Pester Lloyd - Abendblatt, November 1867 (Jahrgang 14, nr. 251-275)

1867-11-25 / nr. 270

spÄbenb­lat des PeeLio.«« Montag , 95, November, Nr. 270. (Die einzelne Nummer Toftet 4 fr. 5. 8.) el. Depeschen des „Peter Lloyd“, Wien, 25. November. (Originaldepesche) Frankreichs neuester Vorschlag lautet statt jedes Programmes dahin, daß der Papst und Italien auf respektiven Forderungen formuliren und vertreten. Preußen scheint dadurch befriedigt. Maris, 24. November. (K.-B.) Die ganze Tou­­loner vom befindlichen Armee nach London, 24. November. veduzirt das November. NKriegsbudget beträchtlich der Konferenz ihre Division der in (R.-B.) Anläßlich der Hinrichtung der Fenier fand in Hudepark eine Demonstra­­tion statt, doch wurde die Ordnung nicht gestört. Mom, 24. November. (K­.-B.) Die Konzentrirung der französischen Truppen beginnt. Madrid, 24. nächste Periode Ersparungsmaßregeln der übrigen M­inisterien vorbereitet. Metersburg , jerliches Manifest (8.-B.) Ein Dekret und werben für die in den Departements Rekrutirung dauert vom 15. Dezember bis 15. Teber. Bien, 25. November, 11 Uber — Minuten. (R.-B.) Borbörfe. Krebitastien 182.20, Mordbahn —, Staatsbahn 242.30, 1860er Roje 83.50, 1864er £ofe 78 , Napoleonsv’or 9.76, ungarische Kreditak­ien — , Galizie — , Lombarden 166.75. Feb­. Berlin, 23. November. (R.­B.) Böhmische Westbahn 58, Galizier 86, Staatsbahn 133, 41,0% Freiwilliges Anlehen 97%, 5%, Metalliques 467/s, Nationalanlehen 5534 , Kreditlose 711%, 1860er oje 69%, 1864er Lore 43, Silberanlehen 60, Kres­ditaktien 74 °­, Wien 825%. Fest. Bariß, 23. November. (RB) Schlußd­urfe. Sperzentige Rente 68.70, 41/5"­, Nente 98.25, Credit Mobilier 168, italienische Rente 45.85, Staatsbahn 503, Bombarden 341, Dez. per Zug 338, en. auf Zeit 336, 1875er 2. Bons ;—, 1876er 2. Bons —, Ronfolg 9379. Fest­­petition um Aufhebung des MWeinzehentes. Auf den Wunsch des Justizministers wurde dieses Gesuch der Kodifikationskoms­mission zugewiesen, damit er bei Ausarbeitung des betreffenden Gelegentwurfes berücksichtigt werde. Der Aba. Gaszäg 6 interpellirte sodann den J­ustizz­minister, ob die Regierung die Absicht hege, die ungarischen Ge­­fege über das Erbrecht, über Kommafsation, Segregation der Weide und über Feldpolizei ehestens auch auf Siebenbürgen auszudehnen und Urbarialgerichte einzuführen. Der­ Justizminis­ter Horváth wies in seiner Antwort darauf hin, da be­züglich der meisten dieser Gegenstände an neuen Gefegentwürfen gearbeitet werde, und sollen die neuen Gefege sowohl für Un­­garn, als au für Siebenbürgen Geltung haben ; bezüglich des Erbretes meint der­­ Justizminister, daß eine Abänderung der gegenwärtigen Rechtsverhältnisse Siebenbürgens für eine kurze Zeit, für ein oder zwei Jahre, nicht rathsam erscheine ; die Ab­­hilfe für die zur Sprache gekommenen Beschwerden werde zunerk lassig dur die neuen, von den betreffenden Kommissionen aus­­zuarbeitenden und bereits in Berathung gezogenen Gehege gebo­­ten werden. Emerich Jvánta überreicht hierauf eine Petition der Stadt Kis-K­örös bezüglich des projektivten Pest-Szegediner Ka­­nales, worauf BultEy den Justizminister interpellirre, inw­e­­ferne die Regierung die vor 1848 erfolgten Loskäufe einzelner Gemeinden von den Urbarialleistungen berücksichtigen wolle. Der Justizminister beantwortete auch diese Interpellation mit dem Hinweis auf die Thätigkeit der Kodifikationskommission. Der Ministerpräsident Graf Andr&sfy zeigte sodann an, daß ihre Majestät die Königin die Glüdwünsche des Reichstages zu ihrem Namensfeste mit buldvollem Dante entge­­genzunehmen geruht habe. Das Haus begrüßte diese Mittheilung mit lauten Elfenrufen. Hierauf referirten von Seite der Zentralkommission des Hauses, die bekanntlich aus den Referenten der neun Abtheilun­­gen besteht die Abgeordneten Anton Csengery über das Quotengefeg , Karl KRerfäpoly über das G Staatzichulden­­gefeg und Franz Bulfty über das Gefet bezüglich des ziwis­chen den zwei Reichshälften festzustellenden Handelsvertrages. Die neunte Abtheilung legte ein Separatvotum auf den Zod des Hauses nieder. Die drei Neferate sowie auch das Se­­­aratvotum werden gedrudt, an die Abgeordneten vertheilt und am fünfzigen Montag vom Plenum in Berat­ung gezogen werden. Der Ministerpräsident Graf Andraffy ergriff min zum zweiten Male das Wort und legte zwei Gefegentwürfe auf den Tisch des Hauses nieder ; der erste bezog sich auf die Emani­zipation der Jrach­ten, der zweite auf die grundbücherlice Ein­tragung der Kanäle und Eisenbahnen. Der Gefegentwurf über die Emanzipation lautet folgendermaßen : Gefegentwurf über die Gleichberechhti­gung der Israeliten hinsichtlich der bürgerlichen und politischen Rechte : $. 1. Die israelitischen Bei­ohner des Landes werden zur Ausübung aller bürgerlichen und politischen Rechte mit den cHriltlichen Beinehmern des Landes für gleichmäßig befähigt erklärt. §. 2. 1 jedes Gefes, jeder Mius und jede Verordnung, welche hiemit im Widerspruch stehen, werden hiemit aufgehoben. Beide Gefegentwürfe wurden sofort den Mitheilungen des Hanfes zur Borberathung zugewiesen. Den ausführlichen Sikungss­bericht lassen wie im Morgenblatte folgen und bemerzen wir an dieser Stelle blos , daß ‚der Entwurf des Emanzipationsgefeges vom Hause mit lauten Elsenrufen aufgenommen wurde. = Die Manzipalkongregation der Stadt Fiume hat — wie man der „Belter Corr." meldet — in ihrer Giltung vom 23. b. die Entsendung einer Deputation an das ungarische Ministerium und von Meidatag behufs Realisizung der Reinkor­­poration und Regelung der sonstigen Angelegenheiten Fiume’s beschlossen. Mitglieder der Deputation sind : Marcovid, Radio und Grahik. Dagegen finden wir in der Wiener „Bresse” im Betreff Hiulme’3 ein aus Agram datistes Telegramm, welches ebenso unverstännlich als unglaublich singt. „ES verlautet bes­­timmt" — heißt es in dem Telegramm —, „der Statthalter habe die Einverleibung der Militärgrenze und Dalmatiens, sos wie bag BVerbleiben Fiume’s bei Kroatien dieser Tage in Wien durchgefegt.” s Die Kongregation des Bibaret Komitats hat das von uns erwähnte Antworte schreiben Kossuth’smit folgender Bemerkung zu Protokoll genommen: Mitwahmer Theilnahme hat die Kongregation die hoch­ geschätzte Antiport unseres großen Patrioten empfangen.Mit Beruhigungs­at sie sowie die Billigung der auf gesetzlichem Wege zu erwirkenden Restitucwng der 1848er Verfassung aufg­enommen,als auch­ seine aneifernden Worte zur glücklichen sung der Nartionalitätenfrage.In seinen ermunternden Aus­­drücken bezüglich der Aufrechterhaltung der avitischen Munizipals Justitution erblickt sie die begeisternde Theilnahme patriotischer Besorgnuß und in seinen auf die Erhaltung des Friedensbezugs Zochen Worten den Ausdruck ihrer eigenen Anschauung,und indem sie über diese neue Kundgeb­ug des unerschütterlichen Patriotismus ihre aufrichtigeerude ausdrückt,nimmt sie die Antwort zur freudigen Kenntnis. Im Deut:Kizch wurde beschlossen , den sebigen Schriftführer Salamon Garzagó an die Stelle des hinges­chiedenen Alerius Dófa zum zweiten Vizepräsidenten und G 3­as­plonczay an die Stelle Garzagós zum Schriftführer zu wählen. .­lotte geht morgen ab, um eine Verhältnisse ordnet die Frankreich zurückzuführen. 24. November. (K.-B.) Ein Yai­­Aushebung der Nefruten im von 4 Mann per 1000 Ceelen an. Die­s Das Unterhaus hat heute einen neuen Cyllus höchst wichtiger Sitzungen eröffnet, indem die Gelegentwürfe über die Duote, Staatsschulden, Handelsverträge und über die Cmans­zipation der d3raeliten zur Sprache gebracht wur­­den. Nach Authentisation des legten Sigungsprotokolles­ und Anmeldung der eingelaufenen Petitionen überreichte Paul S­o­m fz­ich als Präses der Konferenz ungarischer Weingartenbefiger und Weinproduzenten eine von dieser Konferenz­ ausgehende Garibaldi’s Flucht von Kaprera. xx Espis Melena, die sich, in Varignani Zutritt zu Garibaldi zu verschaffen mußte, macht in der „Nat.:dtg.” über ihre Zusammenkunft mit dem General folgende interessante Mittheilungen : Bei seinem offenen Fenster trieb er auf einem mit Papieren überfülten Zisephen an der vreizehnten Seite jener „Flucht von Gaprera”. Nie sah ih Garibaldi so überrascht, als diesmal, bei meiner so ganz unverhofften Erscheinung. „Aber um des Himmels willen, wo kommen Sie ber und wie haben Sie es gemacht, zu mir zu gelangen,“ rief er freudig aus. „Ihr Besuch ist wahrlich ein gutes Omen für mich, hier, wo ich alle Augenblicke an Ihre große Liebens­würs­tigkeit während meiner Leidenszeit im Jahre 1862 erinnert werde. Nun sehen wir uns zur Abwechslung wieder in Bas­signano, wer hätte uns das gesagt ?" — Auf meine Anfrage, worin ich zu seiner Bequemlichkeit beitragen könnte, erwiderte er: „Sie bleiben sich doch immer gleich , wollen mich immer verziehen und mit MWohlthaten überhäufen,, aber dieses Mal dankte ich; wir haben Alles im Weberfluß und führen sogar das Leben wahrer Epiluräer. Ich thue nichts, als essen, trinten und Schlafen ; am Tage vertreibe ich mir die Zeit mit fesen und­­ Schreiben und bin, wie Sie hier sehen, mit dem Auffeen mei­­ner „Flucht von Caprera” beschäftigt. — Garibaldi ihien um zehn Jahre verjüngt: er sah um vieles wohler, kräftiger und lebensfrisher aus, als im verflossenen September in Genf. Welch eine Natur ! Ze rauber die rücksichtslose Hand des Schid- Salz ihn ergriffen, im desto größerer Erhabenheit erhebt er sich auch über das härteste Geschichl ! — Hoc erfreut Garibaldi so gut gestimmt anzutreffen, bat ich ihn, mir eine — wenn auch nur flüchtige Ioee seiner in so verschiedenen Versionen verbrei­­teten, lebten Donflee zu geben. 34 glaubte eine Episode aus seinem jugendligen, abenteuerlichen Leben aus Südamerika zu vernehmen, als er mir Folgendes erzählte : „Es war am 14. Oktober um 10 Uhr Nachts, als ich meine legte Flucht aus Caprera unternahm. Sie erinnern sich vielleicht eines Chiatto (Meines Bot), welches mein Sohn Mes aotti im Jahre 1862 in Pisa kaufte. Dieses Heine Bot hatte einen Led und lag seit langer Zeit, halb mit Wasser angefüll, in einem so verwahrlosten Zuftende an meinem Heinen Lan­­dungsplaße, daß es Teinem meiner Wächter einfiel, es könne mir zu meiner Zucht dienen. Mir genügte es aber, um mich allein über die Meerenge zu bringen, die Caprera von der In­sel Maddalena trennt. Auf diesem Fahrzeuge erreichte ich la punta della Moneta (die nordöstliche Spige der Insel Ytaddas­lena, die am nächsten von Caprera gelegen ist, wo die ihnen persönlich bekannte Mrs. Collins mich in ihrer Billa aufnahm und bis zum folgenden Abend um 7 Uhr mit der liebenswür­­digsten Gastligkeit heimlich beherbergte. Unser gemeinschaftlicher Freund Pietro Sufini wartete mit seinem Pferde auf mir bei Mrs. Collins und mit viesem Tahkundigen Führer bahnte ich mir meinen Weg von Oaten nach Westen quer über die Inser Maddalena, bis ich zu dem Heinen Naturhafen Namens „Cala Francese“ gelangte. Hier wurde ich von Baffo und dem Kapie­tano Cuneo empfangen , die eine Lancia mit einem Matrosen für mich in Bereitschaft hielten. In sechs Stunden passisten wir mit günstigem Winde den Meesesarm, der zwischen La Madda­­ma und der Ansel Sardinien liegt und landeten, sobald der öde Strand­es gestattete. Als dieses geschehen, schidten wir die Lancia zurück nach Maddalena und übernachteten in einer Conca (Grotte), die wir so glücklich waren, un­weit­ des Grazzo (Lagerpla) eines Hirten, Namens Domenico, zu finden. Mach, dem es uns gelungen , drei Saftb­iere aufzutreiben, festen wir uns am 16. Abends gegen 6 Uhr in Bewegung und durchtreifs­ten, der Reihe nach abwechselnd bald zu Pferde und bald zu daß, das ungartliche Gebirge der Gattura und die öde Landes­­strede von Terra­nuova und befanden uns bei Tagesanbruch auf den Höhen des Ports San Paolo. Hier sollten wir meinen Schwiegersohn Canzio und den braven jungen Bigiani, den ich leider Gottes seitdem in dem Gefechte bei Monte­ N­otondo an mei­­ner Seite fallen sah , antreffen, do in unseren Erwartungen getäuscht,, kehrten wir im ben , Stazzo" eines Hirten Namens Nicola ein. Al dieser aber mich tro meines schwarzgefärbten Bartes und meiner Bek­lei­ung gleich erkannte, hielt ich es für­­ raubsam, nicht lange bei ihm zu bleiben und ungeachtet der fünfzehnstündigen Strapazen brachen wir wieder auf, um das am der östlichen Küste Sardiniens gelegene Derb­en Porto Brun­­dinga zu erreichen. Hier fanden wir zum Olüd Canzio und Pigiani mit dem Heinen Fahrzeuge, welches dazu­ bestimmt war, uns nach dem Festlande zu befördern. Um 3 Uhr Nachmittags Tichteten wir noch an demselben Tage die Anker. Es mehte ein starrer Scirocco, do nachdem wir einige Zeit ravist hatten, trugen uns die vollen Segel unserer Tartane „San Francesco” auf der Bucht Toyalara. Am 18, um 12 Uhr Mittags, erblicten wir die Suser Monte Cristo in der Meerenge von Piombinn. Ein heftiger Süßwestwind, der dem Scirocco folgte, begünstigte unsere Fahrt so sehr, daß wir am 19. bei Tagesanbrug vor Vado lagen, einem Ort, der eine antiquarische Berühmtheit hat, indem­­ auf den Trümmern eines alten etruskischen Stadt gebaut ist. — Hier mußten wir aber den Schus der Dunkelheit abwarten, bevor wir aus Sand steigen durften. Um 7 Uhr Abend­ bes­traten wir fünf, o. b. Canzio, Balo, Bigiani, Maurizio und ich, die Gestade des Festlandes, welches sich südlich von Bado ein ftrebt. Das Meergras, welches hier in urwüchsiger Fülle wuchert, erschwerte uns, zumal bei der nächtlichen Finsterniß, ganz beweus­tend das Weiterkommen. Wir wateten mehrere Stunden umher, bis es uns, gank der Hilfe der braven Bewohner von Bado, glühte, aus den meergrasvollen Sümpfen in die morastiger Landswege jener Gegend zu gelangen, wo an einem gerissen Punkte zwei Beroccini unserer harrten, vermittelst welcher wir die achtzehn Miglien, die uns von Livorno trennten, fuel zurücklegten. · Jn Livorno begab ich mich gleich nach dem Hausenteil des Freundes Sgarellinkoo wir freilich auf die Damenfans den,die­ Isabek mit ausgezeichneter Liebenswürdigkeit beher­­bergte u Id­ darf überhaupt die bereits villige H Hilfe und Gastlich­­keit,die alle Freunde,mit denen ichs während dieser meiner letz­­ten Flucht zusammenkam,mir angedeihen ließen,nicht mit Stills schweigen übergehen,sondern ihr volle Gerechtigkeit und meinen wärmsten Dankzollen.Mein Freund Lemmi besorgte mir einen Wagen und begleitete mich nach Florenz,wo ich am 20.mtkam und in seinem Hause Aufnahme fand.Ich verlebte den 21.in Florenz und fern davon,daß die Regierung etwas gegen mein Vorhaben,nach Rom zu gehen,hatte,gestattete sie mir,dem Volke öffentlich Reden zu halten Mir lag aber daran,mich schleunigst mit meinen Söhnen zu vereinigen,die schonx im Lager und den Feinden gegenüberstanden.Zu diesem Decke erlangte Crispi einen Extrazug für mich,mit welchem ich am 22.unter lautem Zurufen des Volkes in Terni ankam.«« Als Garibaldi so weit in seiner Erzählung gediehen war, hatte der Uhrzeiger einen Punkt erreicht,der mich leider zwang, ihm«Lebewohl«zu sagen. Spezia,16.November 1867. Cipis Meleum

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