Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1862 (Jahrgang 9, nr. 1-25)

1862-01-29 / nr. 23

Mittwoch , 29. Jänner, Nr. 28. Den, 1862, (Die einzelne Nummer Eostet 3 Er. ő. MW.) Abendblatt als ester Lloyd. R Wien, 28. Sinne, Die französische Thronrede machte auf diie B őr­se einen friedlichen und beruhigenden Eindruck, welche Ansicht jedoch in den diplo­­matischen Kreisen nicht getheilt wird. Man hält in diesen die Thronrede weit wichtiger durch das, was sie verschweigt als durch das, was sie ausspricht. — Die angebliche Fo­r­­derung Oesterreichs, daß Piemont entwaffne, wird nun von allen Seiten dementirt, in der That ist eine solche Forderung nicht gestellt worden. Was man hier will, ist­ ein Desapeu der gegen Oesterreich gerichteten piemontesi­­schen Politik durch Frankreich. Diesem Wunsche ist bereits willfahrt worden; es scheint jedoch, daß man hier nament­­lich mit der Form, in welcher dieser Wunsch erfüllt wor­­den ist, nicht ganz einverstanden ist. — Die in Bezug auf die mertianische Thronfrage m­itb­ehabten Ver­­handlungen waren bis jegt lediglich privater Natur und gin­gen nicht von der französischen Regierung, sondern nur von einigen mertianischen Granden aus, deren Bemühungen haupt­­sächlich in ultramontanen Kreisen Unterstüsung fanden. Da i­­n dieser Angelegenheit ein Briefwechsel zwischen dem Kaiser Napoleon und dem Erzherzoge Ferdinand Max stattgefunden hat, ist eine Erfindung. Der mexikanische Minister Don Ala- Monte, der seithin einige Zeit in Wien ver­weilte, hat sich fest nach Triest begeben, wo er Sr. fünfgl. Hoheit dem Erzherzog Ferdinand Mar seine Aufwartung machen will. P. K. Wien, 28. Sinner. Der französische Botschafter hatte heute eine längere Besprechung mit Graf Rehberg, welche dem Bernehmen nach die Be­­schwerden des f. f. Kabinetes gegen die Agitationen Piemonts in Venetien zum Gegenstande gehabt haben sol. Auch der E. F. Sesandte am facsischen Hofe, Freiherr von Wer­­­ner, welcher sich fett gestern hier befindet, hatte heute eine längere Besprechung mit dem Herrn Minister Grafen Rechberg. Der prosisorische Patriarch in Karlomis, Bischof M­a­­fhterents, hatte heute eine Längere Besprechung mit dem Grafen Forgac, dem er auch schon am Freitag und Samstag Besuche abgestattet hatte. — Vom 1. Feber ange­­fangen werden ärarische Wechselblanfette in italienischer Sprache in den Verkehr gebracht werden. Der Gesangsverein „Biedersinn” in Wien be­­absichtigte als Sängerzeichen ein schwarz-rotb-gol­­denes Band mit einem B. zu tragen und hatte selbe mit Kosten von 50 fl. bereits angeschafft, um sie bei der mor­­gen stattfindenden Stiftungsliedertafel zu tragen, als pröslich das Verbot von Seite der Behörde kam, daß viele Farben laut einer Berordnung nicht getragen werden dürfen ! = Bon morgen, Donnerstag, angefangen, werden bei Sr. Erzellenz dem Herrn Statthalter Grafen Palffy die Audienzen wieder wie gewöhnlich stattfinden, Die Herren Paul Almasy, Graf Johann Beth­­len­sen, Ludwig Benytezfy, Emerich Spanka, Graf Alexander Károlyi, Georg Komáromy, Ba­ron Sr­erid Popmaniczzty, Koloman Tifa und Mori­ Sofas fordern im heutigen „Magyar Gajtó" die Redaktion dieses Blattes vertrauensvoll auf, die Spalten desselben ihren und ihrer Prinzipiengenosfen Anschauungen öffnen zu wollen. Nach einigen­ einleitenden Worten gehen sie an folgende Erklärung : Die Nation hat auf dem Reichstag des verfloffenen Jahres jenes Wort ausgesprochen, nach welchem sein weiteres mehr folgen konnte. Und bei dieser Erinnerung können wir nicht stehen bleiben, ohne den Zoll unserer Verehrung jenem aro­en Watrioten abzutragen,, dessen strenges Testhalten an der Rechtsbasis, und dessen unerschütterlicher Muth, das aus­­gesprochene Wort unter seinen Verhältnissen zu ändern, die Möglichkeit herbeiführte,, daß die Nation am Schluß kinet höchst denkwürdigen Reichstages wie Ein ungetheilter Wille sprach, und auf alle Zeitfragen eine Hare, von seinen Mei­­nungsverschiedenheiten getrübte Antwort gab. Ebenso wird Ledermann die Mäßigung jener Patrioten würdigen , die damals, jede abweichende Anschauungsmesse verschweigend, ihre Meinung dem allgemeinen öffentlichen Willen zu yu ordnen verstanden; ja mir glauben, daß unsere Be­schichte glänzende Namen nennen wird, zu deren glänzendsten Thaten es die Nachwelt rechnen wird, daß sie zu jener Zeit „jeder That sich enthielten”, um so den Verlauf dieses großen Bersuches nicht zu stören. Seitdem ist ein großer Zeitraum verfloffen, groß, nicht durch die Zahl, sondern durch das Gewicht der As­e schwierigen Zeiten drängten sch­wierige Fragen an die Ober­­fläche, Fragen, welche zu denen gehören, die man nicht tobt­­főweigen kann , und das umso weniger, da wir sie täglich in neuer und neuer Form an uns richten hören, und das zival bald von der einen, bald von der anderen extremsten Seite ; denn die Extreme berühren und fordern sich gegenseitig immer und jedes Zumeitgehen auf der einen Seite arbeitet dem Zus weitgehen auf der anderen Seite in die Hände. Wir erkennen bei Ledermann den patriotischen guten Willen an und treten mit der Vorausfegung auf den Kampf­­plan, daß diejenigen, deren Meinung von der unserigen ab­­weicht, ebenfalls von reinem Eifer getrieben, ihre Stimmen erheben, und daß wir mit ihnen, wenn sich auch unsere Wege schetven, bei demselben Endziel zusammentreffen werden. Die­­ses Endziel kann mit drei Worten bezeichnet werden , und diese drei Worte sind unter Shiboleth : „Ein freisinniges Ungarn !* Unser Vaterland muß die Freisinnigkeit repräsen­­tiren ; dadurch­ wurde es bisher erhalten, dadurch wird es des Bortlebens und der Wohlfahrt merth werden. Ungarn muß freisinnig sein in den Angelegenheiten der Nationalität, der Religion, der Humanität, freisinnig bezüglich der fortschrei­­tenden Anforderungen der Zeit, freisinnig den großen euro­­pe Tragen gegenüber ; — dabei muß es abr Ungarn bleiben. Ein freisinniges Ungarn! In diesen Worten ist es ausgesprochen, daß Ungarn jedem seiner Bewohner gleiche mütterliche Liebe schuldig ist, daß aber all jeder Bewohner Ungarns verpflichtet ist, dem Vaterlande mit kindlicher Liebe zugethan zu sein. Ungarn darf in feinem Schoße Feine Stief­­finder fennen ; dagegen dürfen aber auch­ seine Söhne außer Ungarn Fein Land ihr Mutterlande nennen. Es gibt möglicher­weise Individuen, welche behaupten, daß Ungarn auch ohne freisinnigfett begehen kann ; es gibt möglicher­weise Indi­­viduen, welche behaupten, daß sie auch ohne Ungarn freisinnig sein können ; es ist auch möglich, daß diese beiden Ansichten unsere Ansicht zermalmen ; wir sprechen aber troßdem unser Losungsmort mit so lauter Stimme aus, als wu­rde es vom ganzen Lande ausgesproc­hen : „Ein freisinniges Ungarn!” Um dieses Losungsm­ort wird sich unsere Meinung bezüglich­ jeder Frage gestalten ; dies wird unseren öffentlichen und Privatinteressen die Richtung geben ; und wenn unser Loi­­sungswort muthige Worte und Thaten erfordern solrd, so werden wir auch diese leisten. Dieser Erklärung folgt die Aeuierung des Redakteurs der „Magyar Sajtö”, Herrn Karl Harjnth, dag er um“ so bereitwilliger diesem Programme das Blatt mwmnmen will, als er es vollkommen theilt, und als sein Freund Moríz A­fat mit der Vertretung des Programms im Defatte belt ,­­ erh

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