Pester Lloyd, März 1889 (Jahrgang 36, nr. 60-89)
1889-03-26 / nr. 84
Be SE 1889, — Ir. 84. | Holonnement für die öfleer„unger. Monarchlee für den „VBeiter Lloyd"’ Morgen und Abendblatteren (Erigeint an Montag Früh umb am Morgen nach einem Feiertage.) mit Vofversendung: Ganzjährligfl.e4.— Für Yudapef Sanzjährligfl.22.— Bierteljährl. fl.5.50 halbjährlich , 11.— Mondtid „2%— Mit separater Polversendung des AbendBlattes... F. 1.— vierteljährlich mehr. Für die SRufirieie Frauenzeitung -- -- -- -- 99 §.— 99 ” Dan pränumerirt für Budaperk in der Administration des „ Vefter Sogn“, Dorntheagafe Nr. 14, I, Stod, außerhalb Budapen mittelst Wortanweisungbuch alle Poslämser. Halbjährli „ 12.— Monatlich 7 2.20 Bierteljährl, fl. €nfevate amd Einfimintiegen ger Sen Ofen grerjrral Dorntheagafte "Nr. 14, ersten Stod, ferner: in den AnnoncensErpeditionen Leopold Lamy, Dorotheegafte 11; Haasenstein d Vngker, Wrthesgaffe Wr. 11: A. V. Goldberger, Väczi uteza 9; Anton Mezet Dirotscagaffe 6. 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Budapest,25.März.Der Besuch des Grafen Herbert Bismarck in London hat wieder einmal das Thema eines deutsch-englischen Bündnisses aufs Tapet gebracht.Wirkenstatiren sofort,daß inspirirte Stimmenwohl in Deutschland wie in England gleichermaßen den Plan eines derartigen Bündnisses als außer jeder Kombination stehend bezeichnen,und daß aller Grund vorhanden ist,diese Zurückweisung nicht als ein offiziöses Dementi gewöhnlicher Styls,sondern ganz er 1 ist und aufrichtig zu nehmen.Das Kabinet Lord Salisbury sitzt wohl ganz fest im Sattel Und hat,wenn nicht ganz außergewöhnliche Ereignisse eintreten,noch eine sichere Regierungszeit von Vier Jahren,bis zum Erleichen des Mandats des gegenwärtigen Parlaments vor sich, aber bei allem Selbstvertrauen kannes Lord Salisbury doch nicht rissiven, bindende Engagements mit Kontinentalmächten einzugehen, welche die Kräfte Englands eventuell in den Dient der Septeren stellen. Das wäre nicht blos wider alles Hekommen in England; es würde auch der Auffassung jener modernen Schule , englischer Politiker, die das Snselreich am Tiebten auf sich selbst gestellt sehen und von allen kontinentalen Händeln ferngehalten wissen möchten, lebhaft widersprechen. England ist darum keineswegs von jeder Bundesgenossenschaft mit kontinentalen Mächten ausgeschlossen ; es perhorreszirt nur solche Allianzen, welche auf weit Hinausreichen und mehr als ein einziges tonfreies Objekt im Auge haben. Der deutsche Kanzler, der in der englischen Vohtf wie sonst kaum ein fremder Staatsmann zuhaufen, fennt gewiß auch Diese Eigenthümlichkeit der englischen Staatsfunft und es it ihm wohl nicht in den Sinn gekommen, der Regierung von St. James ein Anerbieten zu machen, dessen Ablehnung er mit Sicherheit voraussehen konnte. Das seit langer Zeit von deutschfeindlicher Seite verbreitete Gerede, daß Fiürst Bilmare mit jenen Allianzofferten in London auf taube Ohren gestochen, ist sonach ganz gewiß unbegründet. Jeder Freund des Friedens wird es aber schon als einen willkommenen und höchst erfreulichen Fortschritt begrüßen, daß die Aera der Berstimmungen, welche die Beziehungen zwischen Berlin und London getrübt haben, endlich vorüber ist und daß zwischen den beiden mächtigen Staaten nunmehr wieder jener Freundschaftliche Verkehr obmwaltet, der ihren Traditionen und ihren Interessen entspricht. Dieser begrenzten Auffassung darf wohl der Besuch des Grafen Herbert Bismard in London als ein Symptom dafür genommen werden, daß die verdrießliche Stimmung, Die in Berlin seit Jahresfrist gegen England vorgewaltet und in der Affaire Morier, sowie in anderen Inzidenzfällen , ihren Ausdenk gefunden hat, nunmehr vollständig überwunden u. Bon dem Abschlusse eines Bindnisses oder vom Beitritt Englands zur Tripel-Allianz der zentraleuropäischen Mächte wird gewiß nicht Die Rede sein, wem aber britische und deutsche Staatsmänner in einer freundschaftlichen Auseinandersegung über koloniale Interessen sich ergehen, se.tt es denkbar, daß ihre Ideen sich auch vorübergehend den Verhältnissen Europas zumenden und daß sie hiebei zur Entdeckung gelangen werden, es gebe auch auf europäischem Gebiete Interessensphären, deren Schuß für England nun für Deutschland von gleicher Wichtigkeit und gleicher Bedeutung wäre. Taffen mir einmal die maritimen Interessen der beiden Staaten in der Nordsee und Auge, so ist leicht einzusehen, daß auf diesem Terrain zwischen ihnen ein BVerhältnis obwaltet, das vollkommen analog dem BVerhältnisse Englands zu Italien im Mittelmeerest. Dieses reitere Verhältniß soll bekanntermaßen im vorigen Jahre nicht durch eine Allianz, nicht durch ein Bimbnik, wohl aber durch den Austausch gegenseitiger Erklärungen, die nichts als eine moralische Verpflichtung involviren, präzis geregelt "worden sein. Wäre es nicht denkbar, daß Erklärungen ähnlicher Art and zwischen Deutschland und England bezüglich der nordischen Gewüsfer gewechselt werden? Wir sprechen damit mir eine ganz vage Vermuthung aus, für Die wir seine anderen Grundlagen besigen, als diejenigen, die in den thatsächlichen Verhältnissen und in der allgemeinen Situation für Jedermann erfenntlich sind. Wenn von englischer Seite behauptet wird, daß das Deutsche Reich den Engländern absolut nichts zu bieten hätte, soll dies eine 3ilution, der sie maßgebende englische Aurioritäten gewiß nicht Hingeben. Denn alle Besorgnisse, die insbesondere die Fachmänner der Flotte in England mit Bezug auf Die nicht genügende Stürfe derselben hegen, sind auf die Vorausjebung gestellt, dag England einem Angriffe von zwei Seemächten gleichzeitig ausgefeßt sein wird. Einem Angriffe von Seite Frankreichs allein fühlt die englische Seemacht sich gewachsen, natürlicherweise auch einem Angriffe von russischer Seite allein. Aber einem kombinirten Angriffe zweier Feinde gegenüber würde sich, nach der Meinung beitlicher Marine-Autoritäten, die englische Flotte in ihrer Zahl sowohl, wie in ihrer Ausrüstung um zulänglich erweisen. Der Suffuss der deutschen Flotte aber, welche legiere heute schon einen Faktor in den atlantischen Gerätsfern bildet, würde sofort für England das gestörte Gleichgewicht wieder herstellen. Dies Alles sei nur gesagt zum Erweise, daß das Deutsche Reich wohl in der Lage it, England ein entsprechendes Nequivalent für dessen Allianz zu bieten und daß auch in diesem Falle die Doftrin des do ut des wohl anwendbar erscheint. Andere Folgerungen sollen im Momente nicht daraus gezogen werden. Wie schon eingangs erwähnt, ist es an sich ein Moment ausreichender Befriedigung, daß Trübungen persönlicher Natur die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Berlin und London nicht mehr türen und daß sonach) Die Ziele der Friedensliga sich in so volständigem Maße, wie je zuvor, der moralischen Unterftügung Englands erfreuen und im Falle Der sußerstten Nothwendigkeit vielleicht noch auf Eine Unterffügung wirksamerer Art von dieser Seite Haffeln dürfen. Serbien und immer wieder Serbien bildet den Hauptgegenstand der Artikel russischer Blätter. Den panflavistischen Kreisen scheint es schwer zu fallen, ihre Ungeduld zu zügeln. Sie möchten schon Hand auf das südfranische Königreich legen, um die in Bulgarien vor vierthalb Jahren so jäh und gewaltsam unterbrochene Ausbeutung auf einen, wie sie glauben, dankbareren Gebiete fortlegen zu innen. Zwischen den Zeilen ihrer publizistischen Erörterungen Läßt sich deutlich ihre Unzufriedenheit mit der forresten Haltung der serbischen Negieeng herauslebjen. Sie können kaum erwarten, daß duch die Rüdkehr ‚der Königin Natalie und Des Metropoliten Diichner dem in den Hintergrund gedrängten russischen Einfaffe, sowie auch den panraffischen politischen und sonstigen Gehäftsmachern Thiv und Thor geöffnet werde. Die Serben künnten — so heißt es — der Sympathien Mußlands versichert sein. Die Negenten mögen aber ja nicht vergessen, daß diese Sympathien auf die Ueberzeugung gegründet sind, sie seien jeden Augenblick bereit, gut zu machen, was König Milan gegen die beiden Hauptopfer seiner Politik: Die Königin und den Metropoliten verbrochen hat. Dieser Beweis der Aufrichtigkeit ihrer Annäherung an Rußland müsse unbedingt gefordert werden. Jung der Regentschaft habe schon auf verschiedenen Seiten einiges Mißtrauen erweckt. Die Diplomatische Gewandtheit Niftics’ sei einigermaßen verdächtig. Dan m weiß allerdings, daß Gornics von der unwärmsten Sympathie für Rußland beseelt sei, es frage sich aber, in weilen Händen sic Die faktische Macht befindet. Ob in den Händen Gruics, von Riftics, wenn es ihm gefällig ist, morgen entlassen kann, oder in den Händen Niftiis’, den man auf gesechlichem Wege seiner Stellung nicht entheben darf? — Geradezu lächerlich ist Der unnachahmliche politische Russismus der „Meostomsfija Wjedomostji”. Dieses Blatt, welches von der hohen politischen Bedeutung, die es bei Lebzeiten, und unter der Leitung Rattoffs innehatte, so tief herunter gefunden ist, daß es selbst von den Heinsten und uibbedeutendsten wuffiihen Blättern sehr oft mir mitleidig belächelt wird, nimmt bei jeder paffenden und wunpaffenden Gelegenheit den Mund voll, und schleudert seine Blige gegen das | gesammte außerrussische Europa, indem es Dabei sämmtliche | Groß, Mittel- und Rernstaaten mit der Allmacht des | heiligen Rußland bedroht... Ein Töttliches Beispiel Dieses, an | die Fabel vom irdenen amd eisernen Topf erinnernden : Selbstbewußtseins liefert das ‚genannte Blatt in seiner jüngsten Nummer. „Rußland hält es unter der Würde jener historischen Aufgabe, sie in Die inneren Zwistigkeiten der Balfanwölfer einzumengen und troß allen bösewilligen Befleumdungen ‚hat es nie an den Umtrieben jener Bygmäen theilgenommen, die derartige Intriguen gesponnen haben. (!) Das Wohlwollen oder das Mißfallen genügt, um die in den flavischen Staaten existirenden politischen Einrichtungen zu befestigen oder zum Fall zu bringen. Makland wandte sich vom König Milan ab und er mußte fallen, ungeachtet der offenfundigen Unterfrügung, welcher er sich seitens der Friedensliga erfreute. So wird auch die jegige Regentschaft fallen, wenn sie die Bahnen des Königs Milan wandelt.“ — Da handelt es sich offenbar um eine Anfhmwärzung und Berdächtigung der Negenten, die wie erwähnt auch in anderen rufsischen Blättern aufgetischt wird. Die Auslaffungen des Moskauer Blattes können übrigens die Balfanwelfer darüber belehren, wie es um ihre Unabhängigkei nach rufsischer Auffaffung behaffen it. Ein Stienrunzeln der rufsischen Regierung, oder vielmehr der Planflavisten soll genügen, um Alles zu zerstören, was in den Balfanstaaten während einer Reihe von Jahren errichtet wurde. Die Geschichte der besten Jahre spricht allerdings nicht für diese Anschauung, und die „MoSfowstija Wjedomosti" haben sich oft genug , da über die Mißerfolge Nußlands auf der Baltan-Halbinsel sehr bitter befragts it aber dennoch angezeigt, sewohl bei uns, wie in Bulgarien, Rimänien und Serbien Diese mosforsitischen Irpertorationen zur Kenntnig zu nehmen. Die bisherige Hals —ge. Majestät hat. — Wie die „B. Kore.” erfährt — gestern Bormittagg die Minister Graf Kalnofy, Tiba um Baross3 in Besonderen Audienzen empfangen. Heute Vormittags wurde Handelsminister Graf Szédgényi von Sr. Majestät in Audienz empfangen. — Wie man in parlamentarischen Kreisen wien will, hätte nun auch der Minister für Aderbau, Handel und Gewerbe Graf Paul Széchényi die Absicht Eundgegeben, von seinem Posten zurückzutreten. UNS sein Nachfolger wird der ehemalige Finanzministr Graf Julius Szapáry genannt, dessen Nachtritt mit seinerzeit als einen sehr schwer zu erregenden Verlust für das Kabinet Tipa bezeichnet haben; es gereicht uns zur Befriedigung, Daß der Minister-Präsident und die liberale Bartei nunmehr zu der gleichen Weberzeugung gelangt und den Grafen Szapáry für eine leitende Stelle im aktiven Staatsdienste wieder zu gerinnen bemüht sind. — Das gesammte Konzepts-personal des Ministeriums des Innern st geltern, an 24. März, um 10 Uhr Vormittags bei dem Minister Baron Orczy zur Abschiedsaufwartung erschienen. Die Staatssekretäre Benicz3ly und Lufacs führten das Beamtenkorps des Ministeriums. Staatssekretär Beniczfy brachte im Tone tiefer Bewegung fachen Agenden im Ministerium a latere im Amtseifer und in der umdas aufrichtige Bedauern des Beamtenkörpers über das Scheiden jenes Mannes zum Auspruch, der trot des provisorischen Charakters seiner Amtsführung an der Sorge dieses Ministeriums und troß seiner vielermüdlichen Thätigkeit stets Allen als Mutter voranging, seinen Untergebenen aber ein wahrhaft wohlwollender, hilfreichen Chef war. Redner erbat für den scheidenden Minister den Segen Gottes und mindte ihm, der Himmel wolle gestatten, daß der Minister im Dienste des Baterlandes und des Königs noch viele Sahre seine auf dem Gebiete der öffentlichen Angelegenheiten 10 reichlich erworbenen B Verdienste mehren möge. Minister Baron DrezY dankte tiefgerührt für die vom Staatssekretär Benieziy verdolmetichte aufrichtige Anhänglichkeit. 68 the ihm mohr — sagte der Minister — zu onslativen, daß er so Fachtüchtige Kräfte im Ministerium des Innern angetroffen habe ; die eifrige Unterstügung der Beamten habe es ihm möglich gemacht, seiner schweren Aufgabe zu entsprechen. Er werde stets zu seinen angenehmsten Erinnerungen jene über zwei Jahre währende Zeit zählen, welche er in einer so vortrefflichen Umgebung im Dienste des Ministeriums bes ändern zu gebracht hat. Endlich bat er die Beamten, sie mögen jene freundliche Gestnmung, die sie während seines Wirkens in diesem Ministerium ihm befundeten, ihm auch nach dem Scheiden bewahren, ja auch dann noch, wenn er einst die öffentliche Laufbahn verlassen wird. DBegeisterte Eljenrufe folgten diesen nomen des Minime welcher allen erschienenen die Hand drühte und sich dann zur Kdzog. Am 12.Uhr Mittags richten Minister Gabriel Barois im Ministerium des Innern, um sein neues Amt anzutreten. Im Ministerzimmer wurde Se. Erzellenz von seinem scheidenden Kollegen empfangen. Später machten unter Führung der Staatssekretäre Beniczty und Rufäacs die Sektionschefs ihre Aufwartung beim Minister, welchen Staatssekretär Beniczty begrüßte. Er freue sich — sagte Lesterer —, daß ihm das Glück beschieden sei, dem Minister Die Sektionschefs der Ministeriums vorstellen zu dürfen. Es sind dies an Erfahrung reiche, anerkannte Fachkräfte auf dem Gebiete der Verwaltung, auf deren unermüdlichen Gifer ı und anhängliche Treue Se. Grzellenz mit voller Bestimmtheit zählen Tünne. Er erbittet sich und dem Beamtenpersonal das Wohlwollen des Ministers, welchem er versichert, daß jeder Einzelne nach bestem Können bestrebt sein werde, zur Vervoielfichung der edlen und patriotischen Bemühungen 008 Ministers beizutragen. · Minister B·a·ross gibt seiner vollkommenen Beruhigung über die Fachkon 111111s3,den EIfer und·die Gewissenhaftigkeit des «Beamtenkörpers und vornehmlich der leitenden Persönlichkeiten desselben Ausdruck Er rechnet auf die Unterstützung Derjenigen,in deren Reihen er in Folge des Vertrauen SSp Majestätglsemer dersrlrbeiter auf diesen 1·Verspalt1ungsgebiete Unmit-Er verskchert die Herrenschaft in vorhinem seines Wohlwollens und seiner Gerechtigkeitsliebe Der Minister ließ sich dann vom Staatssekretär Beniczky die einzelnen Sektionschefs vorstellen und reichte jedem freundschaftlich die Hand. Nachdem sich die Beamten entfernt hatten, konferirte der Minister mit den beiden Staatssekretären und begann dann sofort seine amtliche Thätigkeit. Nachmittags empfing der Minister den Ober-Stadthauptmann Tördi. Herr v. Baroff wird täglich im Ministerium des Innern erscheinen und in seiner Eigenschaft als Minister des Snern jeden Samstag von 2 bis 3 Uhr Audienzen ertheilen. = de Achtundvierziger- und Unabhngigkeits- Partei hat in ihrer heutigen Konferenz die Detailberathung über den Mehrgefeertwurf festgelegt. Die Vorlage wurde bis §. 32 erledigt. und wurde Diese Partie . mit einigen Modifikationen ausgenommen. = Das Belgrader Amtsblatt , Srpele Novine” enthielt ein Kommuniqus, worin der Inhalt einer Unterredung des Redakteurs der „Estrespondantee de VE" mit dem Negenten Niftics als eine Erfindung bezeichnet wird. Ueber die Details dieses entstellten und erfundenen Berichtes werden von authentischer Seite Mitteilungen gemacht, welche diese Angelegenheit in einem eigenthümlichen. Lichte erscheinen Taffen. Es wird in dem Dementi des serbischen Amtsblattes, auf seinen bestimmten Punkt der Unterredung hingewiesen, doch wird von zuständiger Seite mitgetheilt, ds; eine der gröbsten Erfindungen des Berichtes, der „Correspondance de l’Est“ jene tt, wonach der Regent Aistics sich geäußert haben sollte, „daß es hohe Zeit für König Milan gemesen sei, von der Regierung zurückzutreten und abzudanfen”; — eine solche Aeußerung hat der Negent Rifties nicht gemagt, eine solche illoyale Ausdrudsweife unwiderspräche auch der bekannten Thatsache, das Raven Rifties bis in die selten Stunden vor der Ahdanfune sich bemühte, König Milan von diesen Schritte zurückzuhalten. — Eine zweite Erfindung des Berichtes in jener Raffus, wonach der Negent Ristica sich der Me Bolitit Oesterreich-Ungarns tadelnd ausgebrnchen haben sollte, „daß jelde sich ausschließlich an den König Milan gehalten habe und nicht an die leitenden Parteiführer, an das serbische Rolf". Auch diese Aeulierung des Berichtes wird von betheiligter Seite als unmahr erklärt; der Regent Rifties hat zwar den Redakteur der „Correspondance de l’Est“ empfangen, aber seine solchen Nussprüche gemant, wie Sie ihm der Bericht unterstellt. . + Die Pariser Zhark-Debatte, (Original-Akorr. bes , Better 21099.” Baris, 22. März. P—kt. 68 genügt sicherlich, wenn man eine Idee von der parlamentarischen Situation des famosen M. Francis Laur geben isl. Darauf hinzuwerfen, daß dieser Deputirte niemals die Tribüne besteigen konnte, ohne daß von rechts und links wie auf Verabredung das gräßlichste Paultvekel-Geflapper, Geziihe und Gejohle und als Konklusion einmüthige Nufer: „La Clôture !“ seine Stimme übertönt hätte. Seit dem wahnmäßigen Streiche, den dieses enfant terrible den Chauvinismus verübte, indem er im Momente der Schnäbele-Affaire mit der Deputirtenschärpe um den Leib nah — Me reiste, in der ausgesprochenen Absicht, einen casus belli mit den deutschen Behörden an proviziren, Trond. Saure: fogusagen, unter parlamentarischer Beobachtung aller Parteien des Hanses. Man [ek ihn that fächlich in der Kammer nicht zu Worte konmen, und er mußte seine Weisheit in der „orance”, ablagern. Unter solchen Umständen bedeutete die Ausbreitung 503 Bonlangismus, zu dessen Stammakionären er gehörte, für faur die Befreiung von der gekennzeichneten Schmeigepflicht. Seitdem der Bakt der Bonlangisten mit der rechten Seite des Hauses eine durch alltägliche Erfahrungen besiegelte Thatsache ist, hat jeder Bonlangift seinen reißertabeln Chorus gesichert. Die Installation M. Francis Laur’3 auf der Tribüne ging deshalb gestern ohne die bei früheren Bersuchen üblichen Mißachtungs-Kundgebungen der sogenannten Konservativen vor fi, und der Agitator der „patriotisch-nationalen” Partei hatte deshalb seinen Dank in sinniger Weise auszudrücden geglaubt, indem er ein mehlbekanntes Buch mit gelbem Umschlage: Drumont’s „La fin d’un monde" salutirend gegen die Nechte fehmang, ehe er seine „Brach“Interpellation zu motiviren begann. IR. Laur ließ, es bei dieser symbolischen Anerkennung für den in aristokratisch-Eezitalen Kreisen vielgelesenen Drumont , bewenden, er zitirte ihn sein einziges Mal, obgleich ein großer Theil seiner Rede ein Plagiat an dem erwähnten Buche war,peziell was die Anklagen gegen die diabolischen Absichten des Hauses Nothichild betrifft. Auch das Rezept, welches Lauer vorschlug, nämlich die „haute banque“ pür die Alternative einer Bekanntschaft mit dem Zuchthause oder einer ausgiebigen Millionen-Widerstattung zur stellen, ist buchstäblich in dem genannten Autor zu lesen, nur daß Drumont, welcher ein großer Berehrer der mittelalterlichen Finanz prozediwen, speziell der die „haute banque” mit „Zähneausziehen“ bekämpfenden Methode des hochseligen Königs Philipp August I. ist, einfach vorschlägt, gegen die „Milliardairen” ein Grefations, Beloton zu führen, und sie zu „freimilligem Abtreten“ ihres Meberflusses zu bewegen. Gimme auf der Rechten ehe tief eingerourzelte Ueberzeugung kannes der haute banque« und der angeblich mitsehuldigen republikanischen Regierung nicht verzeihen, daß diese im Jahre 1881 den Bontour-Grad hervorrief, um Die Prosperität der „katholischen Kapitalsanlage“ zu vernichten, und dieser alte Groll machte sie in der Rede des Elerfalen Abgeordneten Lejeune mó in zahlreichen Zeischenrufen seiner Freunde Luft, wenngleich diese Herren nur von dem Infühlaffen, der „Banama“-Untert aer , eigennehmung Sprachen. Der Finanzminister M. Ronvier behandelte die „Kindischen Fabeln” dann mit großer Geringfrägung und beschränkte sie auf die Darstellung seiner Initiative bei der bekannten Hilfsaktion der »Banques de France«. Der neue Justizminister Thevenet hatte weniger Glüc mit seiner Antwort und gegen ihn war es gemünzt, als die Majorität die einfache Tagesordnung ablehnte. Schon sah man die Teibinie von der wehlbemannten Ministerkrisen-Zusammenrottung umgeben, denn es stand die Annahme der die Regierung zur gerichtlichen Verfolgung der Necaparateure auffordernden Tagesordnung in Aussicht, als M. Ribot, der selten sprechende Zentrumsmann, sie ins Gemwihl marf und der Nechten zu bedeuten gab, welche Folgen eine direkte Einmengung des Parlaments in die Justizpflege haben müsse. Die Prinzipien des reinen „Parlamentarismus“, in deren Namen der gelehrte M. Ribot sprach, haben auf der Rechten wohl keinen Kurs mehr, seitdem der Graf von Paris das Boulanger-Kartell genehmigt hat; es waren aber ganz pezielle Gründe, welche einen Theil der Mediten bewogen, im Sinne der Ausführungen Ribot’s gegen die radikale Tagesordnung Millerand’s zur sprechen. Die »haute banques hat auch auf der rechten einige sehr einflußreiche Vertreter, wie z. B. M. Soubeyran, und den Bemühungen dieser Herren gelang es, einen Theil der Rechten zu verhindern, im Sinne Laur’s, d. h. Drumont’s zu stimmen. 63 läßt ich gar nicht ermessen, welches die Wirkungen einer Ministerkrise in diesemorgenbliche wären. Charakteristisch war die Haltung der raditalen Kabinetts während der gestrigen Abstimmungen. M. Lloquet, obwohl in der Sitzung anwefend, enthielt sie jedesmal der Abstimmung, während z. B. die Herren Lokroy und Veytral gegen die Negierung simmten. Die Situation daß die Majoritäten der Regierung von dem Zufall abhängen und mit zu direkt antiboulangistischen Beschlüfsen Fanır eine kempalte republikanische Majorität zusammengebracht werden, bleibt also nach wie vor die, Mitglieder des gestürzten a aaahs > ... »s« _ + Aus der Braninz, B. Beils-Esabe, 22. März. Drig-Korr) [8077 Lesung.) Der im Regiment als Gründer und Leiter eines freiswilligen Offiziersturses für französische Sprache mit Erfolg thätig gewesene FE. t. Hauptmann-Nehnungsführer Franz Chyle des Infanterie-Regiments Nr. 101 hielt am 21. März 1. 5. im hiesigen Vertragssaale einen Vortrag über die Barijer Pferde und ihre kulturelle Aufgabe vermöge der Universalität der französischen Sprache, melde wegen seines Wehrreichen und gediegenen Inhalts, seines literarischen Werthes und seines glänzenden Styles Durch den allgemeinen Beifall des Offizierskorps der Garnison ausgezeichnet wurde. | | PU Telegramme des „Belter Ted, Wien, 25. März. Orig.-Telegr.) Die beiden Feiertage brachten einige bemerkenswerte Kundgebungen gegen die Bestrebungen der antisemitischen Partei. Bot Allen it eine Versammlung der altkatholifgen Gemeinde zu erwähnen, bei welcher der Vizepräses der Synode, der ehemalige Gemeinderath Sinner, Kirchenrath Schuster und Andere in schaffen. Warten den Antisemitismus, welcher Wien morallich und materiell schädige, verurtheilten. Ein Redner sagte: „Wem der unnatürlichen Koalition zwischen Grechen und Kleinfalen nit bald entgegengetreten wird, scht zu befürchten, daß die Bindobene mit Hilfe ihrer eigenen Kinder, der deutschnationalen Antisemiten, aus ihrem Heim verdrängt werden wird.” Alle Hteoner, forderten die Mitglieder der Gemeinde auf, energisch gegen die antizsemitischen Bestrebungen Stellung zu nehmen. — In einer von dem politischen Vereine „Wahrheit“ einberufenen, von etwa 500 Arbeitern besuchten Versammlung wurde gleichfalls in erexglicher Weise gegen den Antisemitismus Front gemacht und der Liechtensteinsche eine bekämpft. Erwähnt muß insbesondere werden, bab ein großer Theil der Theilnehmer &zechen maren und auch mehrere ezechtische Redner‘ fo in derselben Weise aussprachen. — Auch unter den Studenten. Haft machen sich Gegenbestrebungen bemerkbar. So hat sich gestern hier ein Verein unter dem Titel: „Desterreichiicher, Studentenverein“. gebildet, in denen Statuten es heißt: „Der Verein mißbilligt entschieden jeden nationalen und konfessionellen Zroift, als mit dem wahren Freisinn unvereinbar.” Wien, 25. März, (Orig.-Telegr) Der gemeinsame Kriegsminister Baron Bauer hat sich heute zu Érzem Aufenthalte nach Budapest begeben. Triest, 24. März (Orig. -Telegr.) Unmittelbar vor Abgang des Wiener Convierzuges plante auf Dent Naume vor den Triester Bahnhof, wo morgen die Enthüllung des Denkmals zur Erinnerung an die 500jährige Vereinigung Oesterreichs mit Triest stattfindet, eine Petarde mit donnerähnlichen Geräusch. Dieselbe verwundete einen Detektive, der sie aufhob. Triest, 25. März. Heute Mittags fand am festlich deformten Stationsplag die feierliche Enthüllung des Monuments zur Glimmerung auf den vor 500 Jahren erfolgten Anschluß Triests an Oesterreich statt. Anwesend waren der Statthalter, Freiherr v. Sterned, die Spiten der Behörden, die Konsuln, der Gemeinderath, die Deputationen der Vereine und eine unabsehbare Menge. Zwischen dem Obmann des Centmal-Komites, Baron Morpurgo, und dem Statthalter, dem B Vizepräsidenten Gemeinderat Luzzatto wurden von patriotischem Geiste erfüllte Ansprachen gemechjelt. Unter er Bollshymne, Kanonenschüften und tausendstimmigen te Hille. Das Monument, welches vom Arbeiter ... c modellirt und vom Professor Bönninger wurde, fand allseitig ob. ..«.""Berlin,24.März.Den Morgenblättern zufolge ist die dem Bundesrathezugegangene Vorlage in Betreff der Abänderung des Strafgesetzbuces und des Preßgesetz»es viel kürzer,als das, Sozialistengesetzz sie ist auf dem Boden des allgemeinen Rechtes gehalten,was dadurch erzielt wird,» daß an Stelle des Begriffes von»sozialdemokratischen Bestrebungen“ einerseits die theilweise verschärften bisherigen Bestimmungen über politische Verbrechen und Bergehen treten sollen, andererseits, daß das, was bisher unter sozialdemokratischen und kommuunistischen Bestrebungen verstanden wurde, die „Angriffe auf die Grundlagen des Staatswefens die Monardhie, die Ehe md, das Eigenthum“ erregt werden soll, die nunmehr mit Strafe bedroht sind. Nur hierauf soll die Ausweisung auf eine bestimmte Zahl von Jahren ausgesprochen werden können; eine Dauernde polizeiliche Ausweisung ist nicht mehr statthaft. Von den Veränderungen des Preßgesetes ist die wichtigste diejenige, welche die Zulässigkeit des dauernden Verbotes einer Zeitschrift ausspricht. Ferner soll dem Bundesrath noch en neues Spezialistengeset als Novelle zum gemeinen Recht zugegangen sei. Berlin,25.März.Der Bundesrath überwies« in der heutigen Plenarsitzung den Antrag Preußens betreffend die Abänderung der Bestimmungen des Strafgesetzbuches und Preßgesetzes derIresschüsse für Justizwesen. Berlin,25.März.(Orig.-Telegr.)Die»Norddeutsche Allgemeine Zeitung«,welche im vorigen Jahre einen Preßfeldzug gegen die Russen zwerbeführte,bespricht heuzte die russische Fannz lage freundlich.Russland habe einen wirthschaftlichen Aufschwung genommen,1v·ccs der Politik des friedlichen Maßhaltens zu verdanken sei. Die im Bundesrathe eingebrachte Preßnovelle findet nicht einmml bei den Konservativen gute Aufnahme. Die«Kölnische Zeitung«erklärt sie namens der Nationalliberalejt für 1 un annehnbar.Im Reichstage durfte die Debatte über dieselbe Schow in der nächsten Woche stattfinden. Die Debatte wird Ti) wahrscheinlich sehr erregt gehalten. Luremburg, 25. März, (Orig.-Telegr.) Meldung des „Stempdenblatt": Die hiesige Regierung tritt, in der „Luxemburger Zeitung“ der Bemerkung des „Berlimer Tageblatt", zur Thronfolge des Herzogs: Adolf von Raffan fehle noch die Zustimmung des Königs der Niederlande, entgegen. In dem Artikel: wird auf die Kammerfigung vom 11. Teber 1885 verwiesen, in welcher Staatsminister Blochhausen erklärte, der König habe der Regierung mitgetheilt, es sei sein ausdrücklicher Wille, daß der Familienvertrag respettirt werde. Der damalige Interpellant Simons fonstativte hierauf das Einvernehmen aller maßgebenden Faktoren. Die Trage sei somit geregelt, sowohl durch den nanfjanischen Hausvertrag, wie auch die Luxemburger Berfaffung und den järmlichen Willen des regierenden Königs. Bern, 25. März, Die Bundesversammlung it heute zusammengetreten. Beide Näthe traten sofort in Die Berathungen ein. Der Bundesrath beschloß, die eidgenösfische Untersuchung in Tessin auf alle Borzfälle auszudehnen, welche mit Versuchen von Betechung der Wähler bei den Wahlen des großen RRabes zusammenhängen. Paris, 24. März (Orig - Telegr.) De Polizei Jaiite das boulangistische Journal „Cocarde“, weil dasselbe eine beleiligende Karikfatur des Ministers des Smern Constans veröffentlichte. — Der Nebatteur mit allen möglichen Argumenten j : - j«