Pester Lloyd - Abendblatt, September 1862 (Jahrgang 9, nr. 200-224)
1862-09-27 / nr. 222
Def, 1862. Ar. 222. (Die einzelste Nummer Zofiet A Er. 5. 43.) A Abendjattass Samsag, 27. September. Sz. Paris, 24. September. Man spricht von einem bevorstehenden „Eonstitutionnel“-Nrtitel, der alles bisher dagewesene übertreffen sol , indem er nicht nur aus der bloßen Inspiration des Grafen Persigny hervorgehen, sondern Das Resultat einer BereinigungP ® Benepdettis, Ravalettes Thounels und Perfignys sein würde, die einen lesten Versuch machen wollten, die Politik der „France“ über den Haufen zu werfen. Der Plan dieser Herren ist bekannt : In Beruinsichtigung des Nichtinterventionsprinzips die französische Ossupation zurückzuziehen und über das Schicsal Roms die Römer alein entscheiden zu lassen. Ob er etwas helfen wird, ist eine andere Frage: Der Kaiser will von der römischen Frage überhaupt gar nicht sprechen hören, wie jüngst wo Herr Fould in Biarrig erfahren, der mehrere Male diesen Punkt zu berühren suchte, jedoch stets durch eine theilnehmende Erfundigung nach Madame Fould unterbrochen wurde. Uebrigens war der Twed der Reife des Finanzministers sein für Italien besonders freundschaftlicher. Der Kaiser wünscht nämlich , wie ich bereits erwähnt habe, dag die Unterhandlungen Über den französisch-italienischen Handelsvertrag wieder aufgenommen werden, und er hat sich in dem streitigen Punkte , bezüglich der offiziellen Notizung der italienischen Papiere an der hiesigen Börse, geneigt gezeigt, der Turiner Regierung nachzugeben. Toul hat darauf nach Biarris gereist, um seine Weberzeugung nochmals auseinander zu fegen, daß die französischen Papiere auf diese Art erbrach und die Spekulation von ihnen abgeleitet würde. Wie man hört, hat der Kaisır sich durch die Vorstellungen seines Finanzministers umstimmen Lassen. Man kann sich in unseren offiziösen Kreisen des Bedankens nicht entschlagen, daß Dr. Bartridge ein geheimer Agent Lord Palmerston’s set und man stellt demgemäß Spekulationen an, Wwas er denn bei dem Verwundeten im Barignano eigentlich zu agiren gehabt habe. Meistens hört man die Behauptung aufstellen, der sperfide alte Feuerbrand habe mit Garibaldi vor der Expedition in geheimer Verbindung gestanden und es handle sich jegt Darum, aus den Händen des Generals gewisse Kompromittirende Papiere wieder zu erhalten. Wo aber Garibaldi diese Papiere vor seinen Wächtern verborgen halten sol, ist eine Frage, die man unberührt läßt. Die „France“ versichert, der Kommandant des Barignano habe den englischen Arzt ebenso seines vorausgefegten politischen Charakters wegen anfangs nicht mit Garibaldi allein zusammenkommen hassen wollen. y. Turin, 22. September, Garibaldtis Befindenis entschieden auf dem Wege der Befreiung ; dies bestätigt auch der im „Pingolo” von Neapel veröffentlichte kurze Brief an Micciard vom 15. September: „Lieber Ricciardi ! Ich danke Ihnen und allen neapolitanischen Freunden für den Gruß, den Sie mir fehlen. Ich bin von wohlwollender Vorsorge umgeben. Ich glaube, daß ich durch dieselbe zur Wiederherstellung gelangen werde. Ihr Bart baldi,? Ein Freund Garibaldi’s, welcher zugegen war, als Dr. Partridge die Wunde untersuchte,, schreibt aus Batigneno folgendes : „Es war ein ziemlich Meines Zimmer, wo ich Garth:Ibi fand ; es befanden sich zwei Feine Betten darin, die Festbetten glichen, eh ‚in welchem ichr Verwundete lag, trat zur Hälfte aus einem engen Alfopen hervor , so daß sich das Bein im Helfen befand , während das Gesicht im Halbpunkel blieb. Einige ELITE In großer Unordnung, Verbandzeug, Charple sab man rings umher, sowie den alten Mantel und den Degen des Generals, Das entblößte Bein, dad er dem Arzte hinbielt war immer, Die Wunde ist schmerzlich anzusehen ; file fit scharz , tarfend, sehr tief, Dr. Partridge ergriff ein Heines Instruiment und unwillfürlich bildte ich auf das Gesecht des Bermwundeten. Er war billig, hielt die Augen gegen die Dede gerichtet und faßte mit den Händen die Bettdede. Das Instrument des Arztes wühlte in der Wunde herum, aber der Kranke blickte unbeweglich empor.“ = Fien, 26. September. Das Finanzministerium entwickelt in der Angelegenheit der Modifizirung der Bollzugsporfährtft zum Branntweinstewergefeb ee eine anerkennenswerte Rührigkeit und Eile. Bereits ist die Nachtragsverordnung ausgearbeitet und Wwird heute einer neuerlichen Versammlung von Nerdberatbeabgeordneten vorgelegt werden. Das Komite, welches mit der Vertheilung der aus Staatsmitteln gewährten Unterfragungsgelder für die anläßlicher Testen Donauüberschwemmungen Beschudigten betraut ist, hat nun bezüglich des Erträgnisses der zur Unterstübung der Mederschwemmten veranstalteten Staatslotterie den Theilungsplan entworfen. Die angemeldeten Schäden, für welche eine Vergütungsleistung in Anspruch genommen wird, beziffern sich mit 4,924,327 fl. ő. W. Hievon entfallen auf die deutsch-flavischen Länder 72,6 Verzent oder 3,575,675 f.,5 auf Ungarn 274 Perzent oder 1,548,652 fl. Auf Grund der Annahme, dass als Ergebnisse der Lotterie 300,000 fl. zu theilen sind, entfallen hievon auf die deutsch-flavischen Länder 217,800 fl, auf Ungarn 82,200 fl. Der gesammte Betrag it jedoch noch keineswegs flüssig. An flüsffigen Unterstitigungsgeldern m wird demnächst ein Betrag von 30,900 fl. an die ungarise Hofkanzlei abgeführt werden. Während das Komite, in welchem an ein Vertreter dr ungarischen Hof- Tanzlei seinen Sit hat, die Beträge auf die Länder des deutsch-flanischen Komplexes repartirt hat, bleibt die Repartition für Ungarn selbstverständlich der ungarischen Hoftanzlet vorbehalten. Der Finanzausschuß hat gestern und heute, also in zwei Sigungen, die Statuten und das Reglement der Bant durchberauben und ohne andere als unwesentliche Aenderungen dent Sektionsentwürfe gemäß erledigt. Bios Übers. 64 der Statuten entspann sich eine etwas lebhaftere Debatte. Derselbe handelt über die Geschäfte, welche die Bank mit dem Staate abzuschließen berechtigt sein sol. Szabel bomponirte, die Bank solle mit dem Staate Geschäfte jederlei Art machen dürfen, wenn deren Gegenstand nur den zehnten Theil des Bankfondes nicht übersteige. Schließlich wurde aber, nach Ablehnung dieses Amendements, der Sektionsantrag, daß die Bank mit dem Staate nur Wechselgeschäfte machen künne, angenommen, Morgen: werben, die RupktaHiovan zu dem „Medereinfommen“ in Verhandlung ommen, =ie, Erzelleng. Graf Georg Apponyi durfte am 1..oder 2. Oktober hier eintreffen. Während der bairische Angeordnete Neihard eine Motion vorbereitet, welche nichts weniger als die Ausschließung VluntschLls von der Weimarer Versammlung beabsichtigt, findet der deutsche Gelehrte einen warmen Anwalt in dem ungarichen Historiker Ladislaus Szalay, — Der vaterländische Geschichtsforscher, aus dessen Feder wir einem Urtikel im heutigen , Naple" begegnen, hält einen Staatsmann deabald nicht für charakterlos, weil er von den Streben erfüllt war, aus der Finsterniß in das Licht, aus dem Engpasse der Bezirrungen in das offene elb der Wahrheit an gelangen. Brüder konnte man nur bedauern, daß ein ester Lloyd,