Pester Lloyd - esti kiadás, 1930. november (77. évfolyam, 249-272. szám)

1930-11-03 / 249. szám

'Montag, 3. November 1930 Der vornehme, auf Seide gearbeitete FElltB Pi. MIKSA ilBEROAMOSROCH durch Rationalisierung enorm verbilligt, statt Pengő 165.— /at. 5936 120.— SV., Käro!y>hörut 12 sehen sollten. Die Politik aller Nichtmarxisten müßte ein­zig und allein darauf gerichtet sein, den Marxismus aus Österreich zu vertreiben. „Wir wollen diesen Kampf führen ohne Blutvergießen und Beunruhigung der Wirt­schaft. Ich kann es nicht oft genug betonen, daß wir keinen Putsch machen wollen. Wir wissen, daß unsere Gegner das wollen, aber wir tun ihnen den Gefallen nicht.“ Attackierung eines tschechischen Diplomaten. Wien, 3. November< (Wiener Amtliche Nachrichtenstelle.) Gestern abend wurde der der hiesigen tschecho slowakischen Gesandt­schaft zugeieilte Legationsrat Dr. Trcka, als er mit dem neuen elektrischen Zug von Pozsony nach Wien fuhr, in Hainburg von einigen Mitgliedern des Arbeiter sportver eins in Wien, die in seinen Abteil II. Klasse eingestiegen waren, angegriffen und am rechten Arm verletzt. Der Gendarmerieposlen von Deutsch-Altenburg ist sogleich eingeschritten und hat zwei von dem Legationsrat als Täter bezeichnete Männer, sowie einen Dritten wegen Einmischung in eine Amtshandlung dem Bezirksgericht Hamburg eingeliefert. Das österreichische Außenministerium hat sofort dem tscheeho-slowakischen Gesandten das Bedauern über die­sen beklagenswerten Vorfall ausgesprochen. Vaugoin über die Gleichberechtigung der Juden. Wien, 31. Oktober. Gegenüber einer Abordnung der österreichischen •tudenschaft, die gegen eine Rede des Justizministers Dr. Hueber als das Ehrgefühl der Juden verletzend prote­stierte, stellte Bundeskanzler Vaugoin fest, daß es sich um teilweise unrichtige Wiedergabe, teils um ein Mißverständ­nis handle, die formell nicht berücksichtigt worden seien, weil ein Vergleich der Zeitungsberichte die Mißverständ­nisse ohnehin aufzuschließen schien. Der Bundeskanzler, sowie Minister des Äußern, Seipel, gaben die Erklärung ab, daß die Regierung selbst für die Wahrung der gänz­lichen Gleichberechtigung der Staatsbürger jüdischen Glaubens eintrete, und daß sie die das religiöse Empfinden oder Gefühl der Juden verletzenden Äußerungen mißbillige. DEUTSCHLAND. Bevorstehende neuere Regierungserklärungen. (Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, 3. November. Nachdem mit der Reise des Reichskanzlers Dr. Brü­ning und des Reichsfinanzminislers Dietrich nach Dresden die Verhandlungen mit den Ländern abgeschlossen wor­den sind, wird sich das Kabinett, das heute nachmittag zu einer Sitzung Zusammentritt, ausschließlich mit der Vorbereitung der morgigen Reichsratssitzung beschäftigen. Die Sitzung, die kurz sein wird, wird eine großangelegte Rede des Reichskanzlers Brüning bringen, der noch ein­mal das Wirtschafts- und das Finanzprogramm der Regie­rung, sowie die zu seiner Durchführung vom Reichs­kabinett beschlossenen Maßnahmen begründen wird. Der Reichskanzler benützt die Plattform des Reichsrates, um sich während der Vertagung des Reichstages direkt an die breiteste Öffentlichkeit zu wenden. ' Eine Protestkundgebung gegen die Erschießung russischer Gelehrten. (Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, 1. November. Gegen die vor etwa einem Monat erfolgte Erschießung von 48 sowjetrussischen Gelehrten protestiert die Deutsche Liga für Menschenrechte, die als Grund der Verzögerung des Protestes technische Gründe angibt. In der Erklärung wird ausgeführt, daß den 48 Erschossenen keine der sonst üblichen Garantien für die Abwägung von Schuld und Sühne gewährt worden sei, weder eine mündliche öffent­liche Verhandlung noch Rede und Gegenrede von An­kläger und Verteidiger. Die Gefahr der Willkür und ver­hängnisvoller Fehlgriffe steigere sich mit der Zahl der einem geheimen und einseitigen Verfahren unterworfenen Bürger. Gegen eine solche schwere Verletzung elementar­ster Menschenrechte erhebt die Liga für Menschenrechte feierlichen Protest. FRANKREICH. Verhaftung eines italienischen Offiziers wegen Spionage. (Telegramm des Pester Lloyd.) Paris, 1. November. In Nizza wurde der 54 Jahre alte, aus Turin stam­mende italienische Offizier Fortunato Valle wegen Spio­nage zugunsten Italiens zu einem Jahre Gefängnis und 2000 Francs Geldstrafe, sowie zehnjährigem Aufenthalts­­venbot verurteilt. Valle war am 31. Mai im französischen Grenzgebiet verhaftet worden. In seinem Gepäck fand man genaue Pläne und Aufzeichnungen über die franzö­sischen Befestigungsarbeiten an der italienischen Grenze. Die Gerichtsverhandlung fand unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. • s • PESTER LLOYD • Die Ausweisung von Italienern. (Telegramm des Pester Lloyd.) Paris, 3. November. Von den am Sonntag im Zusammenhang mit dem Mordversuch von Sartrouville bei einer Polizeistreife ver­hafteten über 100 Italienern sind bereits 54 über die Grenze geschoben worden. Gegen sechs von ihnen wurde ein Ausweisungbefdhl erlassen. Drei der Verhafteten wur­den ins Gefängnis gebracht. Heftiger Angriff Léon Blums gegen Tardieu. Narbonne, 2. November. Der Führer der französischen Sozialisten Léon Blum hielt eine große politische Rede, in der er erklärte, das einzige Ziel der französischen sozialistischen Partei sei, daß die Führung der Geschäfte in die Hände einer Regierung gelange, deren Innen- und Außenpolitik gleichermaßen die allgemeine Abrüstung und die Be­friedung der europäischen Länder ermögliche. „Der Sturz der Tardien-Regierung, führte Leon Blum aus, ist unum­gänglich notwendig geworden. Die Reaktion hat sich in den gesamten Verwaltungsapparat eingeschlichen und die sozialistische Partei werde alles daran setzen, um die Re­gierung zu Falle zu bringen.“ GROSSBRITANNIEN. Das Ergebnis der Kommunal wählen. (Telegramm des Pester Lloyd.) London, 3. November. Bei den am Sonntag in England durchgeführten Kom­­munahvahlen hat die Arbeiterpartei zum ersten Male seit acht Jahren schwere Verluste erlitten. Während in den letzten Jahren die Zahl der arbeiterparteilichen Mitglieder in den Gemeindevertretungen stetig gestiegen war, hat sie sich diesmal um nicht weniger als 64 Mitglieder verringert. Die Verluste der Arbeiterpartei kamen fast ausschließlich den Konservativen zugute, die insgesamt 360 gegenüber 236 Abgeordneten der Arbeiterpartei in den 80 größeren Städten durchbringen konnten. Die Liberalen haben acht Sitze verloren, die unabhängige Arbeiterpartei il Sitze gewonnen. Der Ausgang der Wahlen wird in poli­tischen Kreisen viel kommentiert, da er einen Schluß auf die Neuwahlen zum Parlament zulasse. BULGARIEN. Begeisterte Kundgebunngen für das königliche Ehepaar. Sophia, 2. November. (Bulg. Tel.-Bur.) Von früh bis zum späten Abend dauerten heute die großen Loyalitätskundgebungen für das königliche Ehepaar an. Vormittags 9 Uhr fand eine militärische Parade im Hofe des königlichen Palais statt. Sodann erschien das Kabinett mit dem Ministerpräsiden­ten Liaptschew an der Spitze, um dem königlichen Ehe­paar seine Glückwünsche darzubringen. Nachher er­schienen der Reihe nach die Delegationen des Offiziers­korps, der Reserveoffiziere, der kriegsbeschädigten Offi­ziere und Soldaten und die Abordnungen aus der Pro­vinz, um dem König und der Königin ihre Glückwünsche auszudrücken. Die Zeremonie und die Audienzen der Gratulanten nahmen sieben volle Stunden in Anspruch. Das königliche Ehepaar wurde von insgesamt 200.000 Menschen begrüßt, da auch fast die gesamte Bevölkerung der Hauptstadt und die Mitglieder der patriotischen Ver­einigungen vor dem königlichen Palais aufmarschiert sind, um dem königlichen Paar begeisterte Ovationen zu bereiten. Die Abordnungen der Bauernschaft sind in malerischen Kostümen erschienen und haben der Königin schöne Handarbeiten verehrt. Auch die Universitätsjugend hat im Anschluß an die heute stattgefundene St. Johannis-Feier dem königlichen Paar eine begeisterte Kundgebung bereitet und ist mit Fahnen vor dem König und der Königin vorbeimarschiert. Der König besuchte in den Abendstunden den Mini­sterpräsidenten und als sich die Nachricht hievon in der Hauptstadt verbreitete, hat sich eine riesige Menschen­menge vor dem Hause Liaptschews angesammelt. Als der König das Haus verließ, wurden ihm abermals begeisterte Ovationen dargebracht. Sophia, 1. November. (Bulg. Tel.-Bur.) Eisenbahnminister Stainow, der das königliche Ehepaar aus Burgas nach Sophia begleitet hatte, erklärte, daß nicht nur kein Attentat gegen das königliche Paar verübt wurde, sondern im Gegenteil die gesamte Bevölkerung überall auf allen Stationen der Strecke mit spontaner Begeisterung erschienen ist, um das königliche Ehepaar zu begrüßen. Überall, wo der Zug vorbeifuhr, wurde das königliche Paar warm begrüßt. JUGOSLAWIEN. Verhaftung des jungen Pribiesevics. Belgrad, 3. November. (Ung. Tel.-Korr.-Bureau.) Der Sohn Pribiesevics' wurde wegen Verbreitung einer Flugschrift, die sich mit dem Schicksal seines Vaters befaßt, heute verhaftet. Der Titel der Flugschrift lautet: „So lebt der Führer der nationalistischen Kroaten.“ Pribiesevics ist seit eineinhalb Jahren in einem kleinen Dorfe Mtttelserbiens interniert. Er wurde im Mai 1929 plötzlich verhaftet, und zwar unter der Anklage, er habe gegen das gegenwärtige Re­gime eine Bewegung eingeleitet. RUMÄNIEN. Die Krönungsfrage. Bukarest, 3. November. (Ung. Tel.-Korr.-Bureau.) Dimineata wirft die Frage auf, ob es denn nötig sei, daß der König gekrönt werde. In der Verfassung ist diesbezüglich keine Verfügung ent­halten und auch die Tradition fordert die Krönung nicht. So bat sich König Karl I. erst fünf Jahre nach der Thron­besteigung und König Ferdinand erst nach Abschluß des Krieges krönen lassen. IMG KÁVÉ MEGÓVJA SZII/1T 11 Die Spionageaffärc. v Bukarest, 3. November­(Ung. Tel.-Korr.-Bureau.) Die Siguranca kündete vor einigen Tagen an, sie werde in Sachen der Spionage­­organisation neue Verhaftungen vornehmen. Nun wurde in der Tat der Ingenieur der Radiounternehmung Philipps, Kulpau, festgenommen, der von der Organisation als Radiospezialist verwendet worden war. Es sollte eine Radiostation in Kischenew zur Weiterbeförderung der aus Rußland eintreffenden Nachrichten errichtet werden. GRIECHENLAND. Die Heimkehr Venizelos’. Athen, 3. November. (-iavas.) Venizelos und Mihalakopoulos, die gestern in Plialcron eintrafen, wurden von der Bevölkerung mit begeisterten Ovationen begrüßt. Venizelos sprach mit gro­ßer Befriedigung über seinen Aufenthalt in Ankara und verurteilte die Teilnehmer des Putschversuches in schar­fem Tone. Mihalakopoulos hob in einer längeren Erklä­rung die Bedeutung der Abkommen von Ankara hervor. Diese Abkommen, erklärte er, werden äußerst heilsam© politische und wirtschaftliche Folgen haben und den Frieden im Osten außerordentlich befestigen. Der Putschversuch Pangalos’. Athen, 3. November. (Havas.) Die Untersuchung gegen die Anhänger Pangalos’ dauert an. Es wurden weitere Verhaftungen vorgenommen. Zahlreiche Vereinigungen verurteilen in scharfen Beschlüssen die Bewegung und fordern strenge Maßnahmen gegen die Verschwörer. Die Anklage gegen Pangalos und Genossen lautet auf Verschwörung gegen die Sicherheit des Staates. Es wurde festgestellt, daß der Führer der Bewegung General Pangalos gewesen sei. An der Verschwörung nahmen außer einer Anzahl Offizier-® der Garnison von Athen auch einige Politiker teil. (Telegramm des Pester Lloyd.) Athen, 3. November. Drei Obersten, zwei Hauptleute, drei Leutnants und ein Unterleutnant sind unter der Anklage, an der kürzlich mißlungenen Verschwörung des Generals Pangalos gegen die Regierung Venizelos teilgenommen zu haben, vor ein Kriegsgericht gestellt worden. (Telegramm des Pester Lloyd.) Athen, 2. November. Der wegen Beteiligung an der Verschwörung gegen die Regierung verhaftete ehemalige Diktator Pangalos erklärte Pressevertretern, die ihn ijn Gefängnis aufsuoh­­ten: Die Regierung wolle ihn in die Affäre hineinziehen, mit der er nicht das geringste zu tun habe. Es habe sich um eine spontane Erhebung der Offiziere gegen die antinationale Politik der Regierung Venizelos gehandelt. Im Heere herrsche große Unzufriedenheit über die Art, wie Venizelos die griechisch-türkische Annäherung be­treibe, und über die übertrieben pazifistische Politik der Regierung. Obwohl er, Pangalos, mit der Verschwörung nichts zu tun habe, so könne er doch mitteiilen, daß sie nicht nur von jenen Persönlichkeiten eingeleitet worden sei, die man festgenommen habe, sondern von ganz her­vorragenden Persönlichkeiten und hohen Offizieren, dis die Regierung nicht zu verhaften gewagt habe. TÜRKEI. Eröffnung der Parlamentssession (Telegramm des Pester Lloyd.) Ankara, 2. November. In Anwesenheit des diplomatischen Korps wurde di® Session des türkischen Parlaments vom Präsidenteil Mustafa Kemal Pascha eröffnet. In seiner Rede betonte der Präsident, daß das Problem der äußeren Sckuld nach einem neuen und praktischen Plan in Angriff genommen werden müsse, der es der türkischen Regierung gestatte, die Wirtschaftskrise zu bekämpfen und das nationale Wirtschaftsleben nicht zu gefährden. Die Außenpolitik der Türkei sei auf Freundschaft mit allen Völkern ohne Einschränkung eingestellt und richte sich gegen keine andere Nation. Die türkisch-griechischen Beziehungen seien zu seiner größten Befriedigung in ein neues freund­schaftliches Stadium eingetreten. Aus der Gründung der liberalen Partei Fethg Beis müsse das türkische Volk eine Lehre für die Wiederaufrichtung des Vaterlandes ziehen. Die Nationalversammlung wählte dann den bisherigen Präsidenten Kiazim Pascha mit 249 gegen 10 Stimmen wieder. Sparmafiregeln im Staatshaushalt. (Telegramm des Pester Lloyd.) Ankara, 2. November. Ersparnisse in Höhe von 4 Millionen Pfund sind, wie in gut unterrichteten Kreisen versichert wird, von der Regierung durch Abstriche am Budget des Kriegs­ministeriums gemacht worden. Zwei Millionen davon werden dem Marinebudget überwiesen werden, in Über­einstimmung mit dem griechisch-türkischen Vertrag, nach dem die Parität der Seestreitkräfte hergestellt wer­den soll. Ferner wurde beschlossen, in Zukunft keinen Unterschied mehr zwischen den alten ottomanischen Schulden und den neuen Auslandschulden einschließlion der anatolischen Eisenbahnen zu machen. Die Rüokzah­­lungsprozentsälze werden für alle Schulden die gleichen

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