Pester Lloyd - esti kiadás, 1930. szeptember (77. évfolyam, 197-221. szám)

1930-09-01 / 197. szám

• 4 • Montag, 1. SeptenYber rstow PESTER LLOYD 'Jacken erlauben.“ Das klingt eher nach den Befehlen eines Generals als nach dem Salongeplauder eines Nadel­künstlers. Wer wird diesmal stärker sein? Der Hund mit der Intelligenzbrille. Daß man Gummischuhe für Hunde erfunden hat, ist keine Neuig­keit mehr. Aber, ein Hund mit einer Brille — das ist (bisher denn doch noch nicht dagewesen. Eine solche Sensation kann natürlich nur aus Amerika kommen. Ein Ncw-Yorker Hundebcsitzcr hatte einen großen Kum­mer — sein Hund schielte nämlich. Um nun seinen vier­beinigen Freund von diesem Übel zu heilen, ließ er ihm eine Brille anfertigen. Zunächst konnte sicli dieser aller­dings mit dem ungewohnten Ding nicht befreunden, viel­leicht hielt er es für eine neue Art von Maulkorb. Also tat er das, was Hunde in solchen Fällen zu tun pflegen, er riß sich die Brille einfach herunter. Sechs Exemplare gingen auf diese Weise in Scherben, aber beim siebenten gab er den aussichtslosen Kampf auf. Der Klügere gibt eben nach. Jetzt hat er sich zur Freude seines Besitzers daran gewöhnt, ja, er ist sehr stolz darauf, daß er sich auf diese Weise von den anderen „gewöhnlichen“ Art­genossen unterscheidet. Bei keinem Spiegel geht er vorbei, ohne sein Bild zu bewundern, und er ist nicht mehr zu bewegen, ohne die Brille das Haus zu verlassen. Er ist außerordentlich eitel geworden; Hunde haben ja häufig genug menschliche Eigenschaften. Und — o Wunder — das Schielen hat er sich jetzt ganz abgewöhnt. So sind sie beide glücklich: der Hund und sein Besitzer. Hauswirtschaft — eia neuer Beruf! Neue Berufe üben auf alle beweglichen Menschen eine große An­ziehungskraft aus. Nun empfiehlt in diesen Tagen das Britische Arbeitsministerium den jungen Engländerinnen, einen „ganz neuen“ Beruf zu ergreifen: — nämlich sich der Hauswirtschaft zu widmen. Freilich soll dies nicht auf so primitive Weise geschehen, wie dies schon unsere Großmütter getan haben. Haushaltungskunde ist jetzt eine Wissenschaft, und man sucht nach Damen, die diese Disziplin vollständig beherrschen, und denen eigentlich ein entsprechendes Diplom oder der Titel eines „Haus­haltungsingenieurs“ verliehen werden können. In frühe­rer Zeit, so behauptet der lange Aufruf des Arbeitsmini­­stcriums, hielt man die Hauswirtschaft für ein Gebiet, das den dümmeren Mädchen zugeteilt werden könnte. Diese Ansicht ist völlig überholt. Die moderne Hausfrau muß hygienische Methoden ersinnen, das Haus zu reini­gen; sie soll auf billige Weise die Nahrung frisch halten und ebenfalls billig, aber wirksam und möglichst maschi­nell alle Gegenstände des Haushalts reinigen. Sie muß arbeitsparende Methoden erdenken und daher über eben­soviel Verstand verfügen wie der Direktor einer Fabrik. Der Bedarf an Frauen, die das können, ist sehr groß. Es handelt sich nicht nur darum, diesen Beruf zu ergreifen, um in der eigenen Wirtschaft etwas zu leisten; sondern entsprechend durchgebildete Frauen werden an Hoch­schulen, Berufsschulen, großen Hotels und in Kranken­häusern gesucht. Wohnhotels und Familienheime dehnen sich in den angelsächsischen Ländern immer stärker aus, weil die Hausfrauen die tägliche Kleinarbeit loswerden wollen. Aber dadurch entstehen große Wirkungsmöglich­keiten für die Haushaltungsingenieure, die nach Ansicht des britischen Arbeitsministerums sehr gesucht werden und hohe Einnahmen erzielen dürften. Ein moderner Bandit auf Reisen. Aus Paris wird uns telegraphiert: Der berüchtigte New-Yorker Bandit Jack 1Diamond, über dessen Verbleib sich seit einigen Tagen die amerikanischen Polizeibehörden- den Kopf zerbrachen, ist endlich an Bord des Dampfers „Beigenland“ der Read Star Line ermittelt worden. Beim Eintreffen des Dampfers in Plymouth begaben sich zahlreiche Detektive von Scott­land Yards an Bord des Dampfers. Sie fanden dort einen schlanken, eleganten, gut gekleideten jungen Mann, der in tier ersten Schiffsklasse reiste, und der zugab, der ge­­suchte Alkoholschmuggler zu sein. Er erklärte den Be­amten, daß sie sich vergebens bemüht hätten, denn er be­absichtige nicht, in England an Land zu gehen. Die Passa­giere, und besonders die weiblichen, zeigten sich sehr interessiert und baten ihn, ihre Tischkarte mit seinem Namen Jack Diamond zu unterzeichnen, obwohl er unter einem Decknamen reist. Die „Belgenland“ berührte gestern nachmittag auch Cherbourg. Die französischen Polizei­behörden waren unterrichtet worden, um ein Anland­gehen des Banditen zu verhindern. Da jedoch Jack Dia­mond keine Anstalten traf, das Schiff zu verlassen, brauchten die französischen Behörden nicht einzugreifen. (Die „Belgenland“ setzt ihre Reise nach Antwerpen fort. Jack Diamond wird dort seine Reise beenden und, falls ;ihn die belgischen Behörden unbehelligt lassen, nach Brüssel und Lüttich Weiterreisen, wo er von mehreren Mitgliedern seiner Bande bereits erwartet wird. Eine Eisengießerei der Steinzeit. Daß die Eisenzeit wahrscheinlich schon Tausende von Jahren früher be­gonnen hat, als bisher angenommen wurde, daß sie be­reits weit in die Epoche hineinreicht, die wir als Stein­zeit bezeichnen, ist eine dér überraschenden Erkenntnisse, (die die Ausgrabungen der italienischen Expedition in Nordrhodesien ans Licht gebracht haben. Der Leiter der (Unternehmung Professor Gatti berichtet, daß er bei sei­nen Grabungen zu Mumbwa eine alte Eisengießerei in einer Tiefe von etwa zwei Meter freigelegt habe. Die Werkstätte befindet sich in einer riesigen Höhle in Schichten der älteren Steinzeit. Hier muß vor vielen Tausenden von Jahren eine Rasse gelebt .haben, die in ihrer Kultur und ihrer Technik ihre Nachfolger über­ragte und bereits Eisen auf dieselbe primitive Art schmolz, wie sie noch heute unter den Bantuvölkern üblich ist. Die Untersuchung der in dieser Schicht entdeckten Skelette zeigte, daß diese Kenntnis des Schmelzprozesses in den (Tagen der Buschmänner nach Afrika kam, also etwa um die Mitte jener Menschheitsepoche, die wir als ältere Steinzeit bezeichnen. Unter der Gießerei befindet sich eine Schicht, in der Werkzeuge der Moustérienperiode gefun­den wurden. Die Entdeckung wirft ein ganz neues Licht auf die Geschichte der Metallverarbeitung und auf die ,von Südafrika. Man vermutet, daß die Eisenbearbeitung mit den rätselhaften Ruinen von Zimbabwe in Rhodesien in Verbindung steht. Während man bisher annahm, daß diese Bßfestigungeil von alten Goldsuchern errichtet wor­den seien, hält man es jetzt für nicht unwahrscheinlich, daß es das nüchterne Eisen und nicht das lockende Gold war, das Siedler anlockte lange vor der Zeit der fabel­haften Bergwerke König Salomons, Philosophie im Strandbad. Ein Pariser Feuilletonist schneidet ein pikantes Thema an, indem er die Frage auf­wirft: „Gibt es zwei Schamhaftigkeiten, eine für den Strand und eine für die Stadt?“ Nehmen Sie an an, führt das Pariser Blatt aus, daß auf dem famosen Trottoir des Boulevard Haußmann, das zwei große Warenhäuser ver­bindet, elegante Damen in Badelrikots spazierengingen und von jungen Leuten in Unterhosen gefolgt wären. Was würden die Wachorgane dazu sagen? Sie würden die selt­same Spaziertruppe auf die Wachstube bringen, und das Polizeigericht würde nicht ermangeln. Männlein und Weiblein wegen Vergehens gegen die Sittlichkeit zu be­langen. Und das wäre sehr ungerecht, denn dieselbe Klei­dung ist am Meere nicht nur geduldet, sondern sogar in Ehren. Gibt es also zwei Schamhaftigkeiten, eine für die Stadt und eine für den Strand? Es gäbe vielleicht ein Mittel, diese Widersprüche zu versöhnen: es bestünde darin, Spezialstrandorte für Liebhaber wohlenentwickel­­ler Plastik zu schaffen. Aber dann wäre zu befürchten, daß niemand die anderen Orte frequentieren möchte. Verhängnisvoller Bubenstreich. Einem dummen Jun­genstreich sind zwei Menschenleben zum Opfer gefallen. In dem Dorfe Boueuil bei Cognac wollte ein in der Som merfrischc weilender löjähriger Bursche aus Paris eine 27jährige Frau und ihre 10jährige Tochter erschrecken. Er umwickelte sie mit Kupferdraht und brachte diesen mit der elektrischen Lichtleitung in Berührung. Zu sei­nem größten Entsetzen sanken die Frau und das Kind, vom elektrischen Strom getötet, zu Boden. Drei Flieger planen die Überquerung des Ozeans. Nicht weniger als drei Flugzeuge stehen zur Überquerung des Atlantischen Ozeans bei günstigen Witterungsverhält­nissen bereit. Der amerikanische Flieger Boardman be­absichtigt, einen Flug Boston—Dublin- und zurück mit einem eigens dazu konstruierten Flugzeug. Von Montreal aus will der kanadische Flieger Boyd einen Flug nach England antreten, und zwar mit dem Flugzeug „Colum­bia , mit dem sich bereits im Jahre 1927 Chamberlin und Levine nach Deutschland begeben hatten und mit dem Boyd vor einigen Monaten die Strecke New York—­­Bermudas—New York zurückgelegt hatte. Schließlich hat der Amerikaner Roger-Williams, der im vergangenen Jahre einen Flug Oldorchard—Santander auf seinem Ein­­decker „Ensco“ ausführte, seinen Apparat zu einer Ozean- Überquerung in Richtung auf England bereitgestellt. Eisenbahnzusamnienstoß in Frankreich. Aus Paris wird uns berichtet: Gestern nachmittag stieß im Bahnhof von Chartres ein aus Brest kommender Personenzug in voller I ahrt mit einer Lokomotive zusammen. Beide Lokomotiven, der Packwagen und drei Wagen des Per­sonenzuges entgleisten und wurden vollkommen zer­trümmert. Ein Lokomotivführer war auf der Stelle tot. Dem anderen mußte ein Arm amputiert werden, um ihn aus den Trümmern der Maschine zu befreien. Er hatte jedoch so schwere Verletzungen erlitten, daß er auf dem Wege ins Krankenhaus starb. Ein Heizer und ein Reisender wurden schwer verletzt. Etwa 40 Reisende erlitten leichtere Verletzungen. Verschleppung eines Berliners in Westafrika? Am 25. Juli 1930 ging beim Berliner Polizeipräsidium ein Brief ein, der am 15. Juli 1930 in Dakar aufgegeben war. Stempel und Briefmarke waren echt. Der Inhalt des Briefes ist folgender: „Bin seit dem 1. Juli hier in Dakar- Scnagal, Westafrika, von einigen französischen Banditen auf der Straße gefangen worden „ä la Kutjepow“ und verschleppt worden nach dem Kap Mannei bei Dakar. Der Ge ne r a lgou ve r neu r^,^v e i ß dies, aber antwortet nicht. Urheber sind ein gewisser Sorel aus Nantes, ein äußerst gefährlicher Betrüger, der mit falschen amtlichen Doku­menten arbeitet, und ein zweiter, ein Dr. Marc i. D. Es soll kein Geld ausgegeben werden, sondern nur das fran­zösische Konsulat benachrichtigt. Unterschrift: Jean Rosenberger.“ Kriminalkommissär Gennat und das fran­zösische Konsulat haben sofort Nachforschungen nach Angehörigen von Jean Rosenberger in Berlin aufgenom­men, bisher konnte aber niemand dieses Namens ausfindig gemacht werden. Opferfreudigkeit. Als in dem Städtchen eine Samm­lung für die Armen veranstaltet wurde, beschlossen auch die Schulkinder, auf alles Überflüssige zu verzichten und das so gesparte Geld zur Sammlung zu geben. Der eine wollte auf die Schokolade, der andere auf das Kino ver­zichten. So brachte jeder in der Schule vor, welchem Ge­nuß er entsagen wollte. Klein Hänschen sagte: „Ich ver­zichte darauf, in die Schule zu gehen!“ Stresemann-Anekdote. In einer Gesellschaft sitzt eine polnische Dame neben Stresemann. Die Polin zu Stresemann: „Herr Reichsminister, warum libben Sie uns. Polen nicht?“ Stresemann zu der Polin: „Gnädige Frau, ich werde Sie lieben, wenn wir uns im Korridor begegnen.“ Wasserstand. Die Donau steigt bei Regensburg, sonst fällt sie bis Baja bei niedrigem, weiter abwärts mittlerem Wasserstand. Pegel: Passau 275, Stein 7, Wien —15, Komárom 285.Budapest 234, Paks 160, Baja 265, Mohács 305, Barcs — 20. Die Theiß steigt bis Vásárosnamény, weiter abwärts fällt sie bei sehr niedrigem Wasserstand. Pegel: Tiszabecs —48, Vásárosnamény —144, Tokaj — 70, Tiszafüred —66, Szolnok —74, Csongrád —135, Szeged — 35, Csenger — 30, Gyoma — 88. Wetterbericht. Die Witterungslage hat sich seit gestern wesentlich geändert. In Nordeuropa ist eine stär­kere Depression zur Herrschaft gelangt, die dem konti­nentalen Maximum ein Ende machte und besonders im Osten den Luftdruck stark herabdrückte. Uber England ist der Luftdruck gestiegen, wodurch von der Nordsee her kühlere Luftmassen auf den Kontinent einwirkten. In Deutschland hat sich infolgedessen das Wetter kühler gestaltet und Regenneigung hervorgerufen. Auch in Eng­land hat die Hitze aufgehört. Südlich und östlich von Deutschland ist das Wetter noch immer heiter und trok­­ken. In Ungarn ist die Temperatur bei unbedecktem Him­mel am Tage wärmer, des Nachts kühler als normal. Mittagstemperatur in Budapest 25 Grad Celsius. Prognose: Bei nordwestlicher Luftströmung und mäßiger Wärme­abnahme in den nördlichen Teilen stellenweise Regen. Beachten Sie rem Morgenblatte; Sie finden da in den ver­schiedenen Rnhriken; Offene Stellen Dienst und Arbeit (Gewerbliclxcs und Haus­­personal, Wäscherinnen, Büglerinnen usw.) Vertretung'en (Agenturen) Stellengesuche Übersetzungen Unterricht (! a ifmännisclies Lehr­­f< c l, Sprach-, Musik-, « fs.tng-, Allgemeiner Unterricht) Erziehung und Kinderpflege Damen-, Herren-, Kinderniode Bekleidung Pelze, Pelzwaren Schneiderei (Modistinnen, Näh- und Zuschneideschulen) Handarbeiten Käufe und Verkäufe Bureau- u. Geschäfts­einrichtungen Juwelen, Uhren, Werte. Antiquitäten, Bilder Bücher, Briefmarken Photographie, Optik Golegeiiheitsgescheuke Lebensmittel Obst Blumen Schreibmaschinen Nähmaschinen Diverse Maschinen Möbel Lüster Teppiche, Vorhänge, Decken Musikinstrumente (Musikalien) Allgemeiner Verkehr Patente (Krflmlangcn) Radio so manches, was Sie Möbeleiu lagerun g und Transport Auto (Motorräder, Wagen, Pferde; Nutz- u. X-uxustler) A utofahrsclinlen, Chaufieure Beteilig-., Kompagu. Geschäfte, Unterueluu. Geld, Hypotheken Baufach (Neuhauten, Renovierun­gen, Baumaterialien) Realitäten verkehr (Zinshäuser, Villen, Fami- Ueuliäuser, Gründe, Güter Mühlen, Fabriken) Reini^nngsiniternelini. Mieten (oder zu vermieten (Geschäfts-, Kanzlei-, Magazin-, Keller- und andere Lokalitäten) Wohnungen (erhältlich) Woli minien (gesucht) Sommerwohnung Zimmer (erhältlich, gesucht) Gute IJpester Pensionen Gute Wiener Pensionen Gnte Auslandspensioncn Mädchen-, Knaben-, Pensionate, Internate Kurorte Landaufenthalt Budapestéi- Sanatorien Wiener Sanatorien Kosmetik (Gesichts- u. Körper])Ui ge Damenfriseure (Haarpflege) Heiratsanträge Korrespondenz Auskunftei Diverse interessieren dürfte. Der erste September. Blutige Ausschreitungen: ein Toter und 300 Verletzte. Heute fand die von der ungarischen Sozialdemo­kratie seit Wochen vorbereitete und durch die Polizei verbotene Straßendemonstration des Gewerkschaftrates statt. Leider konnte, wie aus dem nachfolgenden Bericht hervorgeht, das Versprechen der Sozialdemokratischen Partei, die Ordnung und Ruhe der Straße bei dieser De­monstration garantieren zu wollen, nicht eingehalten wer­den. Nach anfänglich scheinbar geregeltem Aufzug mischten sich an zahlreichen Stellen der Stadt verantwortungslose, angeblich kommunistische Agitato­ren, unter die Menge, reizten diese zu Gewaltakten auf und so kam es an mehreren Stellen der Stadt zu Steinwürfen, Demolierungen, Plünderungsversuchen, die das Einschreiten der Polizei notwendig machten. Hiebei kam es namentlich im Stadtwäldchen vor dem Landwirt­schaftlichen Museum zu einem bedauerlichen Zwischen­fall, bei dem die Polizei von ihrer Schußwaffe Gebrauch gemacht hat und infolgedessen dreihundert Verletzte und ein Toter auf dem Platze blieben. Wie unberechenbar die Stimmung der Massen bei solchen Demonstrationen ist, zeigt der Zwischenfall, dessen leidender Teil ein durch sein soziales Gefühl und durch seine Arbeiter­freundlichkeit allgemein bekannter Gemeindepolitiker, Dr. Zoltán Klär gewesen ist. Er befand sich in Begleitung eines amerikanischen und eines ungarischen Journalisten auf seinem Auto im Stadtwäldchen und wurde von der Menge aufgefordert, an sie eine Rede zu richten. Als er nun einige beschwich­tigende Worte sagte, kehrte sich die Stimmung der De­monstranten um, er wurde mit Steinen beworfen und brach ohnmächtig zusammen. In der Stadt schwirren unterdessen die phantastischesten Gerüchte um, denen gegenüber festgestellt werden muß, daß die Polizei nun­mehr außerordentlich energisch vorgeht und vollkommen Herr der Situation ist. In der Polizeizentrale. Im Gebäude der Oberstadthauptmannschaft und ir. sämtlichen Bezirken war die Polizei schon seit gestern abend in Permanenz. Die meiste Arbeit versah die politi sehe Sektion, die ihr Augenmerk darauf richtete, daß die Kommunisten, die den Aufzug der Sozialdemokraten zu Ruhestörungen'benützen wollten, an der Agitation verhin­dert werden. In der Tat bemerkten die Detektive, daß in den Abendstunden, insbesondere in den Arbeitervierteln mit Schreibmaschine hergestellte Flugzettel der ungarlän­dischen Kommunistenpartei verteilt wurden, in denen die dieser Partei angehörenden Jungarbeiter aufgeforder! werden, sich unter die Sozialisten zu mengen und wo­möglich Radau zu machen. Als Losungswort für die Skandale war der Ruf: „Arbeit und Brot!“ ausgegeben. In den Morgenstunden wurden einige Dutzend dieser Agita toten aufgegriffen und einstweilen in das Polizeischubhaus gebracht. Schon um 4 Uhr morgens waren bei den Stadthaupt­mannschaften und in der Polizeikaserne die Kommandan­ten zur Stelle und sorgten dafür, daß die gestern fest­gestellte Ordre de Bataille strengstens durchgeführt werde. Schon nach 5 Uhr früh konnte man Polizeiabteilungen aufmarschieren sehen, die nach dem im voraus festgesetz­ten Sammelplätzen marschierten. Größere Bereitschaften waren am Boráros-tér, beim Nationaltheater, auf dem Oktogon-tér, beim Westbahnhof und auf der Váci-ut auf­­gestellt, während im Stadtwäldchen bei der Industriehalie, wo die Auflösung der Menge stattfinden soll, die Polizei­kaserne auf der Hermina-ut die Bereitschaft zur Ver­fügung stellte. Um 8 Uhr früh wurde dem Staatssekretär Sztrany­­avszkg, der im Ministerium des Innern den Oberbefehl führt die Meldung erstattet, daß die Brachialgewalt überall zur Stelle sei. Dem Kommandanten Mezei war die Weisung gegeben worden, den Aufzug zu dulden, solange es zu keinen Zusammenrottungen oder Verkehrsstörungen komme. Auf der Straße. Der Umstand, daß in den Fabriken die Arbeit nicht erst um 11 Uhr vormittags eingestellt wurde, sondern dis meisten Jietrtebe überhaupt stillstanden, hatte zur Folge,

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