Pester Lloyd - esti kiadás, 1930. október (77. évfolyam, 222-248. szám)

1930-10-01 / 222. szám

FESTER LLOYD Das öffentliche ßauprogramm. (Telegramm des Pester Lloyd.J Rom, 1. Oktober. Gemäß den Weisungen Mussolinis werden 396.000 [Arbeiter über den Winter bei der Ausführung öffentlicher 'Arbeiten, namentlich bei Entsumpfungen und Urbar­­femachungen, durch den Staat und die Gemeinden Beschäf­tigung erhalten. SPANIEN. Außenpolitische Beschlösse des Kabinetts. Madrid. 1. Oktober. (Fabra.) Das offizielle Kommuniqué über die gestern jabend stattgefundene Sitzung des Kabinetts berichtet, daß [der Außenminister die Mitglieder des Kabinetts über ver­­jschiedene Fragen informiert habe, die er in der nächsten ■Zukunft mit dem Außenminister der portugiesischen [Republik verhandeln werde. Der Minister erstattete so­dann Bericht über die im Einvernehmen mit dem Wirt­schaftsminister getroffenen Maßnahmen zur Vorbereitung der spanisch-französischen Handelsvertragsverhandlungen, Sdie nächsten Montag beginnen werden. Herzog Alba besprach dann mit den Mitgliedern des Kabinetts die diesjährigen Beratungen des Völkerbundes. Die Regierung beschloß, den spanischen Delegierten täuinones de Léon zu bevollmächtigen, das Protokoll über (das Programm der für den Monat November einberufenen Wirtschaftskonferenz zu unterzeichnen. Ferner wurde be­schlossen, daß Spanien den Antrag der dritten Völker­bundkommission, wonach der Völkerbund angegriffenen Staaten finanzielle Hilfe leiste, annehme. Das bezügliche Protokoll wird von dem spanischen Delegierten Quinones de Léon Donnertag unterschrieben werden. Herzog Alba informierte sodann die Mitglieder des Kabinetts über die jüngsten Berichte der spanischen diplomatischen Mis­sionen, besonders der Gesandten in Südamerika, und die Regierung erteilte ihre Zustimmung zu der Teilnahme Spaniens an den Zentenarfeiern zum Andenken Simon Bolivars. POLEN. Die ukrainischen Unruhen. fTelegramm des Pester Lloyd.) Warschau, 1. Oktober. Diie Brandstiftungen in Ostgalizien dauern trotz ener­gischer polizeilichen Maßnahmen unvermindert an. Ge­stern sind im Bezirk Drohobycz wieder 24 Heuschober piedergebrannt, die dort angesiedelten polnischen Front­soldaten gehörten, gegen die sich die Erbitterung der nkrainischen Nationalisten vor allem rächtet. In der Gegend von Tarnopol wurden mehrere Ulanenpatrouillen von der Bevölkerung beschossen. Es wurden zahlreiche Hausdurchsuchungen vorgenommen, und große Mengen Munition söffen beschlagnahmt worden sein. Bei Zalesczyki wurde ein Gymnasist, der sich der Verhaftung durch die Flucht entziehen wollte, erschossen. Auf der jTarnopoler Woiwodschaft fand gestern eine Besprechung Statt, zu* der auch ukrainische Vertreter zugezogen waren. |Der Woiwode kündigte für den Fall, daß die Brandlstiftun­­gen njeiht aufhören sollten, strengste Maßnahmen be­sonders gegen die ukrainische Intelligenz an, die er für die Fortdauer der Terrorakte verantwortlich machte. Der griechische Metropolit von Lemberg, Szczepticki, hat sieh im Flugzeug nach Warschau begeben, wo er bei Marschäff iPilsudskä eine Linderung der polizeilichen Maßnahmen in Ostgalizien erreichen will. TSCHECHO-SLOWAKEI. Pressehetze gegen ungarische, deutsche und jüdische Kaufleute. Prag, 1. Oktober. (ü. T.-K.-B.) Das Pozspnyer Organ der Tschechischen jiVolkspartei des Slovensko Ludová Politika veröffentlicht [einen unerhört scharfen Hetzartikel gegen die ungarischen, [deutschen und jüdischen Kaufleute des Slovensko. Das •Blatt stellt fest, daß der Handel der Slowakei zum über­wiegenden Teil in den Händen der Ungarn, Deutschen und [juden sei, die die Handelskonzessionen durch allerlei ge­­j!heimnisvolle Schliche an sich gerissen hätten. Der am wenigsten solide Kaufmann sei von affen der Ungar. Das (Blatt stellt es als wünschenswert hin, den Handel der Slowakei wenn nicht in slowakische, dann wenigstens in itschechische Hände überzuleiten. Die Tschechen hätten isich als überaus tüchtige und verläßliche Geschäftsleute ’-erwiesen. Es sei natürlich von Tschechen die Rede, die (sich für immer im Slovensko niederzulassen wünschten. Prágai Magyar Hírlap bezeichnet den Artikel als ein [krasses Beispiel der tschechischen Auffassung über die 'Lösung der Wirtschaftskrise und über die Art und Weisd, [wie die Tschechen von den Existenzmöglichkeiten im (Slovensko Besitz ergreifen möchten. ( Nachklänge der deutschfeindlichen Demon­strationen. Prag, 1. Oktober. (U. T.-K.-B.) Die Folgen der jüngsten deutschfeind­lichen Demonstrationen in Prag zeigen sich erst jetzt in ihrer glanzen Größe. Nach dem Ceske Slovo gähnen die Prager Hotels vor Leere, da die meisten ausländischen Gäste sich aus Prag geflüchtet haben. Das Blatt hat un­gefähr zwanzig Hotels befragt, in denen zumeist Auslän­der absteigen und hat festgestellt, daß die meisten Gäste abgeredst sind oder die bestellten Zimmer abgesagt haben (und an einem einzigen Tage verließen Prag 14 Amerika­ner, die bis Ende Oktober sich in Prag aufhalten wollten. Eine kommunistische Kundgebung. Prag, 1. Oktober. (U. T.-K.-.B.) In einer Sitzung der Stadtvertretung von Kassa haben Kommunisten und Arbeitslose eine istiirmische Demonstration veranstaltet. Die kommunisti­schen Mitglieder der Versammlung versuchten mit einer [lärmenden Obstruktion die Sitzung zu verhindern und wollten mehrere vor dem Stadthause versammelte Ar­­ibeitslose ohne Erlaubnis des Bürgermeisters auf die Ga­lerie führen, wo sich bereits viele Arbeitslose befanden. • 4 • Diese Leute haben nun den Bürgermeister laut be­schimpft, der schließlich genötigt war, die Lärmenden zu entfernen und den Platz vor dem Stadthause säubern zu lassen. JUGOSLAWIEN. Enthaftung Pribicsevics’. Belgrad, 30. September. (Wiener Amtliche Nachrichtenstelle.) Der ehemalige Führer der selbständigen demokratischen Partei Svetozar Pribicsevics, der seit dem April des vorigen Jahres teils im Orte Hrus in Serbien, teils im staatlichen Krankenhaus in Belgrad interniert war, wird im Laufe dieser Woche, voraussichtlich schon morgen, wieder in Freiheit gesetzt werden. Seine Internierung erfolgte, weil er von Agram nach Belgrad gekommen war, um mit ehemaligen Partei­führern über ein der Krone zu unterbreitendes Projekt einer neuen Verfassung zu beraten. Der Umstand, daß er sich bei seiner Ankunft im Bahnhofe die Zuteilung von Polizeibeamten brüsk verbat, wurde als formeller Grund seiner Internierung genommen. Pribicsevics, der seit dem Jahre 1920 in Belgrad ständigen Aufenthalt ge­nommen hatte, und erst gegen Ende 1928 nach Agram übergesiedelt war, beabsichtigt nunmehr, sich endgültig in Agram niederzulassen. ALBANIEN. RUektritt des englischen Generalinspektors der Gendarmerie. (Telegramm des Pester Lloyd.) London, 1. Oktober. Der englische Generalinspektor der albanischen Gendarmerie General Pereg ist nach einer Meldung des Daily Telegraph aus Tirana zurückgetreten. König Achme Zogu hat das Rücktrittsgesuch angenommen. General Percy hatte die Gendarmerie in \ Albanien neu organisiert, und wird jetzt nach England zurückkehren. Angeblich sind persönliche Meinungsverschiedenheiten entstanden, die sich aus dem Wunsche der Italiener ergeben haben, die Gendarmerie und die Armee in Albanien unter ihren Einfluß zu bringen. Es ist noch nicht bekannt, meldet Daily Telegraph, ob auch die anderen englischen Offiziere, die in die albanische Gendarmerie eingetreten sind, zu­sammen mit Percy Albanien verlassen werden. RUSSLAND. Statistik der Todesurteile. (Telegramm des Pester Lloyd.) Warschau, 1. Oktober. Nach einer Meldung des Kurjer Warszawska aus Moskau betrug die Zahl der in den ersten acht Monaten dieses Jahres in Sowjetrußland verhängten und ausge­führten Todesurteile 557. Im September sind bisher 100 Personen erschossen worden. Der größte Teil der Ver­urteilungen erfolgte wegen gegenrevolutionärer Tätigkeit. AMERIKA. Prohibitionsgegner als demokratischer Kandidat. (Telegramm des Pester Lloyd.) New York, 1. Oktober. Der bisherige Gouverneur von New York, Frank Roose­velt, wurde vom demokratischen Konvent in Syracus (Ver­einigte Staaten) einstimmig als Kandidat für die kom­mende Gouverneursneuwahl im November aufgestellt. Da der Kandidat der Republikaner, der frühere Distrikts­direktor Tuttle, genau wie sein demokratischer Gegen­kandidat, Gegner der Prohibition ist, so rechnet man da­mit, daß ein zweiter republikaniscehr Kandidat aufgestellt wird, der die trockene Richtung der demokratischen Partei vertritt, Mit 1. Oktober 1930 beginnt ein neue Abonnement aut den PESTER LLOYD unter folgenden Bedingungen: Für Budapest mit täglich zweimaliger Zustellung und für das Inland : Morgen- und Abendblatt: Ganzjährlich......Pengő 72.— I Vierteljährlich__Pengő 18.— Halbjährlich...... „ 36.— [ Monatlich............... „ 6.40 Für die separate Zusendung des Abendblattes nach der Provinz ist vierteljährlich 1 Pengő zu entrichten. Für das Morgenblatt allein: Ganzjährlich...... Pengő 44.— j Vierteljährlich ... Pengő it,— Halbjährlich............... 22.— | Monatlich............... „ 4.— Auch aut das Abendblatt allein kann unter den gleichen Bezugsbedingungen abonniert werden. Mit täglich einmaliger Postversendung: Für Oesterreich........................... vierteljährlich Pengő 20.— Für alle übrigen Staaten......... vierteljährlich „ 30.— Wir ersuchen jene p. t. auswärtigen Pränumeranten, deren Abonnement mit 30. September 1930 abläuft, den Pränumerationsbetrag unter genauer Angabe ihrer Adresse rechtzeitig an uns einzusenden, um jeder Unterbrechung in der Expedition des Blattes vorzubeugen. fSF“ Neueintretende Abonnenten erhalten die bisher erschienenen Fortsetzungen unseres Romans: Durch Leid zum Frieden von Karl Hans Strobl gratis nachgeliefert. Die Administration des Pester Lloyd. Mittwoch, 1. Oktober 1930 Tagesneuigkeiten. Der König von England wieder in London. Nach mehrmonatigem Aufenthalt im Schlosse zu Balmoral in Schottland ist, wie man uns aus London meldet, der Kö­nig wieder im Buckingham-Palast eingetroffen, womit die Wintersaison in der Gesellschaft ihren traditionellen An­fang genommen hat. Mittwoch wird der König den von seinem Posten scheidenden deutschen Botschafter und hamburgischen Senator v. Stahmer beim Lunch zu Gaste sehen. Stahmer erfreute sich sowohl im Buckingham- Palast als auch in der englischen Öffentlichkeit großer Sympathien. Teilnahme Hindenhurgs am Begräbnis des Prinzen Leopold von Bayern. Wie uns aus München gemeldet wird, wurde die Leiche des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern einibalsamiert nnd aufgebahrt. In die aufgelegte Kondolenzliste der primzlichen Villa in Schwa­bing haben sich zahlreiche Mitglieder der bayrischen Ari­stokratie, des Offizierskorps, der hohen . staatlichen Bureaukratie und der Künstlerkreise eintragen lassen. Im Hinblick darauf, daß Reichspräsident v. Hindenburg seine Teilnahme an der Beisetzung zugesagt hat, ist das Begräb­nis von Donnerstag auf Freitag verschoben' worden. Gene­­ralfeldmarschall v. Hindenburg, der am 2. d. seiden Ge­burtstag feiert, wird bis zum 3. Oktober in München ver­weilen und abends nach Berlin zurückreisen. Erzherzogin Auguste, die Tochter des verblichenen bayrischen Prin­zen, traf in Gesellschaft ihres Gemahls, des Erzherzogs Josef, in München ein. Eine italienische Studienkommission in Budapest. Die italienische Regierung hat von der Rockefeller-Stif­­tung eine bedeutende Summe erhalten, damit sie eine Hygieneanstalt errichte. Das zu errichtende Institut wird ungefähr denselben Wirkungskreis haben wie das kön. ungarische Landes-Hygieneinstitut. Da man bei dem Bau und der Einrichtung des italienischen Instituts die Erfah­rungen nützen will, die beim ungarischen Institute ge­macht wurden, hat sich zum Studium des ungarischen Instituts und seines Wirkens eine aus fünf Mitgliedern bestehende italienische Kommission in Budapest einge­funden. Die Kommission besteht aus dem Professor Alberto Missiroli (Leiter der Kommission), Professor Ugo Bordoni, Gregorio Birelli, Professor Domenico Marotta und Comm. Castore Giuliani. Der türkische Staatssekretär Abidin Iksan in Buda­pest. Zu Ehren des in Budapest weilenden Staatssekre­tärs im türkischen Ackerbauministerium Abidin Iksan hat Ackerbauminister Johann Mayer gestern abend im Extrasaale der Budafoker staatlichen Weinkellerei ein Diner gegeben. Bei dem Mahle war der Minister durch den Staatssekretär Karl Mayer vertreten. Außerdem waren erschienen: die Vertreter der Wirtschaftsorganisationen, mehrere Professoren der tierärztlichen Hochschule und mehrere höhere Beamte des Ackerbauministerium. Der türkische Staatssekretär bleibt noch einige Tage in Budapest. Ein neuer Nationalpark in Frankreich. Wie aus Paris gemeldet wird, hat das französische Komitee zum Schutze der Naturdenkmäler beschlossen, die Gegend von Camargue in Südfrankreich zum Nationalpark zu erklä­ren. Auf diesem Gebiete, das ein umfangreiches Sumpf­gelände darstellt, leben nämlich die allerseltensten Vogel­arten, die man derart vor der Nachstellung der Jägerwelt schützen möchte. Neues Badiumlager entdeckt. Ein ergiebiges Radiumlager wurde von dem aus Toronto stammenden Radiumspezialisten Dr.Richard in der Nähe des Ortes M ilberforte im Staate Ontario entdeckt. Nach Aussagen Richards ist das neu entdeckte Lager reichhaltiger als das bisherige Radiumvorkommen in Katanga im belgi­schen Kongo. Dr. Richard hofft, daß durch die Ent­deckung des neuen Lagers der Bedarf Englands an Radium gedeckt werden kann und daß England vom Auslande unabhängig werden würde. Die gefesselte Kathedrale. In den Times wird über die Renovierungsarbeiten an der St. Paul-Kathedrale be­richtet. Um zu verhüten, daß sich in den Tragmauern der Kuppel, und damit in der Kuppel selbst, von neuem Risse zeigen, hat man die Tragmauern oben und unten mit je einer Kette umlegt. Eine solche Kette hat ein Gewicht von etwa 3000 Tonnen. Sie ist aus rostfreiem Shetfieldstahl hergestellt und soff einen Druck von rund 1000 Tonnen aushalten können. Nach Meinung der aus­führenden Ingenieure soff diese Maßnahme ausreichen, dem durch den Druck der Ausdehnung und Senkung be­dingten Schaden erfolgreich zu steuern. Kampf mit einem Haifisch. Ein aufregendes Aben­teuer mit einem riesigen Haifisch erlebte kürzlich Henry Lawrence, ein Einwohner der chilenischen Stadt Anto­fagasta. Mit einem Freunde war er in einem kleinen Ruderboot auf das Meer hinausgefahren, um Haie zu fangen. Eine starke Drahtschnur, ein Angelhaken von passender Größe und ein tüchtiges Stück Fleisch bildeten die für das Unternehmen dienende Ausrüstung; daß Lawrences Begleiter zufällig auch einen Revolver in der Tasche trug, war nur ein — wie sich später heraus­­stellte — glücklicher Zufall. Bald hatte auch ein Hai an­gebissen, aber zur unangenehmen Überraschung der beiden Freunde mußten sie bemerken, daß der über fünf Meter lange Fisch viel zu schwer war. um sich lebend ins Boot bringen oder auch nur an Land schleppen zu lassen. Die Versuche, den Hai durch einen Revolver­schuß zu töten, versprachen keinen Erfolg, da die dicke, lederartige Haut nur an ganz wenigen Steffen eine Revol­verkugel durchläßt. Konnten die beiden Fischer nun ihre Beute nicht fortschleppen, so begann nunmehr diese den Spieß umzudrehen. Der durch die Schmerzen in höchste Wut versetzte Fisch ging nämlich plötzlich auf und da­von, dem offenen Meere zu, das leichte Boot an der Draht­schnur hinter sich her ziehend. Vergeblich suchten die beiden Insassen die rasende Fahrt aufzuhalten. Den Kräften des Riesenfisches waren sie nicht gewachsen. Hilflos mußten die beiden es geschehen lassen, daß sie immer weiter in die See geschleppt wurden. Etwa 20 Kilometer waren so zurückgelegt, als der Hai sich zum direkten Angriff gegen das Boot wandte. Durch gewaltige Schläge suchte er es zu zerschmettern, und es bedurfte der ganzen Geschicklichkeit der beiden Insassen, ihr Fahrzeug immer noch rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Die Lage wurde bedenklich, als es dem Hai ge­lang, -eines der Ruder mit dem Maule zu packen und es

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