Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1918. szeptember (65. évfolyam, 204-228. szám)

1918-09-01 / 204. szám

LonntA^, 1. Löptember 1918 d I^I^OVD macht zur Unterdrückung ihrer etwaigen Revanchegelüste und zur Verewigung des Unrechtes beizustellen hätte. Nun steht ein Mitglied der deutschen Regierung in offenkundi­gem Einvernehmen mit ihr auf, jagt mit ein paar muti­gen Worten das von der Entente so gern beschworene alldeutsche Gespenst in die Ecke und macht den Erfindern und Nutznießern der englischen Kriegsideologie das Leben sauer. Um die Fassung gebracht, verraten diese durch ihre ersten Entgegnungen, daß ihre Macht über das Gemüt des englischen Volkes lediglich in dem von ihnen genähr­ten Glauben an die Unverträglichkeit und Raubgier des deutschen Volkes besteht. Die moralische Offensive der deutschen Poliiik weiß nunmehr genau, an welchem Punkte und in welcher Richtung sie ihre Kräfte anzusetzen .habe. Lord Robert Cecil ist seit jeher ein grobschlächtiger Redner, d^r es auf Kränkung' und Beleidigung des Gegners abgesehen hat. Auch diesmal mutet er dem deut­schen Volk einen förmlichen Bußgang für Belgien und all die Sünden der Vergangenheit zu, und man kann sich der Ahnung nicht entschlagen, daß er damit den natürlichen Stolz des deutschen Volkes aufregen und die Widerstände im deutschen öffentlichen Leben gegen dic, wie uns dieser Tage die linksstehende Presse Deurschlands wiederholt , versicherte, bedrängten Alldeutschen eher schwächen, möch­ten. Aber dem sei, wie ihm wolle, wenn in der Diskus­sion über den Frieden englische Staatsmänner bereits genötigt slNd^ zu lolchcn' Praktiken zu greifen, so ist das natürlich ein günstiges Zeichen sür den Frieden. Unsere Bèeinung ist, daß die Aeußerupgen Lord Robert Cecils und Lloyd Georges die Bedeutung, einer-Annäherung an den Frieden, einer Annäherung haben, die noch grollend und ividerstrebend, aber dennoch vollzogen wird, weil eine unwiderstehliche moralische Mackst, das erwachende Ge­wissen der Ententearbeiterschafr unaufhaltsam dazu drängt. Warum ist dqnn Herr Gompers nach London gekommen? Es ist noch immer njcht sicher, ob es die entscheidenden Führer der englischen Arbeiterschaft sind, die-ihn eingeladen haben, und der Versuch zumindest, der setzt unternommen werden soll, der von Henderson ge­führten sozialistischen Arbeiterpartei eine neue politische Organisation der britischen Arbeiter entgegenzustellen, beweist, daß die Meinungen des Herrn Gompers, der mit einer amerikanischen Zucunftsarmce von fünf Dtillionen recht militärisch auftrumpft, und die Meinungen der eng­lischen Arbeiter keineswegs schon in einer selbstvcrständ­­- liehen Einheit zusammenftießen. In London soll nächstens eiste interalliierte Sozialisienkonferenz stattfinden, und es isr bezeichnend,daß die ftanzösischeSozialistenpartei, ehe sie sich für die Beschickung entschloß, den Wunsch ausgc­­sprocken hat, daß die Einladungen an sämtliche Ärbcirer­­.parteicn Amerikas zu ergehen haben. Die Welt weiß, daß es in den Vereinigten Staaten auch andere Arbeiter­führer als Herrn Samuel Gompers gibt, die sich von ihm durch ihre Stellungnahme zu dem Kriege des Herrn Wilson, aber auch dadurch unterscheiden, daß sie im Kerker sitzen, während er sich von den großmachiigen Fübrcrn des britischen Imperialismus feiern läßt. Der alldeutsche Popanz mag noch eine Zeitlang Vorhalten, und die Hoffnung, durch.den von Foch prophezeiten r-ndsieg aus dem Blutgreuel endlich herauszukommen, manchen redlichen Friedensfreund in den -Ententeländern beirren, ihn veranlafsest, den Gewaltmenschen noch eine Frist für ihre blutigen Experimente einzuräumen. Wenn aber -die Ententevölker erkennen werden, wie sie es nach un­serer festen Uebrzeuaung schließlich werden erkennen müssen, daß die Mittelmächte militärisch nicht niedcr­­zuringen sind, und wenn eine Entwicklung, die sich sehr Wohl gleickf^eitig vollziehen kann, das wahre Kräftever­hältnis im Spiel der innerpolitischen Lager Deutsch­lands so deutlich heremLstellen wird, daß selbst ein Lord Rokerr Cecil die Wabrbeit nickt mebr umiiudeuten ver­apparate, mit denen er in einer Zeichensprache über den Zustand seiner Seele spricht. Seine breiteste Arm­­bew.egung ist ein sanftes Leffnen der Arme gegen den Himmel; neben dieser Bewegung ist das flehende Aus­­einanderbrsiten der Unter.rrme bei gleichzeitigem An­pressen der Oberarme en die Brust 'eine Lieblingsarm­bewegung. Er liebt Hände und Arme überhaupt gerst um die Brust herum zu bewegen: bald macht er sich um ein Schmuckstück en seiner Brust zu.schaffen, bald langt er um ein Taschentuch in die Brust, urn es wieder zu ver­bergen — eine durchaus reinweibliche. Bewegung —, bald legt er die ArMe auf der Brust sanft übereinander — doch nicht etwa nach - napoleonischer Art ge­kreuzt —, bald faltet er sie wie zum Gebet. Alle diese Bewegungen, so künstlerisch fein und originell sie im übrigen sein mögen, entsprechen nicht nur nicht oder blosz in den seltensten Fällen dem gleichzeitig von dem Text geforderten Seelenzustand, sondern sie sind auch voll­­.kommen weiblich. Liegt doch der grundlegende Unter­schied zwilchen der Bewegung des Mannes und Weibes ger.'de darin, daß jener mehr zu expansiven, vom Körper ! wegstrebenden, diese mehr zu schützenden, in Körpernähe bleibenden Bewegungen neigt. Lange, bestimmte Schritte, breite, kräftige Handbewegungen sind männlich. Die kurzen, leichteren Schritte, die sanfteren, behutsameren Armbewegungen sind weiblich. Handbewegungen um die Brust herum sind etwas typisch Weibliches. Der Mann! macht sich mit den Händen nicht immerzu um die eigene! Brust zu schaffen. Ein ganz bizarres und sich dem Zuschauer nicht qleick in seiner wahren Bedeutung enthüllendes Element im Gesrmreindruck von Moissis Erscheinung liegt in der Rolle, die er seinen linken Arm, ja dic linke Körperhälfte über­­haupr spielen läßt, und, noch allgemeiner, in seiner Vor-^ liebe für symmetrische Attitüden. Moissi breitet, wie gesagt, mit Vorliebe beide Arme aus, deutet mit beiden j Armen dis Bewegung des Flehens oder des Schwärmens an.,Er erbeitct auffallend viel auch mit dem linken Arm allein. Als Romeo, in der Srene. in der er Tvbald , maa, so wird es schwer sein, dem Verständigungsfrieden ! weiter den Weg zu verrammeln. ' I Lloyd George und Lord Robert Cecil'fürchten sich nicht vor den Alldeutschen und deren Einfluß auf die deutsche Politik. Sie fürchten sich in weit höherem Grade > davor, daß die Einflußlosigkeit der Alldeutschen und der ! Verständigungswille des deutschen Volkes, der in der s ReichstagLresoluLion seinen unverlierbaren Ausdruck fand,' sidcn Ententevölkern zu vollem Bewußtsein gebracht werden . könnte. Und sie fürchten vor allem, daß sie dann keinen glaubhaften Vorwarid für die Aufrechterhaltung ihrer rerritorialen und wirtschaftlichen Kriegsziele finden werden. Daraus ergeben sich für die Kriegs- und Friedens­politik der Mittelmächte wichtige Lehren, die oberste davon besteht darin, daß wir militärisch, durchhalten müßen, bis -der Belveis erbracht ist, daß Cecil irrt,^ wenn cr glaubt, daß das Kräfteverhältnis der Kriegführenden ^bereits endgültig zugunsten der Entente sich ausgeformt Hoti Die zweite Lehre wird in dem Moment, wo dieses Ziel erreicht ist, aktuell werden. Die Regierungen der s Mittelmächte werden auch dann von der Politik der , Mäßigung nicht abrücken, aber die öffentliche Meinung ihrer Länder wird darauf allsten müfsen, daß den Erfolg unseres unentwegten D',è)hältens nicht etwa wieder das mißtönige Geschrei der Unverantwortlichen, der Befür­worter uferloser Ziele begleite. Wir billigen die Auffassung nicht, daß Solfs Rede unzeitgemäß war. Sie ist ein Maß­­j stab, errillcket für die Ententevölker, um ihnen zu zeigen, daß im Glück wie im Mißgeschick die Frie­denspolitik der Mittelmächte- sich nicht INehrändert, daß sie grundsätzlich nicht opportunistisch ist. Und die dritte Lehre muß von jenen in unserem eige­­! nen Lande beherzigt werden, ^ie seit Jahr und Tag^ der I Welt erzählen, daß unsere Regierungen, wenn sie nur wollten, den ehrenvollen Frieden längst erreichen konnten. I Auch sie, nicht nur die Alldeutschen, haben das Mißtrauen gegen uns und unsere Friedenspolitik in der Welt erregt, und von ihrem menschlichen Pflichtbewußtscin, wenn nicht vom ihrem Patriotismus muß verlangt werden, daß stsie den Verständigungsfrieden nicht ver­­zögern durch die Deutung, daß er nur als ein -Frieden einseitiger Opfer d.er Mittel­macht e v o r st e l l b a r sei. Wenn schon einer Buße r".n ! muß, dann sollen es die Gewaltpolitiker aller Länder sein, s ! Lloyd Georges' Märchen, daß der Welt-rieg im Grunde ! > nichts anderes sei als der Klassenkampf der Weltarbeiter­­! schäft gegen die -preußischen Junker, - wird die wirtlich i klassenbewußten Arbeiter Englands und Frankreichs nur ! lächeln machen. Herr Gompers kann ihnen -beßeren Auf­schluß darüber geben, in. welchem Lande Kapitalismus und Imperialismus die Einheitsfront bilden, für deren Bezwingung der internationale Sozialismus einst größere Kräfte nötig haben wird, als je in der sogenannten deut­schen Militärmaschine vereint waren. Dis Opferuttg des anKralischsn Hesses^ Von Professor Dr. Alfred ManeS (BerUn). ' Die „Anzacs", worunter die Angehörigen der australisch-neuseeländischen Armeekorps verstanden wer­den, gehören zu den in den englischen Heeresberichten am häufi''sten genannten Truppen. K.aum ein Mitteleuro­­püer hat in vier Friedensjahrzehnten so viel von Austra­liern und Neuseeländern gelesen und gehört, wie in vier Weltkriegsjabren. Die Tapferkeit der Truppen jener Süd­­seedemolraticn iii ellen Ehren, aber fraglos hat die über- > trieben häufige Erwähnung gerade dieser brstissten Heeresgruppen noch eine tieftre Bedeutung und dient der Propaganda, die von den Londoner Staatsmännern als wichtigstes Kriegsmittel betrachtet und zweifelsohne von ihnen auch in vorbildlicher Weise beherrscht wird. Um so lehrreicher ist es, einen Blick in die Ziffer:^ zu Wersen, die zwar in der australischen Presse niit aller Aussühr.ichkeir wiedergegeben werden, in der englischen aber nur in vorsichtigen Auszügen sich sinden und dic australische sowie neuseeländi'che Heeresstärle, die Ver> luste und Rekrutierung dieser Kontingente betrefscn^ Unter dem Vorsitz des obersten australischen Richters Hai ein gmtlicher Ausschuss in diesem Frühjahr sestgestellt daß nicht weniger als 27.000 Mann im Sollbcstand de; australischen Landesdivisionen fehlen. Denn die freiwil­ligen Meldungen zum Feiddienst sind von 166.000 irr Jahre 1915 auf etwas über 124.000 iin Jahre 1916 uni ! dann auf 45.000 im Jahre 1917 gcsuirkeir. Soweit Ncch­­! richten vorliegen, zeigen diese lächerrich geringen Zifferr . des Vorjahres auch im laufenden Jahre keine wesentlichr ! Aufbesserung. Nuird .310.000 Auftralier wurden nack Europa oder Aegypten vev chifst. Die Zahl der tödlick verlaufenen Vermste betrug bereits Anfang dieses^Jahres s über 42.600, die Zahl der Gefangenen oder Vermißter nahezu 4000, und nahezu 51.000 werden als nach Auftra­­lien zurückgekehrt, ' also wohl als Invalide, angegeben Die weiteren Ziffern der amtlichen australischen Statiftii lassen erkennen, daß der Stand der australischen eigener Streitkräfte an der Weftsront zu Beginn des Jahres 191k nur wenig über 100.000 Mann betragen hat. Daß in­zwischen entsandte Verstärkungen aus Australlen cin­­getrofsen sein können, muß nicht nur wcger der mangelhaften Rekrutieruna, sondern auch mit Rücksicht auf den so gut wie völlig stockenden Schiffsverkehr als ausgefchlossen gelten. Dies be­weisen auch die immer wieder in der ganzen australi­schen Presse auftauchenden geradezu herzerweichende« Hilferufe nach Ersatz, weil sanft die teilweise seit Kriegs, beginn ohne Heimaturlaub im Felde befindllchen.Tnlpven immer weiter geschwächt würden. Aber der Erfolg der mit allen Mitteln rührigster Propaganda in Australien unternommenen Werbung ist minimal. „Werbeofsiziere, meistens zuriickgekehrte Soldaten, haben als Hörer in den Versammlungen und an den Straßenecken, wenn sie nach Männern rufen, fast nur Frauen, Kinder und alte Männer, deren Kampftage vorüber sind." So berichtet ein führendes Blatt Australiens, und wir haben keinen Anlaß, der Meldung zu mißtrauen. .Inzwischen aber dürften die Australier an der Westfront weiter dezimiert worden sein. Namentlich nachdem der neue Oberbefehls­haber der australischen Truppm, Generalleutnant Sir John Monash, alle fünf australischen Divisionen, lme er aus dem Korpshauptquartier unter dem 7. August 1918 schreibt, „zur Teilnahme an der größten und wichtigsten Schlacht, die jemals ausgesochten werden mußte", berief. Was die neuseeländischen Truppen betrifft, so liegen für diese nur Daten vor, die älter sind. Bis gegen Ende des Vorjahres waren mindestens 75.000 Meüsccländev vom Stillen Ozean den weiten Weg bis auf die Schlacht­­felder Europas befördert worden. Davon standen aber ZU jenem Zeitpunkt vielleicht nur noch 25.000 an der Front. Vis zum Spätherbst vorigen Jahres betrugen di« Verluste der Neuseeländer nicht weniger als 33.500 Mann,, darunter 7500 Tote. Um diese, wie auch die ungeheuren Verluste der Australier begreifen zu können, muß man beachten, daß die „Anzars" diejenigen waren, die am schwersten durch Churchills Gallipoli-Abenteuer betroffen worden sind, daß man sie aber auch in Frankreich und Belgien immer auf die gefährlichllsn Posten gestellt hat. Es fehlt nicht an zahlreichen Prefseäußsrungen, die trotz der scharfen Zensur ihren Weg in die Leffentlichkeit ge­funden haben und Klage darüber erheben, daß ganz im Gegensatz zu den rein englischen Truppen die australisch­­neusceländi'chen fast immer nur in der Feuerlinie Ver­wendung, finden, nicht aber hinter der Front, die den Briten erster Klasse, den Bewohnern der cngli'chen Insel, Vorbehalten bleibt. _________________ ersticht, läßt er den Degen eine gute Weile vor dem Zusammenprallen in der linken Hand funkeln, gestikuliert heftig mit ihm, und wirft.ihn erst in der letzten Minute, unmittelbar vor dem Zusammenstoß, in die Rechte. Während einer ganzen langen Szene im Oedivus bewegt und streckt er nur den linken Arm. Derartiges wirkt nicht natürlich. Für den Menschen, namentlich für den weißen Kulturmenschen ist das Ucberwiegen, ja das Neüer­­wuchern der rechten Körpcrhälfte und des rechten Armes scher di: linke Körperhälfte und dcn linken Arm charak­teristisch. Die Linkshändigkeit, oder auch nur das allzu­­bäustgc Benüüen des linken Armes befremdet unser Empfinden. Und die Tatsache, daß Unregelmäßigkeiten auf diesem Gebiete zumeist bei Irrsinnigen, Verbrechern und überhaupt bei Degenerierten beobachtet werden, be­stätigt unsere intuitive Abneigung gegen sie und mag dem Schauspieler, der allzusehr der Anwendung solcher Ab­normitäten ergeben ist, als warnendes Zeichen dienen. Vie! anziehender als das Aeußere und die Bewegun­gen Moissis ist seine Stimme. Es ist eine warmtönende, zum Herzen sprechcnde, ebenfalls ein wenig degenerierte Stimme, in der ersticktes Schluchzen und latenter Welt­schmerz mittönen. Moissis Stimme vereinigt das italie- i nisch Sonor: mit nördlicher Melancholie. Diese Stimme! ist Phvneti-schar Weltschnierz, „Werthers Leiden" Stimnie; geworden. Aber, zu Moissis Lcb sei es gesagt, nirgend f mißbraucht er diesen zum Herzen dringenden Klang seiner Stimme, sondern unterordnet ián überall der Forderung > der klaren Verstândlichheit des Wortes. Moissi singt nicht. Auch-über seine Sprechtechnik wäre cini-ges zu bemerken; ; eine besondere Schwäche scheint er für dcn R-Laut zu! besitzen, den cr auffallend kräftig im Munde zu rollen liebt. Doch zur Erörterung dicstr Frage, als einer internen Angelegenheit der deutschen Sprache, halte ich mich nicht für' berufen. Warum gefällt er dennoch? Warum erweckt er also Schwärmerei und Bewunderung, wenn er mit so vielen Fehlern behaftet ist? könnte man nun frag,....«-. Die Erklä­rung fällt nicht schwer. Wendet man ein hoch " .-Maß an, > beschwört man die Vollkommenheit vor die Augen der Seele und betrachtet so die Vollbringung, die die Augen des Körpers schauen, so wird nian an jeder Leistung, und sei sie die außerordentlichste, bedeutsame Mängel bemer­­ken. Moissi jedoch ist der Künst.er, der dieses ganz hohe Maß herausfordert und erträgt. Die Tatsache also, daß an ihm so viele Unvollkommenheiten namhaft zu machen waren, steht keineswegs im Widerspruche mit der anderen, daß sein Gesamtwert erheblich ist und daß er sich den Bei-­­fall nicht nur der breiten Massen, sondern auch vieler Einzelnen von feinemâeschmack zu erringen weiß. Ferner entsprechen viele seiner Verirrungen und Fehler geradezu dem Massengefchmack, dem Zeitgeist, und wirten, wiewohl vom strengen künstlerischen Standpunkte aus nicht gutzu­heißen, mit dem Zauber des Seltsamen und Neuartigen. Ein schwerwieaender Positivpcsten in Moissis Bilanz ist seine beispiellos stark zum Herzen dringende Wirkung. Ist er doch selbst lauter Herz! Daß er das eine oder das ander: Ding nicht immist gut macht, daß seine Erscheinung nicht heroisch und seine Bewegungen nicht männlich genug sind: dafür entschädigt in jedem Falle die unendliche Be> see.theit, die aus s-einen großen, träumerischen Augen strahlt, die tiefe Gefühlsquelle, die in seiner Stimme auf­bricht. Die Deutschen, vor allem die Beniner, empfinden diese Wärnie, die aus Moisssts Augen und Wesen strömt, als italienisck; Alfred Kerr nennt ihn aus diesem Grunde den Mignon der deutschen Bühne. Für uns ist Heißblütig­keit keine derart selte:'>e Erscheinung, daß wir sie als Süd­frucht und- Naritär empfinden müßten; doch, hat sie den edlen Geschmack, der ihr bei Moissi eigen ist, muß sie auch hierzulande als Wert gelten. Uebrigens vereinigt Moissi das Ssidlichr, den hohen Hitzegrad des Gefühls, mit einem Wert^der vielleicht mehr ein Produkt des Nordens ist: mit Kultur. Die Bewußtheit, der gewählte Geschmack, das feiA Artistische, das alle seine Gestaltungen atmen: das istbgroßartiq, imponierend auch dort noch, wo cs zur Ver­­irxiing wird. Moissi h-'t wenig Szenen, in denen nickt schauspielerische, dekorative, psychologische Werte gchäust zu finden wären. Freilich gerät das.Streben nach dekora- - .4

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