat unterm 19. Oktober 1859 bei der Statthalterei in Ofen um Annuffe­­rung des Schilling’schen Privilegiums den Antrag gestellt, weil die, angebliche Erfindung gar kein Gegenstand eines Privilegiums sei, feinen Werth befige und Hr. Schilling sich deren nur zu dem Jede bediene, um den biesigen-zünftigen Meistern Schaden zuzufügen. Es wurde überdies ermittelt, daß der besagte Wiener Fabrikant seine „printlegirten“ Zeiften von dem Vetter Schuhmacher, Joseph Pa­­trona, bezieht, welcher von der eigenthümlichen, mit einem E. F. Pri­­vilentum patentirten Konstruktion der Leisten keine Kenntnis hat, sondern briefe ebenso verfertigt, wie für andere Mester Meister. — Es ist unter solchen Umständen ganz natürlich, daß der gegenwärtige Magistrat, von der das Privilegium des Herrn Schilling gegenüber den ungarischen Gelegen nicht als rechtsgültig erkennt und aus diesem Grunde Die Sperrung der Schilling’schen Schuh­­mwaarenniederlage auf hiesigem Plade verfügt hat. Bei dieser Gelegenheit glauben wir zur Vermeidung ähnlicher von Geschäftsbetrieb hindernder Fälle jene nicht­­ungarischen Sabrikanten und Industriellen, welche Kierlandes Niederlagen ihrer privilegirten Erzeugnisse unterhalten , erz­innern zu müssen, im Wege des küniglich ungarischen Statt­­haltereirathlied in den Besis eines den Landesgelegen ent­­sprechenden Landesprivilegiums zu gelangen, welches ihnen gegen alle Klagen der betreffenden Zünfte und gegen alle behördlichen Eingriffe vollen Schuß gewährt. . TUT ETSTUBEN! — sro Ungarische Akademie. Sihkung der historischen, philosophischen und­­ juridischen Klassen vom 7. Oktober. Die hisorische Entwickklung der Staats­idee — Die türkischen Dokumente von Nagy-Körds, d.j. Herr Professor Julius kan hielt als ungewähl­­tes korrespondirendes Mitglied­ seinen­ Antrittsvortrag. Er las den ersten Abschnitt einer größeren Abhandlung vor, deren Ge­­genstand die Historische Entwickklung der Staatsidee bildet, wie si­­iejelbe im Alterthum, im Mittelalter und in der neuern Zeit in bestimmten Formen ma­­nifestirte. In der Einleitung besprach er im Allgemeinen die Zivilisation und Kultur der­­ antiken Welt und den Unterschied der orientalischen Zustände und Anschauungen von denjenigen der unweitlichen Völker, der Griechen und Römer. Troß der Ber­­chiedenheit finden wir doch auch gemeinschaftliche Merkmale bei den alten Böffern. Die Berechtigung des Individuums, der Persönlichkeit, gegenüber der Allgemeinheit des Staates war nir­­gende anerkannt ; ebensowenig konnte sich die politische Gleich­­berechtigung Geltung verschaffen. So wie die Individuen ge­­genüber dem Staate­seine anerkannte Berechtigung hatten, eben­so hatten auch die Bölfer im Verfeht­­ mit­­einander seine wechselseitige Berechtigung. Jedes Bolt strebte nach der Er­­oberung und Unterjochung der andern Bölfer, und es wähnte dazu ein volles Recht zu befiken. Denn die Individualität der Bölfer wurde nicht anerkannt. Deshalb konnte im Alterthum auch sein internationales Völkerrecht zur Geltung gelangen. — Nach dieser allgemeinen Bemerkung entwickelte Herr Kauk die antiken Staatsformen besonders bei den Griechen und Nentern. Hierauf hielt Herr Alexander Szilágyi einen interessanten Vortrag. Ber mehreren Monaten hatte er einige Dokumente aus dem städtischen Archiv von Nagy­körös eingesendet­­­ Seitdem wurde dieses Archiv geordnet und auf die Daselbst befindlichen türkischen Dokumente zusammengestellt. Herr Anton Szyiladpy, ein tüchtiger Orientalist, hat die in Körös , Kecsfemet und Czegled befindlichen türkischen Doku­­mente, 326 an der Zahl, überlegt, die Ueberfebung wird dem­­nächst­ in der Dokumentensammlung der Akademie erscheinen. Herr Szilágyi wies nun in seinem Vortrage auf den reichen Inhalt dieser Dokumente hin, indem er ein kurzes Refumd ver­­sehlen zusammenstellte :­­ Der Zustand des Landes unter der türkischen Herrschaft war bis jegt ziemlich unbekannt; unsere Geschichtsschretber mußten nur von den verschiedenen Kriegszügen der Türken gegen die Christen und der Christen gegen die Türken zu erzählen, die Innern ,Verhält­­nisse und Zustände der unterjochten Landestheile son­nten sie nicht beleuchten,­­weil ihnen hiezu die Daten fehlten. Ser Fran; Salomon hat vor Kurzem In der „Budapesti Szemle” Alles zu­­sammengestellt, was er zur Aufklärung der türkischen Herrschaft aus den vorhandenen Quellen beibringen konnte. Seine Schilderungen sind im Allgemeinen wichtig, aber sie können Feinesfall für voll­­ständig und erschöpfend betrachtet werden. Dies be­werfen die Resul­­„„tate, welche Herr Szilágyi aus den 326 türkischen Dokumenten des Köröser Archivs schöpfte. Die in den Archiven der genannten drei Städte befindlichen Dokumente enthalten nicht blos höchst schätens­­werthe Beiträge zur Geschichte der türkischen Sehrschaft, sondern be­­­­leuchten auch in überraschender Weise die Zustände, in welchen sich das Land unter Leopold I. während der Befreiungskriege befand. Es ist eine ganz allgemein gewordene Anschauung, daß Leopold I. die­ betreffenden Landestheife den Türken mit feinem Gelbe und feinen Soldaten entriß, das heißt, daß die Deutschen Ungarn von den Türken befreiten und ss dadurch ein Verdienst um Ungarn erworben haben, welches nicht genug belohnt werden könnte. Nun, die Dokumente bemweifen es, daß der Zustand des Landes während der sogenannten Befreiungs­­kriege unendlich sehredlicher war, als während der Blüthe der türki­­schen Herrschaft, daß die fremden Generale und Soldaten, daß die­­jenigen, die sich Christen nannten, mit einer Grausamfett und Un­­menschlichkeit m­ütheten, die den Türken gänzlich unbekannt war. Und so­­ geberdeten si nicht etwa blos die Caraffa, sondern ohne Unterschied alle Feldherren und Offiziere Leopold’s I. Wahrlich, die fhredlichten Zeiten, welche Ungarn je erlebte,­­waren die Sabre, m welche von 1686, seit der Einnahme Ofens, bis 1700, oder bis zur Schilderhebung Ráfóczis vergingen. Während dieser Zeit wurde das Land mehr verwüstet als während der dritthalbhundertjährigen Herr­schaft der Türken. — Wir wollen nun einige Details berühren : „ Die unterjochten Städte, wie Körös, fanden an Mährend der türkischen Herrschaft fortwährend im politischen Berzebre mit dem Komitate, mit dem nicht eroberten Landestheile. Sie zahlten die Landes- und Komitatssteuer , beschickten die Komitatsversamm­­lungen, häufig auch den Landtag, leisteten Kriegsdienste, arbeiteten an den Befestigungen, verprosiantirten die christlichen Armeen, und standen auch unter der­ Gerichtsbarkeit des Komitates. Daneben be­­standen die türkischen Steuern und Abgaben, die türkiche Admini­­stration und Jurisdiktion ; das Gemeindeleben konnte sich jedoch un­­­gehindert ent­windeln , die Nichter und Geschworenen wurden jährlich frei gewählt ; die Nationalität blieb unangefochten. Körds zahlte jährlich an ungarischen Steuern. S00­—1000 Gulden, an türkischen Steuern 1200—1400 Gulden. "Später wurden diese Steuern erhöht auf 1400 Thaler. Hiezu Fanten dann die vielen außerordentlichen Abgaben und Geschenke, so,daß im sämmtliche Steuern und Abga­­ben während der Türkenherrschaft auf beiläufig 10.000 Gulden ber­­iefen. Dennoch berrsühte ein geriwister Wohlstand, die Zahl der Ein­­wohner vermehrte sich. Ganz anders wurde ed nach der Einnahme Ofens. Die deutschen Feldherren forderten nebst bhedít drohenden Naturallieferungen enorme Kriegssteuern auch von denjenigen Städ­­ten, welche von den Türken noch belegt waren, welche also auch die türkischen Steuern und Abgaben Leisten mußten. Röres z. B. mußte gleich anfangs 20.000 fl. Seriegästeuer zahlen, außerdem zahllose Ge­­fheine an die Generale Heister, Mercy u. s. w. abliefern. Als dann die cristlichen Soldaten einzogen, da war ihnen nichts heilig; sie plünderten, raubten, preßten nach Herzensluft und überließen sich allen möglichen Aus ihmweisungen. So kam es, daß Körös, während es unter der türkischen Herrschaft eine wohlhabende, blühende Stadt war, *­ in kurzer Zeit tief herabsank ; ehemals hatte es 29 Porten, im Jahre 1687 aber hatte es nur no 5 Porten­; die Einwohner zerstreuten sich, das Dich wurde fortgeführt. Einst hatte Körös zahlreiche Heerden auf den Yußten, jebt war es froh, Daß es eine einzige Kuh gerettet hatte! — Die Türken forderten manchmal un­­gefegliche Abgaben, aber auch dann quittirten sie Alles, was sie err­­ielten, und die Stadt konnte dagegen Klagen erheben, die meistens Erfolg hatten. Die Türken titulirten Diejenigen, die sich nicht be­­eilten, ihnen Gehorsam zu leisten. „Hunde.“ Die christlichen Kom­­mandanten drohten in ihren Schreiben mit Galgen und Rad , und ließen Dieselben nicht bi­s auf das Sendschreiben einzeichnen,, son­­dern brachten dieselben auch sehr, oft wirklich in­ Anwendung, und quittirten nur einen Theil der erpreßten Summen, das Lebzige be­­hielten­ sie für sich. Herr Wenczel machte am Schluffe dieses­ Vortenges einige Bemerkungen, in welchen er zuerst seine Freude über die durch die Bemühungen der Herren Szilágyi und Sziladi er­­schloffenen Dokumente aussprach, und dann seine Bernwunderung darüber äu­ßerte, dag Körös einen solchen Schah an Historischen Dokumenten aufzubewahren wußte, während die Archive zu Öfen und Fünf Kirchen, die doch während der Türkenzeit eine so wich­­tige Rolle spielten, fast gar nichts aufzuweisen haben. Und doch ist Körös eine rein ungarische Stadt, während­ die Administra­­tion Dofens und Sünfkirchens nach der Nacheroberung derselben an die Oesterreicher überging, vie­­s als die Zivilisation Un­­garns betrachten­. Schließlich machte der Herr Sekretär im Auftrage des Präsidiums folgende Anzeige: Die ordentlichen Mitglieder der Akademie haben am 16. Dezember zu erscheinen, am 17. Dezember werden Die Konferenzen der einzelnen Klassen begin­­nen, am 18., 19. und 20. Dezember die Plenarversammlungen sattfinden, am 21. Dezember Hält das Direktorium seine Si­­ttung, am 22. Dezember wird die feierliche Situng abgehalten werden, und zwar um 11 Uhr. 4). Damals, im Jahre 1636 kaufte Körds ein Haus im Pest für 111 Gulden, dieses Haus stand auf dem Grunde, wo jett die Realschule steht, s ] « Aus dem Verfassungsleben.­ ­Die Resignation unseres Obergespanns Stellvertreters wurde also,wie uns ein Telegramm schon um Mittag meldete,von­­r.9)Majestät genehmigt. Die bezü­gliche Anzeige der««Wien.Ztg.«lautet: ,,Se.k.k.apostolischenvkajestät haben mittels der allerhöchi­stam­tschließung vom 7.thoberd.J.den Obergespansstellver­­treter im Aposthlis und Solter Komitat Stephant Grafetj károtyi über sein Ansuchen von dieser Winde allergnädhaft zu entheben geruht.” Die Nachricht,»daß die politischen Koryphäen der«ru­­mänischen Nation dahinarbeitern an Stelle des Bawtth­­mänvdanerrn Andreas v.Mocsonyi zum siebenbür­­gischanofkanzler zu bringen«,1vi1«dvon«,,Ostu.West'« dementirtz dieses Blatt ist vielmehr in der Lage,aus siche­­rer Quelle die Mittheilung machen zu können,daß bezüg­­lich dechfetzung dieser Stelle Seitens der Rt­m­änen ge­­genwärtig x keine Schritte gemacht werden,und daß ch1rv. Mocimmi die Stelle eines siebenbürgischen Hofkanzlers nicht annehmen würde. Die kroatische Deputation,welche mit der anSe Majestät vom kr­oatisch-slavonischen Landtage gerichteten Adresse in Wien verhveibt,wir­d,wie wir schott in einem Teile unserer­ Abendblätter telepraphisch mit­­getheilt,zum Behuse der Ueberreichu­ng derselben von­-Sr. Majestät morgen Mittwoch empfangen­—«Ost u.West« erfährt,daß von Seite des Staatsministeriumss b­e­­reits am letztverflossenen Samstag an die k.k.Schul­bücher­­verlagsdirektion der Auftrag ergangen­ ist,den­ künftigen Verlag der kroatisch­en Volksschulbücher an das Königreisch Kroatien und Slavonien gänzlich,den«gegenwärtigen Büchers­­vorrathaber gegen Entschädiung abzutretent—,und«v«iese’lbc,11 unverweilt nach Agram zu beordern.Somit übergeben die kroatisch-slavonischext Volksschulbücher in den Selbstvertijg des Sees. Der königliche Komm­issär in Fiumespecer aus J bachal mache man per»M.Sau­d«von dortnunerm 2·1.September schreibt von der 152".städ­tischen Repräsentan­­tenhs ausgewählt und diese zu einer­ Berathung ins Stadt­­aais geladen,wo er sie fmgte,obsie gendigstmarch die neue Ernennung zu Repräsentanten der Stadt anzunehm­enk­ei m an EEE ni­e. Die Pester Deutsche Bühne feierte am 7. ein unwürdi­­ges, erfreuliches, von der Anerkennung des Dudiítums getrage­­nes Fest, das fünfundzwanzigjährige Künstlerjubiläum des Herrn Anton Berg, der „seit 25 Jahren ununterbrochen, seinen Kunsteifer und seine rege Thätigkeit dem hiesigen deutschen Thea­­ter widmete.“ In diesen Morten, mit welchen Der Theaterzet­­tel die Feier ankündigte, Jäge für den Gefeierten unter allen Verhältnissen, unter­ allen Umständen, viel Ehrendes. Ein Bier­­teljahrhundert Ausdauer ist bei dem unruhigen Ehrgeiz, welcher manche Künstler selbst an Hofe oder anderen durch öffentliche Fundationen erhaltenen Bühnen nit ausharren läßt, sehen etwas Das Achtung abgewinnt, ein BVierteljahrhundert ehrenvoller, wirklich künstlerischer Thätigkeit, das gibt dem Jubiläum schon ein glänzenderes Rel­el,­­ wenn nun erst ein berufener Künst­­ler, wie Herr Berg, fünfundzwanzig Jahre an einer Bühne ausdauert, Die so viele Widerwärtigkeiten durchzumachen hatte und hat, wie die hiesige, und an welcher, von Gemester zu Ge­­­mester beinahe Alles in fortwährendem Wechsel begriffen ist, da tritt ein neues Moment Hinzu das ung Achtung abzwingt, das aus guter alter Zeit herrührende ehrenfeste Wesen, das gleich Eichen und Felsen so vielem Sturm und Drang der Zei­­ten zu widerstehen vermochte. Auf Herrn Berg paßt das Beste von Allem, was wir Hier gesagt ; er ist ein Kümstler aus der guten alten Zeit, mit der frűstigen , gempsfenen , natürlichen Sprache, mit all der Ruhe, Sicherheit und Verläßlichkeit, welche die Meister, und Jünger der alten Schule vor ihren Epigonen so vortheilhaft auszeichnet. Das Publik­um hat auch stets die Verdienste des Herrn Berg anerkannt, und gab dieser Anerfen­­ng bei Gelegenheit der gestrigen­­ Vorstellung durch zahlreichen Besuch, durch stürmischen Beifall, mit welchem es den Zubilan­­ten auszeichnete , und schließlich Durch einen silbernen Potal Ausdrud, welchen vor Direktor Herr Alsdorf dem ©efeier- Ein Jubilare im deutschen Theater. ten am Ende der Vorstellung im Namen seiner Freunde unter dem Publikum überreichte. Die Direktion selbst bezeigte dem wadern Veteranen, ihre Anerkennung durch, ein, Benefice, welches sie ihm an diesem Abend­­ gewährte, und zu melden. „Der Goldbawer", Schauspiel in vier Aufzügen von Charlotte Birknfeiffer, hier zum ersten Mal aufgeführt wurde. Der Benefiziant gab die Titelrolle, einen reichen, hartköpfigen, aufbrausenden Alten mit den gewohnten Vorzügen, und­ der Rolle, ganz angemessen. Diese kann aber, wie überhaupt das ganze Stück dar­f ein noch so gutes Spiel an Erquidlichkeit gewinnen. Die berühmte Theaterverfasserin aus dem Norden nahın sich vor, eine Bürger­­geschichte auf die Bühne zu bringen ; sie griff aber­ dabei nut in’s vol­le Leben, sie griff eben nur eine Eigenschaft­ her­­aus, durch welche die Bauernnatur sie kennzeichnet,­ Die Hart pfiffert, und so spielt sich das Eind an einem hartköpfigen­ Al­­ten und an einer hartköpfigen Alten, an einem Hartköpfigen Burtchen und an einem hartköpfigen Mädchen ab., Das sind seine Charaktere, Die sich in und mit der Handlung entwickeln, es sind Eichenklage, die ein Sturmmwind aneinanderschlägt, bis sie biegen oder brechen,­­ bis der „Toni“ die „Broni“ bekommt. Anstatt der Spannung muß der Zuschauer mit ge­­meiner Neugierde fürlieb nehmen, die in ihm nur eine oft­ er­­wähnte, und erst am Schluß der Handlung aufgehellte geheim­­nißvolle Gefchigte erweckt wird; anstatt aus dem Innern der Handlung hervorbrechender Effekte kommt es da nur zu Äußeren Konflikten. Was an der Vorstellung gefiel, können wir getroft auf Rechnung des Spieles der Benefizianten, ferner des Frln. Heinz (Broni, Tochter des Goldbauers) und des Herrn Alsdorf -alken-Toni) schreiben. Frl. Heinz gab die hartköpfige, ihre Gefühle verbergende Goldbauerstochter mit eben­so kräftigen­, entschiedenem Znspruch, wie sie die später sich Äußernd Liebe mit Zartheit und Iinnigkeit ansprühte. Wir haben ich nur im flummen Spiel (im rechten Akt) einige Scheinnahmlosig­­keit vorzumwerfen, die sie gerade bei dem Talent der Darstel­­lerin um so bemerkbarer machte. Herr Alsdorf war­­ energischen Theile seiner Rolle vortrefflich, wo Toni, gebroche erscheint, zu romantisch. Herr Barnay (Landwricter) hatt in seiner minder ausgestatteten Rolle einen mit Reife aufgenommenen Moment, eben­so Frl. Jenny Berg, di­e la Afra Leuthalerin ihren ersten theatralischen Ber­eich wagte. Die drei Hauptdarsteller wurden oft dur verdienten Bei­fall ausgezeichnet, und als sie nach dem Tetten Art gerufe wurden, ging ein Zwischenvorhang auf, und sänmmtliche Mit­glieder des Deutschen Theaters waren auf der entsprechend befo­h­rten Bühne in Festkleidern, einige in­­ Theaterfortumes, versam­melt. Aus dem Zuschauerraum flogen Klänge für den Bene­ficianten auf die Bühne, Herr Alsdorf hielt an denselbe eine, die Verdienste des Jubilanten würdigende Ansprache, und über­reichte ihm unter für mlichen Beifallsbezeugungen des Publikum nebst dem oben erwähnten Pokal von mehlverdienten Lorber Franz. Wir schliegen mit dem Wunsch, daß Herr Bei seinem edlen Wirrungskreise noch lange erhalten bleiben möge EUER VESZTETT­ZEN TE bes seeeeieeeeeee ____02__00 ÜÜ0 Qu MŰ EKTSTETTSESTZ KEZEK TTI ZSOSZ EAKET

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