Pester Lloyd - Abendblatt, September 1883 (Jahrgang 30, nr. 200-223)

1883-09-11 / nr. 207

‘ M Budapest, 11. September. = Der König von Spanien, der vom Freireichische ungarischen Hofe mit all der Herzlichkeit und Feindschaft, die einem so nahen Verwandten gegenüber­­ innahe selbstverständlich sind, aufgenommen worden, wird seinen Aufenthalt in Wien bis gegen das Ende dieser Woche oot reden und sich dann Diveft zu den deutschen Kaiser-­ Manövern nach Homburg begeben. Wie viele und natü­r­­liche Erklärungsgründe es auch für die Neffe des Königs­­ Alfonso geben mag, so hat doch die politische Diskussion sich ‚mit großer Begierde dieses Themas bemächtigt und nament­­lich in Paris bildet Dieses Thema den Gegenstand man­nigfacher, nicht uminteressanteer rörterungen. Mit elcher Wichtigkeit im gemilsen französischen Streifen die Sache angesehen wird, Dafü­r diene eine ‚Bemerkung aus dem Berichte eines dortigen Korrespondenten als Zeugniß, die da Tantet, daß diese Reife, welche den König Alfonso als viertes Glied in den Bund der europäi­­schen Monarchien einreiht, ihm durch die zweifelhafte Hal­­tung Frankreichs förmlich aufgezwungen worden sei. Beine ruhige durch seinen mächtigen amd turbulenten Nachbar, fudge er Schuß unter den Monarchen, seinen Kollegen, und denkt bei ihnen Sicherheit zu finden gegen alle feindseligen Minschläge Man sagt, daß der Marquis de­­ a Vega schon seit längerer Zeit seinen Souverän zu bewegen suchte, Die Reise in das Ausland zu unternehmen, da es für den König gut sein wü­rde, mit den Souveränen der Großstaaten, seinen Freunden und Kollegen persönlich bekannt zu sein. Die Be­­strebungen des Marquis de la Vega wurden gefördert durch Die Berichte des Herzogs von M­ontpensier, welcher als ‚Repräsentant des Königs bei der Krönungsfeier in Moskau fungitte und nach seiner Nackehre nicht genug zu erzählen wußte von der ganz außerordentlichen Freundlichkeit, mit­­ der er während seines kurzen Aufenthaltes in Berlin von der dortigen Kaiserfamilie aufgenommen worden. Als sodann eine persönliche Einladung des Deutschen Kaisers zu den Herbstmanövern kam, konnte der König nicht umlehin, diese Einladung bereitwillig zu acceptiven. Das ursprüngliche Reiseprojekt wurde im großem Style angelegt und sollte den Besuch von London, Brüssel, Wien, Ber­­­n, Rom­and Paris umfassen. Für ein so weites Broz­gramm war jedoch die Zeit nicht ausreichend und so wurde denn London, Brüsfel und Nom gestrichen. Bevor der König sich auf den Weg machte, nahm­ das Meadrider Kabinet Veranlassung, in Paris zu erklären, daß es dem König ein großes Vergnügen bereiten würde, in Baris Aufenthalt zır nehmen und mit den leitenden Persönlichkeiten der Republik in nähern­m Verkehr zu treten, daß er jedoch nicht gern sich der Gefahr ansiegen wide, auf fremden Boden einem Manne zu begegnen, welcher der Urheber der legten Meili­­tär-Rebellion in Spanien gewesen und den er nicht blos als den unversöhnlichen Gegner seiner Dynastie, sondern auch als einen arführlichen Feind Spaniens betrachten müsse. Wie leicht zu errathen, sollte damit auf die An­wesenheit Ruiz Zorilla’s in Brankreich Hingewiesen werden. Das französische Kabinet antwortete zunächst ausweichend, daß die V­ermuthung von der Theilnahme Borilla’s an den legten revolutionären Vor­­gängen in Spanien nicht erwiesen, daß überdies sein Aufent­­halt unbefaunt und daß es überhaupt nicht leicht ihm­lich sei, einem politischen Flüchtling das Asyl zu versagen. Der spanische Minister de la Vega gab sich jedoch mit dieser Antwort nicht zufrieden und erklärte, daß Ämnter solchen Un­fänden dem König nichts orig bleiben werde, als seinen Weg durch Frankreich ohne jeden Aufenthalt zu nehmen. Das schien der französischen Regierung denn doch einigermaßen bedenklich und nachdem der spanische Botschafter ihr die Adresse Zorilla’s mitgetheilt hatte, erließ sie an Diesen Die Aufforderung, vor­läufig den französischen Boden zu verlassen. Es ist bekannt, daß B Zorilla Dieser Aufforderung sofort nachkam und seither seinen Aufenthalt in Genf genommen hat. Bei seinem ersten Besuch in Paris vor wenigen Tagen soll König Alfonso nur flüchtig mit dem Meinister-Präsidenten und dem Minister des Aeukern Chalfemel-Laconr verkehrt haben. Ueber den Lepteren soll er die charakteristische Aeußerung gethan haben, daß er ihn keinesswegs so unangenehm finde, als er es er­­wartet hatte, was allerdings sein großes Kompliment zu nennen. Erst auf der Ni­ckehr von Homburg will König Alfonso längere Zeit in Paris verweilen und er dü­rfte dann wohl auch Gelegenheit zur einer Begeg­­ne mit dem Präsidenten der Republik suchen. In Paris aber glaubt man, da König Alfonso nach dem Besuche in Wien und Homburg nicht mehr mit freier Hand­ zurü­c­­kehren werde, und besorgt, daß Spanien dann für Frank­reich ein verlorener Pfosten sein werde. „Dieser junge, por­puläre und interessante König" — so sagt der Bariser "Zimes"-Korrespondent —, „der im dem nächsten Tagen mit den Souveränen und Thronerben Mitteleuropas ver­fehren wird, mag mod­ eines Tages eine Quelle ernster Verlegenheiten für Die Flanke Frankreichs werden.“ = Ge. Majestät der König hat an den Minister-P­räsidenten Koloman Tipa das nachstehende a. hb. Handschreiben gerichtet: Lieder Tipa! Aus Anlaß des glücklichen Familien-Ereignisses, da; Meine Schwiegertochter, die Kronprinzessin, Mein Haus durch die Geburt eines Mädchens beglüct hat, beeilten sich auch aus den Ländern Meiner ungarischen Krone Behörden, Korporationen und Einzelne, ihre, theilnahmsvolle Freude bezeugenden Glückwünsche aus­­zudrüiden. Dieser neuerliche hochgefhäßte Beweis der traditionellen An­­hänglichkeit der Völker Meines treuen Ungarn fand den lebhaftesten MWiverhall in Meinen Herzen, und es gereicht Mir zu besonderer Freude, hiefür in Meinem eigenen, wie all im Namen der Königin und des Fronprinzlichen Paares Meinen wärmsten Dant auszudrücken, Sie zugleich beauftragend, dies auf dem ganzen Gebiete der Länder Meiner ungarischen Krone ohne Verzug bekannt zu machen. Wien, 9. September 1883. Franz Josef m. p. = Die Statthalterei in Graz hat folgende Gıundmachung erlassen : x Die tumultuarischen Exzesse jenseits der steierlschen Grenze. Fönten, wenn die Urheber und Theilnehmer bei ihrem allfälligen Eijcheimen in Steiermark nicht aufmerksam beobachtet werden, oi­ die Bevölkerung in Steiermark sehr ernste Folgen haben. Leider ist es schon vorgekommen, daß sich Einheimische haben verleiten und zu Gemaltthätigkeiten gegen Personen und Sachen drängen lassen. Solche Vorkommnisse müssen bintangehalten werden; die nothwen­­digen Maßnah­men zur Sicherung der Bersen und des Eigentribums sind auch bereits getroffen wor­den. Alles muß zusammenwirken, um diese Aufgabe eines geord­­neten Gemein­wesens zu erfüllen. Es ist Pflicht der Gemeindevorsteher, allen Vorkommnissen in der Gemeinde und Umgebung vollste Auf­merksamkeit zuzumenden. Jeder Hausvater ist verpflichtet, seine An­­gehörigen und­­ Bediensteten zu belehren, welchen Gefahren sie sich ausregen, wenn sie sich irgendwie an ungefeglichen Vorgängen be­­theiligen. Ich tan es daher nicht An Alle aufzufordern und­­ ermahnen, sich von fremden oder einheimischen Hebern nicht ver­­leiten oder irreführen zu lassen, von Zusammenrottungen und was immer für Ausb­reitungen fernzuhalten. Sollte u ungeachtet dieser Mahnung es vorkommen, daß fid) Einzelne zur Unordnung verleiten af­en; tollten Ausschreitungen, zu Tage treten oder gar fid) wieder­­holen, so können Diejenigen, die solche Vorgänge gerechtermaken miß­­‚billigen, beruhigt sein, denn die­ Behörden werden die Gxzedenten mit allem Nachdruce zur Verantwortung und Strafe sieben und Die strengsten vom Gesenbe zugelasfjenen Maßnahmen eintreten lassen, um­ die Sicherheit der Person­a Eigenthums zu fliüßen, die Ruhe und Ordnung aufrechtzus halten. “Graz, 8. September. Rübed, Tip­­(Einzelne Nummer + 3 fr 4 v2 Hi Es R in allen­­ Berschleißlofalen). SEES ATEITTPEFEITE ent —­u­mt Michael Devy’s Briefterinhiläum. Das altehrwürdige Pfarrliec­lein zu St. Norius prangt heute in festlichem Schmuckk. Grünende und blühende Pflanzengruppen wanzen sich an den Altarsäulen emnor, flammende Kerzen lodern bimmelan, die Sakristei hat all ihre Schränke und Schreine erschlossen, das Schwerste und Befte an Paramenten auszulegen. Es gilt, das Priesterjubiläum des Mannes zu feiern, der nun seit mehr als vier Dezennien das Stallum dieser Pfarre bekleidet. Nach katholischen Begriffen ist das Verhältnis des Pfarrers zu seiner Gemeinde ein so bindendes, dauerndes und nur auf Grund bestimmter und ge­wichtiger Motive Lösbares, daß es in dieser Beziehung fehier dem Chebande gleichkommt. Die heutige Subelfeier befindete so recht ersichtlich, daß man in der Hauptstadt Sinn und lebhaftes Verständnis fire diese Auf­­fassung — und daß man danfbares Bemwußtsein der Verdienste hat, welche der Subelpriester von heut seit nunmehr vierzig Jahren im Dienste feiner, Mission aufspeicherte als Schäße, „die Feine Diebe fehlen und keine Motten verzehren”, Die Spisen der hauptstädtischen K­ommunität, Ober-B­ürger­­meister Rath, die Bürger­eister Gerlóczy und Kada, zahlreiche Mit­­glieder des Munizipal-Ausschusses und des Magistrats, die Elite der Bürgerschaft der angrenzenden Stadttheile, rende und Verehrer des priesterlichen Subelgreifes füllten den Raum der Kleinen Kirche. von außen aber drängte eine Wolfsmenge dem Vortal der Kirche zu, deren Raum ein geringer Theil Blut finden konnte. Mit so glänzender Assistenz als heute, ist Michael Déry seit seiner Primiz wohl noch nicht an den Altar getreten. Zwei P­röbste in der festlichen Gappa als Manudustoren, ein dritter als Con­­cionator im Gefolge; die Pfarrherren der Hauptstadt als Diakonen und Zeremoniäre; der legte der Afolythen selbst war mindestens ein Priester des h­auptstädtischen Kuratllerus. Um 9 Uhr trat der Subilar an den Altar und intonirte mit bebender Stimme — seit einer Reihe von Jahren schon war es sein sehnlichster Wunsch, diesen Moment noch zu erleben — den An­bro­­sianischen Lobgesang, den der Chor, ein Bofalquartett mit Orgel­­begleitung, in meisterhafter Weise exzefutirte, wie denn überhaupt die ganze folgende Messe in überaus weihevoller Weise gesungen wurde. Nach dem Evangelium bestieg der Pfarrer von Altofen, Brobst Eselta, die Kanzel zur Festpredigt. Er erörterte mit großer Cloquenz die Bedeutung, die Würde und die Lasten des Sacerdotiums und wendete sich dann speziell an den gefeierten Subilar. Probst Ecella widmete der vierzigjährigen Thätigkeit Dexy’s an der Pfarre Est. Nous nur wenige Worte ; aber aus diesen wenigen Worten ward Allen ergreifend dar, wie unsäglich viel Elend, welche Summe von San­mer dieser Mann in so viel Jahren ge­­trade in dieser feiner Stellung an der Pfarre des Krankenhauses mit angesehen, gelindert und gemildert, wie viele Verzweifelte er auf­­gerichtet, wie viele Verlorne er wieder gewonnen haben mag! Er reickte — sagte der Nebner mit Necht — nicht geräuschvoll wie das Gemitter, sondern mild, unbemerkt und segensreich, wie der erquidende Than der stillen Nacht. — Eine Stelle der Ansprache warf den Greis von feinem Stallum schier in die Anie und Heiße Thränen entfrömten seinen Augen; es war, als der Nebner ihn mahnte, Doppelt dafü­r zu danken, daß es ih­n vergönnt war, diesen Tag zu Schauen, denn viele seiner Be­rufsgenossen, die vor fünfzig Jahren bei seiner ersten Messe an seiner Seite gestanden, wandeln nicht mehr auf Erden; er aber habe in sei­­nem­­ Berufe an den Betten von Cholerafranten, Seuchebehafteten und von allem Contagium Gem­arterten gemeilt und gebetet, und gleichwohl habe die Vorsehung ihn bewahrt, daß er heute festen Sc­hrittes und aufrecht noch an den Altar schreite — in seinen drei­­undsiebzigsten Lebensjahre. Ad multos annos! Nach der Messe spendete der Subilar seinen Anlegen offen und der Gemeinde den Segen der Priesterweihe und zog sich dann in seine Wohnung zurück.­­ Vor Beginn des Gottesdienstes erschienen zahlreiche Freunde und Bekannte des Subilars ihm Glück zu wünschen in seiner Woh­­nung, deren Eingangsthir um und um mit ofen befränzt war. Kurz vor der Messe erschien der Khuvat-Klerus der Hauptstadt, die P­röbste Eselfa und Bogifih an der Spiße, in corpore und über­ reichte dem Subilar mit einer herzlichen, kollegialen Ansprache als Weihgesdient einen prachtvoll­­gearbeiteten goldenen Mektelg und eine Stola aus fchwerer weißer Seide mit weicher Goldstickerei. Dem greisen Yubilar zu Ehren hatte der hauptstädtische Munizipal-Ausschuß dessen Lebensgroßes Bildung malen lassen und heute — nach dem Gottesdienste — fand in außerordentlicher Gene­ralversammlung die feierliche Enthüllung statt. Der große Nathsaal im neuen Stadthause war aus diesem Anlasse in allen seinen Theilen gut belegt. Die Mitglieder des Mu­nizipal-Husschuffes hatten in sehr großer Zahl ihre Site eingenom­­men; außerdem waren sehr viele Mitglieder des Klerus ı und der Familie des Yubilars im Saale erschienen. In einer mit Pflanzen reich gefärm­ten Ehe war das Bildniß, vorerst noch durch eine rolhe Hülle verdect, angekragt. Auf dem Referententische sah man einen silbernen Pokal in reicher, gediegener Ausführung, die Ehrengabe für den Subilar, und eine Fünftlerische gearbeitete Enveloppe , die Grat­iulations-Adresse der Bürgerschaft. Kurz nach 11 Uhr eröffnete der Präsident Ober-Bü­rgermeister Karl Rath die Generalversammlung mit folgender Rede : Geehrte Generalversammlung ! Zur Einberufung der heutigen außerordentlichen Generalver­­sammlung gab ein hervorragend erfreuliches Ereigniß Veranlassung. Ge. Hohmürden Herr Michael Déry, Pfarrer des Spitals von Et. Hodhus, Beamter des ältesten humanitären Instituts der Haupt­­stadt und Dieses Munizipal- Ausschusses verdienstreiches Mitglied, feiert an dem heutigen Tage das halbhundertjährige Jubiläum jener Bee Wirksamkeit.­ Es braucht wohl in diesen Augenblic­k­ Neihe der V­erdienste nicht erwähnt zu werden, die sich der von unser Aller Achtung umgebene Kompatriot durch seine ein Menschen­­alter hindurch währende eifrige Thätigkeit nicht blos um unsere Hauptstadt, sondern ach um die Pflege der Humanität erworben hat. Diese sind jedem Bürger dieser Hauptstadt zum großen Theile bekannt ; doch werden sie Später in viel schöneren Morten und Gedächt­­nis der g. Ausschußmitglieder ruriegerufen werden. Von freien Stüden sucht die Anerkennung und der Dank den geachteten Mann auf, der in seiner Unermüdlichkeit niemals auf An­derer Dant gezählt, fordern allein der Beruhigung seiner menschen­­en Seele, dem Bewußtsein der treuen Erfüllung seiner mierterlichen und menschlichen Pflichten nachstrebte. Ein­ausfluß dieser Dantes, dieser Anerkennung war es, daß unsere Generalver­­sammlung vom, 20. Mai [I 3. mit einhelliger Zustimmu­ng den Beschluß Faßte, Michael Déry aus Anlas seines heute eingetretenen fünfzigjährigen Briester- Jubiläums im Namen des hauptstädtischen Mimizipiums zu begrü­ßen und dem verdienstreichen Manne gegenüber seiner besonderen Anerkennung auch dadurch Aus­­druck zu leihen, daß am Tage des Jubiläums eine außerordentliche Generalversammlung gehalten werde und bei dieser Gelegenheit die Verdienste des trefflichen Patrioten, des opferfreudigen Briesters und eifrigen Beamten protofollarisch zu vereinigen seien. Dieselbe General­versammlung beschloß des erneren, das Biloniß 063 gefeierten Mannes in Del malen zu lassen, dasselbe am Tage der Feier zu ae und es hernach in einem der Säle des Spitals anzub­ringen. Diesem Beschluffe hatte ich die Ehre zu entsprechen, indem ich den Munizipal-Ausschuß der Hauptstadt auf, diesen Tag zu einer außerordentlichen Generalversammlung einberief. Bevor wir jedoch zu dem angeregten Gegenstande unserer Generalversammlung übergehen, habe ich die Ehre zu beantragen, daß der gefeierte Mann durch eine Deputation eingeladen werde, in der Generalversammlung zu erscheinen. Ansofern mein Antrag der Zustimmung der g. Generalver­­sammlung begegnet (Zustimmung), habe ich die Ehre zu Mitgliedern der von dem Heren Dechant­ Brobst Ferdinand Eselka zu führen­­den Deputation die Herren Dr. 933, Darányi, Ferd. Horanscky, Franz Ney, Wilhelm Kurz, Eduard Anderlis, Dr. Philipp Károly und Stefan Heinrich zu bestimmen. „Bis zur Rückunft der Deputation suspendire ich die Gene­ralversammlung. » N»ach einer»Pause von etw­a zehn Minuten trat der Jubilar mit der ihn geleitenden Deputation in den Saal und in ihm­ unter die»1x»» Elxenrnfen der Versammelten seinen Sitz rechts vom Referentem ide ein. töre Ober-bürgermeister Rath erhob sich nun zu folgender An­­prade : Geehrte Generalversammlung ! Se. Hohmwürden Herr Michael Derg­ift, der Einladung der geehrten Generalversammlung Folge Leistend, erschienen, daher i­ die Ehre habe, die Sigung wieder zu eröffnen. Hohmwürdiger Herr Pfarrer ! Sehr geehrter Mitbürger ! Aus der Tiefe meines Herzens begrüße ich Sie im Namen 008 Munizipal-Ausfgusses der Hauptstadt Budapest an diesem Tage, an dem Sie die fünfzigste Jahreswende Ihrer priesterlichen Thätig­­keit begehen. Wir Alle waren unmittelbare Augenzeugen des En Theiles dieser Halbhundertjährigen Thätigkeit. Nicht eines ruhmsüch­­tigen Mannes Ringen nach glänzenden, epochalen Zielen war ihr Inhalt, sondern die unverdroffene Arbeit eines menschlichen Dee, das seine Befriedigung in beglücenden Akten der Humanität sucht. Diese Lebensbahn, welche eine ununterbrochene Kette menschenfreundlicher Handlungen darbietet, zählte niemals darauf, daß der Name des ein­­fachen Seelenhirten gefeiert werde. Das eigene Bewußtsein allein war der Lohn, der in Aussicht stand, und dieser Lohn wurde ihnen, hoch unwirdiger Herr, an jedem Tage Ihrer halbhundertjährigen öffentlichen Laufbahn zutheit. » » »»» Was aber Sie niem­als gesucht,dassu­cht Sie hiemit in Ihrer bescheidenen­ Einsamkeit auf.Die Achtung und der Dank blicken bewegt auf die halbhundertjährige Arbeit und»begrüßen be­­geistert den an Sahren zwar alten, im Herzen aber noch immer jungen Geelendirten. »» » Und Der so war als Men­sch u­n­d Geistlicher-habe ich es nöthig,noch zu sagen,wie Der als Patriot und Bü­rger war?Ist es n­öthig,n­am­en­tlich in diesem­ Saale,von den Verdiensten Michael Dery’s als Bü­rger zu sprechen,Michael Dery’s,der m­it uns empfand und mit uns kämpfte,unentwegt als erprobter Patriot un­d der immerdar mit der ganzen Gluth seiner edlen S­eele,der­ vollen Hingebu­ng seines Herzens die Sache unserer Hauptstadt aufgegriffen hat?(Blien­-Rufe.) »»» Angesichts dieser Verdienste konnte das Munizipiu­ in der»Haup­t­­stadt Budapest,das der bürgerlichen Tugend immer dort freudig seine Anerkennung zollt,ruhig verharren?Es m­achte ihr,blossue einen engeren Kreis konzipirtes Fest zu­ seiner eigenen Feier­ mit ein­­helliger Begeisterung faßte es den Beschlu­ß,an diesenique ein­e außerordentliche Generalversammlung zu­ halten­ und in dieser»den trefflichen Patrioten,den opferfreudigen Seelsorger»un­d eifrigen Beamten,dessen halbhundertjähriger Lebensweg die»Hauptstadt sowohl als Patronatsherrn,wie au­ch als die Gesam­­mthei­t»der Bü­r­­gerschaft unmittelbar berührt—im­ Nai­ uen des Munizipiums ju­ngsüßen­ und seine Verdienste protokollarisch zu verewigen.(Elter­­nfe.) Ich fühle mich besonders geehrt, daß ich Ew. Hochmorcen gegenüber der Dolmetsch) sein fann der Anerkennung und der Achtung unseres Munizipiums, und indem ich Sie, hochwü­rdiger Herr, im Namen des hauptstädtischen Munizipiums wiederholt begrüße, wwü­nsche ich vom Herzen, daß die Vorsehung Sie, zum Wohle der Wenschheit, der Kirche und des­­ Vaterlandes, auch die heute beginnende zweite Hälfte des Jahrhunderts in guter Gesundheit und in ungetrübten Glüde leben, vollenden Laffe. (Naufschende Elfen-Rufe) Und mir ertheile ich das Wort dem Ausschußmitgliede Heren Defiver Szilágyi. Desider Szilágyi: Geehrter Mitbürger und Freund ! An diesem Tage, an dem Deine Lebensgefährten und Freunde Dich auffordern, auf Deine fünfzigjährige Vergangenheit zurückzubllden und an welchen Du am Altar dem Allmächtigen Dant sagiest, da er Dich diesen Tag erleben ließ, Damit Du mit bewegtem Herzen in unsern Kreis, in diesen Kreis, wo man Dich so lange und so gut rennt, wo man Dich so sehr liebt, und in diesem Kreise sei er mir gestattet, den Kränzen, welche Deine L­ebensgefährten ıumd Gläubigen Dir geflochten, noch einen im Namen der Bürgerschaft der Haupt­­stadt beizufügen, im Namen jener Bürgerschaft, in deren Dienste Du seit fünfzig Jahren stehest, welche Dich als Mitbürger in der be­wegtesten Epoche fennen und fehäßen Ternte, im Namen jener Haupt­­stadt, der Du 40 Jahre lang in einer Stellung dientest, in welcher irdische Güter nicht roden, Hubm nit in Aussicht steht, die Pflicht­­erfüllung eine doppelt Schwierige ist. Auf Andere wählten kampfreiche Lebenswege, all Andere feßten ihre Gesundheit aufs Spiel im Kampf nach einem ernsten Streben ; aber Die das thaten, thaten es in der Hoffnung auf Ver­­mögen, auf Ruhm, thaten dies in der Erwartung eines glänzenden Erfolges. Dur hast eine fote Laufbahn Dir nicht erwählt. Du betratest eine Bahn, auf der materielle Vortheile nicht zu erwarten stehen, wo sein Ruhm des Kämpfenden har­t, wo man aber in jeder Stunde des Lebens doppelter Stärke bedarf, denn nicht selten mußt Du die Schwäche menschlichen Willens durch die Kraft Deiner Seele und duch die Heilspenden Deines hehren Berufes ergänzen. Was konnte Dich bewegen, Dein junges Leben, die Kraft Dei­ner Mannesjahre dieser Stelle zu weihen? Was komute Dich ber­wegen, besser situirten Stellungen, den Bitten Deiner Freunde, eine glanzvollere Stellung einzunehmen, auszumeichen Was konnte Dich bewegen, der Ruhe zu entsagen, die Du nach einem in Mühsal ver­­brachten Leben in Deinem Greifenalter so wohl verdient hättest ? Wahrlich, nichts Anderes konnte es sein, als die Liebe zu Deinem Am­te, die Liebe zu den Armen und Glenden, die hinmieder Dich so sehr liebten. Wir haben ein Net darauf, dessen all gedenken: Du hast dies durch Dein halbhundertjähriges ehrenvolles Wirken verdient, daß Dir so ins Angesicht, Deine Verscheidenheit nicht berücsichtigend, gesagt werde, wie sehr wir Dich schagen, mie sehr wir Dich lieben Deiner Liebe zur Pflicht wegen und wegen Deiner opferfreudigen Gesinnung. Jene fünfzig S­ahre, deren Andenken durch Dich geweckt wird, jene fünfzig Jahre sind es, in denen in Ungern und in Belt eine neue Welt erstand. In diesen fünfzig Jahren hob sich zuerst das Bürgert­um aus jenem engen Kreise heraus, in dem er die ständische Verfassung bis dahin festgebannt hielt. In diesen fünfzig Jahren erstand die neue Pest, a. zw. nicht durch die glänzenden­­Balastzeilen und durch die fünf- bis sechsfache Zunahme der Bevölkerung, sondern dadurch, daß Budapest die kulturelle, politische und wirthschaftliche Hauptstadt Ungarns ward. Diese fünfzig Jahre formten die­ Bürgerschaft der Hauptstadt derart mt, daß sie nunmehr nicht blos im Herzen, son­dern in ihrer großen Masse aug sprachlich ungarisch geworden. Diese fünfzig Jahre ließen in der hauptstädtischen Bürgerschaft das allge­meine Bewußtsein reifen, daß die Hauptstadt das Haupt des Landes sei; in diesen fünfzig Jahren ermachte in der Bürgerschaft das Ber­a­fe von der Größe der Pflicht, die sie getreulich, rechtschaffen erfüllt. Und in diese­m Zeitalter ward jeder Perlsfchlag des Schicsals der Nation: das Erwachen der dreißiger und vierziger Sahre, die große Katastrophe, die finstere Bedrohung, das neue Ermwachen des Lebens, jeder Wechsel in den Geschiden unseres Landes, zuerst hier in der Hauptstadt verfaitet. Und wenn heute die Hauptstadt in Wahrheit Haupt und Herz des Landes ist, so hat daran Sieder Theil gehabt, der in welche bescheidener Stellung immer, seine Pflicht auf dem Gebiete des öffentlichen Lebens treu und ehrlich erfüllt hat. Und wie bescheiven immer die Stellung sei, welche unser Freund innehat: wir Alle missen, daß er an allen Bewegungen des städtischen und politischen Lebens eifrig und treu theilgenommen hat, und es sei genug — ich bitte mir den Egoismus zu, verzeihen — wenn ich mich diesfalls auf die Spielstadt berufe. Sie werden sich erinnern, daß nichts im öffentlichen Leben sich ereignete, wo unser Freund nicht mit veiner Seele und mit der­ Gluth der Begeisterung theilgenommen hätte. » » » » Doch heute,der er,nach­ fü­nfzig Jahren,hier steht,ist es ei­n Wu­nder,daß wir ihn,den­ eine Generation der an­deren ü­bergab,in solcher Weise feiern,dass heute der Munizipal-Lich isschu­ß ein­e außer­­ordentliche Generalversam­mlung hält un­d Dirihrewi ihre An­erken­­nunng,den einzigen wahren Lohn,zuerkennt. Indem die abgelaufenen fünfzig Jahre»vor Deiner Erinneru­ng herausziehen,wirst Du vielleicht au di schm­erzlichen­,»din­»teren Erin­ne­­rungen begegnet!Zwei Generationen sind n­eben­ Dirin’åGi­ abge­­surnken,sind von Jenen,die Du­ gekannt und geliebt,an welche sich Bande der Freundschaft,der au­frichtigen Zuneigung knüpften,· sie sind wohl zum­eist nicht mehr.sind wenn Da zurück denkstautene,die mit Dir das Greisenalter erlebten—Du wirst ihrer nur noch Weniige in­ diesem­ Schale erblicken Was ist es,das au­s der m­elancholischen Erinnnerung an das Ver­­geben und die Vergänglichkeit ewig grün hervorleuch­tet.Das, was inmerdar Deine Schritte begleitet hat: die Anerkennung der Bürgerschaft, jene Anerkennung, die wir Dir heute im Sym­bol dar­­bieten wollen , jenen Beschluß der Generalversammlung, daß Dein Bildniß an der Stätte Deines segensreichen Wirken angebracht werde, als aneiferndes Beispiel dafür, daß nur Derjenige treu seinem Berufe ergeben ist, der demselben in der Ausübung voll und ganz zu entsprechen vermocht, hat. Daru­m überreichen wir die mit diesen Kelch,diese Artus-Adresse welche Tausende Deiner Mitbürger ben haben. Gratulik­­unterschrie­­b Em­pfange diese Andenken,diese Auszeichnung,bescheiden aber selbstbewußt,und wenn etwas diesen Moment zu­ versüßen vermag und den Aben­d Dein­es Lebens verklären»kann,»so sei es das Be­­wußtsein,daß Di­ die Anhänglichkeit Deiner Mitbürgerrechtschafer verdient hast.(Lebhafte»Elfeu-Rufe.) » » Das ist es,m­eine Herren­,i­as wir,die Bürgerschaft der Hauptstadt,als Zeichen­ unserer Anerkennung darbieten.Empfange es so warn­­ sind au­frichtig,wie warm­ und aufrichtig wir wünschen,daß wir noch­ lange auf Dichl)in­weisen können als au­f ein­en pflich­t­­getreuen Beam­­ten­,auf ein­en­ Mann,der in allen Lü­gen seines Lebens die Liebe und die Achtung seiner Mitbü­rger wohl verdient hat. Gott erhalte Dichl(Lebhafte Elfenrase und Applaus.) Nachdem die Elfenraie verrauscht waren,erhob sich der­­ Subilar, un­tiefbewegt Dank zu sagen für die ihm bereitete Ovation. Von einer längeren Krankheit kaum noch genesen, fühle er sich Schon physisch außer Stande, auf die glänzenden Weußerungen des Ver­­trauens und der Zuneigung, die socben gehört wurden, gebü­hren antworten. Daß sein Leben vielleicht länger gediehen, als das vieler” anderer Sterblicher, könne nicht ih­n als Verdienst angerechnet wer­­­­den,sondern Preisimd Dank gebührt allein dem allgütigen­ Herrn der Welt,der ihn in seiner un­erforschlichen Weisheit mit Ausbau physischer und psychischer Kraft auszustatten die Gnade hatte. ©m Leben allerdings war immer der Pflichterfüllung geweiht gewesen,­­ aber was er gethan, war auch nicht mehr als Vlicht­nd wen das Munizipium hiefür sich so erfenntlich erweise, könne er dies­ nur als Hochherzigkeit und Gnade auffassen, wofür er nur wiederholt auf b wärmste zu danken vermöge. (Lebhafte Elfenrufe.) Paul Királyi stellte nun den formellen Antrag, daß die heu­tige Ovation­ in alle in ihren Momenten­ protokollarisch vereinig. und das Bildniß Michael Dert­’s zu­r ewigen Erinnerung in eine Saale des hauptstädtischen Spitals angebracht werde.(Zustimmun Der Antrag wurde angenommen und damit war die Gener­versammlung zu Ende, (Se.Majestät der­ König)ist heute Nachts nachha drei Uhr via Riikos in Gödöllis angekommen und boit heuteVor­mittags dem Manöver des vierten Armeekorps angewohnt. Abends um 9 Uhr 30 Minuten reist Se.Majestät von Gödöllö ab­m­als via Rukos nach Wien­ zurück.Den Separats Hofzug,der so Früh um 3 Uhr 35 Minuten in Wien eintrifft,werden die Jnsp­toren Fraanusz und Kovacs—Ersterer von der Oest­reich­isch­-Un­garischen­,Letzterer­ vor­ der Ungarischen Staatsba­u leiten. (Vom Hofe.)Man berichtet uns von heute aus Wie König Alfonso hat sich heute Vormittags nach der Weilbn zum Besuche des Erzherzogs Albrecht begeben.Das zweite Galadiner bei Hofe findet erst morgen­ statt,vor der Abreise des Königs,der in Gesellchaft Sr. Majestät sich zu den Manövern in Mähren begibt. Bon Kardinal­-Erzbischof Dr. Ludwig Haynald­ Aus Kalocsa wird uns vom 10. d. geschriebe­ne. Eminenz Kardinal-Erzbischof Haynald befundete ,b seine echt humane und s­chriftliche Anschauung über die in jüngst Zeit in den verschiedensten Gegenden des Vaterlandes grassive intoleranten Hebereien in nicht mißzuverkennender Weise d­adurch, d­er anläßlich eines, in seiner Residenz veranstalteten, Diner die Sa mitäten der Stadtbevölkerung ohne Ansehen noch Unterschied der Konfession, darunter auch den Präses der hiesigen israelitischen Ri­tusgemeinde, zur Tafel zog. In seiner Erwiderung auf einen To­des Großprobstes des Kalocsaer Erzkapitels betonte Ge. Eminenz­­ eindringlichen, warmen Worten die Nothwendigkeit des Friedens in der Eintracht zwischen Nationalitäten und Konfessionen, als unerläß­­licher Bedingung der Wohlfahrt und des Gedeihens des V­aterland( Lord Marie) Der Ösuvernen von Neufundland und ehemalige Gouverneur von Helgoland, der vor einem Vierteljahrhun­dert dem Wiener Hofburgtheater seinen glänzendsten Stern, die Sa­­pielerin Auguste Ru­d­lo­ff genommen, um­ sie zum Zrau-Altar zu führen, ist — wie telegraphisch berichtet wird — in Gaint-Koch gestorben. (Erdeinsturzg) I der Honoldgafse ist heute Mittags um 1 ihr bei dem Sanalbau das Erdreich eingestürzt; die nieder­­rollenden Erdwassen haben zwei der daselbst beschäftigten Arbeit völlig begraben. Die Verunglückten wurden von ihren Kame­raden mit vieler Mühe — leider nur mehr als Leichen — wieder a Tageslicht gescharrt. Beide waren durch die schweren Grdfschichten e­rrüht und bis zur Unfeintlichkeit verstüm­­elt worden. Die Leich wurden in die Morgue überführt und auch die polizeiliche Unter­suchung zur Erhebung der eventuellen Schuldtragenden wurde foto eingeleitet. Polizeinachrichten.­ Die im Gefängnisse der Ober Stadthauptmannschaft in Haft befindliche Marie Sturziuf hat den Vormittags zwei Stechnadeln in selbstmörderischer Absicht versehluct Die Lebensüberdrü­sfige wurde ins Spital geschefft. — Auf de De Bajza-Gasse Nr. 12 wurde die Leiche eines Mannes g uaden. (Das Familiendrama in der Zoller­gaffe.) Ueber das entjegliche Familiendrama, welches sich in den Abendstunden des vorgestrigen Tages in der Wohnung des Bergol­ders Florian D­orift, Zollergaffe Nr. 32, abgespielt, werden und folgende ausführliche Details mitgetheilt­­ . s zweiten Stock des hlauses NuZL der Zollergasse hat d Vergolder Florian­ Obrist eine aus sechs Piecen bestehende»»W»o innig inne,und zwar dienen ziwei in­ Hoftrakte liegende geraume Zim­m­erc­ls Werkstätte,»wäh­rend ein Zim­mer mi dem Kabinet, de­ren Senfter die Aussicht in Die Zollergasse gewähren, als Wohn­­räume von der Familie O­bri­st bewußt werden. Die übrigen zw­eichen sind für die Bediensteten des Hauses bestimmt. In den Wohn­­räumen sowohl, als auch in den Werkstätten herrscht die größte Neinlichkeit und Ordnung und Alles deutet darauf hin, daß eine tüchtige Frau die Wirthschaft versieht. Dieses Muster einer Haus­­wirthin war Frau Antonia O­brist, die Gattin des Dergolderd Florian Obrist. Die troß ihrer 40 Jahre noch immer hübsch zu nen­nende Frau hat diesen Ordnungssinn auch auf ihre vier Kinder, von denen das älteste, wie schon erwähnt, 18 Jahre, das jüngste 10 Jahre zählte,­­ übertragen verstanden. Jedes der vier Kinder hing mit grenzenlos: Liebe an der Mutter und was Lestere anordnete oder befahl, w­urde mit minutiöser Pünktlichkeit ausgeführt. Ein Widerspruch oder gar eine Weigerung seitens der Kinder Fam nie vor. Nur der blinde Gehorsam und die wahre, aufrichtige Liebe der Kinder zu ihrer Mutter macht es erklärlich, daß die armen, unschuldigen Geschöß auch den gräßlichen Wunsch der Frau erfüllt und mit ihr vereint­­ den Tod gegangen sind. Dies läht sich wenigstens mit vollster Sicher­heit von den beiden ältesten Kindern Leopoldine und Ana behaupte welche mit kräftiger Hand und vollkommen feierlich,, unmittelbar bevor sie das Gift nahmen, die Worte auf einen Zettel niederschrieben daß sie mit den Ansichten der Mutter übereinstimmen und ihr ger in den Tod folgen, beziehungsweise vorangehen. Die armen Kinder fühlten sich umso mehr zu der Mutter hingezogen, als sie dieselbe durch eine Reihe von Jahren vom Schiesale verfolgt und unter allerlei Miß Helligkeiten leiden sahen. Zu all den Widermärtigkeite welche auf die Frau einflu­emten, kamen auch eheliche Differenze Frau Dobrist, welche ein wenig exzentrisch war, genoß die Achtung Aller, die sie kannten. , »­­»«» Sie nahm rührigen Antheil an­ dem Geschäftet und widmete jede freie Stunde der Erziehung ihrer Kinder,Herr Florian Ohms­; hingegen war weniger einNerzoges vor,Unterhaltungen nachs­zugeben, anstatt die freie Zeit, oder wenigstens einen an derselben im Reife seiner Familie zuzubringen. Dies war die Veranlassung daß zwischen den Ehegatten sein Einvernehmen herrichte und Yoga Bnoistigkeiten nicht zu den Geltenheiten zählten. Bereits vor Jahres­­zei­t äußerte sich Frau Do­brist nach einem stattgefundenen Work: steeite, sie werde sich noch einmal vergiften. Diese Selbstmord-de: Scheint sie seit damals in dem Gehirn der Unglück­chen festgefebt­­ haben, wenn nur zu oft wiederholte sie innerhalb der sechten Monate diese Yeußerung, in welche auch stets Leopoldine und Anton ein­stimmten. Man theilt und mit, daß Leopoldine und Anton vor eini­­gen Monaten ihre Mutter baten, sie rechtzeitig in Kenntniß zu seße wenn dieselbe zur Ausführung des Vorjabes schreiten sollte „Ohn Mutter wollen auch wir nicht mehr Leben", war der Ausspruc der Kinder. Nur zu bald ging der schreckliche Wunsch der Kinder in Erfüllung Wie Her Florian Dobrist gestern Vormit­­tags, bei der Polizeibehörde angab, kam er vorgestern uach mittags gegen 5 Uhr wag Hause und fand seine Familie in dem einen Merkstättenzimmer beim Laufen Kaffee. Alle schienen guter Laune zu sein und blieben es auch, bis er beim Eintritt der Dunkelheit das Haus verließ, um in ein Gasthaus zu gehen. Um 8 Uhr Abends sahen noch die Hausleute die zwölfjährige Marie Obrist Vier und Wein holen. Die Kleine, von Allen unwohlgelitten, grüßte freundlich lächelnd und unbefangen, eilte in die elterliche­­­n Engestenigkeiten. Begnadigung) Das ungarische Am­tsblatt gibt seiner heutigen Ausgabe bekannt: „Auf, Grund des a. h. Han Schreibens Dr. Faiserlich und apost Königlichen Majestät vom September d. J. und des in Folge dessen ıinterbreiteten Vorschlages des königl. ungarischen Justizministers, hat Ce. Kaiserlich und apost Königliche Majestät mit a. b. Entschließung vom 6. September b insgesammt zweihundertfiehben undfünfzig­­ Berurtheilte begnadigt ‚beziehungsmeife denselber den, noch rücfi­gen Theil ihrer Freiheitsstrafen erlaffen.” — Hier wird u berichtet : Die Strafen werden im Gnadenmwege zur der Meise gesehen, daß die Freiheitsstrafe erlaffen wird, die Nebenstrafen als da sind: Geldstrafen, der Verlust der politischen Rechte für­­ gewisse Zeitdauer, durch den Gnadenakt umberu­het und auch weiter­­hin in Kraft bestehend bleiben. » »»» (Ernennungen.)Ludwig Vertalan»zimkoni Bau-Inspektor;Franz Münzberger»«zi»i­ikozi­glOhe Ingenieur;Michael Oßlay zum Kerkermeister in Waitzen =

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