Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1870 (Jahrgang 17, nr. 99-123)

1870-05-23 / nr. 117

jetzigen Wahl-u­nd Repräsentativsystems zu vereinfachen,Störungen in ihrem konstitutionellen Gange vorzubeugen, so den Ländern als der Ge en ihre autonome Thätigkeit und Selbstständigkeit zu sichern und an­fondern. Aus den bezeichneten Prämissen ergibt sich folgerecht die Linie des einzuschlagenden Verfahrens, sind die Grenzen vorgezeichnet, inner ae die versöhnende Aktion der Staatsregierung sich zu bele­­gen hat. Den nationalen Wünschen und Strebungen nach Autonomie, Selbstverwaltung und freier geistiger,wie bürgerlicher Entwickelung kann und wird ohne kleinliche oder von Befangenheit eingegebene Be­­denken entsprochen werden. « ·»»·» . Die einzige,aber unerläßliche Vorbedingung ist die Möglichkeit und Thunlichkeit, daß die hienachh zu formulirenden legislatorischen Bestimmungen in den Rahmen der bestehenden RL) eingefügt werden können, ohne dem unerläßlichen Grundgedanken derselben, der staatsrechtlichen Zusammengehörigkeit aller im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder, zu widersprechen. Wie in der Natur, so Tann­au im Staate — namentlich in einem­­ großen und polyglotten wie Dofterreich) — Mannigfaltig seit jeher wohl mit Einheit bestehen: im staatlichen Bau unter der Vorausseßung, daß die verschiedenen, wenn auch noch so selbsteigenen Autonomien doch ein gemeinsames staats­­rechtliches Band, durch gemeinsame, Aie verpflichtende Organe des Ge­sammtmillens vereinigt seien es die unzertrennbaren Reichsinteressen und Institutionen, unter der Aegide des Thrones. Auf einem anderen Wege als den verfassungsmäßigen, in einem anderen Rahmen als in dem des bestehenden öffentlichen Rechtes, an einem anderen Mittelpunkte als in dem der Reichshauptstadt Tann so­­mit die Versöhnung, der Ausgleich mit den differtirenden Bolfestäm­­men nicht zu Stande kommen. "Der Verständigung, der Einigung ist weiter Raum geboten auf verfassungsmäßigem Boden selbst. Seeffionsgelüsten aller Art wird aber zuverläßlich der Ernst der Autorität entgegenstehen. Es entspricht der konstitutionellen Praxis der hervorragendsten Verfassungsstaaten, daß bei beabsichtigten durchgreifenden Reformen der bestehenden Verfassung ein allgemeiner Appell an die Urmähler erfolge, , damit diese ihre Meinungen über die bevorstehende Vehfassungsrevision in legaler Weife durch Neuwahlen US Mu Aud bei und wird dieser vernunftrechtlich begründete Wing befolgt und damit in Böhmen und Mähren Gelegenheit und Veranlassung geboten werden, dab die in der festen Zeit des Antheiles an dem Verfassungsleben sich enthal­­tenden Nationalitäten eintreten, und an dem Versöhnungswerte mit­­wirken können. 7 5 · Nichtminder sind die rein­ deutschen Kronländer berechtigt·zu fordern,daß in einer Angelegenheit von so h­oher Bedeutung ihre jetzige Stimmun ihre Aulassung der gegenwärtigen Sachlage durch·ar·izu­­ordnende N­euwahlen ich geltend machen könne,da ihnen ein uiztchtiges und bedeutsames Votum zusteht.Für Galizien hat diese Berücksichti­gung nicht weniger Werth,denn ein Anderes ist es,allgemeine Wünsche und Postulate zu äußern,ein Anderes,zu ernsten,aussichtsvollen Ver­­handlungen die geeigneten Männer zu entsenden .­­ Unter den gegebenen Verhältnissen und für die in Aussicht ge­­nommenen Zwecke und Reformen ist daher die Auflösung des Reichs­­rathes wie die sämmtlicher Landtage der im­ Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder,und die Veranstaltun allgemeiner Neuwahlen nach den Vorschriften des Gesetzes,durchaus gelten,ja unerläßlich. «Den neu zu wählenden Landtagen wird die Staatsregierung voraussichtlich mit dem unzertrennlichen­ Programme der­ auf ver­­fassungsmäßigem Wege durch den nächsten«Reichsrath zuvolirenden» Erweiterung der Autonomie aller Kronlande und der unmittelbaren­ Reichsrathswahlen entgegenkommen.Es ist aller Grund vorhanden,der Reierung die Gesicht­ zuzuschreiben,dieses Prin­zip direkter Wahlen an liberaler Basis zu begründen.Nicht minder ist anzunehm­en,daß ——neben der aus unmittelbaren Wahlen hervorgehenden Repräsen­­tation der Städte und der Landbevölkerung im Abgeordnetenhause— der Gedanke einer Verstärkung des­ Herrenhauses durch gewählte Ver­­treter der Landtage,zur Wahrung der speziellen Landesinteresse un ver­­wirklicht werden soll.Würde ein oder der andere Landtag die Wahl von Abgeordneten zu dem Reichsrathe verweigern,so stände der Staats­­regierung verfassungsmäßig die Befugniß zu,für das betreffend Kron­­land die direkten Wahlen zum­ Abeordnetenhause anzuordnen.­­Man hat in öffentlichen lettern von Einberufung einer No­­tabelnversammlung gesprochen,aus Führern­ und hervorragenden Innern der verschiedenen Nationalitäten,Parteien und Provinzen bestehend. Ein derartiges Vorparlament ohne Mandat und Autorität, von der Regierung berufen, mürde zwar un­antikonstitutionell, allein immerhin er trafonstitutionell sein und die Kösung sechnerlich fördern. Mohl aber meist die Sachlage darauf hin, daß die leitenden Staatsmänner vor dem Beginne der mit der Auflösung der Landtage eintretenden Konstitutionellen Aktion mit bedeutenden und einflußreichen Führern aller Nationalitäten und Parteien, so viel als möglich durch unmittelbaren Verkehr, ein B Verständniß anbahnen , daß sie mit den­­selben individuell die Möglichkeit besprechen und ab­wägen, die Grava­­mina ihrer Gesinnungs- oder Stammesgenossen auf verfassungsmäßi­­e Mege zu beseitigen, ohne Verlegung der Existenzbedingungen des Stammtstaates und seiner parlamentarischen Faktoren. In Folge die­­ser Konferenzen werden die leitenden Staatsmänner einen Weberbild über die politischen und nationalen Verhältnisse in allen Theilen der vielseitigen Reichshälfte erhalten, der jede Einseitigkeit ausschließt ; Die Führer der Parteien und der verschiedenen Nationalitäten aber werden daraus volle Klarheit über die feststehenden Ziele und die unverrüd­­baren Grenzen der Verständigungspolitik des Kabinets Sr. -Majestät Thöpfen fühnen. In leiterer Beziehung namentlich ist Fühlung mit allen Par­­teien geboten, damit die bisher Neuntirenden si zumal von dem ern­­sten Willen der Staatsregierung überzeugen, den nationalen Ansprü­­chen bis zu der Grenze des Thunlichen und Möglichen "zu entsprecen, die von deren unerschütterlichem Vorlage, ihre Aufgabe nur mit dem verfassungsmäßigen, zu Wien tagenden Parlamente, und in diesem, zur endlichen Lösung zu bringen. Kann im Augenblicke der — übrigens sehr begreiflichen — Un­­eduld eines Theile des Publikums nicht entsprechen, können die einl­eitenden Verhandlungen nicht täglich in Bulletinform zur allgemeinen Kenntniß gebracht werden, so darf man doch mit aller Zuverlässigkeit versichern, daß die Staatsmänner, belche der großen und schwierigen Aufgabe­n­ unterzogen, auch die Dringlichkeit des Borsehreitens in der bezeichneten Richtung vollkommen erkennen. Sie werden nicht zögern das Neformmwerk thatkräftig in die Hand zu nehmen. Sie werden die hiefür gebotene Auflösung der sämmtlichen cisleithanischen Landtage nur unnöthig hinausziehen ,­­ werden die neu zu­mwählenden Landtage in kürzesten Fristen einberufen. Sie werden, wie bereit angedeutet, die Befrndung des­ Reichsrathes, namentlich für die beiden bezeichneten Ziede der Reform, allen Landtagen ungeräumt an­­innen und auf der Unzertrennlichkeit der Erweiterung autonomer Be­­griffe und Konstitutionen von der Einführung direkter Reichsraths­­wahlen beharren, damit das cisleithanische Parlament die Verfassungs­­revision nach beiden Richtungen unbehindert in Angriff nehmen könne. . 63 ist ein schweres, műthevolles Merz voll Verantworlichkeit, wel­­chem das Ministerium Botocti­fid­ unterzieht , das it nicht zu vertenz­­en. Was aber fester Wille, vereint mit Hingebung an . Kaiser und Meich, vermag, das wird aufgeboten werden für das große Werk der­­Versöhnung, für die Vollendung des Gebäudes verfassungsmäßiger Frei­heit und Gleichberechtigung. Dieselbe Anforderung muß an alle Parteien, an alle Nationa­­litäten gestellt werden, denn die staatliche Freiheit und Rechtsord­ung it nur da denkbar, wo jede (persönliche oder kolleftive) Individuali­­tät dag Gesammtwillen unterordnet und sich als Theil des Gan­­zen fühlt. Die Wünsche werden sich entgegenstehen, die Ansprüche der ver­­schiedenen Gesten einander widersprechen : das läßt sich voraussehen. Pateileigenschaften werden sich entfeffeln, nationale Ausschließ­­lichkeit gegen das Merk der Einigung ankämpfen. Die Vermittelnden, die DVernehmenden, das heißt die Staatsregierung und ihre politischen Freunde, werden Angriffen von beiden Seiten ausgelöst sein. Man wird — wie das­ heute schen geschieht — ihre Intentionen verdächtigen;_­ie hier persiver Absichten gegen das Deutschthum, dort übergroßer Verthihäsung der deutschen Elemente in Oesterreich beschuls­digen , wird ihnen von der einen Seite vorwerfen, daß sie den Ausgleich Tecialih auf dem Boden der bestehenden Verfassung und nur auf dem von dieser vorgezeichneten Mege zulassen ; von der anderen, daß sie die Ver­­fassung doch als so heilig und unabänderlich nicht betrachten, um den in­­neren Frieden den Reiches jedem Buchstaben derselben zu opfern. Wie sehr all „die Geister aufeinanderplagen“ mögen, dieser geistige Prozeß mußte einmal durchgemacht werden. Zulet­z wir vertrauen fest darauf — wird und muß den Ginsichtsvollen unter allen Warteien und allen Nationalitäten, auch des westlichen Theiles der österreichis­schen Monarchie, das Gleichniß und das Bild von dem Bündel Pfeile vorsehmweben, uud der ethnographischen Zusammenlegung des Reic­es die Ueberzeu­­gung schöpfen und ihr Raum geben, dab nur im brüderlichen Zusam­­men­wirfen aller Theile, nur im der freien Einigung aller Stämme desz selben Staates auf der Grundlage von Institutionen, welche der Kul­­tur und den Erfordernissen der Neuzeit, entsprechen, die Sicherheit aller einzelnen autonomen Griftenzen, wie die der Gesammtheit, verbürgt ist Die allen Stämmen gemeinsame Liebe zur Dynastie, der Hinblick auf die Segnungen eines fest geordneten , harmonisch gegliederten Rechtszustandes, welche nur durch Verständigung und gegenseitige Nach­giebigkeit herbeigeführt werden können, werden endlich im Reichsrathe den Absc­hluß der Reformen in den bezeichneten beiden Richtungen herbei­­führen. Sie werden auch für die diesseitige Neidshälfte — vertrauen wir fest darauf — die Konsolivation der V­erfassung zur Folge haben. Sollte aber dennoc.— an nach Erschöpfung dieses ernsten, aufrich­­tigen Versuches allseitiger Versöhnung — irgend­eine Partei, irgend­ein Bolfsstamm beharrlich uinerstreben als Theil des Ganzen, als De und selbstberechtigter Theil, einzutreten in den Verfatz­ungsbau Oesterreichs . Dann wäre vor Mit: und Nachwelt der­ Bemess­ung ‚dab Schaffer und Reich im Rückicht und Beachtung ihrer üajbe bis zu den äußersten Grenzen gegangen, und jene Difsidenten es sich allein zuzuschreiben haben, wenn die Geschichte, die Gejeggebung und die oberste Staatsge­walt vorschreiten, ohne weiter auf sie zu hören. Empfangen u. 3. im, Sie müssen­ und werden aus­ der geographischen Lage- Beuftm,p. K.Wien­ 22.Mai.Die offiziellen Publikationen der heutigen­­ Wiener Zeitung«'bestätigen’vollinhaltlich,was an dieser Stelle über die Resultatlosigkeit der Prager Konferenzen und die weitere Aktion der Regierung bereits gemeldet wurde.Mit dem EntschlUss,­­den Reichsrath und die Landtage aufzulösen und nur den böhmischen Landtag in seiner bisherigen Zusammensetzung zu belassen,hat das Kabinet Potocki die Verfassungsmäßigkeit seiner Intentionen in durch­­greifender Weise dokumentirt.Dee Eindruckden die heutigen kaiser­­lichen Akte auf die öffentliche Meinung machen,ist auch ein vorzüg­­licher,schon deßhalb,weil es die Regierung bei diesem ihrem Schritte Verstand,den Wünschen der deutschen Liberalen,die du­rchgehends auf Ausschreibung von Neuwahlen gerichtet waren,zu entsprechen-Ohne mit einer eventuellen Auflösung des böhmischen Landtags die an Kom­­pletirung des Reichsraths gerichtete Aktion gleichzeitig lahmzulegen. Man hat alle Ursache,auf die Haltung derjenigen Organe und der hinter ihnen stehenden Partei gespannt zu sein,welche im Kabinett Potocki den verkörperten Verfassungsbruch erblickten.Die­­ Herren jener Coique haben nun eine neue Sorge,nämlich sich bei den­ Neuwahlen ihre Mandate wieder zu schaffen,was indes bei Manch einsth schwer halten wird. In den Kreisen der Verfassungspartei, d. h. in jenem denen es um die Verfassung und nicht um ihre höchst persönlichen In­teressen zu thun, begleitet man den heutigen Schritt Potock’8 mit der lebhaftesten Befriedigung und fühlt si förmlich erfrischt dur den kon­­stitutionellen Hauch, der aus dem heute publizirten allerhöchst unterbrei­­teten Vortrage P­otochi’s an Se. Majestät den Kaiser weht. Einen nicht minder vorzüglichen Eindruck macht auf die halbe offizielle Publikation jenes Erpofe’s, welches Graf Beust im Einver­­ständnisse mit dem Grafen Botochi über die innere Lage um die öster­­reichischen Vertretungen im Auglande richtete. Der Heitpunkt, aus wel­­chem dieses Schriftftück stammt, fhüst die Träger der Regierungsge­walt gegen die heute bereits auftauchende Infinuation, als hätten die heute veröffentlichten kaiserlichen Patente eine etwaige Wendung der Potocki’schen Politit zu bedeuten. Graf Potocki hält heute wie vordem an dem Berfaffungsgedanken energisch fest und wird ihm auch treu blei­­ben, so sehr sich eine egoistische Clique dagegen sträuben mag, ihm ihre Anerkennung hiefür zu zollen. 0 Wien, 22. Mai. Graf Benft­it von einem schweren Unglück in seiner Familie betroffen worden. Sein ältester Sohn Friedrich, der als See-Offizier die­­ ostasiatische Expedition mit­machte, erlag, nach eben eingetroffenen telegraphischen Mittheilungen, am 26. April in Honolulu (Sandwichsinseln) einem heftigen Fieber, das ihn nach kurzem Krankenlager hinwegraffte. e. Wien, 22. Mai. Die Krisis in Cisleithanien hat einen vor­­läufigen Abschluß gefunden, oder vielmehr ein Akt dieses nun beinahe zehnjährigen Verfassungsschauspiels ist wieder zu Ende. Gestatten Sie, einige Beiträge zur Geschichte der am Samstag gefällten Entscheidung zu berichten. Graf Potocki kehrte höcht mißgestimmt aus Prag zurück, die Allianz der Feudalen mit den Grechen erschien sofort als größtes Hemmniß eines Ausgleichs, denn es war vorauszusehen, daß die ge­­schmeidigen, schlauen, jedoch nicht zu befriedigenden Feubdalen a la Slam-Mtartinig bald die vollständige Herrschaft über ihre plumperen, der Aristokratie, bei der man nach immer großen Einfluß sucht, hoch­achtungsvoll folgsamen Genossen führen werden. So geschah es auch, und Graf Botocsi erklärte bereits ganz entschieden in Prag, „daß mit diesen Herren sein Ausgleich möglich sei". Sofort nach der Ankunft in Wien hatte der Ministerpräsident Graf Potocki eine mehrstündige Be­­sprechung mit dem Reichskanzler Grafen Beust und legte demselben dar, daß die­ Ausgleichsverhandlungen mit den Gehen zwar faktisch noch nicht abgebrochen seien, daß aber an eine weitere Fortführung derselben in der bisherigen Weise nicht zu wenfen sei. Beide Staatsmänner bez­sprachen sich über die nunmehr nöthigen Schritte, und gelangten zu einer Einigung ihrer ohnedies nicht sehr verschiedenen Ansichten. Graf Potocki ließ nun das Memoire über den Erfolg seiner Prager Reife für Se. Majestät den Kaiser anfertigen. Das Aktenstud­it vom Sektionsrath v. Tefcenberg verfaßt. Mit diesem begab sich der M­inisterpräsident zum Kaiser, bei dem früher auch Graf Beust eine längere Audienz gehabt hatte. Se. Majestät der Kaiser vernahm den Bericht und die Ansichten beider Staatsmänner und ertheilte denselben durchgehends seine Zustimmung. Für Samstag Mittags ward hierauf eine Sagung des Ministerrathes einberufen und der Kaiser ertheilte sofort von bereits Vorbereiteten Patenten über die Auflösung sämmt­­licher Landtage, mit Ausnahme der böhmischen, seine Sanktion. Das Patent bedarf seines Kommentars, es beleuchtet die Situa­­tion in erschöpfender­­ Weise. Mit der polnischen Opposition " wird auf dem Boden der Berfassung der Ausgleich zu Stande kommen, mit den Slowenen soll ein Ausgleich angebahnt werden, in Tirol wird es möglich sein, per V­erfafftungspartei die Majorität zu sichern, und der fonatich bis auf die Grechen vollständige Neid­grath muß die Liberale und zugleich von berechtigten und erfüllbaren Wünschen der Opposition entsprechende Verfassungsrevision vollziehen. Graf Botocti hat dem Ver­­trauen in seinen ehrlichen, bieveren und wohlwollenden Charakter ent­­sprochen. Die Zirkulardepefche des Grafen Beust, welche die „Wiener Zeitung“ gleichzeitig mit dem Taiserlihen Patent veröffentlicht , wird den Furzen Zwist zwischen dem Grafen Beust und den Deutschen ab­­schließen und der Mißstimmung über einzelne verfehlte Ernennungen ein Ende machen, sobald das erworbene Vertrauen die Bereitwilligkeit geweht haben wird, das Werk der Negierung durch persönliche Theil­­nahme zu fördern. Die Wahlbewegung wird sich in Wien und in allen Ländern sehr lebhaft gestalten, und jedenfalls viele neue Kräfte dem Reichsrathe zuführen. Die heutige Versammlung deutscher Parteimänner ist unter den obwaltenden Umständen gegenstandslos. Man wird sich begnügen, mit Befriedigung die eingetretene Wendung zu konstativen, über die Wahlagitation können sich diese verschiedenen P­artei-Elemente ohnedies nicht einigen. Eine Parteibildung st­er­t nach den Wahlen möglich.­­ Aus dem Reichsinge. ‚Schriftführer ‘des Doberhauses, Gr. Mlerander Apponyi, überbringt ein Runtium und will jagen, worauf sich dasselbe bezieht. Er bleibt jedoch in der begonnenen Rede stehen; er beginnt von Neuem, bleibt wieder stehen und geräth dadurch im selde Verwirrung, daß er sprachlos und eines Lautes unfähig den Protokollsauszug einfach dem Präsidenten hinreicht, welcher dann die Verlesung dür den Schriftfüh­­rer des Hauses anordnet. „Das Oberhaus hat die Gefäßentwürfe über die Duotenerhöhung und über den Bau der Balkany-Perjämpfer und Nyiregyháza-Unghnsrer Bizinalbahnen unverändert angenommen, jedoch für die Zukunft einige Wünsche ausgesprochen. Die Gelegentwürfe werden der Krone zur Sanktion unterbreitet, der Protokollauszug wird in Drud gelegt. malinister Br. 3. E­öt­vö 8 beantwortet die Interpellation Ga­­briel Värady’3 in Angelegenheit der Verlegung des Polytechnikums nach Pest. Der Minister erklärt, waß das Haus seinerzeit zu entscheiden haben wird, ob die Anstalt in Ofen oder in Bett bleiben soll; Der Bau eines geeigneten Hauses in Reit würde 100—150.000 fl. Tosten. "Meder fühlt sic Bmicht berechtigt, auf eigene tat eine solche Aus. Präsident Somffih eröffnet die heutige Sigung des Abe­geordnetenhauses um 10 Uhr. Auf den Ministerfauteuils: Cötvös, "Bedefovics, Andräfiy. . Das Protokoll der jüngsten Sitzun­g wird authentizirt.Der Prä­­sident meldet­,daß der Abgeordnete des Grnczer Wahlbezirkes im­ Abaujer Kom­itat Nikolaus Szat­mnáry sein Man­dat eingereicht habe.Dasselbe wird der ständigen Verifikationskom­mission zugewiesen Der Präsident m­eldet zahlreiche Gesuche an,welche an die Petitions­­kommission gelangen.Die Abg Karl P.Szathmi­ri,Baron Béla Vay,Julius Jankovich,Demeter Horváth und­ Alexander Buday überreichen Gesuche,welche ebenfalls dieser Kommission zuge­­wiesen werden. Johann Kiss interpellert den Kom­munikationsminister,ob er Kenntniß davon habe, daß die ungarische Nordostbahn den Preis der expropriüirten Grundstüce den Eigenthümern noch nicht bezahlt hat und ob er Anstalten treffen wolle, damit die erwähnte Bahnanstalt ihren Verpflichtungen nachkomme ? Ladislaus Ti Ba interpellirt den Kommunikationsminster, wes­­halb gegen die Bestimmung des Gefeges die ung. Ostbahn nicht über Torda geführt wird? Die Interpellationen werden dem betreffenden Minister zugestellt. Alexander Cziky bringt einen Beschlußantrag ein,­­wonach das Haus den Minister des Innern auffordern soll, für den Fall, als sie die Beibehaltung des­­Oberhauses überhaupt nothwendig erweisen sollte, einen ee über die Reform des Oberhauses auf Grund­­lage des Repräsentativ.System3 demnächst so vorzulegen, daß der Ges­tegentwurf noch vor demjenigen über die Jurispiktions-Organisation ver­­handelt werde. Der Bejdlukantrag wird in Drud gelegt und vertheilt werden. Kultus­minister Baron 3. Eötvös beantwortet die neuliche Interpellation des Abgeordneten Theodor Matkovics in Angelegenheit der ABB ungefeglich verpachteten Rifsberénger Stiftungsherrschaft. Er schildert den Vorgang, der bei der Verpachtung der Stiftungsgüter befolgt wird ; dieselben werden dem Meistbietenden in öffentlicher Visi­tation zugesprochen,, Waldrevaltationen sind nicht möglich, weil die Güter fortwährend unter direkter Aufsicht der Negierung stehen. Daß der Pächter beim Pacht gewinnen will, ist sicher;­ nur Weberbegeisterte werden die Stiftungsgüter dadurch vermehren wollen, daß sie mit eige­­nem Schaden dieselben in Pacht nehmen. Dafür, daß man bei der Verpachtung nicht leichtsinnig zu Werke geht, daß man bei der Verwaltung der Religionsgüter nur das Inter­­esse der Sache vor Augen hat, bemeist der erfreuliche Umstand, daß diese Güter, welche im Jahre 1866 306.000 fl. getragen haben, im Jahre 1868 eine Revenue von 755.000 fl. abgeworfen haben und bei em gegenwärtigen Bewirthschaftungssystenm noch reicher rentiren werden. Theodor Matkovich ist mit einem Theile der Antwort zu­­frieden,wünscht aber,daß der Minister bezüglich der Wälder-Devasta­tion eine amtliche Untersuchung anordne.Die Antwort wird zur Kenntniß genommen, abe zu veranlassen, und den Unterricht an der einzigen polytechniz­is es bes­tandes zu unterbrechen, bis das neue Gebäude er­­richtet ist. ’« Gabr-Vär«ady ist­ mit der Antwort nicht zufrieden und wird einen Beischlusantrag in dieser Angelegenheit einbringen­·De»is··HaUs" Kimmtt Es jedoch im Wege der Abstimmung mit großer Majorität zur­ennen.­­ Präsident. Im der vorigen Sitzung wurde die Tagesord­­nung durch eine Inzidens unterbrochen; der Ministerpräsident brachte einen Antrag ein. (Stürmischer SBiverspruch von der Rechten­ Lärm.) Sie werben die Nevefreiheit, welche Sie sich wahren, doc dem Präsi­­denten des Hauses nicht verweigern wollen! (lebhafter Beifall von der Linken,­ also der Ministerpräsident brachte einen Vorschlag ein (elöter- Jesztveny), wonach der Jurispa­tionsgefegentmurf den Gestionen zuge­­wiesen werden soll. Koloman Tipa brachte dagegen den Antrag ein, die Gestionsberathung solle bis zum Herbst hinausgeschoben werden. “ .. Darüber entspann sich eine Debatte, welche weit jene Grenzen überstieg, innerhalb derer sie sich im Sinne der Tagesordnung bewegen mußte. Man besprach das Meritum der Yurisvittiongorganisation, was in seinem Falle richtig war, nachdem der Gegenstand nur auf der Tagesordnung stand. Der Präsident hat die Aufgabe, der Handhabung der Geschäftsordnung die Berathung, wenn sie ihr Ge­leite verlassen will, wieder dahin zurückzubringen. Deshalb bittet Red­­ner, die Abgeordneten, welche noch in dieser Angelegenheit zum Worte vorgemerkt sind, mögen sic .Turz fallen und 12 Strenge an den Gegen­­land, an die Frage nämlich, halten, ob der Trispiktionsgesegentwurf den Sektionen nach dem Wunsche des Ministerpräsidenten sofort, oder nach dem Antrage Koloman Tiba erst im der Herbstsersion zur Bera­­thung zugewiesen werden soll. (Beifall) Ladislaus Tipa gibt zu,daß der Gegenstand,die Jurisdik­­tionsorganisation­,ein vielbesprochener,viel ventilirter sei;er gibt auch zu,dass die öffentliche­ Meinung sich mit demselben beschäftigt,sich ü­be­r denselben orientirt und geäußert hat.Allein eben weil alle,an die Oeffentlichkeit gelangte Aeußerungen,ausgenommen eine einzige Bro­­schüre,die man besser ein Pamphlet nennen kann,sich in einem,»dem Geiste des Regierungsgesetzentwurfes direkt entgegengesetzten Sinne ausgesprochen haben,muß man auf die öffentliche Meinung hören, muß man ihr Gelegenheit geben,sich u­nmittelbar vor dem Reichstage geltend zu meichen Er ist dafür,daß die Zuweisung des Gesetzentwur­­fes an die Sektion­en bis zum Herbst vertagt werde. Joseph Vidliczkay­a ebenfalls Tipa’s Antrag. + (Fortlegung im Morgenblatte.) Der Abschied Lonyay’s bildete gestern im eigentlichsten Sinne das Tagesereigniß. Vormittags verabschiedete sich der Minister vom Finanzausschusse, mit dem er in so vielfache Berührung zu treten Gelegenheit hatte. Fehlte es an nicht an offenen Meinungsverfehievenheiten zwischen den Mitgliedern des Ausschusses und dem Minister, so imponirte den Abgeordneten doc jederzeit die Fackenntniß und der Fleiß Lonyay's, sowie die ge­win­­nende Form, in welcher er selbst seine abweichenden Ansichten zu klei­­den wußte.­ Der Abschied war daher auch ein überaus herzlicher. Ein Mitglied des Ausschusses erinnerte im Gespräche an einen Ausspruch Billaumets, welche fragte, ein fenne gegenwärtig in Europa nur zwei Finanzminister, welche ihrer Aufgabe vollstän­dig, gemachten seien: Oladstone und Lónyay ! Nach der Sikung des Finanzausschusles gab der Präsi­dent des Abgeordnetenhauses von Somffih im Hotel Frohner dem scheidenden Finanzminister ein Abschiedgmahl, welchem, außer den Ministern An­­drásfy, Eötvds und Berosovich, noch 34 Abgeordnete aller Schattirungen beiwohnten. Bei dieser Gelegenheit sol Herr von Somffih einen oratorisch sehr hübschen Toast auf den scheidenden Minister ausgebracht haben, dessen Bedeutung jedoch zu verschiedenen Bemerkungen in Abge­­­­ordnetenkreisen Anlaß gibt. Szontag bh (Csanád) ließ den Präsiden­­ten des Abgeordnetenhauses, der als Voreigender des mächtigsten [er gislativen Faktors, wohl der mächtigste Mann Ungarns sein sol, hoc leben. Der großartigste Theil der Abschiedsfeier war jedoch den Abend­­stunden vorbehalten. Von 6 Uhr Abends angefangen, rollte Wagen an Wagen vor das Palais am Diner Dreifaltigkeitsplag und unter dem Thorgange desselben wogten nun volle drei Stunden lang die schwarzen Frads und Attilas ab und zu. Alles drängte sich in die Salons des scheidenden Ministers, um demselben noch einmal Lebewohl zu sagen; die Minister Bedefovits und Gorove, Präsident Somifid, an 200 Abgeordnete, viele Mitglieder des Oberhauses, die Soigen unserer Kaufmannschaft, die Direktoren unserer großen Institute und selbstverständlich alle höheren Beamten des Finanzministeriums hatten sich eingefunden. Von der Opposition waren P­arady, Spanka und Kiss erschienen, was in fo ferne auffiel, als man wissen wollte, die Linke habe in ihrer Konferenz beschlossen, sich jeder Theilnahme an irgend­einer, dem Finanzminister geltenden, Abschiedsfeier zu enthalten. Das Gespräch in den Salons drehte sich natürlich um den Rücktritt Lónyays und die Art und Weise, wie sich namentlich die Beamten des Finanzministeriums über den Abgang ihres Chefs äußerten, ihre schmerzlichen Klagen über die Größe des Verlustes, den sie persönlich erleiden, indem ihnen ein Chef entrisfen wird, der sie zwar bis an die äußerste Grenze ihrer Leistungsfähigkeit arbeiten ließ, dafür aber auch jede Leistung zu würdigen und seinem Ministerium einen Glanz zu ver­­leihen wußte, von welchem einige Strahlen auch auf jeden einzelnen Mitarbeiter zurückieien. — Alles dies verlieh diesem legten Empfange manche wahrhaft ergreifende Momente. Um 9 Uhr waren nur noch die Beamten anwesend. Lonyay, der Mann der eisernen Ruhe, der sich wie Wenige zu beherrschen weiß, war diesen Abend aber sichtlich weich und ergriffen ; er richtete nun noch ein lebtes Wort an seine „treuen Freunde und Mitarbeiter”, die an ihm persönlich mit einer solchen Innigkeit hingen, wie sich deren wohl noch selten ein Vorgefegter zu erfreuen hatte; er dankte ihnen für den Eifer, womit sie ihm in der Lösung der riesigen Aufgabe behilflich waren und bat sie, denselben auch unter seinem Nachfolger zu bewahren, denn dieser Eifer gelte nicht ihm, nicht einer­ einzelnen P­erson, sondern dem Vaterlande, dem Gemeinwohle Noch ein Händebruch, mit jedem der Anmwefenden gewechselt, und Herr v. Lóngay trat — vielleicht nicht mit ganz leichtem Herzen — aus dem Palais, dessen Hausherr er drei Jahre lang geriefen. An fünfzig Wagen folgten der Equipage des Ministers nach dem Bahnhofe. Dort waren wohl an tausend Menschen, darunter alle Subalternbeamte des Finan­zministeriums, versammelt, welche die Wa­­genreihe mit donnernden Essens empfingen. Hofrath Fluch drühte — (Ernennungen.)Se.k.u.k2.»apostinsche Majestät haben den gew.Hofsekretär Stephan Voeinei es i­m Sektionsrath und den so gelobten sie einander — auch ihnen fernerhin als Leuchte voranschweben sol. . · als fünnte das gar nicht oft genug gesagt werden — noch einmal den Schmerz all seiner Kollegen über die Trennung aus und Lönyay ant­­wortete wieder mit herzlichen Worten, Allen ringsum die Hände rei­­hend und Fene, die seine besonderen Lieblinge gewesen, innig umarmend- Dem Ministerialrath Madarafiy sagte er: „Nun werden Sie doch wenig­­stens Ihre Rechte ruhig Schlafen können, denn so lange ich da war, in Ihnen dieses Glück selten beschieden gewesen.“ Noch nach dem zweiten Läuten kamen immer neue Bekannte herbei und erst das dritte Glocken­­zeichen machte der ergreifenden Abschiedsszene ein Ende; unter Donnern­­den Elfenrufen krauste der Zug davon. Im Hotel Frohner aber fan­­den sich danach zwölf Räthe des Finanzministeriums — wie einst die zwölf Jünger — zusammen und leerten noch ein Glas auf das Mahl ihres Heren und Meisters, der von ihnen gegangen, dessen­geist aber Konzipisten Karl Heric zum Ministerialsekretär in der kroatischen Abtheilung des Handelsministerium­s allergnädigst zu ernennen geruhlt (Namensänderungen.)Der Raaber Einwohner Jakob Vyslouzilin,,Viränyi««und der k.Katastral-Ingenieurgnaz Gerzabek in«Eperjesi«.­­(Marktrechtverleihung.)Die»Gemeinde Bara­­nyavár im Baranyaer Komitat hat die Bewilligung erhalten,am 2.Feber,·8.Juni,5.August und’15.November Jahrmarkte und außerdem jeden Mittwoch einen Wochenmarkt abzuhalten­­· »·Zollamtliches.)Das Rätswerk.Nebenzollamt ist­r­­mächtigt worden,­Exportzucker mit Verzehrungssteuer-Ersatzanspruch zoll­­amtlich zu manipuliren. — (Personalien.)Der Herr Präsident des Kassationshofes- Judex-Curiaev·Majb­i­th hat sich gestern Abends auf seine Besi­­tzung Zavar begeben. (Der Landeskomm­andirende G.d.R.Frei­­herr v.Gablenz),von seiner Reise nach Wien bekanntlich zu­­rückgekehrt-Machte gesternden Herrschaften in Accluth,dem Erzherzog Joseph und dessen durch­ Gemahlin,ferner der Königin von Belgien seine Aufwartung und ist Abends nach Ofen zurückgekehrt» (MUIH·«VGVVVVS)passirte am verflossenen Mittwoch Szegedin auf der Fahrt nach Theresiopel,wo ein Neffe des Ministers die Tochter des Gutsbesitzers Lukas Vojnics zum Traualtare führte Donnerstags kehrte Herr von Gorove wieder nach Pest zurück« (Hymen.)Gestern wurde die Verlobung des Grafen Andok Fe­­st­etics(Soh­n des Grafen August)mit der schönen Komtesse Pejacsevics(Tochter des Grafen Markus Pejacsevics)gefeiert. —In Wien fand vorgestern die Trauung der verwitweten Gräfin Niczky,geb.Tarnóczy,mit dem Grafen Heinrich O’Donnell, k.k.Oberlieutenant der Reserve,statt. (Stan v. Hollöfy-Lonovics), einst der Liebling des Pester Bublistums und noch bis zur Stunde der Gegenstand auf wichtigster Achtung in allen Kreisen, ist vor etwa acht Tagen lebensge­­fährlich erfrankt. Dr. Verzär, der von hier telegraphisch an das Lager der Kranken berufen worden, ist soeben zurücgekührt und bringt die Hoffnung mit, daß die aadere Dame dem Leben erhalten bleibt ; nach einem Telegramme ist eine entschiedene Befreiung eingetreten. (Graf Bismard) wird nach dem „Sprudel” Anfangs Juni zur Kur nach Karlsbad kommen. Der junge Maler Siegenmayen­, ein geborener Ungar, welcher als Stipendist in München seine Ausbildung erhalten, hat soeben das lebensgroße Bild Sr. Majestät des Königs für den Saal der E. ungarischen Leibgarde vollendet. 63 war ihm vergönnt, in der Hofburg das, wie von Wien berichtet wird, trefflich gelungene Kunstwert auszuführen.­­ Die Margareth­eninsel­ war gestern das Ziel von Tausenden aus der hiesigen Bevölkerung, welche der Hite entfliehen wollten. Drei Dampfer waren in den Nachmittagsstunden nicht im Stande, den Anforderungen zu genügen, noch viel weniger aber die Leute nach West zurückzubringen, da alle Welt gegen 9 Uhr fahren wollte. Die aufgestellten Husaren hatten die größte Mühe, die andrän­­gende Menge am Landungsplage zurückzuhalten ; es war ein Drän­­gen, Stoßen und Treiben, als habe sich auf der Insel irgend ein feuerspeiender Krater geöffnet und bedrohe jede Minute alle Zurückbleiz benden. Die Massen waren kaum zu bändigen ; Frauen, Kinder fehlteen, aber Vorwärts ! hieß das Losungswort, Jever wollte der erste am Bord eines Schiffes sein, ein Halten war kaum denkbar. Bei so enormer Frequenz der Insel sollte man, um den Andrang der Menge bei der Radfahrt zu theilen, doch zwei Landungspläne für die Schiffe herrichten Der Aufenthalt auf der Insel ist übrigens ein sehr angenehmer ; man empfindet dort weder das Drühende der Hite, noch leidet man vom Staub. An zwei Orten der reizend parfirten Insel spielen Militär: Muftibanden und die Straßenbahn befördert die műben Spaziergänz­­er von einem Ende der Insel zum andern. Die Restauration ? — Nun, an Sonntagen und bei so enormem Andrange des Wuchlitums muß man eben zufrieden sein. Wochen-Repertoir des Nationaltheaters­­ Dienstag von 24. Mai: „Wilhelm Tell” ; am 25. „Cor­elan” ; am 26. „Lucretia Borgia“; am 27. „Die Vorleserin” und „Der gerad Weg ist der beste”, mit 3 el­eti als Elias Krumm ; am 28. „Hamlet“; am 29. „A­ezigang“ (Auftreten Tötfalufi’s, eines Schauspielers aus der Provinz). — Für die nächste Woche ist auch „Hungaby gátló" mit Frau Kaiser-Ernst in Aussicht genommen. Demolirung des abgebrannten Stadt­­theaters.­ Bei der heute stattgehabten Offertverhandlung für die Demolirung des abgebrannten Theaters ist blog von dem Baumeister Herrn Felie Buzzi ein Anbot mit 7000 fl. gemacht worden. Die Wirthschaftskommission übertrug dem Offerenten die Niederreißung des Objektes unter den bereits bekannten Bedingungen, Wohnungen werden gesucht. Um einigermaßen für die Unterkunft der verschiedenen Deputationen und Säfte zu sor­­gen, welche von den Jurispiktionen zur feierlichen Leichenbestattung des weil. Grafen Ludwig Batthyányi nach Bejt entsendet werden, hat die betreffende Kommission nachträglich bestimmt , was Anmeldungen entbehrlicher Wohnungen im Bürgermeisteramte entgegengenommen werden, wo auch der Preis für die Wohnung bekannt zu geben ist. Die betreffenden Deputationen werden dann seinerzeit nach den dispo­­niblen Wohnungen dirigiert, welche sie aus eigenem zu bezahlen haben. (Zur Rollblutfohlen-Lizitation,­ welche am 28. d. im Kisberer Staatsgestüt abgehalten wird, wird an diesem Tage ein Separatzug um 6 Uhr 25 Minuten Früh von Wien abgehen, wer in Kisber um 10 Uhr 47 Minuten Morgens ein­trifft, und Nachmittags um 5 Uhr 8 Minuten wieder nach Wien zu­­rückkeirrt, wo er um 9 Uhr 28 Minuten Abends anlangt. (Standrecht) Der Minister des Innern hat dem Somo­­gyer Komitat das Standrecht gegen Räuber, Raubmörder, deren Hel­­fershelfer und Hehler, Totwie gegen Brandstifter auf ein weiteres Jahr verliehen. m (Thermometerpdiebe.) In Hermannstadt feinen die Diebe legter Zeit mit besonderer Vorliebe sich auf das Studium der Wärme­ und Kältegrade verlegt zu haben. Außer mehreren an der Außenseite von Fenstern abhanden gekommenen T­hermometern wurden auch 6 Thermometer, welche an der Thüre des mechanisch-optischen Ateliers des Hrn. Rudolph Brunner in unmittelbarster Nähe der Haupt­­mache, angenagelt waren, gewaltsam abgebrochen und theilweise ger­­bochen. , 5 (Selbstmor­de) In Szegevin bat eine junge Witwe, die im zweiten Monate vor Schwangerschaft sich befand, wie bei der Ob­­duktion sich herausstellte, mit Phosphor, das sie von Zünphölzchen­ abgefh.bt hatte, sich vergiftet. — Die Leiche der unglücklichen Blanfa £ubinpfy ist vor einigen Tagen endlich in der Theis aufgefunden worden. — In Arad hat sich ein Geistesfranker, Namens Meiter, in die Maros gestürzt. (In der Temedparer Realschulen-A­ngele­genheit) ist ein Erlaß des Unterrichtsministers herabgelangt, durch welchen der duch den Ministerial-Bevollmächtigten Miékáros mit der Stadt vereinbarten Vertrag genehmigt wird. Ferner wird der Kommune darin angezeigt, der Minister habe, damit die in Frage stehende Ober­­­realschule schon mit Anfang des künftigen Schuljahres in’­ Leben treten könne, für nothwendig erachtet, die Befehung der Direktorqu­elle für die zu errichtende Oberrealschule ohne Säumniß einzuleiten. Die Kommune wird schließlich aufgefordert, rechtzeitig für die nöthigen Schullotalitäten zu sorgen. Der beigefügten Konkursausschreibung entnehmen wir, daß mit der Direttorsstelle der Gehalt von 1100 fl., Direktionszulage 300 fl., Quartierzulage 110 fl. und die Aussicht auf die Quinquennalzulage von je 100 fl. verbunden ist. Der Konkurs läuft mit 10. Juni ab, die Gesuche sind beim Ministerium einzureichen und ist die Stelle sogleich anzutreten. » (Staats-Unterstützungen fü­r Lehrer.)Der Unterrichtsminister hat neuerdings den Hjefalverinvalidenref.Lehrer Mich­ere,demgem.Jurtaerr.-k.Lehrer Josef Papp,dem emer.N.Fodomer Lehrer Franz Kollarovits und dem Tokajer gr.-kath.Lehrer Mich-Stojkaje 60fl.,dem Kassa-Bellaerr.-k. Lehrer Franz Lukatsik aber 40fl.als Unterstützung bewilligt. (Drillinge.)In Wartberg wurde am 18.d.die Frau des Gemeindehirten von Drillingen(2 Knaben und 1 Mädchen)entbun­­den.Mutter und Kinder sind vollkommen gesund. (Die Ueberschtwemmung in Nagy-Bund)Einem ausführlichen Bericht der,,.Herm­.Ztg.«entnehmen wir über die unseren Lesern bekannte Katastrophe folgende Episoden: —­Im»Mühlenhamm«hatten die Ziegelschläger einschwimmend Dach,von dem eine Stimme um Hilfe gerufen hatte,an’s.Landzieh­e 2 Aus der Bank-Enquete. Die Samstagsfisung der Bank-Enquete wurde vom Präsidenten Grafen Georg Apponyi um 6 Uhr eröffnet. Es gelangen zwei Ex­­perten zur Übernehmung, die Herren Galgóczi un Hartmann. Beide wußten seinerlei neue Gesichtspunk­te geltend zu machen. Galgóczy hält die Krise gleichfalls für eine Folge der Weberspekulation ; dieselbe ging von der Hauptstadt aus und äußerte auch nur hier ihre Wirkung. Die Provinz fühlte die Krise gar nit: das Geld war dort gerade so billig und gerade so flott wie immer. Es trat seinen Moment lang ein Geldmangel ein. Den Zettelbanten mißt der Grperte nicht den Ein­­fluß bei, daß sie dem Ausbruch einer Krise vorbeugen könnten. Die Errichtung einer nationalen ungarischen Bank hält er für möglich. Herr Hartmann äußerte sich über die Verhältnisse des Geldmarktes in der Provinz ungefähr in derselben Weise. Nach Beendigung der Vernehmungen gibt der Präsident Fund, daß nun, nachdem die öffentlichen Eigungen beendet sind, das Stu­dium der Operate folgen wird, so daß die Kommission in den nächsten Monaten ihre Arbeiten vornehmen und dieselben nur im SHerbite zu Beginn der nächsten Session dem Reihetage vorlegen wird. Ernst Simonyi verlangt, daß noch Mehrere vernommen werden mögen ; demzufolge wird ausgesprochen, daß, wenn sich etwa noch einige hervorragendere Fahfundige melden sollten, dieselben, wenn: an nicht mehr im Laufe dieser Session, 10 doch in der nächsten ver­­nommen werden sollen. Die Sigung war um 4:10 Uhr zu Ende.­­­­ Tagesnehigheiten, Amtliches.

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