Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1874 (Jahrgang 21, nr. 99-122)

1874-05-23 / nr. 117

| " ki­b­k. f­f (­5 = Be « vr -­­te « "·.--—-....:;-...— = Das Gesammterforderniß des gemeinsamen Ministeriums für das Jahr 1875 beträgt nach Abzug der eigenen Einnahmen 107.418.299fl.,um 3,131.078fl.weniger als für das Jahr 1874 votirt war. Zur Bedeckung dieses Erfordernisses sind die Zollge­­fälls-Ueberschü­sse bestimmt,die mit 15.000-000fl.11111 2,500.000fl.geringer als für das Jahr 1874 eingestellt sind,wo­­nach ein Erforderniß von 92,418.299fl.bleibt. Hievon entfallen zu Lasten de­s ungarischen Staatsschatzes vorerst LØ oder 1,848.365fl.98kr.und die durch die Königreiche und Länder der ungarischen Krone zu bedeckende BO-Quote oder 27,170.979fl901J2kr.,in Stimme 29,018.345 fl881X2k11, um 199.158fl.49V­kr.weniger als die ungarische Staats­­kasse im Jahre 1874 als gemeinsame Quote zu zahlen­ hatte.­­Dem,,Siebenbürgisch-deutschen Tagblatt««entnehmen wir einen bisher unbekannten Nachtrag zu den Erklärungen des Grafen Andrassy im Finanzausschusse der österreichischen Delegation,welcher das Verhältniß der Siebenbürger Sachsen zum Gegenstande hat. ES war am 9. d., als in einer Ausschuhissung der Delegirte Dr. Giskra den anmefenden Minister des Reußern Grafen Julius Andraffy interpeliirte, ob nicht die Bedrängung der Gadfen, die in der montmollenden Theilnahme der deutschen Breffe eine moralische Unterfrügung fänden, in fetter Linie eine Trübung des Verhältnisses zwischen Deutschland und Oesterreich zur Folge haben werde. Graf An­­drasfy antwortete aus­weichend und versicherte ähnlich wie in der ungarischen Delegation, daß die deutsche Reichsregierung der Haltung der deutschen Presse fernstehe. Im österreichischen Aus­­schüsse wurde die Geheimhaltung dieses Vorganges beschlossen. „Reform“ hat hiezu folgende Bemerkungen : Es ist wahr, daß, die Geheimhaltung beschlossen wurde ; es ist nun die Frage: wie konnte das hier Mitgetheilte dennoch in die Oeffentlichkeit dringen, und noch dazu auf einem solchen Ummege über Hermannstadt dur Vermittlung des wüthenden Organs der Sachsen? Die Sache ist einfach, und nachdem fan so viel davon bekannt ist, kann Niemand mehr von uns eine überflüssige Diskretion fordern, kann Niemand das Verschweigen der vom „Tagblatt“ einigermaßen verdrehten Wahrheit verlangen. Zu dieser Mittheilung wird gesagt, daß Gistra den Grafen An­­draffy interpellirte und daß der Lestere „ausreichend” in dersel­­ben Form „wie in der ungarischen Delegation” antwortete. AL’ dies tt­unmahr. Vor Allem müssen wir hervorheben, daß die in der ungarischen Delegation (von Falk) gestellte nterpellation eine andere war, als die in der österreichischen Delegation. Die ungarische Delegation wünschte zu wissen, ob die deutsche Regie­­rung an der Aufreizung der Sachsen Antheil habe oder nicht. In der deutschen Delegation fragte man, ob die Drangfah­rung der Saglen die deutsche Regierung nit der Monarchie ent­­fremde ? Graf Andraffy hatte aber nicht ausreichend geantwortet, sondern hatte den Ungarn gesagt, daß die deutsche Regierung gar seinen Antheil an dieser Ngitation habe; dem Ausschhisse der österreichischen Delegation aber antwortete er, daß die Sache der Siebenbürger Sachsen seine gemein­­same Angelegenheit sei und daß die österrei­­cischen Delegirten mit derselben nichts zu tribun haben. «­­· Die ganze Angelegenheit beruht aber darauf,d­aß dieselben Sachsen,welche die Agitation hier und im AuslandeJnsbesondere aber iit der Presse des deutschen Reiches betreiben,zwei her­­vorragende bgeordnete der deutschen De­legation aufjfuhten und baten, die erwähnte Sin­­terpellation in einer Ausschupfssung der Delegation zu­ stellen. Einer der beiden Delegirten war eben Herr Gisfra und d­erselbe war derjenige, welcher den Wunsch der fähsichen P­etenten in bestimmter Weise abschlug. Der andere Delegirte weigerte sich nicht, stellte auch die Interpellation ; nach der erwähnten kategorischen Antwort Andrasiy’s nahm auch Dr. Gisfra das Wort und äußerte sich in demselben Sinne wie Graf Andrasiy, die Infintation zu vntermeifend, als ob die TÁLAT élése der Gadjen, welche eine ausschließlig ungarische bilde, in dem Ausschüsse der öster­­reichischen­en behandelt werden konnte. Die Mittheilung der sachsischen Blattes ist daher nichts anders als eine vachsiich­­tige Impertinenz gegen Dr. Gisfra, welcher die Sadiisen mit ihrem Graub­en zurückeriefen, sie sogar gegen sie erklärt hatte, weshalb sie fest die Tastlosigkeit der anderen Delegirten dem Dr. Bistra auf den Hals laden, indem sie gefälscht dasjenige ver­­öffentlichen, dessen Geheimhaltung beschlossen wurde. . (Einzelne Nummern 5 Er. in allen Berschleißlokalen.) ,«.--«—.- ---1—.»-- e . Jeichstage. Um 12 Uhr Mittags versammelte si das Oberhaus an dem Borfide des Grafen Johann CE­zi­äfy zu einer funzen sung. . .­­ .. Aus den Minister fautemls hat Finanzminister Ghyczy Blat genommen. . . Jvan Tombor überreicht das Nuntium des­ Abgeord­­netenhauses in Sachen der santtionirten Gesetze betreffend die Aufnahm­­e der zweiten Hälf­te des 153-Millionen-Ansehens und be­­züglich der Abänderung des§.5·7-kG.-Axxxlz1871. Die Gesetze­ werden publizirt und wird das Originals Exem­­­plar dem Archiv einverleibt werden. Präsident meldet eine Petition der Theißbahn an, in welcher angesucht_m wird, es möge ihr für den Fall, als der Bau der Temesvár-Drfovaer Bahn der österreichischen Staatsbahn bewilligt, wird­ die Temesvár-Arader Bahn gegen entsprechende Entschädigung eigenthümlich überlassen werden. Die Erledigung der Petition bleibt bis zu den diesbezüglichen Verhandlungen in Schmelze, und wird die Petition zu jener Zeit der mit dem Ge­genstand sich befassenden Kommission zuge­wiesen werden. Der Präsident wünscht dem Hause glückliche Feiertage und verkündet, daß die nächte Sigung auf dem gewohnten Wege wird bekanntgegeben werden. Schluß der Sisung 11. Uhr. * * Das Abgeordnetenhaus hielt heute um 11 Uhr vor­mittags unter dem Vorsige des zweiten P Vizepräsidenten Karl Torma eine Giltung. Von den Ministern waren Ghyczy und Bittó an­­wesend. Nach Authentisation des Protokolls der jüngsten Ligung überreicht Ministerpräsident Bittó die von Sr. Majestät sank­­tionirten Gefege betreffend die Aufnahme der zweiten Hälfte des 153-Millionen-Ansehens, solwie bezüglich der Abänderung des §. 24 des G.­U. XXXL.1871 mit dem Ersuchen, dieselben mögen publi­­sirt und zu gleichen 3wede dem Oberhause zugesendet werden. Der Präsident spricht dies beschlußmäßig aus, womit die Sigung um­­ 12 Uhr Vormittags schließt. ... s Schlupfigung der ungarischen Delegation. (vom 23. Mai.) _, Der Vizepräsident Ladislaus Szögyenyi sen. die Sigung um 10 Uhr Vormittags. ··· ·Als Schriftführer fungtren:Szell,Pallavic 1111 Bujanovics. ··· · Von den gemeinsamen Ministerien sind anwesend:Graf Julius Andrässy,Freiherr v.Kuhn,·Frikh·err v.Holz­­gethan,Sektionschef Baron Orcz·y,Vizea­dmiral Pöckh. Das Protokoll der gestrigen Sitzung wird verlesen und authentiztrt. · Graf Julius Andrässy:Hochgeehrte Delegation.Nach­­dem Se.Majestät die gleichlautenden Beschlüsse·der Delegationen genehmigt und sanktionirt hat,bin ich so frei,dieselben·achtungs­­voll zu überreichen mit der Bitte, die uisuelle Bromulgirung der­­selben anzuordnen. 7 ··· Zugleich wurdetch durch allerhöchste·nPeschler-Mq1est·at dcx mitbetraut,der Delegation für die patriotiiche Opferwilligkeit, mtit welcher sie selbst unter den schwierigen finanziellen Verhält­­nissen die zur Erhaltung der gemeinsamen Wehrkraft nöthigen Summen vorirte,den königlichen Dank und die volle Anerkennun­g auszudrücken. (Elfenrufe.) · · · Möge die geehrte Delegation mir erlauben,bei diesem­ An­­lasse auch m meinem,wie im Namen meiner geehrtethnisters Kollegen der geehrten Delegation für das überaus ehrenvolle Ver­­trauen und die Zikvorkommenheit,welche sie im Verlaufe der Pers­handlungen uns gegenü­ber an den Tag gelegt,unsern aufrich­t eröffnet tigsten und wärmsten Dant auszusprechen, (Elsen,) er wird das sanftionirte a Budget pro­­mulgirt. P­räsident: Nachdem die Aufgabe vollendet ist, welche in Folge unserer dur das werthvolle Vertrauen der un­­garischen Legislative erhaltenen Mission der ©.­U. XII . 1867 uns auferlegt, findet das Resultat unserer Thätigkeit seinen Ausdruch in der soeben verlerenen Zusammenstellung der im Einvernehmen mit der Reichsrathsdelegation bewilligten Summen für den Be­­darf des gemeinsamen Staatshaushaltes für 1875 und in den von eigen und apolft. königl. Majestät sanktionirten Ber­üffen. Die in denselben enthaltenen·starren Ziffern stellen·wohl große Summen dar,welche,obgleich sie uu drei Millionen­ weniger betragenc als die imqujahre bewilligten,dennoch die­­materielle Kraft bei der Reichsthetle empfindlich in Anspruch neh­­men und auch im nächsten Jahre die Ausbeutung unserer öffent­­lichen Einnahmsquellen in großem Maße nothwendig machen;da aber die vielfachen großen moralischen und materiellen Bedürfnisse und Anforder­ungen der modernen Kulturstaaten nicht nur bei uns, sondern auch in jedem andern europäischen Staate nur durch kostspie­­lige Investitionen,und nicht gewöhnliche Anspannung der materiellen Kräfte der Landesbürger erfüllt werden könnenx,so konnte die Höhe der präkunzierten Summen die Delegation nicht von der Re­­ttrung alles dessen Abschrecke,was zu der im weitesten Sinne aufgefaßten Sicherheit des Gesammtstaates und mittelbar­ unseres theuern Vaterlandes und unter ihrem Schilde zur ruhigen konse­­quenten Fortlegung des friedlichen Werkes unserer moralischen und materiellen Entwicklung als unumgänglich nothwendig er­­schien(Beifall),indem­ sie Beruhiguung und Trost in der begrün­­deten Hoffnung fand, daß die fünftigen Generationen für die em­­pfindlichen Opfer der Gegenwart in den unausbleiblichen Früchten derselben zeichen Cr­at finden werden (Beifall). Zur Erreichung dieses Zweckes haben hauptsächlich zwei Faktoren wesentlichen,entscheidenden Einfluß:die ungestörte Au­f­­rechterhaltung des Weltfriedens und die zweckmäßige Organi­­sation unserer Wehrkraft,ihr angesehener,achtungebietender, schlagfertiger­ Zustand.Den ersteren sehen wir,pwert sich nach menschlicher Berechnung darauf zählen läßt,wenigstens­ für die nächste Zukunft gesichert,nicht nur durch die weltbedeutenden, feierlichen Aeußerungen,welche anläßlich der fürstlichen Besuche laut wurden,sondern auch hauptsächlich durch die selbstbewußte, konsequente,taktvolle Setzung der friedlichen äußeren·Polit·ik Oesterreich-Ungarns·(Beifall),—welche wir mit Beruhigun­g in den Händen jenes­­’patriotisch gesinnten Mannes sehen,dessen Name nicht nur mit den ausgezeichnetesten Errungenschaften der neuen Periode unteres Staatslebens unzertrennlich verbunden ist, sondern auch auf dem weiten schwierigen Gebiete der Entschei­­dung ü­ber internationale Interessen und Verhältnisse in kurzer Zeit die allgemeine Achtung und Anerkennung sich zu erobern­ verstand(Anhaltende,lebhafte Elfen-Ruse.). , Mit derselben Beruhigung können wir den 3meiten datter betrachten, denn unsere gemeinsame Armee kann sich Fühn an Schlagfertigkeit, an heldenmüthigem militärischen Geist mit melde’ anderer Armee immer messen ; wir stehen der Vollendung der neuen zeitgemäßen Organisation und der Erreichung eines stabilen, nur­­ Veränderungen unterworfenen, normalen Friedensbudgets on nahe. Bei der Betirung der zu den erwähnten Zwecken erforder­­lichen Summen hat jedoch die Delegation den traurigen Zustand der finanziellen V­erhältnisse unseres Vaterlandes nicht außer Acht gelassen, ebenso­ wenig wie die ungünstige Situation unseres Han­­dels, unserer Gemerbe und unserer Landwirthlschaft, sowie den Umstand, daß” unsere el ígon febr body angespannt ist. Die Delegation hat daher einerseits den empfindlichen Druck, der in Folge der geforderten Summen bleibenden oder noch anmwach­­enden öffentlichen Lasten erwächst, gemissenhaft erwogen und an­­dererseits die unabmessliche Nothmendigkeit der Hiedurch) zu er­­reichenden Zmede und zu­mwahrenden Interessen und hat nur dort, wo sie die leltern überwiegend fand, die geforderten größeren Summen votirt, während es, wo es ohne Gefährdung oder Schä­­digung unserer vitalen Staatsinteressen möglich war, Hand in Hard mit der Reichsrathsdelegation bedeutende Neduftionen zu erzielen gelang. 39 anerkenne, daß es troß alledem eine bedeutende Summe it, melche unter dem Titel des gemeinsamen Erfordernisses auf Basis der gefeglichen Duote in das ungarische Budget fir 1875 wird eingestellt werden müssen. Wenn mir jedoch dieselbe nicht verringern konnten, so glaubten mir im Gefühle der Erfüllung einer höhbern Pflicht zu handeln, indem wir den Kaffischen bekannten Spruch befolgten: „Vellem equidem vobis placer­, sed malo vos salvor esse, qualicunque erga me animo futuri estis.“ (Lebhafter Beifall.) Nun erübrigt noch, Ministern für ieren verschirme und­ beglück,e unser Vaterland und unser Volk! ma anhaltende, begeisterte Elfenrufe.) (Hört!) Wir haben Em. Ereellenz ‚unseren hochverehrten Präsi­denten allegeit gehorcht ; gestatten Sie nun, daß mir Ihnen bie dieser Gelegenheit nicht gehoch­en. Em. Excellenz wünschen bereit, die Delegation zu schließen , gestatten Sie nun, daß wir uns dem miderießen und dies hiemit verhindern. (Lebhafter Beifall.) « · ·bedauere,daß Ew.Exzellenz,während Sie aller Weltk dze damit gewirkte Anerkennng zollten,eine ihnen sonst immer eigenthümliche Tugend,­die Gerechtigkeit,vermissen ließen.Gu­­statten Sie,dass1ch diese Lücke ausfülle.(Hör­t!Hörtl)Em. Exzellenz haben eines Mannes vergessen,welcher bei den Sisyb­­en,w·o es galt,unsere mit großer Verantwortu­ng verbundenen­erpflichtungen nacgzukommen niemals zu erscheinen veransäumte; dieser Mann — Cw. Erzellenz wird seinen Namen aus Bescheiden­­heit nicht errathen — ist Em. Erzellenz, unser sehr geehrter Präsident,_ der Sie duch­hr sanftes Wesen, Ihr Taktgefühl uns zum Biele geleitet. (Lebhafter Beifall.) 3 " Wir verehren In EmExzellenz nach zwei Richtungen hin unseren­ Führer:in Ihrer Eigenschaft als Präsident und auch in­ ihrem­ Vorangehen mit leuchtendem Beispiel.EmEzellenz blickt auf ein recc­es um Thron und Vaterland verdientes eben zurück und dieses hat uns immer Licht verbreitend vorgeschwebt.Möge. Gott dieses Leben zum Wohle unseres Vaterlandes,unseres Volkes und Königs erhalte1­.(Stürmische Elfenrufe.)Möge der Himm­el dInghreE1w.Exzellenz verdoppeln;möge er gestatten,daßd’ FamilieEw.Exz­ellenz,welche an dem Gebiete der Reichstag und der Delegationsthätigkeit bereits eine so schöne Kraft umd so schönen Willen entfaltet hat,in vollem Glücke die Belohnunghrer­en finden und noch lange glücklich Leben möge!­­Lebhafte jenrufe. Der Präsident erklärt hierauf die Sigung und die Session für geschlossen. (Lebhafte Elfenrufe auf den Präsidenten.) s­­Vagesweuigkeiten. (Se.Majestät)ist heute Mittags"mit Seperats Hofzug nach Wien abgereist.Der Minister deannem,Graf Julius­­ Szapåry,der Obergespan Graf Stefan Szapáry,Ober­­bürgermeister Karl Räth und der Oberstadthauptmann Aleinus Thaisz waren zum Empfangen in Majestät auf dem Bahnhofes erschienen. (Personalien.)Der Minister des Reußermes Julius Andrässy,der Kriegsminister FZM.v.Kuhn,der­ Chef der Marine-Sek­tion Vizeadmiral v. Bo­db, Gestionsgef 0. Srüh und die Mehrzahl der hier meilenden Funktionäre der gemeinsamen Regierung sind heute Nachmittags mit dem Kilzig nach Wien abgereist ; Sektionschef Freiherr v. Hofmann tritt mit dem Nachtzuge die Radreife an. (Graf Meldgior $ónya 9.) Präsident der ungarischen Akademie, wird nächsten Dienstag um 8 Uhr Abends in seinem Diner Palais eine glänzende Soir&e geben, zu welcher die Mit­­glieder des Istituts geladen sind und an der auch die zur Jahresversammlung aus der Provinz hier eintreffenden Akademiker t­eilnehmen werden. An demselben Tage beginnt auch die Jahres­­versammlung ihre Thätigkeit und werden um 5 Uhr Nachmittags Sektionskonferenzen abgehalten werden. :­­ Die Margaretheninsel-Brüder Dieser Tag trat im Kommunikationsministerium unter dem V­orfig des Staats­­sekretär Hieronymi jene Enquete zusammen, melche unter Betheiligung der Delegirten der Hauptstadt und des Baurathes über die Trage der Auffahrten zur Brücke nächft der Margarethen­­insel berieb­. NRüdsichtlich der beiden Ufer wurden alle unwesend­­lten Momente in Betracht gezogen, um genau festzustellen, am vorläufig und blos provisorisch auszuführen und was der Zufunf vorzubehalten sei, endlich welche Expropriationen [don fest unv meidlich und welche die Kosten sind, die von den verschiedenen O­perationen (Ministerium, Hauptstadt und Baurath) getragen u unter diesen repartert werden sollen und dergl. Die getroffenen Vereinbarungen waren in jeder Hinsicht die befriedigendsten und wurden mit Rücksicht auf die heutigen fehmwierigen Umstände vor­­läufig nur die billigsten und ihrer Natur nach unumgänglich not­­­wendigen Arbeiten beschlossen und die kostspieligen Futtermauern der Zukunft überlassen. Auf der Pester Seite wird das Kommu­nikationsministerium eine geringere Gepropriation auf eigene Kosten bemwerkstelligen, ebenso wird die Aufschüttung und Pflasterung auf der Donner Seite abgemacht. Was jedoch hier bei der Höhe­­ am Anfehl der. Zeitroman von Mar Ning. 36. Fortlegung. KT, Buch. Wie Sarah war an Gabriel von den­ widersprechendsten Empfindungen bei dem Anbli seiner Tochter bewegt, überrascht von ihrer jugendlichen Schönheit und von ihrem Verstand, bezau­­bert von ihrer angebornen Anmuth, zugleich befremdet und verlebt von ihrem zurückaltenden , fast ablehnenden Wesen , von­­ ihrer scheinbaren Kälte und Sprödigk­eit. Gy hatte von ihr ein zärtliches­ntgegenkommen, eine un bedingte, freudige Hingebung, eine überströmende Liebe und das innigste Vertrauen erwartet ; statt­dessen fand er einen unvermuthe­­ten Widerstand, eine abweisende Selbstbeherrschung, ein Frontendes Mißtrauen ; an der Stelle eines willenlosen, gehorsamen und dank­­baren Kindes eine vollkommen klare , selbständige und bemüßte Jungfrau, eine Anklägerin und Richterin seiner Handlungen. Wider Willen sah sich Gabriel gezwungen, weit eingehender und offener, als er ursprünglich beabsichtigte, seine­­ Verhältnisse ihr darzulegen, sie in seine jebige, eigenthümliche Lage einzumeihen, um ihre Vorurtheile zu bekämpfen, ihren Verdacht zu beschwichtigen. Schweigend, die weißen Hände auf den wogenden Rufen gepreßt, als wollte sie das laut pochende Herz festhalten, hörte sie seine Bekenntnisse, die Erzählung seiner inneren und äußeren Kämpfe, die von ihm angegebenen Gründe seines Webertrittes zur christli­­chen Religion, seine Zerwürfnisse mit dem orthodoxen Großvater und seine Trennung von der guten, ihmwahen Rahel, welche das Herz der geliebten Mutter brach. Kein Wort, kein Biid, kein Zeichen der Liebe oder des Hafses, des Zornes oder der Vergebung verrieth, mas in der Seele des seltsamen, frühreifen Mädchens vorging, so lange er mit fi­­ Cider Rührung zu ihr sprach. Nur zumeilen flog ein düsterer Schatten über die weiße Stirn, zudte ein heller Blick aus den dunklen Augen, stahl sich eine heimliche Thräne über ihre bleichen Mangen, während ein unbeschreiblicher Schmerz, eine unaussprec­­h­he Trauer ihr gepreßtes Herz durchschauerte. „Du weißt nun Alles,“ íclok Gabriel seine ergreifende Mode. „Ich habe Dir nichts verschwiegen und hoffe, daß Du fest die Handlungen Deines Vaters milder beurtheilen ‘und eine bessere Meinung von mir und meinem Charakter haben wirft, als Dir die Leidenschaftlichen Anklagen und fanatischen Beschuldigungen Deiner gehässigen Uebertreibungen in bisherigen Umgebung gestatteten.Bei Deinem klaren Verstande wird es Dir nicht schwerfallem die die lügenhaften Gerüchte und falschen­ Angaben über mich zu durch­­schauen.Wenn ich auch mich nicht von jeder Schuld frei sprechen kann und will,so frisst doch ein ebenso schwerer Vorwurf die Personen,welche mich durch ihre Unduldsamkeit und ihren­ unver­­ständigen Eifer zu diesem schweren Schritte drängten.Gott allein weiß,wie sehr ich gekämpft,mit mir gerungen und wie schmerzlich ich durch den Tod Deiner guten Mutter gelitten habe. Wenn sie mich in diesem Augenblick hören kann, so wird sie mir gewiß ver­­geben, nachdem ihr Geist längst die Wahrheit erfannt, daß nicht ich, sondern nur eine Verkettung unglückkeliger Ereignisse ihr und­­ mein Unglück verschuldete.” Die würdige,milde Sprache ihres Vaters,seine offene Darlegung der Verhältnisse,die von ihm angegebenen Gründe, dern Wahrheit ihr vollkommen einleuchten mußte,vor Allem­­ Zauber seiner P­ersönlichkeit verfehlten nicht ganz den Eindruck auf ihr empfängliches Herz.Nachdem sie ihn gehört,vermochte sie ihn nicht mehr zu verdammen,wenn auch manches Bedenken,mancher schwere Zweifel in ihrer Seele sich unwillkürlich noch regte und die Freude über seine Gegen­­wart trübte. „" danke Dir," sagte sie bewegt, „daß Du an mich gedacht hast und zu mir genommen bist.” „Schon seit langer Zeit,“ verfegte Gabriel, „habe ich mich mit Dir und Deinem Echidial beschäftigt, wie Du von meinem Freunde Gottschall erfahren haben wirst. Leider hinderten mich meine vielfachen Geschäfte und wichtige Nachsichten, früher Dir den Beweis zu geben, daß ich Dich nicht vergessen habe. Die durch den Professor versuchte Annäherung scheiterte leider an dem Wi­­derstand Deines Großvaters, der Dich meinen Nachforschungen entzog. Ich sah mich genöthigt, das Vorurtheil des alten, unwirdi­gen, aber fanatischen Mannes zu sehonen, und mollte ihn nicht zum Yeußersten treiben. Außerdem wurde ich Durch schwere, häus­­liche Sorgen gerade damals fast ausschließlich in Anspruch genom­­men, so daß ich m­einen Vorfaß nicht sogleich ausführen konnte und mich gedulden mußte. ALS ich aber von meinem Freunde den Tod Deines Großvaters. Deine jegige Hilfslosigkeit erfuhr, da hielt mich länger Nichts von meiner Pflicht zurück, und nun bin ich gekommen, um zu sehen, was ich für Di und Deine Zukunft thun kann.” „Ich bin nicht so verlassen, wie Du fürchtet,“ entgegnete Sarah Schüchtern. „Mein Onkel Zofer hat mir ein Zuflucht in seinem Hause angeboten, die ich gern angenommen habe. Wenn Du nicht? dagegen tast, so möchte ich künfzig bei ihm bleiben.“ „Das geht nicht,” ermwrderte Gabriel Fopf schüttelnd: „Ich habe mir vorgenommen, Dir eine meinem Rang und meinen Ver­­hältnissen entsprechende Erziehung und Stellung zu geben. Du darfst nicht länger in Deiner bisherigen Umgebung vermeilen, die­­ Dich nur in Deinen irrigen Anschauungen und Vorurtheilen bes­­tärkt. 34 kann Dich nicht in einer jüdischen Familie, nicht in einem Hause lasfen, wo Dir jede höhere Einsicht, jede Erkenntnig des wahren Heils verschloffen bleibt, da ich meinem Herrn und Heiland verantwortlich für Deine Seele bin.” „Um Gottes willen !" rief Sarah erschrocen. „Was verlangst Du von mir?" „Nuf Dein Bestes, nur mal meine Pflicht und mein Ge­wissen mir gebieten, nur Dein wahres und alleiniges Glück. Ich bin deshalb entschlossen, Dig zunächst in eine s­chriftliche Pension zu bringen, wo Du einige Jahre unter der Aufsicht einer eben so ehrenwerthen als frommen Dame Deine Erziehung vollenden und Deine bisherigen Serthümer ablegen sollst. Erst wenn Du zur Er­kenntniß des Gvangeliums gelangt, wenn Du, wie ich von Dir erwarten und hoffen darf, Dir die högste Bildung angeeignet, werde ich Dich als meine Tochter öffentlich anerkennen und Di in mein Haus aufnehmen, wo Di ein liebevoller Vater, eine zweite Mutter, theure Geschwister, die eine schöne, glücliche Zu­­kunft erwartet.”­ie » Bet«äirbt und entsetzt,als hätte sich plötzlich ein schwarzer Abgrund zu ihren Füßen aufgethan oder ein unerwarteter Schlag von theurerhand sie getroffen,starrte Sarah ihren Vater an, der keine Ahnung von dem­,heraufbeschworenen­ Sturm zu haben schien.Mit einem nur zu rauhen,raschen Griss hatte er all ihre Träume von väterlicher Liebe, alte zarten Keime und Blüthen ihres Herzens zerstört,ihr kaum befestigtes Vertrauen von Nettem tief erschüttert, ihre heiligsten und reinsten Gefühle gemaltsam verlegt. Wer gab ihm das Net, über ihr Gefihl unoi­ltürlich zu verfügen, sie wie ein willenloses Kind zu behandeln, nachdem er sie hilflos verlassen ? Hatte er nicht alle Bande gelöst, jede mensche­liche Pflicht gegen sie verlegt und sie lange Jahre dem Zufall preisgegeben ? Und jebt verlangte er von ihr, daß sie ihm blind­­lings folgen, ihm ihre Mederzeugung, ihre heiligsten und schönsten Erinnerungen opfern, die einzigen Menschen, an denen ihr Herz hing, aufgeben, ihre Verwandten, die ihr stets mit aufopfernder Liebe entgegengekommen waren, zurückstoßen, den Glauben ihrer Mutter verleugnen, den ihrem Großvater gegebenen Schmur brechen sollte. „Nein, nein!” rief sie mit fester, troßiger Stimme. „Ich werde mich nicht taufen lassen ; ich will seine Christin werden.” Obgleich doch die Heftigkeit ihrer energischen Weigerung überrascht und verlegt, suchte Gabriel das aufgeregte Mädchen zu beruhigen. Nicht nur Sarah’s Gesicht, sondern ihre ganze Um­­gebung erinnerte ihn nur zu sehr an jene lebten, schmerzlichen Auftritte mit ihrer verstorbenen Mutter und geboten ihm, ihre Vorurtheile zu Ihonen „IS fordere seineswegs“, sagte er mild, „daß Du Dich so­­gleich ohne Prüfung entscheiden sollst. In der Pension wirst Du hinlänglich Gelegenheit finden, Dich mit den Wahrheiten des E­vangeliums bekannt zu machen und ich z­weifle nicht, daß Du mit der Zeit den einzig richtigen Weg zu Deinem wahren Glück und zu Deiner Seligkeit finden wirst.“ Auch der Professor, der bisher stillgeschwiegen, hielt sich feßt verpflichtet, den befümmerten Freund mit seiner Beredsam­­keit zu unterfrügen und die widerstrebende Sarah durch eine mit romantischer Weberschwenglichkeit reich ausgestattete Vorlesung über die Vorzüge des Christenthums zu belehren, nur den entgegengefesten Erfolg hatte und Sarah in ihrem Trot bestärkte. Ebenso wenig vermochten die zwar ernsten, aber noch immer freundlichen­­ Vorstellungen des Vaters ihre unbeugsame Hartnädig­­keit zu überwinden. Seine Gründe und Ermahnungen, selbst seine ‚Bitten und Beschhörungen prallten machtlos an ihrem festen Willen, an ihrer eisernen Beharrlichkeit ab. Wenn der Professor begeistert die Segnungen des Christen­­tribums pries, zuchte ein ungläubiges Lächeln um den stolzen Mund, und wenn Gabriel von seiner väterlichen Liebe sprach oder sie an ihre kindlichen Pflichten mahnte, sah sie ihn mit sehmerzlich vor­­wurfsvollen Bliden an. In ihren Mienen und in ihren Worten, in ihrer Haltung, wie in ihrem ganzen Wesen verriet d­ei jene eigenthümliche wunderbare Mischung, von kaltem Beistand und glühender Leiden­ Schaft, von Starrem Treu und frommer Gl­aubenstreue, melde einst eine Judith und Deborah, die Heldenmweiber des alten Te­staments, besfeelte. — ,,Ich habe«,sagte sie düster,,,an dem Grabe meiner Mutter dem verstorbenen Großvater geschworen,daß ich mich nie tausen lassen werde.“ : „Sin folder Did", ermiderte Gabriel streng, „it ungiftig und kann Dich nicht binden. Nur Dein Vater k­ann über Deine Zukunft, über Deinen Verkehr und über Deine Religion bestim­­men; mir allein fouldest Du Gehorsam und Liebe.“ „Du vergißt nur, daß ich seinen Vater hatte, daß ich meinem Großvater Alles danke; er hat mich geliebt, für mich gesorgt, an meinem Bett gemacht, wenn ich Evant mar, mich erzogen und" ber fhüst. Mein guter Onkel Sofef war der Freund meiner Lage der mich auf seinen Händen getragen, mit mir gespielt und mir fortwährend mit Bemeisen seiner Zärtlichkeit überhäuft hat. Die Verwandten meiner Mutter haben mich ernährt, gekleidet und mich unterrichten lassen." Jedes ihrer Worte Klang mie ein bitterer Vorwurf un mußte den schon verlegten Gabriel nur noch mehr erzürnen, so daß er nur mit Mühe seinen aufsteigenden Unwillen bekämpfte „So habe Dir bereits gesagt,“ entgegnete er ungeduldig, „daß mir damals die Verhältnisse hinderten, meine Pflicht 3 thun, daß es mir nicht möglich war, für Dich zu sorgen.” „Ich wußte nicht,“ fuhr Sarah unerbittlich fort, „daß mein Vater lebte und mußte glauben, daß Du gestorben mwärest, übertrug deshalb meine Liebe auf meinen Großvater, auf mie Verwandten; ich theilte ihre Freuden, ihre Schmerzen, ihre Hoffnungen und ihren Glauben. Grft nach langen, langen Jahren erfuhr ich, daß ich noch einen Vater habe, und nun bis Du endlich selbst genommen und forderst von mir, daß ich da. Alles vergessen, mit einem male alle meine Erinnerungen um­ Empfindungen, die tief in meinem Herzen eingeschrieben sind, ausz­leihen, meine besten Freunde verlassen, meine Liebe, meinen Glau­­ben verleugnen soll." ,,Dafür aber biete ich Dir fest den reichlichsten Ersab,­di Liebe Deines Vaters,die einzig wahre Religion.«" »Ich fürchte«,sagte sie traurig,»daß das jetzt zu spät« Wäre ich noch ein kleines Kind und hättest Du früher arm gedacht,mich zu Dir genommen,so würde ich gewiß mit Freude Dir gehorcht haben. Ich bin unterdeß groß geworden und habe Manches gelernt und erfahren, was Deinen Ansichten widerspricht IH Tann und werde niemals glauben, daß Deine Religion be daß nur ein Christ selig werden kann, daß tt all die meinige, meine Verwandten darum verdammt sind, weil sie zu dem­­ Israel’s beten und nicht den Gekreuzigten verehren. Ich werde niemals glauben, daß Gott einen Sohn hat, der vom Tode aus­erstanden ist und die Welt von ihren Sünden erlöbt hat, daß mei Seligkeit davon abhängt, daß ih­r „Genug“, unterbrach sie Gabriel heftig. „Du wirst das Alles exil begreifen und fasfen, wenn Dich, wie ich hoffe und vo ganzem Herzen wünsche, die Wahrheit des Evangeliums erleuch­ten, die Gnade des Herrn Deinen Geist erfüllen wird. Es ist meine Pflicht, Dir den Weg des Heils zu zeigen, und deshalb wirst Du noch heute mit mir nach Deiner Pension reisen, wo Du so lange bleiben sollst, bis Du würdig bist, in die christliche Gemeinschaft und in mein Haus zu treten.” ,,Du wirst und kannst mich ni­cht zwingen,gegen mein Ueberzeugung zu handeln. 39 werde nicht meinen guten Onkel verlassen und niemals eine Christin werden.” ,,Treiben­ich nicht zum Aeußersten",­drohte er erzürnt.­­­»Ich könnte sonst von meiner väterlichen Gewalt Gebrauch machen«« und thun,was Dich gereuen würde.«· Mit gerötheten Wangen und flank­enden Augen,dies Lippen fest zusammengepreßt,die hochgeschwungenen Augenbxa«­«­­zusammengezogen,stand Sarah ihrem überraschten und entrüste­ten Vater gegenüber,ein Bild fester Entschlossen­heit und unerst schütterlicher Energie. „Zödte mich“, rief sie, hingerisfen von ihrer Fertigkeit in ihrem Troß. „Zödte mich, wie Du meine ame Mutter gemor hast am heiligen Versöhnungstage.” (Fortlegung folgt:) 7 · was jedoch ‚ , · « ’ ·.­­s, 3 . 7. 2

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