Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1926. szeptember (73. évfolyam, 197-221. szám)

1926-09-01 / 197. szám

vngâgen, zumal nun mit einer rechtsseitigen Oppösttiön schon Lei der mindesten NachgieLigteit zu, rechnen war. Die deutschen Unterhändler wußten auch unter solchen Berhältnissen Form zu wahren. Man schlug nicht mit der Faust auf den Tisch, verhielt sich im Zustande eines reservierten ALwehrens und Abwartens, doch inimerhin in einer Stellung, die das unbeugsame Festhalten an dem Postulat einer bedingungslosen Aufnahme" unzweidchl­­tig erkennen ließ. In Zukunft war aber nach .diesen Antezedenzien ein hartnäckiger parlamentarischer Wider­stand Lei Wiederaufnahme der Verhandlnngen nicht zu vermeiden. Eine folche Situation ergab sich nun, als Dr. Mar.r die vom Reichskabinett Luther unter so rnißlichen Vor­aussetzungen gepflogenen BespreHungelr unter veränder­ten Auspizien wicderaufnahm. Angeblich soll der deutsche Botschafter in Paris, Hoesch, bereits Zusagen erhalten haben, die einen harmonischen Einzug der deutschen Delegierten in Genf garantieren. Dessenungeachtet haben sich innerhalb, der deutschen Neichstagsfraktionen empsrnd­­ilche Differenzen hinsichtlich Zusammensetzung chcr deutschländischen Teilnehmer an der Studienkommission ergeben, die unter deutscher Mitwirkung ihre Verhandlun­gen am 2. September bereits abzuschließen gedenkt. Der deutschnationale Abgeordnete Professor Hoetzsch war als ein Mitglied dieser Kommission,auscrsehen. Die Wahl fiel wie von felbst auf dieses Mitglied des rechts­radikalen Flügels, das als Historiker von Ruf auch in.­­mitten der ärgsten Umstürze nicht alle Brücken abbrach und für die heikelsten Aufgaben von interparlamentari­schem Belange stets zu verwenden war. Durch Partei­beschluß mußte Professor Hoetzsch auf die ihnr angebotene Vertrauensstelle verzichten. Nicht genug daran: dre Deutschnlltionale Partei war gegen die Teilnahme Deutschlands an den Beratungen der Studienkommlssion überhaupt, und es traf sich wieder einmal, daß iich Deulschnationale und Kommunisten in der Verneinung einer aktuellen Frage von hoher Bedeutung zusamnten­­sanden. Der 6. September, da der Völkerbund nun mit Hinzuziehung Deutschlands seine Tagung eröffnen soll, äst historischer Aspekte keineswegs ledig. Eine neue, er­tragreichere Aera der Völkerbundpolitik soll iitit diesem Datum anbrechen. Und im gleichen Maße, wie von eiten des Völkerbundes feder täkkische Schritt, der die Entschlußfreiheit der deutschen Regierung heinmt, zu beklagen ist, wird auch von reichsdeutscher Seite jedes Mißtrauen, das seinen Quell in Parlamentsstreitigkeiteu hat, das künftige Niveau des Gesaintbundes nachteilig beeinflussen müssen. Auch deutscherseits tut also eine roße Geste not, um in Genf zuvörderst ein erlösendes usammentrefsen an Stelle eines neuerlichen Zusammen­­ßes zu erzielen und um die Sache der Menschheit im "âchen von Deutschlands Beitritt in den Völkerbund -fördern. , . Die Berätungen der Studienkommlssion. Genf, 31. Auguss. , sWalff.) Ter Unterausschuß Ver S t U d i c n ko N'­­Mission hat heute vormittag in dreistündiger nichtöfsent­­sticher Sitzung seine Beratungen aufgeuoinutcn. Obwohl die Debatte über die verschiedcneu vorgeschlagcnen Losungs­versuche noch nicht geschlossen ist, wird vekann!, daß i.nan sich auch über die bei der ersten Tagung des PrüsungZauchchusseZ ausgearbeiteten Vorschläge einige ir konnte, tvobei stöoch die Sperrklausel endgültig fallen ge­­lassen wurde. Der Unterausschuß will ferner über die AbLndorungcher ersten Vorlage heute vormittag, eine Formel aufstellen,-die es ermöglichen würde, a u sn a hmsweife bei der l m kommenden -September erfolgenden Neuwahl der, nichtständigen Ratsmitglieder sofort durch die Versammlung die W i e de r w-äh lba r ke i t f e st ­stellen zu lassen, wogegen bei allen spätereir Wahlen die Wiederwählbarkeit beim Abla-uf des Manda-s bestimmt rverden soll. Fromageot wurde Lea-uftragt, heute nachmittag dem Unterausschuß eine entsprechende Fc-r­­mel vorzrilegen. Auch soll l)eute nachmittag oie Frage zur Entscheidung gebracht werden, ob die Ausscheidun-g der nichtständigen Ratsmitglieder bei -den Wahlen von 1927/28 gemäs; dem französischen Abandeviurgsvorschlag durch das Los erfolgen soll, oder ob, wie ursprünglich vorgesehen war, die Versammlung zur. Ingangsetzung des Rotationssystems bei dsr bevorstehenden Wahl drei Ka­tegorien von nichtständigen R a ts m i t gl i e dern mit einjährigem, ztveijährigem ^unÄ dreijährigem Mandat wählen soll. Qielegramm des Kester Lloyd.1 -Gens, 31. August. In der heutigen Sitzung der U nt er ko mmi ssi on der S t u d i c n k o m m i s f i o.n wurde die Erklärung d e r sPani sch en Regierung verlesen, in der sie un - verhüllt Tanger als Preis für den Ratsitz bezeichnet. Tie Mitglieder der Studienkommission waren geradezu verblüfft über diese Erklärung der spanischen Regierung, die in einem Augenblick erfolgte, wo an der Genfer Ratstafel die Ansprüche Spaniens mit großem Nachdruck vertreten wurden. Die Veröffentlichung der spanischen Note hat jedenfalls die Lage in der Studien­­k-ommission w e sent lich ve reinfacht. Die geheime Sitzung des Unterkomitees, die um 10 Uhr vormittags begann, wurde um 1 Uhr nachmittags auf 6 Uhr abends vertagt. LT e I e g r a m m d e s P e st e r L l o l> d-f B erl'in, 31. August. Das allgemeine Interesse konzentriert sich auf die Verhand­lungen der S t u d i e n k o m m i s s i o n im Völkerbund­rat und auf die Nachrichten aus Spanien und über Tanger. Während ans Genf nur sehr spärliche Nachrichten vorliegen, und die Blätter überhaupt nur eine kurze Meldung über die Vorinittagssitzung des Unterkontitees der Studi-enlwni­­mission veröffentlichen, nehmen die Meldungen über die Tan­­g'crfrage und über die Lage in Spanien einen bedeutend breiteren Raum ein. P.rriscr Telegramme verschiedener Blätter wissen zu be­richten, die spanische Regierung drohe mit der Räumung des- Rifgeb i etèS, falls ihre Ansprüche auf Tanger nicht crfülst werden. Bezüglich der Nachrichten über Unruhen in Sp a n i c n versichert der hiesige spanische Botschafter, daß alle derartige Nachrichten auf K o m b i n a t i o n e it beruhen, oder aus jenen Kreisen stammen, die -dem gegenwärtigen Regime jn Spanien feindlich gegcnül>ersteher<t G c n f, 31. Auguist. sBud. Korr.j Die neue Note der spanischen Regierun.g über die Tangerfrage hat zuitächst, iit dcit hsittigen Vor-mttt.t-gsstuit'dcn in Völkerbu ir dkreisen g ü n st i- Z e n E i n 'd r u ck hervorLerufeit, mait meiirte, aus ilrr schließen zu köntt-en, Tpanietr werde sich, um eiire Einigung auf. der bevovstchrndeit Bölkerbuud-ta.quug herbeiführcn zrl klömren, z.u!"ge7wt ssen Opfern bereit finide.n. Es hat sich jedoch herausgLstellt, daß der o ff lziös verLrei -tete Wor.tlaut der fpaitifchen Note èineu Fehler e n! t h ä l t-,' die Note eitthält keine positivc Erklä rulii g der spanischeit- Regierung, sie sei zui Opfern bereit, die Note zitiert lediglich eine von arrderer Seite an d^e spianiische Rsgicru-ng gerichtete Bitte, inl Völkerbund M ver­­. bleiben, auch wenn Spanieir keiit-cn ständigeiii Sitz erhält. N.'.ch Feflistellunig dieses Berichterstattungsfehlers wttrde die .Hal­tung Spaniens und die Aussicht «uf. eine einverne-hmliche Lösuitg der Strcitfra-geir durch die VölkerbundversammlunZ. a l 1g e m e i- ti pessimi> stisch b e u rtci l- t. Mi e k e g r a m m d e I P-e st e r 2 l o y r.s Genf, 31. Augltst. Das Unlerkomrtee Ler Studie'nkom< Mission für die Rats-frage ist heute abends 9 Uhr nach dreistündiger Sitzung zu einer Eini» gung gelangt. Diese Einigung Lasiert, wie ver­lautet, im wesentlicheir auf dem Maiprofekt der Studlenkv nl misslo ir rnit der einzigeir Aus­nahme, Laß im Jahre 1926 drei von Len nicht ständigen R a ts m rt g l l e d er n bereits nach, ihrer Wahl in einem besonderen Wahl­­gang -f ü r wie d e r g -e -wähl t erklärt werden dürften.i Genf, 31. August. sSch.-iveizcrische Tepeschenagentur.) Der achtgliedrigr Unterausschuß der Kommission für die Nc-i organifierung des Rates hielt heute abend eine tveitère mehrstündige Beratung ab. Der stanzösische Vertreter Fwomage.ot legte sein Projekt vor. Nach eingehender Debatte gelang es, zu einer­vollständigen Einigung zu kommeni. Die Ergebnisse der Be­ratungen über die Wahl der nichtständigen Ratssitze können, wie die Schweizerische Depeschenagentup- erfcHrt, folgender-­­maßen zusannnengefaßt -werden: 1. Die Zahl der nichtständ'ckgen Rat-ssitz°e Wir8! vonsechs aufneun erhöht. Die Amtsdauer der nicht-^ ständigen Ratsmitglieder -beträgt drei Jahre.. 2. Die nichtständigen! Ratsmitglicder; treten bas. Amh Unmittelbar nach de^ Wahl an. 3. Grundsätzlich kann ein Ratsmitglie-L w ähr end d'vi^ folgenden drei Jahrs nicht wiedergewählL werden, es sei denn, daß nach Ablauf der ersten . Aintsdauer oder im Verlaufe der folgenden drei Jahre das Ratsmitgliedi durch eincii mit Zweidrittelmehrheit gefaßien .D^eschluß. als! unmittelbar wiederwülMar erklärt wird. -Es bleibt dabei, daß jedes Jach-P-ern e-iEr-nie'iw'e'i rnna des dritten. Teiles de-r rrichtstündi-gen!. Ratssitze vorgenonmren wird, nm den angestvebten Tur-­­-nus durchznführen. Zn diesem Zwecke werden bei den- diesjähri--­­gen iErneueru-ngswcchlen ^drei- Staaten füiv drei Jicchrs, drei, weitere Staaten für zwei Jahre und drei .Staaten Mir für ein- Jahr gewählt. Es soll also -nicht das Los darüber entscheiden,i wie in dem ursprüWlichon Ordje-ktg FrpmflWchs. vwageschrn'' war. '"'O 5. Anläßlich der diesjährigen Wahl könneü ansmahm s». W-eis,e drei Staate-n sofort anläßlich ihrer Wahl als. w ie d e r wählba r erklärt werden. Es soll'dies aber nicht durch eine diesbezügliche Bs.nerkuwg ans dem St-inMzettel ge-! schchen, sondern durch ein-M ibSsonderen., mit -Zweidr-ittelmehr' heit gefaßten Beschluß der VölkerbundversamMlinng. 6. Die im ursprün-glichen Projekte Lord Cecils borge-, fchl-agene Möglichkeit, aus gewissen Gründen Staaten .aus dem cher Entschlossenheit, — ich verkenne es gar nicht. Aber ich wundere mich doch, cs beleidigt mich sogar ein bißchen, wie wenig gelitten wird unter der ideellen Kasteiung, wie wenig Scham und — fast hatte ich gesagt, natürliche Auflehnung sich regt gegen die Vergewaltigung des Menschlichen, gegen die Politisierung, d. h. den Verfall und die Verderbnis der Justiz zuin Beispiel, die aller­orten zum Hiinmel stinken. bilüZ lidortutis: sollte das das AbhanLenkommen der Anständigkeit auf Erden be­deuten? lind sollte nicht diese so mannhaft erstickte An­ständigkeit, mit anderen Worten die. Selbstachtung, des europäischen Menschen, mit noch anderem Worte der heute so ganz und gar unmögliche „Liberalismus" eines Tages unter uns Europäern eine unwiderstehliche Renaisiance begehen?" Jn dieser erhebenden Frage liegt auch die erhebende Antwort. Der Liberalismus in Politik, Wirtschaft und Literatur wird sicherlich seine Auferstehung feiern, denn das Bekenntnis dieses Dichters zu ihn: ist schon eine Ver­heißung. Thomas Manns Liberalismus kennt keine Be­schränkung, weder nach rechts noch nach links. So führt er nach einem Besuch bei Mereschkowski aus:... „Man „trägt" wieder Militarismus heute, sei er nun faszistisch oder kommunistisch eingefärbt, und beim Himmel! mir soll es recht sein, wenn... die pazifistisckje Gesinnung nicht länger als Ersatz für Talent gilt; die Jahre, wo sie dafür galt, waren die unangenehmsten meines Lebens. Aber vielleicht sollte ein politisch-literarisches Geschmäck­­lertum, das immer auf „das Neueste" aus ist, den ernsten und leidenschaftlichen Gewissenstiefgang eines Geistes wie Mereschkowski ni-cht mit dem Kleinbürgertuin. verwech­seln. Eben jetzt haben die Sowjets ihren Erzfeind seiner letzten Subsistenzmittel entblößt, und ein Aufruf zu einer Hilfsaktion ergeht aus Frankreich..." Noch viel schlimmer ist die Lage eines seit kurzer Zeit erst im Westen bekannten, derzeit in Paris lebenden russischen Dichters, des hochbegabten Iwan Schrneljow, dessen grauenhaftes Buch: „Die Sonne der Toten", eben­falls an dieser Stelle besprochen wurde. Thoums Mann besucht diesen vonr Schicksal -Schwerverfolgten, und der Abschnitt seines Buches, der dieser Begegnung gilt, ist ergreifend, ein Bild, wie es nur ein Meister malen kann. «...Zu Iwan Schmeljow, dem russischen Dichter .und Dulder — erzählt Mann —der „Die Sonne der Toten" geschrieben hat, dies grauenvolle und dennoch in d-M Glanz der Dichtung getauchte Dokument aus der . Zeit, da die roten GlüÄringer die Krim „mit eisernem. Besen kehrten". Aus dem üppigen, mit duftenden Hölzern getäfelten, mit Teppichen belegten Pariser Bürgerheim in die äußerste Eingeschränkrheit einer Arm-eleutewohmlng, drei Zimmer nrit Küche und kahlem Vorplatz, die Dürf­tigkeit atmen... Man meldet uns. Mein Gott, es dauert lange. Der Dichter ist cinsani und nervös, vielleicht fühlt er sich überrumpelt, verwirrt, ein Kleidungsstück muß vielleicht gewechselt, das Zimmer etwas geordnet werden — quälen wir ihn? — Nein... Er freut sich — sein Entgegenkoinmen iin engen Raum des Arbeitszimincr­­! chens,'sein Blick, sein Händedruck lassen uns nicht daran zweifeln. Ich bin erschüttert, wie ich dann bei ihm sitze, an dem improvisierten Notbehelf von Schreibtisch, und iii dies zerfurchte, abgezehrte Gesicht im weißen Bart blicke, in das jene Greuel sich eingezeichnet haben, die man in der „Sonne der Toten" nachlesen mag, wenn man Mut hat, und das einem Manne von fünfzig Jahren gehört, aber fünfzehn Jahre älter erscheint. Meine Erschütterung geht in Scham über, als er es ausspricht, daß er mich, den Altersgenossen, „jung und stark" findet, und in bitterer Verachtung an seiner eigenen Mitgenommenheit ver­­gleichsiveise hinunterwcist. Ich muß an die Stelle denken IN seinem furchtbaren Roman, wo er sagt, während an der Wolga zehn Millionen Menschen vor Hunger krepier­ten und Leichen fraßen, hätten wir anderen Völker gegafft wie ein junges Studentchen bei einer Demonstration, voll Neugier, was aus dem „Experiment" wohl werden möge... Er hat etwas Erregtes und Schreckliches, beson­­oers da er mit der Sprache kämpft. Er spricht weder Deutsch noch eigentlich Französisch und sucht, was ihm an Möglichkeit des Ausdrucks fehlt, durch verstärkte Ton­gebung und heftige Bewegung seiner blassen Kranken­hände zu ersetzen, was meine Erschütterung verstärkt... Sein Buch-, das ich bewundere, er schenkt cs mir; erregt uird langsain schreibt er hinein, ivas die glatte, -die fix und - fertige Sprache des Westens ihm an die Hand gibt: etwas von „Arnnclo nctmiration", und auch seinen Namen frarr­­zösisch: Chmëlow... Von allem zu schweigen, was Men­schen, wie dieser, Physisch erlitten, was sie an Greueln mit - ihren Augen haben sehen müssen — mit letztem Erbarmen ! und letzter Ehrsucht durchdringt uns erst -die Vorstellung ihres ideellen Elends, der teuflisckM Demütigung undi Vernichtung des revolutionären Idealismus, von dem jeder höhere Russe erfüllt-war und der durch das Erlebnis menschlich-viehischer Wirklichkeit in den Kot gezerrt wurde.! Die bitterste soziale Skepsis, den blutigen Hohn auf die! „köbris rovolutioiris" der Grünschnäbel, der auf manchem Blatte der „Sonne der Toten" sich kundgibt, als Weich?­­lichkeit, Charakterschwäche, nichtssagende Empörung eines individuellen Opfers abzutun, ist nichts als unwissende Literatur und der Dünkel der Abstraktion. Erlebe, was diese Menschen erlebt haben, und dann,,glaube" noch an die „Idee"!... Also bricht Thomas Mann Len Stab über die „Grünschnäbel" der Revolution, die Maulmacher des Kommunismus, die ihn einst — es ist übrigens noch nicht lange her — belogen und betrogen haben, so daß er an einer Demonstration gegen das endlich wieder ein Ord-^ nungsstaat gewordene Ungarn teilnahm. Man muß über­haupt darüber staunen, daß Thomas Mann, der ernste nnd sachliche „Bürger", sich häufig von überspannten Lite­raten, ja oft von rotgefchminkten Lumpen verleiten läßt, seinen Namen unter Denkschriften und Proteste zu setzen, die eine schlechte Sache-mit schlechten'Worten in Schutz nehmen wollen. Doch man muß Led-enkett, daß ein Dich-­­ier, iveit mehr noch als jeder andere Mensch, den Stim­­üruiigen der Umwelt untertan, sich für Momente in eine falsche Richtung leiten und verleiten lassen kann. Freilich iindet Thoinas Dèann stets zum richtigen Weg und zu sich felbst zurück und schließlich wird jedes seiner Werke zu :inem Rechenschaftsbericht. Das neueste Buch des Dich­ters: „Pariser Rechenschaft" läßt nach Plaudereien über ranzöstschès Wohlleben, ChamPagncrgelage und Frauen­­üchen, Salonhöflichkeit und Fachsimpelei die ernste und oierliche Beichte eines Soziologen und Philosophen,. der "rberdies noch ein Dichter ist, ertönen, die in einem Ruf rach Liberalismus und Humanität arisklingt. Vielleicht vollte Thomas Mann rnit seinem Buch bloß eine neue Lrücke zivifchen Franzosen rmd Deutschen schlagen, damit ie sich zu gemeinsamenr Tun und Schaffen zusaminen­­inden. Er hat aber Schöneres und Edleres vollbracht, lenn er hat der „Kulturmenschheit" gezeigt, wie sie ist — lnd wie sie sein soll, wenn sie den Namen Menschheit und ;ar Knlturmenschheit für sich, iu Anspruch nehmen will. Uittrvoolt, 1. 1926

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