Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1930. december (77. évfolyam, 275-297. szám)

1930-12-02 / 275. szám

'Dienstag, 2. Dezember 1930 • 3 • nehmen, die weder vom Standpunkt des ungarländi­schen Deutschtums, noch von dem des Ungartums, vor allem aber nicht vom Standpunkt der Interessen unseres Vaterlandes und der Rücksicht auf unsere Zukunft erwünscht wären. Es war ein Verdienst der Regierung, durch die Zulassung dieses Vereins die Bewegung in entsprechende Formen gefaßt zu haben, und es wäre töricht, zu glauben, daß das völkische Empfinden unserer deutschen Minderheit erlöschen würde, wenn der Verein zu bestehen aufhöre, und daß man bloß die Verbreitung des Vereins zu verhindern brauchte, um die Entwicklung eines deutschen Sonderbewußtseins — auch wenn es sich in noch so patriotischen Formen äußert — hintanzu­halten. Die Folge wäre nur, daß die Bewegung dann formloser und weitaus bedenklicher würde. Weil es aber solche Bewegungen gibt, weil in einzelnen Gegenden des Landes das Gefühl für die Notwendigkeit einer verständnisvollen und entgegen­kommenden Behandlung der Minderheitenfrage nicht in jenem Maße vorhanden ist, wie es wünschenswert wäre, darum wäre es nützlich, wenn die in Berlin ausgesprochenen Worte des ungarischen Minister­präsidenten auch bei uns zu Hause Beherzigung finden würden. Waren sie auch an die Adresse der deutschen öffentlichen Meinung gerichtet, so können doch auch wir selber aus ihnen manches lernen. Vom Tage. Antrittsaudienz des persischen Gesandten beim Reichsverweser, Der Reichverweser hat heute mittags 12 Uhr den auch nach Budapest ernannten persischen außerordent­lichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Fashollali Khan Pakrevan in feierlicher Antrittsaudienz empfangen und sein Akkreditive entgegenommen. Der Gesandte rich­tete an den Reichsverweser eine Begrüßungsansprache, auf die der Reichsverweser ebenfalls mit einer Ansprache erwiderte. Bei dem feierlichen Akte intervenierten Minister des Äußern Dr. Ludwig Walko und der Chef der Kabi­nettskanzlei Dr Alexander Vértest/. Aus den Ausschüssen des Oberhauses, Der Wehrausschuß und der Verwaltungsausschuß des Oberhauses halten Donnerstag, 4. Dezember, halb 11 Uhr vormittags, eine gemeinsame Sitzung ab, auf deren Tagesordnung der Gesetzentwurf über die Verwenduna der ausgedienten Mannschaften der Honvéd, der Zoll­­und Stromwache, sowie der Gendarmerie im öffentlichen und privaten Dienste steht. Ehrenbürgerschaften des Honvédministers Gömbös. Honvédininister Julius Gömbös ist in Anerkennung seines Wirkens im öffentlichen Leben von den Gemeinden Ernőd, Négyes, Hejőpapi, Imola, Kánó, Novai, Andornak, Kistállya, Hejöszalonta, Tiszavalk, Ózd, Sajónémedi, Hódoscsépány, Sajóvárkony und Aggtelek mit einhelligem Beschluß zum Ehrenbürger gewählt worden. I EBJEPHOHHyMMBRN ♦ 1 des PESTER LLOYD Redaktion . . . 848-20♦ Chefredakteur 824-31 Administration 849-09 Druckerei ... 825-04 Dennoch gebrauchte sie noch Ausflüchte. Sie habe den Antrag nicht ernst genommen, dazu habe sie sich ihn von gestern auf heute nicht gewissenhaft überlegen können, auch kenne sie das Urteil ihres Bruders noch nicht und ähnlich. Wieder verließ er sie mit der lächelnden Be­merkung, daß die Sache ja nicht eile, und er sich die Antwort nach — einem weiteren Tag holen werde. Als sie Mesech ins Vertrauen zog, umarmte sie dieser und brach in Tränen aus. „Schwester, das Unheil ist über uns!“ „Wieso, mein Bruder? Es ist ja nichts ge­schehen!“ „Noch nicht. Aber angekündigt haben sich die leidigen Ereignisse schon. Bald wird die Stunde schlagen. Der Araber läßt sich nicht abweisen.“ Ihr Herz pochte heftig. Bevor sie das Bekennt­nis der Liebe wagte, versuchte sie einzulenken. „Aber er hat doch so treue Augen!... Und heißt es nicht, die Araber seien auch Söhne Israels, die im Lande geblieben waren und nur den Glauben der Väter und ihre Sprache gewechselt haben? .. „Sie sind unsere offenen Feinde trotz jeder Beschönigung. Und just unsere, der jüdischen Ju­gend Feinde sind sie. Die alten Betjuden wollten sie ja noch dulden neben sich; aber wir ... wir mit dem scharfen europäischen Tempo, das sie in ihrer alten Traumseligkeit rüttelt und zaust wie der Sturm ein schlechtverankertes Zelt, sind ihnen ein Greuel. Ich weiß nicht, ob dich Ali Habis liebt oder ob ihm den Antrag die Tücke allein eingab. Aber so oder Iso: gewiß ist, daß er uns schaden will und wird, wenn wir uns nicht wehren. Wie meinst du? (Unseren stärksten Schutz, den Trumpeldorbund, -solle ich außer acht lassen? Ich will ihn gar nicht anrufen, mein Kind. Nein, nein, Ganz anders ist !xnein Plan geartet . ,,“ (Telegramm unseres Korrespondenten.) Wien, 1. Dezember. Der ganze heutige Tag war mit Unterhandlun­gen des designierten Bundeskanzlers Dr. Ender mit den Führern der Mehrheitsparteien ausgefüllt. Mehr­mals schien es, daß auch der heutige Tag keine Ent­scheidung bringen werde. In den Abendstunden besserte sich die Lage. Man kam überein, nur eine kleine Koalition zwischen Christlichsozialen und Schoberblock (Großdeutschen und Landbund) zu bilden.. Der Heimatblock blieb aus der Kombina­tion ausgeschlossen, da er unentwegt an seiner For­derung, das Innenministerium zu behalten, festhielt. Die Entscheidung fiel im großen Klub der Christ­lichsozialen. Dr. Ender ließ hierauf Minister Star­hemberg zu sich bitten, um ihm die Eröffnung zu machen, daß das Innenministerium der Heimwehr nicht überlassen werden könne und daß unter die­sen Umständen auf eine aktive Mitarbeit der Ver­treter des Heimatblocks verzichtet werden müsse. Damit waren also die Verhandlungen Dr. Enders mit der Gruppe des Heimatblocks endgültig abge­brochen und der designierte Kabinettschef konnte dem Minister Starhemberg nur mehr den Wunsch seiner Partei übermitteln, daß der Heimatblock die Regierung unterstützen und ihr gegenüber eine wohlwollende Haltung einnehmen möge. Die Vertreter des Schober-Blocks, die hierauf empfangen wurden, erhielten die Mitteilung, daß die Christlichsozialen den Plan der Heranziehung des Heimatblocks zur Mehrheitbildung definitiv fallen gelassen hätten. Die Verhandlungen kamen nun in raschen Fluß. Dem Schober-Block wurde die Stelle des Vizekanzlers und des Innenministers angeboten, beiden Gruppen wurde je ein Ressort zur Ver­fügung gestellt, und zwar das der Justiz und der Sozialverwaltung. Der Landbund verharrt auf seiner Forderung nach Überlassung eines Wirtschafts­ressorts. Da nun die Christlichsozialen darauf be-Jetzt beugte er sich nahe an ihr Ohr und redete lange auf sie ein ... Genau zur festgesetztön Stunde erschien Ali Habis-Bei am folgenden Tage um die Antwort, i Mit drei Automobilen und einem ansehnlichen Fest­geleit fuhr er vor. Indessen beim ersten Worte, das einer Ausflucht ähnlich sah, verwandelte sich die feierliche Prozession in eine Schar Wüstenräuber, die den Gegenstand ihrer Verehrung trotz des tapfer­sten Widerstandes rasch überwältigte und entführte. An diesem Tag zeigte der junge Moskowiter auf dem Felde qualvolle Unruhe. Die Unrast steigerte sich nach der Heimkehr zu einem Ausbruch der Verzweiflung. „Mesech! Wo ist mein Bruder Mesech?“ Die Freunde rissen die Augen auf. „Dein Bruder? Also bist du nicht selber Mesech? Bist du Asuba? Sprich! Was treibt ihr für ein Spiel?“ „Fragt nicht so! Es ist leider kein Spiel, sondern die Wirklichkeit. Wir haben die Kleider getauscht. Mein Bruder blieb daheim, ich wanderte aufs Feld, weil er glaubte, die Zudringlichkeit des Beduinen abwehren zu können — an meiner Statt.., Freunde! O Jammer! Was ist aus ihm geworden?“ Sie erfuhr es nach zwei Tagen. Eine Depesche berichtete ihr die neue Not. Als sich am 9. Ab zehn­tausend Juden in Erinnerung an die zweimalige Zer­störung des Tempels zu Jerusalem vor der Klage­mauer versammelten, fanden sie Mesech Mach mit gespalteter Stirn und verstümmelt vor der Mäuer liegen. Auf einem hingestreuten Zettel erklärte der Täter, daß er Rache geübt habe für einen Betrug, der ihm das Weib seines Sehnens entzogen, daß er aber dieses Weib dennoch gewinnen werde, und wenn es vor ihm bis ans Ende der Welt flöhe... Mit gebrochenem Herzen und rotgeweinten Augen blieb das Mädchen allein zurück. Und es flüchtete tatsächlich vor dem Manne, der auch in ihr ein heimliches Verlangen entzündet hatte, aber ihr Jetzt kommen wir! -■HW^n.ten Wir laden unsere g. Käufer zu unserem 71 WEIHNACHTSMARKT ST“ ln Qualität, Billigkeit sind wir an führender Stelle, ■e® Unser ausserordentliches Angebot: Staubtücher pro stuck......................... -.38 mi. 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Da in diesem .Stadium der Verhandlungen eine Eini­gung nicht erzielt werden konnte, kam man dahin überein, die Konferenz auf 10 Uhr nachts zu ver­schieben und dann in einer neuerlichen Besprechung die Bereinigung der letzten noch offenen Fragen durchzuführen. Schwierigkeiten bestehen auch noch bezüglich der Forderungen des Schoberblocks nach Wieder­herstellung des früheren Zustandes in der Leitung der Bundesbahnen und bei der Polizei. Die Christ­lichsozialen wünschen in dieser Richtung schon jetzt reinen Tisch gemacht zu sehen, damit diese wichtigen Angelegenheiten in einem späteren Sta­dium auf die Funktionen der Mehrheit nicht störend einwirken. Die Konferenz der Christlichsozialen mit den Vertretern des Schoberblocks dauerte bis in die spä­ten Nachtstunden. Es besteht die Hoffnung, daß es gelingen wird, alle obSchwebenden Fragen ein ver­nehmlich zu regeln, so daß Dr. Ender noch im Laufe des morgigen Vormittags in der Lage sein dürfte, dem Bundespräsidenten Bericht zu erstatten und seine endgültigen Vorschläge zu unterbreiten. Unter dieser Voraussetzung wird es auch dann noch mög­lich sein, daß sich das Kabinett noch in der morgi­gen Sitzung des Hauses vorstellen wird. Wien, 1. Dezember. (Ung. Tel.-Korr.-Bur.) Nach wechselndem Ver­lauf der verschiedenen Klub- und Parteibesprechun­gen im Verlaufe des heutigen Nachmittags traten die Vorstandsmitglieder der Christlichsozialen Partei einerseits und des Schober-Blocks andererseits abends neuerlich zu einer Besprechung zusammen, als deren Ergebnis — wie im Parlament verlautet — die Bildung der sogenannten kleinen Koalition sein als Mörder des Bruders doch zu einem Anreiz des Abscheus werden mußte. Seither ist sie haltlos, heimat­los, ohne Rast und Ruh und irrt vor dem Gesichte, das sie lieben sollte und hassen muß, von Ort zu Ort, über Land und Meer, heute, morgen, Tag um Tag, Jahr um Jahr, ohne Ende. Sie kennen doch die Le­gende von Ahasver, dem Ewigen Juden? In dem Mädchen erhielt der legendäre Weltwanderer ein weibliches Seitenstück: Ahasvera, die Ewige Jü­din ...“ Der Erzähler stockte. Sein Nachbar benützte die Pause. „Bester,“ sagte er, „die Geschichte ist ergrei­fend. Ich bin nur froh, daß Sie selbst in ihr noch keine Rolle spielten ...“ In diesem Augenblick wurde die Coupétür auf­geschoben. Der Zug war in eine Grenzstation einge­laufen. Ein Uniformierter forderte die Vorweisung der Pässe. Als der junge Erzähler den Mantel öffnete, stutzten seine Gefährten, denn er trug einen Frauen­rock darunter. Noch größer war ihre Überraschung, als der Uniformierte im Passe laut den Namen buch­stabierte: „A ... su ... ba Ma .. .ach, Pal—äs .. s tina__“ Darauf entfuhr dem einen der Ausruf: „Ahas­vera, die Ewige Jüdin: das sind Sie!“ Bei diesen Worten hob sich das schöne, scharf­­geschnittene Gesicht und senkte sich im leichten Nicken. „Und wir haben die Märtyrerin verkannt!“ riel der andere bestürzt und abbittend. Aber ihm entgegnete ein verzeihendes Lächeln, das die Worte begleiteten: „Verkannt? Nein. Sie ha­ben mich nicht verkannt; Sie erkannten mich nur nicht. Was tut es aber schon, nicht erkannt zu wer­den? Es ist das mein Schicksal, wie es dasjenige mei­nes Volkes ist seit fünftausend Jahren, , ,“ PESTER LLOYD

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