Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1862 (Jahrgang 9, nr. 1-25)

1862-01-13 / nr. 9

- Montag, 13. Jänner. Ar. B Det, 1862. (Die einzelne Nummer Eoftet 4 Er. ő. XB.) bendblattas Pester Llo Sz. Paris, 10, Sanner, Man ist sehr gespannt auf das den Kammern vorzulegende Erpose der Re­gierung. Dasselbe wird im Kabinet des Kaisers ausge­­arbeitet, und die Minister sind ange­wiesen worden, bis zum 18. die betreffenden M­aterialien einzureichen. Auch Fould hat sein finanzielles Program­m fest nahezu vollendet; jeden­­falls wird dasselbe noch vor dem 27. an die Oeffentlichkeit gelangen. — Man spricht von einem neuen Gefege üb­er die­­ Verantwortlichkeit der Börsenagenten, welches in der kommenden Session dem gefeggebenden­ Körper unter­­breitet werden solle. Von einem soeben beginnenden Prozes verspricht ei das Publikum nicht geringe Unterhaltung ; der­­selbe, ist gegen das bekannte Klatsch- und Wissblatt „Fi­­gar“ gerichtet, das sich zwar viele Leser, aber im Grunde wenig Freunde durch seine Vorliebe für Skandal und andere zweifelhafte Eigenschaften erworben hat. Der Advolut Leon Duval hatte in einem Plattoyer den „S­igaro“, ein feiles Blatt genannt; die Antwort war ein Schmähartikel, in dem der „Sigaro” sich selbst übertraf und wer ihm von Seiten Dusal’8 eine Belangung zutrug. Die Verhandlung wird um so interessanter sein, als Ssules Favre für den Kläger piat diren wird. « y-Turiti,8.Jänner.Die,,Opinione­«hat der Ma­­jorität wegen ihrer Unentschiedenheit gestern den Terz gelesen.Dieser Artikel ist nicht ohne bedeutenden Eindruck geblieben,der vermut­lic­­ in der auf diesen Abend festgesetz­­ten Konferenz der Majorität sehr bem­erklich hervortretb­t wird. Die Fraktion Alfieri-Lanza-Cavour wird frei­­lich gleichfalls diesen Abend ihre Stimme zu erheben nicht verfehlen.Der Führer derselben,Alfieri,protestirt in einem an verschiedene Jounale gerichteten Briefe gegen die Anschauun­g,als seien»und seine Fr­eunde zur Linken über­s gegangenz als Programm der neuen Partei stellt dieser Brief nur die Fusion des Ministeriums mit Ratazzi und seine Freundena1­f.Außer dieser Fusionspartei ist die Frak­­tion Minghetti-Farini ebenfalls als ein Ableger der Majorität zu betrachten ; dieselbe hat im direkten Gegen­­zug zu jener die Absicht, Natazzi’s­ Eintritt zu hindern ; sie betrachtet sie als den wahren Vertreter der Cavour’schen Ideen und hofft Ricardlt endlich zu einer Allianz mit ihr zu brin­­gen. Sie verfügt übrigens nur über etwa 20 Stimmen, jedoch ist ihre Bedeutung größer als man nach der geringen Anzahl der Mitglieder denken sollte. Für fest bleibt wahr­­scheinlich noch Alles in der Schwebe. Die Kam­mer wird die ministerielle Personenfrage bei Seite waffen und zunächst die notbuwendigen finanziellen und adm­inistrativen Gefäße wotiren, So glaube no immer annehmen zu dürfen, daß die Fusion mit Ratarzt den endlichen Ausgang bilden wird. Der Kö­­i­ig interessirt sich immer lebhafterer für die Krisis ; durch einen Privatsekretär läßt er sich jeden Morgen eine Zusam­­menstellung der Stimmen der Presse anfertigen. In N­­ea­pel hat man den Berfudh, gemacht, einige ministerielle Ab­­geordnete auszupfeifen­­ es gelang aber nicht ; vielmehr wur­­den die Pfeifer schließlich selbst ausgepfiffen. Die Physiogno­­mie Neapels hat sich seit einigen Tagen vollständig geändert, indem eine Verordnung dem Lay zaront-Miesen ein Ende gemacht und die zahllosen Bettler. Die familienweise die Straßen belagerten, entfernt hat. Die Aushebung hat einen ganz unerwarteten Erfolg ; 40.000 Neapolitaner sind bereits in die italienische Armee eingereist worden, ohne daß man auf irgend eine erhebliche Schwierigkeit gefloßen wäre, 5. K. Wien, 12, Männer, Wir können nun versichern, das Graf Rechberg auf telegraphischem Wege nach Be­­­­nedig berufen wurde, um sich mit dem Fürsten Petrulla über die Art und Weise zu besprechen, in welcher den In­­­finuationen Frankreichs zu begegnen wäre, welches immer entsihiedener auf der Entfernung des K­ö­­­nigs Franz aus Rom besteht. Es mußten die Grund­­züige des Vorgehens in dieser Angelegenheit schon fest, und zwar noch vor der Rückkehr Sr. Majestät aus Venedig fest­­gestellt werden, da der Botschafter Frankreichs am östterreichigen Hofe auch seinerseits dieselbe zur Sprache zu bringen gedenkt und Deshalb nach Ankunft des Kaisers aus Venedig von a. b. demselben sofort in besonderer Audienz empfangen werden wird. _ PK Wien, 11, Sänner. Der Suder uriae, Graf Apponyi, hat sich heute nach Karfsburg­ begeben, wo (gleichfalls heute) mehrere ungarische Magnaten fi zu einer Berathung einfinden. Wie es heißt, wird auch der­­. ‚unga­­rische Hofkanzler, Graf Forgác, dabei erscheinen. (Wir möchten dieser Nachricht vor der Hand noch nicht vollen Glau­­ben schenken. D. Ned.) — In diplomatischen Kreisen spricht man davon, daß Lord Palmerston Schritte unternommen hat, um dem Wiener Kabinet­teine Geneigtheit zu be­weifen, in gewissen Eventualitäten mit Oesterreichh zusammenzugehen. Es bezieht sie das wohl auf die orientalische Frage. Es wird mitgetheilt, daß eine Anzahl der hervorra­­gendstten Banfaktionäre der Regierung , ein A­n­­leben von S0 Millionen, wenn auch nicht ganz zinsfrei, so doch unter sehr günstigen Bedingungen angeboten hat, wenn sich näm­lich die Regierung dazu verstehen will, das Banktprivilegium zu prolongiren. Der bezügliche Antrag wird am 13. d. in der Plenarversammlung gestellt und zum Be­­schluß erhoben werden. In der serbiten Frage berrsht fortwährend Zwiespalt zwischen der ungarischen Hofkanzlei und dem Staats­­ministerium. Die , Pr." will wissen, daß, während­ der unga­­rische Hofkanzler die serbische Angelegenheit unberührt waffen und in’s Endlose vertagen will, der Staatsminister ,den im Verlaufe des nächsten Monats die Wahlen für einen neu­en nach Karlomwis einzuberufenden Nationalkongreß ausschreiben möchte, welcher nochmals die­ vorjährigen Beschlüsse prüfen und die Modalitäten, unter denen sich eine Wojwodina­ her­­stellen ließe, mit der Regierung vereinbaren sollte. Nach die­­ser Vereinbarung würde dann erst die definitive Wahl eines Patriarchen vorgenommen werden.­­ Am 10.2. wurde bei Dr. IT. Hobert Herrn Erzherzog Rainer ein Ministerrath abgehalten,­­wel­­cher von 2 Uhr Nachmittags bis 5 Uhr Abends dauerte und welcher die Frage, ob die drei Sofranzler bei Bele­genheit der Budgetdebatte im Reichsrathe erscheinen sollen, Gegenstand der Berat­ung war. Der Wiener Korrespondent des „Sürgöng“ berichtet in dieser Angelegenheit : Es ist s­ jeder eine interessante kleine Neuigkeit aufge»­taucht. Ein Prager deutsches Blatt erfreut uns mit der Nach­richt, daß im Geheimen prei neue FauteuftYles zum Ministertisch des reichsräthlichen Unterhauses angefertigt wer­­den und daß diese drei Armstühle die prei Spffanzler in ihren Armen erwarten, die dann dem Reichsrath mit ver­­schiedenen Aufklärungen über die sie betreffenden Theile des Budgets dienen werden. Die Sache hat aber auch ihre ernste Seite. In der Budgetkommission bat­ es Herr Wenisch,­­ während des legten Jahrzehentes Präsident des Oberlan­­desgerichtes in Preßburg und folglich ein Mann, der eine gründliche Kenntniß der Administ­atisbedürfnisse der ungarn-

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