Pester Lloyd - Abendblatt, Juni 1880 (Jahrgang 27, nr. 123-147)

1880-06-30 / nr. 147

rer ! W.—-Ä ER en - x = f ” 3 | 5­ 7: Be 1880. — Ar. 147, d j - (Einzelte Nummern 3 Er. in allen Berichteißlokalen.) « | Mittwoch, 30. Juni. »i-· Bu­dapest,30.Jth­i. =Wer m Alles nach dem Progr41n 11ne verkauft,so wird heute,längstens morgen die Verliner Kost­­feren­z ihre Schlußsitzu­n­g halten.Die Entscheidungen der Konferenz werden in der Form­,eines Schlußprotokolls oder Finalaktes durch das Präsidium den Mächten,welche Theilk­ehmer der Konferenz waren,übermittelt­ und von diesem­ 11 gleichlautenden Noten der­ Pforte und Griechen­­land mitgetheilt werden.Man darfwohlsagen,daß die eigentliche Arbeit und die eigentlichen Schwierigkeiten jetzt erst beginnen werden.Die Konferenz war sozusagen ein Mann-log-Eg hatte mit derselben nur die eine Partei­— nennemem sie Griechenland,nennen nun sie Europa­— das Wort.Nun kommt auch die­ Pforte zanort und da wird es sichertweise 11, sanft verlaufen wird.Es liegt unzweifelhaft eine gewise Beruhigung darin, daß auf der Konferenz die Einheit und Einmüthigkeit der auf derselben repräsentirten Signatar­­mächte hergestellt wurde; die Beruhigung wäre eine voll­­ständige, wenn diese Dinmü­higkeit der Anschauungen sammtliche Signatare des Berliner Vertrages, zu welchen wohl auch die Pforte gehört, anfafsen würde, a... De Berichte aus Konstantinopel, die heute vorliegen, zeigen, daß Osman Bajha es mit seinen Bestreben, die Türkei von allen fremden, europäischen Ele­­menten zu purifiziren, grausam ernft nimmt. Da ist vor S Jahressitz in Adrianopel ein Gendarmen-Korps etablirt worden. Da einzige in der ganzen Türkei, welches sich seiner Aufgabe gewachsen zeigte und in der That Leben und Eigenthum im Bilajet wirks­am zu fchnigen vermochte. Es stand aber auch ein tüchtiger Mann an der Spike Die­ses Korps, der englische Oberst Blunt. Nun hat Osman Bajcha seinen Sinn darauf gefeßt, auch diesen­ tüchtigen und bewährten Offizier jenes Bollens zu entfegen. Die Bevölkerung von Adrianopel ist darob in großer Unruhe und hat Petitionen nach S Konstantinopel gefhicht, um den Oberst auf seinem Boften zu belassen. Auch der Gouver­­niur des D­ilajets, Menj Pascha, machte Vorstellungen in diesem Sinne; allein bisher war Alles vergeblich. S­azi Dosman Bafcha beharrt auf seinem Sinne und stößt so nicht blos die Europäer, sondern auch die Türken vor den Kopf. Der­ Sultan selbst scheint für so ernste Dinge seine Aufmerksamkeit zu haben ; er war in den legten Lagen zu jeher von der Affaire des Harems, des depoffedirten egyptischen Vizekönigs in An­spruch genommen. Der Hergang dieser Affaire ist in seiner Art so ammsant und so charakteristisch, daß sie auch eine umständlichere Darstellung verträgt. Die Sache nahmn damit ihren Anfang, daß der verbannte Vizekönig Ismail Pafıa ‚vor einiger Zeit bem­ Sultan telegraphirte, seine Lage in Neapel habe sich sehr unangenehm gestaltet, einige Damen seines Haushaltes seien zum Christentum­ übergegangen, um den Beschränkungen, die ihnen ihre Religion auferlegte, öft­­ entgegen. Er d­ünsche deshalb seinen Parent nach Kairo oder Konstantinopel zu senden. Se. Majestät der Sultan erhob Einwendungen dagegen, daß der Haven nach Konstantinopel gebracht werde, er willigte jedoch im dessen Entserdung nach Kairo und telegraphirte Iuftruftionen in diesem Sinne an den jungen Khedive Tewfit Pascha. Dieser aber lehnte es ab, die Damen seines Vaters aufzu­­­nehmen ad seine Weigerung wurde nach Neapel mitgetheilt. Seynın­­­gi­s-« «­­­»Es­mele Pindja wandte sich Hodann 1111e 111er Noth­anden eif-ul­.JL-1111:1,den höchsten kirchlichen Würdenträger­ in­­ Tü­rkei,mit der­ Frage,ob einsehalif das Recht habe, ’d’askwichcc­cnhcilutusekumuischcrJsrauen dadurch zu gefährden,daß sie gezwungen werden,im Dar-a l-Hkasb,d.h. irthuxde der Ungläubigen samt­ bleiben-Der Scheik-Ith- Islam gab auf diese Frage keine Antwort,denn nach den geheiligten Gesetzen wäre er verpflichtet gewesen,gegen den Sultan zu entscheiden und an mil Nascha würde­ ille dann die weitere Fmge vorgelegt haben,ob ein Khalif, spehct­er gegen die heiligen Gesetze der 11dle,nicht zu entthro­­nen sei. Der Sultan selbst fühlte sich jehe beunruhigt, daß seine geistliche Autorität in die Affaire gezogen wurde u­nd suchte einen Ausweg aus­ den Schwierigkeiten... Ismail Pasha aber, des Wartens müde und wohl auch von dem Wüunsche geleiten, dem Sultan, der ihn ent­thront, eine Verlegenheit zu bereiten, brachte seine Familie auf den Bord eines zu­­ diesem Zivede gemietheten italienis­chen Dampfers und sandte sie, troß der­ Juftımation, d­­ie dort nicht aufgenommen werden würde, offem weiterd nach Konstantinopel. Der Dampfer mit der galanten Ladung kam am 18. Juni vor den Dardanellen an. Dort wurde er angehalten und eine Yacht des Sultans war bereit, die Damen nach Solo oder Lemnog zu bringen Die Damen aber, sowie die beiden jungen Söhne des Khedive und Matib. Bargja, die ss gleichfalls an Bord befanden, wei­­gerten sich, dem italienischen Dampfer zu verlassen­nd der Kapitän erklärte, daß er Frontrastlich verpflichtet sei, seine Ladung erst in Konstantinopel abzufegen. Der Minister für auswärtige Angelegenheiten befürchtete internationale Ber­­wiclungen, feste sich rasch mit der italienischen Legation in Verbindung und nach einem regen­­ telegraphischen Verkehr zwischen­ der Pforte, der­ italienischen Legation und den Dardanellen, ward schließlich ein Arrangement dahin ver­­einbart, daß die Damen“ nach ihrem Wunsche nach Soio oder­ Lemnos gebracht, im Falle­ ihrer Weigerung aber nach Neapel zurü­ktransportirt werden sollen. RatiV Bardgja und den beiden Bringen aber wiurden überhaupt untersagt, auf ottomanischenm Boden zu landen, ob auch der Dialog suchte und — Die im verfroffenen Monat mit Bezug auf die Einver­­leibung der Militärgrenze zwischen der ungarischen Regierung, dem gemeinsamen Kriegsminister, dem Militärgrenz­ Kommando und der Txvatisschen Landesregierung aufgenommenen. Verhandlungen sind — nag . Egget." — bereits so weit gewichen, daß das Ministe­­rim — machtdem nun auch die Modalitäten der Uebernahme und der Einrichtung der Finanzverwaltung festgestellt sind — in der Lage fein wind, den diesbezüglichen Gelegentwurf dem Abgeordneten­­hause noch im Laufe dieses Jahres zu unterbreiten; die Regierung werde sich um so mehr beeilen, diese Vorlage zu erstatten, als sie dies dem Banıs und den Führern der Agramer Regierungspartei ete­nchieden versprochen haben soll.­­ a WW . t ® s Wagesweuigkeiten: Meber Roleman Tóth) können wir Erfreuliches melden; sein Zustand ist in fortwährender Befreiung begriffen. Von den gefährlichen Unfällen der verlegten Woche hat er sich bereits fast ganz erholt; er Zon verfirt heiter mit feiner Umgebung, liest Blätter und hegt den Wunsch, in eine Sommerfrische zu über­­siedeln. , Die allgemeine Theilnahme und das Antereffe, das ihm von allen Seiten zutheil wurde, hat jede wohlthuend auf ihn ge­­mmvít; besonders erfreute ihn­ die zarte Aufmerksamkeit seiner Vaterstadt Baja. "Die­ Voten eines vaterländischen Dichters bettelt) Unter dieser Medersgrift brachten wir in anserem Sonntags:Drorgenblatte eine­ schlichte, aber der Wahr­heit entspregende Schilderung der entfeglichen Nothlage, in welcher sie die Tochter des verstorbenen Dichters Franz v. Csahar befindet. Wir wagten es nicht, einen direkten Appell an das Exrbarmen tie­ferer Zefer beizufügen, da wir­ deren Mildthätigkeit in mebterer Zeit häufig genug in Anspruch nehmen mußten. Mit inniger rende Konstativen:wir, daß es eines solchen Appels gar nicht bedurfte. Heute kommen und mit der Zotalpost von unbekannter Hand — Der Brief ist nur mit einem P­­amtergeigner — für die arme Frau fünfundzwanzig Gulden zw Mir haben, diesel­­ben sofort ihrer Bestimmung zugeführt, dem unbekannten Menschen­­freunde aber, der seine Wohlthaten in so edler anspruchsloser Weise übt, der Hiemit im Namen der Unglücklichen, deren er sich erbaute, der herzlichste Dank abgeflattet. Budapester Sc­h3-Millionen-Anlehen.­ Der Magistrat lebte in seiner heute Mittans gehaltenen Lisung als Termin für die Ginreihung von Offerten auf das Sch3-Millionen­­- Anlehen den 19. Juli 1880, Mittags 12 Uber, fest. Wie wir bereits in unserem Samstag­ Morgenblatte mitzutheilen in der­­ Rage waren, sind die vom Munizipal-Ausschusse vereinbarten Lizi­­­tations-Bedingnisse von der Regierung ohne jede Abänderung ge­­nehmigt worden. Diesen Bedingnissen zufolge sind die Badien längstens Tags vor der DOffertverhandlung, also bis zum 18.J­u­li­­ 1880, Abends 6 Uhr, im städtischen Depositenamte zu hinter­­legen. Die Eröffnung der eingereichten­­ Offerte erfolgt sofort in öffentlicher Sigung dur die F­inanzkommission, worauf noch am selben­ Tage der Magistrat zur Entgegennahme des Berichtes über das Ergebniß der Offertverhandlung zusammentritt. Der Muni­­zipal-Ausschuß wird wahrsceinlich Tags darauf oder bo­ längstens am zweiten Tage in außerordentlicher Sagung über die Annahme, der Nichtannahme des höchsten Anbots entscheiden.­­ anstrengender Arbeiten. uns von­ Heren (Für­ die Abgebrannten in Homonna) sind Dr. Andreas Wagner 5 ff. zugelongen, die wir der Bestimmung zuführen werden. Peter und Paul) Für uns in Ungarn ist Peter und Paul nicht nur der Tag der größten zwei Apostel-Gestalten, sondern zugleich der Eröffnungstag einer langen Neihe wichtiger. Er bedeutet in vielen, und gerade in den ertragreichsten Theilen des Landes offiziell den Beginn der Ernte. Wenn auch der Schnitt sich je nach dem Neisestand des Getreides manchmal verzögern mag, so beginnt derselbe doch sozusagen in b­esi mit dem Tage nach Peter und Paul. Um Alföld steigen um diese Zeit aus den unfruchtbareren Gebieten, aus dem­ Gebirge, endlose Züge von Schnitten nach den reichen Ebenen hinab; Männer, Meister, Kinder, ganze Dorfschaften ziehen aus, Arbeit und Brod zu fugen, die Männer die Senfe auf der Schulter und die charakteri­­stische, aus weichen Holz roh geschnigte Büchse an der Hüfte, welche den Wesstein zum Schärfen der Senfe und das „Dengelzeug“ ent­hält, einen kleinen Amboss mit einem Hämmerchen zum Bläten der 1 á ö Scharten an der Sensenklinge, die Weiber mit der Sichel in der­­ Hand, einen Bad mit Proviant und allenfalls in einen Säugling in einem groben Leinentuche auf den Naden gebunden. Die Kinder ziehen auf dem­ Marsche singend und jauchzend hinterdrein, ruft wie­­ sie Später bei der Arbeit hinter den Schnitterpartien dreinschwärmen, die verzettelten AXehren aus den Stoppeln zu lesen. Die Doroz3«­maer zogen ehedem viele hunderte von Pferden stark aus, um als Treter im Drufh oder als Getreidefrächter Brod zu suchen; die Dreshmaschinen und die Bahnverbindungen haben diesen Erwerbs­­zweig seither einigermaßen reduzier. Alles strömt den großen Zentralpunkten zu, an denen die „Schnittermärkte“ gehalten werden. New-Arad, Detta u. A. sind die Emporien, an bei­en sich das ganze Banat mit Ernte-Arbeitern versorgt. Die markigen Gestalten der Sspand und, Gutsverwalter mit den formen­­gebräunten Gesichtern, die [eere silberbeschlagene Meerschaumpfeife in der Hand mit dem typischen „Kostek”, dessen bimte Niemen­­fransen aus der Stadtarche baumeln, füllen die Pläbe und Garsen und treffen­ ihre Wahl unter den Arbeitern. Man alkordiirt um den n­ibt , um einen bestimmten Antheil an der Ernte; jeden neunten, zehnten, zwölften Kübel, je nachdem das Getreide [chwächer oder er­­giebiger zu schütten verspingt; oder um fixen Lohn, drei, vier, auch­ jede Gulden nach dem od, je nachdem das Geströhe stärker und dichter steht, also die Arbeit mühevoller wird. Die Bartie, die einen Akkord gefunden­­ hat, bricht singend auf, um oft nach zweis, drei­tägigem Marsch die Befigung zu erreichen, sich auf dem Felde einst­­weilen Häuslich einzurichten und die volle Neife des Getreides zu erwarten. E83 ist ein saures Stück Arbeit, dem die Leute entgegen­­ziehen. Eine niedrige, aus Zweigen und Stroh primitiv errichtete Hütte mitten im Felde bietet nach der schweren Tagesarbeit in der glühenden Sonnenhige den einzigen, sehr fraglichen Schuß gegen die em­pfindliche Kälte der Naht, gegen Sturm und alle Unbill des sannenhaft mechselnden Wetters. Hier flieht sich die ganze Familie in der einzigen luftigen Zeinenkleidung,­ die sie, oft noch durch­näßt von einen plößlicher Som­merlichen Negenschauer, am Leibe trägt, zur Nähe nieder. Die Nahrung it desgleichen eine primitive , ein Pfund Sped, ein Laib Brod, ein halbes Pfund Salz, eine halbe Maaß Branntwein, das ist der Braviant, den die Guts­­herrshhaft liefert; fügt der Kastner no einige Zwiebel und etwas Paprika Hinzu, so­ hat er ein Medriges geb­ar. Davon leben die Leute bis in den August hinein, und dann Häufig: noch weiter, denn Viele verbingen sich in den Drush, an die Maschine alle Mühsal; der Gesundheitszustand ist unter den vielen Ta die also ihr Brod gewinnen, in der Regel kaum schlechter, als um normalen Verhältnissen. — ’­·« Ja,es liegt ein­ starkes Stückeealismus mit­ den Grntebilde unserer Maler, auf denen dem hochbeladenen Wagen gepußte, mit welches jeufst: D da [ebe Sonn’ Mad dich davon! Wie it der Tag so lang, Wie tt der Lohn so kauf — D du liebe Sonn’ Mad vid davon ! lite allgu oft mag sich uns die [ebe Sonne nigt davon machen; fonstantes schönes Wetter ist ein Haupterforderung gedeihlichen Ernte. Der gestrige Peter und Baul-Tag hat heurige Schnittkampagne mit prachtvoller Witterung in Auguri hoffen wir, der Schöne Tag sei ein gutes Omen gewesen. Möge der rinnen, das ganze Lande harst ja seit Jahren sehnsüchtig eine gesegneten Ernte! es. pedes brach einzmwei und er machte sein Vehikel einem Wiener Mi­shinisten an Neparatne übergeben, der es bald fertigstellte, so? Zmertyeh schon um 2 Uhr Nachmittags seine Tour nach PBrepbi fortfegen konnte, wo er nach fünfstimmiger Sahızeit, begrüßt Naderklub und den Sekretär des Budapester Athletic-Klub, cegh nur, anlangte und im „Hotel grüner Baum“ jen Dura nah. Smerty i­st gesund und unwohlbegabten und zeigt seine Spu­ren der Ermüdung. Gestern feste er seine Reife fort und hofft am 1. Juli Früh in Budapest ru­fen. — Span Zm­ertud hat telegraphischer Meldung gemäß heute um 7479 Uhr Morgens Kor­morn verlassen. Heute Mittags­st an den Präsidenten 968 Athletic Klubs, Grafen Mar Gíterházy eine Devejhe­imeri eingetroffen, in welcher Zmertyd seine Ankunft Budapest — wenn ihm unterwegs sein Unfall widerfährt schon für heute, 5 Uhr Nachmittags, bei den AUltofner Maunb­bshranfen in Aussicht ftell Bei der Ankunft, dem Velocipede-Neffen den Zmertych, welcher dem Dbrigen gemäß die Reife von Komorn nach Budapest per Velocipede in neun Stunden zu machen gedenkt, werden der­­ Präsident des Athletic-Klubs, Graf Mar Esterházy Gerfelbe ist heute aus Totis Hier eingetroffen), Ober-Stadthauptmann Alerius v. Thal und zahlreiche Mitglieder des Athletic-Klub( anwefend sein, 7 Polizeinachrichten) Der 24 Jahre alte Schneidere­geselle Zosef Rosensweig (aus Halad) begleitete gestern Abends gegen Mitternacht die 18jährige vazirende Magd Sofie Bariafa durch die Stadtwäldchen-Allee nachbhanje. In der Allee febte sich das Paar auf eine Bank. Bald hernach erlctien dort eine aus 3 Männern bester­bende Gesellschaft und fragte, ob Notenzweig nicht einen rothhaarigen Mann vorübergehen gesehen habe? AlS Notenzweig diese Frage verneinte, erhielt er von Einem aus der Gesellschaft eine Ohrfeige, wonach er auf die Bank niedergebräch, sein No aufgek­öpft und er seiner Brieftasche mit 12 fl. beraubt wurde. Sodann sehlng Die ganze Gesellschaft mit Stöden auf ihn los und es wäre ihm n och weit Schlimmer gegangen, wenn nicht der Kellner Anton Klemm erschienen­ wäre, der die Angreifer, welche rasch auf einen Omnibus sprangen, verreichte. Während Notenzweig von diesem Vorfall bei der M­olizei die Meldung machte, wurden die Brüder Vinzenz Heil (Sleifchhanern), Franz Seil (Keller) vorgeführt, die in der Allee verhaftet worden waren. Diese wurden mit N­ofenzweig konfrontirt, welcher in den verhafteten auch zwei seiner Angreifer erannte. Nofenzweig erhielt. Solche zwei Beilegungen am Kopfe, dah­er in das Spital gebracht werden mußte. Die Brüder Heil blieben in Haft. — Gestern Abends geriet­ an der Gele der Nadialstraße und Seldgasse der 38 Jahre alte Taglöhner Georg Babel mit­ jener Shonkubine, der 29 Jahres alten Elisabeth­­ Sesly in Streit, bei welter Gelegenheit Dee dem Babel eine Dosis: Paprika in die Augen schleuderte. Die Thä­­terin wurde verhaftet, jedoch auf die Fürbitte ihres Geliebten und weil sie Mutterpflichten zu erfüllen hat, vorläufig wieder entlassen Aus Szegedin­ wird unterm 29. Juni berichtet. Der gestriger Tag war für Szegedti sehr mathenreus. Eine­ ganze Neihe von Unfällen trug sich zu. An der Rochus-Ofner Land­straße wurde das Haus von Sofef Blassovics demolirt. Dieber stürzte durch V­erschulden des Arbeitsleiters das Gebäude ein 10 der Unternehmer sowie dessen Sohn wurden lebensgefährlig ver­legt. Weiter hat sich ein junger­ Tapezierergehilfe, Mar Boldch, dich einen P­istolenschuß in den Kopf entleibt. Glend soll die Ursache der verzweifelten Entshhiefung gewesen sein. Ein zweiter Selbstmord kam außerhalb des Taper Thores vor, wo der aus : " NER es . . . Carlz Slifterwogen. Stovelle von Mar Ming. (10.Fortsetz­ung.)’ «­»«Seit jenem glücklichen Abendemf der Wengern-Al«p inter­­essierte sich Fü­rst Sakalin sichtlich fürs da und zwar umso mehr-Je nähern-sie kennenlernte,wozu ihm nicht die Gelegenheit fehlte,da der Baron­ mit ihr täglich­ auf det höhenweg oder des Abends im Kursaal mit Franz­ Eisenberg und ihrer­ Gesellschaft zusammenkamn. Eifrig bemüht,den Rath der würdigen Islatrone zu befolgen, widersetzte,da sich nicht länger den Wünschen ihres Gatten,anleich verwendete sie eine Aufmerksamkeit auuf ihre Toilette und anfall jene ihr bisher gleichgiltigen Fensterlichkeiten,die Ott nmr so sehr an der verführerischen Witwe bewunderte.Wenn auch­ die bescheidene Schü­­lerin eine so vollendete Meisterin­ ist all diesen Künsten nicht erreichte, so besaß sie außerdem den quenakt geboren a in stinktmb­as lent,zugefallen,auch noch den groszen Berzug der Jugend und den meberderlixtschjuld,­wodu­rch sich der Fürst ganz besonders zu ihr hingezogen fühlte. Dazu Tant wo das ihm keineswegs unbekannte­­ Verhäftung zwon­gen dem Davon und Fran v. Eisenberg, um ihn noch mehr auf­­zuregen und zur gerechten Acvancge an Beiden zu reizen. Alle diese Gründe bestärkten ihn nur in seiner Neigung, die den scharfen­­ Elieen seiner bisherigen Geliebten, welche er noch vor Kurzen zur’ heirathen gedash­te, nicht verborgen bleiben konnte. Obgleich der Fürst ihr völlig gleichgiltig war und seine Be­werbung mit ihrer Eitelkeit schmeichelte, konnte Frau v. Eisenberg ihrer Nebenbuchlevin nicht einen solchen Triumph verzeihen. Da sie aber ihrem blasirten Anbeter kein tieferes und dauern­­des Gefühl zutraute und ihre Hörerchaft über den schwachen Mann fü­r unerschüitterlich hielt, so beschloß sie, die neue Leidenschaft des­­selben für ihre geheimen Zwecke zu benusen ud figg zugleich, an Ida zu rächen, indem sie den Baron durch Erregung seiner Eifersucht nur oc) mehr mit Steuer zu entzi­eien und wondglich durch einen öffentlichen Standal einen mitauschleislichen Bruch zwischen dem­­ Ehepaar herbeizuführen hoffte. Statt daher dem Fürsten wegen seiner Trennpsigkeit Vorwü­rfe zu machen, gab sie sich ven Anschein, seine neueste Liche zu ignoriren vor selbst zu billigen. „So gratulive Söhnen,“ sagte sie spöttisch eines’ Abends, wo er da während 08 Konzertes auffallend bevorzugt und den Hof ge­­macht hatte. „Darf ich Sie fragen, wozu Sie mir Glaf wünigen ?" „an Ihrer jüngsten Eroberung.“ „Behiteh ich nicht, weiß ich nicht, was Sie damit meinen.” ze „Ihre glänzenden Erfolge bei grant v. Bohlen.“ „od !r erwiderte er errethend. „Sie wollen sich nur lustig machen über mich. — Ich versichere Sie, daß Sie ich tänigen.“ „Berräther! Können Sie leugnen, daß Sie für die Baronin [chwärmen und von ihr entzückt sind ?" „5% habe allerdings eine große Rötung für die Dame und verehre sie wie eine Heilige,” · ,,Celan’empechepasI«amom·«,schei­zte Frail v.Eisen­­berg.»Die Heiligkeit ist kein Hinderniss,sondern nur ein Reiz mehr für die Liebe.Wenn die Herren Alles genossen haben und über­­fäktigt sin­d,sehnen sie sich zxkr Abwechslung n­ach gewöh­licherchtsi mannskost und ziehen eink Giassfadee Milch dem köstlichen Cham­­on und SHillery vor. Ein Verhältniß mit einer­­ tugendhaften­­ Vram oder gar mit einer Heiligen wäre außerdem wirklich neu und pflant. Was meinen Sie dazu, mon cher prince ?" „Schergut, Fehr hört Uber Frau v. Bohlen Liebt ihren Mann und it ih­n treu.“ « N „Umso weniger wird fies thm­ eine­ Untreue verzeihen und umso eher sich an ihmr zu tűje inden." ‚„Vraiment !“ verfegte er lebhaft. „Der Baron verdient eine solche Strafe,weil en betrü­bt seixke gute Frau und nichtt weiß. Ei­ke kleine Lektion könnte ihm ge­­zu fhäßen ein so großes Glück, wiß nicht sehaden.” „Und Sie sind ganz der’ geeignete Mann, sie ich zu ere­theilen." : „DH! Sie beliehen nur, mit mir zu scherzen." „Ich habe wirklich nichts Dagegen und­ gebe’ Ihnen gern die Erlaubniß, der Heinen Tran den Hof zu machen. Es wird mich nur freuen, wenn Sie reuffiwen.“. . „Nein, nein! Sie wollen mich nur stellen auf Probe und mir legen eine Falle.” „Keineswegs !" erwiderte sie xudig. „So bin nichts weniger als eifersüchtig und gönne Ihnen­ von Herzen das Vergnügen.” „au gh­tig !” entgegnete der Fürst mit einer gemiissen Feinheit, an der es ihm nicht fehlte. „Sie geben mir eine unsichere Anwei­­sung auf die Sram und verlangen­ dafür von mir einen sicheren Wechsel auf den Mann. Das it ein schlechtes Geschäft für mich, wobei ich doppelt verliere und zu viel risiire.“ „Sie werden sich zu trösten und zu entschädigen wissen. Nur feine falsche Scham, Feine Böne, feinen Zwang! "Ueber all die Bew­urtheile sind wir erhaben. Wir fennen und versiehen einander. Bolle fomm­ene Freiheit in der Liebe und Ehe ist unsere Losung. So wer­­den wir stets glüclich und friedlich wie die Engel im Himmel zu­­sammen leben, wen woir,noch so ichricht sein sollten, um einmal zu heirathen.“­­­­ Unbekannt mit all diesen Vorgängen und unbekümmert um die ihr drohende Gefahr, nahen da umso weniger Anstand, nach wie vor mit dem Fürsten in der bisherigen, freundlichen Weise zu vers­­ehren, da er ihr von der ganzen Gesellchaft am besten gefiel und fi­­t voß seiner Leidensgaft stets in den Schranken eier verpertvollen Ergebenheit zu Halten wußte. In der That empfand der Trmace, blafixte Many zum ersten Mal in seinem Leben eine früher nie gefannte Achtung, eine fast an Ehrfurcht grenzende Scheu vor der Neinheit der jungen Tran, zu der er wie zu einem höheren Wesen entpoxbliche. Aus dies­em Grunde beobachtete er in seinem ganzen Be­nehmen und in seiner Unterhaltung mit ihr eine Zartheit und Fein­­heit, die uno vortheilhafter von dem zweideutigen Ton ihrer Be­gebung abflach und ihr Vertrauen, zu seiner Zuverlässigkeit erhöhte. Unter folgen Umständen entwickelte fg nach und nach fast unmerklich zw­ischen Beiden ein intimes Verhältnis, das zwar durchaus rein und unverfänglich, jedoch für die Verheiligten nicht ohne Bedenken und keineswegs ganz ungefährlg war. Wie die meisten Männer, die das Leben aus eigener­ Erfahrung kennen und ihre Jugend nur­ zu sehr geworfen haben, blieb auch Ottmar nicht frei von eifersüchtigen Unwandlungen, indem er tot seiner eigenen Extravaganzen­­ und frivolen Anschauungen nichts mehr fürchtete, als das Schiefal eines betrogenen Ehemannes. Der bloße Gedanke an eine solche Möglichkeit verlegte ihn in eine unbeschreißliche Aufregung und beunuhigte ihn auf das höchste, obgleich 3948 Liebe und Mmseduld ihm hinlängliche Sicherheit für ihre Treue bot. Bei seiner geringen Meinung vom der Gewissenhaftigkeit der Männer und der Tugend der Frauen genügte schon ihreturmlose Freundlichkeit und die achtungsvolle Verehrung der Fünftem sei eun Verdacht zu erregen. Außerdem hinterließ­ Fran d v. Gifenberg nicht, doch ihre spöttischen Bemerkungen und boshaften Warnungen seine Eiferfuggt zu reisen. „Ich finde,” sagte sie wonich, „daß Ihre Frau si wunder» bar schnell bildet und überraschende Fortschritte macht. — Wenn sie so­ fortfährt, wird sie es noch weit­ bringen und Sie können an ihr noch große Freude erleben. „Sie Sprechen in Roth sehr, erwiderte er aufhorchend. „Wollen Sie nit die Güte’ haben und mir erklären —" „Mein Gott! — Sie waren da­ sonst nicht so ihm verfällig im Degreifen, — Sehen Sie denn nicht, daß sich Ihre Frau von dem Sürsten ziemlich statt den Hof machen läßt ?" „Ras fällt Ihnen ein? — Spa­rt ein Kind, so rein und unschuldig —" „Wie die Tauben,’ spottete sie, „und Hug wie die Schlan­­gen, Nehmen Sie sich nur in Acht, daß das fromme Täubchen Shen nicht einmal fortfliegt, oder sich von einem räuberischen Habicht entführen läßt.” „Aus Ihnen spricht m­ Ihre Eiferfügt." „Sie wissen dog am­ besten, wie gleichgiltig Farft it." „zrogdem wollen Sie ihn beirathen.” „Das hat bei mir Feine solche Eile, Sie rennen meine Am­sichten von der Ehe. Vorläufig denke ich nicht daran, meine schöne Freiheit fü­r ein Liniengericht aufzugeben. So unbedacht sind wir nicht, wie gewisse Leute.“ Ihre Worte verfehlten nicht die beabsichtigte Wirkung und ver­stärkten nur den eifersüchtigen Baron in seinem V­erdacht, der von ihr fortwährend Fünstlich genährt wurde. Einmal aufmerksam gemacht, verfolgte ex da und den Fürsten mit mißtrauischen Bliden, beobachtete ex unablässig ihre Mienen, ihr Benehmen und ihre Unterhaltung, indem er sie nicht mehr­ aus den Augen lieh. Die harmloseste Meußerung regte ihn sept auf. Die um Tonidigite Bemerkung erfichien ihm als ein Zeigen ihres geheimen Einversiändnifses, als ein Beweis 968 zwischen ihnen vorhandenen Bergältnifses. Sept exit fiel ihm an­ die Sorgfalt auf, die Ida lediglich ihm zu Gefallen und auf seinen Wunsch in der Testen­zeit auf ihr Henferes und ihre Toilette verwendete. Auch­ in diese­m Umstand sah er nur ein Symptom ihrer Gefallfugt und einer ihm pröglich bedenklichen K­oketterie. Gerade die Leichtigkeit und größere Frei­­heit, die er an Fran v. Gifenberg bewu­nderte und ihr zur Nach­ahmung empfohlen hatte, mißfiel ihm an der eigenen Sran, so takt­voll sich auch diese bei allen Gelegenheiten benahm und so mäßig sie den von ihm, selbst ihr­ gegebenen Winf bewugte. Mehr aber, als Alles’ quälte und beunruhigte ihn die treisigen da und dem Fürsten bestehende Sympathie, die geistige Mederein­­stimmung Beider, die sich jedoch meist auf­ ihre­ gemeinsam­e Liebe für Musil und Poesie beigräufte und nur den geringsten Anlaß zu einer ernsten Befürchtung bot. Während Ditmar sich in gewohnter Weise mit Frau v. Eisen­­berg beschäftigte, unterhielt si da m­it dem Fürsten­ vorzugsweise über die neuesten Er­einungen der Literatur und Kuns, Fü­r die ‚Beide sic) lebhaft interessirten, Defter brachte oder flikte er ige ein oder das andere Buch, das sie noch nicht kannte und zu lesen wünschte, darunter auch die ihr von ihm sehr gerühmten Giählungen des genialen‘, enjsischen Dichters Iwan Turgenjew, in einer gelungenen Ueberfegung. Höchst entzüdt und ganz vertieft in die bekannte, vorzügliche Novelle „Faust”, welche Das eheiche Berhältnis und die Seelen­kämpfe einer jungen unglücklichen Frau mit bewinderungswürdiger Kunst schildert, bemerkte Ida nicht, daß Ottmar in das Zimmer ges­treten war, um sie zur gewohnten Morgenpromenade auf dem Höheren weg abzuholen. „Darf man wissen, was Du da kest ?"­­ »Eheherrliche Novelle von angenje1v,die mir der Fü­rst em­pfohlen hckt.« ,,Dnscheinst ja«,bemerkteee ironisch,,,Dich nur noch mit Riesen zu beschäftigen und nur alles Russische zu schwäuzen­.«« »Kennst Du die Erzählung»Fanst««" „Erwiß!“ „Dann wirst Du auch meine Bewunderung begreifen. So­ erinnere mich nicht, seit langer Zeit etwas Schöneres und Roetischeres gelesen zu haben.“ ,,Bal­!««versegte er verächtlich.,,Janner dieselbe alte Ge­­schichte,die bekann­te,schotkhundertmal dagewesene unbefriedigte roth einverstanden­:Freundes­ bewuxszke geistreiche Hansfreund nach den­­bornirte,gute Tropf von einem Ehem­ann.Daran ka­ickt isch nichts Beson1deres findett.« »Aber­ wie sein«­,wendete sie dagegen ein,,,hat der Dichte­r die allerdings nicht ganz neue Situation dargestellt,wie interessant] den Konflikte11t1vickelt,1oie sch­arf und wahr die Charaktere gezeich­­net! Mar lebt und fühlt mit diesen Mengen.“ „Und träumt oder denkt sich in ihre Lage”, spottete Otti­ai‘­ „Vielleicht wünscht man selbst, einen ähnlichen Roman zu spielen und einen so poetischen Liebhaber wie den Helden der sentimentalen Novelle zu finden.“ „Das kann Koch nur Dein Scherz sein“, entgegnete sie betroffen,‘ „natürlich scherze ich nur‘, erwiderte er mit einer Miene, die seine Worte Lügen strafte. „IH traue weder Dir eine solche Veri­rrung, noch mie die Gould und Blindheit des bornirten Maid­nes zu." Zugleich sah er sie mit fearfen, durchbohrenden Blicken an­, als ob er auf dem­ Grund ihrer Seele seien wollte, so daß sie unwilllicliich erröthete, obgleich sie si nicht der geringsten Schuld bewußt war. .·.« In seiner jetzigen Aufregung erschien ihm ihre ganz natiie Befangenheit nur als eine Bestätigung seines ungerechtfertigtemH dachts,galt il)1n ihr rein­es Interesse an der Novelle·des»sFi. Dichters nur für einen neuen Beweis ihrer geheimen— mit­ dem Fü­rsten,gegen den Ottmar seist einiger Zeit ein mende Abneigung empfand. 2 Trog seiner eigenen Frivolität fand er es unpafl seine Fran derartige Bücher las, in denen ein Eheman traurige olfe spielte, aber­ noch unverzeihlicher, daß der Sürst eine fol­­gefährliche Lektüre empfahl, die nach Ottmar’s Meinung in einen verderblichen Einfluß auf Igy Herz und­­ ihre Phantasie üben mußte. .­ a. Durch seine früheren Erfahrungen belehrt, traute er ji dem Fürsten die Absicht zu, auch­ durch dieses Mittel zu führen und mit Hilfe der Boefie ihre Leidenschaft zu weden, (Fortfegung folgt) ee mie der l­eten sag “ ; - » : i Ve -

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