Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1918. november (65. évfolyam, 256-281. szám)

1918-11-01 / 256. szám

kkviisr, 1. RovEZdvk 1M8» 8 r-r^ovV Michael Károlyi nach AmEa. Er wurde svenso w« Graf Michel Károlyi. Béla Earabâ-, Stefan Zlintzky m Frankreich interniert. Während aber die drei Wgcordneieu nach eurige« Monaten zurückkehren konnten, blieb Buza fast vier Jahre interniert mü> traf erst vor einigen Monaten in llngarrr ein. Er wurde .Haudtmltarbeiter des Magyarortzág und fimgrerte bei den jüngsten Straßenkiuydgâmgcn zumeist als Redner der Kârolyipartei. Dr. Sigmund K ir n f i ist vo<n BeM" PrvfesM". Er hat in der Temesvärer NealsÄrls als Professor gewirkt, veLeiliate sich aber schon in der Zeit der Koalttionsr^ie­­- ung M der foziatdmtokrattschen Bewegung. Diese Tätig­keit sichrt« bald zu Konflikten mit der darnaligen Urrter­­richtsbehörde, und als Dr. Kunfi im Jahre 1906 cm einer Maifeier tätig trilnahm. wurde ihm nahegelegt, einen ilrlar-L anzutreten. Er kehrte auf seinen Posten nicht mchr E zurück und begab sich nach Budapchi. wo er die Redaktion orr sozialistischen Zeitschrift SscialiSmus übernahni und auch als Mitarbeiter der Nèpßava dmch Leistungen vom hesteir literarischen Niveau die Aufmerksamkeit der Partei­kreise und der O-effrntlichkeit aus sich zog. Durch Ueber-­­tragmigen hat Dr. Kunfi dem ungarischen PMikum vedeutenide soziologische Weicke zugänglich gemacht und cmch durch eigene Studien, namMtlich auf dem GÄiete des Unterrich^wesens, Wertvolles geschaffen. Er ist ein ausgezeichneter Redner und ein durchaus modern imd vielseitig gebildeter Mann, der sich auch in derr Kreisen der Bürgerschaft wariner Sympachien erfreut. Beeidigung der neuen Regierung. Politikai Hirado meldet: Ministerpräsident Graf Michael Károlyi ist abends 8 Uhr im Palais des Erz­herzogs I o s e f erschienen und hat den Eid in die Hände des Erzherzogs als des Beauftragten des Königs abgelegt. Hernach haben die übrigen Mitglieder der Regierung den Ech abgelegt. Graf Michael Károlyi beim Erzherzog Josef. Politikai Ertefitö meldet: Graf Michael Károlyi hat den Erzhe^og Iosef in der Burg aufgesucht und lLnacr- seit mit ihm konferiert. Die offizielle Mitteilung über die l^rnennung des Grafen Károlyi. Pol. Hirado meldet: Der König hat den Grafen Mchael Károlyi telephonisch zum Mini­sterpräsidentenernannt und ihm zur Wieder­herstellung der. Ordnung im Lande die gcsamte bür - gerliche und militärische Gewalt zur Verfügung gestellt. Ferner hat der König den Grafen Károlyi aufgefordert, ihm die Namensliste seines Kabinetts vor egen. Die Pläne der neuen Regierung. Wir erfahren aus guter Quelle, daß die neue Regie­rung im Laufe der nächsten Woche das Par­lament einzuberufen und ihm sofort eine An­zahl von Gesetzentwürfen, etwa zwölf an der Zahl, zu unteubreiten gederckt. Der erste ist das allgemeine, gleiche Wahlrecht, das sich auf alle Männer über 24 Jahren und alle Soldaten und auch auf alle, des L es« nLundSchreibenâkundi^en Frauen erstrecken soll; die Wählbarkeit der Stumnberechtigten soll keinerlei Beschränkung unterliegen. Die treue Regie­rung ist zur Auflösung des Hauses berech­tigt und zur unverzüglichen Ausschrei­bung der Neuwahlen entschlossen. Eine Erklärung des Grafen Michael Károlyi Ministerpräsident Graf Michael Károlyi hat heute einem unserer Mitarbeiter gegenüber folgendes erklärt: — Die neue Regierung betrachtet die Herstel­lung der öffentlichen Ordnung als ihre Hauptaufgabe. Die Meldungen, die sie im Laufe eines kurzm Tages bekouunen hat, berechtigen sie zur An? nähme, daß das Land schon durch die Uebernahme der Geschäfte durch das neue Kabinett einigermaßen beruhigt worden ist. Das tragische Ende dcsGrafen Stefan Tißa hat auf das ganze Kabinett einen tiefen Eindruck gemacht. Dievon unseren G.renzeneinlangenden Nachrich­ten sind nicht alarmierend. Eine der Haupt­­aufgaben der neuen Regierung wird die Lösung der Er­­nährungs- und der Kohlenfrage bildern Ein Aufmf des KrirgSministers. Der kön. ung. Kriegsminister erläßt den folgenden Befehl. Der kön. ung. Kriegsrninister ordnet hie.mit an, daß sowohl die bürgerliche Bevölkerung wie die Militärperso­­nen alle in ihrem Besitze befindlichen Schießwaffen, sämtliche'^ Munition und alle militärischen Ausrüstungsgegen - stände unverzüglich der Expositur des königlich ungarischer: .K r i e g s m irr i st e - riums im alten Abgeordneten Hause ab­­zuliefern haben. ' Der Wirkungskreis des Ministeriums für Arbeiterwesen und Volkswohlsohrt. Politikai Hiradö meldet: Der Wiâugskreis des Ministeriums für Arbeiterwesen und Volkswohlfahrt wird sich auf sämtliche sozialen Fürsorge- soivie Volksgesund­heitsfragen erstrecken. Ferner werden die Fragen der Ar­beitsverhältnisse und der Arbeitszeit in den Wirkungs­kreis dieses Ministeriums fallen, llcber die Organisierung -es neuen Ministeriums wird die Regienmg dem Parlct­­siÄrent eine Gesetzvorlage unterbreiten, AV-em«me politische Amnestie. Pokttibai Hiradö rnÄdet: Auf Verfügung des Nailo­­râates hat das Justizministerium telegraphisch verfüg:, daß alle wegen Majestätsbeleidigung, Beleidigung der Person des Königs, Hochverrates, Aufruhr, Gewalttätigkeit ^egen Behörden und Private, ferrrer wegen Aufreizung und Aufwiegelung in Präven­tivhast befindlici^n oder ihre Haft verbüßenden Personen fofortauffreienFußzu st ellen sind. Rücktritt des Grafe» Albert Apponyi vom politischen Le^n. Graf Apponyi hat heute Budapest verlassen und sich auf seine Beschurtg nach Eberhard begeben. Er beabsichtigt nicht, sich weiter am politischerl Leben zu be­teiligen, und hat es seiner Partei anheimgestellt, über ihre Haltung gegenüber der gegenwärtigen Reg^ierung selbst zu cmtscheiden. In der Partei ist die Auffassung herrschend, daß inan die jetzige Regierung in der Schaffung des Frie­dens und in der Herstâng der Ordnung unterstützen müffe. Eine Erkläruug der Demokratischen Landespartek. Politikai Ertesitö erfährt: Der Demokratenklub hat heute rrachmittag unter Vorsrtz des gewesenen Justiz­ministers Franz v. Székely eine SitzMg abgehalten, in der mit einmütiger Begeisterung folgender Beschkrß gefaßt worden ist: „Da die heutige kritische Lage des Landes es er fordert, daß jede Kraft die aus dem Nationalrat gebildete Regierung in ihrer Arbeit zur Sicherung des äußeren und inneren Friedens, sowie zur Schaffung der Unabhängig­keit und der denwkratischen Umgestaltung des Landes unterstützt, erklärt die Demokratische Landespartei, daß sie der Regierung in dieser Bestrebung beistehen wird." Die Rumänen und der Nationalrat. Das rumäaische Rationalkomitee an den Ungarisch«» Nationalrat. Politikai- Hiradö meldet: Das rumänische National­­konritee hat den Ungarischen NatioMrat begrüßt und ihm telegraphisch mitgeteilt, daßesmitihminBe­­rührung zu treten wünsche. Der Natioimlrat hat diese Mitteilung mit Freude zur Kenntuis genom­­! msn und hat Oskar Iäßi betraut, mit dem runiänischen Skationalkomit^ in Berührung zu treten. Die halbamtliche Korrespondenz der Regierung. Politikai Hiradö meldet: Von heute an ist die einzige halbosntliche Korrespondenz der Regiercmg der Politikai Hiradö. Der Adjutant des Kommandanten der Brachialgewalt. Politikai Hiradö meldet: Der Nationalrat hat d«n iceu­­erinmnten Kommandanten der Budapester Brachialbereitsch:ft FML. Hunke den gewesenen Obergespan .Hauptmann Kor­nel K o b e k als Adjutanten beigestslli. Uebergabe der Donauflottill« an die ungarische Regierung. Wien, 31. ONober. Das k. u. k. Ar ie gsm i n i st e r i u m, Mari n e­je k t i'o n, verlautbart folgendes: Ueber allerhöchsten Auftrag wird verfügt: Aller Marine Mannschaft, welche nicht südsla­­wischerNationalitätist, kann über Verlangen die Heimkehr bei gleichzeitiger dauern­der Beurlaubung gestattet werden. Die Fürtten, Marineanstalten und sonstiges Marineeigentum werden dem südslawischen Nationalrat in Agram, in Po la, im Wege des Lokalausschusses sukzesiive übergeben. Von den übergebenden t- u. k. Behörden und Konimanden ist die G e l t e n d m a chu n g desEigentumsrechtesderrlichtfüdslawi­­schen Staaten, respektive Nationen zwecks seinerzeiliger Ablösung Protokollarisch ausdrücklich vorzubehalten. Da ein F l a g g c n w e ch s e l aus internationalen Gründen nicht sofort durchführbar ist, wäre nach Ilebergabe an den slawischen Nationalrat der Führung nationaler Abzeichen neben der Krieasflaggè kein Hindernis in den Weg zu legen. Dem gesamten Stabe steht es ftei, aus den Einheiten der Flotte und bei den Behörden nach ordnungsgemäßer Uebergabe an den südslawischen Nationalrat weiter dicnstleistend zu verbleiben. Im Interesse der ordnungs.näßigen Abwicklung und der Erhaltung des MsrineeiflentmuL hat das Flottcn­­rommando und das KriegLnrinisterium (Marinesektion) auf den sukzessiven Abgang verartwortlicher .Stabs­personen entsprechend Einfluß zu nehmen. Vom Kriegs­ministerium (Marinesektion) wird eirr Vertreter nut dem südslawischen Nationalrat in Agra m wegen Festsetzung weiterer Details direkt in Verbindung treten. Die k. u. k. Marinebehördcn und Konimanden hoben für die Aufrecht­erhaltung der Ruhe und Ordnung und die Akegelung des Trant-porrs weiter Sorge zu tragen. An das Donauflottillenkommando ergeht üverdi»:s der Auftrag, bei Ilebergabe der Donauflottille an die kvnigtich ungarische Regierung in: gleichen Sinne vorzu­gehen und dementsprechend die nichtungarisehe Mannschufi zu entlassen. Ein Telegramul des Grafen Michael Károlyi ari das Berliner Tageblatt. tLcle gramm deS Pesi er Llcivd.) Ber rin, 3l. Lk oLee. Graf Michael Károlyi hat an das Berliner Tageblatt folgendes Telegramm gerichtet: „In Budcrpest Revolution. Nationalrat har Regierung übernommen. Garnison und Polizei anerken­nen Nationalrat. Bevölkerung jubelt. Károlyi, Pry­­d sidtztzt des RasiongbartpSc^ch^'^^ Gm Nachmittag ia der Aamler des : Nattonalrales. niedrigen Saal mit den dicken Manern und tiefen MErnischen steht ein hufeisensörmiger Tisch, an ihm walten die Kommisiäre des Naticmalrates ihres Amtes. Die Bildnisse alter Habsburgerfürsten blicken von den Wänden auf sic herunter. Dieses große Durchgangszimmer ist die Herzkammer^ des unruhigen Blutkreislaufs Ungarns. Dieses .Herz arbeitet im Sturm imd Fieber ciirer ungeheuren Auftegung. Eine schneidend scharfe, elektrisch geladene Atmosphäre von Kraft, anstrengung und Erttschluß, von Kopfarbeit und Willens­leistung weht einem entgegen. Junge Joirrnalistcn und Schrift', steller sitzen hier, die längst unseren Intellekt beeinflußt habe«, Männer, die sich zum Berns genracht haben, zu sagen, waO sie denken, und die jetzt die schwere Probe bestehet:, ihre Ge­danken in die Tat umzusetzew Wir sind in der KapitLnS- kajüte eines großen Schiffes, auf hoher See m:d bei drohendem Wogengang, im Generalstabsbureau einer, von allen Seiten eingèschlosienen Festung. Mr sind, mit einem Wort: M Arbeitskablnett der revolutionäreir Volksbewegung. Aber das seltsame Bild ist nicht nur unserer Phantasie vertraut. Wir erinnern uns, Aehnliches im August jenes Jahres 1914 geschen zu haben, da der Wind gesäet wurdd, den wir heute als Sturm ernten, ini Tumsaal einer Volksschule, wo eine Unzahl freiwilliger Hilfskräfte das aufgestörte Lebe» der Stabt in -die damals noch unerhört neue Bahn des Kriegs­zustandes hinüberZulcitcn, übernvmmei: hatte. Avcr welch eirk Unterschied! DcnnalS war cs eine imincrhin verwickelte uM> durch .ihre Neuheit vielleicht sogar reizende KanalisieriurgS- arbeit; heute gilt es, ein Meer cinzudäncmen, das über seine oll«:ählich abgebröckelwn Ufer zu treten droht. Damals kam es auf den sanften huownen Zuspruch au, heute verlangt alles nach dem strikten folgenschweren Befehl. Und es wird hier befohlen, verfügt, angewiesen, die Flut der Schwierigkeiten, die zu beheben sind, steigt den jungen Männern LiL an die Lippen, aber sie halten sich aufrecht. Ta stürzt ein junger Leutnant ins Zinnner — nur die Jugend zeigt den Rang an, die Sterne vom Krageir sind versc^mnden —, stürzt herein, meldet, daß der Pöbel da und dort in der Vor­stadt Plündert, dann rnacht er Vorschläge und verlangt Voll­machten. Die jungeir Offiziere, die mit heißen Wangen um di« Herstellung der gelockerten Ordnlmg bemüht sind, verfügen alle über reichliche Kriegâerfahrung. Sie melden Erfolges bitten «m Verstärkung, sind niemals verzweifelt, sie scheinen ihrer Aufgabe durchaus gewachsen. Ten Befehl über Budapest hat heute der junge Oberleutnant .Heltac innegehabt, dessen Ncmwn das Publikum von den Moueranschlägen her kennt. Mit dem lieutigen Abend dürste Oberst Bcrrtel das Stadt­kommando übernehmen. Mehr als 21)0 Patrouillen schwärmten heute ans Befehl des Soll>at-enrates aus dem alten Aügeord­­netenhause iiz^das Weichbild Budapests, zic den Gütcrbahn» Höfen und zmii Rangierbahnhof in Rákospalota, in die Arbeiterviertel der Aeußeren Väci-ut und des Angyalföld, nach Kőbánya und in das Volkswäldchen hincms, wo ihnen exzedierenhe Pöbclhaufen zu ttln gaben. Marmnachrichten flic^gen herein, wir bald deweictiert zu werden. Wohl ist es gewissen Gruppen von Soldaten gelungen, sich fünfzehll Fässer Riim zu bemächtigen, was manchen von ihnen den Kopf verwirrte und in einer bestiminten Stunde des Nach­mittags auch eine nicht ganz ungefährliche Lage schuf, doch si::d diese Leute ztir Vernunft gebracht, im übrigen aber tut die wohlerwogene Maßregel des Nationalrates, eine der ersten, die Sperrung aller Vranntweinscheuken ihre Wirkung. Mit der größten Entschlossenheit wird daran ge­arbeitet,-den Zutritt zu den Bahnhöfen und diese selbst von der Menge freizul-alten. Die. Eisenbahner selbst ersc^inen' in der Kanzlei des Nationalrates, slellen ihre Personen und ihre Erfahrungen den dort disponierenden Ratsmitgliedern zur Verfügung, sie sind sich der hohen Bedeutung, die ihrer festen pflichtgemäßen Haltung gerade in diesem Augenblicke zukommt, voll bewußt. Auch sie werden auf ihren Voften blei­ben und die großen Interessen des Landes, die ihnen anver-­­traut sind, nicht vergessen. Budapest wird heute abend und nachts so hell beleuchtet sein, toie es schon lange nicht war, der Strahlenglanz soll nicht nur die Freude aller über die un­blutige Umwälzung qusdrückerc, sondern auch lichtscheue- Ele­mente abschrecken. In einem Nebenzimmer l/wtet ununirrbrochen das Tele­phon. Tie Provinz spricht: Szeged, Temesvár, Pozsony und viele andere Städte. Von überall her meldet man den An­schluß des Landes an den Nationalrat rmd verlangt von ihm Weisungen. Die Militärfonunandos erhalten der Reihe nach Befehl, für die Aufrechterhaltung der Ordnung Sorge zu trägem Man darf sogen, daß di? Ordnung heute im Lande fast nirgend gestjjrt worden ist, das Publikum l)at überall die K:mdc von den großen Ereignissen mit feierlichem Ernst auf­­gcnonimen. Eine längst erwartete Kunde verbreitet sich ttnd wird trotzdem mit schmerzlicher Bestürzung ausgenommen: Di« Rumäne:: sind ins Zsi Ital ein gebrochen. Kaum legt sich die Erregung, als das Telephon eine andere Schreckensnachricht meldet: Sold-:ten find ii: die Billa des Grafen Stefan Tißa eingedrungen und haben ihn qiederge.schofsen. Einen Aicgenblick malt sich mif- Die Berhandlungcn in Wohnungssachen. Positikai Hiradö weidet: Der Natioilalrat hat angeoch. uek, daß alle V erh and l rc n g e n der Wohuuug . mietkommissionen der kön. Bezirksgerichte sawie des Wohnungsamtes bis auf weitere Vcrfligimg, von Amts' wegen v.e r schoben werden.

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