Pester Lloyd - esti kiadás, 1930. november (77. évfolyam, 249-272. szám)

1930-11-03 / 249. szám

\ ; sein. Schließlich ist beschlossen worden* die EiisenbaTra­­neubauten einzuschränken. 'Ankara, 2. November, f(Tür. Tel.-Jäur.) Die Regierung hiat die Budgetvor­lage für das Jahr 1031 der Kammer vorgelegt. Der Ent­wurf siebt Einnahmen in der Höhe von 204,657.000 und Ausgaben im Betrage von 204,640.000 türkische Pfiund vor. Mit dem vorjährigen Budget verglichen, weist der Voranschlag Ersparnisse im Betrage von 18 Millionen ,Pfund aiuf. Revision des Schuldendienstes. [Ankara, 3. November, ' (Havas.) Wie man aus eingeweihten Kreisen erfährt, ihiat der Finanzminister in seiner auf eine Anfrage des Staatsschiulden rates erteilten Antwort erklärt, daß infolge der gegenwärtigen schweren Wirtschaftskrise die Türkei nicht in der Lage sei, ihre Schulden in vollem Betrage zu begleichen, sondern die Revision des Pariser Vertra­ges vom Jahre 1928 beantragen werde. Diese Entschlie­ßung des Finanizministers wird dahin ausgelegt, daß man die Suspendierung der fälligen Zahlungen beantragen wiid. Die Feier der Gründung der Republik. Ankara, 2. November, (Türk. Tel.-Bur.) Aus Anlaß der siebenten Jahres­wende der Gründung der türkischen Republik hat das Staatsoberhaupt Glückwunschtelegramme von den Köni­gen Persiens, Afghanistans und des Iraks erhalten, denen er auf telegraphischem Wege seinen Dank ausgespro­chen hat. RUSSLAND. Die Sowjetregierung in der Abrüstungskonferenz. Moskau, 2. November. (Havas.)1 In der bevorstehenden vorbereitenden Ab­rüstungskonferenz wird Sowjetrußland durch den Volks­kommissär für Äußeres Litwinow, ferner durch Luna­­tscharski und Langowoj vertreten sein. Sowjetdiplomaten kehren nicht heim. (Telegramm des Pester Lloyd.) Paris, 2. November. Zwei höhere russische Beamte haben nach dem Emigrantenblatte Letzte Nachrichten sich neuerdings ge­weigert, nach Rußland zurückzukehren. Es sind dies der Chefredakteur Woski der von der russischen Handelsver­tretung herausgegebenen Zeitung La Vie Economique und der Abteilungsleiter des sowjetrussischen Genossenschafts­verbandes Oberlin. ABESSINIEN. Die Kaiserkrönung. (Telegramm des Pester Lloyd.) London, 2. November. Die Krönungsfeier des Kaisers von Abessynien Ras \Tafari hat, wie aus Adis Abeba gemeldet wird, gestern mit der Einweihung des Reiterstandbildes des Kaisers Menelik 11. vor der St. Georgs-Kathedrale begonnen. Der Kaiser, sämtliche diplomatischen Vertretungen, eine rie­sige Menschenmenge und zahlreiche aus der Umgebung gekommene Stämme wohnten der Denkmalenthüllung bei. Die Stadt prangt im Flaggenschmuck. Das kaiserliche Paar verbrachte die Nacht vom Samstag auf den Sopntag im Gebet in der Kathedrale, wo bei Tagesanbruch die Krönung stattfand. Der Bischof Kyrill Abuna setzte dem König der Könige, der sich von jetzt an Haile Selassie nennen wird, die prächtige Krone aufs Haupt, die zum • Preise von einer Million Pfund in London angefertigt worden ist. Nach dem Gottesdienst kehrte der Kaiser unter dem Jubel der Menge und unter dem Geknatter der von den (Truppen abgegebenen Gewehrschüsse in der sechsspän­nigen Staatskutsche, die seinerzeit dem deutschen Ex­kaiser Wilhelm II. gehört hatte, in seinen Palast zurück. Die Feierlichkeiten werden eine ganze Woche dauern. Zahlreiche Feste, Bankette, Pferderennen usw. werden veranstaltet werden. Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Italien, Ägypten, die Vereinigten Staaten von Amerika, Griechenland, Holland, Japan, Polen, Schwe­den und der Patriarch von Kairo haben Delegationen zur Feier entsandt. Die englische Delegation, die vom Herzog von Gloucester, einem Sohn des Königs von England, geführt wird, überbrachte dem Kaiser als Festgeschenk ein goldenes Zepter und eine über 1000 Jahre alte abes­­synische Handschrift, die der General Kapiere nach dem Siege von Magdala im Jahre 1868 dem Kaiser Theodoras abgenommen hatte, und die seither eine Zierde des Bri­tischen Museums bildete. Frankreich hat ein Brillanten­diadem für die Kaiserin und ein Flugzeug geschenkt. Auch die italienische Delegation mit dem Herzog von Udine an der Spitze hat dem Kaiser ein Flugzeug ge­schenkt. Der Umsturz in Brasilien. (Telegramm des Pester Lloyd.) Rio de Janeiro, 2. November. Der von den Revolutionären eingesetzte neue Präsi­dent Dr. Vargas kündigt an, daß er sein Amt Montag j nachmittags um 3 Uhr offiziell übernehmen werde, und j zwar unter dem Titel „vorläufiger Regierungschef“. Es ; verlautet, daß seine erste Amtshandlung die Auflösung des Parlaments sein werde. AMERIKA. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. (Telegramm des Pester Lloyd.) Washington, 3. November. Nach einer im Weißen Hause abgehaltenen Konferenz mit den Leitern der zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gebildeten Komitees ließ Präsident Hoover bekannt geben, daß die Regierung ein Programm für öffentliche Bauten ausarbeite, das in den nächsten Monaten über eine Milliarde Dollar verschlingen und 43.000 Menschen Arbeits- i gclegenheit geben soll. • 4 • Montag, 8. November 1930 PESTER LLOYD Tagesneuigkeiten* Enthüllung eines Heldendenkmals. In Piszke wurde gestern vormittag ein Heldendenkmal enthüllt. An der Feier nahm auch Feldmarschall Erzherzog Josef teil, der in seiner Rede in pietätvoller Weise der glänzenden Waffentaten der Piszkcer Helden gedachte. Im Verlaufe des Banketts, das der Enthiüllungsfeier folgte, brachte Obergespan Aladár Huszár einen Toast ainf den Reichs­verweser aus. Der Vizegespan des Komitats Esztergom Ladislaus Palkovics trank auf das Wohl des Erzherzogs Josef. Der Erzherzog begab sich in den ersten Nachmit­­tagsstündén nach der Hauptstadt zurück. Professor Haffkine f. In Lausanne ist Professor Dr. Waldemar Haffkine, 70 Jahre alt, gestorben. An ihm verliert die Medizin einen ihrer hervorragendsten For­scher auf dem Gebiete der Seuchenbekämpfung. Im be­sonderen hat er sich mit dem Studium der Cholera und des Typhus befaßt. Es gelang ihm, eine Methode der Cholera­schutzimpfung auszuarbeiten, mit der er in Indien außer­ordentlich günstige Resultate erzielte. Später befaßte er sich mit Peststudien und stellte den Impfstoff her, der die Pestssterblichkeit auf acht Prozent herabsetzte. Seine Methoden der Seuchenbekämpfung wurden dann in allen Tropenländern angewendet und hatten überall segens­reich gewirkt. Haffkine stammte aus Rußland. schlosser namens Stefan Barta. — Kecskeméti In der Nacht auf Freitag fanden Polizeiorgane auf dem hiesigen Erzsebet-körut ein Paket mit roten Flugschriften, in denen die Ungarländische Partei der Kommunisten dia hiesigen Arbeitslosen zur Teilnahme an den für den 1. d« angesagten Demonstrationen nach Budapest berief. Wahrscheinlich haben die Kommunisten jemand zur Verni breitung der Flugzettel gedungen, dieser aber zog es vor,, sich des Pakets mit den Flugzetteln noch rechtzeitig zu entledigen. Der 1. November ist hier ohne Störung vor sich gegangen, trotzdem erwiesenermaßen Agitatoren am Werke waren, um Unruhe zu stiften. Die schlesische Hochwasserkatastrophe. Das Hoch­­wasser der Oder hat in der vergangenen Nacht Breslau erreicht. Die Oderfluten sind bei Breslau in die Ohio gedrungen und haben das Land in der Umgebung von Breslau überschwemmt. Während die Ohle, ein kleines Flüßchen, sonst nur drei Meter breit ist, strömt sie jetzt in einer Breite von vier Kilometern dahin. Mehrere Breslauer Vororte sind von dem Hochwasser vollständig eingeschlossen. Im Kreise Neumark ist bei Seedorf der Hauptoderdamm undicht geworden. Unterhalb des etwa sechs Meter hohen Dammes schoß ein dicker Wasserstrahl hervor. Die Bauern der Umgebung arbeiten fieberhaft und suchen das gefährdete Dammwerk zu befestigen und die Strömung an den Bruchstellen durch Stauwälle cinzudämmen. Der Nachlaß des Kunstmäzens Marzeil v. Nemes. Aus München wird uns telegraphiert: Heute fand in der Wohnung des verstorbenen Kunstmäzens Marzell v. Nemes die erste Besprechung der in seinem Testament eingesetz­ten Testamentsvollstrecker und Sachverständigen statt. Geheimer Justizrat Dr. Dispeker, Justizrat Dr. Gdenßler, Oberhausmitglied Hofrat v. Egrg, Rechtsanwalt Dr. Julius Török, beide aus Budapest, als Kunstexperten Ge­­heknrat Dreg, Generaldirektor Alexius Petrovich aus Budapest, Professor Simon Meller. Ferner die im Testa­ment bestellten Finanzsachverständigen. Geheimrat Dis­peker gedachte in ehrenden • Worten des Verstorbenen, begrüßte die Erschienenen und bat Hofrat v. Egrg, den Vorsitz der konstituierenden Sitz^lng zu übernahmen. So­dann gab der ungarische Generalkonsul v. Velics Kennt­nis von den bisherigen Maßnahmen und Aufschlüsse über die Auffindung und Eröffnung des. Testaments. An­schließend berichtete Rechtsanwalt Bartha und der Sekretär des Verstorbenen Hans Hurber über ihre bis­herige Tätigkeit. Die Testamentsvollstrecker und Exper­ten faßten Beschlüsse über die zu treffenden technischen Maßnahmen und die Vorbereitung der im Testament vor­gesehenen Auktionen usw. In Ermangelung eines voll­ständigen Inventarverzeichnisses konnte der genaue Be­trag des in die Millionen gehenden Nachlasses noch nicht genau geschätzt, werden, doch haben die Anwesenden die Überzeugung gewonnen, daß angesichts der in München allein befindlichen erlesenen Kunstsdhätze trotz der Un­gunst der Zeit für die Künstler, Schriftsteller und Jour­nalisten eine Stiftung in sehr beträchtlichem Ausmaße aus dem Erlös der Kunstschätze ermöglicht und damit im Sinne des Verstorbenen, der wohl gerade mit Rück­sicht auf die gegenwärtige schwierige Wirtschaftslage in erster Linie der notleidenden Künstlerschaft seiner Hei­mat Ungarn und seiner Wahlheimat München in seiner letzwilligen Verfügung gedacht hat, nach Abwicklung der Auktionen viel Not und Elend gelindert werden kann. Thomas Mann und die österreichischen Wahlen. Die sozialdemokratischen Blätter Österreichs veröffentlichten eine Erklärung des berühmten Dichters Thomas Mann, der gesagt haben sollte, „man könne den vielgeschmähten Marxisten Österreich anvertrauen“. Nun sendet aber Thomas Mann dem Neuen Wiener Journal folgendes Schreiben: „Ich habe diese Äußerung nie getan, weder schriftlich noch mündlich, und nie eine, die ihr auch nur ähnlich gewesen wäre. Ich würde es für ganz unstatthaft halten, mich mit Aussprüchen dieser Art in die öster­reichische Politik einzumischen. Es handelt sich um einen unverfrorenen Mißbrauch meines Namens zu agitatori­schen Zwecken. Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie mir durch die Zusendung Ihres Kommentars, der also, wie alle übrigen, gegenstandslos ist, Gelegenheit zu dieser Feststellung geben.“ Vermäiihtng. Die folgende Familienanzeige ist uns zugekommen: Gabriel Ugrón von Ábránfalva, wirklicher Geheimer Rat, und Gemahlin, geborene Baronesse Livia Szalag von Kéménd, zeigen mit Freuden an, daß ihre Tochter Maria sich mit Herrn Dr. Georg Podhorszky von Podhora und Nemes-Kotesó, Sohn des weiland Dr. Ladis­laus v. Podhorszky und Gemahlin geborenen Josette v. Borkowsky, am 8. November, 7 Uhr abends, in der Krö­nungskathedrale vermählen wird. Eine gleiche Familien­anzeige hat auch die verwitwete Mutter des Bräutigams erlassen. Ermordung eines Zeugen im Diamond-Prozeß. Wäh­rend der berüchtigte amerikanische Bandit Jack Diamond noch in Schutzhaft sitzt und auf die Verhandlung seines Prozesses wartet, wurde gestern nacht wieder einer der wichtigsten Zeugen ermordet. Es handelt sich um einen gewissen Josef Hcimley, einem Mann, der 220 Pfund schwer und durch seine Freundlichkeit bekannt ist. Ebenso wie der gleichfalls ermordete Figura arbeitete Hamley für Diamond in New Jersey. Mit drei Kugeln im Leibe wurde er in der Nähe von Newark, wo man ihn aus einem Auto geholt hatte, aufgefunden. Die Kommunisten und der 1. November. Der erste November, den die Kommunisten wieder zu Skandalen benützen wollten, ist in Budapest, dank den Vorkehrun­gen der Polizei, ruhig verlaufen. Aus der Provinz liegen uns folgende Berichte vor: Szolnok: Die politische Abtei­lung der Staatspolizei verhaftete Freitag nachmittag den 26jährigen Maschineningenieur Franz Svimmer als Füh­rer einer kommunistischen Organisation. Svimmer ab­solvierte seine Studien an der Brunner Technischen Hoch­schule und hat seinen Angaben gemäß auch dort an der kommunistischen Bewegung teilgenommen. Der verhaf­tete Ingenieur stand bei der Ledererschen Domäne in Ver­wendung und organisierte die kommunistische Bewegung in Szolnok und Umgebung nach den Weisungen der Buda­­pester Organisationszentrale. Er betätigte sich in erster Reihe im Kreise der Jungkommunisten. Bei der in seiner Wohnung vorgenommenen Hausdurchsuchung wurden fünferlei kommunistische Flugschriften beschlagnahmt, die ihm von Budapest aus zugesandt wurden. Außer Svimmer befinden sich noch acht verdächtige Personen an Haft, unter ihnen der Parteisekretär, ein Maschinen­MlUionenspende für Krebsforschung. Die Frau des verstorbenen Zeitungsherausgebers, Finanzmannes und Politikers William J. Conners in Buffalo hat Long Island House, ein Gebäude, das einen Wert von einer Million Dollar hat, für die Krebsforschung zur Verfügung gestellt,' Es soll dort ein mit den modernsten technischen Mitteln ausgestattetes Krebsforschungsinstitut eingerichtet werden« Katastrophaler Zusammenstoß zweier Dampfer. Aus Wesermünde wird gemeldet: In unmittelbarer Nähe des Bremer Feuerschiffes hat sich heute vormittags ein schweres Unglück ereignet, der sechs Todesopfer for­derte. Die Vorgänge sind im einzelnen noch nicht völlig geklärt. Der Dampfer „Wahnke“ der Woermann-Linie, die den Australiendienst versieht, rannte in den frühen Morgenstunden in den Fischereidampfer „Langerook“ der Fischereigesellschaft Otto Beuker, Wesermünde. Beim Zusammenstoß stürzten sechs Mann der Besatzung der „Langerook“ ins Wasser und ertranken. Der Fischerdampfer, der in wenigen Minuten sank, war auf der Heimreise von einer Fangfahrt. Sechs Mann des ver­sunkenen Dampfers sind von der „Wahnke“ gerettet worden. Der Woermanndampfer hat seine Fahrt fort­gesetzt und dürfte im Laufe des heutigen Tages in Rot­terdam eintreffen. Ein ausführlicher Bericht des Kapi­täns steht noch aus. Das Ende eines rumänischen Räuberhauptmanns. Wie uns aus Bukarest gemeldet wird, ist der Banden­­führer Cotorea dieser Tage erschossen worden. Die Gendarmen namen die Verfolgung des Banditen auf, streckten ihn mit mehreren Schüssen nieder und ließen ihn sodan ius Spiial überführen, wo er seinen Verletzun­gen erlag. Bald darauf erschienén die Mutter und die Schwester des Banditen, um die Ausfolgung des Leich­nams von der Behörde zu fordern. Laut der bestehenden Statuten wurde der Kopf des Banditen vom Leibe ab­getrennt und nach der Hauptstadt übrsandt, der Rumpf den Angehörigen zur Bestattung ausgefolgt. Erdbeben. Aus Kopenhagen wird uns berichtet: In der dänischen Hauptstadt wurden in der Nacht auf Samstag, zwischen 12 und 1 Uhr, mehrere heftige Erd­stöße verspürt. Die Häuser zitterten, so daß viele Be­wohner auf die Straße liefen. Die Erdstöße wurden auch in anderen Teilen der Insel Seeland, auf der Kopenhagen liegt, wahrgenommen und machten sich auch in Süd­schweden bemerkbar. — Über das Erdbeben in Süd­italien wird aus Rom gemeldet: Nach den letzten amt­lichen Meldungen aus der Gegend von Ancona beträgt die Zahl der Verletzten infolge des Erdbebens 362. Unter diesen befinden sich sieben Schwerverletzte. — Die ganze Tragweite der jüngsten Erdbebenkatastrophe in Italien läßt sich erst jetzt voll übersehen. In der Provinz Ancona sind über 5000 Häuser eingestürzt oder haben schwere Schäden erlitten. Davon allein 4000 in Sinigaglia und 1000 in Ancona und den umliegenden Dörfern. In dem Bade­orte Sinigaglia sind merkwürdigerweise die Villen am Strande unversehrt geblieben. Dies wird von Sachver­ständigen als ein Beweis dafür angesehen, daß Sand­grund die beste Sicherung für Erdbeben biete. Auf dem Lande selbst sind über 200 Bauernhäuser eingestürzt. Der Arbeitsminister hat, rimfassende Maßnahmen der Re­gierung zum Wiederaufbau der von der Katastrophe be­troffenen Häuser zugesichert. Tragödie einer Schönheitskönigin. In Paris stand eine der berühmtesten Bühnen- und Filmstars der fran­zösischen Hauptstadt, eine wiederholt preisgekrönte Schönheit, vor dem Richter. Das Wrack eines Menschen, vom Rauschgifl zerstört. Es sind nicht viele Jahre her, da stand Germaine Sombray im Mittelpunkt einer Revue in der Gaité-Rochechouart. Sie war die „nackte Frau“. Beifallsstürme, Begeisterung. Ein unerhörter Triumph, der den Namen Sombrays im Nu berühmt machte. In ganz Paris nannte man sie nur mehr: die „schöne Som­bray“. Später trat sie dann in verschiedenen Pariser Theatern auf, wurde schließlich Filmstar. Sie sang, tanzte, rezitierte, alles mit derselben Vollendung, mit demselben Scharm. In den Pariser Salons riß man sich um ihre Gesellschaft, man setzte seinen Stolz darein, sich mit ihr in fashionablen Restaurants, in teuren Nachtlokalen zu zeigen. Journalisten widmeten ihr Artikel, ihre Anwe­senheit hei Empfängen und Eröffnungen wurde sorgsam vermerkt. Dann kam der plötzliche Sturz. Eine Liebes­­enttäuschung, Selbstmordversuch. Viele Wochen mußte Sombray im Spital liegen. Dort lernte sie schmerzstil­lende Narkotika kennen. Und als sie aus dem Spital herauskam, versuchte sie mit denselben Rauschgiften, die ihre körperlichen Schmerzen gestillt hatten, ihr see­lisches Leiden zu betäuben. Die alte Geschichte der Kokainisten und Morphinisten. Nun stand sie vor dem Richter, zum drittenmal. Wegen Besitzes und Mißbrauchs von Rauschgiften. In den Couloirs des Justizgebäudes drehte man sich nach ihr um, so wie ehedem. Bestürzt wendete man jedoch den Blick wieder fort. Die „schöne Sombray“ sieht aus, wie ihr eigenes Gespenst. Wie ab­wesend hörte sie das Urteil an. Trotz des glänzenden Plädoyers ihres Verteidigers, Jean Beaux, wurde sie zu drei Monaten Gefängnis verurteilt.

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