Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1921. május (68. évfolyam, 94-114. szám)

1921-05-01 / 94. szám

kLSVL« L.L.OVir immer nicht begreifen wollen, nur durch Ruhe, Arbeit und friedliches BMk7MMME°âlN Natio­­nm genesen kann. Bon der europäischen Diplomatie läßt sich in dieser Richtung nichts Gutes erhoffen. Sie ist zu sehr verstrickt in den Jdeenkreis des kriesserischen-Geistes, und hat weder den Willen noch dir Fähigkeit, sich von diesen seelischen Fesseln loszuringen. T^r Ariadnefaden, der aus di-esern blutigen Irrgarten ins Freie zu sichren vermöchte, liegt einzig in Hardings .Hnnd. Was Wilson gefehlt, kann der neue Präftdent der Vereinigten Staaten gutmachen. In seiner Antrittsbotschaft an die gesetzgebenden Körperschaften seines Landes hat er ver­­kültdet, daß die Völker der Welt auf dem Wege der Verständigung zu einander zurüFfinden müssen ulw die Menschheit sich dem Verderben, hps chr aus den FÄge» Wirkungen des Krieges droht, nur entreißen kann, wenn ein Geist der Versöhnung die noch immer klaffenden Gegensätze überbrückt. Einmal schon hat das Schicksal die Entscheidung über das Zukunftslos des ganzen Men­schengeschlechtes in die Hände eines Präsidien der großen amerikanischen Demokratie gelegt. Äider hat Wilson die in ihn gesetzten Erwartungen grausam ent­täuscht. Nun ist wieder einem Staatsoberhaupte der Vereinigten Staaten die Möglichkeit gegeben, durch eine erlösende Tat eine Gefahr zu Leschuwren, die den Frieden der Welt neuen Verwicklungen preiszugeben droht. Wenn Harding will, wird die Sturmwolke, die Europas Fir­­rncynent verdüstert, zerflattern und die Frühlingssonne eines wirklichen Friedens auf die froh aufatmende Mensch­heit hercchlächeln. Kachlefe;«r r«slifche«N«1erha»sdel»atte Lder de« ««gaerfche» Ffirde«sVertr«g. »udapest. 30. April, ll.") Aus der Reitz des Kapitäns Elliot. Nichts überrascht mich mehr die Stiinckung dieses Hauses am heutigen Nachmitt<^. Wir! sind im Bt^riffe, eine schwere Ungerechtigkeit M begehcL und kühlen Blutes übernehmen wir di« Verarctwortung^Mr Entscheidun­gen der Pariser Konferenz, die in dâ Hih^.Der KrieKteiden­­tchaften Sünden begangen hat, die ^ir jM im kalten Lichte der Vernunft ratifizieren sollen. V^/^d nicht berechtigt, uns emporzurecken und Gott zu danken, daß wir nicht sind wie diese Magyaren und. andere Völker, die eine Tyrannen­herrschaft über unterworfene Rassen ausgeübt haben. Wenn wir höreic, daß wir nichts anderes tun können, als diesen Ver­trag zu ratifizieren, wie es der Lordpräsident in seiner ur­­' banen und gefälligen Art uicd mit dem feingefchliffensn Stil, der ihn unter allen Staatsmännern di-esos .Hauses äus­­zeiMet, hier ausgeführt hat, so muß nmn sich trotz alledM doch sagen, daß dieser Standpunkt nicht so richtig sein kann, wie man hier nachzuweisen versucht hat. Die Tatsachen, die mit diesem S^rtrag zusammenhängen, sind nicht von der Art, daß man sie mit einer Handbewegung abtUN könnte. Die großen Tatsachen, der Geographie und derGerechtigkeitstehen wie Berge gegen die Lösung, di e i n di es e m V er­­t r a g v o r g e s ch l a g e n ist. Während dtt Hitze des Krieges, versuchten gewisse Expert«,!, Gebirge durch Akte des Parta­­ments zu versetzen und den Wasserlauf von Strömen durch !^ckferenzen benachbarter Mächte zu verändern, aber das alles sind DinM, die sich nicht machen lassen. Wir haben uns gegen­wärtig zu halten, daß die Argumente, die gegen die Aus. lieferung dieser Provinzen an die Herrschaft von Prag strei­ten, im Verlaufe der Zeit nicht verflüchtigen, sich vielmchr fortschreitend noch kräftiger gestalten werden. Eine Provinz eines an seinen Grenzen gebirgigen Landes wird da an den è) Siche MenLblait des Pester Lloyd vom 30. April. Rand eines schmalen, ebenfalls gebirgigen Streifens geheftet und fall «UN regierbwerden durch ein Land, durchbas'eSMs­­mals regiert worden ist, nämlich durch Böhme». DaS aber ist eines der Dinge, die in diesem Vertrage geplant sind, und wir schicken uns amcheinend an, dièS heute zu genehmigens weil sich eien nichts Besseres tnn läßt. Micherfülltm i t Sch recken und Zittern bèr Gedanke, da.H ein Tag kom­men MÜL an dem auch unser Schicksal durch de» Urteiissprüch eines Tribunals entschie­den wird, ähnlich dem Tribunal, das heute die Schicksal« UngarnfS bestimmt. Die kurze Debatte, die wir !^ute nachmittag führm, wird wahrsckeinlich mit der Ratifizierung des Vertrages ahschließen. Schon lange vorher Gourde Msagt, und es ist l^ute so wahr, wie es imrner gewesen ist,, d a ß n i ch t s e r le di g t s e i n kan n, wenn eS nicht auf gerecht« Art erledigt ist. Dieser Vertrag ist «in Nagel mehr indem Sarg der verruchten Politik der Selbst­bestimmung, die -in. ganz Europa so viel L-eid in den letzten Jahren verursacht hat. Das fegte hin über Europa wie ein Pefth a u ch, und «in Ende ist noch gar nicht abzusckheiL Diese Idee der Selbstbestimmung erfckâen mir immer glrichbedeut''nd mit der Zumutung an eine Nasse, die sich sehr woP fühlte unter der Herrs^ft eines Volkes, herauszukommen und sich derHerrschafi eines anderm Volkes zu unterwerfen. Wozuden S e rben, denRumänenund anderen Völkern in Ungarn von Selbst­bestimmung sprechen? Diese Völker kamen seinerzeit nach Ungarn, um dem türkischen Gewitter zu entrinnen, das vom Süden vor­wärts stürmte, jeden Staat zertrümmernd unb jedes Volk kneDtend. Die Derben kamen nach Ungarn, als di« serbische Macht in der Fl: o ß e n S ch l a ch t a u f d e m A m s e 1 f e l d e! m I a h r e 13 89 niedergeb r o chenwar, und siekamen als Flehende, mit dem Rufe: „Gebt unS Einlaß, oder wir gehen untere" Sie wurdep einge­­lafsen, und es wurde ihnen religiöse Frei­heit gegeben, und sie durften im ungarischen Lande leben. Und nun sagen wir, daß, weil sie in diesem Lande friedlich leben durften, ihnen letzt das Recht gegeben werden soll, Zollschranken aufzurichten und das Land ihrer Wohltäter an sich zu reißen. Kann es eine schrecklichere Ungerechtigkeit geben? Und kann irgend etwas geeigneter sein, die Zukunft Ost­europas zu gefährden, als daß wir cme demrt schwere Un­gerechtigkeit sanktionieren? ES h-rnd^t sich hi«r um einen Landesteil, in dem die Serben seinerzeit Zuflucht vor ihren Fein-den fanden, und nun soll dioses Gebiet '^nen,die cs von alters her besaßen, entrissen und den Serben gegeben werden! Und das noch nicht einmal auf der Grundlage, daß etwa die Serben hier die Majorität der BSiölkerung bilden würden. In diesem Gebiet, das dem Volke, abgesprochen werden soll, das es durch tausend Jahre regiert hat, stellen sich die Bs)ölkeruiigsziffern wie folgt: Ungarn 751.000, Teutsckst 634.O0O, Serben 420.000, Rumä­nen 256.000. Ich gebe zu, dast diese Zahlen airs ungarischer Quelle stammen. Äder auf keinekl Fall gibt es hier «ine so klare und überwältigende seiLssche Mehrheit, daß dadurch ein derartig empörender Akt von Undank­barkeit begründlü erscheinen könnte. Wenn die Bel­gier e i n cs T a ges die A nnexi o n von Bourne­­mouth verlan 8 teir, so würde dies kein grvhe­re < A k tv o n U n da nkb a r k x i t s e i b, al s di« Ab - trennung des erwähnten Gebiets von dem Lande, das den Serben Zuflucht vor ihren Feinden gab. Das gleiche gilt vorn ruthe »ischen Gebict. Es ist ja leicht zu, sa^n, daß die Ruihenen kein maavarifcher Volksstamm sind. Aber man bedenke bloß, daß ein Ruthcne, der in das tschecho-slotvakische Parlament gewälflt wird, über den Gebirgsstock der Karpathen 300 oder 400 Meilen zu.Wait­­dern hätte, um in die Hauptstadt Prag zu gelangen, >vo seine Sprache, in der allein er sich an die Versammlung ivenden könnte, kaum verstanden wird. llLiin mag ja ein Politiker derirrtim! achletische Unternehmungen inunerhi» leisten, aber, was ist es m itdem Bol ke, das auf solche Art nm! seine ^rgbauindustrie und seine übrigen Indusokén gebracht wird? Much ist es leicht zu sagen, daß, was lrngarn verloren hat, der Tschecho-Sloworei zugute kommt. Aber man gewinnt nichts, wenn man einen Flußlauf von seinem Quellen­gebt etobtrennt und einem Volke sagt, daß esausseinemTaleüberBergezusteigenhat, umindaânächsteTalzugelangen, anstattauf seit Menschengedenken übliche Artdeni ' Wasserweg entlang zu gehen, brs es die tal­wärts g elvege ne Hauptstadt erreicht. Die Flüsse lassen sich nicht zwingen, bergauf zu fließen, denn das ist nicht der natürliche Weg, den dieWasferlâufe nehmen, und dara» läßt sich durch alle Be schlüssle der Konferenz von Versailles nichts ändern. Die Flüsse fahren^ hartnäckig fort, ihren gewohnten Lauf zu nehmen, und die Bexge stehen an der gleichen Stelle, wo sie immer schon gestanden haben, und ebenda werden sie auch sichen, wenn die Konferenz von Versailles und sogar der Weltkrieg schon längst vergessen seinwer­­d en. Warum also sollen diese ungeheuerlichen Ungerechtig-^ kelten ohne Protest hingenommen werden? , Wer scch den Tatsachen der Gerechtigkeit und der Geographie entgegen st emmt, kann bloß Wirren ernten, und es ist durchaus recht, daß er Wirrm i erntet. Durch diesen Vertrag sordern wir die^ offenbaren Tatsachen der Natur heraus, und sie werden sich an uns rächen, trotz aller Akte des Parlaments, die wir beschließen mögen.^ VoretwaeineinhalbJahrenweilteichin! Budapest. Es fanden dort eben damals die allMreinen^ Wahlen statt. Wahrend meines Aufenthaltes in Budapests trafen dort aus Paris die Bestimmiungen des Friedens-! Vertrages ein, und ich hoffe, nie wieder im Leben! ein ähnliches Schauspiel zu erleben. Jnj . allen Auslagefenstern waren die ungari-s schenFarben,vvn schwarzem Flor umhangen,^ zu sehen; auf den Häusern wehten Trauer-,^ flaggen, in den Straßen Umzüge eines be­trübten Volkes, aus denKirchtürmen klang Trauergeläute, das furchtbare Urteilkün­dend, das dem ungarischen Vaterlande auf-, erlegt worden. Später, im Laufe der Wahlkatnpagne, wohnte ich einer großen Wählerversammlung bei, in der der damalige Ministerpräsident Herr Hußâr! über den Friedenâvertrag sprach. Seine Ausfichrungen waren s so gemäßigt, so geradlinig und in so hervorragendem Maßes vernünftig, daß ich im Zweifel bin, lemals in unserem Lande! im Verlause einer D^lkmnpagne eine derartig Ansprache s von einem Premierminister zu Gehör zu bekommen. Er! sagte: „Wenn di^e Volksteile uns entrissen werden sollen, jo fvrlËrn wir ein Plâszit. Stimmen sre gegen uns, so, wollen wir wenigstens die Verkchrsfreiheit uâ einen wirck-i samen Schutz der ânderhsiten, und ohne di^e Bürgschaften j werden wir dem Vertrage nie zuftimmen; nie, nie, nie­mals!" Und die Tausende der Zuhörerschaft stimmten mit gewitterhafter Leiden'chaft iN denRufein:„Nie, ni^niemals!" ! » Di« Ungarn sind ein streitbares Volk, gÄvohnt, zu herr-s schen und zu regieren. Es ist eine der größten Leistungen der Christenheit, daß wir dieses ursprünglich wiLL« Steppenvolk! zivilisiert mrd aus ihni ein Boklwevk geniacht haben zur Ber­­teidigung der christlichen Welt gsgm Türken uiid Helden, die i von/den großen Ebenen Asiens «ircherstürmten. Aber dieses Volk ist geboren und erzogeii in den Jdealeii des Krieges, und es ist nutzlos anzuirchnten, daß die sogenanirten unte.worfenen Rassen, die zu den Magyarén als zu ihren einzigen Organi­satoren, Offizieren und Führern im Kampf« gegen die von feiten der Barbaren drohmdon Gefahren emporgwUckt haben, sich g^en dieses Volk zu behMpten imstniche fei» werden, wenn es, wie dies sicher der Fall jmn wird, in einigen wsl'kMn Jahren sich wieder erholt. Wie ich sehe, legt uns d«r Vertrag von Trianon die Pflicht auf, das Gebiet der Tschechoslowakei und der übrigen Nachfolgestaaten zu garantiereii. Kommt aber der Tag, an dem die Tschechen unS sagen! werden: „Sendet uns britische Regimenter an di« Donau, damit Ruthenien und die Slo­wakei weiter bei Prag bleiben", dann erst wird man zur Erkenntnis der furchtbaren Verirrung erwachen, der wir anheimfielerr, als wir uns einer derartigen Politik ver­schrieben. Artikel 1V ldes Vertrages garantiert die Ver­­tragsmächte gegen Angriffskriage. Di« wirtschaftlichen Tat­sachen der Natur, die ein tausendjähriger Besitz bestätigt hat, könneir aber nicht so lchcht unwirksam gemacht werden, und wenn die Grenzfcststellungskommissionen, ! die unsinder Mantel note des Herrn Mille- i rqnd in Aussicht gestellt sind, an ihre A rb e i t ! gehen, sohoffe ich, daß es nichtdie engherzige, j flüchtige Revision und die g er i n gfü g r ge r en Berichtigungen sein werden, die der Lord­präsident in seiner heutigen Rede angedeu­tet h a t, s o li d e r n e i n « e r.gi eb i g e r e u nd b r e i te r angelegte Neubestimmung der Grenzlinien. dèach dem grpßen Tage der nationalen Demütigung für die UnWrn speiste ich inr^,G rand Hotel Hungária", und eS spielte dort eine Musikbande mit all der Glut und all , dem Schwung, den einzig die Ungarn in ihre Musik zu brin­gen verstehen. Sie spielten mer^ürdigerweise das alte bri­tische Nationallied „lt ls a lon^, long to UpperLr!^". Das sieht aus wie ein Beweis frivoler EiMnart eines Bol­­kâs, dessen Wünsche wir nicht zu beachten brauchen. In Wirk- ' lichkeit ist das aber nicht der Fall. Es ist dies vielmehr der sportliche Geift im Ungemach, wiewirihnbe - wundern müssen, auch wenn er sich in unseren Fei »den offenbart, weil wir ihn ja auch in die­­semJnsellande bei uns selber bewundern. Die Ungarn werden sich erholen und ihr un­garisches Vaterland wieder auf richten, so > einheitlich und unteilbar, wie es geschaffen Worden ist du>rch die Naturkräfte, und nlcht geändert werden kann durch irgendeine Ent­­scheidungdiesesHauses. ! Aus der Rede des Lord Robert Cecil. ! Der Friedensvertrag mit Ungarn legt in der Répá­kat i o n s k l a u s el das Prinzip nieder, daß Ungarn grund­­! sätzlich für die gesamten Kriegskosten aufzukommen hat, in zwei­­ter Reihe wird dann, als Zeichen großer Gnade und Gunst, diese ! Verpflichtung zurückgcsch'rmibt auf die Wiedergutmachungs-in Deinem Blatte aufziehen mußt, — was Du aber dennoch verweigertest, bis dann die Sowjetregierung Dich mit Gewalt aus der Redaktion entfernte. All das sei bloß als Antwort auf eine Frage Franz Herczegs konstatiert. Denn meiner Ansicht nach verdient weder ein Schrift­steller, der kein Provisionsritter ist, noch ein Chef­redakteur, der einem nichtswürdigen Regime die Stixir. bietet, noch ein Journalist, der seine Pflicht tut, Lob und Anerkennung. Das alles ist selbstverständlich oder sollte es zum llnndesten sein. So selbstverständlich ist aber auch. Laß man rsicht stehlen oder morden oder Landesverrat begehen darf. Diejenigen Journalisten, die sich zu HaMangern Kärolyis und Kims erniedrigten und dem Lande und der Nation schadeten, fanden ihrx Strafe oder werden sie finden. Denn ich wiederhole: Es gibt rroch Gesetze und Richter in Ungarn. Aber nur den Gesetzen und än Richtern gebührt hier das letzte Wort. Herczeg führt eine Reihe von Namen solcher Journalistelr an, die teils eingesperrt sind, teils irn Auslande umher­irren, und die ich. soirrer Ansicht nach, an den Pranger hätte stellen rnüssen. Auf die Gxfahr hin, von Einfalts­pinseln mißverstanden und von Böswilligen mißdeutet zu werden,, will ich ein Gestäirdnis ab legen. Ich habe kein einziges.Mitglied der journalistischen LeibMrden Kâ­­rolyiâ und Kuns jemals gesprochen, einige-bloß gesehen mrd von den meisten nur ein, zwei Aufsätze geleserr. Diese Aufsätze waren so erbärrnlich schlecht, geschrieben, daß ich diesen Leuten ihre Versündigung gegen Sprache urid Stil fást ebenso übel nahm wie ihre Ver­brechen gegen die Alation. Es scheint eben leichter zu sei», eine schlechte Revolution zu machen als eineir lesbaren Artikel oder auch nur einen guten Witz. So wünsche ich denn, daß diese Jämmerlinge, insofern sie der Arm der Gerechtigkeit nicht erreichen sollte, wenigstens vom Taifun Lengyelé erfaßt oder vom Teufel Molnars geholt werden. Nun bin ich da angekommc-n, von wo ich vor zwei - Wochen ausging, bei der Frage des modernen Theaters, Diese Frage allein wollte ich aufrollen, denn ich wünschte, daß Franz Herczeg, dieser begabteste unter unsereic Dra­matikern, dieses Thema aufgreife. Meine Absichr war. .zu beweisen, daß es n>sder. destniktive, noch konftruktive Theaterstücke, sondern bloß gute und schlechte gibt. Hevczcg ging auf meine in scherzhafter, zoologisci^ Einkleidung vorgchrachten Bedenken und Betrachtungen nichit ein. sondern widmete seine Ausführungen der Journalistik, wobei er allerdings die Idee der Journalistenkaimner halb und halb fallen ließ, jedoch eiiEiN Teil der Publizistik einer Bremse verglich, die dem Pferde VkuL aussaugt. Es ist tnrmer gewagt, Gleichnisse anzuwenden. Diese hinken bekanntlich, und ihr größter Vorzug pflegt oft die Unverständlicksteit zu fein. Mir erscheint es allzu kühn, die Journalisten mit Brcmsfliegen und Ungarn rnit einem Roß zu veraleichèir. Doch ich richte nicht, um nicht gerichtet zu werden. Denn ich selbst habe di« Gleichnisse rnit derrr Theatergetier provoziert uird rnöchte sie sogar fovtjetzm. Ich will nämlich sageri, daß jeder Bührcen­­dichter, gleich dein Edelmann, ei» seinem Simren rmd Trachten entsprechendes Wapperrtier im Schilde führen sollte. Dieses theatralische Wappentier müßte ein Löwe fein, der die stolze Krqft und den kühnen Edelrnut ver­sinnbildlichen, oder ein Adler, der den hohen Flug, und die stolze Freiheit symbolisieren kanrr. Ein Dichter von denl Talerrt Franz .Herczegs sollte bloß mit solchen Wappentiereir im Schilde bei einem Turnier erjcheinenr —- so meine ich rvenigstetts. Darf ich aus einer Tiersabel Lessings einige Stellen MN Schluß dieses Briefes noch ansühren? Nun, hier folgen sic: „Singe doch, liebe Nachtigall! rief ein Schäfer der schweigenden Sängerin an einrur lieblichen Kmhlingsabënd zu. — Ach, jagte die Nachtigall, die Frösche machen sich so laut, daß ich alle Lust zum Singen verliere. Horst Du sie nichl? — Ich höre sie freilich, versetzte der SMfer. Und nur Deiir Schweigen ist schuld, daß ich sie höre..." Soweit die Fabel, die ein schmerzlicher Ausruf dieses deutschen Dichters ergänzen soll: „Schriftsteller meiner Nätionl Muß ich mich iroch deutlicher erklären?" Aber jetzt fällt mir ein, daß Ässing ein Freimaurer war und einen alten Israeliten als „Nathan den Weisen" verherrlichte. Wir wollen ihm das weiter nicht übelnehmcn. Weder Du, lieber Chefredakteur, noch meine Wenigkeit und hoffentlich auch nicht Franz Herczeg- , '....... * rö» LorwtLA, 1. As! 1921'

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