Pester Lloyd - Abendblatt, Juni 1883 (Jahrgang 30, nr. 124-148)

1883-06-01 / nr. 124

j - " | 1888. — m. 124 de Engesnenigkeiten, (Verleihungen)Mit allerhöchster Entschließun vom 22. Mai wurde die Grafenwürde des Grafen Ludwig Hor Es th. Zoldy auch auf die Länder der ungarischen Krone ausgedehnt. Hebungsweise er wurde die ungarische Grafenwürde an den Ge­nannten tarfrei verliehen. — DVerliehen wurde ferner, fü­r vieljährige treue und eifrige Dienste an den pensionirten Bestoffizial Konstantin Margó das silberne Verdienstkreuz mit der Krone, und an den Telegraphenamtsdiener Adam Kostelice das silberne Verdienstkreuz. = (Ernennungen.) Aerius Faktus, Pr­ester_ der Stahmarer Diözese und supplirender Brofessor am Szatmarer Ober­­gymnasium, zum ordentlichen Brofessor ; — Anton Koffid aus Slertjevo, zum Schiffskapitän und Johann Battay aus Volosca zum Sciffslieutenant. + i­­­ r (einzelne Nummern B Er. in allen Berfehleißlofeten.) Budapest, 1. Sint. — Die Ursachen,welche den plöglichen Abbruch aller Krönungsfeierlichk­eiten in Pe­tersburg am Iegten Montag veranlaßt haben, sind doch nicht vollständig aufgeklärt. Es muß wohl äußert bunt im Petersburg hergegangen sein, da der Minister des gunern Tolstoi­fi) bewogen fand, von Mostan aus die Einstellung der Il­umination und anderer nach dem Fetprogramme geplanten Feserlichkeiten zu defretiven. Diesmal trifft die Schuld nicht direkt die Nihilisten, wohl aber den Peters­­burger Pöbel, der bewußt oder unbewußt als Werkzeug der ersteren arbeitete. . Die Petersburger Polizei soll den Einfall gehabt haben, den du­mmsten, wen man in dieser Lage haben kann,­­ als Grund für die Absage der Festlichkeiten schlimme Nachrichten über das Befinden des deutschen Kaisers vorzuschtigen. Soll eine Ausrede konnte natüv,­lich nicht länger als eine Viertelstunde vorhalten, aber der unfi­chen Polizei ist ein derartiges K­unststück gleichwohl zu­zutrauen. In Berlin, Marns und an anderen Orten war man zeitweilig durch die Nachrichten aus Petersburg sehr beunruhigt ; bisher hat sich jedoch nichts ergeben, was bei Borfällen in Petersburg eine größere, als eine blos [orale Bedeutung zusprechen würde. Die Affaire wird den Rufe Petersburgs in den russischen Kreisen nicht eben zuträglich sein und der Ezar, der tets wie Moskau eine größere Borz liebe als fü­r die neue Hau­pttadt seines Neid­es befindet hat, wird Durch die Geschehnisse der legten Tage in seiner Voreingenommenheit begreiflichermaßen­ur noch bestärft werden, we­­­nn Die Pforte hat sich dieser Tage wieder einmal ver­­anlaßt gesehen, den Mächten jenen Artikel des Berliner Ber­­tragg ins Gedächtniß zu rufen, welcher die Schlei­­fung der Donaufestungen vorschreibt und bisher nur so weit erfüllt worden ist, als Frost, Wind und Wetter dabei mitgearbeitet haben. Die Pforte verlangt, daß die Mächte in Sophia energische Vorstellungen erheben mögen,­­ die unverzü­gliche Ausführung der betreffenden Stipulation des Berliner Vertrags zu sichern. An Vor­­stellungen in Dieser Richtung hat es bisher auch schon nicht gefehlt. Graf Käalnoky hat in der legten Delegations-Session ein ganzes Kapitel hierüber erzählt , aber gefruchtet haben sie verzweifelt wenig. Die bulgarische Regierung erklärt einfach, daß Sie Die Kosten zur Abtragung der Festungen nicht aufbringen könne und damit bafta. In neuester Zeit ist Bulgarien in einen neuen Handel mit England gerathen, der + gleichfalls in der Unterlassung einer aus dem Berliner Ver­­­­trage hervorgegangenen Verpflichtung seinen Ursprung hat. Bulgarien ist nämlich durch den Artikel 10 des Ber­­liner Vertrages der Eisenbah­n-Gesellschaft Antjdnt- Barna gegenüber an die Stelle der Tirfei getreten. Aus diesem­­ Verhältnisse hat sich fü­r Bul­garien die Verpflichtung ergeben, der genannten­­ englischen Gesellschaft gemwisse Subsidien zu zahlen, welche die Türkei seither gewissenhaft entrichtet hat. Bulgarien aber hat der genannten Gesellschaft nicht einen Kreuzer gezahlt und ist­­ gegenwärtig mit einen­­ Betrage von 16 Millionen Francs im Noüdstande. Die englische Regierung hat sich der Sace angenommen, will dieselbe den Mächten vorlegen und durch eine Botschafter-Konferenz in Konstantinopel zum Auftrage bringen lassen. Wo es sich um ihren eigenen Säbel han­delt, Haben die Engländer immer noch verstanden, die rechten Mittel zu wählen. Im Szarceser Bezirk is­t wie wir im Mor­­genblatt telegraphisch mitgetheilt haben — der Kandidat der liberalen Partei, Béla v. Döry, gegen den antisemitischen Kandidaten, Profes­sor Dr. Karl Nendtvic, zum Reichstags-Abgeordneten gewählt worden. Die Majorität für Döry betrug 160 Stimm­en. (Sigismund Barna) Von Ceite der Hauptstadt werden zwei Kränze auf die Bahre ihres unglücklichen Beamten niedergelegt werden : einer im Namen des Munizipal-Ausschusses und einer in demt des Beamtenkörpers. Auf Anordnung des V­ilrger­­meisters wurden überdies an beiden Stadthäusern Trauerfahnen aus­gesteckt. Der Beam­tenkörper wird am Leichenbegängnisse korporativ theilnehmen.­­ Die Leiche Sigmund Barna’3 wurde heute Vormittags in der Fochtenkammer des Friedhofes obduzirt. Nachmittags wird die Leiche in die Wohnung des Verblichenen, Sallgasffe 14, gebracht, woselbst die Aufbahrung erfolgt. Von da ab wird das Leichenbegängnis morgen, Sonftag, Nachmittags 4 Uhr, stattfinden. Bisher wurden zwei Kränze angemeldet; die Schleifen dieser Kränze tragen folgende In­­fegeisten: „Der Hilfsverein der hauptstädtischen Diuinisten — seinem unvergeßlichen Ehrenmitglied.” „Dem Magistratsrath Sig­­mund Barna — die Beamten der hauptstädtischen Buchhaltung.“­­ Die h­auptstädtische Finanz-Kommission) hielt heute in Angelegenheit des am VBakäcsplage geplanten Neubaues eine besondere Litung. Dieses Gebäude it aus drei Theilen ge­dacht: einem Schulhaufe, einem Pfarrhaufe und einen Haufe für verschiedene Zwecke (Bezirksvorstehung, Klubloyalitäten, P­rivat­woh­­nungen, Kaffeehaus, Gewölbe). Die Kosten sind auf rund 278.900 Fl. , und wenn auch der Werth des alten Schulhauses (34.000 fl.) und der­der Gründe (45.000 fl.) hinzugerechnet wird, auf 358.000 fl. ver­­anschlagt, welchem Betrage ein präliminirtes Eeträgniß von rund 19.000 fl. gegenübersteht. Von Seite der Buchhaltung wird auf Grund dieser Daten erklärt, daß gegen den Bau vom finanziellen Standpunkte seine Einwendung erhoben werden könne. Was ferner die Beschaffung des Baukapitals betrifft, wird empfohlen, 117.000 fl. der für Schul­­banzıwede angeb­etenen Dotation von 400.000 fl. und den Nert von etwa 160.000 fl. vor Schußmeise den noch zur Disposition stehenden und anderen Sieben gewidmeten Anlehensgeldern zu entnehmen ; in seinem Falle sollte ein kleineres Ansehen aufgenommen werden. An die Vorlage knüpfte er eine längere Diskussion an. A. Stern schloß­ft bezüglich der Beschaffung des Baukapitals der Ansicht der Buchhaltung an. Im Uebrigen ist er dagegen, daß außer Schule und Pfarrhaus noch, Kultlosalitäten u. dal. gebaut werden sollen. Ministerial - Gestionsrath Emrich Rupp acceptivt gleichfalls den Vorschlag der Buchhaltung, doch unwiünschte er ausgesprochen zu willen, daß eventuell, d. h. wenn die einst­­vweilige Inanspruchnahme der anderen umwe den gewidmeten An­sehensgelder unnehm­lich erschiene, auch die Aufnahme eines H­ypo­­thesar-Darlehens nicht perhorreszirt werden könne. Dr­­anaz Havas opponirt auf das entschiedenste dagegen, daß öffentliche Gelder zum Bau von Klubs verwendet werden. Wenn die Herren von der Franzstadt einen Klub haben wollen, sollen sie ihn bezahlen. rufe: Das will man ja ; 1500 fl. sind als Pachtzins für diese Totali­­täten eingestellt.) Redner bemerkt dagegen, daß 1500 fl. zu wenig sei. Emerich Bordäan meinte, hier handle sich’S nicht darum, ob ‚die in Frage stehenden Lotalitäten für Klubzwecke verwendet werden sollen, sondern blos darum, ob diese Totalitäten mit 1500 fl. Mieth­­tng zu hoch oder­­ niedrig veranschlagt seien. Nedner acceptirt die orlage. Schulinspektor BEBey nimmt die Vorlage gleichfals an ; bei Baufond möchte er jedoch ausschließlich nur allen Anlehensgeldern entnehmen, und wenn dies ginge, durch ein hypothekar - Ansehen beschaffen­­den DiSpo= nicht an Gestionsrath Rupp beantragte Schließlich noch, der Bauplan solle derart ein­ge­­richtet woerden, um allenfalls, wenn die Alubid­alitäten preiswü­rdig nicht zu verwerb­en wären, dieselben ohne Schwierigkeit zu Woh­­nungen umgestalten zu können. Hierauf folgte die Beschlußfassung und die Vorlage wurde in dem Sinne acceptirt, daß Das Ban­kapital and­ehalbsweise den Disponiblen Ansehensgeldern zu entnehmen sei. Desgleichen wurde auch der auf die Klublofalitäten bezügliche Antrag ARupp’3 acceptirt. A­rbeiterstrafe. Die auf dem Budapester Bahnhöfe der Oesterreichisch-Uungarischen Staatsbahn bei der Ein- und Ausladung der Waaren beschäftigten Arbeiter haben heute Früh den in Aussicht gestellten Strike begonnen. Den Anlaß dazu bot die Verfügung, der zufolge vom 1. b. angefangen die erwähnte Arbeit einem Wiener Unternehmer übertragen wurde. Dieser reduzirte zunächst den Tag­­ohn um 13 Éro. Als die Bemühung der Arbeiter, diese Maßregel rückgängig zu machen, erfolglos blieb, intenirren sie einen Grifff, der, wie erwähnt, heute begann. ... Selbstmord.­ Heute Morgens kurz vor 8 Uhr erschien bei der Kaffe des Dfner Kaiserbades ein Herz im Alter von unge­fähr 40 Jahren und verlangte ein Steinbad erster Kaffe. Da ihm die Kaffierin auf eine Fünfgulden-Note nicht den ganzen Heftbetrag herausgeben konnte, meinte der Gast, sie solle die resiirenden 20 Kreuzer dem Badediener geben. Hierauf ließ sich derselbe eine Kabine öffnen , doch schien ihn das Wasser zu heiß zu fein, weshalb der Diener noch­ taltes Master rinnen lassen mußte. Etwa eine Biertelstunde später hörte der Diener in der Kabine einen Schuß fallen. Rasch öff­­nete er die zur Kabine und die zum Wasserbaffin führenden Thüren : dort saß der Wadegast auf einem Geffel neben dem Baffin, einen Revolver in der Hand. Beim Unblide des Revolvers erschrak der Diener in einer Weile, daß er die Thür zuschlug und nach Hilfe rufend­­ davonlief. ALS die Leute hierauf herbeieilten, lag der Selbst­­mörder bereits auf den Steinfliesen, während der Geisel im Wasser schwanm. Der Selbstmörder war­ bereits "todt; er hatte sich eine Kugel durch die Brust gejagt. Auf den Tische der Kabine fand man zwei an Herrn Thauffig, Dorotheagaffe, adressirte Briefe und einen offenen Zettel. Im letteren sagte der Gelbim­örder, daß er sich bereits von der Margarethen­nfel in die Donau dtüngen wollte, doch habe er gefürchtet, nicht erteinten zu können, weshalb er viese Todesart gewählt habe. Der Zettel war „Lsonaz Fischer, Tischlermeister, Waidner-Boulevard 54" gezeichnet. Die Polizei ordnete sofort die Niederführung der Leiche ins Spital an und verständigte sowohl die Familie des Gelbstmörders, als auch die Herren Thauffig von dem zeignisse. "In den an die Herren häufig adressirten Briefen dankt Fischer den genannten Herren für die Gü­te, Die sie stets gegen ihn bewiesen, und für die Untersüü­gungen, deren sie ihn theilhaftig werden ließen. Eines dieser Schreiben ent­­hält seine rechtwilligen Verfügungen und die Angabe der Eigen­­thümer der bei ihm in Arbeit befindlichen unfertigen Waaren, in dem zweiten erklärt er, sich das Leben nehmen zu müssen, weil er so kurzsichtig sei, daß er vor dem­ gänzlichen Erbfinden Furcht habe und er fürchten m­üsfe, seinen Unterhalt zu verlieren.­­ Räuberin Bromontor) In Bromontor wurde gestern Nachmittags um 3 °/ı Uhr — wie uns berichtet wird — die Gattin des Gastwirthes San­ko in ihrer eigenen Wohnung von zwei Strolchen überfallen, gefiebelt und zur Herausgabe ihrer Baar- Schaft gezwungen. Die beiden Strolche, junge Bursche im Alter von 18—20 Jahren, erschienen zur genannten Stunde im Gasthause der Frau Frante und knüpften mit der Wirthin ein Gespräch an; erst boten sie in Hühner, dann Schweine zum Kaufe an und s­chließlic verlangten sie Wein zu trinken. Die Wirthin begab sich in das Preß­­haus, um Wein zu holen; die Bursche folgten ihr dahin. Dort er­­griffen sie die wehrlose Frau, banden ihr die Hände zusammen und deckten ihr mit Erschiegen, falls sie sich weigern sollte, ihre ganze Baarschaft herauszugeben. Jran Yantó versprach ihnen Alles, nur an aus ihrer qualvollen Situation befreit zu werden. Die Räu­­ber geleiteten nun die Wirthin in das Mohnzimmer und erhielten dort von ihr 60 fl. Sehr wollten sie sich aus dem Staube machen ; die Frau aber hatte ein Mittel ersonnen, die Gauner nicht aus der Hand zu­ lassen. Sie sagte ihnen, im Kek fer läge mod) ein weiterer Geldbetrag verborgen. Die Räuber gingen auf den Leim. Al sie in den Keller hinabgestiegen waren, rief die Frau um Hilfe und bald erschien ihr greifer Vater, um, vereint mit seiner Tochter, den Räubern, die eben enttäuscht die Kellertreppe heraufstiegen, den Weg zu vertreten. Einer der Räuber, 309 jedoch­ einen Revolver aus der Tasche und­ drohte, Leden nieder­zuschießen, Der sich ihm in den Weg stellen würde.­­Selbstverständlig zogen sie Vater und Tochter zurück, die Gauner aber flohen gegen die Gebirge. Die Wirthin alarmirte bald die ganze Ortschaft, deren Bewohner eine wahre Hebjagd auf die Räuber veranstalteten. Nächst der Billa Korizmicz von einigen Arbeitern ereilt, wandten die Gamer fi­ um; einer von ihnen feuerte aus seinem Revolver zwei Schiffe ab, um sich und seinen Kameraden den Nachzug zu decken. Beide Schiffe trafen und ein Ehepaar, die Frau in den Magen, der Mann in die Hüfte getroffen, fiel verwundet zu Boden. Ein M Weingartenheüter verfolgte trobdent die weiterfliehenden Räuber, scioß, als er ihnen ziemlich nahe gekommen war, seine Flinte auf sie ab und traf auch richtig Einen, der sofort zusammenstürzte; leider war der Verwundete nicht jener, der den Revolver in der Hand hatte. Dieser eilte immer weiter und konnte nicht mehr eingeholt werden. Unterdessen waren auch Gendarmen hinzugekommen, die den bleffioten Räuber auf einen Wagenguden und nach Ofen in das Johannesspital sandten, und sich sodann auf die Suche nach dem flüchtigen zweiten Räuber machten. Wie verlautet, soll derselbe heute Morgens in Tétény verhaftet worden sein. Der Zustand der verreundeten Frau ist ein besorgnißerregender; ihr Mann i­ nm leicht verneundet. Gegen Aladár Nyiry,­ den in Untersuchungshaft befindlichen genesenen öffentlichen tet man: Am 26.Mai hatte sich der Taglöhner Dumitru Badiu in einem Hause,obere Vor­stadt,wohin­ er sich eingeschlichen hatte,ver­­henkt und wurde im­L7 Mai auf dem Friedhofe der griechisch- orientalischen Heiligdreifaltigkeits-Kirche in der obern Vorstadt,bee­idigt. Während und nach der Beerdigung 1 wurden unter,­d­rkfic« auf, dem Friedhofe nach dem vungsfalle befindlichen Volke, welches von dem Schankwirth Nik­lai Purcerean aufgereizt wurde, Stimmen laut, man­ige es nicht dulden, daß ein Selbstmörder auf dem Friedhofe beerdigt, Dumitru Badin fiel dieser ungestü­men nicht zuer Gemeinde der obbezeichneten Kirche, sondern zur griechisch-orientalischen Gem­einde in der Altstadt gehöre. Der Kirchendiener Vapie Negus wurde von Volke bestümmt, er solle die Leiche aus dem Grabe entfernen. Der arme Mann sonnte dieners, und frug nach Bald daraf die werde, um so mehr, MWeige­­durch ft­rmte der Schanfwirt­ George Stiesen wmuth ihnauhend in Wohnung "Ad Kirchen­­Worten, an sie nicht wisse, wo ihr Mann sei, verfeßte er ihr einen Stoß in die Brut und wurde die Frau nur dadurch vor weiteren Schätlichkeiten seiner­­seits bewahrt, daß er von den in der Wohnung anmefenden Personen zur Thire wieder auf hinausgedrängt wurde, herauswerfen, zerrte Leichnam Friedhofe Fußtritte verfeigte. Polizei-Kommissär George Iliescu begab sich dann Sarg befindliche Erde den dem bis vor Die Wohnung des K­irchen­­dieners und warf dann den Leichnam neben den Bach hin auf den Boden, wobei er sich fom weit Hinreißen ließ, die Leiche noch furchtbar zu schänden in dem Stadthauptmannschaft und erstattete dort er ihr mehrere Die Frau des Kirchendieners eilte zur bei dem inspektionirenden­­ Komm­issär ordnete, nachdem er George Iliescu in Haft genommen, an, daß der Leichnam wieder gehörig eingefargt und in das Grab, aus welchen derselbe herausgerissen wourde, zurückgelegt werde. Die Wiedereinfargung 2­003 Leichnams wurde auch D durchgefebt, aber die Beerdigung des Leichnams konnte troß allen An­geboten der anwesenden Amtsorgane nicht durchgeführt werden. Er widerlegte sich die unterdessen zu mehreren Hunderten angewachsene Menge und stieß die ärgsten Drohungen gegen die Wachleute aus. Zwei von diesen eilten zur Stadthauptmannschaft und machten dem Polizei-Kommissär neuerdings Anzeige. Letterer fand es für unbedingt nöthig, in Eile Militär-Assistenz zu requiriren. Die Militär-Vereitschaft begab sich sofort auf den Schauplat, wo die Volkswasse tobte. Die Aufregung, die Unruhe und der gereizte Zustand des Volkes, welches sich mit allen Mitteln zu einem förm­­lichen Aufstande entwicklt hatte und von einem Gehorsam gegen die geiegliche Anordnung nichts weiffen wollte, war schon hoch ange­­waschen. Der Polizei-Kommissär, die von benachrichtigt, veranlagte eine entsprechende Verstärkung der Militär-Affistenz und begab sich auf die neuerliche Meld­ung des Polizei-Lieutenants, daß seine Anord­­nung nicht durchgeführt werden künne, an den Ort der That. Die ungeheure außerordentlich erregte Boltsmasfe, welche zulegt auch durch die Sturmglocken der oberen Vorstadt zusammengeschaart wurde, " bez fim­mten den Polizei-Kommissar, von seiner Unordnung someit abzugeben, daß der Leichnam nicht begraben, aber unbedingt in Die Todten­­kammer des Friedhofs bis zum Morgen gebracht werden sollte, bis eventuell nach Maßgabe heilen, ob der Verstorbene der oberen Bor­­städter oder Altstädter Muttergemeinde angehörte, die Beerdigung dann stattzufinden hätte. Allein alle Bemühungen waren vergeblich­. Auch des Pfarrers schönste Rede, seine dringenpsten Bitten konnten nichts ausrichten und verhallten in der Luft. Der Polizei-Kommissär drohte nun mit Anwendung der Gewalt, mit Erbrechung der mit Balken und Eisenstangen verbarrisadirten Kirchen- und Friedhof­­thore, ließ es aber nicht darauf ankommen, weil er sah, daß das Bolt nicht einmal von den gefällten Bajonneten zurückgehalten­­ wer­­den konnte. Endlich hielt er es für räthlich und entsprechend, den Sarg mit dem Leichnam vor das Kirchenchor hinlegen zu lassen, wo derselbe unter Polizei und Militär-Aufsicht bis am nächsten Morgen verbleiben solle. Nachdem das Bolt seiner Zufriedenheit über diese Verfügung stürmischen Ausdend gegeben, ging die unabsehbare Menschenmenge allmmälig auseinander. Weitere Nachrichten über den Verlauf dieser abscheulichen Affaire liegen noch nicht vor.­­ Das „Grand Hotel Hungaria” ist seit Monat Mai im eigenen Betriebe der Ersten Ungarischen Hotel-Aktiengesellschaft. Die Gesellschaft hat seine Kosten gescheut, um das Hotel auf das elegan­­teste und Komfortabelste auszustatten und es wieder zum ersten Hotel Budapests zu machen. Mit der Leitung desselben wurde Herr 3. Hart­mann betraut, woelcher, auf seine im See und Auslande gesammelten Erfahrungen gesrüßt, hofft, den Zuspruch des p. t. publitums zu ge­­winnen und das gute Renommee, welches das Hotel früher genossen hat, wieder zur Geltung zu bringen. malige Stadthauptmann des Bajkay. Der d­er IV.­V. Boh­ls in Budapest, Alexander Bajkay erschien heute einer ganzen Reihe von amt­­lichen Verbrechen und Vergehen angek­agt vor dem hiesigen Straf­­gericht. Der vom 15. April 1882 datirte Aufragebeschluß, der mit wannigfachen Aenderungen auch von der 1. Kurie bestätigt wide, legt Bajkay nicht weniger als zwölf Fälle von Amtsveruntreuungen (8. 463 © t.-©.), fünf Fälle von Misbrauch der Amtsgewalt (8. 478 &t.-6) und zwei Bestechungsfasten (8. 467 © t.-©.) zur ab­. Außer Bajlay erscheinen noch als Mitangeklagte des Vergehens der Be­­stehung : Ignaz Sternfeld, der Zivil-Kommissär Stefan B­or­­c­th­­ur Wertheimer, Josef Steiner und Ignaz Stel. Die Schlußverhandlung in dieser sensationellen Affaire fand heute unter dem Borfibe des Gerichtsrathes Dr. Lap­y beim Buda­­pester Gerichtshofe statt. ALS Rotanten fungiren: Neviczsy und Csete Die Anklage vertritt P Vize-Staatsanwalt Dr.­­ Faustin Heil. Von den Angeklagten ist Mlerandeer Bajtay mit jenem Bertheidiger Dr. Géza Fützeffery, Sauna Sternfeld mit seinem Bertheidiger Dr. Nudolf Dell Adami und Stefan Horváth erschienen. Der Mitangekragte Markus Wertheimer ist mittlerweile nach Amerika übersiedelt, ferner fehlen noch die An­geklagten Ignaz Stärk und Losef Steiner. Auch sind mehrere Zeugen nicht erschienen. Staatsanwalt Dr. Heil beantragt, daß t­es Fehlens­ ein­­zelner Parteien die Schlußverhandlung stattfinde amo die Nicht­­en im Wege der Polizei zum Erscheinen veranlaßt werden. Der Gerichtshof beschließt in schaftlichen Antrages, dem Sinne 068 Staatsanwalt- Dem zur DVerkefung gelangten Anklage-Beschlusfe i­ zu entnehmen :­­­ 1.Der hiesige Kaufmann Ign­az Sternfeld be­schwer­te sich in seiner am 24.Dezember 1880 gerichteten Eingabe an das Ministeri1c11tdethmern darüber,daß er am II desselben Monates vom Stadthauptmanne Barlay vorgeladen wurde und daß er, als er im Bureau desselben erschienen war, zu einer 1dtägigen Arreststrafe und zu 100 Gulden Geldstrafe verurtheilt wurde aus dem Grunde, weil er — Sternfeld — mehrere Betroleumfässer in seinem Hofe lagern sei. Al nun Sternfeld diese Strafe sehr beschwerlich fand, bedeutete ihm der Stadthauptmann, daß es ein Mittel gebe. Durch a welches er jener Strafe entgehen könnte, und als Sternfeld sich un­schiefes Mittel erkundigte, sagte ihm nach einigen Umschweifen der Stadthauptmann, daß er gegen die Behändigung einer runden Geld­­umme gern bereit sei, nicht blos die Strafe aufzuheben, sondern sich in Hinkunft von einer Bestrafung Sternfeld’s abzusehen. Stern­­feld gab damals an, daß er sein Geld bei sich habe und daß er über den Fall selbst mit seinem Schwager, der in seinem Geschäfte thätig sei, Rücksprache pflegen müsse; allein Baffay wollte durchaus nicht daß von dieser „delikaten”­­Angelegenheit auch eine dritte Person Kenntniß habe. Er führte Sternfeld und anstoßende Amtslokal und ließ mit demselben dort ein P­rotokoll aufnehmen des Subhalts, daß Sternfeld 3 Vetroleumfäller im Hofe habe, ohne davon zu willen, daß Diese seine Handlungsmesse strafbar sei. Sternfeld eilte sodann nachhause und kehrte nach einer Weile mit 40 fl. zu Bajlay zurü­ck, der ihn troß der großen Zahl der im Vorzimmer harrenden Barteien sofort verließ. Bajlay fand den ihn behändigten Betrag von 40 fl. für zur gering, da — mie er vorgab — auch der Ober-Stadthauptmann in der Sache interefsirt set, den man ja mit 5—10 fl. nicht befriedigen künne. Schließlich nahm er auf wieder­­holtes Ersuchen Sternfeld’s die AO fl. dennoch in Empfang, zugleich das Versprechen des Lekteren entgegennehmend, daß sich weitere 10 fl. Spezereimaaren zu liefern seien. Laut der Angabe Stern­­fels hat dieser dann Petroleumfäfler ganz unbeanstandet im Hofe gehalten, indem er die Käffer — im Sinne der freundschaftlichen Ermahnung Bajkay’3 — mit Leinwand bedeckte. Bezüglich der zu liefernden Spezereimaaren gab der Stadthauptmann Sternfeld einen Zettel, auf welchem die Anreffe Bajlays sich befand; dieser Zettel wurde der Anzeige beigeschlossen. Wie mm der in der Untersuchung als Zeuge vernommene Hausherr Gternfelds, Herr Tanczos, angab, wurde er von Bajtay wiederholt darum ersucht, bei Gternfeld dahin zu wirken, daß derselbe seine Anzeige gegen ihn — Bajlay — zurücziehe. 2. Bezüglich des Adolf ©­h­u­mbo f­­iegt vor, daß derselbe im Semi and Suli 1878 von Bajlay ohne Aufnahme eines Protokolls an einer Geldstrafe von 15 fl., beziehungsweise drei Tagen Arrest verurtheilt wurde, weil die Magd Schulhof’s auf, der Gafje Teppiche ausgeflopft hatte. Die Strafe wurde auf die Bitten Schulhof’s auf 10 ff. herabgemindert und Barlay ließ diesen Betrag dire den Zivil­­kommissär Stefan Tarczáci abholen, der sich jedoch am diese Sache nicht mehr zu erinnern vermag. 9. Der Schuhmwaarenhändler Maus Wertheimer wurde im Jahre 1878 von Barlay ohne Aufnahme eines Protokolls zu einer Geldstrafe verurtheilt, weil vor den Geschäfte Wertheimer’s ein vergoldeter Stiefel als Aushängschild hing. Wertheimer wollte den Stiefel allfogleich entfernen, allein ein gewisser Moriz Deutsch redete ihn davon ab, ihm die Aufklärung gebend, daß unter den in der Karlsfaferne etablirten Kaufleuten eine Kollekte für den Stadt- Hauptmann Bajfay veranstaltet werde, zu welcher jeder Einzelne bei­­tragen möge. Wertheimer gab Dem auch 5 fl. und Moriz Deutsch übergab die Kollette im Betrage von 150 fl. Bajfay. Weierdies wurde der Kanzlist Bajkay’s, der either verstorbene Julius Blau, von MWertheimer mit einem Paar Stiefleuten und mit 5 fl. beschenkt, weil er diesem, versprach, durch eine an das Ministerium des n­ern zu richtende Eingabe durchzufegen, daß der vergoldete Stiefel auch weiter als Aushängschild des Wertheimer’schen Geschäftes bleiben­­ könne. Im Jahre 1880 wurde Wertheimer von Barkay ein zweites Mal bestraft, weil er einen mit Koffern beladenen Hand­wagen vor der Gemwölbthür stehen seß. 4. Der Kleiderhändler Mori­ Dentsch mußte wegen Aus­­hängens mehrerer Kleidungsfuüce an Baffay einmal 15 fl., ein ande­­resmal 20 fl. zahlen,­­ ohne daß in dem einen oder in dem anderen Falle ein Protokoll aufgenommen worden wäre. 5­­ gp 2 In ähnlicher MWeise erging es dem Schneidermeister Elkan Bolliger. 6. Safob Bolliger gibt an, daß er in einer Verhandlung wegen seines VBrnehmens zu einer Geldstrafe von 50 fl. verurtheilt wurde, welche Strafe jedoch Tags darauf von Bajkay ohne Aufnahme eines Protofolls eigenmächtig auf 30 fl. herabgemindert wu­rde. Bon all diesen Dingen findet sie in den Manipulationsbüchern der Polizei seine Spur vor.­­ 7. Der Geschäftsdiener Andreas Wilt wurde in­folge einer Anzeige der Firma Gruner J. Weiß wegen des Verdachtes des Dieb­­stahls verhaftet. Später fand jedoch ein Ausgleich zmoischen Wilt und seinen ehemaligen Chefs statt, welcher Ausgleich die Freilassung PWilt’3 zur Folge hatte. Hingegen wurden die polizeilich mit Beschlag belegten 16 fl. Wilt’3 und die Zeugnisse desselben nicht zurüc­kerstattet, da Stadthauptmann Barlay erklärte, daß ihm dieser Betrag seitens der Firma Grüner u. Wei nicht übergeben wurde. Später [eh fich Baj­­fan in Folge der vielen und dringenden Bitten Wilt'3 und dessen Frau herbei, 8 Gulden von jenem Gelde, auszufolgen und er nahm hierü­ber ein Protokoll auf. Die Zeugnisse­­ erhielt Wilt lange Zeit nicht, bis endlich ein Diener Bajlay’s bei ihm erschien und für die Vebergabe der Dokumente einige Gulden verlangte, welche jedoch Meik­, da er über sein Geld verfügte, ihm nicht geben konnte.­­ 8. Seinvich 26th gab in der Untersuchung an, daß er im Jahre 1881 von Bajlay wiederholt mit Geldstrafen belegt wurde, ohne daß hierüber jemals mit ihm ein Protokoll aufgenommen wor­­den wäre. Bon Loth verlangte Barlay unter Anderem an, daß Sener ihm mehrere Zentner Kohlen in’s Haus fehlde, was jedoch Loth nicht gethan hat. es der Firma Pohl & 9. In ähnlicher Weise erging Spiper. @ stie Dienstmangrau Paul Szalmasv­ die«ihren­­­­ Platz verlassen und aps Zorn hierüber eine Gl»asthiib­e stark zuge­­schlagen hatte,daß eine Scheibe zerbrach,·erhielt von ihrem,bemi« Stadthauptmann Bajkay deponirten Lohnet­etrage von Is Guls den keinen Kreuzer znrisch da Vajkay fü­r die zerbrochene Scheibe«" 2 Gulden und für den von der Magd im Hause verursachten Skcytdal die restlichenls Gulden dem Arm­enfond zuzuwenden bestimmte. 11.Der Schneider Josef Zahler, 12.der Fischermeister Alberthrger und 13.die Private Aloisia KoztsIäfy wurden wegen geringer­­er Polizeisllebertretu­ngen zu größerer Geldstrafen verurtheilt,welche da«nn später—nach Angabe der Privatbeschädigten—in Folge dringender­ Bitten und Vorstellungen regelmäßig wesentlich herab­« gemindert wurden. · Ein Protokoll über diese Geldstrafext wurde in der Regel nuM aufgenomm­en und findet sich von allen diesen Sachen in den Mani­­pulationsbüchern der Polizei fast gar keine Spur vor.­ An allen diesen Fällen erblickt die Anklage — mit Ausnahme des Falles Sternfeld, der von der Kurie als Mißbrauch der Amts­­gewalt qualifizirt wurde — das Verbrechen der Veruntreuung von Amtsgeldern im Sinne der 88, 462 und 463 des St.-D., begangen durch Unterschlagung der eingetroffenen Strafgelder und durch Ber nichtung der hierauf bezugnehmenden Brotofolle und Altenstitce. Das Verbrechen des Mibrauchs der Amtsge­walt nach §­ 478 des Strafgefeges hat Alexander Bajlay laut der Anklage in folgenden Fällen begangen : 1. Der Spengler Leopold Deutsch lieferte im Mai 1877 dem Vize-Stadthauptmann Alexander Bajlay Spenglerwaaren zum Preise von 28 fl. Bajlay kempenfirte diese Schuld in zwei Noten in der Messe, daß er über den genannten Spenglermeister zweimal eine Geldstrafe, einmal zu 10 fl. und ein anderesmal zu 15 fl. verhängte. 2. Die Firma Munf u. Komp., die von Barlay zu einer Geldstrafe von 50 fl. verurteilt worden war, weil sie einige Kisten auf der Gasse vor dem Geschäfte liegen ließ, fehdete ihren Geschäfts­­führer Mar Modern erst zum Ober-Stadthauptmann Thaiß und dann zu Bajkay in dieser Angelegenheit. Barlay bemerkte, nicht ge­­wußt zu haben, daß der Chef der Firma Mint u. Komp. Mar Brüll sei, und er erklärte, daß er fir 5 fl. die Sache als abgethan Bach Diese 5 fl. übergab ihm denn an der Geschäftsführer oder n. iz 3. Dem Kleiderhändler Ignaz Nofenfeld sagte Battay, daß er — Nofenfeld — zu einer Geldstrafe verurtheilt sei; er werde jedoch seinen Kutscher wegen Kleider zu ihm feiden, dann werde die Gad ein Ende haben. De 4. Der Fischhändler Lana Stärk hatte sich vor Barlay am Neujahrstage 1880 zu verantworten, weil mehrere Polizeibeamte an der Waage Stärk’S ein Webergewicht bemerkt hatten. Bajlay em­­­pfing ihn mit den Worten: „Sie haben einen Hunderter überflüssig in Sad gehabt.“ Stärk rief nun ganz er­sschieden seine Frau in’s Bureau des Stadthauptmanns, der nun etwas höflicher mit den Ehe­­leuten Stärk umging. Auf Anrab­en der Polizisten Notenzweig und Kapelit gab Stärk dem Stadthauptmann Bajfay, der ihm von einer Geldstrafe von 15 fl. gesprochen, 10 fl., welche dieser ohne weiters­ten Tags darauf erhielt Bajfay überdies noch zwei Fi­che zum erd­ent. 5. Der Fall Ignaz Sternfeld, der oben ausführlich mit­­getheilt wurde. Des Verbrechens der Bestechung nach §­ 457 it Hlerander Bajfay wegen der von Mori; Deutsch veranstalteten Kollekte im Betrage von 150 fl., welche Bajkay übergeben wurde, sowie im Falle der Dienstmagd Emma Steiner angeklagt. Lettere wurde näml­icch in Folge der Anzeige ihrer Dienstgeberin in deren Beisein von Bajkay zu einigen Tagen Arrest verurtheilt. Später, als die Dienst­­geberin Gyrald Heinrich Schosberger­ fi entfernt hatte, ließ Vajfay die Magd in sein Zimmer bringen und erklärte derselben, daß er sie freilassen wolle, wenn sie zu Gunsten der Armen auf ihren vrüd­­e Ständigen Lohn Verzicht reifte, melden Vorschlag die Emma Steiner auch ohnem weiters acceptirte. Der Hauptangeklagte Mierander Bajkay gab auf Befragen des Präsidenten an, daß er in Budapest gebürtig, 49 Jahre alt, reformirter Konfession, verheirathet, Vater von drei Kindern, gegen­­­wärtig suspendirter Stadthauptmann, vermögenslos und bisher um­beanstandet sei. · Jgimz Sternfeld gab an,daß er in Moor(Weißen­­burger Komitat)gebü­rtig,T-il Jahre alt,Ismelit,verheirathet und Vater von s Kinderm Kaufmann,vermögend u­nd bisher gericht­­­lich unbeanstandet sei. Stefan Horváth gab am daß er in Felpöcz(Raaber Komitat)gebürtig­ 69 Jah­re alt,suspendirter Zivil-Komm­issär,ver­­mögenslos und bisher gerichtlich unbeanstandet sei.­­ N Vorerst wurde der Fall Ignaz Sternfeld vorgenom­­en«’, J­­gn­az Sternfeld erzählte den Hergang der Sache umstän­dlich,was oben mitgetheilt wurde.Er erklärte,daß im Stadthauptmann Bajkay,als er wegen­ der drei Petrolemmfässer,welche von den Polizeibeamteten in seinem Hofe gefunden wurden,iannremc des­­selbe I­ erschienen war,Bajkay ihm die Wort eingerufen habe:»Sie sind angezeigt!«Dann habe er ihm zu verstehen­ gegeben­,daß es noch einen andern Weg gebe,11111 von der Strafe,1 welchernit fü­nfzehn Tagen Arrestin­­d 100 Gulden Geldstrafe bemessen wurde, loszukomnen.Sternfeld gibt an,daß er danals seh­r befan­­gen gewesen sei,da er niemals mit dem Gerichte oder der Polizeizix thun hatte. Präs.:Holbest Sie ihm ein anntrag gemacht?—Ange­­klagter Sternfeldträg machte ihm keinen Antrag,sondern er verlangte 100 fl.von mir.Als wir dann dahin­ ü­bereingekommen waren, daß ich 50 fl. bezahle, ließ er im Nebenzimmer doch einen untergeordneten Polizeibeamten mit mir ein Sprotofoll aufnehmen. L­ ich nach einer halben Stunde mit 40 fl. zurü­ckkehrte, waren im Dorzimmer etwa 20—25 Personen, darunter Yared Löffler; trogdem wurde ich sofort vorgelassen, als ich meinen Namen nannte. Bezüg­­lich der restlichen 10 fl. hätte ich ihm Spezereiwaaren senden sollen. Ad­ verständigte auf Anrat­en meines Wohvd­aten Dr. Michael M­erkner sofort das Ministerium des Innern von der ganzen Sache, damit man mir einige Herren beistelle, die zugegen sein soll­­ten bei der Medersendung der Spezereiwaaren an Barlay, der mir zu diesem Umwede seine Adresse auf einen Zettel aufschrieb. .’ Präsident(zum Angeklagten Vajkay):Was habeje Sie— hierauf zu erwidern.—Angeklagter Bajkay:Löblicher Gerichts­­hof!Herr Stertsfeld sagt blos aus Rachsucht so aus, nämlich einen anonymen Brief, der, mir davon Mittheilung machte, daß Herr Sternfeld Betroleumfäller im Hofe halte. Ich konnte in Folge dessen keine Untersuchung einleiten, da im Sinne des neuen Strafgefeges auf Grund eines anonymen Briefes eine Untersuchung nicht eingeleitet werden darf.­ch ließ daher, nach einer Besprechung mit dem Ober-Stadthauptmann Thaiß, Sternfeld beobachten. Zu einer Bestrafung lag sein Anlaß vor ıund zu einer Strafe von 100 fl. bin ich ja überhaupt nicht berechtigt, da die Bemessung einer so hohen Geldstrafe blos dem Vezirk­vorstande zukommt. Es ist möglich, daß Sternfeld in einer andern Angelegenheit bei mir war, damals gewiß nicht. « «·, Präs.(denZi­­ttel vorzeigend):Hapen Sie»fel·bdtd­e»se Adresse geschrieben?——Angekl.Bajkay:Eskaimseyhigh weiß mich nicht mehr zu erinnern.Der led­eressen«labet civcelege»­­schriebe11,da ich eine kleine Meiereibesitze und vier Personen her "mit Milch bestelle 11.Herrn Sternfeld leitete zur Erstathung der An­­zeigen 111 Rachs 11c­­ t,weil ich ihm das Halten von Petroleum im­­­ Hofgericht gestattete.Uebrigens bemerke ich klöbhlicher Gerichtshof, daß Herr Sternfeld angibt­ die Affaire wär paI­t 1»6.D­ezember 1881 vorgefallen,während ich imchweisbar mndteerett«nicht·thmte"« war,da der Arzt es mir wegen der Scharlachkrankhei 1tmemethnder strengimtersagt hat Einige Blätter benützten diese Affaire uIm mich als den­ schlechtesten Menschenvort der Welt hinzustellen.· Präsiden­t(711 Sternfeld):Sternfeld­ können Sie Ihre Angaben dem Balkan ins Gesichtsagent D JgN­az Stern­feld sagt dem Balkan mit aller Umständ­­lichkeit ins Gesicht,daß ihh111 dieser­ eine fünfzehntägiige Arreststrafe und 100 Gulden Geldstrafe auf diktirt habezu dem epckhum vort ihm einen größeren Betrag herau­szupressen.·.,Wissen Sie,Herr Bar­­kay—schloß Sternfeld­—,was es heißt,eiinen achtbaren Kaufmann wegen eines Nichts zu einer fü­n­fzehntägigen­ Arreststrafe zu vers­urtheilen?Das heißt soviel,als einen ehrliichen Menschen moralisch und materiell zugrunde zu richten und·vernichtelk»!«· » Angeklagter Balkay:Es ist AllesLuge,ed­elLuge,was Herr Sternfeld sagte.· Präsiden­ t rügt diese Ausdrucksweise. Sodann wird Zeuge,Advokat Dr.Mich­ael Werkn·ervet­« nmmmen,auf dessen Rath Sternfeld die Anzeige gegen­ Bajka ver­­stattet hat.Dr.Werkner erklärte,daß er nicht als Advokat sondern blos als Rathgeber in dieser Angelegenheit fungert habe.Sternfeld habe ihm ganz rotlihher Zorn und Aufregung den Sachverhalt er­­zählt,er—Werkner­—habe denselben1·genartjo niedergeschrieben, wie derselbe ihm mitgetheilt worden; in Definitionen habe er sich nicht eingelassen. Die Eingabe an das Ministerium habe er gleich­­falls verfaßt, aber nicht signirt. Später habe Battay zwei Advokaten und ein anderesmal sogar zwei Frauenzimmer zweifelhaften Charak­­ters zu ihm geschickt, Damit die Sache rückgängig gemacht werde unt­er — Werfner — den Sternfeld zur Burücziehung der Anzeige bewege. Zeuge Katol Löffler war im Barzimmer Barlay's, als auch Sternfeld vorgeladen war. Zeuge weiß sich nicht mehr innern, ob dies im Winter oder im Sommer war. wär.: In welcher bei der Polizei zu thun? — Zeuge: An u. Ellenberger. : En zu er berichtet — dessen Gattin · die Flucht entziehen. Notar, hat — wie ,Szék. die Scheidungsklage erhoben. Zertrümmerung Des Schleifte Keine Ruhe im Grabe­ Forderung, voraussichtlichen den Friedhof, fuhr dessen Frau nach heraus und die Anzeige des Volkes Mißhandlungen ließ die auf den und üßesselben Genannter Polizei daß es vid." Aus Kronstadt beric­­htet im nur Marina mit harten ihrem Manne. ALS ihm dieselbe sagte, Garges ihn aus­­­zugeben, 1 Gerichtehab­e. Prozeß des Stadthauptmann’d rl­elt­ronvde. zu halten, wann ich erhielt­­Angelegenheit hatten Sie denn damald der Affaire Oppody ! Der Gerichtshof beschlitzßtjnesbezüglich bei Spr· diese Affarce » Polton· bei der Polizei verhan .", =­­ fé . s

Next