Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1918. szeptember (65. évfolyam, 204-228. szám)

1918-09-01 / 204. szám

den Zerfall des Ittesenreiches in die Lruchstücre, aus denen die Ze.renqeweit sie durch Jahrhunderte in Blut und Eisen zu einer Einheit zusa:nmeuc>eschwei5t hatte. Vielleicht hätte 5tenin es zuwege gebracht, sein Volk dahin zu bringen, das; es den Verlust der Rardstaaten vcr-: schmerzt und sich darüber die Freude an der so lange vermieten, end.ich erstritter.en Freiheit nicht vertümmern, läs't. Aber das hatte eine Einigung aller sozialistischen und revolutionären Elemente zur Voraussetzung, und dieser Aufgabe war er nicht gewachsen. In der Ver­neinung der zarischen Willkürherrschaft w.aren sie alle einig gewesen. So wie der Zarenthron gestürzt war, stoben sie sèdcch auseinander. Lenin beeilte sich, die Konstituante eiuzuberusen, allein das Ergebnis der Wahlen belehrte s iln darüber, das; diese gesetzgebende Versammluno, der er die Obhut der jungen Frei heit anverlra wn wollte, i'^^^rer , Zusammensetzung nach sehr bald eine Beute der auf die! Gelegenheit einer Gegenrevolution lauernden Strüman- s gen geworden wäre. Co faßte er den gewiß nicht leichten > Ent'chluß, di: .Konstituante auseinanderzutreibm und die oberste Macht im Staate den Soldaten- und Arbeiterrätcn , zu übertragen. WaS er verhüten wo.lle. trat nun erst recht j ein. Der Kampf entbrannte zwischen den verschiedenen so- s zialistischen uno revolutionären Parteien, uno die inneren ! Neib.'ngen boten der Entente d-^n willkommenen A'stab, ! im trüben zu fischen. Dem Abfall der Liandstaaien gesellte sich im russischen Kerngeoict die innere Zerchlitterung, der > latente Bürger.rieg. Die Entente aber nützt: diesen Zu- i stand aus, indem 'sie die Opposition gegen die Sowjet- s regierung zu ihren Zwecken mißbrauchte, in den Tschechen und der Weißen Gard: die Keime einer gegenrevolutio­nären Armee schuf, di: Murmanküste in Besitz nahm und Javan zum Einmarsch in Sibirien b:w2g. Di: Sowiet­­regierung traf ihre Gcgenmaßritgelu, gab sich eine straffere Organisation aus drm flachen Lande, stellte StreitÜrüfte auf''und ließ durch diese den Kanipf gegerr den.Heerbann s der Gegenrevolution aufnehmen. Wenn di: Entente, in deren Lager sich laute Bedeuten gegen die Murman­­e'pedition und das sibirisch: Abenteuer erheben, einem militärischen Erfolg der Sowjetrezicrung Vorbeugen wollte, mußte sie rasch handeln. Der Versuch, durch die Ermordung Lenins die Bolschewitenherrschast zu ent- > hauvten, mußte c'estcnS unternommen werden. Der! Mordanschlag im Kremlpalast vollzog sich in diesem s Zeichen. Nußland ste^'t abermals an der Schwelle einer furchtbar erullen 5iris:, und diese rann sehr leicht auf die weiteren Schicksale Les VölberringenS übergrossen. T' c> skau, Jt. Aliegist. Lenin ist daS Opfer eines Attentats geworden. Zwei Damen, die der s o z i a l r c v o l u - tionärcn Partei angehören, schossen d rei-! mal auf ihn. Zwe.i Schüsse trafen ihn lnVrust und Lt! nge. Dein Zustand ist sehr ernst, da inner: Blut­erguss: stattgefunden haben. s Di: ersten Spezialisten sind zur Behandlung in ' den Kreml berufen worden. Lcrliw 31. August. Nach hier vorliegenden Meldungen aus Pe - tersburg wurden gestern nachts auf Lenins mehrere Schüsse ab gefeuert, die ihn i leicht verletzten. , Der Volkslcmmisiär für innere Angelegen-' heilen Nritzlh wurde ermordet. Die Attentäter sind verhaftet. I LioSka u, v'. ^.ll, »a. Nach einer Meldung der Prawda wurde gestern > Uhr abends auf Lenin ein Attcntat vcrübt. hatte in einer Arbeitervcrsamml ung in >:r Nicholsonschen-Fabrik in einem jenseits der Moskwa gelegenen St.ckdtviertel gesprochen. Als cr die Versammlung verließ, wurde er von Wei Frauen aufgchalten, die ihn in ein Gespräch lbrr das letzte Dekret bezüglich der Lebensmitteleinfuhr mch Moskau verwickelten. Während dieses Ge­­präch es fielen drei Schüsse, durch die ZeninamArmeund am Rücken verletzt o u r d e. Die Schüße wurden voneinemdenin si/l l i - Zenten Kreisen angehörenden jungens Rädchen abgegeben. Das Mädchen wurde est genommen. ! Der Zustand Lenins, der in den Kreml ge-! wacht wurde, verursacht nach Meinung der Acrzte eine Befürchtungen. Nach cinem um 11 Uhr ausgegebenen Bulletin hat! ^Lnin zwei Schußwunden erhalten. Eine Kugel >rang unter der linken Schulter in die Brusthöhles sin und verletzte den oberen Teil der Lunge, in den sie sincn Bluterguß hervorrief. Die Kugel blieb am Kalse über dem rechten Schlüsselbein stecken. Die zweite Kugel drang indielinkeSchulter. Zerschmetterte den Knochen und blieb unter der Haut der! imLn Schulter stecken. Sie rief inncreBtutungen^ >ervor. . ! Lenin befindet sich bei vollem Be-^ vus; tsein. Zur Behandlung wurden Chirurgen heran- ! stzogen. j Di: Prawda veröffentlicht weiter einen von s Lwerdlow unterzeichneten Aufruf an die Lrb eiter, in dem sie aufgefordert werden, sich :uhig zu v erhalten, und worin es heißt: „Wir pveifeln nicht daran, daß di: Spuren des Mord-i lnschlageä zu den rechten Sozialrevolu-^ stonären, sowie zu den Mietlingen von^ Lnglandern und Franzosen führen wer-^ :e n. Auf die Anschläge gegen ihre Führer wird die llröeitrrklasse mit schonungslosem Terror l n t w o r t e n." Nach Bemnntmachung des stellverlretenden Chefs der tußcrordentllchen Kommission Peters ergriff die Kom­­nission sofort nach dem Attentat auf Lenin alle Maßnah­­nen zur Fest stLllung der Schuldigen. Das wftr Verhör soll ergaben haben, das; die Attentate­­: i n c i n e S o z i a l r e v o l u t i o r. ä r e ist. Die Kom­mission besitzt angelilich Maicrial, das auf cinen Zusam­menhang des Attentats mit den bolschc­­vikifeindlichen Elementen in Samara hinwcist. MoZjou, 31. Aiizilst. Feuiütèou. Mo ssi. Non ZoUän v. Tzâß. An einer Anzahl heißer Abende, ungewohnt heiß in Anbeiracht sowohl des Frümsommers wü: des Saisonendes, s bewunderte und feierte im ungeheuren Theater auf dem Tißa.-KälmäN-P!atz ein begeistertes Puöliulm den augen­­blimich modernsten Schauspiowr der Deutschen: Moissn Abend für Abend, aus âen Gegenden der Stadt, aus allen Stockwerlen Les Gesellschaftsbaues versammelten sich di: Zuschauer, und war der riesig: Nauen auch nicht ganz aesüut, und tonnt: man da und dort auch eenen lretiichen Einwand erlauschen, so waren doch der Gesamtemdruck und die Schlußbiianz an jedem Abend und auch am Sch-Ug des Gastspieles für Moissi un.zemoin schmeichelhaft^. Eine an das Lalvini-, Zacconi- und Novellifi-eoer gemahnend: Begeisterung glühte in allen Zwischena-ten, und als die Meng: nach dem letzten Fallen des Vorhanges auf die S.rag: hinauZströmte, vibrierte in ihrem Wogen noch d'" n-^chzitternde Erreoung Les unaewohnien lünstlrrischen Erstonisf-s. In dieser'Stadt, der das Kino Wahrzeichen . und Entwicklungsziel ist, bedeutete Lwser Hauch j von böiwrgearteter Kunst, von lulturgcsäriig.em Schau­­spin'erllreben, das aus Moissis ganzem Wesen und jeder seiner Gestaimngen weht, für viele g-uad-zu eine Er.ösung oder doch wenigstens ein.e prickelnde Neubeiebung.'De.m, bot Moissi auch nicht die ruhige! und nusgeanchene Vollkonrmcnhcit, sondern mehr ein strebendes."iuchendes Niewen n-^ch Höhen, und mußte! er auch ost seine äußeren körperlichen Mängel durch das s AusstrwmrNtNsscn innerer seeriso.er Werre ersetzen: seine s Wir ung med die Erinncraiw, die -r hinterläßt, bleiben ! l-och ungemein. Auch an seinem Spiel in den vier s Stücken, di: er vor Schluß der letzten Soi-on dem Buda­­vester Vublirum o:ooLen hat, ist das Unao^eschlossene. leii-er Kurstentwialunm. das Gärende seiner Persönlich­keit zu erkennen. Und vielleicht wird er auch nierrrüls ' Der Mörder Uritzkys, der gleichzeitig in PetcrLbiprg das Opfer eines Attentats geworden ist, heißt Kannengießer und war Führer :cr früheren v o l ks s o z i a l i st i s ch e n Gruppe. die Größe und die Harmonie erreichen, nach denen er. ringt. Gleichviel: auch so wie cr sich heute darstrllt, wie ihn s das Vubürum des Stadttheatcrs vor einigen Monaten bewu:.dert hat, wirkte er mit dem seltenen Zauber einer scsttichen Erscheinung. ' Ich schreibe über Moissi auf Grund der lebendigerr Erinnerung an drei Abende, an die Ausfüi)rungeu von „Ham.e.", „Nomrz und Ju.la" und „lkonst Oedipus" und auf Grund blasserer Erinnerungen einiger früher gesehenen. Doch will ich in erster Linie nicht die schau­­ipie,.erischen Gestaltungen in ihr:'.n Verhältnis zu den Figuren des Dichters analysieren, sondern die Persön­­liclsteit, das Wesen, die Eigenart des Schauspieeers Moissi stlbst kennzeichnen. Mich interessiert diesmal Vorhalle::: nicht der Schauspieler als Schöpfer, fondern der Tchau­­svielcr als Geschöpf. Nicht, wie cr seine einzelnen Nollen spielt, so-ldern welcher Art dieses Spiet überhaupt ist. So âeirachtct, entfesselt in mir der Anblick Aioissis immer rvicder den Kainpf gemischter Gefühle. Diese Gcmlschtheit, dicse Disharn'.onie ist ein Grundzug seines Wesens, der schon in seiner äußeren Erscheinung zutage tritt. Obwohl er sich den Vierzig nähert, sind die Ab­messungen und Hauptlinien seines Körpers die^ eines Jünglings von knabenhastem Alter. Er ist nicht von hohem Wuchs, hat keine besoi ders gerade Haltung, und obwohl gewiße Partien geradezu brutale Muskulatur aufwei'an, so macht dar ga'nz: Mansch dennoch eher L^nr Eindruck eines schmiegsamen Iicrvmlnenscken. Sein Eaficht iü außerordentüch seltsam. Unter einer hohen, breiten Stirn träumen zwei wut'.derbar große Augen; diese Augen sili.d in meriwürdig großem Abstand von einander scheinen cusLäris, gleichsam voneinander we.^jUstreben. Der Mund eher groß als klein, das Ki:m ein wenig wuchtig und vorstehend. Die ober: Psrti: des Gesicktcs voll Geistigkeit und Schwärlneeei, lüchis als Seele, dl: unler: bimgegell von SinnllUeil. ja B-vKa­­lität gesätli-'t. Schon nach dieser Beschreibung seines Antlitzes sind cini-^e Grundzüge des Wesens Moissis zu alnen. Vor allem ein gewisser Infantilismus, eine ge­wiße Kindlichkeit, die dem erwachsenen Mann den bizar­­ o LonntLx, 1. Lsxtsmds; 1913 a:oslau. 30. Auallst. Es verlautet, daß die Sozialrevolutio­­näre besch lasse ir haben, gegen die Bol­schewiken denselben Terror anzu wenden, wie früher gegen die hohen Beamten des zaristischen Regimes. Moskau, 30 Luflui't. Nach einer Blättermeldung soll General Brussi­low verhaftet und in den Kreml über­­geführt worden sein. General Brussilow befindet sich nach seiner bei den Unruhen im Dezember er.ittenen Ver­wundung in ärztlicher Behandlung. Seine Gefangen­nahme trägt den Charakter einer Schutzhaft. Das bicgierungsorgan ILwcstija berichtet, daß General Brussucw der Zugehörigkeit zu einem gegenrevolutionären Verband bezichtigt wird. Es seien Beweise für seine Beteili­­gung vorhanden, die jedoch nicht veröffent.icht werden könnten. Moskau, 31 LuAust. Die Presse veröffentlicht einen Aufruf, der zum u n» barmherzrgen Mass en terror gegen die Feiwde der Sowjets ausfordert. Kord Ce§è! mrd derDerßmrdsKrrugsfriedeL Aus Wien wird uns täte« graphl:rt: Zu de'.i Lieblingen der englischen Kriegspolitiker ge­hört Dr. Socf vLrmutnch nicyt. Es ist cr,^chtua), daß der Nimm ihnen weit unbequemer ist als etwa Graf Neventlow. Er hat Lord Robert Ceeil genötigt, ihm zum zweiten stvèale binnen kurzer Frist öffent.ich entgege.rzu­­treten, ihm auf dem Umwege über die schwedische Presse Zu antworten, nachdem er iym bereits durch das Reuter- Bureau geantwortet hatte. Wir nehmen das wohl mit Atecht als einen Beweis, daß Dr. Soifs au.sgczeich...ete dicde in den Ententeländern und bei den Neutralen einen stärkeren Eindruck geübt hat als jenen englischen Staats­männern lieb sein kann, die einen Gewaltfrieden irgendwo rechts vom Ryein diUiere.l möchten. Aus Cecils fetziger Entgegnung, wie nicht minder aus Lloyd Georges An­­sprach: an Samuel Gompers, den Führer der amerirani­­schen Gewerrfchaften — e.ner wahren Huldigung übrigens fiir den gelehrigen und bewährten Kriegseinpeitscher —, ist auch klar zu ersehen, welches der von Herrn Dr. Solf gebrauchten Argumente der Londoner Kriegspartei anr empfindlichsten auf die Nerven gefallen ist: die moralische Ofien>me gegen das Alldeutschtum, die heute in Deutsch, land von Männern wie Delbrück und Rohrbach gefordert wird, deren Einleitungsgefecht unter Solss Führung glänzend geliefert wurde, schlägt den Politikern um Lloyd George iyren hauptsächlichen, geradezu UNbeza.hlbarcn Vorw.and für die Fortführung des Krieges aus der Hand. Vier Jahre lang hat man den Ententev.ölkern ' das deutsche Volk als eine von einer Clique weltherrschafts­voller Aunier geleitete Herde ohne eigenen Willen hing-ß stellt, die, wenn nicht durch die vereinigte M anderen Völker aufgehalten, über kurz oder lang meine Freiheit retmngslos niederlrampeln würde diese Gefahr hat Engmnd den Erdball zu Hilfe rufen. Als einen Damm gegen sie begehrt es eine den, der aus der vollständigen Niederwerfung T lai.ds und aus der Demütigung des deutschen hervorgehen soll, und noch dem Grundsatz, daß genäht Lesser hält, zur dauernden Sicherung diel dens die Abtretung großer Itandgebieee der Mi­­und die Errichtung eines Völkerbundes, der die ren Zauber des ewig Burschenhaften verleiht, des AbsianLes der bALen v-ugen isi cin ty,.-!/: Zug; dazu kommt cin häufiges Offenlassen dc das dem. Gesicht einen kindtich stauneeade: gibt, und auch eine leise, durchaus nicht kl: mehr interessant wirkende Degeneriertyeit v stellenweise in diesem Gesi.cht. Die unregetmüßige. dir hervorftehendcn Baae'.lknochen, die starke Kinn: endlich geben diesem Gesichtsausdruck etwas Prot risches, um nicht zu sagen Barbarisches.. All dies jedoch cingehüllt in einen leisen, sanften Schmerz, so das Wesen Moissis, trotz des In auti'.ikmua, den nernetheit und des Proketarierhaften, unendlich m­­pathilch wirkt. Der wahre Moisii ist jedoch mit seinem Gesicht noch Nicht vor uns getreten, in seinen: Gesicht noch nicht lebendig geworden. Der erscheint und strömt 'einen ganz.' eigenen Zauber erst ous, we.m er sich bewegen und rede'.a^ darf. Denn hier, in den Bewegu.ngen, im Komme:: und Gehe::, im Mienen- und Gebärdenspiel tritt die charakte­­ristikcheste und zugnich befremdendste Eigenart dieses He^dennebhaberâ: das Feminin: cn: ihm zutage. Es ist geradez:: beunruhigens, wie sehr dieser Künstler, dessen Körperlichkeit trotz Jugendlichkeit und Degenerierlheit nichts vom Weibi ch-Weichen uno Welligen an sich hat, feminin wird, sowie er sich zu bewegen beginnt. Scho.n sci.n Gang ist n.cht.der Gonig ei-.es Mam:eZ. Er schreitet g r nicht, er huscht und schwebt. Ter Man:: tri.t rn.it Ncch­­druck auf: bisweilen rnag der Boden, auf dem cr sich bewegt, unter seinen Schritten auch dröhnen^ Ich habe Moi, i — abgerechnet vielleicht cin einigemal wieder­holtes stärkeres Äufftampfen mit dem Fuße im „OedipuS", in dem seine hier genannten Erundzüge auch sonst c.m weuigstei: zu vennr.e.' waren — keuaen ein­­zigen mLn-alick-eu Scoeilt tun sehe::, linst doch ist sein Gang der Stechsck'rilt deS preußischen stAreLemarfcheSDa­gegen, w.-s er uiit den Arme.: treibt. Diese Arme sind nicht Org^'ne Les Ergreisee^ ober des Schlagens, ist: sind Flügel, die er cege!: vnbckonnte Ziele ousbreitet, Fächer» mit denen er sich setlst zusächelt, geheimnisvolle Signal-

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