Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1929. május (76. évfolyam, 98-120. szám)

1929-05-01 / 98. szám

Mittwoch, 1. Mai 1929 ven, die sich hier eröffnen, lassen sich kaum über­sehen. Erz aus der Steiermark kommt zur Verhüt­tung an die Ruhr, Kaii aus Mitteldeutschland zur Hebung der landwirtschaftlichen Produktion nach Ungarn usw. Ein Gebiet von ungefähr 200 Kilo­meter Breite zu beiden Seiten des rund 4500 Kilo­meter langen durchgehenden Schiffahrtweges wird unter . dem Einflußkreise dieser Handelsstraße stehen. Die Verbindung des Atlantischen Ozeans mit dem Schwarzen Meer, die Verbindung Amerikas mit Asien wird ein wirtschaftliches Ereignis darstellen, das seinesgleichen nur im Panama- und Suezkanal findet. Die Verbindung der Donau mit den übrigen Stromgebieten durch künstliche Wasserstraßen ist ebenfalls ein Plan, der bis ins graue Mittelalter zurückreicht. Es wurde aber, äußerst wenig von ihm verwirklicht. Nach dem Weltkriege hat die tsche­­cho-slowakische Republik die Pläne der Verbin­dung der Donau mit der Elbe, der Oder und der Weichsel wieder aufgenommen, und die Regierung hat die Absicht, mit dem Bau zu beginnen, sobald es die Verhältnisse gestatten. Die Vorbereitungen für die Verwirklichung die­ser Wasserstraßenpläne sind schon erheblich fort-( geschritten. An der Schiffbarmachung der mittleren Elbe, zwischen Melnik (Einmündung der Moldau) und Jarömir wird energisch gearbeitet. Die Arbeiten wurden bereits 1907 aufgenommen und seither un­unterbrochen fortgesetzt. Nachdem die Staustufen an der unteren Elbe bereits fertiggestellt sind, kann mit der bevorstehenden Aufnahme der Arbeiten an dem Elbe-, Oder- und Donaukanal, die mit zehn Arbeitsjahren veranschlagt sind, gerechnet werden. Der geplante Elbe-Oder-Donau-Kanal bildet ein untrennbares Ganzes und erheischt zur Vermeidung hoher Zinsen möglichst kurze Baufristen. Die Tras­senführung ist bereits generell gelöst. Auf dem böh­mischen Kanalabschnitt Pardubitz und Wilden­schwert sind die Projektierungsarbeiten beendet. Der mährische Abschnitt des Donau-Oder-Kanals wurde bereits früher Trassenrvevisionen unterworfen. Ebenso ist im Bereiche des Kohlenbezirkes Ostrau- Oderberg das Kanalprojekt ausgearbeitet. Was die slowakische Kanalstrecke mit der Mündung Theben [(Dévény) betrifft, so ist ihr Verlauf schon endgültig festgelegt. Selbstverständlich wird der Bau dieses Kanals in erster Reihe die Schiffahrt der Tschecho­slowakei günstig beeinflussen. So unterliegt es kei­nem Zweifel, daß die Bedeutung des tscheclio-slowa­­kischen Freihafens in Hamburg infolge der Ver­größerung seines Attraktionsgebietes an der Elbe steigen wird. Die Verlängerung der Wasserstrecke bis zur Donau, die Zuführung neuer Waren wird aber den Handelsverkehr ganz Mitteleuropas be­leben. Durch den Ausbau der Verbindungen der Donau mit der Elbe, Oder und Weichsel wird sich das Ein­flußgebiet der Nord- und Ostseehäfen für den Ver­sand von Baumwolle, Zucker, Nahrungs- und Dünge­mitteln in das Innere des Festlandes erstrecken, das Absatzgebiet der nordböhmischen Braunkohle, der oberschlesischen, Mährisch-Ostrauer und westgalizi­­schen .Steinkohle wird sich dem Schiffahrtnetze ent­lang und bis in die Alpenländer und die unteren Donaugebiete ausdehnen. Aus dem Einzugsgebiete des Schwarzen Meeres und aus dem östlichen Europa wird in reichlicher Menge Getreide, Wolle, Petroleum donauaufwärts transportiert und gegen Industrie­produkte ausgetauscht werden. Für Ungarn und seine südlichen Nachbarn ist die Donau ein Strom, der für das Wirtschaftsleben dieser Länder in ent­gegengesetzter Richtung fließt. Die Erzeugnisse der Landwirtschaft und der bodenständigen Industrien gravitieren aus diesen Donaugebieten nach dem Nor den und Westen Europas. Die neuen Wasserwege werden diese Tendenz fördern. Der auf diese Weise belebte Austauschverkehr wird eine gleichmäßige Verteilung der Frachten ermöglichen. Der heute überwiegende Talverkehr auf dem Rhein, der Elbe und der Oder, sowie der überwiegende Bergverkehr auf der Donau wird durch den neugeweckten Güter­verkehr in entgegengesetzter Richtung erfrischt, was auf allen Strömen eine bessere und gleichmäßigere Ausnützung der Fahrzeuge und dadurch eine Er­mäßigung der Selbstkosten und Frachtsätze zur Folge haben wird. Solange die Donau dem großen Verkehr der nördlichen Wasserstraßen nicht ange­gliedert wird, sind die Anstrengungen zur Hebung des Verkehrs aussichtslos, bleiben auch die für die Regulierung bisher verausgabten und noch künftig zu investierenden Beiträge ohne viel Nutzen. Noch liegt aber die Fertigstellung dieses groß­zügigen mitteleuropäischen Wassernetzes in ferner Zukunft, und schon ist die Eifersucht der Ufer­staaten angefacht und der Kampf um den neuen Knotenpunkt entbrannt. In Österreich machen sich Widerstände gegen die Fortsetzung der Regulierung der Donau über Wien hinaus geltend, da man da­durch Wien zum Endpunkte der Rhein-Donau- Schiffahrt und zum größten Umschlagplatz zu machen hofft. In der Tschecho-Slowakei beabsichtigt man, alle Wasserverbindungen mit der Elbe, Oder und Weichsel bei Preßburg (Marchmündung) in die Donau einmünden zu lassen, Preßburg zum Schlüs­selpunkt des Einrangierungsverkehres zu machen, um dadurch die Konkurrenz der beiden Großstädte Wien und Budapest auszuschalten. Für den An­spruch Ungarns kann geltend gemacht werden, daß kleine Seeschiffe allein bis zu unserer Haupt­stadt Vordringen können, der Umschlag vom See­schiff auf das kleinere Donauschiff hier lohnend wäre und Budapest damit in die Reihe der Seehäfen rücken könnte. Die merkantilistische Politik, dik­tiert von einem nationalen Schiffahrtimperialismus, hat zur Folge gehabt, daß die Hafenbauten in der Nachkriegszeit besonders umfangreich geworden sind. Zum Teil war dies eine Folge der politischen Umschichtungen, wodurch an neuen Stellen Häfen nötig wurden, doch ließ der Wunsch, die Schiffahrt durch Hafenbauten zu erleichtern, nicht selten alle wichtigen Kalkulationen vergessen. Diese Überrumpelungspolitik hat schon bisher viel Schaden angeriéhtet und wird auch in der Zu­kunft nicht zu der Belebung des mitteleuropäischen Verkehres beitragen. Nijr eine von Meer zu Meer durchgehende Schiffahrt kann den einzelnen Häfen die Bedeutung geben, die ihnen gemäß ihrer handels­politischen und verkehrsgeographischen Lage zu­kommt, der Verkehr kann gedeihlich nur aus dem harmonischen Zusammenarbeiten der Nachbarstaa­ten erwachsen. Diese Harmonie wird aber erst er­zielt' werden, wenn die Erkenntnis durchdringt, daß der nationale Egoismus auf die Dauer nicht zum Erfolg führt und ein gleiches Maß verständnis­voller Berücksichtigung der Verhältnisse und Be­dürfnisse der Nachbarn unerläßlich ist. Die mittel­europäische Binnenschiffahrt ist heute infolge der Schlug. Er entgegnete Bismarck, der das Alter des Betreffenden sowieso schon heraufsetzte und meist so um die Fünfundsechzig sagte: „Sehr wohl, ein vortrefflicher Mensch, aber ist er nicht noch ein biß­chen zu jung? Nun, wir können es mit ihm ver­suchen!“ Ähnlich erginge es ihm jetzt selbst mit seinen bald achtzig Jahren! Nicht festlich wird unser Achtzigjähriger den bedeutsamen und erinnerungsvollen Tag begehen.-— hat ihm doch ein hartes Geschick die treue und teure Lebensgefährtin entrissen, von der Graf Albert Apponyi in seinem Memoirenbuch mit Bewunde­rung spricht und über die Fürst Biilow, der schwer­geprüfte Gatte, äußerte: „Was auch immer Gutes in mir sein mag, das verdanke ich meiner Frau!“ — Wir aber gedenken in alter Verehrung und Liebe des Einsamen, dessen Wesenstrieb Erhöhung des deutschen Namens und Ausbreitung der deutschen Kraft gewesen, dessen Leben und Streben nur Dienst am Vaterlande war! • 3 • FESTER LLOYD politischen und wirtschaftlichen Zersplitterung der europäischen Mitte zum überwiegenden Teil zwi­schenstaatlich. Sie verlangt großzügige Förderung durch klar durchdachte Maßnahmen, die genügend Rücksicht darauf nehmen, daß die Schiffahrt nicht an der Grenze des Staates Halt macht, sondern daß sie berufen ist, die benachbarten Länder einander näher zu bringen und zu verbinden. Dadurch wird die Wasserstraßenpolitik der verschiedenen Staaten geradezu ein Prüfstein zur Beurteilung der Frage, ob eine wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen ihnen möglich ist. , „Lebhafte Stimmung“ in London (Ärger*wegen „französischer Schikanen“. — Verständnis für Deutschlands Reparationspolitik. — Abwartend in der Abrüstungsfrage. — Triumph über Churchills Budget­­crfolg. — Die Folgen von Snowdens Entgleisung. — Did Wahlaussichten.) (Von unserem Korrespondenten.) London, April. In London herrscht zurzeit — vor den Wahlen und vor Beginn der „season“ — eine durchaus leb­hafte Stimmung, und das Interesse der Masse für politische und unpolitische Ereignisse aller Art ist im Moment besonders wach und lebendig. Aber worüber spricht man zurzeit in London am meisten? Vielleicht über die kommenden Wahlen? Mit nich­­ten. Die kommenden Wahlen, Churchills Budget und alles, was damit zusammenhängt, sind aller« dings die wesentlichsten politischen Ereignisse des Augenblicks. Aber sie sind keineswegs das Haupt« gesprächsthema. Das Hauptgespräch der Massen ist zurzeit — „Frankreich und die Blattern“! Die fran­zösischen Behörden haben verfügt, daß jeder von England Kommende bei der Landung ein Impf­zeugnis vorzulegen hat. Darüber nun in England allgemeine Aufregung — nota bene auch bei jenen, die sich durchaus nicht mit der Absicht tragen, eine Reise nach Frankreich zu unternehmen. Denn der Gedanke, daß irgend eine andere Macht sich unterfangen sollte, die Bewegungsfreiheit eines „Britishers“ in der Welt zu erschweren (und der Weg über Frankreich ist für jeden Engländer die am meisten frequentierte Richtung) ist für John Bulls Begriffsvermögen einfach „revoltierend“. Außerdem scheint — unter dem Mantel der „tradi­tionellen englisch-französischen Freundschaft“ — das Brummen und Knurren über „diese ewigen französischen Schikanen“ für den Engländer etwas wie eine Art physiologischer Notwendigkeit zu sein. Gibt er sich doch dieser Beschäftigung stets mit besonderm Genuß hin, sobald sich hiezu — wie jetzt 7— wieder mal eine plausible Gelegenheit bietet... Die Fragen der großen internationalen Politik (Abrüstung und Reparationen) treten zurzeit, we­gen der bevorstehenden Wahlen (bei denen sie übrigens .kaum eine nennenswerte Rolle spielen werden) stark in den Hintergrund — ungeachtet der Tatsache, daß ganz Europa ihnen gerade jetzt eine gesteigerte Aufmerksamkeit schenkt. Den Pari­ser Verhandlungen gegenüber nimmt die Mehrzahl der Engländer eine nüchterne und geschäftsmäßige Haltung ein. „Der deutsche Standpunkt in dieser Frage“, sagen sie, „ist nur zu verständlich. Daß Deutschland Gegenvorschläge macht und seinen 4 Don Juan am Telephon. Von HELENE TUSCHAK (Wien). Er wird angerufen. Es ist natürlich eine Dame, in diesem Falle immer dieselbe. Seine Antworten lassen deutlich erkennen, welcher Art seine Gefühle sind und in welchem Stadium sie sich befinden: Erste Phase: Küß’ die Hand, Gnädige. Das ist aber lieb, daß Sie anrufen! (Sehr animiert.) Geht’s Ihnen gut? So gern möchte ich mich davon über­zeugen.., Ja? Darf ich? Welche Frage! Selbstver­ständlich will ich . .. Wann Sie befehlen. Es gibt Dinge, für die man immer Zeit hat. Also morgen. Fünf Uhr ... Und ob ich pünktlich sein werde? .Vierundzwanzig Stunden können erschreckend lang sein. Innigen Dank. Auf morgen!... Ich freue mich. Meinen Handkuß. Zweite Phase: Wer es ist? ... Aber ich werde doch diese Stimme kennen. Ich habe schon unge­duldig gewartet, und wenn es am Télephon nicht ^ler weiche, liebe Klang war, bin ich arg ent­täuscht gewesen. Die andern Leute werden nicht gewußt haben, weshalb ich mit ihnen so hastig, so kurz angebunden war. Ich fürchtete, „meine“ Stimme zu versäumen. Wenn ich ein Grammophon hätte, müßten Sie hineinsprechen, damit ich mir Ihre Stimme vorzaubern könnte — die Melodie des Herzens. Wissen Sie, was das ist? Das muß ich Sie verstehen lehren. „Musikunterricht“ sagen Sie? .. . Vielleicht, jedenfalls der schönste der Welt. Sie haben keine Zeit? Das ist nicht gut von Ihnen. Geht’s nicht doch? Ich bin mit einer Viertel­stunde zufrieden. (Erfreut.) Ja, ja, bald sieben, auch früher. Wer mich aufhalten will, wird umgebracht. Also sechs, aber mißbrauchen Sie meine Sehnsucht nicht, lassen Sie mich nicht zu lange warten. Auf Wiedersehen! Kommen Sie bald. Dritte Phase: Grüß’ dich Gott, mein Herz. Warum hast du gestern nicht angerufen, ich habe mich bis fünf Uhr nicht vom Schreibtisch fort­gerührt. Bist du gut nach Hause gekommen? Denk’ dir, ich habe von dir geträumt. Es war Sommer, wir sind miteinander auf einem hohen Berg ge­wesen, herrlich war’s! Ich werde es dir ganz aus­führlich erzählen. Wann sehe ich dich denn? Soll ich anrufen oder rufst du? Wie du willst, Liebling. Laß’ dir’s gut gehen und hetz’ dich nur nicht zu viel ab. Vierte Phase: Servus, Schatzi. (Ein wenig eilig.) Wie geht's dir denn? Gut geschlafen? Gibt’s was Neues? ... Nein? Bei mir ist auch alles in Ordnung. Sei nicht böse, wenn ich ein bißchen hastig bin, ich habe nämlich um vier Uhr eine Sitzung und muß mir noch das Aktenmaterial zusammensuchen. Wir sehen uns morgen abend im Theater. Aber wer wird denn traurig sein, das sind ja nicht viel mehr als vierundzwanzig Stunden. Freust du dich?... Frei­lich, mein Kind, sehr lieb hab’ ich dich (lächelnd), ganz wirklich lieb, du mußt nur vernünftig sein ... (Das Gespräch wird unterbrochen. Er macht nicht den Versuch, nochmals die Verbindung herzustellen.) Fünfte Phase (überrascht): Ah, du bist es!... Bist aber heute matinal! Ist denn was Besonderes passiert? ... Nicht? Um so besser ... Weißt du, ich muß mich beeilen, verzeih’, immer die dumme Pflicht, die das Privatleben stört. .. Wenn man so angehängt ist wie ich! Was sagst du? Irma Berger?, Aber lächerlich! Du kennst mich ja, ich lebe wie ein Kartäuser... Die Leute, ach, was, die Leute! Die haben immer zu reden, darum darf man sich nicht kümmern. (Etwas ungeduldig.) Schau, quäl’ mich doch nicht mit diesem Unsinn... Nein, mor­gen? Wart’ nur, morgen, da hab’ ich eine Verab­redung mit meinem Chef. Absagen? Ausgeschlossen, ich hab’ mich erst vorige Woche einmal bei ihm ge­drückt. Sobald ich irgendwie kann, rufe ich an. Ich werde trachten, aber gewiß ... Es ist die höchste Zeit, daß ich zur Arbeit komme... Servus, Leb’ wohl. .. Sechste Phase (flüchtig): ... Sehr leid war mir, natürlich, aber du mußt begreifen, man hat doch auch einen Beruf, liebes Kind . .. Heute hab’ ich den ganzen Tag Konferenzen und morgen ... morgen fahre ich für ein paar Tage fort, amtlich selbstver­ständlich. Wann ich zurück bin? Schwer zu sagen. Ich werde dich verständigen, damit du nicht wieder umsonst warten mußt... Wirklich, ich begreife dich nicht, ich bin doch kein Gymnasiast, ich kann doch nicht immer Süßholz raspeln . .. Jedenfalls melde ich mich, bis ich wieder da bin. Geh’ ins Theater, lies, zerstreu dich und nimm nicht alles so tragisch. Ich freue mich ja auch, wenn du dich unterhältst. (Tut, als wäre er gerufen worden.) Verzeih’, aber ich sollte schon weiß Gott wo sein ... Auf Wieder­sehen! ... Siebente Phase: (Er geht überhaupt nicht zum Telephon, läßt sich verleugnen oder legt den Hebel auf, als könnte keine Verbindung zustande kom­men.) Achte Phase. (Eine andere Dame ruft an, viel­leicht Irma Berger.): Küss’ die Hand, Gnädige. Ist das aber..)ieb, daß Sie anrufen ...

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