Pester Lloyd - esti kiadás, 1919. december (66. évfolyam, 232-256. szám)

1919-12-01 / 232. szám

LloütNA, 1. l^6L6Mb61 1919 einzelnen Nationen inr Verhältnis der Seelenzahl der letzteren aufzuteilen. Ferner wind gefordert, daß die Juden zu dcn ein­zelnen LebenSberuseir nur iin Verhältnis ihrer .Kopfzahl zu­gelassen werden. Die zlveite Resolutioir inacht die Juden für den Lebensmittelwucher und den Wucher rnit Jndustrieerzeug­­nisseu. veranttvortlich. Die in jüdischem Besitz befindlichen Mengen an Brot, .Kohle und Brennholz sollen durch christliche Genossenschaften einge^zogerr inid verteilt werden. Sämtliche lüohlenwerke seieir der militärifchen Anfficht zu unterstellen. Das Oberkomiuando der nationalen Armee soll «in Inventar über die in den Kellern und Kammern der Judeir aufgespci­­chcrten Vorräte an Brennmaterial und Lebens Mitteln aus­­nchmen und diese Vorräte durch dcn Verband der „eiivachen­­lwn lkngarir" unter die auSHsbeuteteir christlichen Bolksmassen austeilen lt'ssen. Schließlich wurde eine Abord.n.ung unter Füh­rung des RcchtSakadeniicprosessors Bela Lakos an den Ober­befehlshaber Nikolaus v. -Horthy entsendet, um diesem die Wünsche der Versa,mmlumz zu unterbreiten. Nach der Versammlung zogeir cinzelire DrufipS«uit den Rufen: „Nieder nrit den Juden!" durch die Sti-atzeit der In­neren Stadt, ^tachdcm diese Gruppe eine Zeitlang ihir: ge­räuschvollen Kundgebuirgen fortgesetzt hatten, wurden sie von Abteilungen der Br-achialgewalt zerstreut. Zu den Rcsoliltionen der „Erwachenden lingarn" sei vor­­läusig nur folgendes bemerkt: Ter Lebensmittelwucher wird mit Brotfrüchten, Fett, Eiern und dergleichen betrieben. Woserm diese Waren bei K auflen t,e n überhaupt erhältlich sind, werden siezuden behördlich festgesetzten .Höchstpreisen verkauft, und die strikte Einhaltung der .Höchstpreise Ivird durch dtc Organe der Marktpolizei andauernd kontrolliert. Allerdings sind diese Waren im regulären .Handel kaum er­hältlich. Das Baucrnvolk bringt sic aus der Provinz nach Budapest und veräußert sie im Schleichhandel zu den unerhört hohen Preisen, die heute schon von dcn ioohlhabendcrcn Klassen kaum mehr zu erschiviiigcn sind. - l.: Das gleiche gilt vonr Brennmaterial. .Kohle wird in den Bergwerken nicht in ge­nügendem Maße gesördert; waZ davon für den privateir Kon­sum zur Verfügung gestellt werden kann, wird dem rgzulären Handel durch den Regierungskomniissär überwiesen imd zu den bchördlich festgesetzten Höchstpreisen in Handel gebracht. VÜt Brennholz werden allerdings Wuchergeschäste getrieben, ober auch diese zuineist von der Bauernschaft der Umgebung der Hauptstadt, die das Holz in Fuhrwerkcrr nach Budapest bringt. 2Taä nttn die seit einiger Zeit überaus geräuschvoll be­­kriebene Propaganda der Antiseuliten betrifft, so sei sest­­gestellt, daß sie nachgerade die Grenzen zu streisen beginnt, die im Strafgesetze gegen die Anfreizung gczogeir sind. D i e Gesetze, die allen Bürgern des nngarischen Staates ohne Unterschied der Konfession und Nationalität die gleicheir Rechte ver­bürgen, sind zurzeit noch in Kraft. Wer sich gegen sie auflehnt, lehnt sich somit gegen diebe stehende Rechtsordnung des ungarischen Staates auf. Die gegenwärtige Ncgierw'g, die iin Zeichen der Kon­zentration zustande gckonuneir ist, hat zivar allen Parteien des Landes dcis gleiche Maß der Agitatiousfreiheit für die Wahleic zitgesichert, aber cs muß als selbstverstmwlich gelten, daß diese Agitatioir sich innerhalb der Schranken bewegen muß, die dcn politischen Meinungen und ihrer Be­­täliguiig dnrch das Gesetz gezogen sind. Gleichwie die Behörden nicht bereit sein würden, unter dein T-ecknmntel der Wahlagitation etlva eine systematische Aufreizung gegen das Privateigentum zu dulden, ebenso haben sie darauf zu achten, daß auch unter konfessionellen E ch l a g Iv ö r t e r n keine Verhetzung betrieben lverdc, die darauf abziclt, die gesetzlich gewährleistete Gleichbcrechtigiiug aller Staatsbürger illusorisch zu machen und dnrch eine gclsiissigc Propaganda, drc an die heftigsten Leidenschastcn der Vollsmasscn appellicrl, das Werk der iuncrpolilischcn Konso­­lidicrung zu gefährden. Blit Plakaten, Vcrsammlungeir und Umzügen konnte diese Propaganda bisher nugeheinmt arbci­­tcu. Ministerpräsident Karl Hußâr sprach vorgestern von den Pulverfässern, die in unserem össentlicheu Leben noch Vori^anden find und durch sprühende Funken leicht zur Erplo­­sion gebracht wcrdcu könnten. Es wird nicht unzeitgeniäß sein, die öffentlichen Behörden an diese crnsteit Mahnlvortc dcS Miuisterprüsidcnlcn zu erinnern. initiierend geivesei: seien. Jntvieweit aber diese Ausstreuungen f dcn Tatsache,: entsprechen, läßt sich augenblicklich nicht kon­­trolliercn. Unser Berichteeslaiter wendete sich gesteri: art eine f leite::de Persönlichkeit unserer Sicherhe:tsbchö:'de mit der i Frage, was in der Assäre seit drei Tage:: geschehen sei, und Z ivies darauf hin, daß die Polizei dafür sorgen ,::üßtc, daß infolge des Stillsck),veige::s nicht unschuldige Personen schwer­wiegenden: Verdacht ausgesetzt tverden. . T-r Betreffende gÄ» hierauf olgende Ai:twort: „Tie Polizei ist verpflichtet, ii: feder Krin:i::alaffâre bis j zu deren völliger Klarstellung Stillsch>v?ige:t zir beobachte):. - In der Affäre der Mörder des Gra en Tißa haben wir bis­her Mntlich ,:ichts publiziert, uird erst als ein Abendblatt init­­teilte, daß zivei Beteiligte ei,: Gestö,:dliis abgelegt haben, iiifvrn:iertei: wir die Oeffentlichkeit über dè:: damalige:: Stand der T>nge. Seither erscheinen i,: dei: Zeitungé,: die vcrschiede>:stei: Berichte über Verhöre u::d Koi:fronkieru::gci:, die aber nickst aus ainilichcr Quelle sta:i:ii:tei>. Vvi: dei: seit drei Tage,,: ii: Un:laus geratene,: Gerüchte:: habe:: auch wir s Kenntnis; diese,: gegenüber kai:,: ich aber irur sagen, daß sie s aus vo,: ii::s fernstehender, unverantwortlichen Quelle ver- : breitet werden. Tie Polizei hat von allein Anfairg ai: niit ! aller Energie, iirit Beifeitelassu,:g feder politischen Rücksicht i gearbeitet :»:d die Täter cr:i:ert. Die Affäre ist aiuh kMte f noch ,iicht ganz aufgeklärt, llnd ebei: deshailb köni:el: keine amtlichen Berichte veröffentlicht werde,:. Daß die Konfro::­­tierung KeriS absichtlich ui:terbliebei« tvâre, ist ebe,:falls unwahr, denn, wenn ich gut ii:for,niert bin, wird sie heute beim Untersuchungsrichter erfolgen. Wir Haben f kci,:eSivegs politische Dtotit>e in die Untersuchung gen,engt, ; und ti.ieni: .^rgl eichen de,:noch ausgiestreut wird, so ist dies brs Werk ge>vifsci:loser Leute, die hiedurch ihre eigenen poli­­tische,: Ztvecke versolgeir. Auch die GeriWe über die Trans serierungci: sind frei crfu,:dcil. Obe:'stadthauptii:aiii:-Stell­­tu'rtreter Dr. Ma:i:iovich NiLir schm: früher Leiter der Kri­­l „riiealüibteilimg ivurde aus den: k. Bezirk zl:rückbeviife>:, iveit niai: seiirer Tätigkeit in der Zentrale bedar-f. Ober- s polizoirat Dorniiig, der die Unterfiichuiig „iit seltenem Eifer ! leitete, bleibt als stellvertretender Chef auch iveiter ai: der Spitze -er .Kriminalâcil.!tng und tvird auch ivefter, so wie bisher, in der Affäre arbeite!:. Die Troiisferieruiigen tu -en ! Bezirken k;abei: mit der S,rck)e nicksts zir tiii: imd siird reii: ! aus Dicnstesrücksichten erfolgt. Was außerhalb der Polizei geschieht, darüber kann ich natürlich nichts sage,:." .- s der Polizei wurden in der Affäre der Mörder dcS Grafen Stefan Tißa keine weiterei; Verhöre vorgenommen. Dagegen wurde Samstag Paul Kèri vmr früh bis spätabend verhört und über die von .Hüttner und Sztanykovßk,; gemach­ten Angaben, befragt. Er leugnet auch heute noch und behaup­tet, das; er am ^Nachmittag deS Mordes weder in nock) in der Nähe der Rohei,nschen Villa geweilt lmbe. Die Ziollc des Ladislaus Fényes ist ebenfalls noch iricht geklärt. Fényes wurde voui Untersuchungsrichlcr .Kovâch >v icderholt ve r­­hört und Uiit Eligeit Vág ö-W ilhcim, Hüttner und 2 z t a n h k o v ß k l; konfrontiert. Ueber die Unter­suchung wird nichts verlautlmrt; Tatsache ist bloß, daß der Untersuchungsrichter über ihir die Untersuchungs­haft verhängte, was heute der Ankla^zesenat bestätigte. Seinerzeit hat der friihere Präsident des plationalrates Joham; .H o ck die Aenßcrung getan, daß Josef Pogány der Mörder des Grafen Tißa sei. Auf Ber-anlasfiing des Unter­suchungsrichters tverdc,: sich nun ztvci Polizcibèamten nach Pozson >; begebe,l, nm Hock, der g e g e n w ä r t i g d o r t >veilt, IN i t I n t e r v e n t i o n d c r dortigen Behör­den einem Verhör zu unterziehen. Kio Mörder des Grafen Stefan Tista. BuL » pc st, 1. Lczcinber. Jni Laiy'e der letzten Tage sind in der Presse die Re­sultate vcrösfentiichl worden, die dw Polizei nach lanqlvicriger Plrl'cit in der Assäre der Bèördcr des Grasen Stefan Tißa erzielt l)at. Seit dem Lonnerstag der verflossenen Woche trat eine Pause ein, und luan konnte aus polizcilicher Onelle nur iiber Zeugeutrerhöre iniuderer Bedeutuug hören, irmhreud über die mit Spannung ertvartcie .Konsrontatiou Paul .KëriS luit den geständig.,! Ätiitäteru Hüttner itud Sziauykovßty nichts vcrla'nbart ivurde. Tic ganze Affäre begann sich in ein my­steriöses Tuntel zu hüllen, tnid so entstanden in der Haupt­­itadt Gerüchte, d^siz hinter Paul .Keri politische Per­sönlichkeiten stünden, deren Namcir mit Rücksiclst auf üir>e heutigen Stellungen im Zusammenhänge init der Untcr­­'uchuna nicht öffentlich genannt werdcir dürfen. Tiefe Gerüchte sanden auch Eingang in die Tagespresse und in den Berichten hieß es bereits, daß die obcrwähule Konsrouticrung Këris mit Hütluer ltnd Sztautovßky, ferner die aeuaue Veröffentlichung oer Verhörprotvkollc aus politischen Gründen itnterblieben rien. Hicmit wurde auch die jüngst erfolgte Transfericrung ' nehrcrcr Polizeibeamten in Zufaminenhang gebracht. Unsererseits habeir tvir ebenfalls Erkundigungen über j XU Stand der Affäre eingezoacu, und auch wir hörten, daß lie Angaben HüttuciS für gewisse Pcrsvulichkeiteir kompro­ Das Friedenswevk. Der Kampf um dcn Fricdcnsvcrirag. Paris, 8t). livvembcr. Aus 9t e >v Jork wird gemeldet: Sun ve,sichert, das; die republikanischen Senatoren air Wilson und dcn S e na tsau s s ch u s; für auAivärtäge Angelegen­heilen ein Ultimatum z,r richten bcabsichligen, worin sie die Ratifizierung der Verträge mit Deutsch­land, Oesterreich und Bulgaricir definitiv a b z il l e h ir e ic drohe,:, wenn der Präsident sich nicht entschließt, alle Dokumente vorzulcgen, die die Pariser Fricdcnsver I) a n d l u n g e u betreffen und sich ii: sei nein Besitze bc sindcn. jUng. Tel.-Korr.-Bur.) Paris, 80. ttoveiiibcr. Aus 9ce!v Jork wird der Pariser Presse gemeldet: Lcuaiur BoratI) l^it angekündigl, daß ini Falle der Frie­­densverirag neuerlich dem Senat vorgelegt werden wiirdc, eine noch größere Anzahl Republikaner ent­schlossen sei, sichder R a i i s i z i c r n n g zu widc r­­setzen. Gleichwohl gilt die Ratifizierung für inöglich nntxr der Bedingung, tvcun alle Vorbehalte von den Demokrate,: anerkannt würden. Borath erklärte, daß die Deinokraten ihre Zeit mit nutzlosen Versuchen, Kompromisse zu erreick)en, ver­­licrcn. Die Republikaner seien entschlossen, nichts von den Forderungen Lodgcs aufzu­­ g eb c >1. jUng. Tcl.-Korr.-Bnr.) W ashiligto n, 80. November. Senator .Hitchock hatte eine längere Unterredung mit dem Präsideuien Wilson. Es ist sicher, daß sich diese Be­sprechung auf die VorbelMc des Senators Lod gc und l)auptsächlich auf die Biöglichkeit -er Auuahme des einen oder -es anderen Vorbehaltes bezogc,; hatte. Präsidcttk Wilson beschäftigt sich gegeiuvärtig znsaminen mit Senator Hitchock -amit, seine Botschaft au den Kongreß sertigzusteklen, nvriil er die durch -en Friedcusvc r trag gesck>rffcne Lage ausführlich behandeln tvird. In politischen .Kä-eifen er­klärt man, das; >das S ch icksal des F r i c d e n s vert r a - gess e l) r st ark t, o n d e r -H a l t u n g -es Präsiden­ten:,: dieser Botschaft abhän g t. Die Republika­ner, die siir die leichteren Abäi:derui,gcn sind, gebe,: bekannt, daß sie eine Verha>:dlui:gsvasis finde,: wollen, aus der alle Parteiei: stehen könnten, da sie c!i:gesehe:: haben, daß der .Kaii:pf uii: d^ir Friedensvertrag nicht weiter fortgesetzt werden dürfe, und -aß -ei' Senat !hi: mi: jede,: Preis beenden inüsse, uin sich ganz -ei: dringenden Problemen der innere:: Organi­sation widme,: zu könne,:. jU. T.-K.-B.) Die Tchwicrigkeitcn mit Ruui ücn. < Parts. 8t). Novcmbel. Der Oberste Rat hat sich heute n:it den S chwic ri a­­keite:: beschäftigt, die in den Bezielfuiigen zwischen Ru­in ä n i e i: und den Alliierten entstand!n sind, so-wie mit der innererr Lage Rumäniens, über dis aus Bukarest Berichte voriiegen. Der Oberste Rat hat be« schlossen, morgen die an Rumänien MN 24. gerichtete No-ts im Wortlaute zu veröffentlichen. M ng. Tel.­­Korr.-Bur.) Naghkecâkerek, 29. Novsinber. fKorrespoirdenzbureau Laibach.) Rumänischen Blätter­meldungen zufolge berät die rumänische Regierung dis Ausgabe eines Gelb- oder Grmrbuches vor, welches über dis Unstimmigkeiten zwischen Rumänien und der Pariser Fris­­deirskonferenz Ausschluß geben soll. jUng. Tel.-Korr.°Bur.) Verzögerung der Ratifizierung des deutschen Friedens­vertrages. Wien, 1. Dezember. (Prival:nekdu::g Ung. Tel.-Korr.-Bur.) Die Wiener Sonn- und Montagszeitung meldet aus dem Haag: Lloyd George teilte im U:: terI) ause mit, -aß die Rati­fizierung des Friedens verschoben werden IN üsse, iveik sich ii: der Verständigung mit der deutsche,: Regiei::l::g über die Verwaltung der besetzten Gebiete Schwierigkeiten cr'­­gebcn lzaben. Aufschub der Unterzeichnung des Friedensvertrages. Belgrad, 29. November. Prinzregeirt Alexander ist heute in Ai:geksgenheit der Verschiebung der Un t e rz e ich,: u ng d es Frie­­denSverrrages nach Paris abgereist. M T.-K.-B.) Lord Cecil über dcn Völkerbund. P ariS, 80. November. Rach einer Londoner Meldung der Presse de Paris sol» Lord Cceil vorgestern in Glasgotv erklärt haben, dem Bölkerbiinde müsse eine internationale Kriegs­macht und eine internationale Flotte so schnell als möglich zur Versügung gestellr werden. Er glaube aber nicht, daß der Augenblick hiefür gekommen sei. Nieumnd beklage mel)r als er das Beiseite, stehen Amerikas hinsichtlich des Völker­bundes. Aber das dürse keinen Augenblick die Pflicht der Alliierten, den einmal gefaßten Plan zur Ausführung zu bringen, verhindern. fUng. Tel.-Korr.-Bureau.) L Der Friedensschluß mit der Türkei. Rotterda NI, 29. November. Der Nieiuve Rottendiunsche Courant meldet aus Lom. don: Lloyd lileorge erklärte gestern im Ilnter­­hause, die Regierung wünsche mit dem ottomanischen Reich bald Frieden zu schließen und unterhandle mit den alliierten und assoziierten Regierungen über diese^ Frage. Ein rascher F ri e - ens s ch l'u ß sei n i ch t n u r im Interesse des britischen Reiches gelegen, sonderna u ch i m I n teress e derWeltima I l g c­­meinen, sllng. Tel.-Korr.-Bur.) -­ / HsskÄlik Oesterreich. ,Veichandlungcn des Gewerkschaftskongresses. Wien, 80. November. Heute satw die Erössnungssitzung des ersten dmtschöster-, rcichischen tbewerkschaftskongresses statt, zu dessen Begrüßmig Präsident Seitz, Staatskanzler Dr. Renner solvie Ver­treter vieler sozialdemokratischen Körperschaften erschienen tvaren, darunter ein Vertreter der ungarischen G c w er k schas t en. Namens der Gelt'crkschaftskommission eröffnete Abgeorb­­neler Rudolf Müller den Kongreß, schilderte die Not­­läge der Arbeiterklasse lind erklärte sodann, Bèla 5l n n habe in Ungarn das Proletariat geschä. digt und z u r ü ck g e w o r s e n wie kein ziveitcr. Ter Vertreter der mrgarischen Gewerkschaftszontralc Iäßai bedauerte. Laß -die Erergnisse in Ungarn dcir Ocstcrreichcr n U n ä i: nehmlichkeitc il brachte n. Die Revolution hatte die Arbeiter in U >t -­­garn politisch Wohl befreit, aber wirtschaftlich tonntesie ihneir nichts bieten. Sv kames zum Bvls ch'e w i s m u s. Tie Lage, in U n garn sei tro st - los. FIoei Drittel der Arbeiterschaft sind b s ch ä f l i g u n gs l o s, doch sei zu hoffen, das; wenn der Friede komme, die Bewegung wieder erstarken werde. Präsident Seitz überbrachte die Grüße des BorstandeL der sozialdemokratischen Partei und würdigte das einige In» sanunenaehen der gewerkschaftlichen rind politis<l)en Organi» sation. Die politische Macht der Arbeiter habe sich umgcsetzt in eine wirtschaftliche Macht und im letzten Jahre wurde «in größerer sozialpolitischer Fort»^ schritt geinacht als in Jahrzehnten, nicht zum Schaden des Staatech denn das Proletariat ist die kräftigste Stütze der Republik und die Sozialdemo­kratie hat hier zwischen München und Buda» pest die ruhige (Int Wicklung zu wahren ver­mocht. Tie Arbeiterschaft wird sich ihre politischeir Rechte nicht nehmen lassen, und wenn die Arbeiter für ihre Klasse tvirksu, wirken sie auch für ihre allgemcinen Interessen. Der Staatskanzler Dr. Renner, der namens der Staatsregicrnng den .Kongreß begrüßte, erklärte, der wahre: Gedanke der Internationale, nämlich das Ermesse n'des praktisch t! r r c i chb a r c n, sei ein Stück der vstcrrcichi» schcu Bewegung. Er sprach die .Hoffnn n g aus, daßdiese Methode nun auch in Budapest zum Wieder­aufbau führen werde. Der Staatskanzler bcgrüßie sodann die Vertreter des iinernationalen GcwcrkschastA- longresses. Ter „Kanzler wies auf die paritätische Zusammen­­arbeit der ?lrbeitnel)mer und Äröci'geber in der Industrie­­ioufercnz hin, was die Oärnngenichait der gewcekschaUlicheir Organisation bedeute, nämlich des Ideals der klassenlosen Herrschaft, lvo nur das Recht des arbeltenden Menschen gelte. Tie G e tv e r k s ch a f t e n sollen nicht mehr a n st re­­ben, als zurzeit erreicht, nicht mehr er« reichen, als behauptet werden könne, denn für den Aufstieg einer Bewegung sei nichts schlimmer als ein Rückschlag, was namentlich das Beispiel der ungarischen Ee­­wcrkschaften beweise. Dr. Otto Bauer schilderte namens des Verbandes der svzia>dcmokratisck)en Partei die Fortschritte auf dem Gebiets des Arbeiterschutzes und der Arbeitervergicherung. .Kein Stück der politischen und gewerkschaftlick)en Macht dürfe aus der .Hand gegeben werden. Tie demokratische Republik müsse gegen alle Anschläge mit alleir Mitteln b c­­s ch ü tztwcrd e n. sUng. Tel.-Korr.-Bur.s

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