Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1931. január (78. évfolyam, 1-25. szám)

1931-01-01 / 1. szám

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Bleu, Berea, „Blohiie“ Gyűri & hagy, Haeeeeetatai k Vogler, Ludwig Hagy!, Simon klein, Cornel Leopold, Julius Leopold, lagy. hlrdeW-lrode, Rudolf loose A.-G., Joeef Sohwarz, Julies Teazer. Oentmlvtrtreiww des Pester Uoyd tűr Oesterrei ch: H. Duke* Haohf. A.4., Wien, Wollzeile J6. Einzelnummer für Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller. Abendblatt 16 Heller. — Für Oesterrrtob: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 3»Gr. Redaktion u. Aim.: V., lárlt Voléria-uooalí. Telephon der Administration: 846-09 78. Jahrgang. Budapest, Donnerstag, 1» Januar 1931« Nr« 1 Ausblick aui das neue Wirtschaftsjahr. (Aus Gesprächen mit den drei Wirtschaftsministern.) Budapest, 31. Dezember. In das frohe Gefühl, dieses Jahr des grauen Krisenelends losgeworden zu sein, mischt sich — ein Wermutstropffen im Freudenkelch — die bange Frage, was das neue Jahr bringen wird. Fragende Blicke richten sich auf den an der Türschwelle ste­henden Ankömmling, doch vermag kein Menschen­witz den Schleier, in den er sich hüllt, zu lüften. Daß die uferlose Wirtschaftsnot sich auf alle fünf Weltteile erstreckt, beweist, daß hier kosmische Kräfte am Werke sind, die sich jeglichem Einzel­­ntziehen. Hilflos und ratlos steht ihnen nicht bloß jr Mensch gegenüber, auch ganze Völker, sofc­­die mächtigsten unter ihnen, müssen sich blindlings ihrem unerforschlichen Walten unterwer­fen. Und alles, was sich dagegen tun läßt, be­schränkt sich darauf, Palliativmittel zu ersinnen, um wenigstens das Schlimmste, das noch kommen könnte, nach Tunlichkeit abzuwenden. Vorsorge in dieser Richtung zu treffen, ist aber Sache der Regierungen. Man hat seit Jahren schon immer — und nicht ohne Grund — das Umsichgreifen des Etatismus beklagt. Die Eingriffe der Staatsgewalt in die wirtschaftlichen Bezirke, die bisher der indi­viduellen Tätigkeit Vorbehalten waren, haben sich in der Mehrzahl der Fälle als Fehlgriffe erwiesen und mehr Schaden angerichtet, als sie je Nutzen Stiften konnten. Unter derr mißlichen Verhältnissen der allgemeinen Wirtschaftsnot hat aber die Scheu vor Regierungseingriffen viel von ihrer Berechtigung eingebüßt. Da weder das einzelne Wirtschaftsindi­viduum, noch — auf sich allein gestellt — die ver­schiedenen Zweige der Privatwirtschaft, sei es ge­sondert, sei es in ihrer Gesamtheit, gegen die Ele­mentargewalten, die sich in dieser Weltkrise aus­toben, auch nur das Geringste ausrichten können, wendet sich die Sehnsucht nach irgendwelcher Abhilfe den Staatsmännern zu, die auf ihren ver­antwortungsvollen Posten nicht bloß über die noch vorhandenen Abwehrkräfte informiert sein müssen, sondern auch von Amts wegen die Verfügungsge­walt besitzen, um diese Abwehrkräfte zu mobili­sieren. Von diesen Erwägungen ausgehend, haben wir uns an die drei Wirtschaftsminister unserer Regie­rung mit dem Ersuchen gewandt, im Wege des Pester Lloyd die Öffentlichkeit darüber zu orien­tieren, was Ungarn vom neuen Jahr in bezug auf das Schicksal unserer Landwirtschaft, unserer In­dustrie und unseres Handels zu erwarten hat. Der finanzielle Ausblick auf 1931. Ein Finanzminister, der sich seiner Verant­wortung bewußt ist, muß, mit solcher Fragestellung überrumpelt, sich naturgemäß in ein behutsames Schweigen zu hüllen trachten. Die ganze Gilde der Schatzkanzler — der englische etwa, oder der deutsche und der italienische ebenso, wie ihr unga­rischer Kollege — kann sich ja keinem Zweifel dar­über hingeben, daß es saure Arbeit kosten wird, das ängstlich gehütete Gleichgewicht in den Staats­finanzen unter so kritischen Verhältnissen aufrecht­zuerhalten und daß dies, wenn überhaupt, so nur unter gesteigerter Inanspruchnahme der Opfer­bereitschaft der Steuerzahler möglich sein wird. Mehr als die Angst vor dem Defizit ängstigt sie da­bei die Unsicherheit, in der sie sich befinden, wenn sie an die Überwindung der drohenden Fehlbetrags­wirtschaft herantreten. Der Niedergang der Kon­junktur übertraf ja in seinen bisherigen Ausmaßen die schlimmsten Erwartungen und darum erwiesen sich auch alle Sparmaßnalunen und Steuererhöhun­gen schon in dem Moment als überholt, in dem an ihre Durchführung geschritten wurde. Aus dem letzten Monatsbericht unseres Finanz­ministers weiß man Bescheid über das bis Ende Oktober aufgelaufene Defizit. Im Dezember machte man sich im Schatzamt auf eine Verminderung der Staatseinnahmen um rund 8 Millionen Pengő gefaßt. In Wirklichkeit flössen aber um 16 Millionen weni­ger ein, weil die Umsatzsteuereinnahmen von Monat zu Monat weniger ergiebig waren, und die Verbrauchssteuern nach Maßgabe des ein­schrumpfenden Konsums immer weniger abwarfen, als man präliminieren zu dürfen glaubte. Es wird weniger Bier, Branntwein, Wein getrunken, weniger geraucht als bisher, ja sogar'^er bislang ansteigende Zuckerverbrauch hat aufgehört proportional zur zu­nehmenden Bevölkerung zu wachsen. Die direkten Steuereinnahmen täuschten bisher noch am wenig­sten die in sie gesetzten Erwartungen, was teils dem Getreideschein system, teils der im Vorjahr aus­gleichsweise erfolgten Regelung der Steuerrück­stände zu danken ist. Für das kommende Jahr macht man sich im Finanzministerium darauf gefaßt, daß die Erträge der Erwerbs- und Tantiemensteurerböhungen, ja selbst die der Portoverteuerung und Kolonialwaren-'' Zollerhöhungen durch die Mindereinnahmen aus der Einkommensteuer weitgehend wvttgemacht wer­den dürften. Allein man verliert darüber nicht den Kopf und läßt sich zu keinen Panikmaßnahmen ver­leiten. So entbehrt auch die in der Sensationspresse verzeichnete Nachricht jeder Grundlage, als ob die Schnelfeuge fortab keine Wagen I. Klasse mit sich fuhren würden; in eine Garnitur werden wohl we­niger Abteile I. Klasse fortab eingereiht werden, als bisher, aber die zahlungswilligen Reisenden werden ihren Luxusansprüchen auch späterhin nicht zu ent­sagen brauchen. Das kommende Jahr wird die Lösung des Tabakexportproblems bringen. Unter Einbeziehung der Tabalkgesellschaften, die der Creditbank, der Kommerzialbank und der Britisch-Ungarischen Bank angegliedert sind, werden drei Tabakfirmen — zwei holländische und eine belgische — eine Aktien­gesellschaft gründen, die sich dem Absatz des un­garischen Tabaks im Auslande widmen wird. Sie wird mit keinem Tabakimportmonopol ausgestattet werden, wie das bisher alle Exportfirmen anstrebten, die sich um unser Tabakexportgeschäft beworben hatten. Wird sich die neue Gesellschaft bewähren, so wird sich das mit Tabakpflanzen bestellte Areal um 20.000 Katastraljoch erweitern lassen. Die dazu geeignetsten Flächen sind durch den hervorragen­den Agronomen Peter Treitz bereits auserkoren. Im Finanzministerium weiß man wohl, daß den .Staatsfinanzen erst ein Aufschwung des Wirtschafts­lebens wirklich helfen könnte; diesen Aufschwung will man durch Begebung der in Aussicht genom­menen Staatsanleihe herbeiführen. Aus ihrem Erlös sollen die entleerten Gefäße der wirtschaftlichen Blutzirkulation wieder aufgefüllt werden. Nun weiß freilich niemand, wann die Kapitalmärkte des Westens den für diese Transaktion geeigneten Zeitpunkt als gekommen ansehen werden. Jedenfalls will die Regierung mit der Belebung der Wirtschaft und der zumindest teilweisen Befriedigung der pri­vaten Kreditansprüche nicht so lange warten. Da gewisse Vorsichtsrücksichten dafür sprechen, den bereits empfangenen Schatzwechselkredit als eiser­nen Reservebestand zu bewahren, entschloß sich die Regierung, den dringendsten Kreditbedarf der Klein­­landwirte, des Kleingewerbes wie auch des Klein­handels durch staatlich garantierte Kredittrans­aktionen decken zu helfen, wie kürzlich 2.5 Mil­lionen Pfund Sterling für solche Zwecke dem Bodenkreditinstitut der Kleingrundbesitzer be­schafft wurden; über weitere 2.5 Millionen Pfund wird jetzt verhandelt. Im Inlande selbst wurde ein Kredit von 30 Millionen Pengő für Wohnbauzwecke aufgebracht, dem Institut für industriellen Hypo­thekarkredit soll ebenfalls zu neuerem Kapital ver- Feuilleton. Glückseliges neues Jahr! Von ERNST SZÉP. Oh, diese starrsinnigen Menschen. Auch jetzt noch wollen sie nicht darauf verzichten, einander am ersten Januar ein glückseliges neues Jahr zu wünschen. Noch immer haben sic den Mut, das Wort Glückseligkeit auf die Lippen zu nehmen. Was ist doch bloß diese Glückseligkeit? - Was ist sie gewesen? Du lieber Gott... ich habe es schon ganz vergessen. Mich will bedünken, als sei sie irgendein inter­nationales Schlagwort gewesen und ich hätte es in allen Sprachen des Kontinents gelesen Man hat mit dem Wort Glückseligkeit irgendeine hirnverbrannte Propaganda getrieben. Wer erinnert sich? Wer erinnert sich an jenen Maeterlinck-Vers, den wir einst zum Einschlafen ge­flüstert haben, an jenen ätherischen Vers, der also begann: „J’ai marché trente ans, nies soeurs ...“ Ja, dreißig Jahre irrte ich umher, meine lieben schönen Schwesterchen, ich habe die Glückseligkeit nicht gefunden. Die Füße schmerzen mich, mein Herz schlug sich müde, meine armen kleinen Schwester­lein, meine Teuren, dreißig Jahre habe ich gesucht, ich lege mein Bündel ab, hebt es aut, macht euch auf den Weg, suchet auch ihr: — die Glückseligkeit. Wer will hier auf dieser armseligen Welt noch glückselig sein? Weß Seele ist noch verliebt in eine unbekannte andere Seele, wie der ziehende Mond in einen unbekannten anderen Mond? Wer vermag noch sich zu langweilen in dem morgendlichen Meer und in allen Farben der Liberty Seidenfabrik? Wer schwärmt noch im abendlichen Fieber, im Jugend­rausch von Selbstmord? Welche träumerische kleine, sechzehnjährige Komtesse wird heute noch mit ihrem warmeil Zeigefinger träge zwischen die Eisblumen auf eine Fensterscheibe schreiben: Glückse... Träumt sie nicht eher von einem englischen Sattel oder von einem noch neueren Auto? Wo ist ein herrlicher gekrönter König, der in lauer Übersättigung in einer namenlosen und wimpellosen Jacht dem Ozean, fremd und frei, zu­stürmen will mit einer wilden Geliebten? Wann gewähren Sorgen und Ängste dem König Zeit und Muße zu einer Phantasie, zu einer viertelstündigen Ewigkeit, bis er in seiner Seele die Thronrede der Glückseligkeit hören kann? Der erhabenste Traum eines Königs ist, daß sein Thron noch lange nicht erschüttert werde, die Valuta des Landes fieberfrei bleibe und das Exposé des Außenministers ver­trauenerweckend wirke. Auch die Träume sind schon ebenerdig. Sie erreichen nicht die Höhe der Kirchen, nicht einmal die der Brücken. Gab es wohl in unserer schönen besseren Welt, die fallit geworden ist, gab es wohl in jener Welt von gestern eine Glückseligkeit? Nein, es gab keine, aber es gab zumindest einen — Mangel an Glück­seligkeit. Heute mangelt sogar der Mangel. „Ihr habt in der Zoltän-ucca eine Dreizimmer­wohnung gefunden? Oh, seid Ihr aber glücklich!“ „Wie glücklich wäre ich. meine Liebe, wenn ach mir den schönen Pelz kaufen könnte, heute habe ich ihn in der Väci-ucca im Schaufenster gesehen, 400 Pengő, wunderhaft billig — und ich habe kein Geld, ist das nicht ärgerlich?“ Ein nicht einmal erstklassiger Pelz war die ein­zige Hemd-und-Hose, der Strumpf eines mißtraui­schen kleinen fremden Tieres gewesen. Das war Glückseligkeit! Dann ein auf Raten gekauftes Ski­­kostüm, und ein Grammophon, des weiteren sechs Paar Waschhandschuhe aus Hirschleder. Ach. du kleingeschriebene Menschheit mit dem bettelarmen Herzen, du bist wahrhaftig keine große Sache! Mir kommen am ersten Januar alte, verjährte Schulden in den S»nn. Ich bin bei vielen, vielen armen kleinen Unterwürfigen, Höflichen, Lebens­kundigen. Verschlagenen angekreidet. Die mir einmal auf Schablonen-Zirkularen, Visitenkarten, auf gele­gentlichen Ansichtskarten glückselige Jahre ge­wünscht haben. Denen ich die Glückwünsche mit Silbergulden danken konnte, dem Briefträger, dem Liftjungen, dem Dienstmann, dem Klubdiener, dem Laufburschen, dem Theaterportier, dem Radfahrer der Redaktion und Etceteras. Ich könnte sagen, daß ich mit diesen Leuten quitt bin, nicht wahr? Aber ich bin mit ihnen durchaus nicht quitt. Denn auf die Botschaft der Seele ist das Trinkgeld keine Ant­wort: das ist bloß Geld ... und dann habe ich auch liebenswürdige Neujahrswünsche nicht beantwortet, die mir übertrieben treue Leser, ungefeierte Schau­spieler und lächelnde Garderobefrauen, alte und ver­gessene Studiengenossen und kaum je gesehene arme Verwandte schickten. Sie lebten in dem Glau­ben, zu wissen, was das Glück sei, das sie mir wünschten; ich wußte, daß ich es nicht wußte, und daher wußte ich nicht, was ich ihnen wünschen solle... Jetzt weiß ich es vielleicht besser. Laßt mich euch allen, deren Schuldner ich bin, ihr weinenden Waisenkinder der Zeit, laßt mich jetzt, wo ich vielleicht klüger geworden bin, laßt mich euch wünschen zwei Zimmer und Küche, gestrickte Dop­pelhandschuhe, zwölf Meterzentner Kohle (das ist nicht viel!), ein Dutzend Hemden und drei Paar Strümpfe per Kopf oder per Fuß, das heißt doch per Kopf, denn es kämen pro Fuß sechs Paar heraus, und wenn ich euch so viel wünschte, würdet ihr glauben, daß ich es gar nicht ernst meine. Ich wünsche euch goldene Brücken im Munde und Por­zellanzähne, Bettfedern, die die Engel während des Schneiens insgeheim durch den Schornstein zu euch niedergleiten ließen. Ich wünsche euch jeden Tag weißes Schweinefleisch aus der Markthalle, wenig-

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