Pester Lloyd, Februar 1913 (Jahrgang 60, nr. 28-40)
1913-02-01 / nr. 28
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Schwarz. Generalvertretung des „Pester Lloyd" für Oesterreich und das gesamte Ausland: M. Dukes Nachfolger A.-G., "Wien, Wollzeile 9. " Auch alle anderen renommierten Inseratenbureaus in Oesterreich wie im Auslands übernehmen Ankündigungen für den „Pester Lloyd“. Einzeln : Morgenblatt in Budapest 12 Haller, in der Provinz 14 Heller. Abendblatt in Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Heller. Redaktion und Administration: V., Märiz Valeria-utera 12. — Manuskripte werden in keinem Falle zurückgestellt. — Unfrankierte Briefe werden nicht angenommen, Az. 38 ER. RE] Budapest, 31. Januar, In den Edgüdten der orientalischen Binde lagert hart teben Der sprichwörtlichen Läffigkeit, die drohenden Schicfalschlägen im, Stumpfem Brüten entgegenblicht, ein Ssuftiilt hoheitsvoller Würde, mit der Die Söhne des Morgenlandes Das über sie hereingebrochene Ungemac zu tragen willen. Diesen majestätischen Eraft atmet auch Das Diplometische Cygvistitud, Das Europagestern aus den Händen Des Örokreziers Mahmud Scheftet Balcha entgegengenommen Hat. Die ersten Nachrichten brachten bloß über den wesentlichen Inhalt Dieser Antwortnote Beicheid. Nunmehr Legt auch der Wortlaut vor, und aus Diesent tönten ergreifender Mikord, entstanden aus dem Ju faum entlang von jonorer Männlichkeit umd maßvoller Burüdhaltung, hervor. Keine Elegie des Verzagens, aber auch Feinkriegegesang einer wild auflodernden Berzweiflung, Die ir verrückten Trob fid) gegen unabwendbar gewordene Schickalsfügungen auflehnt, erklingt in dieser Urkunde. Die Pforte gibt darin ihre Bereitwilligten Fund, alle Berichte zur trager, die sie nach dem verhängniisvollen Ausgang des Krieges nun einmal über sich ergehen lassen muß; sie wehrt sich mit dem Melt von Saft, der ihr noch geblieben, nur oc gegen eine Demütigung, Die ihren Bezwingern seinem realen Milien bringen, wohl aber das türkische Bolt in seinen ohnehin verwundeten Selbstgefühl tödlich treffen wide. . Um Der jungtürkische Handstreich das Kabinett Hiamil hinverfegte, schien Die Besorgnis gerechtfertigt, die Pfortenpolitit werde in„ den chich alss fchiveren Etioden, da Europa, der Antiwort “auf seinen Kolleitiwsschritt, entgegenharrt, eine Beute von allzu temperamentvollen Draufgängern werden, ‘die, unfähig und uns gewillt, ihre Leidenschaften Durch Die Eingebunaen der Lühl urteilenden Bernunft zügeln zu lassen, es darauf anlegen wollen, daz: in den Staub getretene Osmanenreich) Durch ein rechtes Heroisches Aufgebot seiner Widerstandskraft zu rehabilitieren. Das würde die bislang von der Diplomatie unter so unfällichen Mühen abweiwendete Gefahr des Weltkrieges wieder in die nächste Nähe gerückt, Berwiclungen von unberechenbarer Tragweite geschaffen haben. Die Antwortnote des neuen , türkischen Kabinetts hat der Öffentlichen Meinung Europas eine willkommene Weberraschung bereitet. Zum Ton und Inhalt glei versöhnlich, hält Die Note deut. Frieden noch alle erdenklichen Möglichkeiten offen. Was Bulgarien an realen Machtwerten fordert, deren Verweigerung einen neuen Waffengang rechtfertigen würde, it ihm in Der Note zugestanden. Und vollends in der Frage der ägäischen Inseln stellt sich die neue türkische Regierung ohne BVBorbehalt auf den Pe als halten aufzuerlegen. Und ganz sicher war es, als sie Die fühne Umwälzung, ins Werk: festen, nicht ihr ursprünglicher Wille: gewesen, den Großmächten in so weitgehendem Maße entgegenzukommen. Ihre Selbstbeschränkung it ein Triumph des Verantiwortlichkeitsgefühls. Im Besiße der Macht, Der nun einmal doch unlösbare Bande mit den sittlichen Hemmungen verknüpft ist, Die aus dem Bewußtsein der Verantiwortlichkeit hervorgehen, haben diese Männer auf Dinge verzichtet, Die sie vorher als Für die Ehre und die Zukunft ihres Volkes (unerläßlich) betrachtet hatten; und war einmal dieser BVBerzichte in ihrer Seele gereift, so mußten sie in schmerzlicher Resignation aivar, aber aber dem ehernen Zwarge, der Wirklichkeit sichzu einer Haltung entschließen, die der Erfüllung des. aus angebracht gewesen, wenn den Bulgaren von ihren Bundesgenossen nicht so blindlingas Gefolgfchaft geleistet, wenn das Verlangen nach jo brüssens Einschreiten gegen die Türkei von den übrigen Regierungen gedämpftworden wäre. Den Ratschlag, vor dem Zerreißen des Iekten Drahtes doch eine Antwort der Pforte abzuwarten, hätte Bulgarien seinen Bundesgenossen unmöglich Fromm nehmen können. Der Hinweis auf Die immerhin denkbare, seither in der Tat zugetroffene Möglichkeit, daß die Türkei trob des allerdings überraschenden Elitenwechsels eine brauchbare Verhandlungsbasis, anbieten werde, wäre es WEL Freundschaftlicher Gesinmung und brüderlicher Geneigtheit gewesen, für den Die bulgarische Regierung den übrigen Balkanstaaten nur Dank geschuldet haben würde. Auch die Rücksicht auf Europa befürwortete ein solches Verhalten. Die Großmächte hatten sich mit einen kolleftiven Schritt an die Türkei gewandt und Die Antwort der leiteren war noch aushaftend. War es nicht idiclich, zuerst abzuwarten, wie sich die Pforte zu dem mit aller Fertigkeit ausgedrückter Willen Europas stellen und wie Europa, falls die Pforte sich über die Mahnungen der Großmächte himiegjebte, mit dieser Auflehnung fertig werden würde? Die Balkanstaaten hatten freilich bei ihrem Eintritt in ‚die Friedensverhandlungen ihren Entschlun fundgetan, ihre Sache dem befreiten Feinde gegenüber allein zu führen, Aber hat nicht Kurropa Did Die gleichzeitige Genießung der Botschafterreauion . Deutlich genug seinen Willen fundaetan, nach Abschluß des Friedens Die Bedingungen des leßteren einer gefindlicher Heberprüfung aus dem Gesichtspunkte des internationalen Gleichgewichts zu unterziehen? Als die MEINENGEn auf der Friedenskonferenz nicht vorwärtszubringen waren, fand der Kollel« ‚tiefschritt der Großmächte den Balkanstaaten, die die Griießung des Krieges aus sehr triftigen Gründen nicht als wünschenswert erachten, sehr, gelegen. War es nicht Pflicht dieser Staaten, auch wer sie von Dent sähen. Umsturz in Konstantinopel sich nichts Gutes versprechen Fonnien, das Ergebnis dieser Demarche ‚abzuwarten, ehe sie ‚eine Tatsache schufen, Die im leiten Grunde auf eine Desarignierung des europäischen Konzerts Hinausläuft? Wunsches der Großmächte in der Hauptsache gleichkommt. Die Festungswerte Marianopels sollen geschleift, das Gebiet der Stadt, so weit es nicht Die der religiösen Pietät der Mohammedaner teuren Stätten in sich Fakt, soll den Bulgaren abgetreten werden. Die Türfei gibt also alles ab, was ihr die Weberlegenheit der bulgarischen Waffen entrisfen, amd twilligt auch noch in Die Abtragung Der Setzung, die sich mit beispiellosem Heldenmut gegen Die feindliche Uebermacht behauptet. Nun ihre Ehre, mir ihre Selbstgefühl, wollen die Türken, retten, sie flammern sich nur noch an den Stadtteil Adrianopels, der ihre Moscheen und ihre heiligen Gräber birat. Die Bulgaren und ihre Verbindeten waren übel beraten, ala sie, ohne Den Beicheid der Pforte auf die Demare Der Mächte abzusparten, die Londoner Friedensverhandlungen abbrachen an den Waffenstillstand in aller Form windigten. Das war ein übereilter Schritt, der den Balkarstaaten weder greifbaren Naben bringen noch Sympathien in der öffentlichen Meinung Europas erwerben wird. Win den sie die Caiten ebenso straff gespannt haben, wenn sie von den Inhalt der türkischen Antivorbote nut voraus unterrichtet gewesen wären? Die Bernunft sträubt‘sich gegen solche Annahme, Denn ein Krieg, Der geführt würde, ant zu dem Befige der Stadt Adrianopel und zu dem Zugeländnis der Sichletfnung der Befestigungen and noch ‚ein pane Moscheen und Grabstätten qu erfaßern, mit denen u Das Butlgarenvort Doc nichts auszurichten wißte, wilde von der ganzen zivilisierten Welt als ein grevel an dem Gedeifen der Menschlichkeit, als unsinniger Vandalismus verurteilt werden. Werden die Bulgaren ärmer sein, wenn sie nit auch wo diese Beute erhalgen? Sit ihe Nuhnt unvollständig, wenn sie den Feind nur miedergerungen, ihm nicht alj noch beschimpft haben? Um die Sinigkeit unter den verbündeten Balkanstaaten ist er ohnehin nicht ganz tadellos bestellt. Zwischen Serbien und Bulgarien auf einer Seite, zwischen Griechenland und Bulgarien auf der anderen offenbaren sich, zurzeit allerdings vorerst noch verschämt, Interessengegensäße, die später einmal noch scharf genug «" »am Montagabend vom Tschata Mkabie’Ka"von«c1-W "«W1«sollen,"wenn nicht einst11ägrdgszisch je zuxisz dröhnen. Ein Krieg soll ausbreiben, der Fein Ziel, Ihlings mer nah, der auch gar feinen Cinn hat. Blut soll wieder im Strömen fließen,unzählbare Menschengurben sollen wieder hingemäht werden,—wozu und wamth Will Bulgarien durch scicehemms Schlündchech schützedetj.Festung. Adrianopel nichtewizx4 bedroht seit 19.Aber die Türkei ist Bulgariens nicht gestillt,ehe die Stadt Adrianopel seinem ja, bereit, die Sortifikationen zu schleifen. In der Ehrgeiz Feuilleton. Nationaltheater. — „Az első és a második" (Die Exite und Die Zweite), Schauspiel in drei Aufzügen von Georg Nuttian — Bon Bersheid Alexander. Der hier das Britische Zepter schwingt, ist man wieder einmal selber unter die dramatischen Dichter gegangen und muß es Sich gefallen lassen, daß über ihn gerichtet werde: „Der hier das Fritiische Hepter schwingt ? Je wenig till Diese Nebensart zum Wesen des Mannes passen, der so gar nicht gehvohnt it, sich bei seiner Arbeit zu Szene zu jegen! Und da er mir einmal notgedrungen abiretend it am diesem Tage, so möge auch vom Reitnker Mar Rothaufer die Rede sein an dieser Stelle, zumal der Kritiker Mar Rothaufer uns auch den Dramendichter Georg Ruttlay näher zu bringen vermag. Der Kritiker Mar Rothaufer it eines der gewinnendsten Cremplare dieser verdächtigen Gattung, vor allem, er weiß, Anerkennung und Tadel in wunderbar anmutiger Konnt zu vereinen, Nie Hopft er dem Exkrisikeller herablassend auf Die Stulter, und nie versteht er in scheinbare Lobsprüche Schmerzliche Stiche der Türe. Grundzug seines Wesens it Wohlmollen, aber sein oberster Fritiicher Grundfaß: Gerechtigkeit. Gein künstlerisches Empfinden weiß, sich in die verschiedensten Stilarten, Geschmadsrätuingen 'Hineinzufinden, aber nur in ihnen gewecjt zu werden, wicht ame ich allen charakterlos Hinzugeben. Seine Stärke u: aesunder Menschenverstand, jene kritische Eigenart, ein besonders feines Aurr für die teinische Form des’ Dramas. Liest man sch im der Darstellung meisterhaften Kritiken, so hat vo ft die Empfindung, er fönnte aus dene Crüde, Das er zergliedert, jelber ein viel besseres machen, und hätte eigentlich nicht übel Luft, denn for Die Jeder aus der Hand zunehmen, um das Stüd selber zu schreiben. Wer weiß, an wie vielen Stüden, die scheinbav, so: eigenlebig über wittere Bühne schreiten, er darf eine dramaturgischen Natsschläge anonym mitgearbeitet hat? Mund mm nur „noch eines, Da man auch als Gott-Tid; eine gewisse Aurit sicherlich einer der gewissenhaftesten Kritiker der Welt; avissenhaft im Studium des Stüdes, dessen jeden ivesentlichen Zug er sorgfältig erfennt und vrüft; gewissenhaft in der Ausarbeitung seiner Kritiken, Die wahre Kunstwerte sind. Aus seiner Kritis lent man sicherlich das Eiüd und dessen Wert und ‚dessen Beurteiler, also alles Wesentliche fennen. Gestehen wir ungein: der Mann hat Qualitäten, um deventwillen man es ihne verzeihen unE, Kritiker zu sein. Und auf zum Dramendichter Georg Ruttfay. Wollte der nicht auch seelisch mit dem Kritiker verwandt sein? I Der Tat, man brannt nur hinzusehen. Un das eine zu nennen: der Eid fürs Technische, für die Kunstform des Dramas betätigt sich; Hier“ im kunstvollen Aufbau der Handlung, die schmurgerade und ohne Aufenthalt, im liftigen Tempo, auf ihre Ziel losgeht. Sieht man auf die Laufbahn Ruttfays zurück, so muß man sagen, er hat sich Diese Leichtigkeit im schwerer Arbeit errungen: us dem Boden seiner früheren Dichtungen wirds manches Beier wuchernd empor, das nicht Derselben Wuurzel entsproß; in Dem neuen Werkett alles organisch, zielgerecht und ziedgemäß. Nirgends macht sich das Keuiken, Schwanten, Holgen der schlechtgebauten Dramen bemarfnd,. Man meint nicht, geführt zu werden, man erlebt Die Handlung. Man nennt das Tedritt, Handiverf, ainteint, es bestehe aus Finten, glüclichen Einfällen, Teids und ähmlichem. Iawohl, es it Hand: twerk, aber int beiten Siume des Wortes, Grundlage jeder Kunst, ja mehr, der unnerläßliche Bestandteil derselben. € 3 sind dazu feine Finten vonnöten, ja die nüsen gar nichts, Das sind Zaubereien, Die, nicht zum goldenen Handwerk , gehören, wohl aber. Arbeit, gewissenhafteste, unermirdliche, von - guten -Geschmac geleitete, in langer. Er- Qualitäten Rothausers!Dert war da in der Lage,sein«em Weiblichkeit. Sie war ganz ahnungslos, wie Diese Frauen Die Geschichte erscheint uns aber im Drama durM aus nicht alltäglä,weil sie hier—lebenden Personen passiert.Frau Ella ist eine reine,gute und starke es immer sind,sie ist«schwer"getroffen«,aber wir habert soforst die Empfindung,daß sie kämpfezxItud in«ir«gendeiner Weise siegen wird.Das eben ist die Kmtiy des Dichter s,der dem Stückc eine Atmosphäre schafft Fraxis Ella(es wird leise angedeuteOst vielleicht;11111-etwas älter als ihr Mann,er ist ihr zweiter Mann,sie ist reich,sie hat ihremr Mann ein sorgenloses Leben bereite können,indem sein Kunstschaffen voll zugedeihet vermag,sie war so glücklich mit ihm,ihrem Kinde,und nuu ist alles bedroht.In dieser schweren Prüfung steht ihr als Freund ein stiller Anbeter,Tr.Käldy,"Axteite, der sie mit dem Gedanken tröstet,es handle sich um eine ungefährliche Episode,dereck Schwierigkeit durchs Geldbedemn ist allerdings so sehr interessant,dassx.,demnächst« auch der Volkszählungskommissär ihm seiner Aufmerksamkeit zuwenden will«,aber es sind arme Leute,die für Geld zu haben sind.Auf»Bittederquella unternimmt er selber die Mission,die Sasche ins Gleiche zu bringen.Und nun folgen in raschem Schrittc dreiwillige Szeixc11.Die weine-Mcßkutter·1vjrdx.vynsdent«Tö’chtcr"chen, das ihr Mbctvekrikhtczxwilhü«betx·issikjt,Nyg«cht4-1tjj6 feitigt werden Fanır. Das Fräulein, unt das es sid han : Éj "agg