Pester Lloyd - Abendblatt, November 1861 (Jahrgang 8, nr. 252-277)

1861-11-25 / nr. 271

Montag, 25. November. Az. 271 Pe, 1861. (Die einzelne Nummer Loftet 4 Er. ő. WS.) — Im Laufe der Mode sol, wie „Sp. Tan.“ schlfen will, Se, Eminenz der Fürst- Primas in Ofen eintref­­fen ; sorgeftern Yangte Bischof Rano­der hier an. — In Wien fährt man fort, dem­­ ungarifften Klerus in Allem was er unternimmt oder unterläßt, r­egierungsfeindliche Ab­­sichten zu infiniiren ; diesmal gilt der Angriff dem St. £­az Bislauspyerein. Aus dem Schreiben, mit welchem der Vereinsvorstand, Erzbischof und Septempir Lonpstes, die Aufforderung an die Ordinariate zur Organisirung des Vereins begleitet hat, zitiert nämlich Die „Brefle“ fol­­gende Stelle : „Meine Besorgnisse in Betreff der Zukunft der Kirche sind ernster und betrübender Art. Möglicherweise sind mir ‚nahe der Zeit, wo die ungarische katholische Kirche einen Kampf auf Tod undkleben und die Unterfrügung ihrer sämmtlichen­ Gläubigen nöthig haben wird, Damit sie auch nur die Trümmer ihbres eh­emaligen Glanzes rette, Wir wollen uns daher vorbereiten auf den Kampf, und wahrlich, wir Fünnen, dies nicht würdiger und vernünftiger thun , als wenn wir schon fest mit unseren Gläubigen in jenen engeren Bund treten, dessen biofe Érte­stenz unsere Gegner einschüchtern und von dem Angriff auf uns, wenn sie solchen Angriff sich vorgenommen haben sollten, abschreien würde. In unseren Tagen ist die Zahl jene Macht, vor der man Nespekt hat, und sogar Die gerechte Sache, ja die ewige Wahrheit bedarf dieser Macht.” Hierauf fragt nun der Leitartikel Des Wiener Blattes : Wer ist der Feind, den es gilt zu bekämpfen „auf Leben und Ton?” Der Protestantismus in Ungarn it es nicht ; er hat mit der katholischen Kirche seinen Frieden gemacht. Der Liberalismus fi­el ebenfalls­ nicht, wenigstens in Ungarn nicht; er erkennt in ihr, wenigstens felt dem Oktober v. 3., wo nicht fon früher, einen seiner treuen­sten und mächtigsten Bundesgenossen., Also heraus mit der Barbe : wer ist der Feind, den es gilt zu bekämpfen. „auf Leben und Tod?” Das sind die deutschen Minister, das sind die Männer, Die Oesterreich als Gesammtmonarchie konstitutionen­ machen, die den Konstitutionalismus auf Grund des Oktoberdiploms und der Teberpatente einführen wollen. Heute also rufen die katholischen Bischöfe Ungarns das Bolt auf zu einem Bündnis, damit die Feinde — wir willen, wer tiese Feinde sind — vor ihrem „Wagniß” zurückschreden. Also man appellirt unverhohlen an die Maffen, natirli nur, um „die Trümmer des Glanzes der katholischen Kirche” zu retten! Schade nur, daß wir nicht vergessen haben, was vor 12 Jahren geschehen is. Die Männer, die heute an der Spite des St. Ladpist­aus- Vereins stehen, fanden 1848 an der Spite des St. Step­hans - Vereins. Und dieser ist es gewesen, der 1848 zuerst Die revolutionäre Fahne aufhißte — auf dem Kutfehhod des Onlamagens, in dem der Hrimas nach Ofen fuhr, Risum teneatis! Der­ St. Stephansverein, 1854 gegründet, sol 1848 zuerst die revolutionäre Sahne aufge­­pit Haben! Möchte ung die „Treffe” ferner nicht gefälgt sagen, an welchem Tage jenes Jahres die erwähnte Prima­­ttalfahrt nach Ofen srittgefunden? ( Wahrung), es fällt sol­­chen Behauptungen gegenüber ihmwer, — seine Satyre zu schreiben. Das Budget wird denn doch dem Wiener Reichsrash vorgelegt, so meldet die „Deflerr, 3 °, — freilich „unter. Reserve‘, — nach Mittheilungen aus Abge­­ordnetentreffen. Das genannte Blatt schreibt nämlich un­­term 23, bis Sn der gestern unter dem Borfise Sr,­tatt. Hoheit des Erzherzogs Rainer abgehaltenen Ministerkonferenz soll­­ man sich zu dem Beschluffe geeinigt haben, das Budget für das Jahr 1862, sowie die finanziellen Maßregeln und Pläne zur Regulirung des Bankverhältnisses dem Abgeordnetenhause vorzulegen. Herr v. Blener sol heute bereits mit dem an Ge. Majestät hierüber zu erstattenden Vertrag beschäftigt gewesen sein. Die Form, in der Dietl ge­­­heben wird, wäre eine Botschaft Sr. Maijestät des Kaisers an den Reichsrath, in, welcher gesagt­ wird, daß die Seffton fi in die Länge ziehe und es nothwendig sei, die Landtage zu berufen, welche Angelegenheiten zu berathen hat­ben, die für die betreffenden Länder von höchster Bedeutsam­­keit sind, namentlich das Gemeindegefek. Es sei daher wün­­fenswerth, hab die Gefegesarbeiten , welche der Reichsrath in Angriff genommen und die ihm noch vorgelegt werden sol­­len, bald erledigt werden. Der Netichgrath habe bisher nicht die Funktionen des weiteren aufnehmen Finnen, da ©­er­benbürgen bisher zur Wahl von Reichsrathsabgeordneten nicht aufgefordert werden konnte. Es werden die Schwierig­­­keiten aufgezählt werden, welche den siebenbürgischen­ Land­­tag bisher verzögerten, und welche sein Zusammentreten auch noch auf mehrere Monate hinausschieben. Sabellen steige einerseits Die Noth des Staates und stelle sich Die­ Noth­­wendigkeit heraus, Mittel zur Bededung seiner Bedürfnisse zu schaffen. Ab­derseits sei es ein dringender Bolfswunsch, baldmöglicht die finanziellen Angelegenheiten zu ordnen und die Baluta zu regeln. Nach dem Diplome vom 20. Oktober und dem Reichsgrundgesethe vom 26. Leber sei,zur Behand­­lung der finanziellen Tragen nur der­ Gesammtreichtsrath kompetent. Dieser sei zur Zeit nicht versammert und der fat­serlichen Regierung stünde nach §­ 13 der­ Verfassung das Recht zu, die nöthigen Maßnahmen zu ergreifen und später dem Gesammtreichsrath vorzulegen. Bon diesem Rechte werde auch die Regierung Gebrauch machen, und der­ Weg, den sie dabei einhalten wolle, wäre folgender : Sie will den Bel­­fern von den Schritten, die sie vorhat, Rechnung ablegen und will den Rath der hier versammelten Vertreter der König­­reiche und Länder vernehmen. Sie übergebe daher diese Vorlagen dem nun tagenden Reichsrathe, ersuche das Abgeordnetenhaus, die­­selbe zu prüfen und darüber zu entscheiden mit der Vereiche­­rung, daß sie diese Entscheidung verpekttten,, sie für sich als Richtfeä nur anerkennen werde. Für diesen Vorgang so­wie für die in Folge bessen zu ergreifenden Maßregeln, werde sie nach §­ 13 vom Gesammtreichsreth Indemnität fordern. Man erzählt sich, daß Der Abgang, der zu bereden sei, nahe an die Summe von 90 Millionen weidye. Der Abgang des von 1. November abgelaufenen Jahres wurde bededt durch den Rest des im April 1860 kontraherten Anlehens, dur­ das Steueranlehen, durchh die K­inausgabe von Münz­­feinen, dur­ Vermehrung von Salinenscheinen, dur. ein­­zelne Fleinere, auf Depots beschaffte Anlehen. Das Wiener Kabinet sollte vor Kurzem nach einem Korrespondenten der „Augsb. Allgem. Ztg.”, den fran­­zöistischen Gesandten Grammont wegen „Des Benehmens französischer Agenten in Ungarn und Kroatien“ interpetlert und, wie berichtet , eine Äußerst befriedigende Antwort err­halten haben ; die ministerielle „Donau-Ztg.” erklärt jedoch dieser Mittheilung gegenüber : „Ohne­ die freundliche Absicht dieser Korrespondenzmittheilung zu verkennen, liegt uns bo « _

Next