Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1862 (Jahrgang 9, nr. 26-49)
1862-02-26 / nr. 47
» A Mittwoch , 26. feber. Nr. 47. (Die einzelne Nummer Loftet 4 Er. 5. A.) Der, 1862, Abendsblattdiskesiiek How I Graf Georg Apponyi ist gestern Abends hier eingetroffen. Politische Nundschau, 26. Zeber. Wir finden aus ven Nachrichten ver heutigen Post blos Die Thatsache hiraus, Daß Graf Bernstorff vorgeflern in der Kommissionsfisung des preußischen Abgeordnetenhauses fch mit dem Grabow’schen Antrag in der deutschen Frage, der bekanntlich ‚eine einheitliche Diplomatische und militärische Leitung neben einem Parlamente verlangt, einverstanden erklärte, um den sonstigen Raum des Blattes ausschließlich der französischen Senatsfichung vom 23. b. zuzuwenden, in welcher Prinz Napoleon seine Stimme gegen de Laroche Marquelein erhob und durch die Heftigkeit seiner Heuferungen von Seite der Gegner einen Sturm auf sich her aufbeschwor, werfen Gleichen seit der Nationalversammlung der Republik nicht vorgenommen. — Der Präsident, Troplong, hatte bei Eröffnung der Gihung die Hoffnung ausgesprochen, die Senatoren würden mehr Mäßigung und Leidenschaftslosigkeit an den Tag legen, als in den beiden rebten Geibungen. — Baroche kam dem Wunsche in seiner Entgegnung auf die Angriffe Larochejacquelein’s auch nach; minder schouend war Prinz Napoleon. Er begann: Meine Herren Senatoren-ich hatte nicht die Absicht über die inneren Angelegenheiten das Wort zu ergreifen-aber die Rede des ehrenwerthen Marquis de Latochejaqueslein bestimmt mich diese,Tribune zu besteigen.Ohne in das Detail seiner Angriffe einzugehen,will ich die Regierung nuv die moderne Gesellschaft gegen seine Ausfälle in Schutz nehmen.Vor Allem danke ich dem ehrenwerthen Senator für seine Aufrichtigkeit.Ich betrachte seine Mede als das Programm der Kontrerevolntion. Der Herr Marquis findet, Daß die Regierung von ihren Waffen zu wenig Gebrauch macht, und will sie ihr dabei entziehen, Sch meinerssits erkenne die Mäßigung der Regierung an und schließe eben daraus, Daß jene Waffen ihr nicht nöthig sind und ohne Schaden für die öffentliche Stcherbeit bei Seite gelegt werden künnen, daß wir dem Lande einen Beweis des Vertrauens geben sollen , Indem wir Die Beschränkungen vor Preßfreiheit in unseren Gefegen aufheben, Meine Herren, man hat die Revolution angegriffen und ich halte darauf, sie Hier nach meiner innigsten Ueberzeugung zu verteidigen, Herr v. Larocheinquelein, nicht aufrieden, die Regierung für Artikel der französischen Journale verantwortlich zu machen, hat, ich weiß nicht welche Slatfößereien (man gestatte mir den Anspruch) ausländischer Blätter zusammengesucht, und die Negierung, wenigstens mittelbar, für ein fremdes Blatt, ich glaube, Die „Stalte“, verantwortlich machen wollen. Nun, meine Herren, ich will mich nicht gleicher Wasser bedienen. Ich will nicht in den französischen, oder in den Journalen des Auslandes Schmähungen gegen meine Versen aufsuchen — sie finden sich überall, aber ih bendjte sie nicht. (Der Redner zitirt Hier den bekannten Urtikel des „Storm bi Berona", der aber an in Wien seiner Zeit desanouirt worden ist, D. Red.) Mein ehren- Werther Freund Herr 9, Persigny wird mir das Zeugniß geben , daß ich niemals die Strenge der Verwaltung gegen die Blätter angerufen habe, welche mich angriffen. Sie sagten gestern „nicht um ein Prinzip handelt es sich, sondern um die Art seiner Anwendung‘ Das heißt mit anderen Worten + wir Haben euch administrative Mittel in die Sand gegeben ; solange ihr sie für unsere Neigungen und unsere Meinungen gebraucht, fällt ihr sie behalten und wir geben euch Beifall. In dem Augenblick aber, wo ihr tiese Mittel nicht zu Gunsten unserer Gehäffigkeiten und unserer Ansichten bewüßet, entziehen wir sie es, und wir wollen sogar noch lieber die Freiheit erdulden und die Prefse den Gerichten allein unterworfen sehen, als euch diese Waffen überlasfen. Warum, weil ihr für unsere Feinde nachhältig fetdlt. Das ist die Moral Ihrer Rede, Ich sage dagegen, um das’Prinzip Handelt es sich. Ich empfinde eben so gut wie jeder Andere einen Angriff auf meine Ansichten und Gesinnungen, Aber Niemand kann mir vorwerfen, daß ich Waffen gegen meine Feinde und Privilegien für meine Freunde begehre, Was mir in den Neden meiner geshrien Borrebner, der Herren Segur d’Agueffeau und de Larochejacquelein ber sonders auffällt, das ist ihre, ich möchte sagen, instinktive Abneigung gegen meinen ehrenunwerthen Freund, den Herrn Mintster des innern Schmuß bei dieser Gelegenheit erwähnen, daß er und ich Über einzelne Fragen leider oft verschiedener Meinung sind. Er wirft mie vor, ich gehe zu weit, ich sei zu biste, weil ich in die Freiheit und den gesünlten Sinn unseres Landes mehr Vertrauen gebe. So möchte ihnefler mich der Scrönung des Gebäudes nähern, biesem Ziele, weldhem meine sehnlichsten Wünsche gelten, Wenn etwas den Minister des Innern rechtfertigen kann, so sind es Ihre Angriffe, So heftiger Sie auf ihn losziehen, besto enger knüpfen Sie die Bande, welche uns vereinigen. Warum , weil Herr v. Persigny der Höfling des Unglückes ist, weil er In früherer Zeit sein Blut und seine Freiheit opferte, für eine Sache, die als eine Chimäre galt, wenigstens bei den meisten meiner jegigen Zuhörer ; vor Zuversicht und Ueberzeugung, war er ein glühender Vertheidiger des Napoleonismus und der Demokratie. Schlage, bagte ihn aus Inftinft angreifen, weil auch er, ohne sie darüber Har zu sein, und — was ich bedauere — ohne in alle Konsequenzen eine zugeben, im höchsten Grade jenen Instinkt des liberalen und sellsthümlichen Napoleonismus befist, um befrent willen Ste ihn angreifen, und das gereicht ihm zur Ehre. Bezüglich des dem Seren Rata 331, Präsidenten des italienischen Parlamentes, veranstalteten demokratischen Bantet möchte ich bies einen Sa vorlesen, es ist der Say, mit welchem die Rede des Herrn Ratayyi begonnen. Er lautet : „Meine Herren, ich baute Ihnen vom Grunde meines Herzens für alle Ihre guten und liebenswürdigen Worte, und für die Wünsche, die Sie soeben für mein Vaterland ausgedrückt, und indem ich Ihnen baufe, ist mein erster Gedanke gegen den Kaiser der Franzosen, das wiürdige Oberhaupt Ihrer edlen Nation, gerichtet.” Kann man ein solches Banker im Ernste als eine Beleidigung für den Kaiser darstellen ? Sie haben ferner der Diskussion die ungenaue Thatsache beigemengt : der Toast für den Saifer sei vorgeschlagen, aber verweigert worden. Was haben Sie für Beweise dafür ? So nun, ich febe eine Ehre darein, in der demokratischen Presse Freunde zu beflgen , I jener Preffe, die Ste so hart bezeichnet haben, und ich ber ftätige hier, dag man den Trast für den Kaiser nicht vere werfen konnte, weil er nicht in Borschlag gebracht wurde. Die Sadhe hat si in folgender Weise verhalten: Als man die Frage stellte, ob es paffend wäre, dem Kaiser einen Toast auszubringen, sab man ein, daß die Worte lebhafter Sympathie, der Dankbarkeit, Verehrung und Hoyer Achtung im Munde bey Präsidenten des Italienischen Parlaments beffer -