Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1861 (Jahrgang 8, nr. 225-251)

1861-10-25 / nr. 246

Freitag, 25. Oktober. Hr. 246. (Die einzelne Nummer Koftet 4 Fr. 5. 8.) Den, 1861. des X. Wien, 24. Oktober. Während ich dieses schreibe, findet eine Ministerkonferenz und zwar unter dem Dorfise des Grafen Rechberg statt, nachdem der Ministerprä­­sident Erzherzog Rainer Sr. Majestät dem Kaiser entgenge­­fahren ist. Graf Forgácdh, obwohl noch leidend, wohnt ebenfalls der Konferenz bei. Diese Konferenz dürfte die wich­tigste unter allen sein, welche in der legten Zeit abgehalten wurden. Während nämlich die Lektoren nur den allgemeinen Besprechungen über die in den ungarischen , febenbürgischen und kroatischen Angelegenheiten zu­­fassenden Beschlüsse und zu ergreifenden Masßregeln gewidmet waren, wird es sich heute um genaue Vertttelung des Wextes der betreffenden Publika­­tionen, insbesondere des Reffrintes an den froatischen Rand­­tag handeln. Schon der Umstand, daß noch vor der Ankunft des Kaisers, selbst in Abwesenheit des Erzherzogs Nabner, eine Ministerkonferenz stattfindet, zeigt, daß es sich um Sinn Hff­ung der dem Statfer zu unterbreitenden Vorlagen handelt. Allerdings wird nun die Entscheidung von Str. Majestät ab­­hängen , aber fielen Ste sich das Verhältnis ja nicht wie zu DBay’s Zeiten vor, wo zwei entgegengefeste Meinungen, von zwei Ministergruppen vertreten, um die Zustimmung des Kai­­sers wurben. Heute ist die Sache anders. Es wird Sr. Majestät im OGrd­en und Ganzen nur eine Ge­sammtmeinung vorgetragen werden. Das dinergirende Mo­­ment wird dann eben nur in den Adressen und Repräsenta­­tionen und den in denselben gelegenen Wünschen liegen. In Bezug auf die Repräsentation der Ofner Statthalterei beobachtet man hier die größte Zu­­rückhaltung. Es scheint jedoch, daß man das die Organisa­­tion dieser Behörde betreffende Operat nicht vor Erledigung der Repräsentation in Angriff nehmen wird. Es handelt sich da­ um Personalfragen und man scheint doch der amtlichen Birkffamkeit nit aller Personen, ohne Rücksicht auf die Art der Erledigung, sicher zu sein. Daher die verschiebende Bor­­sccht. Der Andrang von Kompetenzen für die bei dieser Be­­hörde erledigten Amtsstelen is merkwürdig groß. Für 25 Konzipistenstellen sind z. B. Über 200 Bewerber eingeschrit­­ten. Dergleichen Wederfülle von Kandidaten ist sonst nur in den deutschen Provinzen zu Hause, wow z. B. fest um die sehr über österreich tjájen Advokatenítelen gegen hundert Ber­ge eingenommen­ sind, laßt das Aergste befürchten, Der offiziöse Korrespondent der „Allg, Preuß, Big.“ = Ge, Majestät der Kaiser verliefen gestern Mor­­gens um 7 Uhr Miramare und wurde daher in den Nachmit­­tagsstunden in Larenburg erwartet ; in Laidach empfing Se. Majestät den Herrn FIM, Ritter 9, Benedek,­ der sich an- Yaplih einer Truppeninspektionsreise gegenwärtig dort bef findet. Wie aus unserer obigen Wiener Korrespondenz er­­sichtlich, erwarten den Kaiser Ministerialvorlagen von höchter Wichtigkeit . Teider bietet ihr Inhalt wenig Tröstliches für uns, Alles, was aus den zentralistifhen Kreisen verlautet, An die Stelle jener­­ Komitatsbe­­hörden, welche dem werden, Jungsbeamte und für eben Nefruttrungsbefehle so verweigern sollten, nicht nachkommen, Katferliche Berwal­­die Rechtspflege Katferliche Sustizbeamte treten, — und der „Bresl. Ztg.” wird berichtet : Graf For­­gádh arbeitet bereits genaue Instruktionen für die Eventuga­­lität aus, daß die Komitatsbehörden ihre Mitwirkung bei der Rekrutirung wie sie dieselbe bei der Steuereinhebung verweigert haben. Die „Park, Korr.” ist sogar in der Lage zu melden, daß Baron Gehringer in den legten Tagen uwiederholt mit dem Staatsminister Besprechungen gehabt hat, und dürfte diesen Besprechungen um so größeres Gewicht beige­­legt werden, als die „Defterr. 3." aus Anlaß der Repr­ä­­sentation der fin. ungarisen Statthal­­terei von Neuem das Med­ion der Epuration der höchsten Beamtenkrise anstimmt,. Bezug nehmend darauf, bag die „N. Nachr.” den Muth dieser Fan. Behörde,lobend her­­vorgehoben, sagt nämlich das genannte Blatt : „Ein hiesiges Blatt bewundert heute den Muth der ungarischen Statthaltereträthe. In der That ist es ein sonder­­barer Muth, zu verlangen, Se. Maj. der Kaiser solle sich entführen und in Ofen so Lange gefangen halten lassen, (sie!) bis Ungarn vom Österr. Staatsverbande abgerissen is. Nur grenzt dieser Muth bereits an grenzenlose Siechhett (wie seien wir denn diese Syroche der , Defterr, Ztg. bezeich­­nen?) und weder die nicht-magyarischen Völker Ungarns, noch heffen Nebenländer, die sich Anno 1848 gegen die vinbtzerte Magyarenherrschaft erhoben, am allerwenigsten aber die an­­deren Länder und Königreiche werden eine solche Anmaßung ruhig dulden, wűrven Eventualitäten wie im Jahre 1848 zum zweiten Male eintreten lassen. Wahrlich die Herren Magnaten, welche im hohen Konflium zu Ofen figen, haben einen weiten Weg in kurzer Zeit zurückgelegt. Im verstärkten Reichöraiche waren sie bereit, sogar das­­ Steuerbewiligungsrecht als Ge­sammtstaatsangelegenheit zu behandeln, heute sind sie bei der äußersten Grenzlinie angelangt, bei der selbst ein Koffuth Halt machte. Es ist gut, Dad die Dinge so tommen, und das die Maste fiel, und wir mwissen nun, was wir von den Ap- Bonyt’s und Majluth’s zu erwarten haben, wenn sie zu Erefa­­toren der Maßregeln gewählt werden, welche im Minister­­rathe­ betroffen werden. Man sagt, fest wolle Graf Borg­o Ernst machen, Was wird aller Ernst wügen, wenn er in Nestripten nieder­­gelegt wird, und die Ausführung Denen überlassen bleibt, die ihn nicht wollen, die ganz andere Zielpunkte haben. Wir fürchten nicht, daß die Apponyi’s und masc­he ihr Ant niederlegen, Wir fürchten vielmehr, daß sie im Amte bleiben, und daß alle Energie, welche durch ihre Reitsöhre geht, zu M Waffer werde, daß jeder Befgluß der bier gefaßt wird, in der ungarischen Hauptstadt paralysirt werde. Wenn die Negierung nicht derart Fonfoltbirt ist, daß die Prinzipien des Mi­niste­­riums durch die Organe aller Minister ü­bereinstimmend durch» geführt werden , dann wird es freilich nicht gehen. Wir sind an einem Punkt angelangt, wo das längere Hinausziehen nicht mehr möglich ist. Zwei Systeme , die sich entgegenge­­fegt sind, können bei derselben Regierung nit maßgebend sein. Wir wollen die Berfaffung, das Ministerium muß sie auch wollen. Es muß dann im Ganzen wie in allen feinen Theilen verfassungsgetreu sein ,­ es­ muß dann die Mittel wäh­­len, sie zu realisiren. Sind einzelne Minister zu ihmwach dazu oder stehen sie auf dem Boden anderer Prinzipien, so ist ihre Pflicht,aus dem s Kabinette au­s der schreibt unter Anderem: was die Adminkftratton betrifft,

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