Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1925. március (72. évfolyam, 49-73. szám)

1925-03-01 / 49. szám

fassun^ arischließt, so kann dagegen gewiß kein Dritter etwas einzuwenden haben, denn die Tschecho-Slowakei ist ganz gewiß dersenige Staat, der an dem Zustandekommen einer Föderation der Donauskaaten ani weitaus stärksten interessiert ist, und uns kann es gewiß nicht einsallen, tschechischer sein zu wollen, als es die tschechischj^n Staatsmänner sind. Die Abwehr gegen Pläne, die nicht ganz mit Unrecht so angesehen werden, als würde die Seele der ermordeten österreichisch-ungarischen Monarchie noch immer als Gespenst umgehen und die Nutznießer des Krieges beunruhigen, gehört gewiß auch zu den Fragen, in denen die Kleine Entente einmütig ist-, sehr viel In­halt wird die^ aber auch aus der Abwehr dieser Be­strebungen nicht erhalten, weil dazu ein politisches Bündnis, wie die Kleine Entente, nicht notwendig ist. Das Hereinzerren dieser wenig aktuellen Fragen in die Diskussionen der Konferenz der Kleinen Entenre, das nur zu dem Zwecke erfolgt, um auf etwas verweisen zu können, worin die leitenden, Staatsmänner von Prag, Belgrad und Bukarest wirklich eines Sinnes sind, wird somit nur in den oberflächlichen Beurteilcrn der Lage den Eindmck wecken, als ob die Kleine Entente heute noch irgendeinem wirklichen aktuellen Bedürfnis der ihr ange­hörigen Staaren dienen würde. Wer aufmerksamer hin­­sieht, wird gerade daraus, daß die Aktualität jener Fra­gen, in denen die Kleine Entente eines Sinnes ist, künst­lich konstruiert tverden muß, die Folgerung ableiten, daß es mit der^Uebereinstimmung in den wiMich wichtigen Fragen schlecht bestellt sein muß. Die Rvserr der Srüder Koifeairr. — Amerikanische Eindrücke. — Von Ändtvig Leopold. I. Mr. Garvey wird ins Gefängnis geführt. Vor Jahren kam der Neger Marcus Garveh aus Westindien nach den Vereinigten Staaten und widmete sich hier — statt Stiefel zu putzen oder einen Schlafwagen zu bedienen — der großen Politik. Er tat es mit rauher Negerhand, die Sache fiel auf, — zuerft belächelt, wurde Mr. Garvey eines Tages vor Gericht geladen und zu fünfjähriger Zwangsarbeit mit nachheriger Landes­verweisung verurteilt. Mr. Garvey gründete nämlich eine Negerrepublik und gekxürdete sich als deren Präsident. Die 10^/2 Millionen Neger der Vereinigten Staaten sollten in Afrika, ihrer llrheimat, einen Freistaat bilden, wo sie Herren nui eigenen Hause sein würden; gegen ent­sprechende Beteiligung an den Gründungskosten wurden einige Farbengenossen zu Ministern, Botschaftern und Generalen ernannt, etwa fünfzig arme, schwarze Kerle kauften sich vom Hochstapler den Titel Exzellenz. Ein hinreißender Redner, fanatisierte er schwarze Versammlungen, die durch Tauserrde aus derr Neger­vierteln der Vorstädte besucht wurden; die Frauen hin­gen seine Photographie an die Holzwand ihrer stinkigen Stuben. Marcus Garvey erzählte afrikanische Märchen vom üppigen Wunderland, dessen Sonne und Fieber nur Schwarze vertrügen: nach Gottes Fügung wäre der Neu­staat bestimmt, iveißen Schimpf von den Negern zu ban­nen; — das einzige Hindernis sei der weite Seeweg für den Massentransport. Um auch das zu überwinden, müßte man — so Predigte Mr. Garvey — die Black Star Line, Inc., gründen. Tausende der naiveren Neger kauf­ten die Aktien, i'nd der Schwindler hatte bereits eine Million Dollar verpraßt, als die Behörden ihn fest­nahmen. Nun sollte er seine Strafe in der Atlanta Penitentiary antreten. Als man ihn vom Federal Building dahin ab­schieben wollte, bildete sich ein Auflauf von Negern, auch Frauen in großer Zahl, um den vergötterten Führer, obzwar von den Weißen besiegt, noch einmal zu sehen; mit verstörten Gesichtern liefen sie hin und her. „Es ist ein eigentümliches Geräusch," schrieb einst der Grieche Aristides, „wenn Sklaven zwischen den Zähnen über ihre Herren sprechen." Auch Napoleon bemerkte (allerdings erst auf St. Helena), daß es mehr dem Klang rollender Steine als menschlichen Stimmen ährrlich ist. s . ...Der weiße Präsident — flüsterten die Neger im Stiegephauâ des Federal Building — beauftragte Bundesrichter und Staatsanwalt, die schwarze Flotte zu torpedieren, die uns nach Afrika hätte bringen sollen... Keiner erwähnte die Verluste bei Black Star Line, Inc. — sie würden ja alles gern hingeben, noch mehr, viel mehr, eine unendliche Zahl Aktien zeichnen fiir die Schiffe nach Afrika, für den eigenen Staat und den eigenen Prä­sidenten. Als man endlich den Verurteilten vorbeiführte, hörte man von allen Seitm das Murmeln von Segens­sprüchen und verzweifeltes Schluchzen. Ratlos standen sie da, die armen Exzellenzen des fchwarzen Zukunftsstäates, die Weißen hatten die Neger besiegt: der Käfig war^ wieder geschlossen. Oeffnet man ihn einem gefangenen Vogel, er breitet dem Himmel die glücklichen Flügel entgegen, Helle Höhen strebt er an; — nicht so der Mensch. Lurch die geösfnete Tür folgt er dem Gemeinften, er sucht nicht den .Hinrmel, er« sucht nicht die Höhen, taumelnd mllt er Black-Star- Flotten und roten Matrosen in die Arme. II. Das Gitter des Südens. Es war nur ein Bruchteil des großen tsiegewolkes, den Marcus Garvey zum Narren halten konnte. Tausende nur von den schwarzen Millionen. Doch der hysterische Auflauf erzählt von Wunden und Sehnsüchten auch jener Mehrzahl, die nüchtern geblieben ist. Im Jahre 1920 betrug die schwarze Bevölkerung 10-.b Millionen neben einer wsGen > Kopfzahl von 94-8 Millionen, und wenn wir den I^oroiAn vinto 8to<^l: (Weiße, die selbst oder von deren Eltern wenigstens der eine als Ausländer geboren) abrechnen, so stehen 58-4 Millionen bodenständige Weiße 10-5 Millionen bodenständigen Schwarzen gegeniiber. Siebzehn Millio­nen weiße Amerikaner landeten erst im laufenden Jahr­hundert und dreißig Millionen feit der Abschaffung der Sklaverei. Diese und ihre Nachkommen verbrachten ihr Leben in einer Umgebung, in der Negersklaven un­bekannt waren. Sie stehen dem> Problem sachlich oder mindestens indifferent gegeniiber. Von der anderen Seite wurde die Stiinmung gegen die Neger durch das industrielle Uebergewicht des fklavenfreien Ostens und Nordens beschwichtigt. Bis 1860 betrug der Anteil jener Staaten am Nationalvernrögen, -die vor sechzig Jahren den Kampf gegen südstaatliche Sklaverei führten, sechzig Prozent, im Jahre 1900 aber schon achtzig Pro­zent, urrd im großen und ganzen ist Las Verhältnis des Uebergewichts auch heute noch dasselbe. Zloischen Sklaven­befreiung und -der Volkszählung vom Jahre 1910 wan­derten fiinf Millionen Weiße vom Süden ineistens nach dem Westen, und 1920 lebten noch zwei Millionen Weiße, die, in einem Südstaat geboren, irr anderen Teilen der Vereinigteir Staateir ihr Unterkommeir fanden. Die Vor­urteile in Len Sklavenstaaten wurden hiedurch vom auf­­geregteir Milieu des Hasses getremrt, alte Feiirdschaft be­kam keine frische Zfahrung. Sogar irn Sikden wurden die beiden Rasten einander !diurch -die mit beispielloser Tüchtigkeit arbeiten-den Volks­­schu-leir einigermaßen nä-hergebracht. 1920 konnte aller­dings noch der dritte Teil der Nogerbevölk-erung in derr maßgebeiridst-en schwarzerr Stiaaten,' Alabama, Georgia und Missiffippi nicht lesen und schreiben, uNd eine Tages­zeitung hielt unter den Farmern jeder zlveite Weiße und jeder vierzigste Neger; nichtsdestowenigler scheint der An­alphabetismus an sich nicht dauernd Mn schwarzen Pro­blem zu haften. Das Budget für 1923/24 vorausM-bte 2-6 Millionen-Dollar Mr Negerunterricht, auf iden Farmen waren 300 schwarze Waüderlehver tätig, u-nd Es km Ro-senwald-Stiftung wurden bis 1925 3000 neue Dorf­schulen mit 6500 nenangestellten Lehrern für 300.000 schwarze Schüler -erbarrt. Der Tag ist nicht allzu fern, an dem die nach der Sprache zlv-eitwi-chtigste Keâe zwischen Mensch und Mensch, das Lesen und Schreiben, Gemein­gut der amerikanischen Neger fein wipo. Liegt aber der Beschränkung der Neger auf die Süd­staaten nicht eine tiefe Minderw-ertigLelt des Charakters oder des Verstandes zu-grunde? Sie haben sich in einigen Eckender Vereinigten Staaten festgesetzt und verharren wie gelähmt an der Stelle, wohin ihre AhnenSir John Hopkins benannte sein Sklavenschiff nach dem Heiland — auf fremden Schiffen für die Arbeit in den Sürnpfen vor Jahrhunde-rien gebracht wurden, und wo der herrschsüch­­tige Fkaukäfisr noch vor sechzig Jahren zähen und erbitter­ten Widerstand gegen ihr-c Befreiung leistete. Sie waren nachher in keine Gettos, kleine Chinatowns eingesperrt, auf koine Reservationen beschränkt; aber sie blieben trotz­dem, wo sie waren. Die zwei Manrmutstädte der Anion hatten auch noch 1923 ein unwesentliches Prozent Neger­bevölkerung; in Chicago war i-n diesem Fahre jeder zwanzigste, in New Jork j-dder dreißigste Ei-mvohner pin Neger. Aber in -der Reichsha-uptstadt Wcssihington rrrit White House und Kongreß ist ebenso wie im entzücken­den, altfranz-ö-sischen New Orleans der vierte Teil cher Bevölkerung schwarz, und es gibt Kleinstädte, wie Jackson- Ville oder Charleston, wo jdd-er zweite Einwohner ei» , Neger ist. Auch sllelv Aork hat für die Neger eigene Lichtspiel­theater. und in Chicago wurde für sie separierter Taxi- - dicirst init sch-ivarzen Chausfeuren eingeführt. Aber in Ost - und Nord findet man loyale Gesinnung und guten Wil- l len, die Gegensätze abzuschwächen, oder sie zumindest er- > träglicher zu gestalten; es tverden großartige Stiftungeir! von weißer Seite für die HochschulLN von Hampton und > Tuskegee, für Kriegsbeschädigte urrd schwarze Waiserr­­kinder gemacht, in Chicago wurde der Neger Mr. George - unter großen Feierlichkeiten zurir Richter gewählt, lull) - nur äußerst selteir hört rnan, daß ein Neger insultiert^ wurde. Demgegenüber herrscht inr Süderr zwisL)en den 'gleich starken Masserr noch immer schwüle Spannung: inl 9tew Orleans, Houston, Lafayette oder Mernphis, überall i findet man Abspermngsmaßregeln von brutaler Strenge, - die Stadtviertel getrennt und nur felien gibt es ein Hilfs-! werk zwischen den Rassen, sogar im Bahnhof sind eigene! Wartesäle Mr Weiße und für Neger. Moischen 1885-- 1923 wurden, zum überwiegenden Teile inr Süden, 3149 i Neger gelyncht; vom Jahre 1924, in dem nur 16 Lynch­­fälle vorkamen, sagr der Bericht: „It Irolâs reoorâ aS: lorv z^onr." Mischehen korúmén in den selterrsterr Fällen vor; Straßerrbahnen, Sckjlafcoupès, Theater sind den! Negern verschlossen oder irur teilweise geöffnet: ein schwarzer Prediger könnte keine weißen 3Indächiigen finden, und kommt der Neger irr eine fremde Stadt, so^ wird er irr keines der annehmbaren Hotels — und mag er auch .Harvard-Graduierter sein — ausgenommen und irr keinerrr Gasthause. >00 Weiße v-erkehrerr, bedient. Trotz allerrr fand keine rnasserrhafie Abivanderung statt. Auf der Black-Prärie vorr Alabairra, am Mississippi-Delta, irr den oberen Küsterrteileir von Georgia und derr Karolinen verblieben die dunrpferr Millionerr auf schläfrigen Farmen , und surirpfigerr Plantagen, Ivcil der Boderr reich, in Nord-I ! ost-Texas und aufderr-Sstdost-KarolirrerrWeilerbillrlg war. s Aber auch irr derr Städrierr rrrit schtvarzenr Blutgeruch und' glimmender Wut, auch irr derr Lynchstädterr sind sie ge-: blieben. An dieserr zehn Millionen fchmalen Schädeln mit den verfilzterr Krarrshaarerr, rnit derr wulstigen Lip-I unsittlicher gemacht, er hat sie aus dein Surnpf heben wollen. Ob es ihm gelungeir ist? Das gelingt nie. Denn das muß zugestanden werden, ja auf unserer Seite soll und nrus; es hexvorgch,»ben werden, daß — ob man nun will oder nicht — in gewissen Beziehungen Las sittliche 9èi-v-eau der lIesellschaft gesunken ist. Die Barriere der Scham ist gefallen, andere Barrieren sind mit ihr ge­sunken. Die Kompliziertheit des modernen Lebens birgt eine Unzahl von Fallen, Mördergruben, Sümpfen, denen eine erschreckliche Zahl von Menschen zum Opser sällt. Man denke irur an die Massenquarti-ere der Arnwn, Ver­wahrlosten, und spreche dann von Scham, sexueller Sitt­lichkeit und tReinheit. Die Zügellosigkeit, in die der In­dividualismus der modernen Gesellfchaft so leicht aus­artet, besorgt das Geschäft der Verwild^ng in den oberen Klassen. Daß all dies seinen Widerhall auf der modernen Bühire' findet, wer ivird darüber in Erstaunen geraten? Wollt Är den modernen Menschen für die Mhne gewinnen, ihm ein Theater geben, in dem er sich findet, und die Eigelcheiten des modernen Lebens ihm dennoch vcrheimlick)en, naiv tun, als ob das Unerwünschte nicht existierte, dann werdet Ihr nie dieses Ziel erreichen. Das Moralische versteht sich immer von seiber, sagt Vischer, -der größte Aesthetiker des neunzehnten Jahr­hunderts, dem wir im zlvanzigsten noch niemand zur Seite stellen können. Wenn es einen Ausweg aus unserer mora­lischen Not gibt, dann ebnet den Zugang dazu die künst­lerische Darstellung unseres Lebens und Sinnens. Wenn Dumas kll8 in seiner herrlichen Komödie „Francillon" einen der Lebemänner, die mit großartiger Lebendigkeit dargestellt werden, sagen läßt, er habe immer die Emp­findung, wenn er des Nachts über eine der Brücken der Seine wandere und in die schwarze Flut starre, es wäre doch ain besten, durch einen Sprung ins Wasser dern ganzen Janrmcr ein Ende zu machen, so ist -das ein Wort der ethischen Besinnung, wie es kein Geistlick)er packender auschrechen könnte. Wahre Kunst ist eben wahre ". ohne jede Tendenz, durch sich selbst. Wahre Kunst ist das von Itatur gegebene Gegengift gegen die große Unsittlichkeit der Zeit. Sie will es nicht sein, aber sie ist es, weil sie ist. Kunst ist Wahrheit, und Wahrheit ist Sittlichkeit. In -der Sphäre der Kunst gedeihen nicht die Bazillen der schrecklichen sittlick)en Seuchen/ die uns überfallen haben. Wer das Theater zensuriert, ist Helfers­helfer der Seuchen, die uns vergiften. Allerdings wird unter der Etikette Kunst auch vie­les feilgeboten, was verwerflich, was verdammenswert ist. Das darf nicht geleugnet werden. Seit die Kunst nach Brot gehen muß, kann sie auf Irrwege geraten. Darüber soll nicht gestritten werden. Darein haken sich nun die­jenigen ein, die für die Zensur sind: Aber eben diesen fehlt es nun gerade am Wichtigftcn, an der Fähigkeit, Kunst von Aftcrkunst zu unterscheiden. Wir wpllen nie­mand verdächtigen, aber nach der Zensur schreien zumeist nur die innerlich Verderbten. Unter hundert Zensur­begeisterten wird es ettoa neunzig geben, vielleicht aber noch mehr, die Unsittlichkeiten aufschnüffeln, um sich daran zu ergötzen. Wer's nicht glaubt, wird selig. Aber setzen wir den Fall, alle hundert meinten es ehrlich, bewußt und unbewußt, wo nehmen sie die Zensoren her? Die Zensur ist beinahe wie das Hentertum, ein un-^ ehrliches Gewerbe. Der Zensor müßte kunstverständig, voller Hingabe sein, feinfühlig, empfindlich, und zuletzt gar unfehlbar. .Her mit dem Mann, auf daß wir ihn wie einen König ehren und ihm dienen. Wenn alles, was wir vorgebracht haben, fehlervoll sein sollte, so scheitert das Zensortum an dem unabwendbaren Dèangel, daß es keine Zensoren gibt und geben kann. Für das grobe Geschäft des Kanalräumens werden sich immerhin Leute finden, für die künstlerische Zensur nie. Und nun sagt man gar, daß die Pester Schauspieler so und so verderbt seien und nur das Verführerisch- Eroti-che darzustellcn wissen. Wenn es sich verlohnen würde, müßte man entrüstet sein, aber es lohnt wirklich nicht. Es inuß jedoch gesagt werden: die Budapester Schau­­spielerkunst hat sich -geradezu herrlich, entwickelt. Früher war das Nationaltheater urrd wieder -das Na-tionaltheater -und irrrrrrer das Nationalrheater. Zu dieserrr blickten wirs auf. Es steht auch heute so hoch wie ffüher. Aber die- Menge der anderen Theater birgt eine geradezu erstaun- s liche Merrge von Talenten, die in ihrer Art -ebenso hoch, emporragen. Welche Fülle von Physiognomien, die allef -eigen sirrd, die alle einem Ideal der Vollkommenheit zu--, streberr! Man ist, wenn rnarr in Budapest ins Theater-, geht, nie sicher, ein sehr gutes Stück zu sehen; gute Stücke-­­sind -genau so selten, wie- gute Bilder, gute Statuen, gute s Romane, auch wenrr sie aus Paris komrn-en. Aber rrran s ist fast irnrner sicher, eine sehr gute Vorstellung zu sehen,­­gute Schauspieler, gute Regie, guterr Sinn für das! Enserrrble. Das ist doch immerhin etwas, ja, wenn matt! will, ist -cs sogar sehr viel. Wir. könnten ein ganzes Land­­mit Schauspielern erst-:n und zweiten Ranges versehen. Wenn man nach Jahren heimkommt, erstaunt man immer wieder, wie sehr die Kinder gewachsen sind. Hat man einige Jahre die Budapester Theater nicht gesehen, dann findet man alles gewachsen, herangereift, aufgeblüht. Und diese Künftlerschaft sollte jemand verunglimpfen­­wollen? Wir müfsen uns allerlei gefallen lafs^, aber die Zensur auf dem Theater gehört vielleicht doch nicht M - den Dingen, die tvir als ertragbar ansehen. Das Lächeln, das Lachen des Publikums würde sie töten. Schli-eßlich > gehen doch nicht rrur Junggesellen ins Theater, sondern Männer mit ihren Frauen und Töchtern (wobei man die, kleineren Backfische doch zu Hause lassen kann), und die, Frauen und Töchter werden sich nie die Zensur gefallen laffen. Tenn erftens ist deren gesunder Menschenverstand ungetrübter, dann sind sic die berufenen .Hüterinnen des Anstandes, dessen, was sich geziemt, dessen, was er­laubt ist. Müßte es tvirklich Zensoren geben, dann sollen es weitsichtige, gebildete, kunstverständige sein. Die aber! lvürden solches Äint gewiß nicht übernehmen. LonntUK:, 1. Uärr 1925

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