Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1862 (Jahrgang 9, nr. 225-251)

1862-10-09 / nr. 232

Wo­ unetflug,9.(­i)ktobrir. Hr. 2832. Def. 1862. (Die einzelne Hummer Coffei 4 Ér. a. ABH.) Intsixszael Sz Paris, 6. Oktober, De Räumung Roms dürfte jet. In der Ihat näher bevorstehen , als man glaubt, Aber eben nur die Räumung, nicht die Befisnahme der Stadt der Stalten, Das italienische Kabinet branzigt sich mit die­­sem Resultate, weil­ es weiß, daß durch Unterhandlungen nichts weiter zu erreichen ist, und daß 3­anfreih höchstené eflatanten faits accomplis gegenüber der Halbinsel ihre Haupt­­stadt überlassen wird. Als spezielle Indizien für die baldige Räumung sieht man z. B. an, daß der auf Urlaub befind­­­ee Zahlmeister, welcher dorthin wieder abgeben sollte, von dieser Rücreise bispafirt worden. Auch sol Marshall Batl­­lant einigen Freunden gegenüber ausbrüchlich erklärt haben, man bereite die Zurückziehung der Truppen vor. Mat­tazgats Hierhberktunft wird mit arc­er Erwißheit hier vorausgesagt , doch verschiebt man den Termin j bt vom 15. Oktober auf das Ende dieses Monats. In gewissen Journalistenkreisen geht man bereits mit dem Gebanten um, den italienischen Premier zu Ehren auch diesmal, wie im vorigen Sabre, ein großes Banquet zu veranstalten. Herr Pereire soll bereits zu diesem Zweckk das naroße Hotel auf dem Boulevard bei Capueins angeboten haben. Wenn Rat­­tagi kommt, so kann er allerdings nur die zweite Hälfte die­­ses Monats wählen, da sich die Radkehr des Kaisers noch immer verzögert,­­ Küh­n, 4. Oktober, Die Genue fü­rden Ar­­beiter haben eine Koclette für Gartbaldi veranstal­­tet, welche die fü­r Die Verhältnisse der Sammelnden nicht unbedeutende Summe von 560 Frs. eingetragen. Gartbaldi hat Das Geldent baufbar angenommen und die Adresse der Arbeiter mit folgendem Briefe erwidert: „Gefährten! Ich ein Euch dankbar für das Geld, das Ihr mir gesandt habt, und ich werde es, wenn es erlaubt wird, seh­wenden, um die beiden meiner armen Waffenbrüder zu hindern, so einmal "Dant für­ diesen edlen Impuls Eures Herzens.” — Als man Garibaldi von der bevorstehenden Amnestie sprach, er­­widerte er nehmli­hig lächelnd und auf seine Wunde blidend : „Es scheb­t also, man will uns verzeihen.” Am liebsten möchte er wohl bis zu seiner vollständigen Heilung nach Ca­­prera zurückehren, da aber sein Zustand die Reife nicht ge­stattet, so wird er sich auf die Billa eines seiner Freunde, in der Nähe von Spezzia bringen Yasfen. — Der Bela ezungsz­ustand wird in den Südprovinzen fest allerdings aufgehoben, jedoch bleiben in Neapel wie in Sizilien königliche Kommifisäre mit außerordentlichen Voll­­maßten. Lamarmora hat auf dieser Bedingung be­­standen, die er für unerläßlich Halt, um dem Camprristen­­thum ein Ende zu machen. — Der König hat gestern die Statuten der neapolitanischen Et­senbah­ngesell­­schaft Barloggi genehmigt, deren Vorarbeiten bereits rü­­stig begonnen haben. = Mien , 8. Oktober, „Die DOpposition orgentfirtefid" — mit diesen Worten erzählte mir ein Abgeordneter Die Fortschritte, welche der „Schanze trubb“ made, Sn bert That tít Die Bezeichnung Finanztlubb sehr inforiert,, oder vielmehr mit absichtlicher V­erbrämung der­ wahren Bedeutung der eigentlichen Zweck und Zielpunkte desselben gewählt und sein Name folte „Oppositioncl­­lub “" sein. Das Programm zirkulist in mehreren Exem­­plaren unter den Abgeordneten und es wird auf das Leb­­hafteste "für dasselbe geworben. Beiläufig 40 Mitglieder ha­­­ben bereits ihren Anschluß ausgesprochen. Die Motis h­äng der Bielpuntte is von Opposition gesättigt , es wird gleich im Eingange betont, Daß das Ministerium die Beschlüsse des Abgeordnetenhauses wenig beachtet, weshalb ein feites Zu­­sammenschließen zur Erzielung gründlier Ersparnisse und Durchsteßung der Beglüsse des Abgeordnetenhauses nothwen­­dig sei. Als Zielpunkt für das Budget pro 1853 wird fest­­gestelt, daß, wenn möglich, jede Post des neuen Budgets unter die entsprechende Post des 1862er Budget herabge­­fegt werden müsse. Alle Mitglieder verpfliten sich, bei ih­­n Abflimmungen im Hause fid der Mlubbmatorität zu fügen und für den Tal der Noth fid der Abstimmung zu enthalten. Bemerkenswert h­at, das zu den Thätigsten des Klurbs auch Bischof Dr. Litwinopter gehört, ein früherer Ministertelfer. Die Erklärung ist nicht so schwer als man glauben möchte. Die Ruthenen, deren Führer der Bischof it, haben sich nämlich bei Berathung des 1862er Bud­­gets von aller Führung emanzieirt und haben konsequenz für alle Anträge gestimmt, welche der Bewilligung der niedri­­geren Summen galten. Um nun den Einfluß auf seine getreue Schaar nicht zu verlieren, muß Dr. Litwinomicz in F­inanzfragen unter die Anhänger der strengsten S­parsam­­keit geben. — Die „Agramer 319." empfiehlt den Kroaten den Eintritt in den Reichsrath. es heißt in dem betreffenden Leader unter Anderem : Wir glauben, der Augenblick­kei da, in dem wir uns noch einmal ernsthaft die Frage stellen müssen, ob wir uns dem gesammt-üfterreichischen B Verfassungsleben aufrit­g an­­schließen und den Netc­srath in irgend einer festzustellenden Bora beschieken, oder in unserer bisherigen SNfoh­rung ver­­harren solen. Mit der bloßen Berufung auf das streng for­­male Recht ist es in solchen Dingen keineswegs abgeshan. Es gibt höhere moralische Nothwendigkeiten, welche zumeist die Geschicke der Völker bestimmen. Das Beispiel Ungarns liegt uns Har vor Augen, und wenn wir Alles wohl erwä­­gen, so kommen wir zu dem Schluffe, dak­s es ein abmah­­nendes ist, denn der passive M Widerstand wird jenem Lande sicherlich seine guten Früchte bringen, und wenn wir eben­­falls darin verharren sollten, so würde auf für uns das Endergebniß negativ und nachtheilig sein. Es ist in der That nicht alltäugistig, daß über unsere bedeutendsten Interessen betrroffen wird, ohne daß wir an der Berathung auch nur theilnehmen. Man entgegte uns nicht, daß Oesterreich ermü­­den und nach einiger Zeit gezwungen sein wird, S Konzessio­­nen zu machen. Jeder nur oberflächliche, Kenner der politi­­schen B Verhältnisse und der europäischen Lage begreift, daß Oesterreich8 Kraft ungebrochen ist, und daß außerordentliche ungeahnte Ereignisse eintreten müßten, um es zu einer Nach­giebigkeit, wie die Magyaren sie wünschen, zu bestimmen. Auf das Unberechenbare flößt jedoch Fein besonnenes Bolf einen Zukunftsplan. Wie hatten niemals In­gerede gefielt , daß unsere alte Berfaffung so vollauf zu Recht bestehe. Bon ihr kann man nicht sagen, daß sie, wie die­ ungarische, verwirkt sei, was die Wartet der Zentralisten behauptet. Andererseits aber können wir nicht übersehen, daß dieser Anspruch, so. formell richtig er­st, dennoch in praktischer Beziehung vielfach ber grenzt if, unsere alte Verfassung tar, so Weit sie Die Bet­haltnisse des Methes Bitraf, ein Integrirender Bestandtheil der ungarischen. Mit dem Kaffe­biefer, entstand eine Lüde, die es jegt um so mehr auszufüllen gilt, als einer unterr innigsten Wün­sche, die gänzliche Aostrennung Kroatiens, Sla­­woniens und Dalmatiens von Ungarn, im Laufe des verfroffe­­nen Sabres von der österreichischen Regierung gewählt wurde. Mit unserem theoretischen Vereinbarungsrechte stehen, mir nunmehr beim Konstitutionellen Gesammt­taate gegenüber, Würden wir­ uns wie Ungarn in separatistisler Bahnen ver­­irren, so Würden wir mit dem Geiste unserer Berfaffung, mit unserem Programme vom Jahre 1848, mit unseren eigenen und den Interessen der Monarchie in Widerspruch treten. Wir können nicht mehr verlangen, als das die Auto­­nomie unseres Landes gewahrt bleibe ; was hingegen die di­­plomatischen, militärifen, finanziellen und die wichtigsten kommerziellen Angelegenheiten betrifft, haben mir selbst im Jahre­ 1848 die Unerläßlichkeit der Zentralisation derselben anerkannt. Unser gefeglter Standpunkt Fällt daher mit dem Diplome vom 20. Oktober und der Februarverfassung, die es ergänzt, im Wesentlichen zusammen. Wir können da­­her, wenn wir den Ruf unseres guten Willens und unserer Einsicht ungefährdet bewahren wollen, unser V­ersindarungs­­vet nicht so weit ausdehnen , daß unsertwegen allein ‚die Reichsverfassung außer Kraft gefegt oder doch suspendirt werden sollte. Diese Berfaffung, der unmittelbare Ausfluß des Kaiserlichen Willens, ist eine große Thatsache, der wir Rechnung tragen müssen. sei es daher nur aus Gründen der Billigkeit und politischen Klugheit, so sollten wir doch bei vorkommender Gelegenheit nicht abermals versäumen, unsere Stellung in dem konstitutionellen Gesammtstaate ein­­zunehmen. Die Vortheile des Anschlusses an Oesterreich über­­wiegen ganz außerordentlich alle jene Bedenken, welche dage­­gen erhoben werden. Politische Rundschau, 9. Oktober. Der Par­­iser Korrespondent der „Nat.-Ztg." theilt gerüchtweise mit, daß Louis Napoleon die Lösung der römischen Angelegenheit folgendermaßen einleiten will: Zunächst würde eine Verminderung der Garnison und eine Veränderung im Kommando beilebt. Statt des Ober­­general ein einfacher Brigadegeneral und statt des Borschat­­ers ein Gesandtschaftssekretär , diese beiden Maßregeln wür­­den bedeuten, daß weder ilitärisch noch diplomatisch mit dem römischen Hofe zu verhandeln ist. Ein solcher Schritt mag dann die Maßnahmen in Betreff der Räumung Roms vorbereiten. Der Turiner „Discussione” wird gemeldet : Am 1. Oktober erhielten in Balermo nicht weniger als 13 Personen bei hellem Tage Dolchstiche, Bier wurden töddt­­lich verwundet, die andern hofft man zu retten. Der Zwed dieser Anfälle, merde gegen Personen aus dem Belte ge­­sichtet, gewesen, habe blos darin befundden, Schreden zu verbreiten. Demselben Blatte zufolge entfalten die Murati­­sten in Nteapel große Rührigkeit. Französische Blätter veröffentlichen die Punkte des am 31. August zwischen der Türkei und Mon­­tenegr­o gescloffenen Beitrages; sie lauten : 1. Die innere Verwaltung von Montenegro bleibt unverändert wie: sie vor dem Kriege war, 2. Die von der europäischen Kommission bestimmten­ Grenzen werden auf­­rechterhalten. (Orabomino bleibt demnach den Montenegrinern.) 3. Die Pforte a Montenegro die zollfreie Ein- und Ausfuhr aller Waaren im Hafen von Antivari. Die Ein­­fuhr von Waffen und Kriegsmunition ist verboten, 4. Den Montenegrinern ist geflattet, außer ihrem­ Gebiete Grund­­ftüche zum Betriebe der Landwirt­schaft zu pachten. 5. Mirko mug das Land verlassen und darf nicht wieder zurückkehren. (In der Folge dahin abgeändert, daß Mirko zwar im Lande bleiben darf, jedoch ohne sich in die öffentlichen Geschäfte einzumengen.) 6. Die Strafe von der Herzegowina­ nach Slutari, welche durch Montenegro geht, wird für den Han­­del eröffnet. Die Türlen werden mehrere später zu besehdie­nende Punkte an dieser Straße befegen und mit Blodhäy-

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