Pester Lloyd - esti kiadás, 1930. november (77. évfolyam, 249-272. szám)

1930-11-03 / 249. szám

Einzelnummer an Wochentagen 10, an Sonntagen 32 Heiler. Abonnement: Für Budapest: mit täglich zweimaliger Zustellung und für das Inland Morgen« , und Abendblatt: V»eiteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. Fir das Borgenfalatt allem vierteljährlich IIP, monatlich 4 P. Auob auf das Abend« blaß eileia kann unter den gleichen Bezugs« t edingungen abonniertwerden. Für die sepa« rate Zusendung des Abendblattes nach der Provinz sind vierteljährlich 1 Pengő zu entrichten. Für Wien auch durch Hern». Goldschmidt, i Für das Ausland mit direkter Kreuzband­sendung vierteljährlich: Für Oesterreioh und Polen 20 Pengő, für alle übrigen Staaten 30 Pengő. Abonnements werden auch bei sfimtiicben ausländischen Post­ämtern entgegengenoramen. Manuskripte werden nicht zurückgestellt, Telephon der Redaktion: 848-20,FESTER LLOYD ABENDBLATT Inseratenaufnahme: ln Budapest, in der Administration def Pester Lloyd und in den Annoncen- Bureaus: Balogh Sándor, J. Blookner, J. Blau, Boras, „Globus“, Győri & Hagy, Haasensteln & Vogler, Ludwig Hegyi, Simon Klein, Cornel Leopold, Julius Leopold, Hagy, hirdető-iroda, Rudolf Moose A. G., Josef Sohwarz, Julius Tenzer. Generalvertretung des Pester Lloyd iiir Oesterreich: 1.Duke* Naohf. A.-G., Wien, Wollzeile 16. Einzelnummer für Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 38 Heller, Abendblatt 16 Heller. — Für Oesterreloli: Morgenbiatt an Wochentagen 30 Or., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Or, Redaktion u. Adm. :V.,MárlaValéria-ucoai3, Telephon der Administration: 849-09 77» Jahrgang» Budapest, Montag, 3. November 1930, Nr- 249 Auslandschau­ — 3. November. — Die Heimfahrt des Minister­präsidenten Grafen Bethlen. Ministerpräsident Graf Stefan Bethlen hat Frei­tag abend die Rückreise nach Budapest angetreten. Über seine Heimfahrt liegen die folgenden telegraphi* sehen Berichte vor: Ankara, 1. November, Ministerpräsident Graf Stefan Bethlen hat Freitag ■bend Ankara verlassen. Auf dem Bahnhof hatten sich im Namen des Präsidenten der Republik der Chef der Kabi­nettskanzlei und der erste Adjutant, ferner Ministerpräsi­dent Ismét Pascha, Außenminister Tewfik Büschdi Bei, die Wirtschaftsminister, der Präsident der Nationalversamm­lung, zahlreiche Parlamentsmitglieder und höhere Staats­funktionäre eingefunden, um sich vom ungarischen Mini­sterpräsidenten zu verabschieden, zu dessen Begrüßung nebst dem griechischen Ministerpräsidenten Venizelos auch die Botschafter Englands und der Vereinigten Staaten von Amerika, die Gesandten Griechenlands und Österreichs sowie einige andere Mitglieder des diplomatischen Korps erschienen waren. Der Chef der Kabinettskanzlei überreichte im Bahn­hof dem Ministerpräsidenten Grafen Bethlen und dem Chef des Pressedepartements im ungarischen Außenministerium Grafen Stefan Csdky die Photographien Mustafa Kemal Paschas mit überaus warmen eigenhändigen Widmungen. Um Tagesanbruch herum verließ Graf Bethlen mit den Mitgliedern seines Gefolges — darunter dem Buda­­pester türkischen Gesandten Behidj Bei, dem ungarischen Gesandten in Ankara Ladislaus Tahg und dem Chef der politischen Abteilung des tiirkischerv Außenministeriums — den Sonderzug und setzte die Reise im Automobil über Brussa nach Yalowa fort. Unterwegs wurde der Minister­präsident von der Bevölkerung herzlich begrüßt. Beson­ders Warm und begeistert waren die Kundgebungen der Bevölkerung der Stadt Orchangasi, Im Hafen von Yalowa war eine Ehrenpforte errichtet, an der die Vertreter der lokalen Behörden den ungari­schen Regierungschef empfingen und begrüßten. Im Hafen selbst erwartete ihn bereits der mit Blumen geschmückte Sonderdampfer der türkischen Regierung, auf dessen Hauptmast die ungarische Flagge gehißt war. Unter be­geisterten Kundgebungen der Bevölkerung stach der Dampfer in See. Die Vertreter der lokalen Behörden von Yalowa gaben dem Schiff bis Stambul das Geleite. In Stambul wurde Graf Bethlen nach der Landung von den Vertretern der Behörden und vom Provinz­gouverneur begrüßt. Gesandter Tahg gab dem Ministerpräsidenten zu Ehren ein Frühstück, an dem die Leiter der Stambuler Behörden teilnahnven. Nach der Mahlzeit empfing der Ministerpräsident die Abordnungen der ungarischen Ko­lonie und der türkischen Journalisten und um 7 Uhr abends verließ er Stambul. Die Delegierten des türkischen Außenministeriums und Gesandter Tahy gaben dem Grafen Bethlen bis an die bulgarische Grenze das Geleite. Aus Sophia wird gemeldet: Ministerpräsident Graf Bethlen wurde an der türkisch-bulgarischen Grenze vom ungarischen Gesandten in Sophia, Rudnag begrüßt. Im Bahnhof von Sophia empfingen den Grafen Beihlen der bulgarische Außenminister Burow, der Schriftführer des Ministerrates Stantschew und die Mitglieder der ungari­schen Gesandtschaft. Ministerpräsident Liaptschew, der unpäßlich war, hatte sein Fernbleiben entschuldigt. Graf Bethlen führte mit dem Außenminister Burow ein längeres Gespräch, das die ganze Wartezeit des Zuges in Anspruch nahm. Auch mit dem früheren Minister­präsidenten Dr. Dimitri Stantschew, seinem einstigen Studiengenossen im Wiener Theresianum, hatte Graf Bethlen eine herzliche Unterhaltung. Auf der ganzen Fahrt durch Bulgarien war Graf Bethlen Gegenstand auszeichnender Aufmerksamkeit von seiten der bulgarischen Behörden. Nach einer Meldung aus Stambul. hat dort Graf Bethlen den Berichterstatter der Türkischen Telegraphen­agentur empfangen und ihm gesagt, daß seine Unter­haltungen mit dem Ministerpräsidenten Ismét Pascha und dem Außenminister Tewfik Rüschdi Bei ihn mit großer Befriedigung erfüllt haben. Die Besprechungen hätten im Zeichen jener tiefen und engen Freundschaft stattgefun­den, die die gegenseitigen Beziehungen der beiden Länder kennzeichnen. In diesen Unterredungen wurden alle poli­tischen Fragen, die die beiden Länder interessieren, einer sehr eingehenden Erwägung unterzogen. Wir haben — fuhr Graf Bethlen fort — den starken Eindruck empfan­gen, daß in allen Hinsichten voller Einklang zwischen den beiden Ländern herrscht. Selbstverständlich werden wir die Engerknüpfung der Verbindungen zwischen den beiden Bruderländern auch in der Zukunft fortsetzen. Graf Bethlen gab noch seinem Bedauern darüber Aus­druck, daß einzelne Preßorgane dem zeitlichen Zusammen­fall seines Besuches mit dem Aufenthalte des griechischen Ministerpräsidenten Venizelos in Ankara eine besondere Bedeutung beimessen zu sollen geglaubt haben; er er­klärte, daß sein Besuch sich gegen keine einzige Nation kehre, sondern lediglich eine natürliche und unausbleib­liche Folge der guten Beziehungen zwischen den beiden Ländern sei. Grat Bethlen fügte hinzu, daß die Türkei mit Ungarn zweifellos darin übereinstimme, Faktoren des Friedens und des politischen Gleichgewichtes sein zu wollen. Schließlich äußerte sich Graf Bethlen im Tone höchster Anerkennung über Mustafa Kemal Pascha und sprach seinen Dank für den freundlichen Empfang aus, der ihm überall in der Türkei zuteil geworden ist. Mustafa Kemal über die türkische Außenpolitik. Aus Ankara meldet die Türkische Telegraphen­agentur: Anläßlich des Beginns der ordentlichen Tagung der Nationalversammlung gedachte der Präsident der Republik der wichtigeren Bégebenheiten des verflossenen Jahres, des Aufstandes in den östlichen Wilajelen, der Maßnahmen zur Stabilisierung des Geldwertes und Vereinbarungen über die Regelung der ottomanischen Schulden. Auf die Außenpolitik übergehend, setzte Mustafa Kemal Pascha auseinander, daß die türkische Regie­rung friedlichen Zielen nachstrebe und nach allen Seiten hin gutnachbarliche Beziehungen zu unterhal­ten wünsche. Er gab der Hoffnung Ausdruck, man werde überall den klaren Geist der türkischen Außenpolitik verstehen, die auf Treue und Freund­schaft beruhe und sich gegen kein einziges Volk kehre. Auf den Besuch Tefwik Rüschdi Beis in Moskau anspielcnd, sagte der Gliazi: —- Der herzliche Empfang, der dem Minister Tefwik Rüschdi Bei bei seinem Besuch bei unserem großen Nachbar zuteil wurde,- hat uns tief gerührt. Das gute Freundschaftsverhältnis zwischen den beiden Ländern trat auch bei dieser Gelegenheit zu­tage, was aufrichtige Genugtuung hervorruft. Mustafa Kemal äußerte sodann seine große Freude über den Besuch des griechischen Minister­präsidenten und Außenministers und sagte, die Interessen der beiden Länder seien nicht mehr gegensätzlich, und die beiden Länder wünschen fortab in einer Atmosphäre der aufrichtigen Freundschaft und des Vertrauens zu leben. Der Passus über Ungarn in der Rede des Ghazi hatte folgenden Wortlaut: — Die alte erprobte Freundschaft mit Ungarn und ihre Bedeutung gelangten in dem Besuche des ungarischen Ministerpräsidenten bei uns zum Aus­druck. Es ist unsere Hoffnung und unser Wunsch, daß die zwischen unseren beiden Ländern bestehen­den aufrichtigen und guten Beziehungen sich noch inniger gestalten werden. Es braucht wohl nicht erst betont zu werden, daß die ganze öffentliche Meinung Ungarns, die die Reise des Grafen Bethlen nach der Türkei mit ihren herzlichsten Sympathien begleitet hat, sich vorbehaltlos und freudig der Zuversicht anschließt, die der providentieUe Führer des türkischen Volkes bezüglich der noch weitergehenden Verinnerlichung der beiderseitigen Beziehungen zum Ausdruck ge­bracht hat. Amerika als Mittler zwischen Frankreich und Italien. Über die Bemühungen des amerikanischen Bot­schafters Gibson, eine Verständigung zwischen Frankreich und Italien herbeizuführen, äußert sich die französische Presse skeptisch, zum Teil sogar pessimistisch. In den französischen Blättern kommt die Auffasung zum Durchbruch, daß nach dem jüng­sten Beschluß des Faszistischen Großrates und der jüngsten Rede Mussolinis sich nicht viel Hoffnungen an die Bemühungen Gibsons knüpfen lassen. Excelsior meint, eine isolierte Regelung des ita­lienisch-französischen Gegensatzes sei unmöglich, doch bestehe Aussicht auf eine freundschaftliche Lösung im Rahmen eines allgemeinen Abkommens. Petit Párisién stellt fest, daß der Erfolg der be­vorstehenden . Genfer Verhandlungen in der Ab­rüstungsfrage nicht unbedingt eine vorhergängige Verständigung zwischen Italien und Frankreich er­heische, da man in Genf sich auf die Abfassung eines Abkommens beschränken werde, in dessen Text der Raum für die ziffermäßigen Daten der Ab­rüstungsaktion offen bleiben würde. Übrigens glaubt dieses Blatt, daß die französische Regierung den von Frankreich Unterzeichneten Teil des Londoner Flot­tenabkommens demnächst den Kammern zur Rati“ iizierung vorlegen werde. Der römische Berichterstatter der Agentur Havas will erfahren haben, daß Frankreich unbekümmert um die Aktion Gibsons seinen endgültigen Beschluß erst in Genf bekanntgeben werde. Der Bericht­erstatter meint, daß wenn Frankreich — bei Auf“ rechterhaltung seiner Flottenlage Italien gegen­über — dem Londoner Abkommen beitritt, aucli Italien früher oder später bemüßigt sein werde, sich diesem Abkommen anzuschließen. Der rechtsradikale Figaro betont, der Völker­bundpakt schreibe nirgend die völlige Abrüstung vor, sondern bloß die Herabsetzung der Rüstungen und auch dies nur unter bestimmten Bedingungen. Die einzige versöhnlichere Stimme läßt in den Spalten des Soir der sozialistisch-radikale Deputierte Pierre Cot vernehmen, der kürzlich auch in Berlin einen damals vielbemerkten Vortrag gehalten hat. Cot nimmt Stellung gegen die schroffe Abweisung der Revision der Friedensverträge. Es wäre, meint er, eine Albernheit, wenn Frankreich seine Politik auf dem Gedanken aufbauen würde, daß die Verträge von ewiger Dauer sein müßten. Seines Erachtens müsse Deutschland vielmehr veranlaßt werden, daß es seine Revisionsforderung im Rahmen des Völker­bundpaktes auf Grund des Artikels 19 zur Geltung zu bringen trachte. Le Journal schreibt, die von Gibson unternom­menen Schritte hätten nur das eine Ergebnis gehabt, die italienische Unnachgiebigkeit von neuem zu ent“ fachen. Die Frage sei nach wie vor, ob Italien sich mit einem Verhältnis der Seestreitkräfte ubfinden wolle, das den verschiedenen Bedürfnissen der beiden Länder entspreche. Der römische Korrespondent des Petit Párisién berichtet seinem Blatt: Wenn auch Gibson sich die größte Zurückhaltung auf erlege, so zeige er sich nach seinen verschiedenen Besprechungen mit italienischen Staatsmännern doch durchaus pessimistisch in der Beurteilung der Möglichkeiten zur Beilegung der italienisch französischen Kontroverse, denn er habe den Abstand zwischen den in Paris und in Rom ver­tretenen Standpunkten jetzt genau ermessen können, Eine heutige Depesche aus Rom meldet: Der Brüsseler amerikanische Botschafter Gibson ist Frei­tag von Mussolini empfangen worden. In italieni­schen politischen Kreisen verlautet, daß die beiden Staatsmänner sich über die internationale Ab­rüstungspolitik unterhalten haben. Italienischen Pressevertretern erklärte Gibson, daß er sich als Mit­glied der Abrüstungskommission des Völkerbundes in Rom befinde und die Fragen der bevorstehenden Abrüstungsvorkonferenz mit den anderen Mitgliedern des Abrüstungsausschusses habe besprechen wollen. Aus diesem Grunde habe er sich vor seiner Reise nach Rom auch in Paris auf gehalten. Weiter erklärte Gibson, daß die französisch-italienischen Verhandlungen über die Seeabrüstung nicht vollständig gescheitert seien. Die Verhandlungen würden vielmehr fort­gesetzt, und es sei möglich, daß sie zu einer Verstän­digung führten. Schließlich gab Gibson der Hoffnung Ausdruck, daß die Abrüstungsvorkonferenz auf ihrer bevorstehenden Tagung ihre Arbeiten beenden und das Ergebnis veröffentlichen könne. Gibson wird sich von Rom aus direkt nach Genf zur Abrüstungs“ Vorkonferenz begeben, die am kommenden Montag beginnt. Wichtige Erklärungen des deutschen Reichskanzlers. In einem interessanten Interview, das er dem Berichterstatter des Petit Párisién gewährte, hat sich der deutsche Reichskanzler Brüning über die deutsche Reichspolitik nach den Reichstagswahlen ausführ“ lieh geäußert. .Seine erste Bemerkung galt der künfti“ gen Richtung der deutschen Außenpolitik. Sie besagt eigentlich nichts Neues. Deutschland will die Politik weiterführen, die die Wiedererlangung cler nationalen Freiheit und der moralischen und materiellen Gleich“ berechligung zum Ziele hat und die bisher auf fried“ liebem Wege angebahnt war. Er fügte hinzu, daß die Rheinlandräumung die Möglichkeiten zur friedlichen Entwicklung der Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich und die positive Verständigung über die noch schwebenden Fragen geschaffen habe. Über die Reparationsverpflichtungen sagte der Kanzler, daß sie inmitten der herrschenden Wirtschaftskrise unerträglich seien, und daß jede deutsche Regierung sich die Freiheit aller Maßnahmen Vorbehalten müsse, um die Gefahren zu beseitigen, die die Wirt­schaft und die Währung bedrohen. Im Gegensatz zu den nationalsozialistischen Spiegelfechtereien, die von einer sofortigen Sistierung aller Zahlungen auf Grund des Young-Planes, also von einer Zerreißung

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