Pester Lloyd, Juni 1888 (Jahrgang 35, nr. 151-178)

1888-06-01 / nr. 151

? Ybonnement für dke östetr.-ungat.gäonarchke. Fürden,­Pesterleyd««(Morgen-und Abendblatt) (Erscheint auch Montag Früh und akaotgen nach einem geiettage.) zärsudupest Zaitzsostvertendunge Ganzjährlichst 22.—Vierteljsähtbsijjo Halbjährlich,,11.—Monatlich,,2.— Senzjährligfl.24.— Vierteljahrl. fl. 6.— Halbjährlich , 12.— Monatlich „220 Mit separater Fortversendung des Abendbfalles.. ff. 1.— vierteljährlich mehr. Für die Junfb­ittezrquenzeitung..­. ---ps-·­ 99­9 .. . Man prümumerirt für Budapest in der Administration des „Zester Lloyd“, Dorotheagaffe Nr. 14, I. Stod, außerhalb Budapest mittelst Postanweisung durch alle Kostimter. Inferale umd Ginshaltungen für den Ofenen Horecraal werden angenommen: Sudapek Fünfunddreißigster Jahrgang, in Der Administration, Deretbeazafis Nr. berger, Vaczi­utsza 9; Anton Mezei Dorstäeagafe 6. Intertionsprertradarf irgendein Zarıf, Unfrans­h­e Briefe werten mit anges­nommen. Inserate werden angenommen in: Auslande: Su Wien .2:i-A. Oppelik, Stus benkartei ür 2; R. Messe, Sauer: 14, ersten Stod, ._e. karte : kinen; a­ET, Redaktion und Ad­­ministration re ae = Leopold­i­ng, Zirst Besser 9; a J. Danneberg,­­ Jagd Numzızafle 75 esıne ER Sorotheagasse Nr. 14, ersten Stod. A. Niemetz, Niforvorfadt Sergafie Manuskripte werden in seinem Falle zurückgesiel­t, Nr. 12; Heinrich Schalek, I., Wollzeile 14, M. Duhkes, Alois Herndl, 1. Chalerstraße.­­ Paris: John F. Jones, 31 bis Faubourg Montmartre. — Frankfurt a. M.: &. L. Daube & Comp. Einzelne Nus­mern in Budapest 3 kr. in der Provinz 4 kr. in allen Berjchleigloskalen. Abontestent Fir das Arslandı (Morgen- und Abendblatt). BSiertef jährlich Get uns mit direkter Kreuzbandsendung: für Deutschland, Bulgarien ,Montenegro, Rumänien und te 9 fl., für alle kene Rt . 50 fe. Abonnements werden auch aufgenommen für: Belgien beim Boftamie Köln 17 M, 78 Bi­ ee en re: Fi M. N nt eh ruht; beim Softamie RS . Straßburg M-78 Pf., Statistmi­nbäpanunm rSNMPostamte n.Griechenlanduichgypten beim Postamte Tcixst­ufl191k.,ijkderlande beim Postamte Oberhausen17M.78Pf«,Yumänim beidm tumanischen Post­ämtern 17Frep.26Cts.,Hchw­is bei den Schweizer Postämter insFrep. W»Cts--ä-·pbtm»und ixtgntenkubei«den dortigen Postäm­ter squrcg.60.Cts.,Hätt­e bei den dortigektoft erreichlichen Postämtern 7fl.sskr.,sürkuglwndntssdutch«d'ki kaiserl.rulficch­·npsstämt·r27fl.5okr.indem­ stosswe­ ., ou e ui Budapest, 31. Mat. — Die Affaire, welche sich aus der Rede des Herm­or Tipa über die Befrndung der P­ariser Ausstellung entwickelt hat, ist aus der blos journalistischen Diskussion herausgehoben und auf das Gebiet Diplomatischer und parlamenta­­rischer Erörterungen hinübergeleitet worden. Die Sache wurde von französischer Seite bei unserem Aus­­wärtigen Amte zur Sprache gebracht und in der französi­­schen Kammer it heute eine Interpellation über dieselbe ge­­stellt und auch sofort beantwortet worden. Wir wü­rden uns gewiß des Undantes schuldig machen, wollten wir den sym­­pathischen Tor nicht würdigen, welcher durch die Antwort des Ministers Go­b Let auf die Konterpellation des Herrn Gerville-Reache für Ungarn singt, scheint ja selbst die Aufregung, in­­ welche man sich wegen der Aeußerungen unseres Minister-Präsidenten hineingeredet hat, nur dem Gefühle der Kränkung über die scheinbar unerwiderte Nei­­gung Frankreichs gegen uns entsprungen zu sein. Gleich­­wohl können wir nicht verschweigen, daß die Empfindlichkeit und Gereiztheit, wie immer, anch diesmal sein guter Nach­­geber war und daß die französische Negierung in der That nicht besonders glückich inspirirt gemesen, als sie Die­ An­­gelegenheit zum Gegenstand einer diplomatischen Erörterung gemacht hat. Denn wie unbefangen wir auch die Frage prüfen, und wie angelegentlich( wir uns auch) bemühen, Die fachlichen Ursachen der Verstimmung zu ergründen, so ver­­mögen wir doch in der vielkommentirten und vielverleum­­deten Em­igiation des Herrn v. Tipa das Fonfrete Sub­­strat für eine Vorstellung von Kabinet zu Kabinet nicht zu finden und wir hegen ernste­­ Zweifel, ob Herr Goblet, als er heute die Interpellation beantwortete, auch in genauer Kenntniß des Wortlautes jener Nede gesprochen habe. Was Herr v. Tipa gesagt hat, das fulminirt in den folgenden Worten: „Sie wissen ja, daß die Gemüther al) dort (in Frankreich) erregt sind und wenn, dem Willen der Regierung und der ganzen Nation entgegen, bei einer solchen Gelegenheit unsere Staats­­bürger an Vermögen einen Schaden erleiden, oder den von ihnen bewußten Nationalfarben eine Beleidigung zuge­­fügt wird. ...“ u. s. w. Der Minister-Präsident hat also der Besorgnis Ausdruck gegeben, das gegen den Willen der französischen Regierung und gegen den Willen selbst der französischen Nation sich in den Straßen von Baris Ereignisse vollziehen möchten, durch welche die Aussteller zu Schaden kümen, oder die ungarischen Farben verlegt werden könnten. Hätte nun Herr v.­fifa gar nicht ausdrüclich hinzugefügt, waß ihm dabei jede beleidigende Absicht gegen Frankreich fern liege, hätte er nicht überdies, um jedem abträglichen Mißverständnisse vor­­zubeugen, direkt auf Deutschland, auf das mit uns verbündete Deutschland exemplifizirt, wo Die natio­­nale Fahne Ungarns „bei einem gewissen Anlasse nicht in gebührender Weise behandelt wurde" — hätte also Herr ». Zipa nicht alle Diese Neferne u­nd Zugeständnisse walten lassen, sondern die oben zitirten Worte naht und schroff, ohne jeden Vorbehalt hingestellt, Konnte man selbst dann in Frankreich billigerweise Grund haben, sich deswegen belei­­digt zu fühlen und darüber diplomatische Beschwerde zu führen ? Ist es Denn mit unwahr,­ daß die politischen Zustände in der Republik arg verwildert sind und weder in dem guten Willen der Regierung, noch in der Entschlossenheit der großen Menjorität der französischen Nation sichere Bürgschaften dafü­r existiren, daß ich feinerlei gefährliche Exzesse an die Oberfläche arbeiten wer­­den? Sind etwa die verschiedenen Bewegungen, welche aus mancherlei Quellen ihren Lauf nehmen, einander durch­grenzen und das französische Staatsleben zu einem einzigen leidenschaftlichen Wirbel gestalten, so h­armloser Art, daß man sich aller Sorge für den kommenden Tag entschlagen kann ? Herr Goblet freilich erklärt heute, Die Republik sei so kräftig wie nie zuvor und das zeigt jedenfalls von einem starren republikanischen Glauben an den Republitanismus , allein weder die französische Regierung, noch die Französische Nation werden es den Fernstehenden verargen künnen, wenn diese­­i ihr Urtheil über die Zustände Frankreichs nicht aus republikanischen Dogmen, sondern aus der Beobachtung des praktischen Lebens, der vonfreien Erscheinungen des Tages ableiten. “Und mas ist es nun, worüber man diplomatische Beschwerde führen konnte? Wirklich darü­ber, daß Herr v. Tipa in Bezug auf die Konsistenz und Uner­­schütterlichkeit der Ordnung in Frankreich sich nicht so glaubensstark gezeigt hat, wie Herr Goblet ? Und mie dachte man sich eine diplomatische Remedur? Daß­ eine beleidigende Absicht schlechterdings ausgeschlossen sei, das brachte nicht erst nachträglich erklärt zu werden, das hat unser Minister- Präsident in seiner Rede sofort mit aller Deutlichkeit be­­tont ; Konnte man etwa erwarten, oder verlangen, daß Herr v. Tipa seine eigene Ueberzeugung von der inneren Unsicher­­heit der Lage Frankfreichs D­esavouire und si zu der Auf­­fassung der gerade jeit am Nuder befindlichen Französischen Regierung befehre ? Indessen ist die Diplomatische Erörterung nun einmal erfolgt und von Seite unseres Auswärtigen A­mtes eben­­sowohl wie von Seite unseres Minister-Präsidenten sollen­ Erklärungen abgegeben worden sein, daß man den Zwischen­­fall bedauere und daß eine beleidigende Absicht nicht gewal­­tet habe. Wir haben nicht das Recht, an dem Zutreffenden der Darstellung des Herrn Goblet zu zweifelt, wir müssen vielmehr annehmen, Daß er Dasjenige, was Graf Külnoky dem französischen Botschafter­ gesagt, wörtlich reproduzirt hat. Doch fönnen wir nicht umhin, darauf aufmerks­am zu machen, daß z­wischen der Version des Herrn Goblet und der Darstellung unseres weiterhin veröffentlichten, aus voll­­kommen zuverlässiger Quelle stammenden Pariser Telegramms ein wesentlicher Unterschied besteht. Nach­ der Tepteren Hätte sie Graf Räthofy ganz und gar den Ausführungen des Herr v. Tipa angeschlossen, was doch mit den Erklärungen des Herrn Goblet nicht wohl zu vereinbaren wäre. Allein wie dem auch sei, — hat die französische Regierung thatsächlich eine Satisfaktion für Etwas erhalten, was eine Satisfaktion gar nicht nöthig machte, so wären wir Die Lebten, die dagegen eine Cinsprache erheben wollten; Kann irgend Etwas dazu dienen, die Aufregung zu beihmwichtigen und die französische Nation zu überzeugen, daß hierzulande Feine V­oreinge­­nommenheit und sein Uebelwollen gegen Frankreich, sondern im Gegentheil nur der lebhafte Wunsch Herrscht. Die franzö­­sischen Zustände mögen sich in Frieden konsolidiren, so mag es immerhin selbst über die Grenzen des absolut Noth­­wendigen hinaus geschehen. Nur sollte man endlich es der gegenstandslosen Aufregung genug sein lassen und nicht mit Zumuthungen auftreten, welche absurd und unzulässig sind. Wir betonen dies, weil es den Anschein hat, als wäre Herr Goblet noch nicht vollkommen zufriedengestellt ; das seien bloße Versicherungen, meinte er, und es liege nun an Herrn v. Zipa, die Mißverständnisse zu zerstreuen! Was um. Alles in der Welt müßte der­ eigentlich der ungarische Minister-präsident thun,­ um den Groll zu beschwören, und­ besorgt man nicht, daß man doch solches Medermak der Empfindlichkeit die Situation verschlimmert, anstatt sie zu bessern ? Wir wiederholen also, man haffe es genug sein Der fünftlich gezüchteten Meißverständnisse. Es ist schlechterdings sein Grund gegeben, eine Affaire weiter zu verfolgen. Die schließlich auf beiden Seiten einen bedenklichen Bodenfaß zurcclaffen würde. Legt man im Frankreich, wirklich Werth auf die Gesinnungen Ungarns, nun so können wir den Franzosen die­­ Versicherung geben, daß mir nichts Reiferes wünschen, aló die Sympathien für den französischen Get und für Die großen Ueberlieferungen der französischen Geschichte bethätigen zu künnen, ohne mit der politischen Mation und Nothwendigfet in Widerspruch zu gerathen. Nicht unsere Schuld ist es, daß in diesem V­erhältnisse eine Trübung entstanden i­ und nicht in unserer Macht liegt es, die Trübung zu beseitigen. Ist es wahr, was Herr Goblet in seiner heutigen Nede erklärt hat, daß Frankreich nur den­ Frieden will und mit der Aggression seine Gemein­­schaft Habe, dann ist es eben an Frankreich. Die Mitverständnisse, welche sich in dieser Hinsicht gebildet haben, zu zerstreuen, aber nicht durch Worte, welche im Winde zerflattern, sondern durch Thaten, welche die Gewähr der Dauer bieten. Dann wird Frankreich rasch genug von dem Fluche der Stolivtheit erlöst werden und wieder hinau­­schreiten, wenn auch nicht zu den Höhen seiner einstigen prävalirenden Stellung, jo doch zu den Höhen der all­­gemeinen Sympathien des Welttheils, Beamten preisgegeben war. Die Budapest, 31. Mai. — Eine sehr bemerkenswerthe Kundgebung über den jüngst stattgehabten Einbruch einer aus Monte­negro kommenden Bande in Die Herzegovina finden wir in dem Konstantinopler „Zarif". Dieses offiziöse Organ der Pforte spricht seine Befriedigung darüber aus, daß dieser Butschversuch miß­­glüct ist, daß die Agitatoren bestraft worden, und bringt die Hoffnung zum Ausdruch, daß Bosnien und Die Herze­­govina in der Zukunft vor derartigen Störungen bewahrt bleiben mögen. Der „Zarit" knüpft hieran den freund­­schaftlichen Rath, Die österreichisch-ungarische Regierung möge sich in den offupirten Provinzen nicht allein auf Maßregeln der Strenge und Energie beschränken, sondern die Ursachen der Unzufriedenheit, welche die Bevölkerung zumeilen veranlasset, auswärtigen Agitatoren Gehör zu scheiken, beseitigen. Als Beispiel H hiefür erwähnt der , Tak­t" der Thatsache, Daß -D die muselmanische Bevölkerung der offupirten Provinzen, die seinerlei politische Aspi­­rationen hegt und frei­­t von jeder­ Anwandlung, den Frieden zu stören, bis vor Kurzem der Gnade slavischer österreichisch-ungarische Regierung, sei jedoch schließlich darauf­­ gekommen, daß­ es in ihrem eigenen Interesse sei, diese Bevölkerung mit größerer Nachsicht zu behandeln. Die freundschaftlichen Mahnungen des „Zarik“ in allen Ehren, müssen wir doch wohl hervor­­heben, daß es derselben nicht bedurfte, um Herrn v. Kállay, den Leiter der Verwaltung der offizipirten Provinzen, auf den richtigen Weg zu bringen und daß es seinen Synten­­tionen ebenso fern gelegen, die muselmanische Bevölkerung der Gnade slavischer Beamten auszuliefern, al­­s ihm jemals in den Stmm­ genommen, die slavische Bevölkerung etwa deutschen oder magyarischen Beamten preiszugebe­n, wie dies von anderer Seite auch schon behauptet worden it. Die Funktionäre in Bosnien und der Herzegovina walten daselbst ihres Amtes nicht als Deutsche, Magyaren oder Slawen, s­ondern als Organe der gemeinsamen Negierung. Ueberdies miüssen wir zur Beruhigung für den „Tarik“ noch weiter hervorheben, daß der jüngste Putschversuch in der Herzegovina in der Bevölkerung der Provinz absolut seine Unterftügung gefunden, daß sonach die Ahr­­nahme, als hätte Diese Bevölkerung inflüsterungen auswärtiger­ Agitatoren Gehör geschenkt, eine unbe­gründete if. Der Einbruch Dieser Handvoll Leute aus Montenegro, die durch eine Streifpatrouille zersprengt und über die Grenze zurücgejagt worden sind, war eine ganz bedeutungslose Affaire und unter ihren Konsequenzen, wenn von solchen überhaupt die Mode sein kann, ist Die nicht die unerfreulichste, die in der Kundgebung des , Tarit" vor­­liegt, und die den Beweis erbringt, daß man in der Türkei den Zustand der Dinge in Bosnien und in der Herzegovina loyal acceptirt und für Die ruhige, friedliche Entwickung derselben gutgemeinte Wünsche zum Ausdruck bringt. Auf Grund von Meittheilungen, die uns aus verläß­­licher Quelle zugehen, können wir noch beifügen, daß die Bevölkerung der Herzegovina an dem jüngsten von der montenegrinischen Grenze der versuchten Infalfe seinen Theil genommen, sie hat vielmehr freiwil­­lig an der Unterdrückung dieser Frie­­densstörung mitgewirkt. In Dieser Hinsicht ist die Schatfache bemerkensunwerth, daß es ein eingeborner Herzogsinner war, der ein Mitglied der ins Land einge­­­brochenen Bande zu Stande gebracht und gestellt hat. Auch die weitere Thatsache, daß jene Mitglieder der von den österreichisch-ungarischen Streifpatrouillen versprengten Bande, die ihr Heil in dem Uebertritt auf montenegrinisches Gebiet gesucht, von den montenegrinischen Behörden ergriffen wur­­den, um von denselben zur Verantwortung gezogen zu werden, mag registeirt werden, zumindest als ein Symptom, daß die Flibustier, die den Frieden der offupirten Provinzen zu stören , asgingen, nirgends Sympathien finden. Unter so gearteten Verhältnissen nimmt es ji einigermaßen sonder­­bar aus, daß der Bari­er „Gaulois" vom Teßten Gon­tag zu­­ melden weiß, Oberst Milinfovich, der öster­­reichisch-ungarische "Vertreter in Cetinje, habe das Aus­­­wärtige Amt in Wien benachrichtigt, daß zahl­reiche und mehrausgerüstete Banden neuerdings für einen Einbruch in Die Herzegovina organisirt werden und daß in Folge dessen in Wien beschlossen worden, vier Fi­nanterie-Regimenter" an­ die herzegovinische montenegrinische Grenze zu entsenden. Von einem solchen Ber­ichte des Obersten Milinfovid ist in Wien nicht Das Mindeste bekannt i­st immerhin möglich, daß etliche Abenteurer noch fernerhin ihr Leben in waghalsigen Unternehmungen gegen Die Kerze­govina visiiren werden; aber daß sie gerade jegt, nach den schlimmen Erfahrungen, die ihre Genossen gemacht, an ein solches Unternehmen zu gehen Luft hätten, ist zumindest nicht wahrscheinlich. Der angebliche Beschluß, vier Regimenter an Die Grenze zu TEN DENT JEAN TEL VTÓ eine Erfindung Es hat sie gezeigt, daß es solchen Aufgebotes nicht bedarf " und daß Die Streifpatrouillen, die sich für diesen Dienst vortrefflich, bewähren, vollständig ausreichen, die Grenze zu hüten. Vor einigen Tagen hat ebenfalls der „Zarif' Gele­genheit genommen, einen Artikel der­­ Mos­­kauer Zeitung“, in welchem den Serben und Bul­­garen gerathen worden, ihre weitgehenden nationalen Aspi­­rationen aufzgeben, mit einigen britischen Bemerkungen zu begleiten. Der „Tarif” drückt der russischen Regierung seinen Dant aus, daß sie bezüglich der Balfan-Staaten endlich zu der unweiten Erkenntniß gekommen, die in der Mahnung der "Moskauer Zeitung" ihren Ausdruck findet und fügt Hinzu, die „Moskauer Zeitung“ habe ganz vergessen zu erwähnen, ‚wer es eigentlich­ ge­wesen, der die Illusionen und Chi­­‚mären unter den Balfan-Staaten zuerst, großgezogen und wer dieselben zu Unruhen und Friedensstörungen auf­­gestachelt. Niemand Anderer als die Banflavisten seien die Anstifter all dieser Dinge ge­wesen. Allerdings seien dieselben fest sehr enttäuscht, da sie an manchen Beispielen wahrneh­­men, daß die Durch sie aufgestachelten Völkerschaften der Balkan-Halbinsel sich nicht mehr ihrem Gebote unterwerfen mollen. Nußland müßte nunmehr einsehen, welch üble Kon­sequenzen die unheilvolle Politik Ignatieff’3 getragen. Der, um seine Zciüglinge ald unterdrückte­ Völker darzustellen, rücsichtslos mit dem Weltfrieden gespielt hat. So weit der „Zarit“. Auch in Nußla­nd kommt man allmälig zu einem freien Urtheile über den Grafen Ignatieff und dessen Politik. Sehr­ instenativ in dieser Hinsicht i­st ein Artikel, den der „Srashdanin“ vor Kurzem veröffentlicht und in welchem­ in dachaus fachlicher, aber auch persönlich vocsichtsloser Weise die Fehler aufgedeckt werden, die General Ignatieff iin der Abfassung des Vertrages von San Stefano begangen. Ignas­tieff hat Dazumal geglaubt, mit einem Streiche den ganzen Orient für Rußland sichern zu können und hat Dabei Die elementarsten Regeln der Borsicht außer Acht gelas­fen und alle Nachsichten übersehen, die Rußland Emopa und Sich selbst gegenüber schuldig war. Daher it es auch genommen, daß in demselben Augenblicke, in welchem Ignatieff sich rühmte, die orientalische Frage gelöst zu haben, auch schon der europäische Kongreß Heranrichte,­­dessen Aufgabe eg ge­­wesen, das Bert Ignatieff’s über den Haufen zu werfen. — Das Amtsblatt publiziert Heute die folgenden aller­­höchsten Entschließungen : Auf Vorschlag Meines ungarischen Ministers für Kultus und Unterricht ernenne ich den Dr. theol. Baron Karl Hornig, Fitular-Bischof, Domherrn von Gran und mit Titel und Charakter eines Ministerialrathes bekleideten Gektionsrath, zum Bischof von Bepprim. Wien, 8. April 1888. Franz Stofer m. p. August Trefort mp. Auf Vorschlag Meines ungarischen Justizministers ernenne 30 Meinen Karkial-Senatspräsidenten Alois Darupary zum zm­eis­­ten Präsidenten Meiner Ruh­e. Wien, 25. Mai 1888. Franz Josef m. p. Teophil Sabiny m.p. — Der Finanz Ausschuß des Abgeordnetenhauses wird — vette gemeldet — morgen den Bericht des Mini- 8 des Innern, betreffend die Verwaltung und das Budget der Budapester Königlichen Oper in Verhandlung ziehen. Es ist zwar­ nicht mahrscheinlich, daß der Bericht des Ministers fon jegt zu einem Beischluffe des Parlaments führen wird, der der Negierung den nothwendigen Nachtragskredit für die Oper gewährt, aber als Rigt­dnur für das Ministerium, namentlich, ob die Oper in eigener Regie weitergeführt oder verpachtet werden sol, wird die Berathung des Finanz-Ausschhs­ses genügende Anhaltspunkte bieten. “ Mie der , B. Korr.” aus Wien berichtet wird, beab­­sichtigen die Mitglieder de Gesfy Klub in der Speial­­berathung 03 Spiritusstenergefeg-Entwiur­fes eine der­­artige Wenderung der auf die Erport-Bonifi­kation­ bezüglichen Bestimmungen zu beantragen, wonach die Erportprämie und zugleich die Maximalsuma­e der Prämien jährlich, von 1 auf 2 Millionen Gulden erhöht werden sollen. Eine Derartige Modifikation — die übrigens von der Majorität des österreichischen Abgeordn­etenhauses Faum votirt werden dürfte — würde das Zu­­standekommen des Gesäßes ungemein erschmweren und verzögern, Da eine solche Aenderung die Staatseinnahmen bedeutend verringern müßte. — In einer der nächsten Ligungen des Abgeordnetenhauses, wahrscheinlich schon morgen, unterbreitet Minister-Präsident Tipa einen Gefegent­wurf über die sofortige, mit der Publizi­­rung des Gefebes in Kraft tretende Erhöhung des Spiritus­­zolles mit 36 Goldgulden und de Numzolles mit 40 Goldgulden. Der Gefegentwurf soll womöglich noch in der­jebigen Session durch das Abgeordnetenhaus verhandelt werden, jedes Menschenwerk überhaupt an sich trägt, rad genug heraus ( Wien, 30. Mai. DOxig-Korr) Das ADB ge­or­dnetenhaus hat mit großer Majorität den Gefeßentwurf über Ge Branntmweinssteuer in zweiter Lesung angenom­­men und nun plätferiern wir bereit­luftig im hohen Meere der Spezialdebatte. Die Debatte wurde auf beiden Seiten mit viel Talent und Sachkenntniß geführt. Unzweifelhaft war die Rede des Herrn v. Blener die bedeutendste, die in der ganzen Debatte gehalten wurde, allein auch Herr v. Bleener hat bei all seinem unzweifelhaften parlamentarischen savoir faire es nicht vermocht, die Haltung der Linken zu rechtfertigen. Herr Ne­us wirt­lch hat gestern die Linke mit vielem Eifer und mit noch mehr Meiß gegen den Vorwurf vertheidigt, faktiöse Opposition zu treiben, aber troß feiner und troß Herrn v. Wiener’s Ausführungen jagt sich Leder­­mann Eines: Wäre die Linie am Ruder, so wü­rde sie dieses Gejet, das sie fest so eifrig bekämpft, selbst vorgeschlagen haben. Natürlich soll damit nicht gesagt sein, daß sie jede Zeile und jedes Wort gerade so gemacht hätte, die Her vu. Dunajemw3ti und Herr v. Tipa es gemacht haben, aber virtuell wäre es auf das Gleiche hinausgelaufen. Unter diesen Umständen hat die Opposition der Linken gegen das Gefäß allerdings nicht den Charakter der Faktiosität — das hat ihr, so viel ich weiß, auch Niemand im Laufe der Debatte im­­putirt —, mohl aber den Charakter der — Unrealität. Man glaubt nicht recht an ihren Eifer und an ihre sittliche Entrüstung. Herr Dr. Koronametter allerdings meint er­ mit ‚feinem Zorn ehrlich, er steht auf sozialdemokratischem Standpunkte und da paßt ihm natürlich eine hohe Verbrauchssteuer nicht in den Rahmen seiner Theorien. Aber unter Kronametter’s Flagge wollte und will die „historische Linke“, die eigentliche Bourgeoise-Partei Oesterreich , doch nicht siegen.. Was sie aber sonst gegen das Branntweinsteuer-Gefeg vorführte, hat­ wahrhaftig seinen überzeu­­genden Charakter gehabt. Daß ein so­ eminenter Kopf wie Herr v..­Blener die Lüden und Mängel, die jedes Steuergejeb, mie rg finden­ wiürde, kann nicht Wunder nehmen. Im Stillen wird er, der im Laufe der heurigen Session den Muth hatte, den Begriff des Fisfalismus zu vertheidigen, der Erste sein, der sich freut, wenn die Branntweinsteuer recht ausgiebig reuffirt und dem Fiskus ungezählte­ Millionen zuführt. Heute ist der vor Kurzem schon geschlossene Friede der Rechten mit dem­ Ministerium auch formell ratifizirt worden. Das Abgeordnetenhaus hat mit überraschend großer Majorität den Dispositionsfond votirt. Der Budget-Referent Dr. Mattusch hat ansdrüchhig erklärt, daß die Rechte, obgleich mit dem Ministerium nicht ganz zufrieden, dennoch für dasselbe stimmen müsse, um zu verhindern, daß ein Ministerium der Linien ans Ruder gelange, doch ungleich näher als selbst Ch­lu­mec­ky, der die gemäßigteste Gruppe der Linken repräsentirt, ja selbst näher al­s uuf Goro­­nini, der der berufenste Chef eines wahren Ausgleichs- und Ver­­söhnungs-Ministeriums wäre, wenn Taaffe irgend­einmal nicht mehr weiter sönnte. Taaffe-Dunajenizfi stehen der Nechten aber # Berlin, 29. Mai. Orig-Korr) Die Ermar­­tung, daß Die deutsche Negierung der Einführung des Watzmanges an der elsaß-lothringischen Grenze eine eingehende und befriedigende Motivirung folgen lassen würde, ist endlich erfüllt worden. Die „Nordd. Allg. Zeitung“ veröffentlicht an der Seibe ihrer Dienstag­­nummer einen längeren Artikel, der, wenn nicht vom Fürsten Bis­­mard selbst geschrieben, doch von ihm veranlagt und gebilligt ist. Man kann dieser bedeutsamen Kundgebung das Zeugniß nicht ver­­sagen, daß sie nach Form und Inhalt so weit über die offiziösen Auslassungen in dieser Angelegenheit hinausragt wie das Genie des Kanzlers über die Fähigkeiten seiner Interpreten. In einer Sprache, die von leidenschaftlicher Erregung und chauvinistischer Ueberhebung weit entfernt, nur eine durch Fühle­rüberlegung gewonnene Ent­­schloffenheit athmet, wird die Maßregel als ein nothunwendiges Mittel zur Regermanisirung der Neid­alande und zur Vermeidung gefähr­­licher Konflikte vertheidigt. Wir haben die Annahme, als ob die Bapmapregeln die Bedeutung von Repressalien hätten, von vorn­­herein als unzulässig zurückgewiesen, da wir von der staatsmän­­nischen Einsicht der Deutschen Regierung denn doch höhere Begriffe haben als ihre unberufenen Fürsprecher, deren Uebereifer sie selbst vor beleidigenden Unterstellungen nicht zurückd­redt. Jene Vorfälle in Belfort und Rvricourt, welche den Offizieren zu den ärgsten Ausfällen und Drohungen Veranlassung gaben, werden keineswegs als Grund der Maßregel bezeichnet, sondern nur als Symptome der Zustände an der Grenze und die deutschen Papmaßregeln sind danach keine Nepresfa­­lien, sondern ein Ergebniß unserer gesammten Bolitit. Der BZmed derselben ist die Erhaltung des Friedens: „Wie m wünschen feinen Krieg, wir wünschen nur entferntere Beziehungen zu Frankreich“ und dazu müssen Maßregeln getroffen werden, durch welche „politische Funktionen nach Möglichkeit ausgeschlossen werden”. So unzweifelhaft die Loyalität der Gesinnung ist, die sich in diesen Worten doku­­mentirt, so bleibt die Zweckmäßigkeit des angewendeten Mittels troß­­dem fraglich, und erst der Erfolg kann über dieselbe entscheiden. Die Regierung beklagt sich, und nicht mit Unrecht, darüber, daß ihr seither bewiesenes Entgegenkommen nicht im Stande gewesen ist, den fran­­zösischen Haß zu bei ihm wiltigen, und daß seine französische Regierung starr genug gewesen it, um dem für den Frieden beider Völker be­­unruhigenden Treiben der chauvinistischen Agitation entgegenzutreten. Das Entgegenk­ommen soll deshalb einer fahlen Abwehr Bla­ maden. M Wird aber durch die Erschwerung des Grenzverkehrs das Ziel der Negermanisirung Elsaß-Lothringens wirklich gefördert werden? Mag es immerhin gelingen, französische Agitatoren vom elfälliihen Boden fernzuhalten und die Bewohner der Nesslande vor den direkten Aufhebungen dieser Leute zu hüten, die Gedanken fliegen unbehindert duch Schlagbäume, über die Grenze herüber und hinüber. Drud erzeugt Widerstand, und derselbe wird im vorliegenden Falle umso schärfer werden, als gleichzeitig wichtige nationale In­­teressen doch die Lähmung von Handel und Verkehr bedroht sind. „Zur Liebe kann ich dich nicht zwingen“, das alte Lied wird in neuer Variation au hier Anwendung finden. Wenn etwas mit der Machregel versöhnen kann, dann ist es die gekennzeichnete Motivirung derselben, die offene und beredte V­ersicherung unerschütter­­licher Friedensliebe. Wir hoffen, diese Sprache wird aug in Glfaß und in Paris ihre Wirkung nit versagen, und zwar nicht die Stim­­mung hüben und drüben verbessern (das wäre zu viel erwartet), aber die gegenseitigen Beziehungen doch wenigstens vor einer Verschlechte­­rung bewahren. Damit müssen wir vorerst zufrieden sein. Mit Güte und Strenge, mit Entgegenkommen und Abwehr würden dann weitere Jahre ins Land gehen, bis schließlich die Historische Entwic­­lung die Spuren des heutigen Zustandes verwirht hat. Die Langsam­­keit dieser Ent­wicklung hinkt der beflügelten Eile unserer Wünsche nach, aber unsere Ungeduld vermag daran nichts zu Ändern. Die falsche Nachricht von einer Putt­amer-Krise sc­heint die Er­­üindungsluft im Uebermaß angeregt zu haben. Ein ganzes Bündel von angeblich bevorstehenden Personalveränderungen in höchsten Stellen wird als bevorstehend angekündigt. Daß Herr v. Bronfart gern ein Korpskommando übernehmen möchte, war schon früher einmal ge­­meldet worden. Daß er das Kriegsministerium abgeben sollte, ist aber jeit keineswegs wahrscheinlicher als vor Wochen. Namentlich der Name des Herrn v. Stojd als seines vermeintlich in Aussicht genommenen Nachfolgers ist geeignet, Zweifel zu erregen. Wir haben bereits ausge­­führt, wie wenig wahrscheinlich es ist, daß Die geringen Sympathien, melde Fürst Bismarc und Herr v. Stosch­ für einander hegen, beiden Männern den Wunsc zum aberm­aligen Zusammenarbeiten nahe legen künnten. (S. Telegr.) Vollends anfechtbar erscheint die Meldung eines hiesigen Blattes, daß Herr v. Caprivi den Grafen Moltie als Chef des großen­ Generalstabs zu erregen bestimmt sei. Graf Moltie hat bisher seine Nachrittsneigungen bekundet, er erfreut sich troß seines hohen Alters vollkommener geistiger und Hinreichender körperlicher Frische. Wenn irgend Einer, so gehört er zu den Leuten, auf welche Fürst Bismarc das bekannte Wort anmeldete: „Ein braves Pferd stirbt in den Sielen.“ Für den Fall aber, daß ein Weissel im großen Generalstab doch eintreten sollte (ausbleiben: Fann dies ja natürlich nicht), sind bisher immer ganz andere Namen als derjenige des jenigen Marine Hofs genannt worden, vor Allem die Grafen Waldersee und Häfeler, von denen der 2eitere sich des besonderen Vertrauens des Kaisers Friedrich erfreut. Wir halten alle diese Meldungen über Personalveränderungen für zum mindesten verfrüht; sie mögen bestenfalls der Niederschlag privater M­iünfche des einen oder des anderen der genannten Generale sein, die es ja auch­ in der That zutrifft, daß der Kriegsminister sie nach der Thätigkeit als Korpskommandeur sehnt. Gegenwärtig übrigens ist sein Korpskommando frei. Dem General v. Heudud in Straßburg war nachgesagt worden, daß er zurücktreten wolle. Der Wunsch des verstorbenen Kaisers, auf seinem Bod­en zu verbleiben, scheint aber für ihn bestimmend geblieben zur sein. Parallel mit der an die französische Adresse gerichteten Zurecht­­messung geht ein bemerkensiwerther Artikel, in welchem die „N. A. 3." indirekt Zeugniß ablegt für die freundschaftlichen Beziehungen Deutschlands zu Belgien. Ersichtlich führen auch diese Ausführungen ihre Seite nac Frankreich hin. Es wird dort wenig angenehm ber­­ühren, hochoffiziös „die Bethätigung der deutschfreundlichen Gesin­­nungen der belgischen Negierung“ Tonstatirt zu­ sehen. So vereinigt fi Alles, um die Machthaber an der Seinte mit dem niederdrücenden Bewußtsein ihrer vollkommenen Sich­tung in Europa zu erfüllen. Die Bombe, die Herr v. Tiba in das französische Lager geworfen hat, ist eben nicht die einzige, deren verheerende und unblutige Wirkung unsere Nachbarn zu spüren bekommen werden. Was Die belgische­­

Next