Pester Lloyd - Abendblatt, März 1868 (Jahrgang 15, nr. 51-74)

1868-03-26 / nr. 71

L .. s C· A .. · ! 5 Abendblatt des Pester Lloyd. ,Donnerftag,26.Julärz. Mr. 71. (Die einzelne Nummer Toftet 4 Te, 3. IE ı Ye, 1858. -Originaldepeschen des Pester Lloyd. Belgrad, 25. März. (Original-Tele­gramm.) Der englische Generalfonsul wurde zum di­­plomatischen Agenten am Belgrader Hofe ernannt und ist das biesbezügliche Kreditive bereits hier angelangt. Wien, 26. März. Heute findet keine Sigung des Herrenhauses statt. Paris, 26. März. Ueber die Gerüchte einer be­­vorstehenden Entwaffnung, welche in preußischen Jour­nalen zirkuliren, bemerkt die gestrige „France", daß ge­­genwärtig ein solcher Entschluß ihrer Ansicht nach nicht gefaßt werden könne. Ueber den Artikel der „Kreuzzei­­tung“, in welchem von einer Allianz zwischen Oester­­reich, Frankreich und Italien gegen Preußen die Rede ist, sagt die „Brance” : Der Artikel sei einfach eine in­­dividuelle Anschauung. Der „Etendard" verentirt die Gerüchte über eine Neffe der Kaiserin Eugenie nach Wien und glaubt, die Kaiserin von Oesterreich werde im Juni nach Paris reisen. Wien, 26. März, 10 Uhr 40 Minuten. Barbörse. » Kreditak­ien 187.30, Nordbahn —, Staatsbahn 250, 1860er Lofe 81.60, 1864er Lofe 85.60, Napoleon d’or 9.271, Steuerfreied —, Lombarden 167.70, ungarische Kreditak­ten —, sehr flau. Frankfurt, :5. März. Abendbörse. Kredit:Aktien 191.50, Staatsbahn 255.37, Neue Steuerfreie —, 1860er Lofe —, 1864er Lofe 8845, Amerikaner 75.03. Flau­­gondon, 25. März. Getreidemarkt Weizen englischer und fremder gute Dualität zu vollen P­reisen, Gerste fest, Hafer unverändert, Weizenladungen lebhaft. Hamburg, 25. März Getreidemark­t Weizen fofo 179, per März 179, per Frühjahr 179, Roggen lofo 135, per März­ 13312, per Frühjahe 133. Hafer stille. Del per März 23%, per Mai 23%, per Herbst 24 still. Spiritus angez boten 281%. Paris, 25. März, Mehlmarkt. Per März 92.50, pr. April 91.75, Mai-Juni 91, Juli:August 88.50. Weizenpreise unverändert. Verkäufe schwierig. iR Marseille, 25. März. Getreidemarkt. Einfuhr:­­02. Preise besser behauptet. A Antwerpen, 25. März Betroleum 44. Fr. Auflösung des Landes-Honved-Zentralausschusses. Fett, 26. März. "" Der Landes-Honved-Zentralausschuß hatte für gestern, den 25. März, die Abhaltung einer Sikung anberaumt, in welcher nach längerer Abwesenheit wieder der Präsident Ber­­­czel den Boris führen sollte. Die Sigung brachte die Auflösung des Zen­tralausschusses mit sich. Verczel eröffne e­iie Sigung mit einer sehr ruhig gehaltenen Rede, in welcher er auf seine zu Gunsten der Errichtung einer ungarischen Armee ent­­faltete Thätigkeit in der Delegation hinwies und die Hoffnung aussprach, daß diese Angelegenheit auf dem eigentlichen Ter­­rain, wohin sie gehört, auf dem Reichstag, einer günstigen Er­­ledigung entgegengeführt werden würde. Dann beschwerte er­rend einer in seiner Abwesenheit abgehaltenen Ausschhssigung eine Art Rüge gegen ihn zu Protokoll gegeben wurde, gleichsam als hätte er doch seine unangemeldete Abreise nach Wien sich gegen den Honved­ Zentralausschuß eine Pflichtvernachlässigung zu Schulden kommen lassen. Er erklärte, daß er vor seiner Ab­­reise zur Delegation, wohin er nur im Interesse der Honvéd­angelegenheit gegangen sei, da der Vizepräses ab­wesend war, mehreren Ausschußmitgliedern gesagt habe, es sollten, zumal wichtigere Angelegenheiten ohnehin nicht vorliegen, die Kurren­­ten auf präfidentiefem Wege erledigt werden. Er verlange daz­ber, es möge die gegen ihn ausgesprochene Rüge im Protokoll als eine irrthümliche rektifizirt werden. Nachdem dies geschehen, meldete der P­räses, Herr Mitar hätte ihm seine freiwillige Abdankung eingesendet, und beantragt, «3 möge dieselbe ange­­nommen und hiermit diese Angelegenheit als Befehloffen betrach­­tet erden. Dieser Antrag wurde, nachdem Bergzel erklärt, er künne betreffs des Rechtspunktes der Suspensirung des Schriftführers eine Debatte nicht zulassen, wohl nicht ohne einiges Widerstre­­ben der Majorität, gleichfalls angenommen, und man debatterte nur mehr darüber, ob der Beschluß auf „Annahme“ oder „Kenntnißnahme“ der Abwankung lauten solle, als Rátó c3H, Obernotär des Vetter Komitat, erklärte, e3 könne der Ausschuß si unmöglich so blamiren, daß derselbe nun des suspendirten und wegen Widerfeglichkeit entlassenen Schriftführers Abdanfung annehme. ‚Dies brachte den Herrn Bräses in Harnisch und er stellte, da hiemit die Angelegenheit auf den Rechtsboven geführt erde, die Frage, mit welchem Rechte der Ausschuß den Schrift­­führer ohne vorher seine, des Präsidenten, Einwilligung eingeholt zu haben, suspendirte, und erklärte, er würde diesen Beichluß Eafu­rt und das Protokoll vernichtet haben. Lautlose Stile folgte vieser Erklärung und der Brüfes errich­te den Beichluß betreffs der Annahme der Ab­dankung. Nun schien diese Angelegenheit erledigt, und es ging wirklich die Verhand­­lung auf eine Beschwerde des Stuhlweißenburger Honvédvereins über, al Rátóczy mit der Frage auftrat, ob denn der Befehl­ des Präsidenten wirklich als Beschluß angenommen wurde, in welchem Falle er aus dem sich so kompromittirenden Ausschusse austreten müsse. Dieser Erklärung folgte dann eine kräftige Gegenerklärung des Präses, nach welcher unter den meisten der Ausschußmitglieder ein heftiger Sturm ausbrach. Einzelne wollten beschwichtigen, doch die Betreffenden erhoben sich und gingen unter großem Lärm aus dem Gaal. Hierauf erklärte der Präses auf Antrag des Grafen Lavislaus Bay, er Löse hiemit den Zentralausschuß auf, erkläre­nde Zusammenberufung ddesselben für un­­geteillt und werde die Angelegenheit der Landes. Honvéd, versammlung unterbreiten. Geehrte AAS Hiemit beendigt die duch den ung. Landtag gewählte Delegation ihre Arbeiten, zwar nicht so schnell und in so kurzer Zeit, als dies Viele gewünscht hat­­ten, aber auch nicht so langwierig wie dies Andere prophezeiten. Sie hat ihre Arbeiten beendigt während einer Zeitdauer, die Wichtigkeit der ihr­ vorgelegten Gegenstände, welche die dies­­mal­ unvermeidlichen organisatorischen und vorbereitenden Arbeiten und vorzüglich die Lösung der mit einer ungeheuren moralischen Verant­wortlichkeit verbundenen Aufgabe nothwen­­dig erheirschte.­­ Während zweier Monate und einigen Tagen hat si die Delegation konstituirt, hat ihre Geschäftsordnung ausarbeiten lassen, und betätigte dieselbe, stubirte die ihr vorgelegten zu­­meist ihr­ unbekannten Gegenstände, ließ in den Kommissionen, die Vorlagen der gemeinsamen Regierung beurtheilen, ließ deren Berichte prüfen, und approbirte dieselben nochmals, und nun so vorbereitet erfor sie die in ihren Wirkungskreis gehören­­den Gegenstände ; in ihren öffentlichen Sigungen faßte sie "Ber Schlüffe, theilte selbe der andern Delegation mit, und dur­chriftliche Nuntien mit derselben verkehrend, kam sie zu einer Vereinbarung, welche a. b. Ort 3 unterbreitet wurde. Mer würde behaupten, daß zu dieser Thätigkeit die zwei Monate und etweldhe Tage zu viel gewesen seien? und wen jemand wäre, der dies behaupten wollte, den würde ich mir erlauben aufzufordern, er möge einmal die umfangreichn Bort lagen de gemeinsamen Ministeriums, betreffend das Aeußere und das Kriegsunwesen und den darin vorkommenden ung’heuren Must von Zahlen ins Auge raffen, er möge überdies auch so in Betracht ziehen, daß in diesem ersten Falle seine sicheren verfassungsmäßigen Daten vorlagen. Sie hatte gar fine vor der Vergangenheit zeugende Rechnungen zu ihrer Verfügung, sie mußte, wenn ich so sagen darf, zugleich, mit der Konstitu­­tionellen Regierung herumtappen. Hiezu waren zwei Monate nit viel Zeit, namentlich wenn man bedenkt, daß diese auf­ gestelten Prämissen, wenn sie auch nit in Bezug auf ov Zur funft bindend sind, doc jedenfalls in gewisser Beziehung maß­­gebend sein werden. Doch wenn die Delegation in ihrer Thätigkeit emsig und In der Lösung ihrer Aufgabe gewissenhaft vorzugehen wünschte, Deutete sie sich doch im Sinne des Art. 12 G. A. von 18567 sich in die Erledigung solcher Gegenstände einzulassen, welche im Sinne über dieses Gefäß nicht in die Reihen der gemeinsamen Angelegenheiten gehören; sie hat derartige Gegenstände ent­­schieden vermieden, und hat im Protokolle erklärt, daß­ sie in Bezug auf dieselben sich nicht einmal in eine Diskussion ein­­laffen werde. Auf diese Art wurde die Frage der­ Verwaltung ver­ Staatsschulden, ferner­ die Angelegenheit der Pensionen, das Budget der Kabinetskanzlei St. Majestät, und „all diejenigen Gegenstände ausgeschieden, welche sich auf das M­ehrsyst­m bez­­iehen, betreffend das Transitorische der Frage, oder das Ans­ lebentreten des Systems selbst.­­­­­­ . . Dem Schluß der ungarischen Delegation tragen wir noch die Rede des Präsidenten Baul v. Somifid nac ; derselbe sprach nach der Rede des Regierungsvertreters Hofrath Falke v. Lilienstein Folgendes: · " “= Mlemoiren eines Jendarmen.*) Ayman von Ponson du Terrail. — Ja mohl, aber ohne sie gerade zu beschuldigen. — Dieses­ Mädchen war unschuldig. — Rennen Sie vielleicht den Dieb ? — ga, Frau Baronin. — Und ist er noch in meinem Hause? — ga — Ah! das ist unmöglich! —Haben Sie niemals an ihr Stubenmädchen Marton Verdacht gehab­­­—­Wie?rief die Baronin erstaunt. — Madame, es besteht ein Komplott gegen Sie. 63 han­­delt ich um nichts Geringeres, als ihr Fräulein Tochter zu anführen. Die Baronin unterdrückte einen Schrei. — Dieses Komplott, fuhr der Brigadier fort, it von Marton umgezettelt worden in Verbindung mit deren Käusin Clyb und Herrn v. Saint-Julien. Hierauf erzählte Niklas der­­ Frau v. Verne die Begebenheiten der vergangenen Nacht. Die Baronin hörte ganz verstört zu. — Mo Schläft Ihr Fräulein Tochter? fragte Brigadier, — In meinem Zimmer. — Und Marton ? — Um ein Stockwerk höher. — Dann ist es nicht leicht möglich, daß sie, da sie erst nach Raus ins Schloß zurückgekehrt ist, Fräulein Anette schon gesehen haben soll. — Das it gan, unmöglich das Billet des Herrn von Saint-Yulien noch nict hat überge­­ben können, so it Alles gerettet, Seien Sie doch so gut und lassen Sie sie kommen. Stan­dr. Verne rief den Gärtner. Mathieu, sagte sie zu ihm, Sie werden zu Marton hinauf gehen, sie weden und sie dann sobald als möglich hierher bringen. Der Gärtner gehorchte, war aber gezwungen, dreimal an die Thür der Budeligen zu klopfen, da sie von ihrer Hof­zeit träumte, und im Traume schon das Glück genoß, den weißen Schleier und den herkömmlichen Kranz auf ihrem Haupte zu fühlen. Marton dachte, daß ihre Herrin leidend sei, aber als sie erfuhr, daß diese sich im­ Pavillon befinde und als sie am Bitterthore das Pferd des Brigadiers angebunden sab, über­­fiel sie eine Unruhe. Nichtsdestoweniger folgte sie dem Gärtner. Frau von Berne ließ Mathieu sich entfernen. — Lungfer, sagte Niklas zu Marton, bier it ein Billet von ihrem Retter Clyb, der im Gefängnisie­ist, in das ich ihn für, nachdem er Sie diese Nacht verlassen, geführt habe. Marton erblaßte, al Frau von Verne ihr gerade ins Gesicht sagte: — Der Herr Brigadier rammt um sie de3 Gilber:­diebstahls wegen zu verhaften. Marton stieß einen Schrei aus und fiel vor der Baronin auf die Knie. LI. Sebt dachte Marton nicht mehr an ihren Vetter Ulyk, nit mehr an dessen Heirathsversprechungen, auch nicht an die viertausend Francz, die ihre Mitgift bilden sollten, und melde Herr von Saint­-Julien von der Morgengabe seiner Frau zu entlehnen versprach. An all’ das dachte Marton nicht mehr Sie sah sich verloren, denn ihr­ Schred, der Schrei, ven sie ausgestoßen und ihre unterwürfig bittende Stellung verrie­­then zur Genüge, daß sie schuldig sei. — Gnade, Frau Baronin ! Gnade ! flüsterte sie. — 63 ist zu spät, ich kann seine Gnate mehr ausüben erm­iederte die Baronin, denn dieser Here hat mir soeben den Sachverhalt mitgetheilt. — Madame, fragte Niklas, haben Sie zur Zeit als Sie bestohlen wurden, die gerichtliche Anzeige gemacht ? — Nein, mein Herr. — Wenn Sie” biefe jegt machen, so febe ich mich ge­zwungen bieses Mädchen zu verhaften. — Und wenn ich es nicht thue ? — Madame, erwiderte der Brigadier lächelnd, daz Ge­sicht braucht nicht mehr zu willen, als was man ihm mit theilt. € 3 hängt ganz von Ihnen ab, diese Unglück­e zu schonen. — Dh Madame. . . . Madame . . .., lebte Marton, haben Sie Erbarmen. — Du hast mich verrathen .... — Ich war die Milch ihm weiter des gnädigen Herrn, wier­derholte die Budlige. — Und trog dem ,wolltest Du an seiner Toter zur Berrätherin werden ? Die Budlige raufte sich die Haare vor Verzweiflung. Nach einer Raufe sagte Frau von Verne zu ihr: — Und wenn ich Dir vergebe, m wilst Du mir trew dienen ? — Oh! mit meinem Blute, Madame! . — € handelt sich nicht um Dein Leben, wohl aber darum, das Böse, das Du umgestiftet hast, wieder gut zu machen. . . . — Das Uebel it bis jebt noch nicht groß, erwiebert: Marton, Fräulein Anette weiß von nichts. — Kannst Du das beihmwören ? — 94 Ihm wöre es Ihnen, Madame, Fräulein Anette ba­­blos bemerkt, daß Here Viktor viel in der Nähe des Gchlo es herumstreift und, wie alle jungen Mädchen, " hat bt ER e wenig aufgeregt, der ‘ . ER : "·" Nr. 70. *) Fortlegung aus age B­ et /

Next